
Sir Unreal
Themenstarter
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- 01.04.2013
- Beiträge
- 807
Wer würde nicht gerne ...
[ ] die teuerste Uhr tragen,
[ ] das schnellste Auto fahren,
[ ] in der prunkvollsten Villa übernachten,
[ ] das leckerste Essen essen,
[ ] die teuersten Schuhe tragen,
[ ] auf der einsamsten Insel urlauben,
[ ] die schönste Frau küssen oder
[x] den besten Kopfhörer hören?
Die Steinhart Ocean Vintage GMT (neues Modell) zu Gast in der Wedemark bei Hannover
Das ist die Geschichte einer Uhr - ist es überhaupt die Geschichte einer Uhr? - die keinen Anfang hatte. Viele Vorstellungen beginnen damit, dass ein Uhrenfan auf der Suche nach einer bestimmten Uhr ist oder auf der Suche nach einem bestimmten Typ Uhr. Der Weg führt ihn nach A über B nach C zurück nach B an C vorbei nach D. Das ganze drei Mal vor und zwei Mal zurück. Ihr kennt das. Die Geschichte der Steinhart Ocean Vintage GMT beginnt nirgends. Sie war auf einmal da. Als Objekt der Begierde, weil keine andere Uhr in Sicht und das Budget dafür aufgrund von Weihnachtsgeld vorhanden war. Meine einzige "richtige" Uhr ist eine Tudor Pelagos in blau. Gerne hätte ich eine zweite richtige Uhr gehabt neben meinen nicht minder schönen und wertigen Uhren wie Stowa Flieger und Steinhart Ocean One Red. Aber nach ein paar Jahren des Uhrenfreakseins weiß man, dass die Liebe auf den ersten Internet-Blick meist einer Livebetrachtung nicht lange standhält. Dieser Erkenntnis folgten ein paar Besuche bei Konzessionären und Uhrforum-Stammtischen. Am Handgelenk hatte ich diverse Patek Philippe, Audemars Piguet, Vacheron Constantin (dank Günters Vorstellung), viele Rolex, Blancpain, Grand Seiko, Omega, Nomos. Es ging dabei nicht darum, mir eine Uhr in jenen Preis-Sphären zu suchen, sondern darum, dass ein Freund insbesondere die ersten drei genannten Marken näher ins Auge fasste. Für mich war es eine Bereicherung, die Qualitätsunterschiede im Vergleich zu Uhren im bezahlbaren Bereich - die Unschärfe dieser Formulierung mal außer Acht gelassen - zu begutachten. Ich beobachtete also die Webseite von Steinhart ob der Verfügbarkeit des überarbeiteten Modells. Im Allgemeinen reizte mich an der Uhr die gebürstete Stahllünette, das schwarze, aufgeräumte Zifferblatt, die gut ablesbaren Zeiger und im Besonderen die im November 2017 durchgeführte Anpassung der Lume von grünlich-weiß auf gelb, so wie es das Gnomon-Sondermodell bereits vorweggenommen hatte. Kaum war die Uhr verfügbar - nachdem sie direkt nach dem Erscheinen für einige Tage ausverkauft war - hatte ich sie bestellt. Was haben nun Patek Philippe, Audemars Piguet & Co. mit der Geschichte der Steinhart zu tun? Während des Wartens auf die Steinhart traf ich mich mit Freunden an einem Mittwoch in einer kleinen, gemütlichen Bar/Kneipe im Zentrum von Hannover. Über Uhren spreche ich mit den Jungs nicht all zu viel, aber meines Hobbys sind sie sich bewusst. Ich saß neben einem Arbeitskollegen eines Freundes, der irgendwie das Uhrenthema aufschnappte und wir sprachen über Uhren. Auch wenn er in der Welt nicht zu Hause war, sprachen wir darüber und kamen von mechanischen Uhren über diverse Uhrenmarken zu schweizer Nobelmarken wie Patek Philippe und Audemars Piguet. Da hatte mein Gesprächspartner Erfahrungen auf schweizer Messen, zum Beispiel auf der "Art Basel", gesammelt. Wir sprachen über Luxus und über das Ranking von Messen, das dadurch gemessen wird, wie viele Besucher mit Privatflugzeug anreisen. Hat das noch was mit Luxus zu tun? Können solche superreichen Menschen überhaupt noch den Luxus genießen, den sie sich leisten? Er berichtete mir von Interessenten, die sich blind - oder vielmehr ungehört - das beste und teuerste Gerät auf dem Markt kaufen, weil es eben das beste und teuerste Gerät ist. In einem Fall wollte der Interessent gleich vier Geräte kaufen. Hoch lebe der Kapitalismus!

