
watchholic
Themenstarter
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- 30.12.2019
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- 34
Hallo Freunde der Zeitmesstechnik,
hier möchte ich nun meine kleine Geschichte erzählen, wie mich die Leidenschaft nach mechanischen Zeitmessern ergriff und die Uhr vorstellen, die alles in Gang setzte.
Es war 1974 als ich meinen alten Herrn das erste Mal sah, wie er etwas an seinem Arm trug. Es war eine Uhr, soviel stand fest. Jedoch hatte ich ihn vorher nie mit einer gesehen oder aber mir war nie eine aufgefallen. Er war niemand, der sich um seine Außenwirkung Gedanken machte oder in Statussymbolen einen Sinn sah.
Ich erinnere mich an ihn als Macher und begnadeten Handwerker. Er konnte alles reparieren und alles erschaffen, was ein Mann mit zwei Händen erschaffen kann. Im Keller hatte er seine Werkstatt, die er an den Wochenenden nach dem Frühstück aufsuchte und erst zum Abendessen wieder verließ. Er schonte weder sich noch sein Werkzeug, wenn es darum ging, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Seine Ausdauer und niemals nachlassende Präzision bei seinen Projekten beindruckten mich nachhaltig.
Nun trug dieser Mann also eine Uhr. Ich merkte, wie meine Blicke immer an seinem Arm verweilten. Ich stellte mich zu ihm, nahm seinen Arm und verfolgte mit meiner kindlichen Faszination den Sekundenzeiger, wie er stur und voller Eleganz seine Runden drehte. Diese Uhr hatte nichts Lautes oder Aufdringliches. Und doch beeindruckte sie mich jedes Mal mit ihrem souveränen Erscheinungsbild. Sie brauchte nicht erzählen, wer sie ist oder was sie alles kann. Man brauchte sie nur betrachten und wusste, sie ist etwas Besonderes und sie kann alles, was sie soll und jederzeit. Sie hatte nichts gemein mit den Uhren, die ich im Erdgeschoß der Kaufhäuser immer passieren musste, wenn mich meine Mutter wieder einmal in die Kinderbekleidungsabteilung zerrte, weil ich schon wieder Löcher in dem Kniebereich meiner Hosen erspielt hatte. Diese Uhr war Raimund Harmstorf in “Der Seewolf“ (die Älteren werden sich erinnern). Das Logo der Uhr entsagte sich jeglicher Effekthascherei, es war einfach da, standsicher mit geschwollener Brust und sicherem Stand und verriet mit ruhiger und sonorer Stimme: „Hier bin ich, hier bleibe ich und es ist das Beste für alle, dieses zu akzeptieren.“ OMEGA, der Name unbeschreiblich einprägend und gleichzeitig ein Synonym für Solidität.
Träger und Uhr waren eine Symbiose eingegangen, die ihresgleichen sucht. Der Träger sicherte der Uhr ein hartes aber ehrliches Leben zu. Die Uhr erwiderte dies mit absoluter Loyalität: „Ich bin da, wann immer du mich brauchst“ und die PTMs sollen sich an die Uhren aus dem Erdgeschoss der Kaufhäuser halten. Diese Uhr wurde ein weiteres Werkzeug meines Vaters. Sie wurde niemals geschont, wurde weder bei harter körperlicher Arbeit noch bei Feierlichkeiten abgelegt.
Je älter ich wurde, umso mehr wunderte ich mich darüber, wie diese Omega, die auch in den 70er Jahren schon keine Uhr für den kleinen Geldbeutel war, den Weg an den Arm meines Vaters fand. Da meine Eltern selber in sehr bescheidenen Verhältnissen aufwuchsen, prägte sie das auch noch in ihrem späteren Leben. Sie arbeiteten hart und lebten bescheiden. Das bestimmte auch ihr Kaufverhalten und hier passte eine OMEGA zum vielfachen Preis einer zuverlässigen Kaufhausuhr für mich nicht ins Bild. Und so erfuhr ich als junger Teenager, dass meine Mutter ihr Geld in Schweizer Qualität investierte und meinem Vater diese Uhr 1974 zum Geburtstag schenkte. Damit wurde diese Uhr endgültig meine Einstiegsdroge in die Welt der Armbanduhren.
