Moin moin,
ich nutze mal die Gelegenheit des Lock Downs zur Vorstellung der letzten Uhr, die noch 2020 ankam.
Eine schöne, relativ gut erhaltene Zenith mit Reglage von Charles Rosat.
Das Baujahr der Uhr dürfte sich um 1926/27 bewegen. Neben der filigranen Regulageeinrichtung mit der schön geschwungenen Gegendruckfeder war der Kern seiner Erfindung das bewegliche Spiralklötzchen, was ca. 20 Jahre zuvor zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Richard Lange führte, dessen Haus eine ähnliche Erfindung für sich beanspruchte. Der Streit wirbelte einigen Staub auf, der bis in die damaligen Uhrmacherzeitungen mit längeren Artikeln gelang. Letztlich hat man sich aber irgendwie geeinigt.
Das Patent für die erste Version seiner Regulage (noch ohne die Gegendruckfeder) meldete er im November 1900 an. Im September 1901 übertrug er eine Lizenz an Georges Favre-Jacot, der diese Regulage in seinen höherwertigen Zenith-Uhren einsetze. Diese Uhren hatten in der Regel mindestens 17 Steine. Die Zusammenarbeit der Häuser Rosat und Zenith begann um die Jahrhundertwende auch in der Form, als dass Rosat Werke von Zenith bezog, Rosat einige Jahre später Werkstattleiter im Hause Zenith und schließlich, 1922, in die Verwaltungsräte der Häuser Zenith und Le Phare berufen wurde. Letztgenannte Firma gehörte damals zu Zenith. Neben diesen Tätigkeiten war Rosat noch sehr stark im Technicum Locle und im Observatorium Neuchatel engagiert.
Bekannt ist auch, dass Rosat für Zenith einige Uhren für die Chronometerwettbewerbe kreierte. Ungeklärt ist bis dato das Basiskaliber einer kleinen Serie von Wettbewerbschronometern. Die einen gehen von einer Basis LeCoultre aus, ich glaube da mehr an ein Basiskaliber aus dem Technicum, welches vermutlich zu Schulungs-, wissenschaftlichen oder sonstigen Zwecken entwickelt wurde. Aber das ist ein anderes Thema.
Hauptsächlich war Charles Rosat aber einer DER Star-Regleure der damaligen Zeit. Um einen Vergleich zu bemühen, was ein derartiger Regleur (gab noch ein paar mehr von der Sorte) für die damalige Uhrenwelt bedeutete, möchte ich mal die Modewelt heranziehen und den Namen Karl Lagerfeld in den Raum werfen, der seinerseits auch als Angestellter bei Chanel anfing. Natürlich war der Bekanntheitsgrad erheblich geringer. Den Namen Rosat kannte damals die vergleichsweise Handvoll Uhrenfabrikanten und heute noch ein paar Nerds, den Namen Lagerfeld kennt die ganze Welt. Die Bedeutung aber ist für jedes Genre ziemlich ähnlich.
Zurück zu dieser Uhr: Die verbaute Reglage ist die zweite Version, die im Februar 1902 zum Patent angemeldet wurde. Erstaunlich ist das Baujahr gegen Mitte / Ende der 20'er Jahre, weil zu der Zeit überwiegend eine Reglage von Hermann Roost verbaut wurde, die, nach Ablauf der Patentfrist, ab den 40'er Jahren auch von Ulysse Nardin verwendet wurde. Das Basiswerk ist eines der typischen Zenith Arbeitspferde, wie sie damals zu hunderttausenden produziert wurden. Die Unruh ist selbstredend eine bimetallische Kompensationsunruh mit gebläuter Breguet-Spirale, was aber damals zum damaligen Zeitpunkt zum allgemeinen Standard gehörte.
Das Gehäuse ist aus 800'er Silber und der Staubdeckel gehört zur letzten Generation der Staubdeckel mit Medaillen, da auch die Medaille aus Mailand eingeprägt wurde, die aber meiner bescheidenen Meinung nach gar nicht auf Zenith Gehäuse gehört. Eine ausführliche Abhandlung zu den Staubdeckeln findet sich hier.
Soweit dann erstmal.
