
SpeedCat
Themenstarter
Für eine passende Audiountermalung empfehle ich folgendes Stimmungsvideo:
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Seit 38 Jahren ist die Siedlerfähre SPES – lateinisch für Hoffnung – schon auf dem Weg zum Trappist-1 System, um auf Trappist-1f zu landen. 293 Siedler befinden sich an Bord in künstlichem Tiefschlaf. Die aktive Crew, die den Flug technisch betreut, besteht aus 14 Männern und acht Frauen. Reisefortschritt: 83%.
Ivan lag auf dem Rücken, mit dem Oberkörper weit in die geöffnete Wandverkleidung eines der Frachträume geschoben. Ab und zu knarzten die Versorgungsleitungen, während er nach der lockeren Halteklammer suchte. „Irgendwo muss doch... blyat!“ Seit Stunden tat sich nichts. Russische Flüche, blutige Fingerknöchel, an scharfkantigen Rahmenteilen aufgescheuert, aber das gesuchte Geräusch war unauffindbar. Giovanni, von allen nur Joe genannt, saß auf dem Boden neben dem Loch in der Wand, aus dem ein halber Ukrainer herausragte. „Scheiße Ivan, das ist doch... das ist doch Kacke. Wie lange willst Du denn da noch rumsuchen, cazzo? Es gibt gleich Essen!“ „Jaa jaa, heul nicht rum. Zieh mich raus hier, aber pass auf, dass Du mir nichts abreißt!“
Der Eine blutig und genervt, der Andere dreckig und gelangweilt, tauchten Joe und Ivan kurze Zeit später bei Buzz im Kommandomodul auf. „Und, gefunden?“ fragte der Amerikaner in den Raum hinter sich. Er bekam keine Antwort, brauchte aber auch keine. Seit etlichen Wochen ging das Spielchen nun schon so. Geräusche aus allen Ecken des Schiffs, keins davon ließ sich abstellen oder auch nur orten. „Gut, geht was essen! Der Rest hat schon! Morgen dann bei... ähm...“ Er blätterte langsam den Bauplan der fast 400 Meter langen SPES durch. „Deck drei! Zwei... Deck zwei! Erst der äußere Gang, danach diieeeee...“ Alle bereits kontrollierten Stellen waren mit unterschiedlichen Farben im Bauplan gekennzeichnet. Rot für die tragenden Teile, blau für die Leitungen, grün für Verblendungen und im Zweifel Verzichtbares. „Gang, dann die hintere Ecke vom Hospital. Und wenn danach Zeit ist, sehen wir weiter!“ Außer einem bestätigenden Grunzen kam wieder keine Antwort. Buzz, der eigentlich Henry hieß, ließ die Pläne wieder auf den leeren Stuhl neben sich fallen.
„Marie, shhh.... DA!“ Beide hielten kurz inne. Dyen deutete mit dem ausgestreckten Arm ein Stück den Raum entlang. „Hast Du das gehört?“ Stille. Minutenlang standen beide Frauen regungslos da und lauschetn in den Gang. Tink. Tink. „DA wars doch, oder?!“ „Entspann dich, Dyen. Irgendwelche Mikrometeoriten, die hört man so weit vorne doch immer! Wie lange bist Du für deine Schicht jetzt schon wach?“ „Vier Wochen! Ich hasse die Rotation...!“ Langsam gingn beide weiter, Schritt für Schritt in Richtung Bug. Die Bewegungsmelder hielten ihre Umgebung sicher im Radius von 20 Metern hell erleuchtet. Außer dem Rascheln ihrer Kleidung und dem leisen Rauschen der Klimaanlage war nichts zu hören.
Mittlerweile hatten sich fast alle Crewmitglieder in der Messe eingefunden. Inzwischen hat schon niemand mehr Lust, sich über den Ursprung der Geräusche auszutauschen. Scheinbar wahllos kamen sie mal aus dem Innenraum, mal schien an der Außenhülle der SPES etwas locker zu sein. Vielleicht war auch einer der Signalmasten abgebrochen und baumelte an seinem Kabel herum. „Wo ist eigentlich Buzz?“ fragte Joe. Dyen antwortete knapp. „Schläft! Brücke! Glaub ich!“ „Lightyear!“ rief Ivan und kicherte danach, während er das gespülte Geschirr hinter den magnetisch gesicherten Türen verstaute. „Aldrin, Du Wichser!“ konterte Joe. Er konnte den dämlichen Witz schon längst nicht mehr hören. „krch... Kommt doch mal alle, ich hab da... TONK.“ krächzte es aus der Sprechanlage. Verunsichert sah sich die Crew an, niemand wollte zuerst aufstehen. Aber niemand wollte sitzen bleiben, denn DIESES Geräusch hatten sie alle gehört.