Ich war mir also sicher, meine erste “vernünftige“ Uhr wird eine Omega. Das dieses Ziel ein langfristiges wird, war mir damals schon klar, weil diese Uhren niemals ihren Weg in das Erdgeschoss der Kaufhäuser finden würden. Ich träumte also von Autos, die ich nie fahren würde, Reisen, die ich nie machen würde und Häusern, die ich nie besitzen würde. Aber eine Uhr aus gutem Schweizer Haus durfte nie ein Traum bleiben.
So begann meine Karriere als Armbanduhrenträger als Grundschüler erst einmal mit einer Uhr dessen Zifferblatt ein Hirsch zierte. Diese Uhr hatte eine recht ungewöhnliche Komplikation: Die Augen des Hirsches bewegten sich im Sekundentakt. Es folgten Digitaluhren, Uhren mit integriertenTaschenrechnern, Uhren über deren Herkunft ich heute rätseln muss, eine goldfarbene Citizen, diverse Swatch Uhren bis ich mich auf den Olymp der Schweizer Uhrmacherkunst hochgearbeitet hatte. So dachte ich zumindest. Ich gönnte mir von meinem Ersparten eine Tissot. Bicolor. Quarzwerk. Swiss Made. Was soll ich sagen? Die Uhr war die größte Enttäuschung meiner Uhrenkarriere. Die goldenen Teile der Uhr fingen schon nach einigen Wochen an, sich von ihrer goldenen Hülle zu verabschieden. Nach jedem sanften Sturz, blieb sie stehen und musste zum Uhrmacher und auch das Band leierte schneller aus, als ich am Armumfang zulegen konnte. Immer wieder dachte ich an “Den Seewolf“ von einer Uhr. Die Omega meines Vaters. Und ich hatte ausgerechnet den Warmduscher unter den Armbanduhren erwischt. Zwischen diesen beiden Uhren lagen nicht nur preisliche Welten.
Eines schönen Sommertages ging ich mit einem guten Freund Essen und da er sich noch eine Uhr kaufen wollte, begleitete ich ihn zum Uhrenhändler. Wir gingen also rein und wurden sofort vom Verkäufer begrüßt. Er brachte die Uhr, die sich mein Kumpel kaufen wollte und da war wieder dieser magische Moment aus meinen Kindheitstagen. Eine Uhr, die nicht nach Aufmerksamkeit bettelt. Eine Uhr, die du anschaust und weißt, die ist für die Ewigkeit gebaut. Eine Uhr, die du 73 Mal in einer Stunde anschaust und trotzdem nicht weißt, wie spät es ist. Die Zeiger schauen dich an und versichern dir, dass sie dir die korrekte Uhrzeit auch nach einem Sturz vom Empire State Building anzeigen. Das muss eine OMEGA sein. DAS ist meine nächste Uhr, und wenn ich dafür sieben Mal am Tag zur Blutspende muss.
Ein Blick auf das Logo. Oh Schreck! Kein Buchstabe aus dem griechischen Alphabet. Aber können auch andere Hersteller solche Uhren bauen? Sie können.
Es ist eine Uhr, die ebenfalls aus gutem Hause ist. Es ist eine Rolex Submariner Date. Keine OMEGA, aber ich bin jung und brauche die Uhr. Wird eben die zweite “richtige“ Uhr eine OMEGA.
Die Submariner ist es dann tatsächlich bei mir geworden und mit der Zeit sind noch einige andere aus dem gleichen Hause bei mir eingezogen. Jede einzelne Uhr habe ich mit voller Freude und Leidenschaft gekauft, aber die Submariner, als erste “richtige“ Uhr, hat einen besonderen Platz unter meinen Uhren und ich blicke immer noch mit einer kindlichen Freude auf die Uhr, wie ich es damals bei der Seamaster meines Vater immer tat.
Meine erste Omega kam dann leider aus einem sehr traurigen Anlass zu mir.
Es ist die Omega Seamaster 120 meines Vaters. Es blieb bis heute meine einzige Omega.
Omega Seamaster 120 Ref. 136.027 Handaufzug, Zentralsekunde, Datum mit Schnellschaltung durch wiederholtes Ziehen der Krone

