
tertiavigilia
Themenstarter
The CITIZEN CHRONOMASTER AQ4030-51L
Perfekte Dresswatch für den anspruchsvollen Bürger
Eigentlich war meine Suche nach einem hochwertigen blauen Dresser mit dem Kauf einer blauen Datejust von Rolex beendet. Der Blick in die Uhrenbox – o.k. korrekt muss es heißen: Uhrenboxen - zeigte mir aber, dass ein hochwertiger Quarzer sowie eine hochwertige Titanuhr noch fehlten. Diese Lücke galt es zu schließen…
Quarzuhren kauft man bei japanischen Herstellern. Also Seiko bzw. Grand Seiko, Casio oder Citizen. Vor vielen Jahren war ich ein Fan von Citizen-Uhren. Meine erste vom selbst verdienten Geld gekaufte Uhr war eine Citizen. Und ich habe sie noch heute.
Citizen findet im Uhrforum hauptsächlich mit der Promaster-Serie statt und insoweit liegt der Fokus – wie könnte es hier anders sein – auf den Automatikmodellen. Die Signature-Serie oder gar eine Campanola trifft man hier kaum an. Davon abgesehen hält sich die Marke Citizen anders als Seiko mit mechanischen Modellen in Europa ziemlich zurück. Signature- und Campanolauhren sind für Japan und die USA bestimmt und deshalb in Europa nur schwer zu bekommen. Noch bedauerlicher aber ist, dass die Miyotawerke der 90iger Baureihe nur selten in Citizenuhren verbaut werden. Die Marke glänzt dafür hierzulande mit alltagstauglichen Quarzuhren zu günstigen Preisen in einer unüberschaubaren Modellvielfalt – und Menge. Jährlich produziert Citizen ca. 200 Millionen solcher Uhren für den Weltmarkt und einige wenige Topmodelle allein für seine Kunden in Japan, bekannt als The Citizen. Sie werden dort als japanisches, technisch perfektes Produkt beworben, wodurch bewusst nationale Gefühle angesprochen werden.
Firmengeschichte
Citizen wurde 1918 vom Tokioter Juwelier Kamekichi Yamazaki unter dem Namen Shokosha Watch Research Institute gegründet. Erst im Dezember 1924 erschien das erste Produkt, die Taschenuhr Citizen Kaliber 16. Den Namen „Citizen“ steuerte der damalige Tokioter Bürgermeister Shinpei Goto bei, der mit Yamazaki bekannt war. Er wollte das damalige Luxusprodukt Uhr einem breiten Publikum zugänglich machen. Goto glaubte, dass Yamazaki irgendwann einen Zeitmesser produzieren würde, den sich jeder Bürger Japans („citizen“) leisten könne. Einer der ersten Kunden soll aber dennoch Kaiser Hirohito gewesen sein. Sein Exemplar wird heute in einem Museum verwahrt.
1930 wurde das Unternehmen in Citizen Watch Company umbenannt und war Ende der 1930iger Jahre der größte Uhrenhersteller in Japan. Im zweiten Weltkrieg wurden die Fertigungshallen in Tokio zerstört und die Uhrenproduktion kam nach dem Krieg nur langsam in Fahrt. Aber in den fünfziger Jahren gelang Citizen eine Reihe technischer Durchbrüche auf dem japanischen Armbanduhrenmarkt, wie die erste Kalenderuhr, der erste stoßgesicherte Zeitmesser, das erste Modell mit Alarmfunktion und die erste wasserdichte Uhr. 1958 führte Citizen schließlich sein erstes Automatikwerk ein, das Kaliber 3 KA mit 21 Steinen.
1960 veränderte die amerikanische Marke Bulova die Welt der Uhren mit der Markteinführung der ersten elektronischen Armbanduhr namens Accutron. 1966 präsentierte Citizen die X-8, Japans ersten elektronischen Zeitmesser. Es war allerdings der große Konkurrent Seiko, der die Quarzrevolution ab Dezember 1969 mit kommerziell erfolgreichen Modellen ins Rollen brachte. Dafür konnte Citizen 1975 die weltweit genaueste Uhr vorstellen: Die Abweichung der Crystron Mega betrug maximal drei Sekunden pro Jahr! 1976 brachte Citizen die weltweit erste solarbetriebene Analog-Quarzuhr – ein Vorbote der heute legendären Eco-Drive-Technik –, und 1981 die erste Quarzuhr mit Temperaturkompensation auf den Markt. 1986 produzierte Citizen 80 Millionen Uhren und Werke pro Jahr und stellte damit 40 Prozent der japanischen Uhrenproduktion. Im selben Jahr wurde das Unternehmen zum größten Uhrenhersteller weltweit – und sollte es für den Rest des Jahrhunderts bleiben.
