
andi2
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Die beiden Uhren habe ich schon länger, sie werden von mir regelmässig getragen und ich plante auch schon länger, sie hier einmal zu zeigen. Aber man braucht halt auch einen Aufhänger… Nun habe ich endlich einmal Fotos gemacht und packe beide in einen gemeinsamen Thread. Sie sind zwar äusserlich total verschieden, aber haben trotzdem eine Gemeinsamkeit. In ihnen schlägt das gleiche Herz, nicht genau das gleiche sondern zwei Modifikationen des Lorsa 238x, und die Herzen schlagen sogar verschieden schnell, wie ein genauer Vergleich beider Werke zeigt.
Das französische Lorsa 238 war mindestens seit den 50er Jahren auf dem Markt und wurde wohl bis in die 80er Jahre hinein gebaut, es ist nicht selten. Das klassisch aufgebaute Werk mit einer dezentralen Sekunde bei der Sechs findet man häufig in französischen Uhren der 60er und 70er Jahre, als ein solcher Aufbau längst unmodern geworden war und schon weitgehend von Zentralsekundenwerken verdrängt war.
Die beiden Uhren repräsentieren die Mode ihrer Zeit und zeigen beispielhaft, wie krass sich das Uhrendesign der 60er Jahre von dem der 70er Jahre unterschied. Beide sind Modeuhren aus einem ähnlichen günstigen Preisfeld der unteren Mittelklasse und werden angetrieben von Modifikationen des gleichen Werks.
Die ältere Wibax (‘Wibax 17 Rubis Antimagnetic’, Lorsa 238 G) stammt aus dem Zeitraum zwischen 1958 und 1965. Sie ist ultraflach und für mich ein typisches Beispiel des Uhrendesigns ihrer Epoche. Es ging darum, vom Gehäuse so viel Material wegzunehmen und die Uhr so filigran und so flach wie möglich zu machen. Das Gehäuse (Messing verchromt, Boden Edelstahl «Fond Acier Inoxydable», gepresst) hat einen Durchmesser / Breite ohne Krone von 35 mm (was schon gross ist, Standard waren 33 mm) misst von Horn zu Horn 42 mm, und ist inclusive des leicht gewölbten Plexiglases 8,5 mm dick, die Anstossbreite der recht langen Hörner beträgt 17 mm.
Bei dieser Uhr wurde kein Zehntelmillimeter Bauhöhe verschenkt. Das Zifferblatt ist am Rand heruntergebogen, damit es seitlich ein Stück weit über den Seitenrand des Uhrwerks heruntergezogen werden kann, auch die aufgesetzten Stundenindices folgen dieser Krümmung und sind gebogen. Damit der Minutenzeiger unter das flache Glas passt, ist auch er zur Spitze hin leicht nach unten gekrümmt.
Das flache schlanke Design wird noch dadurch betont, dass es keine Rundungen gibt. Die Hörner sind recht lang, parallel und gerade, die einzelnen Flächen des prismatischen Querschnitts sind durch scharfe Kanten voneinander getrennt. Auch beim Gehäuse sind einzelne Flächen durch Kanten abgesetzt, wobei sich ein sehr schmaler, fast kielartiger Seitenrand ergibt. Der gewölbte Bodendeckel ist deutlich kleiner im Durchmesser als die Uhr, was sie noch flacher wirken lässt.
Das Gehäuse ist dreiteilig, d.h. es besteht aus einem hinteren Pressdeckel, einem Gehäusemittelteil mit den Hörnern und einem vorderen schmalen Glasring («Lünette»), der mit Hilfe einer Messerklinge abgehoben werden kann. Das Werk ist mit zwei Werkhalteschrauben am Gehäuse festgeschraubt. Nach dem Lösen der Schrauben und Ziehen der Aufzugwelle wird das Werk nach vorne entnommen. Unter der Unruh ist das Werk gepunzt mit dem Lorsa-Herstellerzeichen (Kreuz in Wappenschild) und mit der Kalibernummer 238 G (bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Lorsa 238G).
Bei diesem filigranen Design der 60er erlaubte der klassischer Räderwerksaufbau mit dezentraler Sekunde sogar eine etwas flachere Bauhöhe als bei einem Zentralsekundenwerk, denn der Sekundenzeiger aus der Mitte sitzt noch ein Stockwerk oberhalb des Minutenzeigers und es braucht dann mehr Luft zwischen Zifferblatt und Glas.
