Das liegt erstmal daran, dass die meisten Automobilbau-Nationen Steuergesetze erlassen hatten, deren Bemessungsgrenze der Hubraum war oder ist - was per se schon für den Hubraum spricht

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Obwohl ich kein Autokenner bin bilde ich mir aber ein, dass die öffentliche Diskussion zum Thema Technik hierzulande stets unterstes Populistenniveau besitzt. Das zieht sich bis in die gängigen Publikationen (oder wird gerade von ihnen entfacht). Ein hier gerade zutreffendes Beispiel: großvolumige Motoren, wie man sie vor allem aus Amerika kannte (wo offenbar andere Steuergesetze existierten) verbrauch(t)en in den Standardausführungen und unter Alltagsbedinungen nie im Leben das, was ihnen gerne vom Golf-fahrenden Schnauzbart angedichtet wurde. Ein Basis- Small Block (V8, 350 cui bzw. 5.7 Liter) in einem über zwei Tonnen schweren PKW kam in der Praxis mit 11 bis 14 Litern aus. Ein halb so schwerer BMW mit 4 Zylindern und der Hälfte der Maximalleistung brauchte in den Siebzigern auch seine zehn Liter bei gleichen Bedingungen (Vollgas auf der Autobahn mal aussen vor - aber da versagt jede Vergleichsangabe).
Im Wesentlichen liegt das daran, dass die Nennleistung bei kleineren Motoren erst in höheren Drehzahlbereichen anliegt und der beste Wirkungsgrad auch schmaler ist. Man erlebt das z. B. im umgekehrten Fall bei Kleinwagen, die mit der Basismotorisierung oft überfordert sind und bei denen dann manchmal die Verbrauchswerte des nächstgrößeren Motors günstiger liegen. Wenn Hubraum ein Manko wäre, dann würden Speditionen, die wohl mehr auf die Wirtschaftlichkeit als auf's Prestige achten, auch keine 20-Liter LKWs unterhalten - wo es doch die gleiche PS-Zahl bei VW im 1.4er Motor gibt

(mein aktueller Wagen besitzt einen 1.6er Benziner mit Automatik bei 1500 kg, davor hatte ich ihn als Kombi mit 2.0er Benziner und auch als Automat; wog 200 kg mehr und war bei höherer Spritzigkeit sparsamer; der 1.6 ist übrigens der neuere Motor von beiden)
Heute versucht man, die Drehmoment- und damit Komfort- und Verbrauchseinbußen hochgezüchteter kleinvolumiger Motoren mit tausenden technischen Tricks zu umgehen, von speziellen Turboladern über neuartige Einspritzvarianten, variable Dings und elektronische Bums. Bisher ging das alles mehr oder weniger in die Hose. Die Verbrauchseinsparungen wurden nur bei optimaler Fahrweise halbwegs erreicht, die Maximalleistung lag stets irgendwo im Nirvana und das Ganze ging meistens auf Kosten der Haltbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und des Portemonnaies (erstmalig schon bei Anschaffung). Der beste Nebeneffekt war noch der, dass die Hersteller mit ihren toll klingenden Innovationen Werbung machen konnten und einige Politiker so sehr günstig an Stichworte für ihre Reden kamen.
Mag sein, dass VW mit dem TFSI nun endlich der Durchbruch gelang. Es ist aber eher unwahrscheinlich. Die Marke lebt seit Jahrzehnten vom geschickten Marketing. Herausragende Qualität hat sie beim Käfer abgeliefert (Motto: was nicht dran ist kann auch nicht kaputt gehen) und dann später nochmal bei der Rostvorsorge des Golf II. Ansonsten lebt die Bude in letzter Zeit vor allem vom schönen Schein (in der Fachpresse gerne "Qualitäts
anmutung" genannt): überall schnuckelige Oberflächen, Glitzer und elegante Spaltmaße . In den Pannen- und Zufriedenheitsstatistiken rangiert sie aber trotzdem nur in der unteren Tabellenhälfte.
Ausserdem wird seit Anbeginn nur abgekupfert oder aufgekauft. Nenne mir mal jemand eine einzige erwähnenswerte Innovation, die aus diesem Haus stammt und die die Zeiten überlebt hat (deshalb bin ich so unfair und zweifele auch ein wenig am TFSI).
^Alles Gründe, die mir die Marke sehr unsymphatisch machen. Der Hype ist mir völlig suspekt.
Frontmotor? brauch' ich nicht. Kompaktwagen, was soll der neumodische Franzosen-, Italiener- oder Britenkram? Ich fahre schon den x-ten Käfer! nur kurze Zeit später:
Oh, was ist das? Wie heißt der? Golf? Echt von Fauweeeh? Toll, den muss ich haben!. Genau so verhielt es sich später mit Schräghecklimousinen, übermotorisierten Kraftzwergen, Kompaktcabrios, Minivans oder Blechdach-Cabrios. Alles Fahrzeuggattungen, die der Deutsche nur müde belächelte. Aber kaum bringt der niedersächsische Staatskonzern ein entsprechendes Modell mit zehn Jahren Verspätung auf den Markt, schon wird es in Nullkommanix Marktführer - trotz jeweils höchstem Preisniveau.
Sorry, aber ich würde dieser lahmarschigen Geldmaschine keinen Cent hinterherwerfen, auch nicht, wenn sich hundert Stammtischbrüder in meiner Umgebung auf einen Schlag gegenseitig für ihre kluge Wahl loben würden. Auch für Patrioten gibt's Alternativen.