An der Tür zum Kommandomodul traf die Gruppe Marie, die aus einem Gang rechts von ihnen angeeilt kam. „Wo ist Dyen?“ fragte Ivan. Marie sah ihn an, drehte sich dann aber fragend nach hinten. „Na hie... Shit. DYEN?“ TONK. Ivan griff nach Maries Ärmel und hielt sie fest, und verhinderte damit, dass sie wieder den Gang entlang verschwand, um nach Dyen zu suchen. In der Richtung aus der Marie vorher kam, löschten die Bewegungsmelder nach und nach das Licht. Die Dunkelheit kroch den Ganz entlang auf sie zu. „WAS SOLL DAS IVAN, LASS MICH LOS!“ Marie wollte sich losreißen. Sie sah Ivan an, der sie gar nicht mehr zu beachten schien. Er starrte nur mit ausdruckslosem Gesicht zur Tür. Joe hatte sie geöffnet und den Raum als erster betreten. TONK. Nach und nach trat die Crew in den kleinen Raum voller Computer, der wie eine Warze auf der Stirn der SPES klebte, ganz oben und fast am Bug. Sie sahen zu Buzz. TONK. Buzz saß am Boden. Mit platt ausgestreckten Beinen, offenem Mund und seinem Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. TONK. Das Mikrofon der Sprechanlage noch in der Hand, sagte er keinen Ton. TONK. Joe fing sich als erster wieder. „Was... Buzz?!“ TONK. „Was ist das?“ TONK. TONK.
„Es klopft... an... der Luke!“
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Auf den Tag genau zehn Jahre ist es jetzt her, seit ich meine letzte Vorstellung geschrieben habe. Ich habe lange überlegt was ich hier mal zeigen könnte, was noch nicht zur Genüge vorgestellt wurde. Ich bin viel zu mainstream. Diese Uhr hier war die Einzige, die ich so richtig außergewöhnlich fand...: (Alle Bilder sind übrigens per Klick vergrößerbar!)
Xeric Trappist-1 NASA Edition Blue Supernova
Im Jahr 1999 wurde, ca. 40 Lichtjahre von der Erde entfernt, der rote Zwergstern Trappist-1a entdeckt und bekam die Katalogbezeichnung 2MASS J23062928-0502285. Die weitere Erforschung des Sterns erfolgte dann mit dem Transiting Planets and Planetesimals Small Telescope in Chile, woher dann auch der Name TRAPPIST-1 stammt. Insgesamt haben die Forscher, dann unter Verwendung des Spitzer Weltraumteleskops (ehemals SIRTF), sieben erdähnliche Planeten entdeckt, die ihren Zentralstern umkreisen. Deren Bezeichnungen sind kreativerweise Trappist-1b bis -1h.
La Silla Observatory
Das Besondere an diesem Planetensystem ist seine vergleichbar geringe Größe. Sie ähnelt eher dem System der Jupitermonde als unserem Sonnensystem. Aufgrund der deutlich schwächeren Lichtstrahlung ihres Sterns befinden sich aber gleich mehrere der Planeten in der habitablen Zone, nämlich Trappist-1 e, f und g. Und da rote Zwerge deutlich älter werden als sonnenähnliche Sterne und es somit länger gleichbleibende Bedingungen gibt, sind genau diese Planeten heiße Kandidaten für die mögliche Entwicklung von Leben.
https://news.mit.edu/2018/mit-eaps-julien-de-wit-trappist-1-science-team-receive-nasa-award-0906
Für die Sternengucker unter euch hier noch schnell die Umgebung, in der das Trappist-System zu finden ist:
Ich möchte das hier nicht in die informationstechnische Länge ziehen, daher verweise ich mal auf Wikipedia. Von den dortigen Quellen aus kann man sich ziemlich prima in ein Wurmloch von sich weiterverzweigenden Informationen klicken, super interessant.