__
Die neuere ‘Jean Herber’ (‘Jean Herber Antichoc’, Lorsa 238 ADI) ist wohl zwischen 1972 und 1980 entstanden und sieht völlig anders aus. Sie hat eine digitale Scheibenanzeige (Stunden und Minuten) mit springender oder besser geschalteter Stunde (jump hour, heure sautante). Solche mechanischen Digitaluhren hatten eine kurze Blütezeit in den 70er Jahren und entstanden als Antwort auf die neuen Quarz-Solid-State-Uhren mit digitalem LED- oder LCD-Display.
Wo man in den 60ern noch bestrebt war, das Werk mit möglichst wenig Material filigran zu umhüllen und das Zifferblatt so gross wie möglich zu halten, da wurde nun mit Gehäusematerial geklotzt und ein klobiger, aber dennoch formschöner Metallklumpen mit kleinem Sichtfenster vorgelegt. Das Gehäuse besteht aus verchromtem Messing, der flache Boden aus Edelstahl ist geschraubt, (Herstellerzeichen ‘Baumstumpf’, Beschriftung: Dustproof Stainless Steel Back Antimagnetic).
Mit einer Gehäusebreite (ohne Krone) von 36 mm und einer Höhe «Horn zu Horn» von 42 mm ist die Uhr von den Abmessungen her kaum grösser als die ‘Wibax’, aber sie wirkt deutlich massiger. Die Seiten des tonneauförmigen Gehäuses sind leicht gebogen, die obere Fläche ist der Länge nach leicht gekrümmt und die Oberfläche ist matt durch einen in Richtung der Krümmung verlaufenden Längsstreifenschliff, das dicke Plexiglas des schmalen Sichtfensters ist von hinten eingelegt und an der Oberfläche genau an die umgebende Metallfläche angepasst (überragt das Metall um Millimeterbruchteile, was ein Nachpolieren des Glases leicht ermöglicht). Die durch Kanten abgegrenzten schrägen Abstürze des Gehäuses nach allen Seiten und die senkrechten Seitenflächen sind glatt und hochglänzend. Die Bandanstösse (Anstossbreite 19,3 mm) sind verdeckt, die Uhr ist 11,5 mm dick.
Das weiss bedruckte metallische Türkis des Zifferblattes bekommt einen Schillereffekt durch einen feinen, fächerförmig radialen Schliff (quasi ein quer abgeflachter Sonnenschliff) und die schwarz bedruckten weissen Scheiben heben sich gut ab.
Das Werk wird durch einen massiven Werkhaltering aus Messing gehalten (bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Lorsa 238ADI).
Die Scheibenmechanik auf der Zifferblattseite kann man in einem alten Thread von @Alberich sehen (Revision: Scheibenuhr mit Lorsa 238A). Aus zwei seiner Fotos habe ich dieses Schema der Zifferblattseite zusammengestellt:
An Stelle des normalen Minutenrohrs sitzt auf der Minutenradwelle ein ‘Minutenrohr’, das einen grossen Zahnkranz von der Grösse des (hier fehlenden) Stundenrohres hat. Das Stellen erfolgt eine Etage darunter (mir ist nicht ganz klar, ob das ‘Minutenrohr’ ein oder zwei Bauteile sind), man sieht das von der Aufzugdecke teilweise verdeckte ‘Wechselrad Stellen’, das hier nur zum Stellen über das Zeigerstellrad dient und dem deshalb der obere kleine Zahnkranz fehlt, den dieses Wechselrad normalerweise hat (der sonst an das Stundenrohr weitergibt). Der grosse Zahnkranz des zentralen Minutenrohrs gibt weiter an ein Wechselrad mit Schaltfinger. Dieses zusätzliche Rad mit dem Schaltfinger ist gleich gross mit gleich vielen Zähnen wie der zentrale Zahnkranz und läuft auch in einer Stunde einmal um. Dabei schaltet der Schaltfinger die grosse Stundenscheibe aus Messing weiter, die locker über das Minutenrohr geschoben ist und auf der Rückseite einen fest damit verpressten Schaltstern mit 12 Zähnen hat. Eine lange Rastfeder greift zwischen zwei Zähne und hält die Stundenscheibe in Position. Die Schaltung läuft innert ca. 3 Minuten ab, die Minutenscheibe wird fest auf den oberen Rand des Minutenrohrs aufgepresst (wie man das auch mit dem Minutenzeiger tun würde). Dabei muss die Position der Scheibe so gewählt werden, dass die Stundenschaltung bei Minute 00 erfolgt.
