
PercyPickwick
Themenstarter
- Dabei seit
- 25.02.2019
- Beiträge
- 59
Guten Tag,
ich möchte heute eine Uhr vorstellen, die mich schon mehr als mein halbes Leben begleitet und nun ihren Weg zu mir fand.
Alles fing in den frühen 90ern an. Ich war ein Schüler, der stolz wie Bolle seine Swatch-Uhr trug und hatte überhaupt keine Ahnung von mechanischen, elektrischen, oder außerirdischen Uhrwerken. Die Bewertung erfolgte nur über Design und „coole“ Technik. Was auch der Grund war, warum ich mir an den Schaufensterscheiben die Nase platt drückte, um eine Rado Ceramica anzuschmachten, die daneben liegenden Exemplare von Rolex, etc. schön ignorierend. Horologisch aus heutiger Sicht sicherlich ausbaufähig, aber damals fand ich das eingesetzte Material, mit dem modern wirkenden Design einfach faszinierend. In die gleiche Kategorie fiel dementsprechend auch die Junghans Mega Solar Keramik - für einen Schüler damals das Bildnis unfeuchter Träume. Rückwirkend betrachtet wurde dabei wohl das Fundament einer andauernden Faszination gelegt.
Nun ergab es sich 1992, dass die Familie im Zuge einer Veranstaltung nach Frankfurt fuhr, die in der Nähe der Zeil statt fand. Die Zeit vor der Rückfahrt nutzten wir zum Bummeln und wie es kommen musste, gingen wir in einen Juwelier rein. Ich meine es war Christ, aber da will ich keine Hand für ins Feuer legen - das einzige, was mir im Gedächtnis haften blieb war ein „Wasserfall“, der seitlich an der Treppe, von der Decke des Erdgeschosses ins Untergeschoss an der Wand herunter lief.
Passend zum Thema Wasser kam hier der Erstkontakt mit dem, was später zur oben bezeichneten „Grail-Watch“ werden sollte. Der nette Verkäufer zeigte mir eine Uhr, die an meinem Handgelenk wie dahin gehörend wirkte. So etwas hatte ich nie zuvor erlebt und auch heute noch ist es selten. Das sich hinter der klaren, fast schon kalten Optik auch noch (für die damalige Zeit) absolut beeindruckende technische Meisterleistungen verbargen, ist damals nahezu komplett an mir vorbei gegangen. Nicht aber die 2000m Wasserdichtigkeit - selbst heutzutage nicht überall anzutreffen, wobei aber nicht mehr ein Alleinstellungsmerkmal. So blieb der Name aber auch haften:
IWC Porsche Design Ocean 2000
Quelle: Google Bildersuche
Ein Meilenstein der Uhrengeschichte.
Kaum bekannt und fast immer unter dem Radar laufend, hat sie eine Geschichte, mit der sie sich hinter den „großen“ Namen nicht zu verstecken braucht. Sie kann nicht den Mond bieten und auch keine Rennsiege, aber ihre Geburt verdankt sie einer Ausschreibung der Bundeswehr, die eine Uhr für ihre Tauchereinheiten der Deutschen Marine (Kampfschwimmer, Minentaucher, etc.) sowie die Fernspähereinheiten suchten. Und damit die Einsatzuhr für zwei der besten Spezialeinheiten der Zeit stellte.
Quelle: Special Service: The IWC Porsche Design Ref. 3519 AMAG - Revolution
Eine Uhr also, die nicht nur wasserdicht sein musste, sondern auch Stoß- und Schockbelastungen aushalten musste, die über das normale Anforderungsprofil von Armbanduhren/Taucheruhren hinausging. Aus Hubschraubern in die Ostsee springen (und wer einmal in einer Bell UH-1D mitflog, weiß was das für Vibrationen sind), Stöße gegen die Röhre im Inneren von Torpedorohren im getauchten Zustand von U-Booten aushalten und auch Schießübungen, selbst mit MGs, am Handgelenk musste sie aushalten. Und dabei verlässlich weiter laufen. Das sie dazu auch noch nach den Anforderungen der Minentaucher amagnetisch sein musste, hat das Anforderungsprofil nicht vereinfacht.
Am Ende führte dies zu drei unterschiedlichen militärischen und zwei zivilen Modellen.
