
Spitfire73
Themenstarter

Wer schon einmal aufmerksam durch ein Geschichtsbuch geblättert hat, dürfte sich irritiert die Frage gestellt haben, warum eine aristokratische Haltung gemeinhin als positive Charaktereigenschaft gilt. Zumindest dann, wenn man selbst eine eher ablehnende Haltung gegenüber dem Prassen auf Kosten des Volks, dem Anzetteln von Kriegen oder der Beschleunigung der natürlicher Erbfolge mit Hilfe von Pilzgerichten, Stichwaffen oder Herbeiführung von Haushaltsunfällen einnimmt.
Entsprechend dieser Überlegungen erfand Pierre Marc Gaston Duc de Lévis in seinem 1808 erschienenen Buch "Maximes et réflexions sur différents sujets de morale et de politique" (Maximen und Reflexionen zu verschiedenen Themen der Moral und Politik) zwar beiläufig den berühmten Ausspruch "Noblesse oblige" ("Adel verpflichtet") aber ließ vorsichtshalber lieber offen, wozu der Adel unter ethisch moralischen Aspekten denn nun genau verpflichtet sei. Vermutlich weil er befürchtete, im Falle zu konkret gewählter Worte von seiner adeligen Verwandtschaft ein leckeres Pilzgericht vorgesetzt zu bekommen.
Über zweihundert Jahre später beschreibt eine aristokratische oder royale Haltung möglicherweise einfach nur noch ein vom vorherrschenden Zeitgeist weitgehend unbeeinflusstes, an Werten und Maßstäben orientiertes, selbstverpflichtendes Handeln. In diesem Fall stünde eine solche Haltung natürlich jedermann offen. Möglicherweise sogar einem Uhrenhersteller. Zumindest aber könnte sich eine Spurensuche lohnen, wenn mit dem Zusatz "Royal" entsprechende Assoziationen geweckt werden sollen.

Auf einer Top-Ten-Liste schwer beschaffbarer Dinge würde ich diese Royal Orient auf einem der vorderen Plätze knapp hinter dem Bernsteinzimmer und einem griechischen Haushaltsüberschuss verorten. Nach fast zweieinhalb Jahren ebenso intensiver wie erfolgloser Jagd nach einem Neu- oder Gebrauchtexemplar hatte ich die Hoffnung auf diese Referenz im Grunde bereits aufgegeben als eines Freitag morgens plötzlich ein japanischer Ebay-Händler zwei nagelneue Exemplare mit schwarzem und weißem Zifferblatt zum Sofortkauf feilbot. Vom aufploppenden Angebot überrascht, spuckte ich eine Kaffeefontäne am Bildschirm vorbei und rieb mir erstaunt die Augen. Ausgerechnet von einem Händler, der mit Uhren ansonsten rein gar nichts zu tun hatte. Und obendrein nur mit Katalogbildchen und einem sehr selbstbewussten Preis versehen. Daneben hatte er noch ein knappes Dutzend weitere hochwertige, längst vergriffene japanische Uhren zum Sofortkauf eingestellt. Ich beschloss, den Händler in meiner Mittagspause zu kontaktieren. Einige Stunden später rieb ich mir erneut ungläubig die Augen, denn rund die Hälfte der Uhren war bereits abverkauft. Darunter auch die Royal Orient mit dem schwarzem Blatt. Sofortiges Handeln schien also das Gebot der Stunde und da ich ohnehin die weiße Zifferblattvariante erbeuten wollte, stellte ich meinen Kaffee zur Seite, beendete kurzentschlossen das Angebot und gelte seither als Erfinder des retrograd theologischen Einkaufserlebnisses, worunter die Konsumwissenschaft folgenden Handlungsablauf versteht: auf Sofortkauf klicken, den Zahlungsvorgang durcheilen, einen vierstelligen Betrag über den Globus jagen und im Anschluß erst den Verkäufer höflich fragen, ob man nun tatsächlich daran glauben darf, die abgebildete Uhr oder vielleicht doch nur einen ziemlich kostspieligen Sack Royal Orient Jasminreis erworben zu haben.