Zum Vergleich kann man sich hier die normale Zifferblattseite eines nicht digitalen Lorsa 238 A im Uhrwerksarchiv von Christoph Lorenz ansehen: Lorsa 238A
Wie man sieht, ist das eine recht hochwertige, robuste und langlebige Konstruktion – alles ist aus Metall – und überhaupt hat man mit dem Lorsa 238 ADI eine alltagstaugliche Scheibenuhr auf Basis eines Steinankerwerks, das auch in Zukunft durch normale uhrmacherische Routinearbeit gewartet und erhalten werden kann, was bei den vielen Scheibenuhren auf Basis einfacher Stiftankerwerke oft deutlich schwieriger ist.
Bei der genauen Nachschau bezüglich der beiden Werksmodifikationen des Lorsa 238xx fand ich Unklarheiten bei der Schwingfrequenz. Es ergab sich eine interessante Unterhaltung mit Christoph Lorenz (Uhrwerksarchiv.de), der noch einmal das Lorsa 238 A mit der Zeitwaage prüfte und die Daten im Flume verglich. Daraus ergibt sich folgendes Bild: Während die Werke der alten Bauart (laut Flume K3) mit 18'000 A/h schwingen, ist bei der neuen Bauart die Frequenz auf 21'600 A/h heraufgesetzt.
Die alte und die neue Bauart unterscheiden sich folgendermassen:
ALT: Lorsa 238, Lorsa 238 C, Lorsa 238 G
NEU : Lorsa 238 A, Lorsa 238 AG, Lorsa 238 ADI
Das wäre alles, hoffentlich war es interessant…
Gruss Andi
Das französische Lorsa 238 war mindestens seit den 50er Jahren auf dem Markt und wurde wohl bis in die 80er Jahre hinein gebaut, es ist nicht selten. Das klassisch aufgebaute Werk mit einer dezentralen Sekunde bei der Sechs findet man häufig in französischen Uhren der 60er und 70er Jahre, als ein solcher Aufbau längst unmodern geworden war und schon weitgehend von Zentralsekundenwerken verdrängt war.
Die beiden Uhren repräsentieren die Mode ihrer Zeit und zeigen beispielhaft, wie krass sich das Uhrendesign der 60er Jahre von dem der 70er Jahre unterschied. Beide sind Modeuhren aus einem ähnlichen günstigen Preisfeld der unteren Mittelklasse und werden angetrieben von Modifikationen des gleichen Werks.
Die ältere Wibax (‘Wibax 17 Rubis Antimagnetic’, Lorsa 238 G) stammt aus dem Zeitraum zwischen 1958 und 1965. Sie ist ultraflach und für mich ein typisches Beispiel des Uhrendesigns ihrer Epoche. Es ging darum, vom Gehäuse so viel Material wegzunehmen und die Uhr so filigran und so flach wie möglich zu machen. Das Gehäuse (Messing verchromt, Boden Edelstahl «Fond Acier Inoxydable», gepresst) hat einen Durchmesser / Breite ohne Krone von 35 mm (was schon gross ist, Standard waren 33 mm) misst von Horn zu Horn 42 mm, und ist inclusive des leicht gewölbten Plexiglases 8,5 mm dick, die Anstossbreite der recht langen Hörner beträgt 17 mm.
Bei dieser Uhr wurde kein Zehntelmillimeter Bauhöhe verschenkt. Das Zifferblatt ist am Rand heruntergebogen, damit es seitlich ein Stück weit über den Seitenrand des Uhrwerks heruntergezogen werden kann, auch die aufgesetzten Stundenindices folgen dieser Krümmung und sind gebogen. Damit der Minutenzeiger unter das flache Glas passt, ist auch er zur Spitze hin leicht nach unten gekrümmt.
