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„Hey Du! Ja, genau Du! Komm mir bloß nicht zu nahe, sonst puste ich dir den letzten Rest Hirn aus deinem gottverdammten Schädel! Haben wir uns verstanden?“
Moment, das kann doch nicht……wie ist das möglich? Auf meiner Couch sitzt……ja, tatsächlich, da sitzt Steve McQueen! In meinem Wohnzimmer sitzt Steve McQueen, die Viceroy Filter lässig im Mundwinkel und eine Waffe auf mich gerichtet! Der Blick aus seinen blauen Augen könnte jede Stahltür aufschweißen.
Träume ich? Ich muss träumen. Dieser Mann ist seit über 40 Jahren tot! Wie kommt der jetzt in meine Wohnung? Ganz langsam nehme ich die Hände nach oben und lege sie hinter meinen Kopf, um meinem Gegenüber zu signalisieren, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt sagen soll und stammle: „Bleib ganz cool, Mann, ich….äh….“ Etwas Intelligenteres fällt mir in diesem Moment nicht ein.
„Cool? Ich bin cool! Ich bin der King of Cool, schon vergessen?“ Dabei fuchtelt er mit seiner Kanone direkt vor meiner Nase herum und ich nicke zustimmend, um die Situation etwas zu entschärfen.
Ja, so cool sein wie McQueen! Das wollte ich schon immer! Im Porsche 917 in Le Mans ein paar Runden drehen, oder mit dem Ford Mustang GT 390 Fastback die Reifen qualmen lassen wie Lieutenant Frank Bullitt im gleichnamigen Film von 1968.

Oder mal eben ganz locker mit dem Motorrad über einen Stacheldrahtzaun hüpfen wie in „The Great Escape“. Ja, das wär‘s doch!
„Träum weiter“, höre ich Steve sagen, während er verspielt an der Trommel seiner H&R 939 “Ultra Sidekick” dreht und ab und zu in den Lauf schaut, als wolle er prüfen, ob dieser ordentlich gereinigt wurde. „Das können nur echte Kerle. Kerle wie ich! Du Pfeife wirst das nie schaffen!“
„Ja, wahrscheinlich hast Du recht“, erwidere ich geknickt, den Blick verschämt auf den Fußboden gerichtet. Als ich wieder aufschaue, ist Steve McQueen verschwunden. Der Rauch seiner Zigarette hängt noch in der Luft und eine leere Dose Old Milwaukee rollt von der Marmorplatte meines Couchtisches.
Als diese scheppernd auf die Bodenfliesen fällt, schrecke ich auf. Ich war wohl eingeschlafen. Also doch nur ein Traum! Na, dann kann ich ja mit meiner Vorstellung weitermachen.
Schauspieler oder Rennfahrer? Beides!

Bildquelle: 2head.ro
Steve McQueen war ein absoluter Motorsport-Fanatiker. Neben zahlreichen Sportwagen sollen auch rund 120 Motorräder Bestandteil seiner umfangreichen Fahrzeugsammlung gewesen sein. Der Mann, der seine Stunts am liebsten selbst absolvierte, war ein Geschwindigkeitssüchtiger. Er mischte in Auto- und Motorradrennen auf Profiniveau mit. „Ich weiß selbst nicht“, hat er mal gesagt, „ob ich ein Schauspieler bin, der nebenbei Rennen fährt, oder ein Rennfahrer, der nebenbei schauspielert.“
Im oben erwähnten Film „Gesprengte Ketten“ (Originaltitel: „The Great Escape“) von 1963 übernimmt McQueen zwar die meisten seiner Bike Stunts selbst, den berühmten Jump über den Stacheldraht-Zaun überlässt er auf Drängen der Produktionsfirma jedoch Stuntman und ISDT-Teamkollege Bud Ekins. „Zu gefährlich“, hieß es aus der Chefetage der Versicherung.
Was kaum jemand weiß: die im Film gefahrene „BMW“ der deutschen Wehrmacht war in Wirklichkeit eine modifizierte Triumph TR6C.
Auch wenn man McQueen heißt, kann man nicht immer gewinnen
Ein Jahr später. Erfurt, Deutsche Demokratische Republik.
Die folgenden Aufnahmen entstanden während des „International Six Days Trial“ (ISDT), welches vom 7. bis 12. September 1964 in Thüringen ausgetragen wurde. Steve McQueen, der in der Eröffnungsfeier Fahnenträger der amerikanischen Delegation war, nahm nicht nur selbst am Wettbewerb teil, sondern finanzierte auch das US-amerikanische Team, die sogenannten „California Boys“.