Am 16.08.2019 startete eine Kickstarter-Kampagne der Microbrand Xeric. Einer 2013 erstmals in Erscheinung getretenen Firma, die in den Jahren zuvor von Hobby zu Spleen, von Spleen zu Pragmatismus und von dort ins Unternehmertum gewachsen ist. Mittlerweile hat man elf Uhren erfolgreich über Kickstarter auf den Markt gebracht, davon eine ungewöhnlicher als die andere... Manche Modelle sind definitiv gefälliger als der Rest, aber sobald irgendwo jemand „NASA“ drauf drucken darf, wird mein innerer Nerd getriggert und ich kann nicht anders, als schon mal einen Schwung Coolnesspunkte zu vergeben. Das Design und die Herstellung dieser Uhr wurden tatsächlich von der NASA abgesegnet. Pro hergestellter Farbversion gibt es eine limitierte Auflage von 1969 Stück, um damit die Mondlandung vom 20.05.1969 zu ehren.
NASA – Wikipedia
Die Trappist-1 hat mit Leuchtmasse ausgelegte Zeiger und ist auch auf dem Zifferblatt reichlich mit Superluminova belegt. Aber weil 35g Leuchtmasse den Designern noch nicht leuchtstark genug waren, wurden Stunden- und Minutenzeiger noch jeweils ein Tritiumröhrchen spendiert, um auch ohne vorherige Lichteinwirkung die Ablesbarkeit zu ermöglichen. Einmal pro Minute vervollständigt der Sekundenzeiger die Sternenkarte der Umgebung des Trappist-1 System.
Das über dem Zifferblatt befindliche Gestell der Uhr trägt im inneren Kreis nicht nur die Stundenbezeichnung, sondern repräsentiert die Cupola – den Aussichtsturm der ISS, der sich auf dem Tranquility-Modul befindet. Im Gegensatz zur echten Cupola hat der Stundenrahmen der Uhr aber nicht nur sechs, sondern zwölf Stützstreben, die gleichermaßen als Stundenindizes fungieren.
Tranquility and Cupola, a stellar combo benefiting mankind since 2010
Die Cupola (italienisch für “Kuppel“) ist so ziemlich das faszinierendste Modul der ISS. Die Cupola wird nicht nur genutzt um die Aussicht zu genießen, sondern auch um den Roboterarm der ISS zu bedienen, Außenmissionen zu überwachen und bei Andockverfahren zu helfen. Am 08.02.2010 startete das Modul zusammen mit seinem Trägermodul Tranquility an Bord der Endeavour in Richtung Raumstation.1,5 Meter über der Oberfläche von Tranquility und mit einem Durchmesser von knapp drei Metern haben zwei Menschen in der Kuppel Platz. Die sechs seitlichen Fenster und das mittlere Fenster mit 80cm Durchmesser können mit absurd dicken „Fensterläden“ vor Beschädigungen geschützt werden. Die wird auch die meiste Zeit so gehandhabt, denn aus Sicherheitsgründen sollen maximal drei der sieben Luken gleichzeitig geöffnet werden. Die in Flugrichtung vorderen Fenster sind dabei der „Arbeit“ vorbehalten, sightseeing und Träumereien sollen bitte durch die hinteren Scheiben stattfinden. Ich habe auch schon das Gerücht gelesen, dass sämtliche Fenster inzwischen bis auf Weiteres verschlossen bleiben, da die Spezialscheiben ihre Lebenserwartung von 10 Jahren inzwischen erreicht und das Ausmaß der bisherigen Beschädigungen durch Mikrometeoriten den Nicht-mehr-ganz-sorglos-Status angenommen haben.
Fun fact: Das Gehäuse der Cupola wurde in Hattingen hergestellt. Dort gibt es am SatKomRuhr-Tower auch noch eine frühere Version der Konstruktion zu bewundern.
ISS Tranquility Module (Node 3) – SpaceCraftEarth
Das Tranquility-Modul (benannt zu Ehren der ersten Mondlandung, die im Mare Tranquillitatis stattfand), auf dem sich die Kuppel befindet, ist eines der zentral wichtigen Module der ISS und ist nicht nur für diverse Andockmanöver genutzt worden, sondern beinhaltet auch diverse Lebenserhaltungssysteme wie die Aufrechterhaltung der ISS-Atmosphäre, also Atemluft und so Zeug, Steuersysteme, die Hygieneabteilung und etliches sonst.
