Zum Minutenrad hat sich
@Tiktakbrasil schon geäußert.
Als nächstes würde ich dir dringend empfehlen, Mikrolisk.de aufzusuchen, dort ganz viel zu schmökern und dem Andreas ewig zu huldigen, was er da an wichtigen Infos und Tipps gesammelt hat.
Du sprichst aus deiner Erfahrung von Ersatzteilsuche. Wie und wo kann man für nicht Markenuhren, für die es kein Ersatzteilservice gibt welche finden?
Wenn man sich ein bißchen was über die Materie angeeignet hat und das Kaliber kennt, kann man sich auf die Suche nach einem identischen oder ähnlichen Spenderwerk machen und auf sein Glück hoffen. Das kann schnell gehen, kann aber auch sehr, sehr lange dauern. Tja.
Ein Tipp: Zum Basteln als Anfänger würde ich mir lieber eine kaputte oder leicht pflegebedürftige russische Molnija holen. Die findest du immer mal wieder für um die 30,- Euro. Das Molnija 3602 ist eine solide und gut laufende Ankerhemmung, es ist nicht allzu exotisch aufgebaut und du findest immer Ersatzteile, falls dir was kaputtgeht.
Die Krone ist da probematischer.
An der Uhr fällt mir ein bisschen was auf... Aufforderung an alle Mitleser: Bitte mich korrigieren, falls ich Unsinn erzähle.
Also. Eigentlich sollte die Kronwelle ganz leicht herauskommen. Dein Gehäuse ist ein Savonette-Gehäuse mit einer Aussparung für eine Hebelstellung und für die Klinke, die den Sprungdeckel hält (Bild unten). Unten neben dem offenen Gehäuse liegt etwas, was mir wie die Sprungdeckelfeder aussieht, die hast du anscheinend aus dem Gehäusering rausgeholt.
Diese Schraube hier (Kreis) fixiert üblicherweise die Kronwelle, damit sie nicht rausfällt:
Das Loch ist leer. Wenn du sie nicht rausgeschraubt hast, dann fehlt sie. Eigentlich sollte jetzt schon die Kronwelle ganz leicht rausnehmbar sein bzw. von alleine rausfallen.
Wenn die Schraube abseits der Mitte des Pendanten sitzt, wie hier, dann deutet das entweder auf eine Kronenschaltung (was bei einer so simplen Uhr ungewöhnlich wäre) oder Drücker- oder Hebelstellung mit einem Haltebügel. Bei Kronenschaltung würde auf der Gegenseite der Winkelhebel sitzen. Bei Drücker- oder Hebelstellung würde diese Schraube entweder mittig sitzen und direkt in die Kronwelle greifen oder einen federnden Bügel herunterdrücken und fixieren, der die Kronwelle hält.
So ein Bügel könnte etwa so aussehen:
(Bild stammt von Mikrolisk.de - ich hoffe, der @Mikrolisk verzeiht mir)
Das Gehäuse hat aber keine Bohrung für den Drücker. Dein Werk sieht mir nach Hebelstellung aus (Bild rechts, Kreis), sofern ich das bei all dem Rost richtig sehe. Und der Bügel für die Kronwelle ist abgebrochen. Im Bild links sieht man noch den festgeschraubten Rest.
An den Zifferblatt ist keine Sekunde vorgesehen, nehme ich an? Zeig mal das Zifferblatt bitte.
Also - die Kronwellen-Schraube fehlt, aber die Kronwelle kommt nicht raus und hängt fest im Pendanten. Da wurde geklempnert... fragt sich nur, wie. Entweder hat der trickreiche Bastler eine Halterung für die Kronwelle ins Gehäuse reingelötet, damit die nicht rausfällt oder sich was anderes ausgedacht. Ich hab deine Uhr nicht vor mir liegen, ich spekuliere hier nur...
Schau mal bitte im Gehäusering, dort wo die Kronwelle durchläuft, ob du da Lötspuren siehst. Vielleicht kannst du auch ein Foto machen... normalerweise ist dort nichts als ein großzügig dimensioniertes Rohr oder eine Bohrung, in dem die Kronwelle mit jeder Menge Spiel ganz locker gelagert sein sollte. Gehalten wird die im Werk und am anderen Ende von der Krone, die im Pendanten passend aufsitzen sollte.
Ohje. Ich glaube, die Kronwelle bleibt erstmal, wo sie ist. Das wird ein Spaß beim Zusammenbau, denn die Kupplung wieder zusammenzupfriemeln ohne die stabilisierende Kronwelle, das wird lustig. Ich habs schonmal gemacht, aber nur weil ich ein Depp war und es nicht besser wusste. Und ich hab geflucht. Sehr.
Was für ein Glück, dass dein Werk wenigestens nicht verrostet ist, was? Haha. Ha.
Schwamm drüber. Wie sieht's mit deiner Motivation jetzt aus? Weiter WD40 und putzen... oder lieber doch eine Molnija mit weniger Rost versuchen?