Foto: François Gragnon
Mit von der Partie waren auch die rennerfahrenen Ekins Brothers Bud und Dave. Bud Ekins war an insgesamt 7 ISDT-Wettbewerben am Start. Er gewann 4 x Gold und 1 x Silber)
Allerdings lief es in Erfurt für die Amerikaner alles andere als gut: die 750er Triumph TR6 Trophy des US-amerikanischen Teams waren für das anspruchsvolle Gelände des Thüringer Waldes viel zu träge und auch deutlich zu schwer. Die leichten MZ der Mannschaft der DDR hingegen harmonierten perfekt mit der heimischen Topographie.

Foto: Dieter Demme
McQueen flog bereits am dritten Wettkampftag aus der Kurve und setzte seine Maschine mit der Startnummer 278 ins sozialistische Gebüsch. Danach gab er das Rennen auf. Die Jungs aus Kalifornien hatten im weiteren Verlauf keine Chance mehr gegen das ostdeutsche Team, welches am Ende als Sieger hervorging. Zu allem Überfluss brach sich Bud Ekins auch noch den linken Fuß.


Fotos: François Gragnon
Den folgenden Beitrag sollte man sich in diesem Kontext unbedingt anschauen:
Die Startnummer: 278 - Die Uhr: 417
Steve McQueens Vorliebe für eine ganz bestimmte Uhr ist auf den Fotos kaum zu übersehen: Es ist ein Hanhart Fliegerchronograph, ursprünglich entworfen und ab 1957 gebaut für die Piloten der im November 1955 neu gegründeten Bundeswehr in Westdeutschland! Zu dieser Zeit waren die Schwarzwälder der einzige Lieferant von Uhren für die Luftwaffe. Später folgten Hersteller wie Heuer und Junghans. Hanhart führte intern übrigens die Bezeichnung „Stopparmbanduhr“ und nicht Chronograph.

Foto: Felix Hallinger
Die Uhr war sowohl mit einem verchromten Messinggehäuse, (Modellnummer 417) als auch mit einem Edelstahlgehäuse (417 ES für Edelstahl) erhältlich. Die Edelstahlversion wird auch Steve McQueen zugeschrieben. Er soll seine Uhr in der zivilen Version wahrscheinlich anlässlich der Dreharbeiten zum Film „The Great Escape“ in Deutschland gekauft haben.
Angetrieben wurde sie durch das hauseigene Kaliber 41, einem Schaltrad-Chronographen-Werk mit Handaufzug, 17 Lagersteinen und Flyback-Funktion. In der Hanhart Nomenklatur „Temposchaltung“ genannt. Das Kaliber 41 gab es schon während des zweiten Weltkriegs, wurde aber für den 417 leicht verändert.

