Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern

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  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #1
DreizeigerFan

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Mir ist letztens eine Dugena Monza mit ETA 2451 zugeflogen und gerade weil das ein recht einfaches Werk ist, dachte ich mir, ich mache mal ein paar Fotos vom Innern der Uhr. Der Ausgangszustand war ein Gehäuse mit Abrieb (an dem ich nichts ändern kann) mit zerkratztem Glas.
01-Ausgangssituation.jpg
Ich habe das Werk ausgeschalt und die Automatik-Einheit entfernt. Sie ist mit zwei Schrauben befestigt und wird zusammen mit dem Rotor abgenommen. Danach habe ich die Feder abgespannt und das Sperrrad entfernt.
02-Automatic-Sperrad-ab.jpg

Als nächstes habe ich die Unruh entfernt.
03-Unruh-entfernen.jpg

Danach habe ich den Anker und das Kronrad (Achtung Linksgewinde) entfernt.
04-Anker-Kronrad-raus.jpg

Jetzt habe ich die Brücke über dem Federhaus entfernt. Auf der Unterseite ist ein Hebel an dem das Kronrad befestigt ist. Das erlaubt dem Kronrad bei automatischem Aufzug in die Sperrklinke auszuweichen, so, dass das Sperrrad am Kronrad vorbei gleiten kann (Entkopplung).
05-Kronrad-wippe.jpg

Den Hebel entnehme ich.
06-Kronrad-wippe-2.jpg

Danach öffne ich das Federhaus indem ich es auf eine flache, harte Unterlage lege und an zwei gegenüberliegenden Seiten mit dem Daumennagel auf die Verzahnung drücke. Dann springt der Deckel ab. Damit die Feder nicht herausspringt lege ich einen Zeigefinger auf den Deckel während ich das Gehäuse öffne.
07-Federhaus-1.jpg

Nun muss der Kern raus, damit er, Falls die Feder unkontrolliert heraus springt nicht durch die Gegend geworfen wird. Dazu drücke ich mit einer Pinzette auf die Federwindung um den Kern. Dann sollte der Zapfen des Kerns aus der Feder springen und man kann den Kern entnehmen.
08-Federkern.jpg

Jetzt muss die Feder raus. Dazu greife ich mit dem Daumen über das Federpaket und hebe das innere Ende der Feder mit einer Pinzette über das Federpaket.
09-Auswinden-1.jpg

Nun fasse ich mit dem anderen Daumen an der gegenüberliegenden Seite zwischen Federende und Federgehäuse. So kann ich immer relativ kontrolliert eine halbe Windung aus dem Federhaus nehmen.
10-Auswinden-2.jpg

11-Feder-fast-raus.jpg

Hier das Federhaus mit Feder und Kern.
12-Feder-raus.jpg

Ich löse die Schrauben der Räderwerk-Brücke.
13-Räder-Brücke.jpg

und entnehme die Brücke.
14-Räder.jpg

Ich entnehme die Räder.
15-Räder-raus.jpg

Danach drehe ich das Werk um und entferne die Wechselradbrücke.
16-Wechselradbrücke.jpg

17-Wechselradbrücke-raus.jpg

Ich entnehme die Räder und entferne die Winkelhebelfeder.
18-Winkelhebelfeder.jpg

Zum entfernen von flugfähigen Federn lege ich meist eine Frischhaltefolie über das Werk. Falls die Feder versucht zu fliegen, kommt sie meist nicht weit.
19-Stellhebel-Feder.jpg

Ich entnehme die Teile und drehe das Werk um, um dir Unruh zur Reinigung im Ultraschallbad einzubauen.
Unruh-rein.jpg

Jetzt habe ich 20 Bilder voll. Demnächst geht es hier weiter.
 
  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #2
DreizeigerFan

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Dann machen wir mal weiter mit der Automatik-Einheit.
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Der Rotor wird von einer zentralen Schraube im Lager gehalten.
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Diese wird nun gelöst.
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Die unteren Zahnräder kann man entnehmen, wenn man das Blech, das die Räder hält mit einem Schraubendreher nach außen dreht.
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Auf der andern Seite muss man die "Schraube" so drehen, dass man jeweils das eine oder das andere Klinkenrad entnehmen kann. Das funktioniert nicht, wenn die Automatik noch auf dem Werk sitzt. Der untere Teil des Halters (Schraube) ist im oberen Bild über dem sichtbaren Klinkenrad. Er greift bei montierter Einheit in die Brücke darunter.
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1652028124629.png
Damit ist die Automatik zerlegt. Während die Teile im Ultraschallbad sind drücke ich das Glas aus dem Gehäuse.
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Das hat keine Risse und kann deshalb noch mal verwendet werden.
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Zum Reinigen und Polieren entferne ich den Armierungsring.
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Ich schleife mit 800er, 1500er und 2500er. Danach poliere ich das mit einer Acrylpolitur aus dem Autozubehör. Man kann natürlich eine beliebige Abstufung von Schleifpapier nehmen und ggf. dann etwas mehr oder weniger lange polieren. Danach presse ich das Glas wieder ein.
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Jetzt muss die Feder wieder rein. Man kann natürlich auch eine neue kaufen und sie einfach rein drücken aber ich habe es selten erlebt, dass eine alte Feder nicht mehr (gut) funktioniert hätte.
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Ich ziehe das Ende der Feder mit der rechten Hand zwischen Daumen Und Zeigefinger der linken Hand.
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Diesen Bogen lege ich in das am Rand gefettete Federhaus und drücke dann das Ende von der Seite hinein.
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Jetzt kommt der kritische Moment. Man muss das Ende des Gleitzaums innen über das schon im Federhaus befindliche Ende bekommen. Dazu kann man nach innen gegen den Gleitzaum drücken aber man muss aufpassen, dass man die Feder nicht abbricht. Es kann helfen an der Feder etwas nach innen zu ziehen (aber immer ziemlich parallel zu Federhausrand).
1652029203619.png
Hat man diese Stelle erst überwunden ist man schon fast fertig. Man fasst das Federhaus mit beiden Händen und drückt beim drehen immer ein wenig mehr Feder ins Federhaus.
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Danach wird er Kern eingesetzt und der Boden und der Deckel etwas geschmiert.
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Natürlich muss auch der Federkern etwas geschmiert werden (also da wo er im Boden und Deckel des Federhauses ist).
Jetzt werden die Unruhlager geölt und eingebaut.
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Auch der Deckstein über dem Ankerradlager wird wieder eingebaut.
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1652033394226.png
Mal wieder zwanzig Bilder voll. Also später mehr.
 