Noch ein fun fact: Die NASA hatte die Benennung des Moduls in einer Abstimmung der Öffentlichkeit überlassen. Ursprünglich lag „Serenity“ (Heiterkeit) vorn. Der Komiker Stephen Colbert rief in seiner Show allerdings dazu auf, für den Namen „Colbert“ abzustimmen, was auch in Windeseile so viele Menschen taten, dass der Vorschlag auf Platz 1 landete. Die NASA hat diesen überirdischen Vorläufer von Boaty McBoatface aber schon 2009 verhindert und den Namen Tranquility einfach selbst ausgesucht.
Zur besseren Vorstellung der Cupola Mal ein bisschen schräg. Die Stundenmarkierungen im "Zentralfenster" sind fast senkrecht angebracht. Im ersten Moment und ohne die passende Beleuchtung könnte man das glatt übersehen.
Grundsätzliches Problem: Was ne echte Kuppel sein will, ist per sé stark gewölbt. Das bedeutet im Fall von Hesalitglas zwangsläufig ne Tonne Kratzer, außerdem auf jedem Foto Spiegelungen. Man kann diese Uhr nicht ohne Spiegelung fotografieren, zumindest wenn man so faul ist wie ich und auf das große Lichtsetup verzichtet.
Das Lederband mit farblich passender Hardware ist überraschend anschmiegsam, außerdem sieht es geschlossen echt amtlich nach NASA aus. Zur Uhr gehört zwar auch noch ein dunkelblaues Nato mit ebenfalls passender Hardware, aber an Leder finde ich sie deutlich attraktiver.
Hier erkennt man nicht nur gut den Sonnenschliff auf dem tiefblauen Blatt, sondern auch den ungewöhnlichen Sekundenzeiger. Ich habe bis heute nicht herausgefunden in welche Richtung er eigentlich zeigt. Dafür ist das Tritiumröhrchen des Stundenplaneten mit im Bild.
Die Krone ist nicht verschraubt und auch nicht besonders griffig, daran ändern auch die in den Rand eingebrachten Löcher nicht viel. Das Miyota 8215 bietet allerdings auch nicht viel Widerstand, so dass es trotzdem nicht zu Schwierigkeiten kommt.
Über den Druck der Stundenmarkierung könnte man diskutieren, in vivo fällt das allerdings nicht auf. Ich nehme an, die Stelle für diesen Druck ist außergewöhnlich genug, so dass man über die Porösität wird hinweg sehen können.
Das Werk ist, bis auf den Rotor, nicht individualisiert. Mehr als "The eagle has landed" muss man glaube ich auch nicht wissen. Die Uhr strotzt nur so vor Weltraum-Pathos, und am Rotor findet das definitiv seinen Gipfel.
Die schon angesprochene Menge an Leuchtmasse, also die Leucht-Masse, ist jedenfalls ein Knaller. Leider in dieser Intensität nur relativ kurz zu genießen, aber dank Tritium auch nicht zum Ablesen der Uhrzeit nötig. Eine nette Zusatzinfo: Die Leuchtmasse auf den Zeigern, die direkt neben den Tritiumröhrchen liegt, wird durch diese nicht angeregt. Man darf also davon ausgehen, dass die Strahlung die Uhr nicht verlässt. Jetzt hat man da endlich mal ein anschauliches Beispiel für.
TLDR: Guck ma, Uhr für Nerds.
Technische Daten:
Werk: Miyota 8215 Automatik, 42 Stunden Gangreserve, 21600 Halbschwingungen pro Stunde, 21 Rubine, Ganggenauigkeit von -20/+40 Sekunden pro Tag
Funktionen: Tritium + Superluminova Stunden- und Minutenzeiger in Planetenform Sekundenzeiger als Teil der Sternenformation Trappist im Sternbild Wassermann
Zifferblatt: Constellation Superluminova Sternenkarte
Gehäuse: 316L Edelstahl
Glas: Bombiertes Hesalitglas
Wasserdichte: 5 ATM
Maße: 44mm Durchmesser x 15mm Höhe (+4mm Glas)
Lug to Lug: 47mm
Band: 22mm Breite, italienisches Leder mit Schnellwechselsystem
Gewicht: 105g
Danke fürs Lesen!
