
fagi1977
Themenstarter
- Dabei seit
- 16.10.2015
- Beiträge
- 2.127
Hallo liebe Foristen!
Was für eine schöne Jahreszeit der Sommer doch ist!
Es ist früher hell und später dunkel, die Temperaturen laden auch zu später Stunde noch ins Freie ein. Die Welt um uns herum ist bunter, lebendiger. Vögel zwitschern, ein sanfter Wind schmeichelt die Haut. Die Sonne scheint, Vitamin D und Serotonin sorgen für größtenteils heitere Stimmung, die Kleidung wird farbenfroher und sehr viel luftiger. Mancher behauptet sogar, dass das jeweils andere Geschlecht sehr viel attraktiver erscheint und somit eine deutlich höhere Anziehungskraft ausstrahlt. Letzteres hängt jedoch maßgeblich von der Wahl der Kaltgetränke ab, zu denen man bei lauer Sommerluft nur allzu gerne greift- munkelt man.
Apropos: Luft nach oben ist irgendwie immer. Was also kann ein Uhrenenthusiast unternehmen, um das Thema „Sommer“ mit dem Thema „Uhr“ sinnvoll zu kombinieren? Nach vielen Wochen beharrlichen Grübelns hatte ich einen ersten, wenn auch äußerst vagen Ansatz: eine Sommer- Uhr!
Nachdem das Thema Omega Planet Ocean in der durchaus euphorisierenden Farbkombination „weiß- orange“ aufgrund fehlender Verhandlungsbereitschaft, falschen Versprechungen und leichten Zweifeln meinerseits aufgrund des doppelt unter dem Gehäuseboden der Uhr verlaufenden Nato- Bandes bereits gescheitert war, und ich letztlich die sprichwörtliche Reißleine zog, ging die Suche wieder von vorn los. Letztlich sollte sich diese etwas frustrierende Situation jedoch als Glücksfall herausstellen.
Aufgrund des für meinen Geschmack relativ überschaubaren Portfolios zum Thema „Sommeruhr“ war ich mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher, ob ich eine solche noch vor Ankunft des nächsten Herbst finden würde. Um irritierte Blicke, ein mitleidiges Lächeln oder gar beides zu vermeiden, weil ich meinen Konzi im Frühling explizit auf eine schöne Uhr für den Herbst ansprechen würde, wagte ich einen neuen Anlauf.
Nach einigen Stunden Recherche standen letztlich eine Doxa Sub 300T oder eine Breitling Avenger Seawolf zur Auswahl, weil beide Modelle das Thema Sommeruhr vorzüglich abbilden können und meinen Anforderungen insgesamt gerecht werden sollten. Insbesondere Doxa kann auf ein breites Spektrum sommerlicher Farben zurückgreifen.
Da Doxa- Konzessionäre jedoch ebenso rar gesät sind wie qualifiziertes Fachpersonal in Großflächenmärkten, war an „mal eben hinfahren“ vorerst nicht zu denken. Stattdessen habe ich mir viele Meinungen, noch mehr Videos und Erfahrungsberichte zum Thema Doxa Sub 300 und 300T zu Gemüte geführt und die erlangten Erkenntnisse im Hinterkopf gespeichert.
Kommen wir nun zur Breitling Avenger Seawolf, die den Vergleich zur Doxa antreten musste und sollte- selbstredend in der Farbe „cobra yellow“. Bei der Namensgebung haben die Marketing- Strategen hervorragende Arbeit abgeliefert. Meiner Auffassung nach soll „cobra-yellow“ wohl eine Anspielung auf ein „giftiges“ gelb sein, hier muss ich jedoch vehement widersprechen. „Radlader-gelb“, „Telefonzellen-gelb“ oder „Yellow cab“ wäre hinsichtlich der Farbgebung treffender, ist aber wohl nur schwer vermittelbar.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob mir die durchaus üppigen Abmessungen nicht einen Strich durch die Rechnung machen würden. Somit suchte ich zielstrebig den nächsten Breitling- Konzessionär auf und -wie sollte es auch anders sein- die Seawolf war natürlich NICHT vorrätig. Also musste zur Anprobe eine andere Uhr mit sehr ähnlichen Abmessungen herhalten- kein Problem, man ist ja einigermaßen flexibel und verfügt über ausreichend Vorstellungs- und Sehkraft, zumindest noch. Aufgeregt wie ein kleiner Junge an Nikolaus nahm ich eine Uhr vom äußerst netten Mitarbeiter des Konzessionärs entgegen und legte sie an. Wenig später fühlte es sich jedoch so an, als hätte mir Knecht Ruprecht höchstpersönlich das Geschenk entrissen und mir obendrein noch einen Stiefeltritt in den Allerwertesten verpasst.
