
VikingOne
Themenstarter
Ich möchte euch hier die Tutima Military Ref. 798 BUND, die sich seit kurzem in meinem Besitz befindet, vorstellen. Eigentlich sollte eine Tutima Military mein Einstieg in die Welt hochwertiger Uhren werden, aber ich entschied mich aus diversen Gründen zunächst für eine 140/42 von Sinn, die der Tutima ja nicht ganz unähnlich ist.
Immer wieder dachte ich seitdem darüber nach, mir doch noch einen originalen BUND-Chronographen zuzulegen, da ich eine beruflich begründete Affinität zu dieser Uhr habe. So kam nach einem Fehlkauf (aber das ist eine andere Geschichte…) schlussendlich dieser Tutima Bw-Chrono zu mir.
Da mir die Wartungshistorie der Uhr aufgrund fehlender Unterlagen völlig unbekannt war und ein Besuch der Zeitwaage auf eine notwendige Revision hindeutete, ist sie gleich zu Herrn Haider in Oldenburg weitergezogen, um erst einmal durchgecheckt und überholt zu werden. Im Zuge der Revision mussten auch einige Verschleißteile ersetzt werden, um den Originalzustand wieder annähernd herzustellen. Dafür meinen herzlichen Dank an Karsten Haider. Nach knapp vierwöchiger Kur, konnte ich die Uhr nun endgültig in Gebrauch nehmen.
Auch wenn ich die Historie des Uhrenmodells als Bundeswehrchronograph bei den Kennern als bekannt voraussetzen darf, möchte ich sie dem geneigten Leser hier dennoch nicht vorenthalten:
Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 wurden die Piloten der Bundeswehr mit unterschiedlichen Uhren ausgestattet.
Der erste Bundeswehr Fliegerchronograph kam im Jahre 1957 vom Schwarzwälder Uhrenhersteller Hanhart (Modelle 417E und 417ES). Später folgte mit der J88 (Modelle 88/0110 und 88/0111) das Schramberger Unternehmen Junghans als Uhrenlieferant. Ende der 60er vergab die Bundeswehr den Ausstattungsauftrag an die Firma Heuer in der Schweiz mit dem Modell 1550 SG „BUND“.
Als Ende der 70er mal wieder ein neuer Chronograph zur Beschaffung ausgeschrieben wurde, blickte Die Bundeswehr bei der Vergabe des Auftrages wieder in Richtung Deutschland.
Neben anderen Herstellern belieferte das damals in Ganderkesee in Niedersachsen, heute in Glashütte/Sachsen, ansässige Unternehmen Tutima ab etwa 1983 die Bundeswehr mit neuen Automatikchronographen (Referenz 798 bzw. 760). Der wesentliche Unterscheid zwischen den beiden ist das Gehäusematerial: bei der Ref. 798, das bis 2005 hergestellt wurde, kam Edelstahl zum Einsatz, später wurden jedoch nur noch Titan-Modelle unter der Ref. 760 ausgeliefert. Die Versorgungsnummer (Vers. Nr.) bzw. NATO Stock Number (NSN) ist bei beiden Varianten identisch: 6645-12-194-8642.
Charakteristisch für die BUND-Chronographen aus dem Hause Tutima sind die großflächigen, rechteckigen Tastendrücker, die eine Bedienung der Chronographenfunktionen mit Handschuhen erleichtern sollen, während bei den anderen Herstellern klassische runde Drücker verbaut wurden.
In den BUND-Chronographen tickt das weit verbreitete Lemania Kaliber 5100, mit dem zwar kein Schönheitswettbewerb zu gewinnen ist, aber die schnörkellos-funktionale Konstruktion war offensichtlich robust genug, um die Anforderungen der Bundeswehr - festgeschrieben durch das damalige Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in den so genannten Technischen Lieferbedingungen (TL) - zu erfüllen. Die Verwendung eines Lemania 5100 zeigt von außen auch der 24-Stunden-Totalisator auf der 12-Uhr-Position des schwarzen Zifferblattes an. Die weißen Zeiger für Stunde und Minute sind mit hellgrüner, nichtradioaktiver Leuchtmasse versehen und lassen sich bei Nacht sehr gut ablesen. Die für die Stoppfunktion genutzten Zeiger (Stundenzeiger, Minutenzeiger und Sekundenzeiger) sind dagegen in tagesleuchtroter Farbe gehalten. Komplettiert wird der Funktionsumfang des Chronos durch eine Wochentag-/Datumsanzeige auf Position 3 Uhr.
Während bei der Zivilversion auch eine Tachymeterskala (Ref. 798-03/798-04) als Lünetteninlay verbaut sein kann, ist bei den BUND-Chronos eine 12-Stunden-Einteilung vorgeschrieben.