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Seit 38 Jahren ist die Siedlerfähre SPES – lateinisch für Hoffnung – schon auf dem Weg zum Trappist-1 System, um auf Trappist-1f zu landen. 293 Siedler befinden sich an Bord in künstlichem Tiefschlaf. Die aktive Crew, die den Flug technisch betreut, besteht aus 14 Männern und acht Frauen. Reisefortschritt: 83%.
Ivan lag auf dem Rücken, mit dem Oberkörper weit in die geöffnete Wandverkleidung eines der Frachträume geschoben. Ab und zu knarzten die Versorgungsleitungen, während er nach der lockeren Halteklammer suchte. „Irgendwo muss doch... blyat!“ Seit Stunden tat sich nichts. Russische Flüche, blutige Fingerknöchel, an scharfkantigen Rahmenteilen aufgescheuert, aber das gesuchte Geräusch war unauffindbar. Giovanni, von allen nur Joe genannt, saß auf dem Boden neben dem Loch in der Wand, aus dem ein halber Ukrainer herausragte. „Scheiße Ivan, das ist doch... das ist doch Kacke. Wie lange willst Du denn da noch rumsuchen, cazzo? Es gibt gleich Essen!“ „Jaa jaa, heul nicht rum. Zieh mich raus hier, aber pass auf, dass Du mir nichts abreißt!“
Der Eine blutig und genervt, der Andere dreckig und gelangweilt, tauchten Joe und Ivan kurze Zeit später bei Buzz im Kommandomodul auf. „Und, gefunden?“ fragte der Amerikaner in den Raum hinter sich. Er bekam keine Antwort, brauchte aber auch keine. Seit etlichen Wochen ging das Spielchen nun schon so. Geräusche aus allen Ecken des Schiffs, keins davon ließ sich abstellen oder auch nur orten. „Gut, geht was essen! Der Rest hat schon! Morgen dann bei... ähm...“ Er blätterte langsam den Bauplan der fast 400 Meter langen SPES durch. „Deck drei! Zwei... Deck zwei! Erst der äußere Gang, danach diieeeee...“ Alle bereits kontrollierten Stellen waren mit unterschiedlichen Farben im Bauplan gekennzeichnet. Rot für die tragenden Teile, blau für die Leitungen, grün für Verblendungen und im Zweifel Verzichtbares. „Gang, dann die hintere Ecke vom Hospital. Und wenn danach Zeit ist, sehen wir weiter!“ Außer einem bestätigenden Grunzen kam wieder keine Antwort. Buzz, der eigentlich Henry hieß, ließ die Pläne wieder auf den leeren Stuhl neben sich fallen.
„Marie, shhh.... DA!“ Beide hielten kurz inne. Dyen deutete mit dem ausgestreckten Arm ein Stück den Raum entlang. „Hast Du das gehört?“ Stille. Minutenlang standen beide Frauen regungslos da und lauschetn in den Gang. Tink. Tink. „DA wars doch, oder?!“ „Entspann dich, Dyen. Irgendwelche Mikrometeoriten, die hört man so weit vorne doch immer! Wie lange bist Du für deine Schicht jetzt schon wach?“ „Vier Wochen! Ich hasse die Rotation...!“ Langsam gingn beide weiter, Schritt für Schritt in Richtung Bug. Die Bewegungsmelder hielten ihre Umgebung sicher im Radius von 20 Metern hell erleuchtet. Außer dem Rascheln ihrer Kleidung und dem leisen Rauschen der Klimaanlage war nichts zu hören.
Mittlerweile hatten sich fast alle Crewmitglieder in der Messe eingefunden. Inzwischen hat schon niemand mehr Lust, sich über den Ursprung der Geräusche auszutauschen. Scheinbar wahllos kamen sie mal aus dem Innenraum, mal schien an der Außenhülle der SPES etwas locker zu sein. Vielleicht war auch einer der Signalmasten abgebrochen und baumelte an seinem Kabel herum. „Wo ist eigentlich Buzz?“ fragte Joe. Dyen antwortete knapp. „Schläft! Brücke! Glaub ich!“ „Lightyear!“ rief Ivan und kicherte danach, während er das gespülte Geschirr hinter den magnetisch gesicherten Türen verstaute. „Aldrin, Du Wichser!“ konterte Joe. Er konnte den dämlichen Witz schon längst nicht mehr hören. „krch... Kommt doch mal alle, ich hab da... TONK.“ krächzte es aus der Sprechanlage. Verunsichert sah sich die Crew an, niemand wollte zuerst aufstehen. Aber niemand wollte sitzen bleiben, denn DIESES Geräusch hatten sie alle gehört.