Ernüchterung machte sich breit, die Abmessungen wirkten an jenem Tag nahezu grotesk. Eher würde man Lothar Matthäus den Literaturnobelpreis verleihen, als das eine Avenger Seawolf an mein Handgelenk passen würde.
Insgeheim stellte ich mir die Frage, warum das so ist. Immerhin nenne ich auch eine Tudor P01 mein Eigen -die ja auch nicht unbedingt dafür bekannt ist, nur ganz besonders zarte Handgelenke zu schmücken- und diese passt noch ausgesprochen gut. Das Lug-to-lug- Maß ist hierbei exakt gleich und beträgt zwar stolze, jedoch nicht absolut untragbare 55 mm.
In meiner Hilflosigkeit richtete ich diese Frage auch an meinen immer noch sehr netten Gesprächspartner. Mit einer für mich brauchbaren Antwort konnte er allerdings auch nicht dienen, und folglich saßen wir gleichermaßen ratlos am Tisch wie Uli Hoeneß und Boris Becker bei einer Anhörung durch die Steuerfahndung.
Statt mit Antworten verließ ich das Geschäft mit Fragen und war mir nun sicher, dass es nun die Doxa werden würde.
Auf dem Weg nach Hause dämmerte mir aber, dass es vielleicht nicht das sinnvollste Vorgehen war, mit der kleinsten Uhr aus meiner sehr überschaubaren Sammlung -einer Moonwatch, die ich zuvor sehr regelmäßig getragen hatte und eine Gesamtlänge von lediglich 47 mm hat- zum Konzessionär zu fahren, um mich dann direkt im Anschluß am brutalen Kontrastprogramm zu versuchen.
Folglich trug ich dann einige Tage am Stück meine Tudor P01 sowie Seamaster Diver und Seamaster 300 im Wechsel. Und zwar solange, bis die zwischenzeitlich online bestellte und -man höre und staune- direkt verfügbare Seawolf eingetroffen war.
Man konnte die vor lauter Spannung geladene Luft schon knistern hören. Und der Funke sprang auch direkt über, alle Zweifel bezüglich der Tragbarkeit lösten sich in Windeseile in Wohlgefallen auf. Nichts drückte, nichts zwickte, nichts wirkte deplatziert oder übertrieben. Die nach unten gezogenen Hörnern umschlossen mein Handgelenk fest und wollen es auch nicht wieder loslassen- was mich nicht weiter störte, denn ablegen kommt seit der ersten Anprobe vorerst nicht infrage.
Ja, sie ist groß und ja, sie ist schwer. Jedoch befähigt sie ihren Träger zu einer Eigenschaft, die man bis dato nur von Chamäleons kennt: ein Auge blickt ganz unabhängig von der Blickrichtung des anderen Auges immer auf die Uhr. Während dieses Schauspiel in der Öffentlichkeit wahrscheinlich für anhaltende Belustigung sorgen würde, würde das in einer öffentlichen Sauna wohl eher für Unmut und dauerhaftes Hausverbot sorgen.
Die Verarbeitung ist tadellos- vom Scheitel bis zur Sohle. Bis auf kleinste Ausnahmen zeigt das komplette Gehäuse ein mattes Finish und verleiht der Uhr somit einen massiven und sportlich- tooligen Look. Die Schliffe sind absolut gleichmässig und perfekt ausgeführt- hier gibt es absolut nichts zu meckern, ganz im Gegenteil!