Wie bereits oben angedeutet hat der Tutima Military Chronograph noch drei Geschwister:
Als „Armbanduhr mit Stoppeinrichtung“ unter der Planungsnummer 6645-10202 sind die Uhren übrigens immer noch offiziell Ausrüstungsgegenstand der Bundeswehr.
Aber es wird wohl der letzte mechanische Chronograph gewesen sein, mit dem die Truppe ausgestattet wurde.
Hier ein paar Fotos der Uhr:
Technische Daten:
Hersteller: Tutima
Referenz: 798 (-01 am Lederband und -02 am Edelstahlband)
Baujahr: unbekannt
Werk: Lemania 5100,
automatisches Chronographenwerk mit 17 Lagersteinen,
28.800 Halbschwingungen/h (4 Hz), 48 h Gangreserve,
Stunde, Minute, kleine Sekunde, 24h-Anzeige, Tag/Datum
Chronographenfunktion mit Stoppminute aus der Mitte heraus, 12h Zähler
Gehäuse: Edelstahl, perlgestrahlt, verschraubter Stahlboden, verschraubte Krone
Glas: Saphirglas
Durchmesser: 43,2 mm
Gehäusehöhe: 14,6 mm
Bandanstoß: 20 mm
Armband: Original Edelstahlband von Tutima und Eulit Unterlagenband BUND mit Versorgungsnummer
Wasserdichtigkeit: 100 m (spätere Modelle 200 m)
Gewicht: 120 g am Eulit Lederband und 160 g am Stahlband (bei 18,5 cm HGU)
Getestet auf siebenfache Erdbeschleunigung (7 g)
In einem Prospekt gibt Tutima übrigens einen Magnetfeldschutz von bis zu 1.000 Oersted (diese Einheit wird bereits seit 1970 nicht mehr verwendet) an. Umgerechnet entspricht das etwa 100 mT bzw. 1.000 Gauß und kommt damit etwa dem Magnetfeldschutz meiner Sinn 857 UTC gleich.
Quellen: u.a. Chrononautix, dieses Forum, diverse Fachartikel und Herstellerprospekte
Immer wieder dachte ich seitdem darüber nach, mir doch noch einen originalen BUND-Chronographen zuzulegen, da ich eine beruflich begründete Affinität zu dieser Uhr habe. So kam nach einem Fehlkauf (aber das ist eine andere Geschichte…) schlussendlich dieser Tutima Bw-Chrono zu mir.
Da mir die Wartungshistorie der Uhr aufgrund fehlender Unterlagen völlig unbekannt war und ein Besuch der Zeitwaage auf eine notwendige Revision hindeutete, ist sie gleich zu Herrn Haider in Oldenburg weitergezogen, um erst einmal durchgecheckt und überholt zu werden. Im Zuge der Revision mussten auch einige Verschleißteile ersetzt werden, um den Originalzustand wieder annähernd herzustellen. Dafür meinen herzlichen Dank an Karsten Haider. Nach knapp vierwöchiger Kur, konnte ich die Uhr nun endgültig in Gebrauch nehmen.
Auch wenn ich die Historie des Uhrenmodells als Bundeswehrchronograph bei den Kennern als bekannt voraussetzen darf, möchte ich sie dem geneigten Leser hier dennoch nicht vorenthalten:
Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 wurden die Piloten der Bundeswehr mit unterschiedlichen Uhren ausgestattet.
Der erste Bundeswehr Fliegerchronograph kam im Jahre 1957 vom Schwarzwälder Uhrenhersteller Hanhart (Modelle 417E und 417ES). Später folgte mit der J88 (Modelle 88/0110 und 88/0111) das Schramberger Unternehmen Junghans als Uhrenlieferant. Ende der 60er vergab die Bundeswehr den Ausstattungsauftrag an die Firma Heuer in der Schweiz mit dem Modell 1550 SG „BUND“.
Als Ende der 70er mal wieder ein neuer Chronograph zur Beschaffung ausgeschrieben wurde, blickte Die Bundeswehr bei der Vergabe des Auftrages wieder in Richtung Deutschland.
Neben anderen Herstellern belieferte das damals in Ganderkesee in Niedersachsen, heute in Glashütte/Sachsen, ansässige Unternehmen Tutima ab etwa 1983 die Bundeswehr mit neuen Automatikchronographen (Referenz 798 bzw. 760). Der wesentliche Unterscheid zwischen den beiden ist das Gehäusematerial: bei der Ref. 798, das bis 2005 hergestellt wurde, kam Edelstahl zum Einsatz, später wurden jedoch nur noch Titan-Modelle unter der Ref. 760 ausgeliefert. Die Versorgungsnummer (Vers. Nr.) bzw. NATO Stock Number (NSN) ist bei beiden Varianten identisch: 6645-12-194-8642.