Seitdem gab es eine ganze Reihe von Meilensteinen in der Firmengeschichte, aber keiner von ihnen ist so wichtig wie die Einführung der solargetriebenen Eco-Drive im Jahr 1995, die bis heute Citizens bekannteste und meistverkaufte Linie darstellt. Zwei Faktoren haben zu diesem sensationellen Erfolg geführt: Umweltfreundlichkeit und Erschwinglichkeit. 2007 rechnete Citizen vor, dass die Eco-Drive-Technik mittlerweile allein in Nordamerika die Entsorgung von zehn Millionen Uhrenbatterien verzichtbar gemacht habe, da sich der Akku der neuen Uhren durch Lichteinstrahlung fast beliebig oft aufladen lässt. Außerdem sind die Zeitmesser mit dieser Technologie durchaus günstig, eben echte „Bürger-Uhren“.
2008 erwarb Citizen die in New York ansässige Bulova Watch Corporation. Damit wurde das Portfolio von Citizen um die Marken Bulova, Wittnauer und Caravelle New York erweitert.
2012 kaufte Citizen die Schweizer Prothor Holdings SA, Inhaber von Arnold & Son, dem Kleinserienhersteller von Hochkomplikationsuhren, und La Joux-Perret, einen angesehenen Hersteller mechanischer Uhrwerke.
2016 übernahm Citizen auch noch die schweizerische Frederique Constant-Gruppe und fügte dadurch die Marken Frederique Constant als Vertreter mechanischer Uhren im klassischen Look, Alpina für sportliche Uhren sowie Ateliers de Monaco, die für ausgefallene mechanische Uhren der Oberklasse stehen, seinem Portfolio hinzu.
Entscheidend für die Citizen Watch Company, die jährlich ca. 200 Millionen Uhren herstellt, ist aber weiterhin die Eco-Drive-Technologie. Uhrwerke mit Lichtantrieb ticken in 100-Euro-Uhren ebenso wie in Luxusuhren für mehrere tausend Euro.
Eco-Drive, Titan, Washi-Papier, Zaratsu-Polierung. Das sind die Zutaten der Chronomaster der The-Citizen-Reihe.
Erster Eindruck
Die Chronomaster AQ4030-51L ist ein Dresser, ein sportlicher Dresser. Das Gehäuse dieser Quarzuhr ist überwiegend satiniert und hat nur wenige hochglanzpolierte Flächen. Das Zifferblatt fällt durch ein wundervolles Blau auf. Zeiger und Indizes sind makellos poliert und funkeln, wenn man die Uhr bewegt. Sie enthalten zudem reichlich Leuchtmasse. Das Armband ist massiv, verschraubt, leicht und wie das Gehäuse überwiegend satiniert. Dies gilt auch für die signierte Faltschließe. Obwohl keine Lupe verbaut ist und das Datum tief im Schacht liegt, ist es gut abzulesen. Überraschend gut. Anders als bei anderen Uhren ohne Lupe brauche ich keine Brille.
Der Werkstoff
Citizen ist eine der führenden Marken bei der Verarbeitung von Titan.
Im Jahr 1970 präsentierte Citizen die weltweit erste Uhr aus massivem Titan, einem Material, das leicht, antiallergisch und rostbeständig ist. Durch die firmeneigene Technologie der Oberflächenhärtung von Citizen, Duratect, wird aus Titan Super Titanium. Super TitaniumTM ist 5-10 mal härter und um 49% leichter als Edelstahl.
Es bietet allein durch sein Gewicht einen erhöhten Tragekomfort. Zudem ist es hautschonend. Zuletzt ist Super Titanium widerstandsfähiger gegen Korrosion, einschließlich Salzwasser. Obwohl ich die Chronomaster einige Male getragen haben, sind an der Uhr und dem Armband, insbesondere der Schließe keine Kratzer zu sehen. Selbst die sonst unvermeidlichen Microswirls fehlen vollständig.
