
andi2
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- Dabei seit
- 13.02.2013
- Beiträge
- 1.527
Heute habe wieder etwas zu zeigen, eine Uhr, die ich richtig 'ins Herz geschlossen' habe.
Im Februar habe ich sie gekauft. Seither habe ich sie äusserlich gereinigt und aufpoliert und das Werk zur Reparatur und Revision dem Meister überlassen. Obwohl es wie das Gehäuse in gutem Zustand war, musste einiges gemacht werden, unter anderem wurde der Unruhdeckstein und die Zugfeder ausgetauscht und die stark verbogenen Zifferblattfüsse gerichtet. Das und eine klebrige Substanz unter dem Zifferblatt machten das Abheben sehr schwierig, ohne das Emaille zu beschädigen. Zum Glück hat das geklappt und nun habe ich eine Uhr, die ich gerne regelmässig trage. Eine Cylinderuhr, die technisch in Ordnung ist, ist durchaus in der Lage, ziemlich genau zu laufen, diese habe ich auf weit unter 30sec/24h Abweichung reguliert.
Eine perfekt passende Kette habe ich dazu geschenkt bekommen, dafür nochmal vielen Dank (!) an unsere @Ruebennase ! Aber Bilder sagen mehr als Worte. So sieht sie nun aus:
Die Uhr hat einen Durchmesser von 47mm und wiegt genau 80g. Aufgrund des Designs würde man sie zur Gruppe der 'Trachtenuhren', 'Bauernuhren', 'alpenländischen Taschenuhren' etc. zählen. Welche Bezeichnung da die treffendste wäre, weiss ich nicht. Für einen Bauern wurde sie jedenfalls nicht hergestellt, aber davon später mehr...
Ich würde ihre Entstehungszeit etwa auf 1885 (1875-1895) schätzen. Sie wurde als Silbertaschenuhr verkauft, und ich hielt das Material aufgrund des Aussehens und Polierverhaltens auch für Silber. Es gibt aber keine Stempel und so hege ich da mittlerweile Zweifel, ob es nicht einfach Nickel oder eine Nickellegierung ist- man müsste das mal prüfen.
Das Zifferblatt ist zweifarbig. Ein äusserer, durch einen sehr schmalen dunklen Strich abgesetzter Ring mit den fetten römischen Stundenziffern und einer Eisenbahnminuterie ist blassgelb. Das Zentrum und das vertiefte Sekundenzifferblatt sind weiss. Die filigranen gebläuten Stahlzeiger zeigen ein typisches Design des letzten Jahrhundertviertels im 19. Jhd.
Das Glas, vermutlich noch original, ist besonders dick. Die beiden äusseren Deckel, sind nicht konvex gewölbt, sondern konkav gerinnt, der Corpus ist doppelt gerändelt mit einer tiefen umlaufenden Furche. Alles besteht aus dem gleichen Metall, auch der Bügel, alle drei Deckel sind Klappdeckel mit Scharnier.
Der Rückendeckel hat einen fein verzierten Rand, der Mittelteil ist ganz flach und zeigt ein sehr interessantes, graviertes Motiv. Die Gravur ist fein und detailreich ausgeführt und lässt sehr gut erkennen, um was es sich da handelt.
Ja, was ist das denn nun. Irgendeine Maschine. Ich habe sie nicht auf Anhieb erkannt und musste erst etwas recherchieren. Weil ich es hier nicht zu einfach machen will – und weil Rätsel ja beliebt sind – gebe ich euch das zum Raten auf:
Was ist auf dem Rückendeckel der Uhr dargestellt?
Ich werde in einem zweiten Post noch ausführlich darauf eingehen. Nur so viel sei jetzt schon gesagt: Das Bild macht die Uhr zu einem Denkmal der Schweizerischen Industriegeschichte. Gleich zweifach, zum einen die Uhr als solche, als typisches Beispiel für den Stil und die Uhrentechnik der Zeit des letzten Viertels des 19. Jhds. in einem bestimmten geographischen Gebiet und zum anderen durch das dargestellte Motiv.
Doch zuerst muss ich noch die Uhr vollständig vorzeigen. Auch der innere Staubdeckel ist schön graviert und verziert. Dort steht 'ROY Geneve (ohne Accents) / Cylindre 10 Rubis / Remontoir.