Der freundliche Verkäufer antwortete prompt, erklärte höflich, dass er einmalig Neuware aus der Auflösung eines Uhrengeschäfts veräußere und sicherte schnellstmöglichen Versand zu. Diese Auskunft reichte mir denn mein Vertrauen zu japanischen Händlern ist noch nie enttäuscht worden. Und so war es auch diesmal: knapp zwei Wochen später brachte ein DHL Kurier weit nach Einbruch der Dunkelheit ein Paket unversehrt bis an die Haustür, kassierte die Einfuhrabgaben, freute sich überschwänglich über ein angemessenes Trinkgeld und stürzte dann dankenswerterweise ohne das Paket in der Hand beim Verlassen des Grundstücks spektakulär über seine eigenen Füße. Womit er den Wahrheitsgehalt der Sprichworte "(Trink)Geld allein macht nicht glücklich" und "Helmut kommt vor dem Fall" mit einer eindrucksvollen Haltungsnote kombinierte.

Dabei sind die Gründe für meine Suche nach genau dieser Referenz im Grunde recht profaner Natur: die aktuelle Royal Orient Kollektion war mir optisch zu nahe an das Design der Modelle der Star-Reihe gerückt. Oder umgekehrt. Dazu wollte ich unbedingt ein Modell mit dem alten, in meinen Augen deutlich vornehmeren und aufwendiger gestalteten Royal Orient Logo samt den in meinen Augen schlicht nobleren Zeigern besitzen. Der Unterschied zur Star-Reihe beginnt dabei schon beim Auspacken: eine mit Seidenpapier umhüllte, aufwendige Box beherbergt die Uhr, das Hardcoverbooklet, die üblichen Garantiezertifikate und eine bereits mit echten (sic!) Briefmarken vorfrankierte Postkarte als wirklich skurilem Ausdruck der liebevollen Schrulligkeit des Herstellers.

Den ersten Kontakt zur Uhr prägt dagegen eindrucksvoll die atemberaubende Wirkung der Oberflächengüte: an günstigen, industriell polierten Gehäusen preisgünstiger Uhren fällt aus der Nähe nicht selten ein Effekt auf, den ich in Ermangelung eines besseren Begriffs als "Orangenhaut" bezeichnen möchte. Dazu fehlt es den hastig polierten Flächen regelmäßig völlig an Brillianz und Tiefenwirkung. Aufwendig polierte Gehäuse hochwertiger Uhren dagegen verblüffen den aufmerksamen Betrachter im Idealfall mit einem beachtlich effektvollem, reichhaltigen Wechselspiel aus klar definiertem Spiegelglanz von herausragender Tiefenwirkung.

In dieser Tradition zeigt Orient eindrucksvoll, über welch hohen Grad an Verarbeitungskompetenz der Hersteller verfügt wenn man ihm die Chance dazu gibt: spiegelblankpolierte Flächen wechseln sich an rasiermesserscharfen Trennlinien mit sorgfältig satinierten Abschnitten ab. Das seidig glänzende, lackierte und im Innenkreis fein strukturierte weiße Zifferblatt lohnt es sich unter dem Makro zu erkunden, denn es weist eine Fülle von Details auf. Entlang einer sorgfältig aufgedruckten Minuterie sind die lasergeschnittenen Stundenindexe bemerkenswert filigran und extrem präzise ausgeführt und ausgerichtet.




Die Zeiger sind fein gearbeitet und werden in Längsrichtung von einer feinen, schwarzen Linie in der Mitte geteilt. Das gilt auch für den Zeiger der Gangreserveanzeige, einer orienttypischen Komplikation, die der Uhr ein interessantes Detail hinzufügt und das klassische Dreizeigergesicht wohltuend spannender gestaltet.

Leuchtmittel sucht man allerdings vergeblich was an einer edlen Dresswatch allerdings verzeihlich erscheint. Ob es Sinn macht, die Verarbeitung in einem Bereich zu prüfen, der mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar ist, darüber läßt sich freilich streiten. Für mich ist der Blick hinter diese Grenze aber stets ein Indiz dafür, wie ernst ein Hersteller sein Qualitätsversprechen nimmt. Ob er nur oberflächlich sauber und präzise arbeitet oder sein Qualitätsversprechen auch dort wahrmacht, wo es der Kunde zwar nicht sofort mit bloßem Auge erkennt aber trotzdem bezahlt hat und daher zurecht auch hier Sorgfalt erwarten darf. Eine kleine Exkursion in die Tiefen von Verarbeitungsqualität:

Partikel, Flusen oder Unsauberkeiten lassen sich durch das aufwendig entspiegelte und leicht bombierte Saphirglas jedenfalls nicht finden. Selbst der Boden des für einen noblen Dresser mit bemerkenswerten 10bar wasserdichten Gehäuses ist noch mit einem perfekt entspiegelten Saphirglas bestückt. In Bezug auf die gebotene Verarbeitung kann diese Royal Orient gegenüber der Schweizer Konkurrenz bis weit Richtung Mitte der vierstelligen Preisliga hinein nicht nur spielend mithalten sondern deklassiert im direkten Vergleich der Qualitätseindrücke einige meiner vierstellig bepreisten namhaften Schweizerinnen regelrecht. Insoweit verkehrt sich auch der von mir zunächst als unvorteilhaft empfundene geringe Durchmesser von nur 37mm zum Vorteil: die präzisen, spiegelblanken Kanten der Indexe, das Logo und die Gehäuseflanken werfen jeden Grad an Sonnenlicht hart funkelnd und blitzend zurück. Der Effekt der Lichtreflexe ist in der Tat ebenso verblüffend wie faszinierend und sichert der Uhr eine für die auf dem Papier klein dimensionierte Dresswatch völlig unerwartete auffällige Präsenz und Augenfälligkeit im schönsten Wortsinn.







Das exzellent verarbeitete Stahlband unterstreicht dabei diesen positiven Eindruck: Jedes Element besteht aus fünf Einzelteilen weshalb satinierte und polierte Anteile klar gegeneinander abgesetzt sind weil es eben tatsächlich separate Bauteile sind. Die massiven Bandanstöße sind bündig und absolut ohne Spiel zwischen den Hörnern eingepasst. Eine weitere Besonderheit des Bandes ist, dass pro Glied zwei Stifte/Hülsen montiert sind. Diese zunächst seltsam anmutende Lösung eröffnet dem Mittelteil der Einzelglieder eine zusätzliche, geringfügige vertikale Bewegungsmöglichkeit, die letztlich dazu führt, dass sich das Band insgesamt nicht nur besser anlegt sondern förmlich um das Handgelenk fließt. Eine verblüffend simple Maßnahme mit ebensolcher Wirkung.

Die Schließe ziert ein stilvolles Relief des Markenlogos. Die Feinverstellung wird mittels Entnahme ganzer und halber Bandglieder sowie einer zusätzlichen, allerdings nur zweistufigen, Feinverstellung an der Schließe erreicht. Eine perfekte Trageposition zu finden war mir damit problemlos möglich. Die formschöne Schließe und ihre vertrauenserweckende Faltmechanik sind sorgfältig und ohne Toleranzen ausgeführt. Im Gegensatz zur Star-Reihe sind der Schließenkasten und seine seitlichen Drücker deutlich massiver ausgeführt und in der Funktion präziser als die prinzipgleichen Konstruktionen der Star-Kollektion.

Mit dem 40M52 versieht in dieser Royal Orient ein Inhousekaliber auf der Basis des 40N51 seinen Dienst. Das Werk verfügt selbstverständlich über Sekundenstopp und Handaufzug. Der automatische Aufzug arbeitet bei diesen Werken spürbar effektiver als z.B. der eines ETA 2824 was in der Praxis bedeutet, dass der Vollaufzug deutlich schneller erreicht wird. Die Gangreserve meines Exemplars übertrifft mit fast genau 46 Stunden die Werksangabe um 15%.