Ach ja, frohes neues Jahr!
ich nutze mal die Gelegenheit des Lock Downs zur Vorstellung der letzten Uhr, die noch 2020 ankam.
Eine schöne, relativ gut erhaltene Zenith mit Reglage von Charles Rosat.
Das Baujahr der Uhr dürfte sich um 1926/27 bewegen. Neben der filigranen Regulageeinrichtung mit der schön geschwungenen Gegendruckfeder war der Kern seiner Erfindung das bewegliche Spiralklötzchen, was ca. 20 Jahre zuvor zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Richard Lange führte, dessen Haus eine ähnliche Erfindung für sich beanspruchte. Der Streit wirbelte einigen Staub auf, der bis in die damaligen Uhrmacherzeitungen mit längeren Artikeln gelang. Letztlich hat man sich aber irgendwie geeinigt.
Das Patent für die erste Version seiner Regulage (noch ohne die Gegendruckfeder) meldete er im November 1900 an. Im September 1901 übertrug er eine Lizenz an Georges Favre-Jacot, der diese Regulage in seinen höherwertigen Zenith-Uhren einsetze. Diese Uhren hatten in der Regel mindestens 17 Steine. Die Zusammenarbeit der Häuser Rosat und Zenith begann um die Jahrhundertwende auch in der Form, als dass Rosat Werke von Zenith bezog, Rosat einige Jahre später Werkstattleiter im Hause Zenith und schließlich, 1922, in die Verwaltungsräte der Häuser Zenith und Le Phare berufen wurde. Letztgenannte Firma gehörte damals zu Zenith. Neben diesen Tätigkeiten war Rosat noch sehr stark im Technicum Locle und im Observatorium Neuchatel engagiert.
Bekannt ist auch, dass Rosat für Zenith einige Uhren für die Chronometerwettbewerbe kreierte. Ungeklärt ist bis dato das Basiskaliber einer kleinen Serie von Wettbewerbschronometern. Die einen gehen von einer Basis LeCoultre aus, ich glaube da mehr an ein Basiskaliber aus dem Technicum, welches vermutlich zu Schulungs-, wissenschaftlichen oder sonstigen Zwecken entwickelt wurde. Aber das ist ein anderes Thema.
Hauptsächlich war Charles Rosat aber einer DER Star-Regleure der damaligen Zeit. Um einen Vergleich zu bemühen, was ein derartiger Regleur (gab noch ein paar mehr von der Sorte) für die damalige Uhrenwelt bedeutete, möchte ich mal die Modewelt heranziehen und den Namen Karl Lagerfeld in den Raum werfen, der seinerseits auch als Angestellter bei Chanel anfing. Natürlich war der Bekanntheitsgrad erheblich geringer. Den Namen Rosat kannte damals die vergleichsweise Handvoll Uhrenfabrikanten und heute noch ein paar Nerds, den Namen Lagerfeld kennt die ganze Welt. Die Bedeutung aber ist für jedes Genre ziemlich ähnlich.
Zurück zu dieser Uhr: Die verbaute Reglage ist die zweite Version, die im Februar 1902 zum Patent angemeldet wurde. Erstaunlich ist das Baujahr gegen Mitte / Ende der 20'er Jahre, weil zu der Zeit überwiegend eine Reglage von Hermann Roost verbaut wurde, die, nach Ablauf der Patentfrist, ab den 40'er Jahren auch von Ulysse Nardin verwendet wurde. Das Basiswerk ist eines der typischen Zenith Arbeitspferde, wie sie damals zu hunderttausenden produziert wurden. Die Unruh ist selbstredend eine bimetallische Kompensationsunruh mit gebläuter Breguet-Spirale, was aber damals zum damaligen Zeitpunkt zum allgemeinen Standard gehörte.
Das Gehäuse ist aus 800'er Silber und der Staubdeckel gehört zur letzten Generation der Staubdeckel mit Medaillen, da auch die Medaille aus Mailand eingeprägt wurde, die aber meiner bescheidenen Meinung nach gar nicht auf Zenith Gehäuse gehört. Eine ausführliche Abhandlung zu den Staubdeckeln findet sich hier.
Soweit dann erstmal.
Ach ja, frohes neues Jahr!

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