Das Werk finde ich richtig hübsch und es zeigt nicht eine alltägliche Gestaltung. Neben dem tiefer liegenden Cylinderradkloben unter der dreispeichigen Ringunruh (mit Flachspirale), haben das Sekundenrad und das Kleinbodenrad eigene parallel angeordnete Kloben, während das zentrale Minutenradlager unter der Federhausbrücke gelagert ist. Kron- und Sperrrad aus Stahl sind grob gezähnt und zusammen mit dem Gesperr unter einer gemeinsamen aufgeschraubten, formschönen Brücke gelagert. Das Werk ist vernickelt und hat einen hübschen Zierschliff. Die Schrauben sind gebläut. Beim zentralen Minutenrad und bei der Federhauswelle gibt es jeweils noch einen Vierkant zum Ansetzen eines Uhrenschlüssels.
Im Kunstlicht kommt das Muster des Zierschliffs besonders gut zur Geltung:
Hier noch eine Darstellung beider Seiten des Werkes. Es hat einen Durchmesser von 40,7mm, bzw. 18 Linien. Die Zifferblattseite, die man ja nicht sieht, ist längst nicht so hübsch ausgeführt wie die Rückseite. Man sieht den einfachen Kupplungs-Umschaltmechanismus mit einem federnden Kupplungshebel aus einem Stück, betätigt mit einem Drücker. Ein Kloben in Form eines spiegelbildlichen 'L' mit zwei Schrauben deckt die Aufzugteile ab. Das Wechselrad zwischen Minutenrohr und Stundenrohr ist aus Stahl und dient gleichzeitig als Zeigerstellrad (kein Zwischenrad).
Der zifferblattseitige Lagerstein des Kleinbodenrades ist sehr klein und so eingesetzt, dass er von aussen kaum zu erkennen ist, man könnte meinen, das sei ein Metallager.
Es gibt mehrere eingepunzte Zahlen und Buchstaben auf der Zifferblattseite, die ich aber nicht deuten kann. Auch zu dem Kaliber habe ich keinerlei Informationen gefunden. Vielleicht weiss jemand von euch noch mehr...
So viel zum Aussehen der Uhr und zu den technischen Details. Ich werde noch einen zweiten Teil nachliefern mit einer ausführlichen Erklärung des Rückendeckelmotivs.
Aber zuerst dürft ihr mal raten. Was ist das wohl?
Gruss Andi
Im Februar habe ich sie gekauft. Seither habe ich sie äusserlich gereinigt und aufpoliert und das Werk zur Reparatur und Revision dem Meister überlassen. Obwohl es wie das Gehäuse in gutem Zustand war, musste einiges gemacht werden, unter anderem wurde der Unruhdeckstein und die Zugfeder ausgetauscht und die stark verbogenen Zifferblattfüsse gerichtet. Das und eine klebrige Substanz unter dem Zifferblatt machten das Abheben sehr schwierig, ohne das Emaille zu beschädigen. Zum Glück hat das geklappt und nun habe ich eine Uhr, die ich gerne regelmässig trage. Eine Cylinderuhr, die technisch in Ordnung ist, ist durchaus in der Lage, ziemlich genau zu laufen, diese habe ich auf weit unter 30sec/24h Abweichung reguliert.
Eine perfekt passende Kette habe ich dazu geschenkt bekommen, dafür nochmal vielen Dank (!) an unsere @Ruebennase ! Aber Bilder sagen mehr als Worte. So sieht sie nun aus:
Die Uhr hat einen Durchmesser von 47mm und wiegt genau 80g. Aufgrund des Designs würde man sie zur Gruppe der 'Trachtenuhren', 'Bauernuhren', 'alpenländischen Taschenuhren' etc. zählen. Welche Bezeichnung da die treffendste wäre, weiss ich nicht. Für einen Bauern wurde sie jedenfalls nicht hergestellt, aber davon später mehr...
Ich würde ihre Entstehungszeit etwa auf 1885 (1875-1895) schätzen. Sie wurde als Silbertaschenuhr verkauft, und ich hielt das Material aufgrund des Aussehens und Polierverhaltens auch für Silber. Es gibt aber keine Stempel und so hege ich da mittlerweile Zweifel, ob es nicht einfach Nickel oder eine Nickellegierung ist- man müsste das mal prüfen.
