Danke für den Link, das hilft schon etwas weiter. Die Datierung auf etwa 1972 ist genial und löst vermutlich ein kleines Rätsel für mich. Bei dem Werk, welches unter MST 482 läuft, müßte es sich damit eigentlich um ein ETA 2789 handeln, übrigens ein sehr gutes Kaliber. Zur Erklärung folgendes: Roamer, vormals Meyer & Stüdeli, hat mit Hemmungsteilen und Uhrwerken angefangen, bevor ganze Uhren produziert wurden. Es war aber immer das Ziel des Gründers Fritz Meyer, komplette Uhren ganz in Eigenregie zu bauen. Das macht auch etwas die Besonderheit von Roamer aus, die wirklich fast alles selbst gemacht haben. Daher ist auch klar, daß man mit Fremdkalibern sehr zurückhaltend war. Ausnahmen wurden nur dann gemacht, wenn man kein eigenes Kaliber zur Deckung des Bedarfs im Programm hatte. Dazu gehört das erste Automatic-Werk mit Datum, das auf dem Felsa 4002N aufgebaut wurde, die sehr flachen Handaufzugswerke von Peseux (7000, 7001), Chronographen-Werke (Valjoux 23 etc) und eben das erste Day-Date-Automatic-Werk (ETA 2789). Dazu kam, daß Fritz Meyer 1967 gestorben ist und die Firmenleitung damit freiere Hand hatte und angesichts des verschärften Wirtschaftsdrucks wohl auch brauchte.
Was mich immer gewundert hatte war, daß man das ETA 2789 verbaut hat obwohl man mit dem MST 523 ein ebenbürtiges Kaliber im Programm hatte. Du hast gerade die Aufklärung geliefert: 1972! Die MST 52x-Familie ist erst 1974 in Produktion gegangen und man hat offensichtlich die ETAs zur Überbrückung genutzt, bis das eigene Werk fertig war. Allerdings hat man dann auch später noch auf ETA zurückgegriffen, vermutlich aus Kostengründen.
Ich muss sagen, dass ich nach dem ersten Einlesen recht angetan bin von den alten Roamers.
Die eigenständige Gestaltung und die solide Qualität machen mich schon gierig
An dieser Stelle auch Dank an Dich, zeityeti - für die ausführlichen Informationen, die Du zur Verfügung stellst.
Sehr schön, dann lohnt sich die Arbeit ja.

Im Ernst, Roamer ist viel zu interessant, als unbeachtet von Sammlern und Liebhabern zu bleiben. Die hatten mehr zu bieten als mancher Hersteller, der heute viel bekannter und viel gefragter ist. Hier im Forum haben wir die Möglichkeit, sehr viele Informationen zusammenzutragen und dabei kannst Du natürlich mithelfen. Deshalb wäre es schön, die Geheimnisse Deines Modells zu lüften und hier auch publik zu machen. Du siehst ja, was alles in einer schlichten Jahreszahl stecken kann.
Das watch-wiki deklariert die alte Roamer gar zu "Weithin bekannt als Hersteller preisgünstiger Uhren" ???
Hat Roamer auch den Massenmarkt bedient? Soweit ich weiß, musste man für eine Roamer damals schon recht tief in die Tasche greifen.
kc.
Genau diese Aussage ist Fluch und Segen zugleich. Ja, Roamer hat's vergeigt und ist lange Zeit als Anbieter billiger Uhren aufgetreten. Das war ein Resultat der "Quartz-Krise", die man zwar irgendwie überlebt hat, aber dabei alles opfern mußte, was Roamer ursprünglich ausgemacht hat. Außerdem hat MST auch in der Anfangsphase massenweise günstige Gebrauchsuhren produziert, diese wurden aber unter der Marke "Medana" verkauft. "Roamer" wurde als Markenname ursprünglich nur für die Topprodukte von MST verwendet. Die waren zwar nie im echten Luxusbereich angesiedelt, hatten aber einen sehr guten Ruf und bestimmt auch einen deftigen Preis. Wenn Du jetzt noch den Preis Deiner Uhr von 1972 rausfinden würdest, wärst Du mein Held.
Der Vorteil dieser Aussage ist, daß man zur Zeit sehr bequem Roamer sammeln kann, ohne gleich bankrott zu gehen. Ich denke, daß wird sich langfristig ändern aber jetzt ist es noch richtig angenehm.