Omega Caliber 613 19800 A/h, 48 std. Gangreserve, 17 Steine

37mm Durchmesser, gebaut ab 1966, erste Omega Taucheruhr mit Datum

Obwohl erst 1974 neu gekauft, verrät die Seriennummer 2672.... ein Produktionsjahr von 1968



Gehäuseeinbuchtungen bei 3 und 9 Uhr


Zustand vor der Revision


Weitere Bilder des Werks von der Revision








Omega Hippocampus

Meine beiden Tritium Modelle

Ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim lesen und schauen.
Danke für das Interesse.
hier möchte ich nun meine kleine Geschichte erzählen, wie mich die Leidenschaft nach mechanischen Zeitmessern ergriff und die Uhr vorstellen, die alles in Gang setzte.
Es war 1974 als ich meinen alten Herrn das erste Mal sah, wie er etwas an seinem Arm trug. Es war eine Uhr, soviel stand fest. Jedoch hatte ich ihn vorher nie mit einer gesehen oder aber mir war nie eine aufgefallen. Er war niemand, der sich um seine Außenwirkung Gedanken machte oder in Statussymbolen einen Sinn sah.
Ich erinnere mich an ihn als Macher und begnadeten Handwerker. Er konnte alles reparieren und alles erschaffen, was ein Mann mit zwei Händen erschaffen kann. Im Keller hatte er seine Werkstatt, die er an den Wochenenden nach dem Frühstück aufsuchte und erst zum Abendessen wieder verließ. Er schonte weder sich noch sein Werkzeug, wenn es darum ging, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Seine Ausdauer und niemals nachlassende Präzision bei seinen Projekten beindruckten mich nachhaltig.
Nun trug dieser Mann also eine Uhr. Ich merkte, wie meine Blicke immer an seinem Arm verweilten. Ich stellte mich zu ihm, nahm seinen Arm und verfolgte mit meiner kindlichen Faszination den Sekundenzeiger, wie er stur und voller Eleganz seine Runden drehte. Diese Uhr hatte nichts Lautes oder Aufdringliches. Und doch beeindruckte sie mich jedes Mal mit ihrem souveränen Erscheinungsbild. Sie brauchte nicht erzählen, wer sie ist oder was sie alles kann. Man brauchte sie nur betrachten und wusste, sie ist etwas Besonderes und sie kann alles, was sie soll und jederzeit. Sie hatte nichts gemein mit den Uhren, die ich im Erdgeschoß der Kaufhäuser immer passieren musste, wenn mich meine Mutter wieder einmal in die Kinderbekleidungsabteilung zerrte, weil ich schon wieder Löcher in dem Kniebereich meiner Hosen erspielt hatte. Diese Uhr war Raimund Harmstorf in “Der Seewolf“ (die Älteren werden sich erinnern). Das Logo der Uhr entsagte sich jeglicher Effekthascherei, es war einfach da, standsicher mit geschwollener Brust und sicherem Stand und verriet mit ruhiger und sonorer Stimme: „Hier bin ich, hier bleibe ich und es ist das Beste für alle, dieses zu akzeptieren.“ OMEGA, der Name unbeschreiblich einprägend und gleichzeitig ein Synonym für Solidität.
Träger und Uhr waren eine Symbiose eingegangen, die ihresgleichen sucht. Der Träger sicherte der Uhr ein hartes aber ehrliches Leben zu. Die Uhr erwiderte dies mit absoluter Loyalität: „Ich bin da, wann immer du mich brauchst“ und die PTMs sollen sich an die Uhren aus dem Erdgeschoss der Kaufhäuser halten. Diese Uhr wurde ein weiteres Werkzeug meines Vaters. Sie wurde niemals geschont, wurde weder bei harter körperlicher Arbeit noch bei Feierlichkeiten abgelegt.
Je älter ich wurde, umso mehr wunderte ich mich darüber, wie diese Omega, die auch in den 70er Jahren schon keine Uhr für den kleinen Geldbeutel war, den Weg an den Arm meines Vaters fand. Da meine Eltern selber in sehr bescheidenen Verhältnissen aufwuchsen, prägte sie das auch noch in ihrem späteren Leben. Sie arbeiteten hart und lebten bescheiden. Das bestimmte auch ihr Kaufverhalten und hier passte eine OMEGA zum vielfachen Preis einer zuverlässigen Kaufhausuhr für mich nicht ins Bild. Und so erfuhr ich als junger Teenager, dass meine Mutter ihr Geld in Schweizer Qualität investierte und meinem Vater diese Uhr 1974 zum Geburtstag schenkte. Damit wurde diese Uhr endgültig meine Einstiegsdroge in die Welt der Armbanduhren.