Diejenigen unter euch, die die kleine Stadt Wedemark einordnen können und meiner Vorstellung bis hierher gefolgt sind, wussten sicherlich trefflich, dass ich von Sennheiser spreche. Das beste und teuerste Gerät ist in diesem Fall ein Kopfhörer. Ich fragte meinen Gesprächspartner, ob man denn diesen Kopfhörer mal probehören könnte. Ich bin bei solchen Möglichkeiten recht forsch, denn fragen kostet nichts. Außerdem zeigt die Zu- oder Absage zu so einer Möglichkeit auch, wie ein Unternehmen zu seinen Kunden steht. Okay, Kunde werde ich bezogen auf diesen Kopfhörer sicherlich nie werden. Seine Antwort war kurz und knapp: "Das ist absolut kein Problem." Ich könne einfach spontan auf einen Kaffee vorbeikommen und natürlich auch jemanden mitbringen.
Am darauffolgenden Tag trudelte von Steinhart auch schon die Versandbestätigung ein und ich klickte neugierig auf die Webseite von Sennheiser, was es mit dem Kopfhörer denn auf sich habe. Ich hatte noch in schwacher Erinnerung, dass da im vergangenen Jahr was rausgebracht wurde und hatte auch einen kurzen Testbericht gelesen, aber Details waren nicht mehr präsent. Nun kam die Idee auf, man könne die Steinhart einfach mitnehmen, dort hoffentlich halbwegs sinnvoll positionieren und mit der mitgebrachten Kamera ein paar tolle Fotos machen. Ein lichtstarkes Objektiv wäre sinnvoll. Denn wer Musik mit guter Technik hören soll, wird sicherlich nicht in lichtüberflutete Räume gebeten. Da hat sich in Gedanken schon der Fotograf in den Vordergrund gedrängt. Nach den tollen Uhrvorstellungen aus diesem Jahr (drei Orient, eine Breitling, eine Seiko von Splitfire73, Casio MR-G von Horologist, Vacheron Constantin von Pro One), die ja nun wirklich nicht mehr zu toppen sind, wollte ich mich zumindest mit dieser schrägen Idee auch zu Schrift und Wort melden. Eine Uhr, die bis auf minimale Uhrwerksgeräusche keinen Laut von sich gibt, trifft auf einen Kopfhörer, bei dem der Hörer sich Zeit nehmen sollte. Ja, ich geb es zu, ist ein wenig konstruiert, aber ich glaubte, dass das auf den Fotos bestimmt gut ausschauen müsste.
Nun war fast der Tag gekommen. Morgen geht's in die Wedemark. Wie bereitet man sich am besten darauf vor? Nun, die Steinhart war seit anderthalb Wochen durchgehend an meinem Handgelenk, d.h. das Stahlarmband hatte die richtige Länge, der Vorlauf von rund +8 bis +9 Sekunden pro Tag war ausgelotet und wurde zwischenzeitlich korrigiert. Anfangs war ich überrascht, dass das Zifferblatt dunkelgrau und nicht schwarz ist, wie es die Fotos auf der Steinhart-Homepage vermuten lassen. Mir gefiel die Uhr jeden Tag besser. Die gleichmäßig gebürstete Stahllünette passt perfekt zum allseits bekannten Stahlarmband. Die Ablesbarkeit der Zeiger ist super, wobei man sich ein wenig an die Indizes gewöhnen muss, die innen in den üblichen 5-Minuten-Schritten abzulesen sind, außen allerdings die Striche auf der Lünette fortführen, die die ungeraden Stunden darstellen. Steht nun der Minutenzeiger einem "GMT-Index" gegenüber, könnte man daran Minuten à la 7,5 oder 12,5 ablesen. Ist natürlich sinnfrei, darf man sich folglich nicht angewöhnen. Vorbild der Steinhart ist übrigens die Rolex Oyster Perpetual Date Explorer II Ref. 1655, die von 1971 bis 1984 produziert wurde. Das Modell damals trug ein Plexiglas und eine Datumslupe. Beides hat die Steinhart nicht. Ab 1985 folgte dann die Ref. 16550, die das bis heute bekannte Zifferblattdesign der Explorer II trug.




