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Nach länger Zeit der Foren Abstinenz möchte ich Euch hier eine seltene mechanische Drehpendeluhr (nach 1945)
und die wohl letzte mechanische DPU von Kundo vorstellen, sowie einen Einblick in die Funktionsweise und Justierung,
auch für eine eventuelle Instandsetzung dieser Uhr, geben.
Danach (oder zeitgleich?) folgten dann die bekannten Kundo Magnetpendler sowie später die Unmengen und Ausführungen
von den furchtbaren Plastik-Pseudo-Drehpendeluhren mit Quarzwerk.
Gesehen, gewundert, gekauft, ich musste sie, auch in dem angebotenen traurigen Zustand, einfach für meine Sammlung
als ein Stück Uhrengeschichte haben.
Beschreibung:
Es handelt sich um eine elektro-mechanische DPU, also eine mechanische Uhr, aber ohne eine manuell aufzuziehende Feder sondern mit einem Elektromotor dafür.
Das Modell kam, bis auf sehr wenige Uhren und vermutlich wohl auch nur zu Testzwecken auf den Markt. Prospekte, Preise, Herstellungszahlen sowie weitere Daten
konnten nicht in Erfahrung gebracht werden. Anzunehmen ist eine Produktionszeit Ende 50er / Anfang 60 Jahre.
Wenn also jemand mehr Infos, Prospekte oder Unterlagen zu diesem Modell haben sollte: bitte gern ergänzen.
Größe: identisch bauartgleicher Kundo „Miniatur“ Tischuhr Modelle mit „Junior (56)“ Werk
Gewicht: ebenfalls etwa gleich (statt der schweren Aufzugfeder -> Motor)
Ausführung: Messinggehäuse mit Echtglasscheiben, vorn facettiert und graviert
Ausrichtung der Uhr: durch 4 einstellbare Gehäusefüße
Stromversorgung: 1,5V Mignon (AA) Batterie, Laufdauer nicht bekannt (s.u.)
Pendelfederstärke: 0,061mm (nicht 0,058 wie bei „Junior 56“) Horolovar.
Pendelfederausführung: identisch „Junior“ (s.a. Terwilliger - 400 Day Clock Repair Guide, Seite 179 -> Pendelfeder 5E)
Pendel(halb)schwingung (Beet): variiert zwischen mind. 350 bis etwa 450 Grad
Pendel(halb)schwingungen/Minute:10

Die Uhr von vorn (restauriert)
Die Funktionsweise:
(anhand der Bilder des Urzustands)



e -> Position des Mikroschalters (egtl. ja ein Taster) von hinten gesehen
f -> Schraube mit der der Schalter befestigt und in seiner Position gesichert wird
g-> Einstellschraube mit der e gedreht werden kann um die Stellung von s zum Konus (c) zu verändern
Probleme / Einstellung des Motoraufzugs:
(passte aufgrund der Bilder gut zur Funktionsweise, darum gleich hier)

Die beiden Schlitze h sind original vorhanden damit die Schraube „eingeklemmt“ wird, sind aber auch hier (im Kreis) schon leicht eingerissen.
Der „Schlitz“ i ist ein langer Riss der normalerweise nicht vorhanden ist.
(Der Anker liegt bei zusammengebauter Uhr in der Ausparung (links) von e -> Problem 4)
Fazit:
Da diese Art des Motoraufzugs sehr fehleranfällig ist und sich der Mikroschalter gern selbst verstellt, ist das Einstellen und Justieren des Aufzugs ein Graus.
Dies könnte erklären warum dieses Modell, bis auf sehr Uhren, nie richtig auf den Markt kam.
Bei all diesen „Macken“ der Uhr gibt es aber auch Pluspunkte:
Der U(h)rzustand mit (fast allen) Fehlern/Defekten:


Plus einige „Kleinigkeiten“ wie z.B. beim Anker (s. Bild Anker), Korrosion an allen Messingteilen
(wie man es von nahezu allen Kundo Messing Uhren kennt) etc..
Die Instandsetzung:
Wie immer wurde erst einmal alles zerlegt und getreu dem Motto „learning by doing“ versucht die Arbeitsweise des Aufzugs,
wie dann auch herausgefunden und oben erklärt, zu verstehen. Auf allgemeine Instandsetzungen mechanischer DPU: Einstellarbeiten,
Ersetzen und Anpassen der Pendelfeder etc. gehe ich hier nicht weiter ein da dies im Forum schon oft genug,
besonders vom User „Der Stromer“, sehr gut und ausführlich beschrieben wurde.
Hier also nur ein paar weitere Bilder der Revision mit Erläuterungen.

Auf dem Foto ist gut zu sehen wie bei diesem Modell die Position des Anker-/Hemmungsrades (und analog dazu des hier fehlenden Ankers) ist.
(Sicht von hinten mit entfernter hinterer Platine.)

Die verstellte(n) Palette(n) und der verbogene „Mitnehmer“. Dieser muss in Neutralstellung, wie bei allen DPU, gerade nach oben zeigen,
stand jedoch schräg nach rechts und war nur bei vollem Eingreifen des Ankers etwa gerade. Das richtige Ausrichten zum Anker war etwas fummelig,
da dieser Stift aufgrund der Lage des Ankers im Werk seitlich am Anker angebracht ist und auch nur „ungefähr“ im rechten Winkel zur
Befestigungsfläche des Ankers steht.

Komplett zerlegte Uhr/Werk, nun kam erst einmal die Grundreinigung von allen Teilen (sowie vom gesamten Gehäuse).
Die Lagerbuchsen waren noch in Ordnung, weil die Uhr wohl kaum gelaufen war.
(Vermutlich von selbst verstellt, div. Justierversuche erfolglos und dann richtig kaputt „repariert“.)
Die Kabel am Motor und Schalter… hingen z.T. auch nur noch an einem „Faden“ an den Lötstellen und wurden wieder richtig angebracht bzw. ersetzt.

Das Ganze sah jetzt schon viel besser aus, lief leichtgängig und ohne zu viel Spiel.
Und ja, die Grundplatte ist hier auf dem Bild noch falsch eingebaut. Passiert wenn man alles wieder so zusammensetzt wie es ursprünglich war.
Das kleine Loch für die Sicherung neben der Pendeldurchführung gehört eigentlich, wie bei allen anderen Kundo DPU Werken, nach links.
Zwar nur ein Schönheitsfehler, aber wenn schon denn schon und der (noch fehlende) Verrieglungshebel für das Pendel (s.u.) säße auch falsch herum
(der „Griff“ vom orig. Hebel wäre sonst unten).

Das Gleiche folgte nun mit dem Pendel. Es ist immer wieder höchst faszinierend aus wie vielen Teilen allein ein Drehpendel dieser Zeit besteht.
Solch ein Teile- und Arbeitsaufwand wie er damals betrieben wurde wäre heute wohl unbezahlbar…

Dies wurde aber gleich RICHTIG zusammengebaut. Vorher waren Einstell-, Unter-, und Klemmscheibe falsch angebracht,
außerdem war die „Stange“ im unteren Kugelhalter lose (ist sonst dort fest eingepresst), die ebenfalls wieder befestigt wurde.

Mangels eines orig. Kundo Verriegelungshebels habe ich diesen aus 1mm Messingblech selbst angefertigt und finde das Ergebnis gar nicht mal soooo schlecht.

Danach musste aber noch einen Ausschnitt für die Schraube der Grundplatte in den Hebel gefräst werden, da der Hebel das Pendel sonst nicht richtig freigab,
und schon war die Funktion so wie sie sein sollte.
(Ohne diesen Hebel / arretiertes Pendel ist es bekanntlich ein ziemlicher Krampf die Pendelfeder im Pendelkopf zu befestigen, tut ja nicht Not.)

Jetzt, da wieder alles zusammengesetzt und funktionsfähig sein sollte (alle Isolierscheiben wieder eingebaut, alle Kabel in Ordnung, Räderwerk freigängig…),
folgte die Einstellung des Motorantriebs (wie oben beschrieben) ohne Anker.

Nach dem Einbau des Ankers und dem Einstellen der Paletten, deren Funktion gut durch die vorhandenen Löcher auf der Rückseite des Werks beurteilt werden kann,
kam das Herstellen der Pendelfeder aus den noch vorhandenen plus den in der DPU Kramkiste liegenden, zusätzlich benötigten Kundo Pendelfeder Teilen.
Der erste Versuch mit einer 0,058er (wie sonst bei solchen Kundo Werken üblich) Feder sah ganz gut aus, jedoch war die Uhr wesentlich zu langsam,
was auch durch ein Einstellen des Pendels nicht ausgeglichen werde konnte.
Der zweite Versuch mit einer Feder der Stärke 0,061mm brachte dann das gewünschte Ergebnis und letztlich eine gut justierbare Uhr.
Achtung: Das Pendel macht 10 Halbschwingungen pro Minute und NICHT die oft üblichen 8 wie z.b. die Kundo Standard Modelle und andere Drehpendeluhren.

Anzumerken wäre auch, dass bei dieser Uhr wohl keine Abdeckung zum Schutz der Pendelfeder, wie sonst üblich, vorgesehen war.
So sind auf der hinteren Platine keine Gewindebohrungen vorhanden um eine solche dort befestigen zu können.
(Die beiden Bohrungen oberhalb des Motors, letztes Bild, sind Löcher in die die Motorhalterung von innen eingreift, damit dessen Position fixiert ist).

Ansicht von schräg oben auf Schalter (sw) mit Einstellblock (weiß), eine Ankerhälfte mit oberer Palette (Mitte oben) und Teile des Hemmungsrads (links daneben).

Ansicht der fertigen und funktionsfähigen Uhr von hinten ohne Haube.
Ich hoffe, dass ich Euch mit der Vorstellung und Beschreibung der Technik/Revision dieser ungewöhnlich DPU Infos und,
falls jemand diese bekommen oder besitzen sollte, hilfreiche Tipps zur Funktionsweise und Einstellung des Motoraufzugs geben konnte.
und die wohl letzte mechanische DPU von Kundo vorstellen, sowie einen Einblick in die Funktionsweise und Justierung,
auch für eine eventuelle Instandsetzung dieser Uhr, geben.
Danach (oder zeitgleich?) folgten dann die bekannten Kundo Magnetpendler sowie später die Unmengen und Ausführungen
von den furchtbaren Plastik-Pseudo-Drehpendeluhren mit Quarzwerk.
Gesehen, gewundert, gekauft, ich musste sie, auch in dem angebotenen traurigen Zustand, einfach für meine Sammlung
als ein Stück Uhrengeschichte haben.
Beschreibung:
Es handelt sich um eine elektro-mechanische DPU, also eine mechanische Uhr, aber ohne eine manuell aufzuziehende Feder sondern mit einem Elektromotor dafür.
Das Modell kam, bis auf sehr wenige Uhren und vermutlich wohl auch nur zu Testzwecken auf den Markt. Prospekte, Preise, Herstellungszahlen sowie weitere Daten
konnten nicht in Erfahrung gebracht werden. Anzunehmen ist eine Produktionszeit Ende 50er / Anfang 60 Jahre.
Wenn also jemand mehr Infos, Prospekte oder Unterlagen zu diesem Modell haben sollte: bitte gern ergänzen.
Größe: identisch bauartgleicher Kundo „Miniatur“ Tischuhr Modelle mit „Junior (56)“ Werk
Gewicht: ebenfalls etwa gleich (statt der schweren Aufzugfeder -> Motor)
Ausführung: Messinggehäuse mit Echtglasscheiben, vorn facettiert und graviert
Ausrichtung der Uhr: durch 4 einstellbare Gehäusefüße
Stromversorgung: 1,5V Mignon (AA) Batterie, Laufdauer nicht bekannt (s.u.)
Pendelfederstärke: 0,061mm (nicht 0,058 wie bei „Junior 56“) Horolovar.
Pendelfederausführung: identisch „Junior“ (s.a. Terwilliger - 400 Day Clock Repair Guide, Seite 179 -> Pendelfeder 5E)
Pendel(halb)schwingung (Beet): variiert zwischen mind. 350 bis etwa 450 Grad
Pendel(halb)schwingungen/Minute:10

Die Uhr von vorn (restauriert)
Die Funktionsweise:
(anhand der Bilder des Urzustands)

- Die Stromversorgung erfolgt durch eine AA Batterie die sich unter der Bodenplatte in einem Batteriehalter befindet.
- Die Anschlüsse (Kabel) des Batteriekastens sind von unten mit zwei Schrauben links und rechts an A und B befestigt. dazwischen sind Isolierhülsen zur Grundplatte angebracht.
- An den Stellen z sind A und B oben und unten mit Isolierscheiben (i) isoliert.
- Die Schrauben die Boden- und Grundplatte mit A, B und die „Deko-Rollen“ (x) verbinden sind ebenfalls mit Isolierhülsen versehen, sodass A und B elektrisch getrennt sind und die 1.5V dadurch nach oben geführt werden.
- Die beiden Versorgungsleitungen D für den Motor C (links +, rechts -) sind auf die beiden oberen „Deko-Rollen“ hinten auf einen Dorn (y) aufgesteckt.

- D- geht direkt, D+ über den Mikroschalter E und das Kabel F zum Motor.
- Der Motor treibt über eine Schnecke (ist im Bild hinter a) das Zahnrad a an, das drehbar auf der Welle b sitzt
- In a befindet sich die eigentliche Aufzugfeder, die nach etwa 10 Umdrehungen von a aufgezogen ist. Diese treibt dann die Welle b und über d das Werk an.
- Durch die Drehungen von a bewegt sich der Konus c mittels einem Stift, der mit a verbunden ist, auf der Welle nach vorn wenn der Motor läuft.
- Ist eine Position von etwa 1/3 vor dem „dicken“ (hier im Bild linken) Ende von c am Schaltstift (s) des Mikroschalters erreicht schaltet sich der Motor ab.
- Wenn das Werk abläuft geht der Konus (hier) nach links und schaltet den Motor etwas bei 1/3 vor dem „dünnen“ Ende ein bis der Konus wieder seine Endposition (voll aufgezogen) erreicht hat.
- Zwischen Ein- und Ausschalten liegen etwa 5 Umdrehungen von a, die ca. 5 Umdrehungen davor, bis der Konus seinen Arbeitsbereich erreicht, dienen dazu, dass die Feder ihre Grundspannung erreicht. Diese Umdrehungen laufen, solange die Batterie noch voll ist, nicht mehr ab.
- Folglich: Die Uhr steht und c liegt an a an -> Batterie leer oder elektrischer Fehler.
- - Die Uhr steht und der Konus ist in Normalposition -> mechanisches oder Pendelfeder Problem -> Wechsel, Justierung, Reinigung…
- - Steht und der Konus liegt an d an -> c aus Führung gerutscht (wie im Bild), zerlegen des Werks nptwendig.
- Der automatische Aufzug der Uhr erfolgt etwa alle 4-6 Stunden je nach Einstellung und „Lust“, da der Mikroschalter relativ ungenau ist (s.u. Problem 6).
- Die Einstellung der Schaltpunkte kann an e vorgenommen, der (weiße) Block ist drehbar an der hinteren Platine angebracht und fest mit E verbunden.

e -> Position des Mikroschalters (egtl. ja ein Taster) von hinten gesehen
f -> Schraube mit der der Schalter befestigt und in seiner Position gesichert wird
g-> Einstellschraube mit der e gedreht werden kann um die Stellung von s zum Konus (c) zu verändern
Probleme / Einstellung des Motoraufzugs:
(passte aufgrund der Bilder gut zur Funktionsweise, darum gleich hier)
- 1. Ist die Abschaltung zu früh, reicht die Spannung der Feder in a nicht aus damit das Werk „sauber“ läuft.
- 2. Ist der Schaltpunkt zu spät (wie in Bild 3) „rutscht“ der Konus vom Mitnehmerstift von a und verklemmt auf b (-> Werk kpl. zerlegen).
- 3. Eine Einstellung des Schaltpunktes für eine einwandfreie Funktion ist nur bei ausgebauter Hemmung möglich, sonst würde dies Monate dauern.
- 4. Da die Hemmung (s. Bilder) bei dieser Uhr seitlich sitzt, folglich auch der Anker schräg, ist es schwierig diesen bei zusammengebautem Werk zu entfernen (und noch schlimmer wieder einzusetzen) da zwischen Anker und e fast kein Platz und nach vorn E im Weg ist (s. a. das Bild vom Schalter). Natürlich könnte man um den Anker zu entfernen auch wieder E ausbauen, aber dann wäre auch die Einstellung wieder hinfällig (-> suboptimal).
- 5. Wenn der Anker entfernt ist dreht die Welle „frei“ da der Wiederstand des Werks zum Aufziehen von c fehlt. Der Konus bewegt sich erst nach „vorn“ wenn das Werk manuell gebremst wird. Nur so, durch bremsen und ablaufen lassen des Werks von Hand, kann der Schalter optimal justiert werden.
- 6 Da e ein relativ „weicher“ Kunststoffblock ist und sich dadurch, und durch Temperaturschwankungen, etwas verstellen kann (und dies auch macht) ändert sich die Position von E leicht. Dadurch verschieben sich die Ein- und Abschaltpunkte. Der Schalter muss also so eingestellt sein, dass der Schalter/Konus trotzdem noch richtig arbeitet. -> Schaltpunkte jeweils max. 1/3 vor dem jeweiligen Ende des Konus, bzw. sollte nach etwa 2-3 Stunden Lauf der Schaltkontakt etwa genau in der Mitte des Konus stehen.
- 7. Zusätzlich, und vermutlich nicht nur bei dieser Uhr: der Kunststoff des Einstellblocks verliert verm. durch Sonnenlicht (UV) seine Weichmacher und wird dadurch spröde. Als Folge reißt e ein, kann nicht mehr fest genug mit f gesichert werden und verstellt sich dann natürlich leicht.

Die beiden Schlitze h sind original vorhanden damit die Schraube „eingeklemmt“ wird, sind aber auch hier (im Kreis) schon leicht eingerissen.
Der „Schlitz“ i ist ein langer Riss der normalerweise nicht vorhanden ist.
(Der Anker liegt bei zusammengebauter Uhr in der Ausparung (links) von e -> Problem 4)
Fazit:
Da diese Art des Motoraufzugs sehr fehleranfällig ist und sich der Mikroschalter gern selbst verstellt, ist das Einstellen und Justieren des Aufzugs ein Graus.
Dies könnte erklären warum dieses Modell, bis auf sehr Uhren, nie richtig auf den Markt kam.
Bei all diesen „Macken“ der Uhr gibt es aber auch Pluspunkte:
- Aufgrund der anderen Übersetzung und Stärke der Feder liegt an der Hemmung eine größere Kraft an,
sodass die Einstellung der Hemmung / des korrekten Pendellaufs etwas einfacher ist als bei anderen mechanischen Drehpendeluhren. - Das Pendel reagiert weniger anfällig auf Erschütterungen etc. und der Lauf des Pendels wirkt im Vergleich zu normalen Junior 56 Werken „kräftiger“.
- Die Laufzeit mit einer AA Batterie dürfte in etwa wie bei einer „normalen“ 400 Tage Drehpendeluhr sein. Da die Laufzeit noch nicht festgestellt werden konnte (Inbetriebnahme mit neuer Batterie 06/2020) folgt eine Ergänzung der Laufzeit wenn die Uhr aufgrund leerer Batterie stehen geblieben ist.
Der U(h)rzustand mit (fast allen) Fehlern/Defekten:


Plus einige „Kleinigkeiten“ wie z.B. beim Anker (s. Bild Anker), Korrosion an allen Messingteilen
(wie man es von nahezu allen Kundo Messing Uhren kennt) etc..
Die Instandsetzung:
Wie immer wurde erst einmal alles zerlegt und getreu dem Motto „learning by doing“ versucht die Arbeitsweise des Aufzugs,
wie dann auch herausgefunden und oben erklärt, zu verstehen. Auf allgemeine Instandsetzungen mechanischer DPU: Einstellarbeiten,
Ersetzen und Anpassen der Pendelfeder etc. gehe ich hier nicht weiter ein da dies im Forum schon oft genug,
besonders vom User „Der Stromer“, sehr gut und ausführlich beschrieben wurde.
Hier also nur ein paar weitere Bilder der Revision mit Erläuterungen.

Auf dem Foto ist gut zu sehen wie bei diesem Modell die Position des Anker-/Hemmungsrades (und analog dazu des hier fehlenden Ankers) ist.
(Sicht von hinten mit entfernter hinterer Platine.)

Die verstellte(n) Palette(n) und der verbogene „Mitnehmer“. Dieser muss in Neutralstellung, wie bei allen DPU, gerade nach oben zeigen,
stand jedoch schräg nach rechts und war nur bei vollem Eingreifen des Ankers etwa gerade. Das richtige Ausrichten zum Anker war etwas fummelig,
da dieser Stift aufgrund der Lage des Ankers im Werk seitlich am Anker angebracht ist und auch nur „ungefähr“ im rechten Winkel zur
Befestigungsfläche des Ankers steht.

Komplett zerlegte Uhr/Werk, nun kam erst einmal die Grundreinigung von allen Teilen (sowie vom gesamten Gehäuse).
Die Lagerbuchsen waren noch in Ordnung, weil die Uhr wohl kaum gelaufen war.
(Vermutlich von selbst verstellt, div. Justierversuche erfolglos und dann richtig kaputt „repariert“.)
Die Kabel am Motor und Schalter… hingen z.T. auch nur noch an einem „Faden“ an den Lötstellen und wurden wieder richtig angebracht bzw. ersetzt.

Das Ganze sah jetzt schon viel besser aus, lief leichtgängig und ohne zu viel Spiel.
Und ja, die Grundplatte ist hier auf dem Bild noch falsch eingebaut. Passiert wenn man alles wieder so zusammensetzt wie es ursprünglich war.
Das kleine Loch für die Sicherung neben der Pendeldurchführung gehört eigentlich, wie bei allen anderen Kundo DPU Werken, nach links.
Zwar nur ein Schönheitsfehler, aber wenn schon denn schon und der (noch fehlende) Verrieglungshebel für das Pendel (s.u.) säße auch falsch herum
(der „Griff“ vom orig. Hebel wäre sonst unten).

Das Gleiche folgte nun mit dem Pendel. Es ist immer wieder höchst faszinierend aus wie vielen Teilen allein ein Drehpendel dieser Zeit besteht.
Solch ein Teile- und Arbeitsaufwand wie er damals betrieben wurde wäre heute wohl unbezahlbar…

Dies wurde aber gleich RICHTIG zusammengebaut. Vorher waren Einstell-, Unter-, und Klemmscheibe falsch angebracht,
außerdem war die „Stange“ im unteren Kugelhalter lose (ist sonst dort fest eingepresst), die ebenfalls wieder befestigt wurde.

Mangels eines orig. Kundo Verriegelungshebels habe ich diesen aus 1mm Messingblech selbst angefertigt und finde das Ergebnis gar nicht mal soooo schlecht.

Danach musste aber noch einen Ausschnitt für die Schraube der Grundplatte in den Hebel gefräst werden, da der Hebel das Pendel sonst nicht richtig freigab,
und schon war die Funktion so wie sie sein sollte.
(Ohne diesen Hebel / arretiertes Pendel ist es bekanntlich ein ziemlicher Krampf die Pendelfeder im Pendelkopf zu befestigen, tut ja nicht Not.)

Jetzt, da wieder alles zusammengesetzt und funktionsfähig sein sollte (alle Isolierscheiben wieder eingebaut, alle Kabel in Ordnung, Räderwerk freigängig…),
folgte die Einstellung des Motorantriebs (wie oben beschrieben) ohne Anker.

Nach dem Einbau des Ankers und dem Einstellen der Paletten, deren Funktion gut durch die vorhandenen Löcher auf der Rückseite des Werks beurteilt werden kann,
kam das Herstellen der Pendelfeder aus den noch vorhandenen plus den in der DPU Kramkiste liegenden, zusätzlich benötigten Kundo Pendelfeder Teilen.
Der erste Versuch mit einer 0,058er (wie sonst bei solchen Kundo Werken üblich) Feder sah ganz gut aus, jedoch war die Uhr wesentlich zu langsam,
was auch durch ein Einstellen des Pendels nicht ausgeglichen werde konnte.
Der zweite Versuch mit einer Feder der Stärke 0,061mm brachte dann das gewünschte Ergebnis und letztlich eine gut justierbare Uhr.
Achtung: Das Pendel macht 10 Halbschwingungen pro Minute und NICHT die oft üblichen 8 wie z.b. die Kundo Standard Modelle und andere Drehpendeluhren.

Anzumerken wäre auch, dass bei dieser Uhr wohl keine Abdeckung zum Schutz der Pendelfeder, wie sonst üblich, vorgesehen war.
So sind auf der hinteren Platine keine Gewindebohrungen vorhanden um eine solche dort befestigen zu können.
(Die beiden Bohrungen oberhalb des Motors, letztes Bild, sind Löcher in die die Motorhalterung von innen eingreift, damit dessen Position fixiert ist).

Ansicht von schräg oben auf Schalter (sw) mit Einstellblock (weiß), eine Ankerhälfte mit oberer Palette (Mitte oben) und Teile des Hemmungsrads (links daneben).

Ansicht der fertigen und funktionsfähigen Uhr von hinten ohne Haube.
Ich hoffe, dass ich Euch mit der Vorstellung und Beschreibung der Technik/Revision dieser ungewöhnlich DPU Infos und,
falls jemand diese bekommen oder besitzen sollte, hilfreiche Tipps zur Funktionsweise und Einstellung des Motoraufzugs geben konnte.
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