Gegen das Werk wird gern vorgebracht, dass es sich im Grunde nur um eine Fortentwicklung einer Kaliberfamilie aus 1973 handelt. Das mag zutreffen aber diese Argumentation verkennt, dass auch zurecht populäre Dauerbrenner wie das ETA 2824 von Anfang der 70er Jahre stammen. Während Orient für das 40N51 Gangwerte innerhalb einer Bandbreite von maximal +25 bis -15 Sek/24h zusagt, werden für das 40M52 der Royal-Reihe Gangwerte innerhalb eines bedeutend engeren Korridors von maximal +10 bis -5 Sek/24h garantiert. Da zum 40M52 und insbesondere dem Umfang seiner Modifizierung so gut wie keine belastbaren Informationen zu finden sind, war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Auf eine erste Nachfrage per Email hin teilte mir Orient mit, dass der Unterschied der Werke lediglich in der Ganggenauigkeit bestünde und der Hersteller dafür die genannte deutlich engere Bandbreite garantiert. Wie diese jedoch erreicht wird, darüber schwieg sich der Hersteller zunächst leider aus. Das das ohnehin nicht die ganze Wahrheit sein konnte, wird bereits an der Optik des Werks deutlich. Die Werkbrücken des 40M52 erhalten statt einem oberflächlichen, industriell aufgebrachten Perlschliffs einen schönen, präzise ausgeführten Streifenschliff, die Schraubenköpfe sind sorgfältig poliert und ein neuer, angemessen verzierter Rotor kommt zum Einsatz. Gesicherte Erkenntnis ist darüber hinaus, dass seit 2003 Orients Royal Linie ausschließlich im Orient Technical Center (OTC) in Ugo, Provinz Akita etwa 500 km nördlich von Tokio gefertigt wurde. Offen blieb für mich damit die Frage, wie die engeren Gangwerte tatsächlich erreicht werden. Es bestünde einerseits die Möglichkeit, dass für die Royal-Reihe lediglich Serienwerke eingeschalt und dann von Hand nachreguliert werden. Andererseits wäre es auch denkbar, dass Orient hier ähnlich wie die ETA in der Qualitätsstufe "chronometre", besonders geeignete Komponentenpaarungen per Hand auswählt und damit dem Royal-Kunden auch beim Werk einen echten Mehrwert offeriert.
Sollte letzteres der Fall sein, so müssten sich aus meiner laienhaften Sicht auf der Zeitwaage Indizien für dieses Vorgehen erkennen lassen. Also deutlich geringere Abweichungen zwischen den einzelnen Lagen und stabilere Amplituden, da ideale Komponentenpaarungen und sorgfältigere Montage zu verminderter Reibung im Werk und gleichmäßigeren, lagenunabhängigeren Gangergebnissen führen müssten. Da ich glücklicherweise auch eine junge Uhr mit 40N52 Werk besaß, habe ich meine Überlegung in die Tat umgesetzt und bei der Gelegenheit auch noch meine Grand Seiko 6S85 und eine Sinn 556 mit einem ETA 2824 "top" zu Vergleichszwecken mitgemessen. Bis auf die Grand Seiko waren alle drei Uhren zum Testzeitpunkt unter einem Jahr alt, jede Uhr war in Bezug auf das Werk im Zustand der Auslieferung also ohne Reparatur, Nachbesserung oder Nachregulierung. Alle Messergebnisse wurden unter Vollaufzug, unmittelbar hintereinander und natürlich auf der gleichen Zeitwaage erlangt. Soweit bekannt wurde natürlich der jeweils korrekte Hebewinkel berücksichtigt. Jeder Einzelwert wurde erst festgestellt, nachdem sich die Uhr exakt 1 Minute in der jeweiligen Lage befand. Die ermittelten Gangwerte reflektieren bei jeder Uhr die jeweiligen Erfahrungen in der Realität am Arm woraus ich schlußfolgere, dass die Messwerte tatsächlich ein realistisches Bild vermitteln.

Meine Messung untermauert meine Vermutung, dass sich die Lagenabweichungen des 40M52 der Royal Orient in einem sehr engen Rahmen bewegen und das Gangbild dem eines ETA 2824-2 in gehobener Qualitätsstufe keinesfalls nachsteht auch wenn es nicht dessen technische Feinheiten und hochwertigeren Komponenten aufweist. Das Kaliber der Grand Seiko habe ich als ein japanisches Spitzenwerk zu Vergleichszwecken hinzugezogen und auch hier muss sich die Orient in meinen Augen nicht verstecken. Der Vergleich zum Schwesterwerk 40P52 fällt ebenfalls eindeutig aus: deutlich engere Abweichungen in den Lagen bei kaum veränderten Amplituden. Die Amplitude der Royal Orient schwankte in allen sechs von mir gemessenen Lagen nur zwischen 315 und 280 Grad. Von diesem Vergleich ermutigt, wandte ich mich nochmals mit genauer formulierten Fragen an Orient. Von dort erhielt ich dann die Bestätigung meiner Vermutung: zum Zeitpunkt der Antwort (04/2016) wurden alle für die Royal-Reihe gedachten Werke nicht maschinell vormontiert der Serienproduktion entnommen sondern alle Royal-Kaliber wurden ausschließlich im Orient Technical Center einzeln aus optimalen Komponenten von Hand montiert. Damit offerierte Orient dem Kunden in der Royal-Reihe für meine Begriffe tatsächlich einen echten, weil spürbaren Mehrwert.