Technische Daten "Steinhart Ocean Vintage GMT"
Uhrwerk: ETA 2893-2 Elaboré mit zweiter Zeitzone, 21 Rubinlagersteine, Sekundenstopp
Frequenz: 28.800 A/h
Gangreserve: ca. 42 Stunden
Gehäuse: Edelstahl 316L
Größe: Durchmesser 42 mm, Gesamthöhe 14,0 mm
Gewicht: 200 g
Bandanstoßbreite: 22 mm
Glas: Saphirglas gewölbt, Innenseite zweifach entspiegelt
Lünette: Edelstahl
Gehäuseboden: Edelstahl 316L verschraubt
Wasserdicht bis 30 ATM, verschraubte Krone
Zifferblatt und Zeiger: Leuchtmasse "Super Luminova old radium"
Armband: Edelstahl 22 mm auf 18 mm verjüngend, Bandglieder verschraubt
Die Steinhart musste also für morgen nur am Handgelenk sein. Aber wie bereitet man sich auf den besten Kopfhörer der Welt vor? Um einen Kopfhörer am besten beurteilen zu können, braucht man Musik, die man gut kennt und in einer Qualität, die sich vom üblichen MP3-Format abhebt. Also das iPhone vom Bruder mit verlustfreier und eben bekannter Musik befüllt und jene Musik vorher noch mal an dem besten, im Haushalt verfügbaren Kopfhörer - ein Beyerdynamic DT 770 Pro 250 Ohm - probegehört. Dabei festgestellt, dass die abgelegten MP3-Dateien trotz hoher Bitrate vereinzelt scheußlich anzuhören sind. Tja, was ich an einem nicht gänzlich billigen Stereosystem doch so alles überhört hatte bisher. Ich gebe zu, ich bin kein häufiger Hifi-Genießer am Kopfhörer. Aber das sprach dafür die favorisierte Musik, wie eingangs erwähnt, im verlustfreien Format abzulegen. Wichtig erschien es uns auch, dass wir vor Ort nicht mit technischen Inkompatibilitäten konfrontiert werden würden. Also Adapter für Lightning auf USB eingepackt. Dazu einen Laptop bereitgelegt, mit der Möglichkeit von 3,5 mm Klinke auf 3,5 mm Klinke zu gehen. Für den Notfall einen USB-Stick mit der Musik in MP3-Format bei maximaler Bitrate eingepackt - und auch ein paar Audio-CDs, falls wirklich gar nichts funktioniert. Das waren grob drei bis vier Stunden Vorbereitungszeit. Für die Steinhart und den HE 1 dann noch weitere fünf Vorbereitungsminuten investiert, indem ich Akku- und Speicherstand meiner Systemkamera geprüft und das Festbrennweitenobjektiv (30 mm x Cropfaktor 1,5) auf Blendenvorwahl 2.0 eingestellt habe. Dateiformat ist unverändertes Jpeg bei ISO 800 (keine Lust auf Bildnachbearbeitung, das hatte ich dieses Jahr zur Genüge).
Bei Sennheiser angekommen, wurden wir zuerst herumgeführt. In einer Vitrine gab es einige alte Mikrofone zu sehen. Prominentestes Mikrofon ist das abgebildete, das von Prince verwendet und später Sennheiser zur Verfügung gestellt wurde.

Es gab für Sennheiser sogar einen Oscar.

Den Vorgänger "Orpheus" von 1991 - damals zu einem Preis von 20.000 DM zu kaufen gewesen - gibt es auch zu sehen. Es wurden aber nur 300 Stück gebaut.

Johnny Depp hat Sennheiser seine E-Gitarre überlassen.

Dann ging es in die heilige Halle. Also in den heiligen Raum. Ein kleiner Raum mit etwa vier Quadratmetern.

Sennheiser schreibt zum HE 1:
"Sennheiser HE 1’ atemberaubendes Design lässt Form mit Funktion verschmelzen. Sein Verstärker thront auf einem Gehäuse aus Glas und einem Block aus massivem Carrara-Marmor. Dieser luxuriöse Naturstein - berühmt durch Michelangelos Skulpturen aus der Renaissance - besticht nicht nur durch seine Schönheit, er ist auch ein wirksamer Schutz gegen Körperschall. Zu Sennheiser HE 1’ beeindruckender Optik tragen zudem die Bedienungselemente bei. Sie sind besonders sorgfältig und in höchster Qualität gefertigt. Jeder Regler wird aus massivem Messing gedreht und anschließend verchromt. Hier ist Musik zu Design geworden."
Der Marmorblock - wahlweise auch in schwarz oder wer liebt fragt und mit den notwendigen Scheinen wedelt, bekommt diesen in jeder Wunschfarbe - steht zusätzlich auf Schwingungsdämpfern. In den Ohrmuscheln aus massivem Aluminium befinden sich Hochspannungsverstärker, womit der kapazitative Widerstand des Kabels eliminiert wird. Der Wirkungsgrad ist dadurch drei Mal so hoch im Vergleich zu anderen Highend-Kopfhörern. Die Membrane sind platinbedampft und nur 0,0024 Millimeter (2,4 µm) dünn. Die Vakuumröhren des Verstärkers versorgen den Kopfhörer mit 800 Volt und die LEDs an der Unterseite der Vakuumröhren erzeugen den Eindruck, als würden die Spannungswandler glimmen. Von den acht Röhren werden übrigens nur sechs benötigt, zwei dürften ausfallen. Das gibt dem Sennheiser-Austauschservice ein paar Tage Puffer. Das ganze System besteht aus mehr als 6.000 Einzelteilen. Zwei technische Daten möchte ich euch nicht vorenthalten: der Klirrfaktor liegt bei 0,01 Prozent bei einem Schalldruckpegel von 100 Dezibel. Der Frequenzbereich startet bei 8 Hertz und endet bei 100 Kilohertz. Damit werden die 28.800 Hertz der Steinhart Ocean Vintage GMT deutlich übertroffen. Der Klirr-Faktor bei einem Falldruckpegel von 100 cm liegt vermutlich aber auch nur bei wenigen Prozent. Welchen Widerstand in Ohm hat eigentlich der HE 1? Das hätte ich noch gerne mit dem Wasserwiderstand von 30 ATM der Steinhart verglichen.
Der HE 1 lässt sich durch Druck auf den großen runden Regler einschalten. Was dann folgt, ist Spielerei. Und zwar ganz tolle Spielerei. Die Regler fahren sich langsam aus, die acht Vakuumröhren fahren langsam hoch und zum Schluss öffnet sich die Glasscheibe, hinter der sich der Kopfhörer verbirgt.






Neben dem HE 1 steht ein CD-Player von T+A.

Darin befindet sich eine von Sennheiser zusammengestellte Test-CD. Wir lauschen ersten Klängen von "Hotel California" und Songs von Pink Floyd. Klingen gut. Die anderen Songs zum Beispiel von Tina Dico ebenso.
Zwischendurch bekommt die Steinhart ihre Bühne und präsentiert sich von allen Seiten.



