
apple1984
Themenstarter
Da ist sie also - meine erste Smartwatch. Ausgerechnet ich. Eine Smartwatch! Bekannt eher dafür, eine Smartphone zu besitzen, weil alle eins haben. Ganz nett für dies und das, aber im Großen und Ganzen ein notwendiges Übel, das meist aufgeladen werden will. Ich bin eher nicht der Typ, der bei Bedrohungen aus dem sozialen Netzwerk, sprich bei eintreffen von SMS, Whatsapp, Facebook, eMail, Spam etc. nicht gleich zum Gerät hechtet, um mich auf den neuesten Stand zu bringen.
Ehrlicherweise hat mich diese Mondaine Helvetica Smartwatch 1 eher optisch und vor allem typografisch angesprochen. Von Berufswegen ist mir der Schriftenklassiker ”Helvetica“ natürlich ein Begriff und ich war angenehm überrascht, als Mondaine (übrigens patentierter Erfinder der klassischen Bahnhofsuhr) vor einiger Zeit Ihre Modellreihe gleichen Namens vorgestellt hat. Natürlich ziemlich teuer, wenn man sich den Quartz-Antrieb der Schweizer Uhr vor Augen hält - aber schön. Danach in Vergessenheit geraten und erst wieder aufmerksam geworden bin ich durch die Vorstellung der ersten Mondaine Smartwatch. 44,38 x 48,88 mm Durchmesser ist schon mal eine Ansage. Das ist das Äußerste dessen, was ich tragen darf. Bauhöhe: moderate 13,49 mm. Aus dem Vollen geschnittenes Gehäuse, 316L Stahl, fein mattiert im Finish. Einfallsreich: die Hörner der Uhr in Form einer doppelten Eins. Schrifttyp natürlich: Helvetica. Das Erscheinungsbild eher kantig, aber z.T. mit schönen Übergängen, an denen das Augen hängen bleibt. Ausgestattet mit Saphirglas, antireflex-beschichtet, bündig mit der Lünette abschließend. Sieht schwer aus, ist sie aber nicht: Mit vorliegendem Armband gerade mal 82 Gramm.

Hingucker oder neudeutsch ausgedrückt Eyecatcher ist das Zifferblatt. Knappe 36mm im Durchmesser nimmt es sich Raum. Schlicht in Mattgrau gehalten mit einer riesigen „smarten“ Sekunde auf 6 Uhr ausgestattet. Diese als Kontrast in mattem Weiß ausgelegt. Die ganz an den Rand gedrängten Indexe und Zahlen sind erhaben und schwarz lackiert, die Zwischenmarkierungen ohne Farbe. Schrift Helvetica „halbfett/bold”. Zwei mattschwarze Zeiger in exakt gleicher Stärke der Stundenmarkierungen, der Minutenzeiger in der Länge einwandfrei über den Fünfer-Markierungen. Sekunden? Fehlanzeige. Der Minutenfortschritt ganz nach Art der Bahnhofsuhr zeigt keine Zwischenschritte, sondern befördert sich nur minutenweise vorwärts. Die Beschriftung unter der 12 linksbündig. Nur der Mondaine Schriftzug fällt ein wenig aus der Rolle: Etwas zu klein und unscheinbar geraten. Die Beschriftung im Totalisator gerade noch so auszumachen ohne Brille. Der rote Aktivitätszeiger ist eindeutig zu kurz geraten im Gegensatz zum schwarzen Pendant. Die Einteilung für das außen liegende Datum nur an fünf Stellen in Zahlen ausgeführt.

Der mit vier ziemlich kleinen Schrauben befestigte Bodendeckel mit Sonnenschliff besitzt mittig eine erhöhte Scheibe, die vor allem durch zwei lange Schlitze auffällt, die wahrscheinlich den Zugang zu den Sensoren bilden. Die geprägte Beschriftung gibt detaillierte Auskunft über die Ausstattung der Uhr. Interessant: Swiss made steht auf der Rückseite. Mal was anderes. Die große rote 1 signalisiert: Das ist unsere Erste. Auf der dem Drücker gegenüberliegenden Seite befindet sich, übrigens auf jeder Mondaine Smartwatch dieser Serie, die Beschriftung „1 of 1957”. Das ist aber mitnichten die 1. aus der Serie, sondern nur eine von limitierten 1957 Exemplaren. Übrigens das Entstehungsjahr der Schrift Helvetica durch die Schriftdesigner Max Miedinger und Eduard Hoffmann.

Krone drehen war gestern, Knopf drücken ist heute. Der mit einem geprägten Schweizer Kreuz ausgeführte Drücker auf 3 Uhr ist denn auch das einzige Bedienteil dieser Uhr; alles andere wird ferngesteuert. Nach dem Herunterladen der passenden App für Android Smartphones (mehr kann ich mir nicht leisten
) können diverse Einstellungen, Vorgaben und Ziele für das überwachte Leben eingerichtet werden. Eine Wohltat gegenüber anderen „schlauen Uhren": Nichts auf der Uhr will mich piepend, summend oder blinkend auf irgendwas hinweisen.
Gemessen werden durch den eingebauten Sensor die Schrittfrequenz und das Schlafverhalten. Das Schlafverhalten? Genau. Ich wollte es nicht glauben, aber das kann sie. Ich bin leider nicht der Mensch, der mit Uhr ins Bett geht, habe es aber ein Mal testweise ausprobiert. Alternativ kann man auch die Uhr unters Kopfkissen legen. Dazu muss allerdings die Voreinstellung in der App verändert werden. Der Morgen bringt es an den Tag. Das Diagramm zeigt die Tiefschlafphasen im Wechsel mit denen des leichten Schlafs. Als Aktivitätsziel gibt man sich z.B. 5.000 Schritte pro Tag vor. Der rote Zeiger in der kleinen Sekunde gibt den Fortschritt an von 0 - 100 % der erbrachten Leistung. Der größere schwarze Zeiger zielt auf das aktuelle Datum. Umgeschaltet zwischen der Aktiv- und Passivphase wird durch drücken des Druckknopfes für 3 Sekunden.

Soweit, so brauchbar. Aber es gibt ein paar Ungenauigkeiten, mit denen ein Uhrenfan schlecht oder gar nicht klar kommt. Eine ausgewiesene Synchronisierung der Zeiteinstellung findet nicht statt. Will heißen: Die Uhr geht nach ein paar Tagen ungenau. Wenn man schon damit wirbt, dass diese Smartwatch nie eingestellt werden muss… Wann und zu welchem Zeitpunkt die Uhr auf den aktuellen Stand gebracht wird ist völlig unklar. Irgendwann geht sie plötzlich wieder funkgenau. Nächster Punkt: Es gibt eine Einstellung im Programm, mit dem sich die Zeiger „nullen“ lassen. Leider nicht wirklich ganz genau. Die Zeiger sitzen immer einen Hauch davor oder dahinter. Immer eingedenk der Tatsache, dass der Minutenzeiger immer vor einem Index steht und nicht durch die Gegend schleicht. Das Armband: Ein wenig zu dünn geraten für diese relativ mächtige Uhr, zumal auch nur 20 mm Band Anschluß sucht. Die Metallschließe mit Mondaine Schriftzug ordentlich, aber keine Schönheit. Das Band ist sofort einer Auswechslung zum Opfer gefallen. Sollte man mal auf die absurde Idee kommen, mit dieser Uhr joggen gehen zu wollen, dann ist ein Lederband die denkbar schlechteste Lösung. Durchzugsbänder scheiden übrigens auch aus, weil die Sensoren auf der Unterseite in ihrer Funktion blockiert werden.

Insgesamt ist das Programm (Version Android: MMT-356, leider nur in englischer Sprache) ziemlich unorganisiert und umständlich. Voreinstellungen werden zum Beispiel nicht gesammelt in einer Einstellung verwaltet. Das Alarmmanagement ist auch nicht wirklich zu Ende gedacht. Denn die in der Schlafphase eingestellte Weckzeit funktioniert auch in der aktiven Einstellung. Was demgegenüber allerdings den Vorteil hat, eine Alarmzeit auch tagsüber zu programmieren - wenn man das will. Der Alarmton ist relativ laut, hoch im Ton und kulminierend. Die Synchronisation über Bluetooth funktioniert einwandfrei. Das Einknopfmanagement ist brauchbar und funktioniert, verhindert aber andererseits aktives Eingreifen in die Funktionen direkt an der Uhr. 3 bar Wasserdichtigkeit ist nicht up-to-date und ein wenig Beleuchtung hätte ihr auch nicht geschadet.

Fazit: Nach einer Woche Tragezeit erwische ich mich bei dem Gedanken, mich nicht genug bewegt zu haben. Was dann einen völlig überstürzten Spaziergang zur Folge hat, um die restlichen 1.000 Schritte „vollzukriegen“. Man fühlt sich einem gewissen Zwang ausgesetzt, die gesetzten Ziele erreichen zu wollen. Wenn man sich allerdings dieses Zwanges entledigt hat, trägt man eine schön gestaltete, große Uhr mit interessanter Hintergrundgeschichte und zwei bis drei nützlichen Funktionen. Aber mit Sicherheit keine Smartwatch im üblichen Sinne geschweige denn Optik. Und täglich aufladen muss man auch nicht. Angesichts des eingeschränkten Funktionsumfangs ist erst nach zwei Jahren ein Batteriewechsel angesagt.