Titan ist allerdings ein chemisch aktives Metall, das leicht mit Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und anderen Elementen reagiert. Titanatome haben zudem die Tendenz, zu haften und verschmelzen gerne mit den Metallformen der Pressen. Um zu verhindern, dass das Titan an der Form haftet und um die Verarbeitung einfacher zu gestalten, verändert Citizen die Eigenschaften des Titans vorab durch starkes Erhitzen. Auch Schneiden und Polieren erfordern besondere Techniken. Inzwischen vermag Citizen Titan in allen möglichen metallischen Farbnuancen herzustellen.
Glas, Zifferblatt und Zeiger
Das leuchtend blaue Zifferblatt ist das optisch Auffälligste an der Uhr. Es changiert von hellerem Blau, über Dunkelblau bis fast Schwarz. Die Chronomaster hat zusammen mit meiner Breitling Galactic 41 das schönste blaue Zifferblatt meiner Sammlung. Der Preis für das interessanteste Zifferblatt geht aber ganz klar an The Citizen.
Bei näherer Betrachtung entdeckt man eine Perlmuttstruktur auf dem Zifferblatt, die auch an Wasserflecken oder Schuppen erinnern könnte. Sie erzeugt einen Tiefenglanz. Vor diesem Hintergrund schweben der Markenname und der Uhrenname. Sie werfen sogar Schatten auf das blaue Zifferblatt. Erst mit der Uhrmacherlupe entdeckt man, im richtigen Winkel betrachtet, Papierfasern. Das Zifferblatt besteht aus traditionell handgefertigtem japanischem Papier, Washi genannt. Dieses Spezialpapier stammt aus der Präfektur Kochi und ist als Tosa-Washi über die Grenzen Japans bekannt. Es ist das dünnste Büttenpapier der Welt. Gilt aber gleichwohl als langlebig. Grundlage sind die langen und dicken Pflanzenfasern, die in traditioneller Technik miteinander verflochten werden. Sie stammen aus der inneren Rinde des Maulbeerbaumes (japanisch Kozo), dessen lange, starke und sehnige Fasern dem Papier eine optisch grobe Struktur und eine enorme Stabilität verleihen.
Das vorliegend verwendete Tosi-Washi stammt von der Osaki Paper Corporation. Die Inhaberin, Kataoka Akari, fertigt es selbst von Hand. Die dabei entstehenden unregelmäßigen Muster sind einzigartig und verleihen jeder Uhr eine eigene, wenn auch verborgene Persönlichkeit. Traditionell wird Washi nicht nur zum Schreiben verwendet, sondern auch als Lichtdiffusor. Beispielsweise wird Washi in japanischen Laternen (Chochin) und japanischen Tapeten (Shoji) eingesetzt. Das Washi wird über die Solarzelle gelegt. Darüber kommt eine dünne, durchsichtige Kunststoffabdeckung. Sie schützt das Papier vor UV-Einstrahlung und erhält es so dauerhaft schön. Wie bei jedem Teil von The Citizen mit Ausnahme des Papiers für das Zifferblatt wird diese Kunststoffabdeckung von Citizen im eigenen Haus hergestellt. Die Applikationen für die Indizes, den Datumsrahmen und das Citizen-Logo – richtig ein „The Citizen-Logo“ sucht man vergebens - werden dann auf der Kunststoffabdeckung angebracht. Nur der Schriftzug "Chronomaster" wird aufgedruckt. Die Kunststoffabdeckung verleiht dem Zifferblatt einen Glanz, der den schillernden Eindruck des Papiers überstrahlt.
Die Indizes und Zeiger sind perfekt poliert. Mit der Uhrmacherlupe vermag ich keine Fehler auszumachen. Beeindruckend ist die Lume. Sie ist reichlich aufgetragen, leuchtet anfangs sehr hell und bewahrt über die ganze Nacht eine Helligkeit auf Niveau meiner Tudor Black Bay. Die Ablesbarkeit ist sogar ein wenig besser. Dresser mit Diver-Qualität!
Nach der Überschrift fehlen nur noch Ausführungen zum Glas, dessen herausragendste Eigenschaft ist, dass man es nicht wahrnimmt. Obwohl doppelt gewölbt ist es in vielen Situationen geradezu unsichtbar und reflektiert weniger als ein Prozent des einfallenden Lichts. Auch deshalb erscheint das Zifferblatt so strahlend. Vergleichbar ist dies nur mit Uhrengläsern von Breitling, die SAR-Entspiegelung von Orient-Star-Modellen ist m. E. nicht ganz so gut.