Foto: Walter Castillo
Die Gehäuse wurden neu entwickelt und waren etwas kleiner als bei den Wehrmachtsmodellen. Eingesetzt wurden die Uhren überwiegend bei den fliegenden Verbänden der Bundeswehr, aber auch in anderen Truppenteilen. Bekannt ist beispielsweise eine Variante mit weißem Zifferblatt für den medizinischen Dienst. Im Gegensatz zu den Wehrmachtsmodellen hatten die Hanhart-Bundeswehrchronographen eine militärische Versorgungsnummer auf dem Rückdeckel. Das Messingmodell wurde unter 6645-12-121-5208 und das Stahlmodell unter 6645-12-120-4858 geführt. Bei den Bundeswehr-Modellen gab es diverse Zifferblatt- und Zeigervarianten. So waren einige Zifferblätter mit „Shockproof Antimagnetic“ gekennzeichnet. Bei den Zeigern gab es gebläute, lackierte und metallfarbene Zeigersätze mit unterschiedlichen Formen.
Heute gehört dieser originale Bundeswehr-Chronograph zu den meistgesuchten Vintage-Uhren mit Stoppfunktion aus deutscher Nachkriegsproduktion. Das Auktionshaus „Sotheby‘s“ schätzt, dass in den 1950ern nicht mehr als 1000 Exemplare produziert wurden. Nur etwa 40 % davon als Edelstahlversion.
Das folgende Bild zeigt ein verchromtes Exemplar, wie es 2020 in einer Auktion angeboten wurde:

Bildquelle: Sotheby‘s
Oktober 2020, Gütenbach im Schwarzwald - eine Legende kehrt zurück
Robustheit, Zuverlässigkeit und Ablesbarkeit. Nach diesen drei Kriterien baute Hanhart den ersten Flieger-Chronographen der Bundeswehr. Sein Name lautete 417 und seine Aufgabe war der kompromisslose Einsatz am Handgelenk der Piloten. Fast zehn Jahre beliefert Hanhart die deutschen Streitkräfte mit dem Chronographen, bis sich die Marke 1963 auf den Bau von Handstoppuhren konzentriert.
Mit dem neuen 417 ES, dessen angehängtes Buchstabenkürzel wie einst für Edelstahl steht, feiert Hanhart die Rückkehr dieser legendären Stopparmbanduhr!

Foto: music-power
Der 417 ES ist ein Stück gelebte Hanhart Tradition. Seine kannelierte Lünette rotiert stufenlos in beide Richtungen und erinnert mit ihrer roten Positionsmarkierung an das Original der 1950er Jahre. Die Zahlen und Schriften des Zifferblatts im charakteristischen, bicompaxen Layout, sowie der symmetrische Drückerabstand wurden ebenfalls vom historischen Modell übernommen.

Foto: music-power
Wie sein historisches Vorbild verfügt der 417 ES über ein Handaufzugs-Kaliber. Der Aktionsradius der Vorlage war außerhalb des Cockpits aufgrund überschaubarer Wasserdichtigkeit stark eingeschränkt. Deshalb hält der neue 417 ES einem Druck von bis zu 10 bar stand. Den bewusst schlicht gehaltenen Gehäuseboden ziert das historische Hanhart-Logo und die seitlich gravierte, fortlaufende Seriennummer. Das „H“ vom historischen Logo findet man übrigens auch auf der Krone.

Foto: music-power
Mit dem Armband aus schwarzem Kalbsleder samt Unterlage im Bund-Stil trägt sich der 417 ES ab dem ersten Tag bequem. Für Extra-Komfort auf der Haut wurden Band und Unterlage an der Innenseite mit Alcantara ausgestattet. Den guten Halt sichert eine Dornschließe mit historischem Hanhart-Logo. Für weitere Gestaltungsoptionen bieten die Schwarzwälder zudem Bund-Armbänder in dunkelbraun und hellbraun an.

Foto: music-power
Hinter dem verschraubten Edelstahlboden des 417 ES arbeitet das zuverlässige Schweizer Handaufzugs-Kaliber Sellita SW 510 M. Neben einem Sekundenstopp bietet es bei Vollaufzug eine Gangautonomie von bis zu 58 Stunden. Eine Augenweide ist es allerdings nicht gerade, was aber in aller Regel nur dem Uhrmacher auffallen wird, wenn der Gehäuseboden zu Servicezwecken geöffnet werden muss.


Bildquelle: Hanhart
Der Gehäusedurchmesser wurde gegenüber der historischen Vorlage dezent auf 42 mm vergrößert. Dank des flach bauenden Handaufzugswerkes konnte Hanhart eine Gesamthöhe inklusive des stark bombierten Saphirglases von nur 13,3 mm realisieren, wodurch die Uhr am Handgelenk präsent, aber nicht überproportioniert wirkt. Es wurden jedoch bereits Stimmen laut, die nach einer weiteren Version in 39 mm rufen.

Foto: music-power
Durch die etwa 2 mm starke Lederunterlage relativiert sich der Vorteil der geringen Bauhöhe jedoch wieder etwas. Ich trage meinen 417 ohne Unterlage. Nicht, weil mich die Gesamthöhe stören würde, aber ich persönlich mag das Metall des Bodens auf der Haut lieber, als das Lederpad.


Fotos: music-power
Die technischen Daten des aktuellen 417 ES (gemäß Hanhart)
Gehäuse:
Edelstahl satiniert/poliert
Verschraubter Edelstahl-Gehäuseboden mit fortlaufender Seriennummer
Gravur des historischen Logos auf dem Gehäuseboden
Wasserdichtigkeit: 10 ATM / 100 Meter
Durchmesser ohne Krone und Drücker: 42 mm
Länge über die Hörner: 49,75 mm
Höhe inkl. bombiertem Safirglas: 13,3 mm
Höhe ohne Glas: 11,55 mm
Bandanstoß: 21 mm
Kannelierte Lünette, beidseitig stufenlos drehbar mit rotem Einsatz
Konvexes, innen entspiegeltes Saphirglas (hoch gewölbt wie bei dem historischen Model)
Historisches Logo auf dem Zifferblatt und bicompaxes Layout
Historische Schriftart der Ziffern
Zeiger und Ziffern Super-LumiNova® beschichtet
Kaliber:
Sellita SW 510 M, Handaufzug, Sekundenstopp
Symmetrischer Drückerabstand
Schlagzahl: 28.800 A/h (4 Hz)
Lagersteine: 23
Gangreserve: 58 Stunden nach Vollaufzug
Funktionen: Kleine Sekunde, 30-Minuten Zähler
Bi-compax Chronograph mit zentraler Stoppsekunde

Sind alle Träume nur Schäume? - Epilog
Jetzt fällt mir mein Traum wieder ein. Unweigerlich muss ich schmunzeln. Steve McQueen persönlich ist mir im Traum erschienen! Als habe er mich auserkoren, ihm posthum eine Rolle in meiner Hanhart-Vorstellung zu geben. Aber ich glaube ja zum Glück nicht an Geister!
Äh, Moment mal, ich bin mir ziemlich sicher, irgendwie riecht es hier nach Zigarettenrauch! Ich bin Nichtraucher, mir fällt das sofort auf. Der Geruch kommt aus meinem Badezimmer. Ja, tatsächlich, da ist doch jemand! Ich vernehme ganz deutlich Stimmen. Das eine oder andere Lachen und das Klirren von Gläsern. Merkwürdig.
Die Badezimmertüre ist nur angelehnt, ein gelber Fetzten Licht fällt in meinen dunklen Flur. Ich drücke die Tür etwas weiter auf, um besser hineinsehen zu können. Da ist er wieder. Jetzt sitzt er in meiner Badewanne und trinkt meinen Champagner! Und, wer zum Teufel ist diese Frau?

Bildquelle: tiefrapid.com
Textquellen:
Einzelne Passagen wurden von der Hanhart-Homepage https://www.hanhart.com/kollektion/pioneer/417-es-4/ und von watchtime.net Hanhart: Fliegeruhren für das Militär übernommen.
Lesezeit: ca. 10 Minuten ohne, ca. 23 Minuten mit den YouTube-Beiträgen. Um das zu ermitteln, hatte ich rein zufällig eine „Stopparmbanduhr“ von Hanhart am Handgelenk.

Ich hoffe, Ihr hattet Spaß mit meiner Vorstellung!
Beste Grüße,
Frank
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