Das Zifferblatt ist zweifarbig. Ein äusserer, durch einen sehr schmalen dunklen Strich abgesetzter Ring mit den fetten römischen Stundenziffern und einer Eisenbahnminuterie ist blassgelb. Das Zentrum und das vertiefte Sekundenzifferblatt sind weiss. Die filigranen gebläuten Stahlzeiger zeigen ein typisches Design des letzten Jahrhundertviertels im 19. Jhd.
Das Glas, vermutlich noch original, ist besonders dick. Die beiden äusseren Deckel, sind nicht konvex gewölbt, sondern konkav gerinnt, der Corpus ist doppelt gerändelt mit einer tiefen umlaufenden Furche. Alles besteht aus dem gleichen Metall, auch der Bügel, alle drei Deckel sind Klappdeckel mit Scharnier.
Der Rückendeckel hat einen fein verzierten Rand, der Mittelteil ist ganz flach und zeigt ein sehr interessantes, graviertes Motiv. Die Gravur ist fein und detailreich ausgeführt und lässt sehr gut erkennen, um was es sich da handelt.
Ja, was ist das denn nun. Irgendeine Maschine. Ich habe sie nicht auf Anhieb erkannt und musste erst etwas recherchieren. Weil ich es hier nicht zu einfach machen will – und weil Rätsel ja beliebt sind – gebe ich euch das zum Raten auf:
Was ist auf dem Rückendeckel der Uhr dargestellt?
Ich werde in einem zweiten Post noch ausführlich darauf eingehen. Nur so viel sei jetzt schon gesagt: Das Bild macht die Uhr zu einem Denkmal der Schweizerischen Industriegeschichte. Gleich zweifach, zum einen die Uhr als solche, als typisches Beispiel für den Stil und die Uhrentechnik der Zeit des letzten Viertels des 19. Jhds. in einem bestimmten geographischen Gebiet und zum anderen durch das dargestellte Motiv.
Doch zuerst muss ich noch die Uhr vollständig vorzeigen. Auch der innere Staubdeckel ist schön graviert und verziert. Dort steht 'ROY Geneve (ohne Accents) / Cylindre 10 Rubis / Remontoir.
Das Werk finde ich richtig hübsch und es zeigt nicht eine alltägliche Gestaltung. Neben dem tiefer liegenden Cylinderradkloben unter der dreispeichigen Ringunruh (mit Flachspirale), haben das Sekundenrad und das Kleinbodenrad eigene parallel angeordnete Kloben, während das zentrale Minutenradlager unter der Federhausbrücke gelagert ist. Kron- und Sperrrad aus Stahl sind grob gezähnt und zusammen mit dem Gesperr unter einer gemeinsamen aufgeschraubten, formschönen Brücke gelagert. Das Werk ist vernickelt und hat einen hübschen Zierschliff. Die Schrauben sind gebläut. Beim zentralen Minutenrad und bei der Federhauswelle gibt es jeweils noch einen Vierkant zum Ansetzen eines Uhrenschlüssels.
Im Kunstlicht kommt das Muster des Zierschliffs besonders gut zur Geltung:
Hier noch eine Darstellung beider Seiten des Werkes. Es hat einen Durchmesser von 40,7mm, bzw. 18 Linien. Die Zifferblattseite, die man ja nicht sieht, ist längst nicht so hübsch ausgeführt wie die Rückseite. Man sieht den einfachen Kupplungs-Umschaltmechanismus mit einem federnden Kupplungshebel aus einem Stück, betätigt mit einem Drücker. Ein Kloben in Form eines spiegelbildlichen 'L' mit zwei Schrauben deckt die Aufzugteile ab. Das Wechselrad zwischen Minutenrohr und Stundenrohr ist aus Stahl und dient gleichzeitig als Zeigerstellrad (kein Zwischenrad).
Der zifferblattseitige Lagerstein des Kleinbodenrades ist sehr klein und so eingesetzt, dass er von aussen kaum zu erkennen ist, man könnte meinen, das sei ein Metallager.
Es gibt mehrere eingepunzte Zahlen und Buchstaben auf der Zifferblattseite, die ich aber nicht deuten kann. Auch zu dem Kaliber habe ich keinerlei Informationen gefunden. Vielleicht weiss jemand von euch noch mehr...
So viel zum Aussehen der Uhr und zu den technischen Details. Ich werde noch einen zweiten Teil nachliefern mit einer ausführlichen Erklärung des Rückendeckelmotivs.
Aber zuerst dürft ihr mal raten. Was ist das wohl?
Gruss Andi
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