Gehäuse und Armband
Das Gehäuse ist das eines sportlichen Dressers mit verschraubter Krone und Kronenschutz, aber ohne Bohrungen in den Hörnern. Es besteht ebenso wie das Armband aus Supertitanium, einer speziellen Titanlegierung von Citizen, die durch die Dura-Tech-Beschichtung 10-mal kratzfester als normaler Edelstahl ist. Gehäuse und Titan-Armband sind extrem kratzfest, aber dennoch zusammen nur ca. 80 g „schwer“.
Das Gehäuse wird zunächst insgesamt im Zaratsu-Stil hochglanzpoliert. Zuerst wird eine grobe Politur durchgeführt, um die Oberfläche abzupolieren. Eine zweite Feinpolitur macht die Oberfläche verzerrungsfrei glänzend. Es wird eine spiegelähnliche Oberfläche hergestellt. Die gebürsteten Oberflächen werden danach von Hand mit feinkörnigem Sandpapier hinzugefügt. Diese Arbeiten bleiben – wie bei Seiko – Spezialisten vorbehalten, weil es hierfür viel Übung und Erfahrung bedarf.
Die Verarbeitung von Gehäuse und Armband ist makellos. Die massiven Bandanstöße sitzen ohne Spiel am Gehäuse. Die hochglanzpolierten Stellen wirken wie Stahl. Allein die Satinierung hat einen stärkeren Grauton als von Stahl gewohnt. Das fällt aber erst im direkten optischen Vergleich mit Edelstahl auf. So entsteht eine haptische Überraschung: Die Uhr ist, weil man Stahl vermutet, überraschend leicht.
Dank geschraubten halber und ganzer Glieder ließ sich das Armband leicht auf eine passende Größe einstellen. Schade, dass Citizen der Chronomaster keine verstellbare Schließe spendiert hat, durch die das Armband unterwegs verändert werden kann. Citizen hat solche Konstruktionen bei Divern und Dressern gleichermaßen im Angebot, also den Vorteil eines solchen Mechanismus durchaus erkannt.
Perfekte Dresswatch für den anspruchsvollen Bürger
Eigentlich war meine Suche nach einem hochwertigen blauen Dresser mit dem Kauf einer blauen Datejust von Rolex beendet. Der Blick in die Uhrenbox – o.k. korrekt muss es heißen: Uhrenboxen - zeigte mir aber, dass ein hochwertiger Quarzer sowie eine hochwertige Titanuhr noch fehlten. Diese Lücke galt es zu schließen…
Quarzuhren kauft man bei japanischen Herstellern. Also Seiko bzw. Grand Seiko, Casio oder Citizen. Vor vielen Jahren war ich ein Fan von Citizen-Uhren. Meine erste vom selbst verdienten Geld gekaufte Uhr war eine Citizen. Und ich habe sie noch heute.
Citizen findet im Uhrforum hauptsächlich mit der Promaster-Serie statt und insoweit liegt der Fokus – wie könnte es hier anders sein – auf den Automatikmodellen. Die Signature-Serie oder gar eine Campanola trifft man hier kaum an. Davon abgesehen hält sich die Marke Citizen anders als Seiko mit mechanischen Modellen in Europa ziemlich zurück. Signature- und Campanolauhren sind für Japan und die USA bestimmt und deshalb in Europa nur schwer zu bekommen. Noch bedauerlicher aber ist, dass die Miyotawerke der 90iger Baureihe nur selten in Citizenuhren verbaut werden. Die Marke glänzt dafür hierzulande mit alltagstauglichen Quarzuhren zu günstigen Preisen in einer unüberschaubaren Modellvielfalt – und Menge. Jährlich produziert Citizen ca. 200 Millionen solcher Uhren für den Weltmarkt und einige wenige Topmodelle allein für seine Kunden in Japan, bekannt als The Citizen. Sie werden dort als japanisches, technisch perfektes Produkt beworben, wodurch bewusst nationale Gefühle angesprochen werden.
Firmengeschichte
Citizen wurde 1918 vom Tokioter Juwelier Kamekichi Yamazaki unter dem Namen Shokosha Watch Research Institute gegründet. Erst im Dezember 1924 erschien das erste Produkt, die Taschenuhr Citizen Kaliber 16. Den Namen „Citizen“ steuerte der damalige Tokioter Bürgermeister Shinpei Goto bei, der mit Yamazaki bekannt war. Er wollte das damalige Luxusprodukt Uhr einem breiten Publikum zugänglich machen. Goto glaubte, dass Yamazaki irgendwann einen Zeitmesser produzieren würde, den sich jeder Bürger Japans („citizen“) leisten könne. Einer der ersten Kunden soll aber dennoch Kaiser Hirohito gewesen sein. Sein Exemplar wird heute in einem Museum verwahrt.
1930 wurde das Unternehmen in Citizen Watch Company umbenannt und war Ende der 1930iger Jahre der größte Uhrenhersteller in Japan. Im zweiten Weltkrieg wurden die Fertigungshallen in Tokio zerstört und die Uhrenproduktion kam nach dem Krieg nur langsam in Fahrt. Aber in den fünfziger Jahren gelang Citizen eine Reihe technischer Durchbrüche auf dem japanischen Armbanduhrenmarkt, wie die erste Kalenderuhr, der erste stoßgesicherte Zeitmesser, das erste Modell mit Alarmfunktion und die erste wasserdichte Uhr. 1958 führte Citizen schließlich sein erstes Automatikwerk ein, das Kaliber 3 KA mit 21 Steinen.
1960 veränderte die amerikanische Marke Bulova die Welt der Uhren mit der Markteinführung der ersten elektronischen Armbanduhr namens Accutron. 1966 präsentierte Citizen die X-8, Japans ersten elektronischen Zeitmesser. Es war allerdings der große Konkurrent Seiko, der die Quarzrevolution ab Dezember 1969 mit kommerziell erfolgreichen Modellen ins Rollen brachte. Dafür konnte Citizen 1975 die weltweit genaueste Uhr vorstellen: Die Abweichung der Crystron Mega betrug maximal drei Sekunden pro Jahr! 1976 brachte Citizen die weltweit erste solarbetriebene Analog-Quarzuhr – ein Vorbote der heute legendären Eco-Drive-Technik –, und 1981 die erste Quarzuhr mit Temperaturkompensation auf den Markt. 1986 produzierte Citizen 80 Millionen Uhren und Werke pro Jahr und stellte damit 40 Prozent der japanischen Uhrenproduktion. Im selben Jahr wurde das Unternehmen zum größten Uhrenhersteller weltweit – und sollte es für den Rest des Jahrhunderts bleiben.
Seitdem gab es eine ganze Reihe von Meilensteinen in der Firmengeschichte, aber keiner von ihnen ist so wichtig wie die Einführung der solargetriebenen Eco-Drive im Jahr 1995, die bis heute Citizens bekannteste und meistverkaufte Linie darstellt. Zwei Faktoren haben zu diesem sensationellen Erfolg geführt: Umweltfreundlichkeit und Erschwinglichkeit. 2007 rechnete Citizen vor, dass die Eco-Drive-Technik mittlerweile allein in Nordamerika die Entsorgung von zehn Millionen Uhrenbatterien verzichtbar gemacht habe, da sich der Akku der neuen Uhren durch Lichteinstrahlung fast beliebig oft aufladen lässt. Außerdem sind die Zeitmesser mit dieser Technologie durchaus günstig, eben echte „Bürger-Uhren“.
2008 erwarb Citizen die in New York ansässige Bulova Watch Corporation. Damit wurde das Portfolio von Citizen um die Marken Bulova, Wittnauer und Caravelle New York erweitert.
2012 kaufte Citizen die Schweizer Prothor Holdings SA, Inhaber von Arnold & Son, dem Kleinserienhersteller von Hochkomplikationsuhren, und La Joux-Perret, einen angesehenen Hersteller mechanischer Uhrwerke.
2016 übernahm Citizen auch noch die schweizerische Frederique Constant-Gruppe und fügte dadurch die Marken Frederique Constant als Vertreter mechanischer Uhren im klassischen Look, Alpina für sportliche Uhren sowie Ateliers de Monaco, die für ausgefallene mechanische Uhren der Oberklasse stehen, seinem Portfolio hinzu.
Entscheidend für die Citizen Watch Company, die jährlich ca. 200 Millionen Uhren herstellt, ist aber weiterhin die Eco-Drive-Technologie. Uhrwerke mit Lichtantrieb ticken in 100-Euro-Uhren ebenso wie in Luxusuhren für mehrere tausend Euro.
Eco-Drive, Titan, Washi-Papier, Zaratsu-Polierung. Das sind die Zutaten der Chronomaster der The-Citizen-Reihe.
Erster Eindruck
Die Chronomaster AQ4030-51L ist ein Dresser, ein sportlicher Dresser. Das Gehäuse dieser Quarzuhr ist überwiegend satiniert und hat nur wenige hochglanzpolierte Flächen. Das Zifferblatt fällt durch ein wundervolles Blau auf. Zeiger und Indizes sind makellos poliert und funkeln, wenn man die Uhr bewegt. Sie enthalten zudem reichlich Leuchtmasse. Das Armband ist massiv, verschraubt, leicht und wie das Gehäuse überwiegend satiniert. Dies gilt auch für die signierte Faltschließe. Obwohl keine Lupe verbaut ist und das Datum tief im Schacht liegt, ist es gut abzulesen. Überraschend gut. Anders als bei anderen Uhren ohne Lupe brauche ich keine Brille.
Der Werkstoff
Citizen ist eine der führenden Marken bei der Verarbeitung von Titan.
Im Jahr 1970 präsentierte Citizen die weltweit erste Uhr aus massivem Titan, einem Material, das leicht, antiallergisch und rostbeständig ist. Durch die firmeneigene Technologie der Oberflächenhärtung von Citizen, Duratect, wird aus Titan Super Titanium. Super TitaniumTM ist 5-10 mal härter und um 49% leichter als Edelstahl.
Es bietet allein durch sein Gewicht einen erhöhten Tragekomfort. Zudem ist es hautschonend. Zuletzt ist Super Titanium widerstandsfähiger gegen Korrosion, einschließlich Salzwasser. Obwohl ich die Chronomaster einige Male getragen haben, sind an der Uhr und dem Armband, insbesondere der Schließe keine Kratzer zu sehen. Selbst die sonst unvermeidlichen Microswirls fehlen vollständig.
Titan ist allerdings ein chemisch aktives Metall, das leicht mit Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und anderen Elementen reagiert. Titanatome haben zudem die Tendenz, zu haften und verschmelzen gerne mit den Metallformen der Pressen. Um zu verhindern, dass das Titan an der Form haftet und um die Verarbeitung einfacher zu gestalten, verändert Citizen die Eigenschaften des Titans vorab durch starkes Erhitzen. Auch Schneiden und Polieren erfordern besondere Techniken. Inzwischen vermag Citizen Titan in allen möglichen metallischen Farbnuancen herzustellen.
Glas, Zifferblatt und Zeiger
Das leuchtend blaue Zifferblatt ist das optisch Auffälligste an der Uhr. Es changiert von hellerem Blau, über Dunkelblau bis fast Schwarz. Die Chronomaster hat zusammen mit meiner Breitling Galactic 41 das schönste blaue Zifferblatt meiner Sammlung. Der Preis für das interessanteste Zifferblatt geht aber ganz klar an The Citizen.
Bei näherer Betrachtung entdeckt man eine Perlmuttstruktur auf dem Zifferblatt, die auch an Wasserflecken oder Schuppen erinnern könnte. Sie erzeugt einen Tiefenglanz. Vor diesem Hintergrund schweben der Markenname und der Uhrenname. Sie werfen sogar Schatten auf das blaue Zifferblatt. Erst mit der Uhrmacherlupe entdeckt man, im richtigen Winkel betrachtet, Papierfasern. Das Zifferblatt besteht aus traditionell handgefertigtem japanischem Papier, Washi genannt. Dieses Spezialpapier stammt aus der Präfektur Kochi und ist als Tosa-Washi über die Grenzen Japans bekannt. Es ist das dünnste Büttenpapier der Welt. Gilt aber gleichwohl als langlebig. Grundlage sind die langen und dicken Pflanzenfasern, die in traditioneller Technik miteinander verflochten werden. Sie stammen aus der inneren Rinde des Maulbeerbaumes (japanisch Kozo), dessen lange, starke und sehnige Fasern dem Papier eine optisch grobe Struktur und eine enorme Stabilität verleihen.