Quelle: Special Service: The IWC Porsche Design Ref. 3519 AMAG - Revolution
Die Geschichte der Uhr ist spannend, aber wurde von wesentlich belesenerer Seite als meiner schon treffend aufbereitet. Falls ich das Interesse dazu wecken konnte, füge ich unten ein paar Links ein, die zu den Seiten jener führen, denen man für Ihre zeitintensive Auseinandersetzung mit der Geschichte danken kann.
Aber auch hier hätte es die Fügung damit belassen können. Da das Leben aber manchmal dazu neigt, seltsame Wege einzuschlagen, fand ich mich ein paar Jahre später bei der Marine wieder. Und nicht nur da, sondern im Laufe der Zeit auch in der Taucherausbildung, die ich erfolgreich abschließen durfte. So könnte diese Geschichte nun ein vorzeitiges Ende finden, aber das Leben beschloss, dass es mir gegenüber die Ironie ausspielen wollte - was ich dank unnachahmlicher Ignoranz nicht mal wahrnahm und es dadurch komplett ins Leere lief. Ich hätte nie gedacht, mal für Ignoranz dankbar zu sein, denn mir war damals nicht bewusst, dass eben die Ocean 2000 die Uhr war, die mir wohl dienstlich ausgegeben worden wäre, wäre ich nicht zu einer anderen Einheit versetzt worden.
(Quelle: Preisfrage Ocean 2000 BUND - WATCHLOUNGE FORUM)
Andererseits…war es wirklich Ironie, oder sollte es so sein?
Ist es nicht so, dass der Weg zu einem Gral beschwerlich, lang und mit dem Kampf gegen die inneren Dämonen verbunden sein muss?
Auch wenn mich das Interesse an Uhren nie vollends verließ, so durchlief es aber eine ruhigere Phase, bis ich vor etwas mehr als 10 Jahren begann mich wieder stärker mit ihnen zu beschäftigen. So fanden diverse Omegas, eine Tag Heuer Grand Carrera sowie eine Sinn EZM 2 (Die ich in einem Anfall geistiger Umnachtung verkaufte, „aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden“.) den Weg zu mir.
Immer wieder warf ich einen Blick in Richtung der Ocean und realisierte, wie lange sie mich schon „begleitet“. Aber kaufen?
Nein, bloß nicht.
Die ist doch schon regelrecht Vintage - und Vintage ist nur was für Spezialisten.
Teuer zu kaufen.
Teuer zu warten.
Und Ersatzteile? Wer weiß schon wie lange es die noch gibt.
Nein, nein, Verzicht ist Vernunft und ich bin der Herr über meine Begierden…
Haben wir das nicht alle, die wir hier sind, nicht schon mal so oder ähnlich, mehr oder weniger laut, geäußert?
Genau - also bin da gelandet, wo wir alle mal waren, oder sein werden. Vielleicht hätte es sogar noch länger gedauert, aber das ist der Punkt, an dem das Schicksal, in Person meiner Frau, beschloss einzugreifen. Ehrlicherweise muss ich vermuten, dass es wohl eher mit einem gewissen Grad der Genervtheit zusammenhing, als mit einem Akt bedingungsloser Liebe und tiefem emphatischem Verständnis für eine uhrengequälte Seele. Nicht, dass ich mich je hinreißen würde, dies ihr gegenüber laut zu äußern. Ich mag vielleicht gerne Gefahren und Abenteuer suchen, aber ich habe schon zu lange gelebt, um hoffnungslose Selbstmordkommandos zu erkennen und einer jugendlichen Neigung nach selbigen nachzugehen.
Jedenfalls gab sie den Startpunkt, nach einer zu suchen und letztendlich zu kaufen. Denn was könnte besser sein, als eine Uhr, mit der einem eine eigene Geschichte verbindet?
Suche, Kauf, „Schluß - aus die Maus“ und wenn sie nicht gestorben sind…
Da lag sie nun vor mir. Baujahr 1992. Erworben vom Erben des Vorbesitzers, der sie direkt in Schaffhausen gekauft hatte. Komplett mit allen Papieren, Zubehör, Werkzeugen und der originalen Kaufrechnung.
Was tun, sprach Zeus. Vergilbtes Lume, die üblichen Kratzer und Macken bei dem Alter, ein Band mit ziemlichem Stretch und sie hat anscheinend nie eine Revision gesehen. Dass letzteres angegangen werden musste, stand außer Frage. Aber wie mit den anderen Punkten umgehen? Allen Quellen im Internet zufolge würde sie den größten Werterhalt / -zuwachs mit der Bandgeometrie 2 behalten (hier möchte ich auf die Links verweisen, falls die Besonderheiten interessieren). Und liest man hier im Forum nicht immer wieder, dass vergilbtes Lume die Krönung darstellt und anzustreben ist? Sollte Werterhalt hier dann meine einzige Betrachtung sein?
So pilgerte ich mit ihr zum örtlichen Tempel des Kommerz und der Dekadenz, umgangssprachlich auch Konzessionär genannt, um sie ins ferne Schaffhausen zur Begutachtung zu entsenden. Nach ausgiebiger Begutachtung durch die dortigen Hohepriester bekam ich, nach nervöser Wartezeit, das Urteil über die Höhe des geforderten Ablasses, für meine Sünde der geplanten Erweckung des Grals.
Tief in mich gehend und nach mehrfacher Betonung, dass Peitschenhiebe zur Selbstgeißelung nicht den Tribut an Mammon ersetzen, gab ich den Weg zur Wiedergeburt frei.
Vor den Bildern, noch die technischen Daten:
Referenz:
3504, mit Bandgeometrie 2 – geändert auf die Bandgeometrie 3
Werk:
IWC Kaliber 3752-1 (Von IWC aufwändig veredeltes ETA-2892 Werk, mit Vollgold-Rotor)
Automatik
42 Stunden Gangreserve
(Quelle: Internet - Google Bildersuche)
Gehäuse:
Grade 5 Titan
Ø 42,5 mm,
Höhe 10,5 mm
Einzigartiges Dichtungssystem zwischen Glas und Gehäuse (lt. IWC, Details unbekannt)
Verschraubte Krone mit 3 Drucksperren
Sphärisch geschliffenes Saphirglas mit einer Stärke von 3,7 mm
Wasserdicht bis 200 atm (2000m)
Die Drucksperren in der Krone machen das reinschrauben zu einer ziemlichen Kraftanstrengung. Keine Taucheruhr, die ich hatte, erfordert soviel Druck.
Auch lässt sich die Lünette nicht so ohne weiteres drehen. Das geht nur mit gezieltem Druck von oben. So soll eine versehentliche Verstellung vermieden werden.
Die Lünette lässt sich mit einem beigefügten Werkzeug auch zur Reinigung abmontieren.
Anzeigen:
Stunde, Minute, Zentralsekunde, Datumsfenster auf 3 Uhr
Zifferblatt:
schwarzes Zifferblatt ohne Zahlen
Tritium-Indizes, späte Versionen mit anderer Leuchtmasse
Zeiger mit Tritium, späte Versionen mit anderer Leuchtmasse
Armband:
Gliederband und Faltschließe aus Titan (Grade 5)
optionales Klettarmarmband in schwarz oder steingrau
Herstellungszeitraum:
Konzeption ab 1980, Verkauf der zivilen Versionen von 1982 bis 1998
Und noch ein Wristshot - mit 42,5mm finde ich sie an einem 18er HGU nicht dominant. Und sie trägt sich durch ihre Form wie angegossen.
Fazit:
Bin ich zufrieden? Das kann ich mit einem klaren JA beantworten. Meine Uhren sollen getragen werden und da ich auch dazu neige, meine Uhren dem auszusetzen, wofür sie ursprünglich mal gedacht waren, will ich auch die Sicherheit haben, dass das passt. Da gibt es sicherlich andere Bewertungsmaßstäbe, für mich zählt bei dieser Uhr aber nur, dass sie bei mir ist. Das man sie jetzt fast schon als Neuwertig zu betrachten könnte erhöht für mich sogar den Reiz. Auch wenn ich am Ende des Tages für die Gesamtkosten auch eine neue Rolex hätte kaufen können.
Ich betrachte sie als Keeper und habe mich dafür von allen Werterhaltungs- und Sammlergedanken gelöst. Wie heißt so schön in der Kreditkartenwerbung: unbezahlbar.
Links:
Watch-Wiki: Ocean 2000
Die Bandgeometrien der Ocean 2000
Form follows funtion
Special Service: The Amag Ocean
ich möchte heute eine Uhr vorstellen, die mich schon mehr als mein halbes Leben begleitet und nun ihren Weg zu mir fand.
Alles fing in den frühen 90ern an. Ich war ein Schüler, der stolz wie Bolle seine Swatch-Uhr trug und hatte überhaupt keine Ahnung von mechanischen, elektrischen, oder außerirdischen Uhrwerken. Die Bewertung erfolgte nur über Design und „coole“ Technik. Was auch der Grund war, warum ich mir an den Schaufensterscheiben die Nase platt drückte, um eine Rado Ceramica anzuschmachten, die daneben liegenden Exemplare von Rolex, etc. schön ignorierend. Horologisch aus heutiger Sicht sicherlich ausbaufähig, aber damals fand ich das eingesetzte Material, mit dem modern wirkenden Design einfach faszinierend. In die gleiche Kategorie fiel dementsprechend auch die Junghans Mega Solar Keramik - für einen Schüler damals das Bildnis unfeuchter Träume. Rückwirkend betrachtet wurde dabei wohl das Fundament einer andauernden Faszination gelegt.
Nun ergab es sich 1992, dass die Familie im Zuge einer Veranstaltung nach Frankfurt fuhr, die in der Nähe der Zeil statt fand. Die Zeit vor der Rückfahrt nutzten wir zum Bummeln und wie es kommen musste, gingen wir in einen Juwelier rein. Ich meine es war Christ, aber da will ich keine Hand für ins Feuer legen - das einzige, was mir im Gedächtnis haften blieb war ein „Wasserfall“, der seitlich an der Treppe, von der Decke des Erdgeschosses ins Untergeschoss an der Wand herunter lief.
Passend zum Thema Wasser kam hier der Erstkontakt mit dem, was später zur oben bezeichneten „Grail-Watch“ werden sollte. Der nette Verkäufer zeigte mir eine Uhr, die an meinem Handgelenk wie dahin gehörend wirkte. So etwas hatte ich nie zuvor erlebt und auch heute noch ist es selten. Das sich hinter der klaren, fast schon kalten Optik auch noch (für die damalige Zeit) absolut beeindruckende technische Meisterleistungen verbargen, ist damals nahezu komplett an mir vorbei gegangen. Nicht aber die 2000m Wasserdichtigkeit - selbst heutzutage nicht überall anzutreffen, wobei aber nicht mehr ein Alleinstellungsmerkmal. So blieb der Name aber auch haften:
IWC Porsche Design Ocean 2000
Quelle: Google Bildersuche
Ein Meilenstein der Uhrengeschichte.
Kaum bekannt und fast immer unter dem Radar laufend, hat sie eine Geschichte, mit der sie sich hinter den „großen“ Namen nicht zu verstecken braucht. Sie kann nicht den Mond bieten und auch keine Rennsiege, aber ihre Geburt verdankt sie einer Ausschreibung der Bundeswehr, die eine Uhr für ihre Tauchereinheiten der Deutschen Marine (Kampfschwimmer, Minentaucher, etc.) sowie die Fernspähereinheiten suchten. Und damit die Einsatzuhr für zwei der besten Spezialeinheiten der Zeit stellte.
Quelle: Special Service: The IWC Porsche Design Ref. 3519 AMAG - Revolution
Eine Uhr also, die nicht nur wasserdicht sein musste, sondern auch Stoß- und Schockbelastungen aushalten musste, die über das normale Anforderungsprofil von Armbanduhren/Taucheruhren hinausging. Aus Hubschraubern in die Ostsee springen (und wer einmal in einer Bell UH-1D mitflog, weiß was das für Vibrationen sind), Stöße gegen die Röhre im Inneren von Torpedorohren im getauchten Zustand von U-Booten aushalten und auch Schießübungen, selbst mit MGs, am Handgelenk musste sie aushalten. Und dabei verlässlich weiter laufen. Das sie dazu auch noch nach den Anforderungen der Minentaucher amagnetisch sein musste, hat das Anforderungsprofil nicht vereinfacht.
Am Ende führte dies zu drei unterschiedlichen militärischen und zwei zivilen Modellen.
Quelle: Special Service: The IWC Porsche Design Ref. 3519 AMAG - Revolution
Die Geschichte der Uhr ist spannend, aber wurde von wesentlich belesenerer Seite als meiner schon treffend aufbereitet. Falls ich das Interesse dazu wecken konnte, füge ich unten ein paar Links ein, die zu den Seiten jener führen, denen man für Ihre zeitintensive Auseinandersetzung mit der Geschichte danken kann.
Aber auch hier hätte es die Fügung damit belassen können. Da das Leben aber manchmal dazu neigt, seltsame Wege einzuschlagen, fand ich mich ein paar Jahre später bei der Marine wieder. Und nicht nur da, sondern im Laufe der Zeit auch in der Taucherausbildung, die ich erfolgreich abschließen durfte. So könnte diese Geschichte nun ein vorzeitiges Ende finden, aber das Leben beschloss, dass es mir gegenüber die Ironie ausspielen wollte - was ich dank unnachahmlicher Ignoranz nicht mal wahrnahm und es dadurch komplett ins Leere lief. Ich hätte nie gedacht, mal für Ignoranz dankbar zu sein, denn mir war damals nicht bewusst, dass eben die Ocean 2000 die Uhr war, die mir wohl dienstlich ausgegeben worden wäre, wäre ich nicht zu einer anderen Einheit versetzt worden.
(Quelle: Preisfrage Ocean 2000 BUND - WATCHLOUNGE FORUM)
Andererseits…war es wirklich Ironie, oder sollte es so sein?
Ist es nicht so, dass der Weg zu einem Gral beschwerlich, lang und mit dem Kampf gegen die inneren Dämonen verbunden sein muss?
Auch wenn mich das Interesse an Uhren nie vollends verließ, so durchlief es aber eine ruhigere Phase, bis ich vor etwas mehr als 10 Jahren begann mich wieder stärker mit ihnen zu beschäftigen. So fanden diverse Omegas, eine Tag Heuer Grand Carrera sowie eine Sinn EZM 2 (Die ich in einem Anfall geistiger Umnachtung verkaufte, „aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden“.) den Weg zu mir.
Immer wieder warf ich einen Blick in Richtung der Ocean und realisierte, wie lange sie mich schon „begleitet“. Aber kaufen?
Nein, bloß nicht.
Die ist doch schon regelrecht Vintage - und Vintage ist nur was für Spezialisten.
Teuer zu kaufen.
Teuer zu warten.
Und Ersatzteile? Wer weiß schon wie lange es die noch gibt.
Nein, nein, Verzicht ist Vernunft und ich bin der Herr über meine Begierden…
Haben wir das nicht alle, die wir hier sind, nicht schon mal so oder ähnlich, mehr oder weniger laut, geäußert?
Genau - also bin da gelandet, wo wir alle mal waren, oder sein werden. Vielleicht hätte es sogar noch länger gedauert, aber das ist der Punkt, an dem das Schicksal, in Person meiner Frau, beschloss einzugreifen. Ehrlicherweise muss ich vermuten, dass es wohl eher mit einem gewissen Grad der Genervtheit zusammenhing, als mit einem Akt bedingungsloser Liebe und tiefem emphatischem Verständnis für eine uhrengequälte Seele. Nicht, dass ich mich je hinreißen würde, dies ihr gegenüber laut zu äußern. Ich mag vielleicht gerne Gefahren und Abenteuer suchen, aber ich habe schon zu lange gelebt, um hoffnungslose Selbstmordkommandos zu erkennen und einer jugendlichen Neigung nach selbigen nachzugehen.
Jedenfalls gab sie den Startpunkt, nach einer zu suchen und letztendlich zu kaufen. Denn was könnte besser sein, als eine Uhr, mit der einem eine eigene Geschichte verbindet?
Suche, Kauf, „Schluß - aus die Maus“ und wenn sie nicht gestorben sind…
Da lag sie nun vor mir. Baujahr 1992. Erworben vom Erben des Vorbesitzers, der sie direkt in Schaffhausen gekauft hatte. Komplett mit allen Papieren, Zubehör, Werkzeugen und der originalen Kaufrechnung.
Was tun, sprach Zeus. Vergilbtes Lume, die üblichen Kratzer und Macken bei dem Alter, ein Band mit ziemlichem Stretch und sie hat anscheinend nie eine Revision gesehen. Dass letzteres angegangen werden musste, stand außer Frage. Aber wie mit den anderen Punkten umgehen? Allen Quellen im Internet zufolge würde sie den größten Werterhalt / -zuwachs mit der Bandgeometrie 2 behalten (hier möchte ich auf die Links verweisen, falls die Besonderheiten interessieren). Und liest man hier im Forum nicht immer wieder, dass vergilbtes Lume die Krönung darstellt und anzustreben ist? Sollte Werterhalt hier dann meine einzige Betrachtung sein?
So pilgerte ich mit ihr zum örtlichen Tempel des Kommerz und der Dekadenz, umgangssprachlich auch Konzessionär genannt, um sie ins ferne Schaffhausen zur Begutachtung zu entsenden. Nach ausgiebiger Begutachtung durch die dortigen Hohepriester bekam ich, nach nervöser Wartezeit, das Urteil über die Höhe des geforderten Ablasses, für meine Sünde der geplanten Erweckung des Grals.
Tief in mich gehend und nach mehrfacher Betonung, dass Peitschenhiebe zur Selbstgeißelung nicht den Tribut an Mammon ersetzen, gab ich den Weg zur Wiedergeburt frei.
Vor den Bildern, noch die technischen Daten:
Referenz:
3504, mit Bandgeometrie 2 – geändert auf die Bandgeometrie 3
Werk:
IWC Kaliber 3752-1 (Von IWC aufwändig veredeltes ETA-2892 Werk, mit Vollgold-Rotor)
Automatik
42 Stunden Gangreserve
(Quelle: Internet - Google Bildersuche)
Gehäuse:
Grade 5 Titan
Ø 42,5 mm,
Höhe 10,5 mm
Einzigartiges Dichtungssystem zwischen Glas und Gehäuse (lt. IWC, Details unbekannt)
Verschraubte Krone mit 3 Drucksperren
Sphärisch geschliffenes Saphirglas mit einer Stärke von 3,7 mm
Wasserdicht bis 200 atm (2000m)
Die Drucksperren in der Krone machen das reinschrauben zu einer ziemlichen Kraftanstrengung. Keine Taucheruhr, die ich hatte, erfordert soviel Druck.
Auch lässt sich die Lünette nicht so ohne weiteres drehen. Das geht nur mit gezieltem Druck von oben. So soll eine versehentliche Verstellung vermieden werden.
Die Lünette lässt sich mit einem beigefügten Werkzeug auch zur Reinigung abmontieren.
Anzeigen:
Stunde, Minute, Zentralsekunde, Datumsfenster auf 3 Uhr
Zifferblatt:
schwarzes Zifferblatt ohne Zahlen
Tritium-Indizes, späte Versionen mit anderer Leuchtmasse
Zeiger mit Tritium, späte Versionen mit anderer Leuchtmasse
Armband:
Gliederband und Faltschließe aus Titan (Grade 5)
optionales Klettarmarmband in schwarz oder steingrau
Herstellungszeitraum:
Konzeption ab 1980, Verkauf der zivilen Versionen von 1982 bis 1998
Und noch ein Wristshot - mit 42,5mm finde ich sie an einem 18er HGU nicht dominant. Und sie trägt sich durch ihre Form wie angegossen.
Fazit:
Bin ich zufrieden? Das kann ich mit einem klaren JA beantworten. Meine Uhren sollen getragen werden und da ich auch dazu neige, meine Uhren dem auszusetzen, wofür sie ursprünglich mal gedacht waren, will ich auch die Sicherheit haben, dass das passt. Da gibt es sicherlich andere Bewertungsmaßstäbe, für mich zählt bei dieser Uhr aber nur, dass sie bei mir ist. Das man sie jetzt fast schon als Neuwertig zu betrachten könnte erhöht für mich sogar den Reiz. Auch wenn ich am Ende des Tages für die Gesamtkosten auch eine neue Rolex hätte kaufen können.
Ich betrachte sie als Keeper und habe mich dafür von allen Werterhaltungs- und Sammlergedanken gelöst. Wie heißt so schön in der Kreditkartenwerbung: unbezahlbar.
Links:
Watch-Wiki: Ocean 2000
Die Bandgeometrien der Ocean 2000
Form follows funtion
Special Service: The Amag Ocean