Polierte Flächen finden sich lediglich an den Außenseiten der Stahllünette. Genau dort, wo auch acht kleine Schrauben angebracht sind, um sie dort zu halten, wo sie hingehört- selbst harte Schläge würden ihr wohl nichts anhaben können. Auch die Stirnseite des integrierten Heliumventils ist poliert und sticht angenehm aus der matten Gehäuseflanke heraus.
Auch die bei Breitling typischen "Ridertabs" zum Ausrichten der Lünette sind poliert und bieten einen schönen Kontrast zum sonst ebenfalls mattem Finish. Die satt und sauber mit 120 Klicks rastende Lünette zeigt weder vertikales, noch horizontales Spiel. Das ist alles auf sehr hohem Niveau.
Das alles wirkt somit nicht nur robust und massiv, es ist ganz einfach so.
Über das AR- Coating muss man bei Breitling sowieso keine Worte verlieren- besser geht es einfach nicht, lediglich IWC spielt noch auf diesem Niveau. In Verbindung mit dem minimal gewölbtem Saphirglas verleiht die Entspiegelung des Glases eine sehenswerte Plastizität, die ich in dieser Form noch bei kaum einem anderen Modell erlebt habe- ganz ganz großes Kino. Am ehesten kommt hier noch die alte, mit Plexiglas ausgestattete Marinemaster von Seiko heran.
Die Aufzugskrone ist groß, sehr griffig und hinterlässt beim Träger keinerlei Zweifel darüber, in welcher Position sie sich gerade befindet.
Das Band ist eine schön gearbeitete und ca. 2 mm starke Textil- Leder- Kombination mit weiß abgesetzten Nähten, welches sich von 22 mm auf 20 mm verjüngt, um schließlich von der komplett matt gehaltenen Dornschließe fixiert zu werden. Es trägt sich bis jetzt sehr bequem. Abzuwarten bleibt, inwiefern das knallig gelbe Leder der Innenseite die Farbe erhält oder Ränder bildet, nachdem es mit Wasser und Schweiß in Berührung gekommen ist.
Im Inneren werkelt feinste Stangenware, und zwar das vielfach etablierte sowie schnell schaltende Kaliber 17 (ETA 2824-2 in der Ausführung „Chronométre“). 38 Stunden Gangreserve reichen zwar nicht aus, um beim Uhrenstammtisch frenetisch gefeiert zu werden und/oder Autogrammkarten zu verteilen, das Werk zieht jedoch samtig auf und erfreut i.d.R. mit der Zuverlässigkeit und Robustheit eines Unimogs. Die Gangwerte sollten hier keinerlei Anlass zur Sorge bereiten, wenngleich ich hierüber noch keine voreiligen Angaben machen möchte. Bisher läuft die Avenger extrem genau.
Kommen wir zum Zifferblatt und der Ablesbarkeit: hier mag man nicht gerne wegsehen, wie bereits oben erwähnt. Die Indexe sind allesamt exakt ausgerichtet, die Zeiger perfekt gesetzt. Die anthrazitfarbenen Indexe kontrastieren nicht nur vorzüglich zum matten, hinsichtlich der Farbgebung ein wenig an Eigelb erinnernden Zifferblatt, sie geben ein sehr stimmiges Gesamtbild ab. Im Gegensatz zu manch anderen Breitling- Modellen wirkt das Blatt nicht so hoffnungslos überladen wie Personenzüge der indischen Bundesbahn, oder Yaks während der alljährlichen Bergsteiger- Expeditionen im Himalaya beim Aufstieg zum Basislager.
Darüber hinaus wurde das ebenfalls anthrazitfarbene Breitling- Logo appliziert und nicht nur aufgedruckt- das gefällt mir außerordentlich gut und rundet das sehr stimmige Gesamtbild ab.
Die Ablesbarkeit ist übrigens nicht nur bei Tageslicht, sondern auch im Dunkeln absolut vorbildlich. Die Leuchtmasse wurde üppig, präzise und gleichmässig aufgetragen und strahlt hell und ausdauernd- ganz sicher auch in langen Winternächten.
