
husky
R.i.P
Themenstarter
- Dabei seit
- 09.08.2011
- Beiträge
- 418
Hallo liebe Sammlerfreunde,
es ist ja bekannt, dass ich mich auch für die ausgefallenen Taschenuhren, die mit der Spindelhemmung ausgestattet sind, sehr interessiere. Wenn sich dann der Erwerb solch eines Stückes realisieren lässt, ist die Freude groß. Mit der Vorstellung dieser alten Uhr hoffe ich, die Freude und das Interesse auch auf die Leser zu übertragen.
Diese Uhr gehört zu einer sehr kleinen Gruppe von Uhren aus der Zeit vor und um 1700, die mit einigen seltenen Merkmalen, insbesondere auf dem Zifferblatt, ausgestattet sind.
Als erstes fällt auf, dass nur ein Zeiger auf der Mittelachse sitzt und die Minuten auf der am äußeren Rand befindlichen Skala anzeigt. Die Gestaltung des Zifferblattes ermöglicht es dem Betrachter, die Zeit mit nur einem Zeiger auf zwei Minuten genau abzulesen. Der Zeiger läuft 1 x in 6 Stunden um das Zifferblatt. Die Abstände von Stunde zu Stunde sind im Vergleich zum 12-Stunden-Zifferblatt doppelt so groß. Diese Aufteilung erlaubt zusätzlich eine großzügige Minuteneinteilung. Vielfach wurde diese Art der Zeitablesung als „italienisch“ bezeichnet. Solche Zifferblätter tauchen nur vereinzelt um die Jahrhundertwende (1700) auf.
Über der 6-Stundenskala befindet sich ein erstes kleines Fenster für die Anzeige der Wochentage auf einer rotierenden Silberscheibe, eingestellt wird diese über den links davon befindlichen Miniatur-Vierkant. Oberhalb des Fensters ist ein weiteres im silbernen Zifferblatt vorhanden, in dem werden die Monate mit der Anzahl der jeweiligen Tage (Jan. 31) gezeigt. Mittig zwischen diesen beiden kalendarischen Anzeigen befindet sich die Zahlenfolge 1-8-15-22-29 sowie der Vierkant zum Einstellen der Monate. Unterhalb der Zeigerachse befindet sich eine separate Anzeige der Sekunden- unterteilt in 10er Schritten- mit einem anhaltbaren gebläuten Sekundenzeiger. Das geschieht über einen Hebel, der etwa bei der „normalen“ 10 sitzt.
Der Aufzug der Uhr geschieht von vorn, eher ungewöhnlich bei einer englischen Uhr, über die bei der „normalen“ 3 sitzende Aufzugsachse.
Die freien Flächen des Zifferblattes zeigen Waffen und Trophäen, Fahnen und Musikinstrumente der Zeit in relativ flachem Relief.
Der zentrale Zeiger ist speziell angefertigt und geformt, so dass er bei seiner Kreisbewegung alle drei Vierkantachsen überwindet.
Das glatte Übergehäuse weist wie das innere keinerlei Punzen oder Meistermarken auf. Das innere Gehäuse besitzt dort ein kleines vorgebohrtes Loch, wo gewöhnlich der Aufzug bei englischen Spindeln vorgenommen wird.
Das Werk besitzt feuervergoldete Vollplatinen, einen großen floral ausgeschnittenen Kloben mit einem „frühen“ Fuß, darunter die 3-armige Stahlunruh, die silberne Regulierscheibe ist von 1 bis 6 unterteilt. Die Signatur lautet: CWP Invt. Dazu etwas später mehr. Das Werk besitzt Federhaus, Kette und Schnecke, Räderwerk mit Spindelhemmung, unter dem Federhaus liegt die Federvorspannung.
Die Maße der Uhr sind : Höhe 78 mm ( ohne Pendant 57 mm ), Dicke 30 mm, ZB-Dm 40 mm, Gewicht 143 gr.
Ein Bericht über Uhren dieser Art ist im Buch „The English Watch“ S. 124/125 abgefasst. Dort wird beschrieben, dass es vier Uhren in dieser Form geben soll, davon ist eine in der Museumssammlung La Chaux de Fonds aufbewahrt . Es wird vermutet, dass diese Uhren frühe Beispiele sogenannter Puls- oder Doktoruhren sind, denn gerade in dieser Zeit wurde das Pulsmessen in der Medizin populär.
Die Signatur CWP, die sehr verschlungen erscheint, wird dem Colonel William Parsons zugeschrieben, der diese Uhr sicherlich nicht gebaut hat, sondern damit wurde eine Art von Copyright gekennzeichnet für die Art und Aufteilung des Zifferblattes. Dieser Schriftzug taucht immer wieder auch auf Werken von Großuhren auf, kombiniert u.a. mit Uhrmachern wie Charles Goode. Dieser CWP hat ebenfalls ein Buch mit Mustern von verschlungenen Initialen herausgegeben.
Weitere Hinweise auf diesen Gelehrten und seine Arbeit findet man in Antiquarian Horology Vol 17 S. 610-612, Vol. 18 S. 197-198 + 321-322
Die erwähnte Uhr aus dem Buch „The English Watch“ stammt aus der Sammlung Edward Hornby und wurde ausführlich in einem AHS-Artikel von Paul Tuck im Winter 1988 beschrieben. Dort wird zwar die Zahlenreihe erwähnt aber leider nicht erklärt. Auch nicht in dem Sotheby's Katalog vom Dezember 1978.
Der Käufer in der Sotheby's Auktion vom Dezember 1978 war kein geringerer als Seth Atwood, der Gründer des Time Museum in Rockford Illinois. In seiner Sammlung verblieb die Uhr bis Dezember 1986, als sie in einer Sotheby's Auktion in New York verkauft wurde. In der Katalogbeschreibung steht zu der o. g. Zahlenreihe folgendes:
"The day window is surmounted by a sector engraved 1.8.22.29. as a reminder of the dates on which the indicated day will fall."
Das bedeutet, daß der Tagesanzeige (der erste Tag im jeweiligen Monat) nur einmal im Monat bewegt wird.
Ja, es ist wirklich so, dass der Monat und auch der Wochentag per Vierkant (wie oben beschrieben) eingestellt werden:
zum Beispiel :
Jan (31) >>> Monatsanzeige
Sunday >>> Tagesanzeige für den 1. ( also auch den 8. + 15. + 22. + 29. )
Innerhalb des Monats Januar kann man so relativ leicht das richtige Datum ( oder den Wochentag) feststellen,
wenn man entweder weiß: es ist Dienstag in der 2. Monatswoche >>> 10. Januar
oder man weiß: es ist der 23. Januar -- also muß es ein Montag als Wochentag sein.
Die Scheiben laufen NICHT automatisch mit.
Diese "ewigen Tabellen des Kalenders" wurden in gedruckter Form vertrieben
(hier ein Beispiel des CWP = Colonel William Parsons für das Jahr 1703)
oder manchmal auch auf der Innenseite des Gehäusedeckels der TU graviert.
Soweit ich das verstanden habe war in diesem Beispielsjahr 1703
der 1. April ein Sonntag, wie danach logischerweise auch der 8. - der 15. - der 22. - und der 29.
gleiches gilt für den Juli
Im Folgejahr rückt die Skala der Wochentage 1 Stelle nach links.
Das als kleine Ergänzung/Erklärung zu der Skala auf dem Zifferblatt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit an die Leser
und freundliche Sammlergrüsse
Michael
es ist ja bekannt, dass ich mich auch für die ausgefallenen Taschenuhren, die mit der Spindelhemmung ausgestattet sind, sehr interessiere. Wenn sich dann der Erwerb solch eines Stückes realisieren lässt, ist die Freude groß. Mit der Vorstellung dieser alten Uhr hoffe ich, die Freude und das Interesse auch auf die Leser zu übertragen.
Diese Uhr gehört zu einer sehr kleinen Gruppe von Uhren aus der Zeit vor und um 1700, die mit einigen seltenen Merkmalen, insbesondere auf dem Zifferblatt, ausgestattet sind.
Als erstes fällt auf, dass nur ein Zeiger auf der Mittelachse sitzt und die Minuten auf der am äußeren Rand befindlichen Skala anzeigt. Die Gestaltung des Zifferblattes ermöglicht es dem Betrachter, die Zeit mit nur einem Zeiger auf zwei Minuten genau abzulesen. Der Zeiger läuft 1 x in 6 Stunden um das Zifferblatt. Die Abstände von Stunde zu Stunde sind im Vergleich zum 12-Stunden-Zifferblatt doppelt so groß. Diese Aufteilung erlaubt zusätzlich eine großzügige Minuteneinteilung. Vielfach wurde diese Art der Zeitablesung als „italienisch“ bezeichnet. Solche Zifferblätter tauchen nur vereinzelt um die Jahrhundertwende (1700) auf.
Über der 6-Stundenskala befindet sich ein erstes kleines Fenster für die Anzeige der Wochentage auf einer rotierenden Silberscheibe, eingestellt wird diese über den links davon befindlichen Miniatur-Vierkant. Oberhalb des Fensters ist ein weiteres im silbernen Zifferblatt vorhanden, in dem werden die Monate mit der Anzahl der jeweiligen Tage (Jan. 31) gezeigt. Mittig zwischen diesen beiden kalendarischen Anzeigen befindet sich die Zahlenfolge 1-8-15-22-29 sowie der Vierkant zum Einstellen der Monate. Unterhalb der Zeigerachse befindet sich eine separate Anzeige der Sekunden- unterteilt in 10er Schritten- mit einem anhaltbaren gebläuten Sekundenzeiger. Das geschieht über einen Hebel, der etwa bei der „normalen“ 10 sitzt.
Der Aufzug der Uhr geschieht von vorn, eher ungewöhnlich bei einer englischen Uhr, über die bei der „normalen“ 3 sitzende Aufzugsachse.
Die freien Flächen des Zifferblattes zeigen Waffen und Trophäen, Fahnen und Musikinstrumente der Zeit in relativ flachem Relief.
Der zentrale Zeiger ist speziell angefertigt und geformt, so dass er bei seiner Kreisbewegung alle drei Vierkantachsen überwindet.
Das glatte Übergehäuse weist wie das innere keinerlei Punzen oder Meistermarken auf. Das innere Gehäuse besitzt dort ein kleines vorgebohrtes Loch, wo gewöhnlich der Aufzug bei englischen Spindeln vorgenommen wird.
Das Werk besitzt feuervergoldete Vollplatinen, einen großen floral ausgeschnittenen Kloben mit einem „frühen“ Fuß, darunter die 3-armige Stahlunruh, die silberne Regulierscheibe ist von 1 bis 6 unterteilt. Die Signatur lautet: CWP Invt. Dazu etwas später mehr. Das Werk besitzt Federhaus, Kette und Schnecke, Räderwerk mit Spindelhemmung, unter dem Federhaus liegt die Federvorspannung.
Die Maße der Uhr sind : Höhe 78 mm ( ohne Pendant 57 mm ), Dicke 30 mm, ZB-Dm 40 mm, Gewicht 143 gr.
Ein Bericht über Uhren dieser Art ist im Buch „The English Watch“ S. 124/125 abgefasst. Dort wird beschrieben, dass es vier Uhren in dieser Form geben soll, davon ist eine in der Museumssammlung La Chaux de Fonds aufbewahrt . Es wird vermutet, dass diese Uhren frühe Beispiele sogenannter Puls- oder Doktoruhren sind, denn gerade in dieser Zeit wurde das Pulsmessen in der Medizin populär.
Die Signatur CWP, die sehr verschlungen erscheint, wird dem Colonel William Parsons zugeschrieben, der diese Uhr sicherlich nicht gebaut hat, sondern damit wurde eine Art von Copyright gekennzeichnet für die Art und Aufteilung des Zifferblattes. Dieser Schriftzug taucht immer wieder auch auf Werken von Großuhren auf, kombiniert u.a. mit Uhrmachern wie Charles Goode. Dieser CWP hat ebenfalls ein Buch mit Mustern von verschlungenen Initialen herausgegeben.
Weitere Hinweise auf diesen Gelehrten und seine Arbeit findet man in Antiquarian Horology Vol 17 S. 610-612, Vol. 18 S. 197-198 + 321-322
Die erwähnte Uhr aus dem Buch „The English Watch“ stammt aus der Sammlung Edward Hornby und wurde ausführlich in einem AHS-Artikel von Paul Tuck im Winter 1988 beschrieben. Dort wird zwar die Zahlenreihe erwähnt aber leider nicht erklärt. Auch nicht in dem Sotheby's Katalog vom Dezember 1978.
Der Käufer in der Sotheby's Auktion vom Dezember 1978 war kein geringerer als Seth Atwood, der Gründer des Time Museum in Rockford Illinois. In seiner Sammlung verblieb die Uhr bis Dezember 1986, als sie in einer Sotheby's Auktion in New York verkauft wurde. In der Katalogbeschreibung steht zu der o. g. Zahlenreihe folgendes:
"The day window is surmounted by a sector engraved 1.8.22.29. as a reminder of the dates on which the indicated day will fall."
Das bedeutet, daß der Tagesanzeige (der erste Tag im jeweiligen Monat) nur einmal im Monat bewegt wird.
Ja, es ist wirklich so, dass der Monat und auch der Wochentag per Vierkant (wie oben beschrieben) eingestellt werden:
zum Beispiel :
Jan (31) >>> Monatsanzeige
Sunday >>> Tagesanzeige für den 1. ( also auch den 8. + 15. + 22. + 29. )
Innerhalb des Monats Januar kann man so relativ leicht das richtige Datum ( oder den Wochentag) feststellen,
wenn man entweder weiß: es ist Dienstag in der 2. Monatswoche >>> 10. Januar

oder man weiß: es ist der 23. Januar -- also muß es ein Montag als Wochentag sein.

Die Scheiben laufen NICHT automatisch mit.
Diese "ewigen Tabellen des Kalenders" wurden in gedruckter Form vertrieben
(hier ein Beispiel des CWP = Colonel William Parsons für das Jahr 1703)
oder manchmal auch auf der Innenseite des Gehäusedeckels der TU graviert.
Soweit ich das verstanden habe war in diesem Beispielsjahr 1703
der 1. April ein Sonntag, wie danach logischerweise auch der 8. - der 15. - der 22. - und der 29.
gleiches gilt für den Juli
Im Folgejahr rückt die Skala der Wochentage 1 Stelle nach links.
Das als kleine Ergänzung/Erklärung zu der Skala auf dem Zifferblatt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit an die Leser
und freundliche Sammlergrüsse
Michael