An der Tür zum Kommandomodul traf die Gruppe Marie, die aus einem Gang rechts von ihnen angeeilt kam. „Wo ist Dyen?“ fragte Ivan. Marie sah ihn an, drehte sich dann aber fragend nach hinten. „Na hie... Shit. DYEN?“ TONK. Ivan griff nach Maries Ärmel und hielt sie fest, und verhinderte damit, dass sie wieder den Gang entlang verschwand, um nach Dyen zu suchen. In der Richtung aus der Marie vorher kam, löschten die Bewegungsmelder nach und nach das Licht. Die Dunkelheit kroch den Ganz entlang auf sie zu. „WAS SOLL DAS IVAN, LASS MICH LOS!“ Marie wollte sich losreißen. Sie sah Ivan an, der sie gar nicht mehr zu beachten schien. Er starrte nur mit ausdruckslosem Gesicht zur Tür. Joe hatte sie geöffnet und den Raum als erster betreten. TONK. Nach und nach trat die Crew in den kleinen Raum voller Computer, der wie eine Warze auf der Stirn der SPES klebte, ganz oben und fast am Bug. Sie sahen zu Buzz. TONK. Buzz saß am Boden. Mit platt ausgestreckten Beinen, offenem Mund und seinem Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. TONK. Das Mikrofon der Sprechanlage noch in der Hand, sagte er keinen Ton. TONK. Joe fing sich als erster wieder. „Was... Buzz?!“ TONK. „Was ist das?“ TONK. TONK.
„Es klopft... an... der Luke!“
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Auf den Tag genau zehn Jahre ist es jetzt her, seit ich meine letzte Vorstellung geschrieben habe. Ich habe lange überlegt was ich hier mal zeigen könnte, was noch nicht zur Genüge vorgestellt wurde. Ich bin viel zu mainstream. Diese Uhr hier war die Einzige, die ich so richtig außergewöhnlich fand...: (Alle Bilder sind übrigens per Klick vergrößerbar!)
Xeric Trappist-1 NASA Edition Blue Supernova
Im Jahr 1999 wurde, ca. 40 Lichtjahre von der Erde entfernt, der rote Zwergstern Trappist-1a entdeckt und bekam die Katalogbezeichnung 2MASS J23062928-0502285. Die weitere Erforschung des Sterns erfolgte dann mit dem Transiting Planets and Planetesimals Small Telescope in Chile, woher dann auch der Name TRAPPIST-1 stammt. Insgesamt haben die Forscher, dann unter Verwendung des Spitzer Weltraumteleskops (ehemals SIRTF), sieben erdähnliche Planeten entdeckt, die ihren Zentralstern umkreisen. Deren Bezeichnungen sind kreativerweise Trappist-1b bis -1h.
La Silla Observatory
Das Besondere an diesem Planetensystem ist seine vergleichbar geringe Größe. Sie ähnelt eher dem System der Jupitermonde als unserem Sonnensystem. Aufgrund der deutlich schwächeren Lichtstrahlung ihres Sterns befinden sich aber gleich mehrere der Planeten in der habitablen Zone, nämlich Trappist-1 e, f und g. Und da rote Zwerge deutlich älter werden als sonnenähnliche Sterne und es somit länger gleichbleibende Bedingungen gibt, sind genau diese Planeten heiße Kandidaten für die mögliche Entwicklung von Leben.
https://news.mit.edu/2018/mit-eaps-julien-de-wit-trappist-1-science-team-receive-nasa-award-0906
Für die Sternengucker unter euch hier noch schnell die Umgebung, in der das Trappist-System zu finden ist:
Ich möchte das hier nicht in die informationstechnische Länge ziehen, daher verweise ich mal auf Wikipedia. Von den dortigen Quellen aus kann man sich ziemlich prima in ein Wurmloch von sich weiterverzweigenden Informationen klicken, super interessant.