[ ] die teuerste Uhr tragen,
[ ] das schnellste Auto fahren,
[ ] in der prunkvollsten Villa übernachten,
[ ] das leckerste Essen essen,
[ ] die teuersten Schuhe tragen,
[ ] auf der einsamsten Insel urlauben,
[ ] die schönste Frau küssen oder
[x] den besten Kopfhörer hören?
Die Steinhart Ocean Vintage GMT (neues Modell) zu Gast in der Wedemark bei Hannover
Das ist die Geschichte einer Uhr - ist es überhaupt die Geschichte einer Uhr? - die keinen Anfang hatte. Viele Vorstellungen beginnen damit, dass ein Uhrenfan auf der Suche nach einer bestimmten Uhr ist oder auf der Suche nach einem bestimmten Typ Uhr. Der Weg führt ihn nach A über B nach C zurück nach B an C vorbei nach D. Das ganze drei Mal vor und zwei Mal zurück. Ihr kennt das. Die Geschichte der Steinhart Ocean Vintage GMT beginnt nirgends. Sie war auf einmal da. Als Objekt der Begierde, weil keine andere Uhr in Sicht und das Budget dafür aufgrund von Weihnachtsgeld vorhanden war. Meine einzige "richtige" Uhr ist eine Tudor Pelagos in blau. Gerne hätte ich eine zweite richtige Uhr gehabt neben meinen nicht minder schönen und wertigen Uhren wie Stowa Flieger und Steinhart Ocean One Red. Aber nach ein paar Jahren des Uhrenfreakseins weiß man, dass die Liebe auf den ersten Internet-Blick meist einer Livebetrachtung nicht lange standhält. Dieser Erkenntnis folgten ein paar Besuche bei Konzessionären und Uhrforum-Stammtischen. Am Handgelenk hatte ich diverse Patek Philippe, Audemars Piguet, Vacheron Constantin (dank Günters Vorstellung), viele Rolex, Blancpain, Grand Seiko, Omega, Nomos. Es ging dabei nicht darum, mir eine Uhr in jenen Preis-Sphären zu suchen, sondern darum, dass ein Freund insbesondere die ersten drei genannten Marken näher ins Auge fasste. Für mich war es eine Bereicherung, die Qualitätsunterschiede im Vergleich zu Uhren im bezahlbaren Bereich - die Unschärfe dieser Formulierung mal außer Acht gelassen - zu begutachten. Ich beobachtete also die Webseite von Steinhart ob der Verfügbarkeit des überarbeiteten Modells. Im Allgemeinen reizte mich an der Uhr die gebürstete Stahllünette, das schwarze, aufgeräumte Zifferblatt, die gut ablesbaren Zeiger und im Besonderen die im November 2017 durchgeführte Anpassung der Lume von grünlich-weiß auf gelb, so wie es das Gnomon-Sondermodell bereits vorweggenommen hatte. Kaum war die Uhr verfügbar - nachdem sie direkt nach dem Erscheinen für einige Tage ausverkauft war - hatte ich sie bestellt. Was haben nun Patek Philippe, Audemars Piguet & Co. mit der Geschichte der Steinhart zu tun? Während des Wartens auf die Steinhart traf ich mich mit Freunden an einem Mittwoch in einer kleinen, gemütlichen Bar/Kneipe im Zentrum von Hannover. Über Uhren spreche ich mit den Jungs nicht all zu viel, aber meines Hobbys sind sie sich bewusst. Ich saß neben einem Arbeitskollegen eines Freundes, der irgendwie das Uhrenthema aufschnappte und wir sprachen über Uhren. Auch wenn er in der Welt nicht zu Hause war, sprachen wir darüber und kamen von mechanischen Uhren über diverse Uhrenmarken zu schweizer Nobelmarken wie Patek Philippe und Audemars Piguet. Da hatte mein Gesprächspartner Erfahrungen auf schweizer Messen, zum Beispiel auf der "Art Basel", gesammelt. Wir sprachen über Luxus und über das Ranking von Messen, das dadurch gemessen wird, wie viele Besucher mit Privatflugzeug anreisen. Hat das noch was mit Luxus zu tun? Können solche superreichen Menschen überhaupt noch den Luxus genießen, den sie sich leisten? Er berichtete mir von Interessenten, die sich blind - oder vielmehr ungehört - das beste und teuerste Gerät auf dem Markt kaufen, weil es eben das beste und teuerste Gerät ist. In einem Fall wollte der Interessent gleich vier Geräte kaufen. Hoch lebe der Kapitalismus!