  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #3
DreizeigerFan

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Nun geht es erst mal auf der anderen Seite weiter. Ich lege die Räder wieder ein. Dabei sollte man darauf achten, dass die Zapfen richtig in den Lagern liegen, sonst ist die Montage der Brücke schwer bis unmöglich.
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Dann montiere ich die Brücke. Dabei rutschen meist die oberen Zapfen aller Räder mit Ausnahme des Ankerrads in die Lager, wenn man das Sekundenrad etwas hin und her dreht und dabei leichten Druck auf die Brücke ausübt. Das Ankerrad führe ich dann mit einer feinen Pinzette ins Lager. Jetzt sollte die Brücke plan aufliegen und die Räder etwas nachlaufen, wenn man das Sekundenrad vorsichtig anstößt. Falls das so ist kann man die Schrauben montieren. Außerdem habe ich im Bild unten schon den Anker mit Kloben montiert.
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Jetzt ist es Zeit, das Kronrad auf der Federhausbrücke zu montieren. Dazu lege ich zunächst die kleine Wippe wieder in die Brücke.
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Damit ich auf der anderen Seite dass Kronrad montieren kann klebe ich das auf etwas Rodico.
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Jetzt kann ich das Kronrad auflegen und festschrauben.
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Danach lege ich das Federhaus ein und montiere die Brücke.
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Nun kommt das Sperrrad rein. Beim Festschrauben kann man schon etwas Zug auf die Feder bringen.
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Wenn man dann die Unruh einbaut läuft das Werk.
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Ich drehe das Werk wieder um und baue die Teile der Kronen-Mechanik wieder ein.
1652107739696.pngeta 2451 460
Dann montiere ich die Winkelhebelfeder und lege die Räder ein (leider etwas unscharf und bei anderem Licht).
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Die Montage der Wechselradbrücke ist etwas fummelig, weil die Schrauben echt klein sind. Bei moderneren ETA Werken sind sie größer und damit einfacher zu handhaben.
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Noch eben das Stundenrad rein und schon sind wir mit dem eigentlichen Werk fertig.
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Jetzt ist die Automatik-Einheit dran. Ich habe die Klinkenräder verkehrt herum neben die entsprechenden Positionen in der Brücke gelegt
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und eingebaut.
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Danach kommen die beiden Reduktionsräder rein.
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Ich drehe das Halteblech wieder in Position und schraube das ganze auf den Rotor.
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Danach montiere ich Zifferblatt, Zeiger und Werkhaltering.
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Dann schale ich das Werk ein und montiere die Automatik-Einheit.
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Auch mit der alten Zugfeder hat das Werk wieder eine akzeptable Amplitude aber sie muss in jedem Fall raus und insbesondere die Lagerfläche zwischen Federkern und Federhaus geschmiert werden. Wenn die Uhr läuft dreht das Federhaus um den Kern und damit würde Reibung an dieser Stelle die Amplitude signifikant verringern.
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Und einigermaßen tragbar ist sie auch wieder.
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Noch ein kleiner Nachtrag zum Schleifen des Glases. Man sollte auf keinen mit dem Rand des Schleifpapiers über das Glas ziehen. Da es dort immer Unregelmäßigkeiten gibt, schleift man damit sehr leicht Riefen ins Glas. Also immer so schleifen, dass das Glas nicht unter dem Schleifpapier hervorkommt und es ab und an etwas drehen, damit es nicht an einem Rand mehr abgeschliffen wird als am anderen. Dass man das nass schleift, versteht sich von selbst.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe, dass euch die Bilder etwas unterhalten haben,
Christian
 
  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #4
Snaporaz

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Ein sehr gut gemachter Bericht, schöne Bilder!
Die Bemerkung zum Federhaus verstehe ich nicht recht, hast du es einmal 360 Grad ablaufen lassen und dabei eine Veränderung der Amplitude festgestellt?
 
  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #5
DreizeigerFan

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Ich wollte nur darauf hinweisen, dass beim Aufziehen der Federkern in den Lagern der Platine bzw. der Brücke dreht und beim Ablaufen der Uhr das Federhaus um den Kern läuft. Deshalb wirkt sich Reibung zwischen Federhaus und Kern stark auf die Amplitude aus.
Ich habe mal bei einem AS2066 Werk das Federhaus wieder eingebaut ohne es zu reinigen und zu schmieren. Da war die Amplitude ziemlich mau. Nachdem ich das dann doch geöffnet, gereinigt und geschmiert habe, war die Amplitude statt knapp 200° bei über 270°.
 
  • Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern Beitrag #6
M

milou

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Toller Bericht, gratuliere dir!
 
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Überholung einer Dugena Monza mit ETA2451 in Bildern

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