Charakteristisch für die BUND-Chronographen aus dem Hause Tutima sind die großflächigen, rechteckigen Tastendrücker, die eine Bedienung der Chronographenfunktionen mit Handschuhen erleichtern sollen, während bei den anderen Herstellern klassische runde Drücker verbaut wurden.
In den BUND-Chronographen tickt das weit verbreitete Lemania Kaliber 5100, mit dem zwar kein Schönheitswettbewerb zu gewinnen ist, aber die schnörkellos-funktionale Konstruktion war offensichtlich robust genug, um die Anforderungen der Bundeswehr - festgeschrieben durch das damalige Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in den so genannten Technischen Lieferbedingungen (TL) - zu erfüllen. Die Verwendung eines Lemania 5100 zeigt von außen auch der 24-Stunden-Totalisator auf der 12-Uhr-Position des schwarzen Zifferblattes an. Die weißen Zeiger für Stunde und Minute sind mit hellgrüner, nichtradioaktiver Leuchtmasse versehen und lassen sich bei Nacht sehr gut ablesen. Die für die Stoppfunktion genutzten Zeiger (Stundenzeiger, Minutenzeiger und Sekundenzeiger) sind dagegen in tagesleuchtroter Farbe gehalten. Komplettiert wird der Funktionsumfang des Chronos durch eine Wochentag-/Datumsanzeige auf Position 3 Uhr.
Während bei der Zivilversion auch eine Tachymeterskala (Ref. 798-03/798-04) als Lünetteninlay verbaut sein kann, ist bei den BUND-Chronos eine 12-Stunden-Einteilung vorgeschrieben.
Wie bereits oben angedeutet hat der Tutima Military Chronograph noch drei Geschwister:
- die Orfina Porsche Design 5100 BW von der Orfina S.A. aus Grenchen im Auftrag von Porsche Design, Lieferung ab ca. 1979 mit den Varianten: Edelstahl-Gehäuse und mattschwarz-beschichtete Gehäuse (Versorgungsnummer 6645-12-182-1763 mit Tritium Leuchtmasse, bzw. 6645-12- 194-8642 ohne Tritium)
- die Arctos 5100 BWL aus Pforzheim (Versorgungsnummer 6645-12- 194-8642), Lieferung ab ca. 1982 und
- die Tengler 5100 BWL aus Niederzissen in der Eifel (Versorgungsnummer 6645-12- 194-8642), die ca. 1990 schwerpunktmäßig für die Artillerietruppe des Heeres beschafft wurde.
Als „Armbanduhr mit Stoppeinrichtung“ unter der Planungsnummer 6645-10202 sind die Uhren übrigens immer noch offiziell Ausrüstungsgegenstand der Bundeswehr.
Aber es wird wohl der letzte mechanische Chronograph gewesen sein, mit dem die Truppe ausgestattet wurde.
Hier ein paar Fotos der Uhr:
Technische Daten:
Hersteller: Tutima
Referenz: 798 (-01 am Lederband und -02 am Edelstahlband)
Baujahr: unbekannt
Werk: Lemania 5100,
automatisches Chronographenwerk mit 17 Lagersteinen,
28.800 Halbschwingungen/h (4 Hz), 48 h Gangreserve,
Stunde, Minute, kleine Sekunde, 24h-Anzeige, Tag/Datum
Chronographenfunktion mit Stoppminute aus der Mitte heraus, 12h Zähler
Gehäuse: Edelstahl, perlgestrahlt, verschraubter Stahlboden, verschraubte Krone
Glas: Saphirglas
Durchmesser: 43,2 mm
Gehäusehöhe: 14,6 mm
Bandanstoß: 20 mm
Armband: Original Edelstahlband von Tutima und Eulit Unterlagenband BUND mit Versorgungsnummer
Wasserdichtigkeit: 100 m (spätere Modelle 200 m)
Gewicht: 120 g am Eulit Lederband und 160 g am Stahlband (bei 18,5 cm HGU)
Getestet auf siebenfache Erdbeschleunigung (7 g)
In einem Prospekt gibt Tutima übrigens einen Magnetfeldschutz von bis zu 1.000 Oersted (diese Einheit wird bereits seit 1970 nicht mehr verwendet) an. Umgerechnet entspricht das etwa 100 mT bzw. 1.000 Gauß und kommt damit etwa dem Magnetfeldschutz meiner Sinn 857 UTC gleich.
Quellen: u.a. Chrononautix, dieses Forum, diverse Fachartikel und Herstellerprospekte