Das ich mit meiner Einschätzung nicht ganz falsch liege, zumindest was das Design betrifft, bestätigt zumindest die Verfügbarkeit dieses Modells im MoMA Design Store. https://store.moma.org/museum/moma/...atch_10451_10001_222972_-1_26690_11474_212114
Die Serie: http://www.mondaine-helvetica.com
Die Schrift: https://de.wikipedia.org/wiki/Helvetica_(Schriftart)
Die App: https://www.mondaine.com/about/smartwatch-app.html
Das Uhrwerk: http://mmt.ch/

Ehrlicherweise hat mich diese Mondaine Helvetica Smartwatch 1 eher optisch und vor allem typografisch angesprochen. Von Berufswegen ist mir der Schriftenklassiker ”Helvetica“ natürlich ein Begriff und ich war angenehm überrascht, als Mondaine (übrigens patentierter Erfinder der klassischen Bahnhofsuhr) vor einiger Zeit Ihre Modellreihe gleichen Namens vorgestellt hat. Natürlich ziemlich teuer, wenn man sich den Quartz-Antrieb der Schweizer Uhr vor Augen hält - aber schön. Danach in Vergessenheit geraten und erst wieder aufmerksam geworden bin ich durch die Vorstellung der ersten Mondaine Smartwatch. 44,38 x 48,88 mm Durchmesser ist schon mal eine Ansage. Das ist das Äußerste dessen, was ich tragen darf. Bauhöhe: moderate 13,49 mm. Aus dem Vollen geschnittenes Gehäuse, 316L Stahl, fein mattiert im Finish. Einfallsreich: die Hörner der Uhr in Form einer doppelten Eins. Schrifttyp natürlich: Helvetica. Das Erscheinungsbild eher kantig, aber z.T. mit schönen Übergängen, an denen das Augen hängen bleibt. Ausgestattet mit Saphirglas, antireflex-beschichtet, bündig mit der Lünette abschließend. Sieht schwer aus, ist sie aber nicht: Mit vorliegendem Armband gerade mal 82 Gramm.

Hingucker oder neudeutsch ausgedrückt Eyecatcher ist das Zifferblatt. Knappe 36mm im Durchmesser nimmt es sich Raum. Schlicht in Mattgrau gehalten mit einer riesigen „smarten“ Sekunde auf 6 Uhr ausgestattet. Diese als Kontrast in mattem Weiß ausgelegt. Die ganz an den Rand gedrängten Indexe und Zahlen sind erhaben und schwarz lackiert, die Zwischenmarkierungen ohne Farbe. Schrift Helvetica „halbfett/bold”. Zwei mattschwarze Zeiger in exakt gleicher Stärke der Stundenmarkierungen, der Minutenzeiger in der Länge einwandfrei über den Fünfer-Markierungen. Sekunden? Fehlanzeige. Der Minutenfortschritt ganz nach Art der Bahnhofsuhr zeigt keine Zwischenschritte, sondern befördert sich nur minutenweise vorwärts. Die Beschriftung unter der 12 linksbündig. Nur der Mondaine Schriftzug fällt ein wenig aus der Rolle: Etwas zu klein und unscheinbar geraten. Die Beschriftung im Totalisator gerade noch so auszumachen ohne Brille. Der rote Aktivitätszeiger ist eindeutig zu kurz geraten im Gegensatz zum schwarzen Pendant. Die Einteilung für das außen liegende Datum nur an fünf Stellen in Zahlen ausgeführt.

Der mit vier ziemlich kleinen Schrauben befestigte Bodendeckel mit Sonnenschliff besitzt mittig eine erhöhte Scheibe, die vor allem durch zwei lange Schlitze auffällt, die wahrscheinlich den Zugang zu den Sensoren bilden. Die geprägte Beschriftung gibt detaillierte Auskunft über die Ausstattung der Uhr. Interessant: Swiss made steht auf der Rückseite. Mal was anderes. Die große rote 1 signalisiert: Das ist unsere Erste. Auf der dem Drücker gegenüberliegenden Seite befindet sich, übrigens auf jeder Mondaine Smartwatch dieser Serie, die Beschriftung „1 of 1957”. Das ist aber mitnichten die 1. aus der Serie, sondern nur eine von limitierten 1957 Exemplaren. Übrigens das Entstehungsjahr der Schrift Helvetica durch die Schriftdesigner Max Miedinger und Eduard Hoffmann.