Diejenigen unter euch, die die kleine Stadt Wedemark einordnen können und meiner Vorstellung bis hierher gefolgt sind, wussten sicherlich trefflich, dass ich von Sennheiser spreche. Das beste und teuerste Gerät ist in diesem Fall ein Kopfhörer. Ich fragte meinen Gesprächspartner, ob man denn diesen Kopfhörer mal probehören könnte. Ich bin bei solchen Möglichkeiten recht forsch, denn fragen kostet nichts. Außerdem zeigt die Zu- oder Absage zu so einer Möglichkeit auch, wie ein Unternehmen zu seinen Kunden steht. Okay, Kunde werde ich bezogen auf diesen Kopfhörer sicherlich nie werden. Seine Antwort war kurz und knapp: "Das ist absolut kein Problem." Ich könne einfach spontan auf einen Kaffee vorbeikommen und natürlich auch jemanden mitbringen.
Am darauffolgenden Tag trudelte von Steinhart auch schon die Versandbestätigung ein und ich klickte neugierig auf die Webseite von Sennheiser, was es mit dem Kopfhörer denn auf sich habe. Ich hatte noch in schwacher Erinnerung, dass da im vergangenen Jahr was rausgebracht wurde und hatte auch einen kurzen Testbericht gelesen, aber Details waren nicht mehr präsent. Nun kam die Idee auf, man könne die Steinhart einfach mitnehmen, dort hoffentlich halbwegs sinnvoll positionieren und mit der mitgebrachten Kamera ein paar tolle Fotos machen. Ein lichtstarkes Objektiv wäre sinnvoll. Denn wer Musik mit guter Technik hören soll, wird sicherlich nicht in lichtüberflutete Räume gebeten. Da hat sich in Gedanken schon der Fotograf in den Vordergrund gedrängt. Nach den tollen Uhrvorstellungen aus diesem Jahr (drei Orient, eine Breitling, eine Seiko von Splitfire73, Casio MR-G von Horologist, Vacheron Constantin von Pro One), die ja nun wirklich nicht mehr zu toppen sind, wollte ich mich zumindest mit dieser schrägen Idee auch zu Schrift und Wort melden. Eine Uhr, die bis auf minimale Uhrwerksgeräusche keinen Laut von sich gibt, trifft auf einen Kopfhörer, bei dem der Hörer sich Zeit nehmen sollte. Ja, ich geb es zu, ist ein wenig konstruiert, aber ich glaubte, dass das auf den Fotos bestimmt gut ausschauen müsste.
Nun war fast der Tag gekommen. Morgen geht's in die Wedemark. Wie bereitet man sich am besten darauf vor? Nun, die Steinhart war seit anderthalb Wochen durchgehend an meinem Handgelenk, d.h. das Stahlarmband hatte die richtige Länge, der Vorlauf von rund +8 bis +9 Sekunden pro Tag war ausgelotet und wurde zwischenzeitlich korrigiert. Anfangs war ich überrascht, dass das Zifferblatt dunkelgrau und nicht schwarz ist, wie es die Fotos auf der Steinhart-Homepage vermuten lassen. Mir gefiel die Uhr jeden Tag besser. Die gleichmäßig gebürstete Stahllünette passt perfekt zum allseits bekannten Stahlarmband. Die Ablesbarkeit der Zeiger ist super, wobei man sich ein wenig an die Indizes gewöhnen muss, die innen in den üblichen 5-Minuten-Schritten abzulesen sind, außen allerdings die Striche auf der Lünette fortführen, die die ungeraden Stunden darstellen. Steht nun der Minutenzeiger einem "GMT-Index" gegenüber, könnte man daran Minuten à la 7,5 oder 12,5 ablesen. Ist natürlich sinnfrei, darf man sich folglich nicht angewöhnen. Vorbild der Steinhart ist übrigens die Rolex Oyster Perpetual Date Explorer II Ref. 1655, die von 1971 bis 1984 produziert wurde. Das Modell damals trug ein Plexiglas und eine Datumslupe. Beides hat die Steinhart nicht. Ab 1985 folgte dann die Ref. 16550, die das bis heute bekannte Zifferblattdesign der Explorer II trug.




Technische Daten "Steinhart Ocean Vintage GMT"
Uhrwerk: ETA 2893-2 Elaboré mit zweiter Zeitzone, 21 Rubinlagersteine, Sekundenstopp
Frequenz: 28.800 A/h
Gangreserve: ca. 42 Stunden
Gehäuse: Edelstahl 316L
Größe: Durchmesser 42 mm, Gesamthöhe 14,0 mm
Gewicht: 200 g
Bandanstoßbreite: 22 mm
Glas: Saphirglas gewölbt, Innenseite zweifach entspiegelt
Lünette: Edelstahl
Gehäuseboden: Edelstahl 316L verschraubt
Wasserdicht bis 30 ATM, verschraubte Krone
Zifferblatt und Zeiger: Leuchtmasse "Super Luminova old radium"
Armband: Edelstahl 22 mm auf 18 mm verjüngend, Bandglieder verschraubt
Die Steinhart musste also für morgen nur am Handgelenk sein. Aber wie bereitet man sich auf den besten Kopfhörer der Welt vor? Um einen Kopfhörer am besten beurteilen zu können, braucht man Musik, die man gut kennt und in einer Qualität, die sich vom üblichen MP3-Format abhebt. Also das iPhone vom Bruder mit verlustfreier und eben bekannter Musik befüllt und jene Musik vorher noch mal an dem besten, im Haushalt verfügbaren Kopfhörer - ein Beyerdynamic DT 770 Pro 250 Ohm - probegehört. Dabei festgestellt, dass die abgelegten MP3-Dateien trotz hoher Bitrate vereinzelt scheußlich anzuhören sind. Tja, was ich an einem nicht gänzlich billigen Stereosystem doch so alles überhört hatte bisher. Ich gebe zu, ich bin kein häufiger Hifi-Genießer am Kopfhörer. Aber das sprach dafür die favorisierte Musik, wie eingangs erwähnt, im verlustfreien Format abzulegen. Wichtig erschien es uns auch, dass wir vor Ort nicht mit technischen Inkompatibilitäten konfrontiert werden würden. Also Adapter für Lightning auf USB eingepackt. Dazu einen Laptop bereitgelegt, mit der Möglichkeit von 3,5 mm Klinke auf 3,5 mm Klinke zu gehen. Für den Notfall einen USB-Stick mit der Musik in MP3-Format bei maximaler Bitrate eingepackt - und auch ein paar Audio-CDs, falls wirklich gar nichts funktioniert. Das waren grob drei bis vier Stunden Vorbereitungszeit. Für die Steinhart und den HE 1 dann noch weitere fünf Vorbereitungsminuten investiert, indem ich Akku- und Speicherstand meiner Systemkamera geprüft und das Festbrennweitenobjektiv (30 mm x Cropfaktor 1,5) auf Blendenvorwahl 2.0 eingestellt habe. Dateiformat ist unverändertes Jpeg bei ISO 800 (keine Lust auf Bildnachbearbeitung, das hatte ich dieses Jahr zur Genüge).
Bei Sennheiser angekommen, wurden wir zuerst herumgeführt. In einer Vitrine gab es einige alte Mikrofone zu sehen. Prominentestes Mikrofon ist das abgebildete, das von Prince verwendet und später Sennheiser zur Verfügung gestellt wurde.

