HerrBolsch schrieb:
Es geht aber eigentlich nur darum, daß Tick und Tack gleich lange dauern, oder?
Es geht darum, dass die Zeit zwischen Tick und Tack immer gleich ist. Nochmal
der Versuch es "so" darzustellen:
TICK . . . . . TACK . . . . . TICK . . . . . TACK . . . . . TICK . . . . . TACK . . . . . usw.
und
nicht so:
TICK . . TACK . . . . . . . . TICK . . TACK . . . . . . . . TICK . . TACK . . . . . . . . usw.
So, weiter. Gibt's einen Trick, wie man den Rücker halbwegs genau einstellen kann oder muß ich bis zum Ende des Tages warten, wie ungenau die Uhr geht?
Bis zum Ende des Tages musst du erst dann warten, wenn die Uhr bereits im
Sekundenbereich genau geht. Geht die Uhr allerdings noch dermaßen vor oder
nach, dass du eine Abweichung von einer Referenzuhr bereits nach einer Stunde
(nur als Bsp.) feststellen kannst, so kannst du schon eingreifen!
Was passiert eigentlich, wenn Tick und Tack nicht gleichlang dauern?
Der Abfall ist verstellt.
Dazu betrachte bitte folgende Animation:
http://www.uhrentechnik.de/ut_old/html/tec/hem/ank.htm
Bevor du auf PLAY drückst schau dir alles genau an, wenn du auf "Bauteile"
klickst dann siehst du die Benennung der Einzelteile.
Vor dem Klick auf "Play" befindet sich alle Teile in ihrer Ruhelage, es ist keine
Kraft auf dem Räderwerk, die Zugfeder ist entspannt.
Betrachte die Position der ELLIPSE und des ANKERS: Die Ellpise steht zwischen
den Gabelhörnern. Ein Zahn des Ankerrades befindet sich auf der Hebefläche
der Ausgangspalette.
Diese Einstellung gewährleistet den Selbstanlauf der Uhr solbald Kraft auf über
das Räderwerk übertragen wird.
Was passiert wenn du am Spiralklötzchenträger drehst und den Abfall verstellst?
Folgendes: In Ruhelage dreht sich die gesamte Unruh (mit Plateau auf dem die
Ellipse befestigt ist) um den selben Winkelweg. Also wird auch der Anker in einer
anderen Position liegen wenn keine Kraft auf dem Räderwerk ist.
Normalerweise bekommt die Unruh den Kraftimpuls vom Anker während ihres
Nulldurchgangs, also wenn ihr Geschwindigkeit am höchsten ist (die Unruh dreht
im Uhrzeigersinn, stoppt und dreht in die andere Richtung, und das immer wieder und wieder).
Der KRaftimpuls erfolgt bei verstelltem Abfall also nicht während des Nulldurchganges,
der Winkelweg der Unruh in Relation zum Anker / Nulldurchgang ist nicht symmetrisch,
der Abfall der Gangradzähne von den Ankerpaletten erfolgt bei verstelltem Abfall ebenso
nicht "symmetrisch", diese Tatsache verursacht ein ungleichmäßiges "Tick-Tack"-Geräusch
der Uhr.
Du hast den Abfall also ordentlich voreingestellt sobald die Ellipse zwischen den
beiden Gabelhörnern steht wenn keine Kraft auf dem Räderwerk ist.
Achso, und in welche Richtung muß der Rücker? Da ist ja irgendwo +- aufgraviert. Bezieht sich das aus den Rücker?
Den Vor- oder Nachgang der Uhr erzielst du durch eine Veränderung der aktiven
Spirallänge und somit durch eine Veränderung der Schwingungsdauer.
DIe Unruhspirale ist an zwei Punkten befestigt: An der Spiralrolle und am
Spiralklötzchen.
Diesen Befestigungspunkt kennst du - siehe Spiralklötzchenträger.
Verkürzt oder verlängert wird die aktive Spirallänge mit Hilfe des Rückers, und
zwar nur mit Hilfe des Rückers - NACH dem Einstellen des Abfalls.
Bewegst du den Rücker in Richtung Spiralklötzchen so verlängerst du die aktive
Spirallänge, die Schwingungsdauer nimmt zu, deine Uhr läuft langsamer.
Bewegst du den Rücker vom Spiralklötzchen weg, so verkürzst du die aktive
Spirallänge und erreicht den gegenteiligen Effekt.
nota bene:
Bedenke bitte, dass Uhren in mehrern Lagen reguliert werden, man spricht hier von
den Hauptlagen. Dies sind bei einer Armbanduhr
1) Zzifferblatt unten
2) Krone unten
3) Krone oben
4) Krone rechts
5) Krone links
6) Zifferblatt oben
Bei Taschenuhren unterscheidet man allerdings nur 2 Hauptlagen:
1) Krone oben
2) Zifferblatt oben
Dies sind die Lagen, denen eine Taschenuhr gewöhnlich ausgeliefert ist. Darum
solltest du beim Regulieren evtl. auch schon berücksichtigen die Uhr während
des Kontrollaufs in diesen Positionen zu "lagern".
Ich habe versucht mich kurz zu fassen, und glaube mir, ich habe viele Aspekte
nicht erwähnt.
Mein gut gemeinter Ratschlag also: Versuche ruhig die Uhr zu regulieren, solltest
du aber kein ordentliches Ergebnis erzielen geh einfach zu (d)einem Uhrmacher und
lass diesen die Arbeit übernehmen. Das dauert nur wenige Minuten.
Und sei auch vorsichtig wenn du an Rücker und Spiralklötzchenträger drehst,
ehe du dich versiehst könntest du abrutschen und die Spirale verbiegen.
Ich hoffe meine Ausführungen sind halbwegs verständlich.