Somit hat das Kapitel „Sommeruhr“ nun ein versöhnliches und äußerst zufrieden stellendes Ende gefunden.
Eine letzte kleine Anmerkung sei mir noch erlaubt. Bei all meiner Kritik an der Modellpolitik der letzten vier Jahre und vielen daraus resultierenden Verschlimmbesserungen: die neue Avenger- Reihe ist das tatsächlich die einzige Kollektion, die mir seit der Übernahme durch CVC und der Installation von Georges Kern als CEO insgesamt besser gefällt als zuvor.
Hat hier jemand Lust auf Fotos? Na gut. Ausnahmsweise. Leider muss ich gestehen, dass ich leider nur mit dem Smartphone fotografieren konnte. Ich bitte um Entschuldigung.
Schwimmflügel:
Wie tief kann man sinken? Für den Aufenthalt im Sportbecken reicht es locker, zum Notwassern ebenfalls, zur geplanten Besichtigung des Wracks der Titanic fehlen jedoch noch weitere 800 Meter. Schade eigentlich.
Schwarz, breit und stark sind nicht nur Autoreifen von Fulda...
Frei nach Günther Oettinger: „Is this the yellow from the egg?“
Hier noch ein paar technische Daten:
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.
Beste Grüße, Fabian.
Was für eine schöne Jahreszeit der Sommer doch ist!
Es ist früher hell und später dunkel, die Temperaturen laden auch zu später Stunde noch ins Freie ein. Die Welt um uns herum ist bunter, lebendiger. Vögel zwitschern, ein sanfter Wind schmeichelt die Haut. Die Sonne scheint, Vitamin D und Serotonin sorgen für größtenteils heitere Stimmung, die Kleidung wird farbenfroher und sehr viel luftiger. Mancher behauptet sogar, dass das jeweils andere Geschlecht sehr viel attraktiver erscheint und somit eine deutlich höhere Anziehungskraft ausstrahlt. Letzteres hängt jedoch maßgeblich von der Wahl der Kaltgetränke ab, zu denen man bei lauer Sommerluft nur allzu gerne greift- munkelt man.
Apropos: Luft nach oben ist irgendwie immer. Was also kann ein Uhrenenthusiast unternehmen, um das Thema „Sommer“ mit dem Thema „Uhr“ sinnvoll zu kombinieren? Nach vielen Wochen beharrlichen Grübelns hatte ich einen ersten, wenn auch äußerst vagen Ansatz: eine Sommer- Uhr!
Nachdem das Thema Omega Planet Ocean in der durchaus euphorisierenden Farbkombination „weiß- orange“ aufgrund fehlender Verhandlungsbereitschaft, falschen Versprechungen und leichten Zweifeln meinerseits aufgrund des doppelt unter dem Gehäuseboden der Uhr verlaufenden Nato- Bandes bereits gescheitert war, und ich letztlich die sprichwörtliche Reißleine zog, ging die Suche wieder von vorn los. Letztlich sollte sich diese etwas frustrierende Situation jedoch als Glücksfall herausstellen.
Aufgrund des für meinen Geschmack relativ überschaubaren Portfolios zum Thema „Sommeruhr“ war ich mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher, ob ich eine solche noch vor Ankunft des nächsten Herbst finden würde. Um irritierte Blicke, ein mitleidiges Lächeln oder gar beides zu vermeiden, weil ich meinen Konzi im Frühling explizit auf eine schöne Uhr für den Herbst ansprechen würde, wagte ich einen neuen Anlauf.
Nach einigen Stunden Recherche standen letztlich eine Doxa Sub 300T oder eine Breitling Avenger Seawolf zur Auswahl, weil beide Modelle das Thema Sommeruhr vorzüglich abbilden können und meinen Anforderungen insgesamt gerecht werden sollten. Insbesondere Doxa kann auf ein breites Spektrum sommerlicher Farben zurückgreifen.