Das vorliegend verwendete Tosi-Washi stammt von der Osaki Paper Corporation. Die Inhaberin, Kataoka Akari, fertigt es selbst von Hand. Die dabei entstehenden unregelmäßigen Muster sind einzigartig und verleihen jeder Uhr eine eigene, wenn auch verborgene Persönlichkeit. Traditionell wird Washi nicht nur zum Schreiben verwendet, sondern auch als Lichtdiffusor. Beispielsweise wird Washi in japanischen Laternen (Chochin) und japanischen Tapeten (Shoji) eingesetzt. Das Washi wird über die Solarzelle gelegt. Darüber kommt eine dünne, durchsichtige Kunststoffabdeckung. Sie schützt das Papier vor UV-Einstrahlung und erhält es so dauerhaft schön. Wie bei jedem Teil von The Citizen mit Ausnahme des Papiers für das Zifferblatt wird diese Kunststoffabdeckung von Citizen im eigenen Haus hergestellt. Die Applikationen für die Indizes, den Datumsrahmen und das Citizen-Logo – richtig ein „The Citizen-Logo“ sucht man vergebens - werden dann auf der Kunststoffabdeckung angebracht. Nur der Schriftzug "Chronomaster" wird aufgedruckt. Die Kunststoffabdeckung verleiht dem Zifferblatt einen Glanz, der den schillernden Eindruck des Papiers überstrahlt.
Die Indizes und Zeiger sind perfekt poliert. Mit der Uhrmacherlupe vermag ich keine Fehler auszumachen. Beeindruckend ist die Lume. Sie ist reichlich aufgetragen, leuchtet anfangs sehr hell und bewahrt über die ganze Nacht eine Helligkeit auf Niveau meiner Tudor Black Bay. Die Ablesbarkeit ist sogar ein wenig besser. Dresser mit Diver-Qualität!
Nach der Überschrift fehlen nur noch Ausführungen zum Glas, dessen herausragendste Eigenschaft ist, dass man es nicht wahrnimmt. Obwohl doppelt gewölbt ist es in vielen Situationen geradezu unsichtbar und reflektiert weniger als ein Prozent des einfallenden Lichts. Auch deshalb erscheint das Zifferblatt so strahlend. Vergleichbar ist dies nur mit Uhrengläsern von Breitling, die SAR-Entspiegelung von Orient-Star-Modellen ist m. E. nicht ganz so gut.
Gehäuse und Armband
Das Gehäuse ist das eines sportlichen Dressers mit verschraubter Krone und Kronenschutz, aber ohne Bohrungen in den Hörnern. Es besteht ebenso wie das Armband aus Supertitanium, einer speziellen Titanlegierung von Citizen, die durch die Dura-Tech-Beschichtung 10-mal kratzfester als normaler Edelstahl ist. Gehäuse und Titan-Armband sind extrem kratzfest, aber dennoch zusammen nur ca. 80 g „schwer“.
Das Gehäuse wird zunächst insgesamt im Zaratsu-Stil hochglanzpoliert. Zuerst wird eine grobe Politur durchgeführt, um die Oberfläche abzupolieren. Eine zweite Feinpolitur macht die Oberfläche verzerrungsfrei glänzend. Es wird eine spiegelähnliche Oberfläche hergestellt. Die gebürsteten Oberflächen werden danach von Hand mit feinkörnigem Sandpapier hinzugefügt. Diese Arbeiten bleiben – wie bei Seiko – Spezialisten vorbehalten, weil es hierfür viel Übung und Erfahrung bedarf.
Die Verarbeitung von Gehäuse und Armband ist makellos. Die massiven Bandanstöße sitzen ohne Spiel am Gehäuse. Die hochglanzpolierten Stellen wirken wie Stahl. Allein die Satinierung hat einen stärkeren Grauton als von Stahl gewohnt. Das fällt aber erst im direkten optischen Vergleich mit Edelstahl auf. So entsteht eine haptische Überraschung: Die Uhr ist, weil man Stahl vermutet, überraschend leicht.
Dank geschraubten halber und ganzer Glieder ließ sich das Armband leicht auf eine passende Größe einstellen. Schade, dass Citizen der Chronomaster keine verstellbare Schließe spendiert hat, durch die das Armband unterwegs verändert werden kann. Citizen hat solche Konstruktionen bei Divern und Dressern gleichermaßen im Angebot, also den Vorteil eines solchen Mechanismus durchaus erkannt.
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