Krone drehen war gestern, Knopf drücken ist heute. Der mit einem geprägten Schweizer Kreuz ausgeführte Drücker auf 3 Uhr ist denn auch das einzige Bedienteil dieser Uhr; alles andere wird ferngesteuert. Nach dem Herunterladen der passenden App für Android Smartphones (mehr kann ich mir nicht leisten

Gemessen werden durch den eingebauten Sensor die Schrittfrequenz und das Schlafverhalten. Das Schlafverhalten? Genau. Ich wollte es nicht glauben, aber das kann sie. Ich bin leider nicht der Mensch, der mit Uhr ins Bett geht, habe es aber ein Mal testweise ausprobiert. Alternativ kann man auch die Uhr unters Kopfkissen legen. Dazu muss allerdings die Voreinstellung in der App verändert werden. Der Morgen bringt es an den Tag. Das Diagramm zeigt die Tiefschlafphasen im Wechsel mit denen des leichten Schlafs. Als Aktivitätsziel gibt man sich z.B. 5.000 Schritte pro Tag vor. Der rote Zeiger in der kleinen Sekunde gibt den Fortschritt an von 0 - 100 % der erbrachten Leistung. Der größere schwarze Zeiger zielt auf das aktuelle Datum. Umgeschaltet zwischen der Aktiv- und Passivphase wird durch drücken des Druckknopfes für 3 Sekunden.

Soweit, so brauchbar. Aber es gibt ein paar Ungenauigkeiten, mit denen ein Uhrenfan schlecht oder gar nicht klar kommt. Eine ausgewiesene Synchronisierung der Zeiteinstellung findet nicht statt. Will heißen: Die Uhr geht nach ein paar Tagen ungenau. Wenn man schon damit wirbt, dass diese Smartwatch nie eingestellt werden muss… Wann und zu welchem Zeitpunkt die Uhr auf den aktuellen Stand gebracht wird ist völlig unklar. Irgendwann geht sie plötzlich wieder funkgenau. Nächster Punkt: Es gibt eine Einstellung im Programm, mit dem sich die Zeiger „nullen“ lassen. Leider nicht wirklich ganz genau. Die Zeiger sitzen immer einen Hauch davor oder dahinter. Immer eingedenk der Tatsache, dass der Minutenzeiger immer vor einem Index steht und nicht durch die Gegend schleicht. Das Armband: Ein wenig zu dünn geraten für diese relativ mächtige Uhr, zumal auch nur 20 mm Band Anschluß sucht. Die Metallschließe mit Mondaine Schriftzug ordentlich, aber keine Schönheit. Das Band ist sofort einer Auswechslung zum Opfer gefallen. Sollte man mal auf die absurde Idee kommen, mit dieser Uhr joggen gehen zu wollen, dann ist ein Lederband die denkbar schlechteste Lösung. Durchzugsbänder scheiden übrigens auch aus, weil die Sensoren auf der Unterseite in ihrer Funktion blockiert werden.

Insgesamt ist das Programm (Version Android: MMT-356, leider nur in englischer Sprache) ziemlich unorganisiert und umständlich. Voreinstellungen werden zum Beispiel nicht gesammelt in einer Einstellung verwaltet. Das Alarmmanagement ist auch nicht wirklich zu Ende gedacht. Denn die in der Schlafphase eingestellte Weckzeit funktioniert auch in der aktiven Einstellung. Was demgegenüber allerdings den Vorteil hat, eine Alarmzeit auch tagsüber zu programmieren - wenn man das will. Der Alarmton ist relativ laut, hoch im Ton und kulminierend. Die Synchronisation über Bluetooth funktioniert einwandfrei. Das Einknopfmanagement ist brauchbar und funktioniert, verhindert aber andererseits aktives Eingreifen in die Funktionen direkt an der Uhr. 3 bar Wasserdichtigkeit ist nicht up-to-date und ein wenig Beleuchtung hätte ihr auch nicht geschadet.

Fazit: Nach einer Woche Tragezeit erwische ich mich bei dem Gedanken, mich nicht genug bewegt zu haben. Was dann einen völlig überstürzten Spaziergang zur Folge hat, um die restlichen 1.000 Schritte „vollzukriegen“. Man fühlt sich einem gewissen Zwang ausgesetzt, die gesetzten Ziele erreichen zu wollen. Wenn man sich allerdings dieses Zwanges entledigt hat, trägt man eine schön gestaltete, große Uhr mit interessanter Hintergrundgeschichte und zwei bis drei nützlichen Funktionen. Aber mit Sicherheit keine Smartwatch im üblichen Sinne geschweige denn Optik. Und täglich aufladen muss man auch nicht. Angesichts des eingeschränkten Funktionsumfangs ist erst nach zwei Jahren ein Batteriewechsel angesagt.

Das ich mit meiner Einschätzung nicht ganz falsch liege, zumindest was das Design betrifft, bestätigt zumindest die Verfügbarkeit dieses Modells im MoMA Design Store. https://store.moma.org/museum/moma/...atch_10451_10001_222972_-1_26690_11474_212114
Die Serie: http://www.mondaine-helvetica.com
Die Schrift: https://de.wikipedia.org/wiki/Helvetica_(Schriftart)
Die App: https://www.mondaine.com/about/smartwatch-app.html
Das Uhrwerk: http://mmt.ch/