Das flache schlanke Design wird noch dadurch betont, dass es keine Rundungen gibt. Die Hörner sind recht lang, parallel und gerade, die einzelnen Flächen des prismatischen Querschnitts sind durch scharfe Kanten voneinander getrennt. Auch beim Gehäuse sind einzelne Flächen durch Kanten abgesetzt, wobei sich ein sehr schmaler, fast kielartiger Seitenrand ergibt. Der gewölbte Bodendeckel ist deutlich kleiner im Durchmesser als die Uhr, was sie noch flacher wirken lässt.
Das Gehäuse ist dreiteilig, d.h. es besteht aus einem hinteren Pressdeckel, einem Gehäusemittelteil mit den Hörnern und einem vorderen schmalen Glasring («Lünette»), der mit Hilfe einer Messerklinge abgehoben werden kann. Das Werk ist mit zwei Werkhalteschrauben am Gehäuse festgeschraubt. Nach dem Lösen der Schrauben und Ziehen der Aufzugwelle wird das Werk nach vorne entnommen. Unter der Unruh ist das Werk gepunzt mit dem Lorsa-Herstellerzeichen (Kreuz in Wappenschild) und mit der Kalibernummer 238 G (bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Lorsa 238G).
Bei diesem filigranen Design der 60er erlaubte der klassischer Räderwerksaufbau mit dezentraler Sekunde sogar eine etwas flachere Bauhöhe als bei einem Zentralsekundenwerk, denn der Sekundenzeiger aus der Mitte sitzt noch ein Stockwerk oberhalb des Minutenzeigers und es braucht dann mehr Luft zwischen Zifferblatt und Glas.
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Die neuere ‘Jean Herber’ (‘Jean Herber Antichoc’, Lorsa 238 ADI) ist wohl zwischen 1972 und 1980 entstanden und sieht völlig anders aus. Sie hat eine digitale Scheibenanzeige (Stunden und Minuten) mit springender oder besser geschalteter Stunde (jump hour, heure sautante). Solche mechanischen Digitaluhren hatten eine kurze Blütezeit in den 70er Jahren und entstanden als Antwort auf die neuen Quarz-Solid-State-Uhren mit digitalem LED- oder LCD-Display.
Wo man in den 60ern noch bestrebt war, das Werk mit möglichst wenig Material filigran zu umhüllen und das Zifferblatt so gross wie möglich zu halten, da wurde nun mit Gehäusematerial geklotzt und ein klobiger, aber dennoch formschöner Metallklumpen mit kleinem Sichtfenster vorgelegt. Das Gehäuse besteht aus verchromtem Messing, der flache Boden aus Edelstahl ist geschraubt, (Herstellerzeichen ‘Baumstumpf’, Beschriftung: Dustproof Stainless Steel Back Antimagnetic).
Mit einer Gehäusebreite (ohne Krone) von 36 mm und einer Höhe «Horn zu Horn» von 42 mm ist die Uhr von den Abmessungen her kaum grösser als die ‘Wibax’, aber sie wirkt deutlich massiger. Die Seiten des tonneauförmigen Gehäuses sind leicht gebogen, die obere Fläche ist der Länge nach leicht gekrümmt und die Oberfläche ist matt durch einen in Richtung der Krümmung verlaufenden Längsstreifenschliff, das dicke Plexiglas des schmalen Sichtfensters ist von hinten eingelegt und an der Oberfläche genau an die umgebende Metallfläche angepasst (überragt das Metall um Millimeterbruchteile, was ein Nachpolieren des Glases leicht ermöglicht). Die durch Kanten abgegrenzten schrägen Abstürze des Gehäuses nach allen Seiten und die senkrechten Seitenflächen sind glatt und hochglänzend. Die Bandanstösse (Anstossbreite 19,3 mm) sind verdeckt, die Uhr ist 11,5 mm dick.
Das weiss bedruckte metallische Türkis des Zifferblattes bekommt einen Schillereffekt durch einen feinen, fächerförmig radialen Schliff (quasi ein quer abgeflachter Sonnenschliff) und die schwarz bedruckten weissen Scheiben heben sich gut ab.
Das Werk wird durch einen massiven Werkhaltering aus Messing gehalten (bidfun-db Archiv: Uhrwerke: Lorsa 238ADI).