Ich war mir also sicher, meine erste “vernünftige“ Uhr wird eine Omega. Das dieses Ziel ein langfristiges wird, war mir damals schon klar, weil diese Uhren niemals ihren Weg in das Erdgeschoss der Kaufhäuser finden würden. Ich träumte also von Autos, die ich nie fahren würde, Reisen, die ich nie machen würde und Häusern, die ich nie besitzen würde. Aber eine Uhr aus gutem Schweizer Haus durfte nie ein Traum bleiben.
So begann meine Karriere als Armbanduhrenträger als Grundschüler erst einmal mit einer Uhr dessen Zifferblatt ein Hirsch zierte. Diese Uhr hatte eine recht ungewöhnliche Komplikation: Die Augen des Hirsches bewegten sich im Sekundentakt. Es folgten Digitaluhren, Uhren mit integriertenTaschenrechnern, Uhren über deren Herkunft ich heute rätseln muss, eine goldfarbene Citizen, diverse Swatch Uhren bis ich mich auf den Olymp der Schweizer Uhrmacherkunst hochgearbeitet hatte. So dachte ich zumindest. Ich gönnte mir von meinem Ersparten eine Tissot. Bicolor. Quarzwerk. Swiss Made. Was soll ich sagen? Die Uhr war die größte Enttäuschung meiner Uhrenkarriere. Die goldenen Teile der Uhr fingen schon nach einigen Wochen an, sich von ihrer goldenen Hülle zu verabschieden. Nach jedem sanften Sturz, blieb sie stehen und musste zum Uhrmacher und auch das Band leierte schneller aus, als ich am Armumfang zulegen konnte. Immer wieder dachte ich an “Den Seewolf“ von einer Uhr. Die Omega meines Vaters. Und ich hatte ausgerechnet den Warmduscher unter den Armbanduhren erwischt. Zwischen diesen beiden Uhren lagen nicht nur preisliche Welten.
Eines schönen Sommertages ging ich mit einem guten Freund Essen und da er sich noch eine Uhr kaufen wollte, begleitete ich ihn zum Uhrenhändler. Wir gingen also rein und wurden sofort vom Verkäufer begrüßt. Er brachte die Uhr, die sich mein Kumpel kaufen wollte und da war wieder dieser magische Moment aus meinen Kindheitstagen. Eine Uhr, die nicht nach Aufmerksamkeit bettelt. Eine Uhr, die du anschaust und weißt, die ist für die Ewigkeit gebaut. Eine Uhr, die du 73 Mal in einer Stunde anschaust und trotzdem nicht weißt, wie spät es ist. Die Zeiger schauen dich an und versichern dir, dass sie dir die korrekte Uhrzeit auch nach einem Sturz vom Empire State Building anzeigen. Das muss eine OMEGA sein. DAS ist meine nächste Uhr, und wenn ich dafür sieben Mal am Tag zur Blutspende muss.
Ein Blick auf das Logo. Oh Schreck! Kein Buchstabe aus dem griechischen Alphabet. Aber können auch andere Hersteller solche Uhren bauen? Sie können.
Es ist eine Uhr, die ebenfalls aus gutem Hause ist. Es ist eine Rolex Submariner Date. Keine OMEGA, aber ich bin jung und brauche die Uhr. Wird eben die zweite “richtige“ Uhr eine OMEGA.
Die Submariner ist es dann tatsächlich bei mir geworden und mit der Zeit sind noch einige andere aus dem gleichen Hause bei mir eingezogen. Jede einzelne Uhr habe ich mit voller Freude und Leidenschaft gekauft, aber die Submariner, als erste “richtige“ Uhr, hat einen besonderen Platz unter meinen Uhren und ich blicke immer noch mit einer kindlichen Freude auf die Uhr, wie ich es damals bei der Seamaster meines Vater immer tat.
Meine erste Omega kam dann leider aus einem sehr traurigen Anlass zu mir.
Es ist die Omega Seamaster 120 meines Vaters. Es blieb bis heute meine einzige Omega.
Omega Seamaster 120 Ref. 136.027 Handaufzug, Zentralsekunde, Datum mit Schnellschaltung durch wiederholtes Ziehen der Krone

Omega Caliber 613 19800 A/h, 48 std. Gangreserve, 17 Steine

37mm Durchmesser, gebaut ab 1966, erste Omega Taucheruhr mit Datum

Obwohl erst 1974 neu gekauft, verrät die Seriennummer 2672.... ein Produktionsjahr von 1968



Gehäuseeinbuchtungen bei 3 und 9 Uhr


Zustand vor der Revision


Weitere Bilder des Werks von der Revision








Omega Hippocampus

Meine beiden Tritium Modelle

Ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim lesen und schauen.
Danke für das Interesse.