Da Doxa- Konzessionäre jedoch ebenso rar gesät sind wie qualifiziertes Fachpersonal in Großflächenmärkten, war an „mal eben hinfahren“ vorerst nicht zu denken. Stattdessen habe ich mir viele Meinungen, noch mehr Videos und Erfahrungsberichte zum Thema Doxa Sub 300 und 300T zu Gemüte geführt und die erlangten Erkenntnisse im Hinterkopf gespeichert.
Kommen wir nun zur Breitling Avenger Seawolf, die den Vergleich zur Doxa antreten musste und sollte- selbstredend in der Farbe „cobra yellow“. Bei der Namensgebung haben die Marketing- Strategen hervorragende Arbeit abgeliefert. Meiner Auffassung nach soll „cobra-yellow“ wohl eine Anspielung auf ein „giftiges“ gelb sein, hier muss ich jedoch vehement widersprechen. „Radlader-gelb“, „Telefonzellen-gelb“ oder „Yellow cab“ wäre hinsichtlich der Farbgebung treffender, ist aber wohl nur schwer vermittelbar.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob mir die durchaus üppigen Abmessungen nicht einen Strich durch die Rechnung machen würden. Somit suchte ich zielstrebig den nächsten Breitling- Konzessionär auf und -wie sollte es auch anders sein- die Seawolf war natürlich NICHT vorrätig. Also musste zur Anprobe eine andere Uhr mit sehr ähnlichen Abmessungen herhalten- kein Problem, man ist ja einigermaßen flexibel und verfügt über ausreichend Vorstellungs- und Sehkraft, zumindest noch. Aufgeregt wie ein kleiner Junge an Nikolaus nahm ich eine Uhr vom äußerst netten Mitarbeiter des Konzessionärs entgegen und legte sie an. Wenig später fühlte es sich jedoch so an, als hätte mir Knecht Ruprecht höchstpersönlich das Geschenk entrissen und mir obendrein noch einen Stiefeltritt in den Allerwertesten verpasst.
Ernüchterung machte sich breit, die Abmessungen wirkten an jenem Tag nahezu grotesk. Eher würde man Lothar Matthäus den Literaturnobelpreis verleihen, als das eine Avenger Seawolf an mein Handgelenk passen würde.
Insgeheim stellte ich mir die Frage, warum das so ist. Immerhin nenne ich auch eine Tudor P01 mein Eigen -die ja auch nicht unbedingt dafür bekannt ist, nur ganz besonders zarte Handgelenke zu schmücken- und diese passt noch ausgesprochen gut. Das Lug-to-lug- Maß ist hierbei exakt gleich und beträgt zwar stolze, jedoch nicht absolut untragbare 55 mm.
In meiner Hilflosigkeit richtete ich diese Frage auch an meinen immer noch sehr netten Gesprächspartner. Mit einer für mich brauchbaren Antwort konnte er allerdings auch nicht dienen, und folglich saßen wir gleichermaßen ratlos am Tisch wie Uli Hoeneß und Boris Becker bei einer Anhörung durch die Steuerfahndung.
Statt mit Antworten verließ ich das Geschäft mit Fragen und war mir nun sicher, dass es nun die Doxa werden würde.
Auf dem Weg nach Hause dämmerte mir aber, dass es vielleicht nicht das sinnvollste Vorgehen war, mit der kleinsten Uhr aus meiner sehr überschaubaren Sammlung -einer Moonwatch, die ich zuvor sehr regelmäßig getragen hatte und eine Gesamtlänge von lediglich 47 mm hat- zum Konzessionär zu fahren, um mich dann direkt im Anschluß am brutalen Kontrastprogramm zu versuchen.
Folglich trug ich dann einige Tage am Stück meine Tudor P01 sowie Seamaster Diver und Seamaster 300 im Wechsel. Und zwar solange, bis die zwischenzeitlich online bestellte und -man höre und staune- direkt verfügbare Seawolf eingetroffen war.