Am 16.08.2019 startete eine Kickstarter-Kampagne der Microbrand Xeric. Einer 2013 erstmals in Erscheinung getretenen Firma, die in den Jahren zuvor von Hobby zu Spleen, von Spleen zu Pragmatismus und von dort ins Unternehmertum gewachsen ist. Mittlerweile hat man elf Uhren erfolgreich über Kickstarter auf den Markt gebracht, davon eine ungewöhnlicher als die andere... Manche Modelle sind definitiv gefälliger als der Rest, aber sobald irgendwo jemand „NASA“ drauf drucken darf, wird mein innerer Nerd getriggert und ich kann nicht anders, als schon mal einen Schwung Coolnesspunkte zu vergeben. Das Design und die Herstellung dieser Uhr wurden tatsächlich von der NASA abgesegnet. Pro hergestellter Farbversion gibt es eine limitierte Auflage von 1969 Stück, um damit die Mondlandung vom 20.05.1969 zu ehren.
NASA – Wikipedia
Die Trappist-1 hat mit Leuchtmasse ausgelegte Zeiger und ist auch auf dem Zifferblatt reichlich mit Superluminova belegt. Aber weil 35g Leuchtmasse den Designern noch nicht leuchtstark genug waren, wurden Stunden- und Minutenzeiger noch jeweils ein Tritiumröhrchen spendiert, um auch ohne vorherige Lichteinwirkung die Ablesbarkeit zu ermöglichen. Einmal pro Minute vervollständigt der Sekundenzeiger die Sternenkarte der Umgebung des Trappist-1 System.
Das über dem Zifferblatt befindliche Gestell der Uhr trägt im inneren Kreis nicht nur die Stundenbezeichnung, sondern repräsentiert die Cupola – den Aussichtsturm der ISS, der sich auf dem Tranquility-Modul befindet. Im Gegensatz zur echten Cupola hat der Stundenrahmen der Uhr aber nicht nur sechs, sondern zwölf Stützstreben, die gleichermaßen als Stundenindizes fungieren.
Tranquility and Cupola, a stellar combo benefiting mankind since 2010
Die Cupola (italienisch für “Kuppel“) ist so ziemlich das faszinierendste Modul der ISS. Die Cupola wird nicht nur genutzt um die Aussicht zu genießen, sondern auch um den Roboterarm der ISS zu bedienen, Außenmissionen zu überwachen und bei Andockverfahren zu helfen. Am 08.02.2010 startete das Modul zusammen mit seinem Trägermodul Tranquility an Bord der Endeavour in Richtung Raumstation.1,5 Meter über der Oberfläche von Tranquility und mit einem Durchmesser von knapp drei Metern haben zwei Menschen in der Kuppel Platz. Die sechs seitlichen Fenster und das mittlere Fenster mit 80cm Durchmesser können mit absurd dicken „Fensterläden“ vor Beschädigungen geschützt werden. Die wird auch die meiste Zeit so gehandhabt, denn aus Sicherheitsgründen sollen maximal drei der sieben Luken gleichzeitig geöffnet werden. Die in Flugrichtung vorderen Fenster sind dabei der „Arbeit“ vorbehalten, sightseeing und Träumereien sollen bitte durch die hinteren Scheiben stattfinden. Ich habe auch schon das Gerücht gelesen, dass sämtliche Fenster inzwischen bis auf Weiteres verschlossen bleiben, da die Spezialscheiben ihre Lebenserwartung von 10 Jahren inzwischen erreicht und das Ausmaß der bisherigen Beschädigungen durch Mikrometeoriten den Nicht-mehr-ganz-sorglos-Status angenommen haben.
Fun fact: Das Gehäuse der Cupola wurde in Hattingen hergestellt. Dort gibt es am SatKomRuhr-Tower auch noch eine frühere Version der Konstruktion zu bewundern.
ISS Tranquility Module (Node 3) – SpaceCraftEarth
Das Tranquility-Modul (benannt zu Ehren der ersten Mondlandung, die im Mare Tranquillitatis stattfand), auf dem sich die Kuppel befindet, ist eines der zentral wichtigen Module der ISS und ist nicht nur für diverse Andockmanöver genutzt worden, sondern beinhaltet auch diverse Lebenserhaltungssysteme wie die Aufrechterhaltung der ISS-Atmosphäre, also Atemluft und so Zeug, Steuersysteme, die Hygieneabteilung und etliches sonst.