Es gab für Sennheiser sogar einen Oscar.

Den Vorgänger "Orpheus" von 1991 - damals zu einem Preis von 20.000 DM zu kaufen gewesen - gibt es auch zu sehen. Es wurden aber nur 300 Stück gebaut.

Johnny Depp hat Sennheiser seine E-Gitarre überlassen.

Dann ging es in die heilige Halle. Also in den heiligen Raum. Ein kleiner Raum mit etwa vier Quadratmetern.

Sennheiser schreibt zum HE 1:
"Sennheiser HE 1’ atemberaubendes Design lässt Form mit Funktion verschmelzen. Sein Verstärker thront auf einem Gehäuse aus Glas und einem Block aus massivem Carrara-Marmor. Dieser luxuriöse Naturstein - berühmt durch Michelangelos Skulpturen aus der Renaissance - besticht nicht nur durch seine Schönheit, er ist auch ein wirksamer Schutz gegen Körperschall. Zu Sennheiser HE 1’ beeindruckender Optik tragen zudem die Bedienungselemente bei. Sie sind besonders sorgfältig und in höchster Qualität gefertigt. Jeder Regler wird aus massivem Messing gedreht und anschließend verchromt. Hier ist Musik zu Design geworden."
Der Marmorblock - wahlweise auch in schwarz oder wer liebt fragt und mit den notwendigen Scheinen wedelt, bekommt diesen in jeder Wunschfarbe - steht zusätzlich auf Schwingungsdämpfern. In den Ohrmuscheln aus massivem Aluminium befinden sich Hochspannungsverstärker, womit der kapazitative Widerstand des Kabels eliminiert wird. Der Wirkungsgrad ist dadurch drei Mal so hoch im Vergleich zu anderen Highend-Kopfhörern. Die Membrane sind platinbedampft und nur 0,0024 Millimeter (2,4 µm) dünn. Die Vakuumröhren des Verstärkers versorgen den Kopfhörer mit 800 Volt und die LEDs an der Unterseite der Vakuumröhren erzeugen den Eindruck, als würden die Spannungswandler glimmen. Von den acht Röhren werden übrigens nur sechs benötigt, zwei dürften ausfallen. Das gibt dem Sennheiser-Austauschservice ein paar Tage Puffer. Das ganze System besteht aus mehr als 6.000 Einzelteilen. Zwei technische Daten möchte ich euch nicht vorenthalten: der Klirrfaktor liegt bei 0,01 Prozent bei einem Schalldruckpegel von 100 Dezibel. Der Frequenzbereich startet bei 8 Hertz und endet bei 100 Kilohertz. Damit werden die 28.800 Hertz der Steinhart Ocean Vintage GMT deutlich übertroffen. Der Klirr-Faktor bei einem Falldruckpegel von 100 cm liegt vermutlich aber auch nur bei wenigen Prozent. Welchen Widerstand in Ohm hat eigentlich der HE 1? Das hätte ich noch gerne mit dem Wasserwiderstand von 30 ATM der Steinhart verglichen.
Der HE 1 lässt sich durch Druck auf den großen runden Regler einschalten. Was dann folgt, ist Spielerei. Und zwar ganz tolle Spielerei. Die Regler fahren sich langsam aus, die acht Vakuumröhren fahren langsam hoch und zum Schluss öffnet sich die Glasscheibe, hinter der sich der Kopfhörer verbirgt.






Neben dem HE 1 steht ein CD-Player von T+A.

Darin befindet sich eine von Sennheiser zusammengestellte Test-CD. Wir lauschen ersten Klängen von "Hotel California" und Songs von Pink Floyd. Klingen gut. Die anderen Songs zum Beispiel von Tina Dico ebenso.
Zwischendurch bekommt die Steinhart ihre Bühne und präsentiert sich von allen Seiten.



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