Man konnte die vor lauter Spannung geladene Luft schon knistern hören. Und der Funke sprang auch direkt über, alle Zweifel bezüglich der Tragbarkeit lösten sich in Windeseile in Wohlgefallen auf. Nichts drückte, nichts zwickte, nichts wirkte deplatziert oder übertrieben. Die nach unten gezogenen Hörnern umschlossen mein Handgelenk fest und wollen es auch nicht wieder loslassen- was mich nicht weiter störte, denn ablegen kommt seit der ersten Anprobe vorerst nicht infrage.
Ja, sie ist groß und ja, sie ist schwer. Jedoch befähigt sie ihren Träger zu einer Eigenschaft, die man bis dato nur von Chamäleons kennt: ein Auge blickt ganz unabhängig von der Blickrichtung des anderen Auges immer auf die Uhr. Während dieses Schauspiel in der Öffentlichkeit wahrscheinlich für anhaltende Belustigung sorgen würde, würde das in einer öffentlichen Sauna wohl eher für Unmut und dauerhaftes Hausverbot sorgen.
Die Verarbeitung ist tadellos- vom Scheitel bis zur Sohle. Bis auf kleinste Ausnahmen zeigt das komplette Gehäuse ein mattes Finish und verleiht der Uhr somit einen massiven und sportlich- tooligen Look. Die Schliffe sind absolut gleichmässig und perfekt ausgeführt- hier gibt es absolut nichts zu meckern, ganz im Gegenteil!
Polierte Flächen finden sich lediglich an den Außenseiten der Stahllünette. Genau dort, wo auch acht kleine Schrauben angebracht sind, um sie dort zu halten, wo sie hingehört- selbst harte Schläge würden ihr wohl nichts anhaben können. Auch die Stirnseite des integrierten Heliumventils ist poliert und sticht angenehm aus der matten Gehäuseflanke heraus.
Auch die bei Breitling typischen "Ridertabs" zum Ausrichten der Lünette sind poliert und bieten einen schönen Kontrast zum sonst ebenfalls mattem Finish. Die satt und sauber mit 120 Klicks rastende Lünette zeigt weder vertikales, noch horizontales Spiel. Das ist alles auf sehr hohem Niveau.
Das alles wirkt somit nicht nur robust und massiv, es ist ganz einfach so.
Über das AR- Coating muss man bei Breitling sowieso keine Worte verlieren- besser geht es einfach nicht, lediglich IWC spielt noch auf diesem Niveau. In Verbindung mit dem minimal gewölbtem Saphirglas verleiht die Entspiegelung des Glases eine sehenswerte Plastizität, die ich in dieser Form noch bei kaum einem anderen Modell erlebt habe- ganz ganz großes Kino. Am ehesten kommt hier noch die alte, mit Plexiglas ausgestattete Marinemaster von Seiko heran.
Die Aufzugskrone ist groß, sehr griffig und hinterlässt beim Träger keinerlei Zweifel darüber, in welcher Position sie sich gerade befindet.
Das Band ist eine schön gearbeitete und ca. 2 mm starke Textil- Leder- Kombination mit weiß abgesetzten Nähten, welches sich von 22 mm auf 20 mm verjüngt, um schließlich von der komplett matt gehaltenen Dornschließe fixiert zu werden. Es trägt sich bis jetzt sehr bequem. Abzuwarten bleibt, inwiefern das knallig gelbe Leder der Innenseite die Farbe erhält oder Ränder bildet, nachdem es mit Wasser und Schweiß in Berührung gekommen ist.
Im Inneren werkelt feinste Stangenware, und zwar das vielfach etablierte sowie schnell schaltende Kaliber 17 (ETA 2824-2 in der Ausführung „Chronométre“). 38 Stunden Gangreserve reichen zwar nicht aus, um beim Uhrenstammtisch frenetisch gefeiert zu werden und/oder Autogrammkarten zu verteilen, das Werk zieht jedoch samtig auf und erfreut i.d.R. mit der Zuverlässigkeit und Robustheit eines Unimogs. Die Gangwerte sollten hier keinerlei Anlass zur Sorge bereiten, wenngleich ich hierüber noch keine voreiligen Angaben machen möchte. Bisher läuft die Avenger extrem genau.
Kommen wir zum Zifferblatt und der Ablesbarkeit: hier mag man nicht gerne wegsehen, wie bereits oben erwähnt. Die Indexe sind allesamt exakt ausgerichtet, die Zeiger perfekt gesetzt. Die anthrazitfarbenen Indexe kontrastieren nicht nur vorzüglich zum matten, hinsichtlich der Farbgebung ein wenig an Eigelb erinnernden Zifferblatt, sie geben ein sehr stimmiges Gesamtbild ab. Im Gegensatz zu manch anderen Breitling- Modellen wirkt das Blatt nicht so hoffnungslos überladen wie Personenzüge der indischen Bundesbahn, oder Yaks während der alljährlichen Bergsteiger- Expeditionen im Himalaya beim Aufstieg zum Basislager.
Darüber hinaus wurde das ebenfalls anthrazitfarbene Breitling- Logo appliziert und nicht nur aufgedruckt- das gefällt mir außerordentlich gut und rundet das sehr stimmige Gesamtbild ab.
Die Ablesbarkeit ist übrigens nicht nur bei Tageslicht, sondern auch im Dunkeln absolut vorbildlich. Die Leuchtmasse wurde üppig, präzise und gleichmässig aufgetragen und strahlt hell und ausdauernd- ganz sicher auch in langen Winternächten.
Somit hat das Kapitel „Sommeruhr“ nun ein versöhnliches und äußerst zufrieden stellendes Ende gefunden.
Eine letzte kleine Anmerkung sei mir noch erlaubt. Bei all meiner Kritik an der Modellpolitik der letzten vier Jahre und vielen daraus resultierenden Verschlimmbesserungen: die neue Avenger- Reihe ist das tatsächlich die einzige Kollektion, die mir seit der Übernahme durch CVC und der Installation von Georges Kern als CEO insgesamt besser gefällt als zuvor.
Hat hier jemand Lust auf Fotos? Na gut. Ausnahmsweise. Leider muss ich gestehen, dass ich leider nur mit dem Smartphone fotografieren konnte. Ich bitte um Entschuldigung.
Schwimmflügel:
Wie tief kann man sinken? Für den Aufenthalt im Sportbecken reicht es locker, zum Notwassern ebenfalls, zur geplanten Besichtigung des Wracks der Titanic fehlen jedoch noch weitere 800 Meter. Schade eigentlich.
Schwarz, breit und stark sind nicht nur Autoreifen von Fulda...
Frei nach Günther Oettinger: „Is this the yellow from the egg?“
Hier noch ein paar technische Daten:
WERK
Kaliber | Breitling 17 |
---|---|
Werk | Mechanisch, Automatikaufzug |
Gangreserve | ca. 38 Std. |
Halbschwingungen | 28 800 a/h |
Rubine | 25 Rubine |
Kalender | Fenster in Zifferblatt |
GEHÄUSE
Gehäusematerial | Edelstahl |
---|---|
Gehäuseboden | Verschraubt |
Wasserdichtheit | bis 3000 m |
Lünette | In eine Richtung drehbare Sperrkegellünette |
Krone | Verschraubt, mit zwei Dichtungen |
Glas | Konvexes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas |
ABMESSUNGEN
Produktgewicht (ca.) | 160,0 g |
---|---|
Gewicht Uhrenkopf (ca.) | 145,5 g. |
Durchmesser | 45,0 mm |
Dicke | 18,3 mm |
Höhe (Distanz vom oberen zur unteren Bandanstossspitze) | 55,2 mm |
Bandanstossbreite (zwischen den Bandanstössen) | 22,0 mm |
ARMBAND
Armbandmaterial | Kalbsleder |
---|---|
Armbandfarbe | Anthrazit |
Armbandtyp | Gerade |
Zwischenhörner | 22/20 mm |
Schliessenmaterial | Edelstahl |
Schliesse | Dornschnalle |
Schliessengrösse | 20 mm |
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.
Beste Grüße, Fabian.
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