Die Scheibenmechanik auf der Zifferblattseite kann man in einem alten Thread von @Alberich sehen (Revision: Scheibenuhr mit Lorsa 238A). Aus zwei seiner Fotos habe ich dieses Schema der Zifferblattseite zusammengestellt:
An Stelle des normalen Minutenrohrs sitzt auf der Minutenradwelle ein ‘Minutenrohr’, das einen grossen Zahnkranz von der Grösse des (hier fehlenden) Stundenrohres hat. Das Stellen erfolgt eine Etage darunter (mir ist nicht ganz klar, ob das ‘Minutenrohr’ ein oder zwei Bauteile sind), man sieht das von der Aufzugdecke teilweise verdeckte ‘Wechselrad Stellen’, das hier nur zum Stellen über das Zeigerstellrad dient und dem deshalb der obere kleine Zahnkranz fehlt, den dieses Wechselrad normalerweise hat (der sonst an das Stundenrohr weitergibt). Der grosse Zahnkranz des zentralen Minutenrohrs gibt weiter an ein Wechselrad mit Schaltfinger. Dieses zusätzliche Rad mit dem Schaltfinger ist gleich gross mit gleich vielen Zähnen wie der zentrale Zahnkranz und läuft auch in einer Stunde einmal um. Dabei schaltet der Schaltfinger die grosse Stundenscheibe aus Messing weiter, die locker über das Minutenrohr geschoben ist und auf der Rückseite einen fest damit verpressten Schaltstern mit 12 Zähnen hat. Eine lange Rastfeder greift zwischen zwei Zähne und hält die Stundenscheibe in Position. Die Schaltung läuft innert ca. 3 Minuten ab, die Minutenscheibe wird fest auf den oberen Rand des Minutenrohrs aufgepresst (wie man das auch mit dem Minutenzeiger tun würde). Dabei muss die Position der Scheibe so gewählt werden, dass die Stundenschaltung bei Minute 00 erfolgt.
Zum Vergleich kann man sich hier die normale Zifferblattseite eines nicht digitalen Lorsa 238 A im Uhrwerksarchiv von Christoph Lorenz ansehen: Lorsa 238A
Wie man sieht, ist das eine recht hochwertige, robuste und langlebige Konstruktion – alles ist aus Metall – und überhaupt hat man mit dem Lorsa 238 ADI eine alltagstaugliche Scheibenuhr auf Basis eines Steinankerwerks, das auch in Zukunft durch normale uhrmacherische Routinearbeit gewartet und erhalten werden kann, was bei den vielen Scheibenuhren auf Basis einfacher Stiftankerwerke oft deutlich schwieriger ist.
Bei der genauen Nachschau bezüglich der beiden Werksmodifikationen des Lorsa 238xx fand ich Unklarheiten bei der Schwingfrequenz. Es ergab sich eine interessante Unterhaltung mit Christoph Lorenz (Uhrwerksarchiv.de), der noch einmal das Lorsa 238 A mit der Zeitwaage prüfte und die Daten im Flume verglich. Daraus ergibt sich folgendes Bild: Während die Werke der alten Bauart (laut Flume K3) mit 18'000 A/h schwingen, ist bei der neuen Bauart die Frequenz auf 21'600 A/h heraufgesetzt.
Die alte und die neue Bauart unterscheiden sich folgendermassen:
ALT: Lorsa 238, Lorsa 238 C, Lorsa 238 G
- Frequenz 18'000 A/h (im Flume K3 sind alle drei Werke angegeben mit 18'000, verifiziert durch Christoph Lorenz)
- Fester Spiralklötzchenträger am Unruhkloben
- Zweischenklige Ringunruh
- Winkelhebel mit werksseitiger Winkelhebelschraube
- Altes Gesperr, deutlich sichtbar neben dem Sperrad
NEU : Lorsa 238 A, Lorsa 238 AG, Lorsa 238 ADI
- Frequenz 21'600 A/h (das Lorsa 238 A wurde von Christoph Lorenz auf der Zeitwaage gemessen)
- Beweglicher, drehbarer Spiralklötzchenträger
- Dreischenklige Ringunruh
- Winkelhebel werksseitig mit Druckpunkt zum Entriegeln
- Neues Gesperr, grossteils unter dem Sperrad verborgen
Das wäre alles, hoffentlich war es interessant…
Gruss Andi