Noch ein fun fact: Die NASA hatte die Benennung des Moduls in einer Abstimmung der Öffentlichkeit überlassen. Ursprünglich lag „Serenity“ (Heiterkeit) vorn. Der Komiker Stephen Colbert rief in seiner Show allerdings dazu auf, für den Namen „Colbert“ abzustimmen, was auch in Windeseile so viele Menschen taten, dass der Vorschlag auf Platz 1 landete. Die NASA hat diesen überirdischen Vorläufer von Boaty McBoatface aber schon 2009 verhindert und den Namen Tranquility einfach selbst ausgesucht.
Zur besseren Vorstellung der Cupola Mal ein bisschen schräg. Die Stundenmarkierungen im "Zentralfenster" sind fast senkrecht angebracht. Im ersten Moment und ohne die passende Beleuchtung könnte man das glatt übersehen.
Grundsätzliches Problem: Was ne echte Kuppel sein will, ist per sé stark gewölbt. Das bedeutet im Fall von Hesalitglas zwangsläufig ne Tonne Kratzer, außerdem auf jedem Foto Spiegelungen. Man kann diese Uhr nicht ohne Spiegelung fotografieren, zumindest wenn man so faul ist wie ich und auf das große Lichtsetup verzichtet.
Das Lederband mit farblich passender Hardware ist überraschend anschmiegsam, außerdem sieht es geschlossen echt amtlich nach NASA aus. Zur Uhr gehört zwar auch noch ein dunkelblaues Nato mit ebenfalls passender Hardware, aber an Leder finde ich sie deutlich attraktiver.
Hier erkennt man nicht nur gut den Sonnenschliff auf dem tiefblauen Blatt, sondern auch den ungewöhnlichen Sekundenzeiger. Ich habe bis heute nicht herausgefunden in welche Richtung er eigentlich zeigt. Dafür ist das Tritiumröhrchen des Stundenplaneten mit im Bild.
Die Krone ist nicht verschraubt und auch nicht besonders griffig, daran ändern auch die in den Rand eingebrachten Löcher nicht viel. Das Miyota 8215 bietet allerdings auch nicht viel Widerstand, so dass es trotzdem nicht zu Schwierigkeiten kommt.
Über den Druck der Stundenmarkierung könnte man diskutieren, in vivo fällt das allerdings nicht auf. Ich nehme an, die Stelle für diesen Druck ist außergewöhnlich genug, so dass man über die Porösität wird hinweg sehen können.
Das Werk ist, bis auf den Rotor, nicht individualisiert. Mehr als "The eagle has landed" muss man glaube ich auch nicht wissen. Die Uhr strotzt nur so vor Weltraum-Pathos, und am Rotor findet das definitiv seinen Gipfel.
Die schon angesprochene Menge an Leuchtmasse, also die Leucht-Masse, ist jedenfalls ein Knaller. Leider in dieser Intensität nur relativ kurz zu genießen, aber dank Tritium auch nicht zum Ablesen der Uhrzeit nötig. Eine nette Zusatzinfo: Die Leuchtmasse auf den Zeigern, die direkt neben den Tritiumröhrchen liegt, wird durch diese nicht angeregt. Man darf also davon ausgehen, dass die Strahlung die Uhr nicht verlässt. Jetzt hat man da endlich mal ein anschauliches Beispiel für.
TLDR: Guck ma, Uhr für Nerds.

Technische Daten:
Werk: Miyota 8215 Automatik, 42 Stunden Gangreserve, 21600 Halbschwingungen pro Stunde, 21 Rubine, Ganggenauigkeit von -20/+40 Sekunden pro Tag
Funktionen: Tritium + Superluminova Stunden- und Minutenzeiger in Planetenform Sekundenzeiger als Teil der Sternenformation Trappist im Sternbild Wassermann
Zifferblatt: Constellation Superluminova Sternenkarte
Gehäuse: 316L Edelstahl
Glas: Bombiertes Hesalitglas
Wasserdichte: 5 ATM
Maße: 44mm Durchmesser x 15mm Höhe (+4mm Glas)
Lug to Lug: 47mm
Band: 22mm Breite, italienisches Leder mit Schnellwechselsystem
Gewicht: 105g
Danke fürs Lesen!
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