Mein Exemplar läuft seit Erwerb zuverlässig +2 Sek/24h und ich bin überrascht, was aus der Konstruktion offensichtlich herauszuholen ist ohne dafür auf exotische Werkstoffe oder komplexeste technische Lösungen angewiesen zu sein und welchen Aufwand Orient dafür betrieben hat, der sich eben nicht nur auf optische Verschönerungen eines Basiswerks erstreckte. Bedauerlicherweise hat Orient die Royal-Kollektion zwischenzeitlich eingestellt und wird sich auf Konzernweisung in Zukunft dem Markt für Smartwatches widmen. Ich befürchte, der Hersteller hat damit seinen Abstieg vom Uhrenhersteller zum Produzenten von Gadgets mit dem Verfallsdatum einer frisch zubereiteten Pilzpfanne eingeleitet. Selbstverständlich gibt es auch an einer Royal Orient Kritikpunkte. Die Alltagstauglichkeit würde durch Leuchtmittelverwendung eine deutliche Aufwertung erfahren, der Rotor ist (nur) bei geringer Gangreserve geringfügig deutlicher vernehmbarer als z.B. der eines ETA 2824 und der Gesamteindruck könnte von einer exklusiveren, der Royal-Reihe vorbehaltenen Datumsscheibe mit eigener Schriftart deutlich profitieren.

Unabhängig von dieser Kritik ist es in meinen Augen bemerkenswert, was Orient hier vorlegt und wie respektabel der Vergleich zu doppelt so teuren Schweizer Produkten ausfällt. Wenn zwei das Gleiche tun, nötigt mir von beiden stets derjenige den größeren Respekt ab, der das gleiche Ziel aus einer schwächeren Position heraus erreicht. Von der Warte dieses Standpunkts aus betrachtet, hat mir der Hersteller auch in seiner höchsten Leistungsklasse Anerkennung abgerungen. Weder verfügt Orient über die enormen finanziellen Ressourcen der marktbeherrschenden Schweizer Konzerne noch kann der Tokioter Hersteller auf die Grand Seiko Kaliber der Konzerncousine zurückgreifen. Nichtsdestotrotz zaubert Orient in meinen Augen das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten. Mit (zu) großer Zurückhaltung dem Kunden und dem Produkt verpflichtet statt dem Aufblasen einer Marketingblase darum herum scheint mir die in jedem Detail spürbare Selbstverpflichtung und der Anspruch des Herstellers gewesen zu sein. Insoweit möchte ich Orients eingestellter Royal-Reihe am offenen Grab eine durchaus aristokratische Haltung im eingangs genannten Sinn nachrufen. Echter Adel verpflichtet(e) eben doch. Und wer nach dieser Vorstellung noch das Gegenteil über eine Royal Orient behaupten sollte, der möge sich auf ein schmackhaftes Pilzgericht bei mir einfinden.
Vielen Dank fürs Reinschauen. Und schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn der Autor versuchen wird, von einer Gitarre die aktuelle Uhrzeit abzulesen.

Technische Daten:
Gehäuse und Band: Edelstahl
Durchmesser: ca. 37mm, Höhe 13.4mm
Deckglas: gewölbtes, gefastes Saphirglas, beidseitig entspiegelt
Bodenglas: Saphirglas, beidseitig entspiegelt
Bandanstoß: 19mm
Wasserdichte: 100m / 10 bar
Kaliber: 40M51, Automatik, 22 Jewels, Handaufzug, Sekundenstop
Gangreserve: 40 Stunden
Zuletzt bearbeitet: