
marfil
R.I.P.
Themenstarter
Hallo,
anbei das aktuellste Review....
anbei das aktuellste Review....



Einleitung:
Tissot. Ein Hersteller mit bald 160 Jahren Tradition, besinnt sich immer mehr auf alte Werte.
Und die Gene sind nicht schlecht- kann man doch auch eine jahrzehntelange Verbindung mit Omega vorweisen (SSIH), produzierte ab 1915 Armbanduhren und ab 1920 eigene Werke, später verwendete man auch Ebauches.
Schwer gebeutelt von der Quarzkrise, erholte sich der Hersteller erst unter den Fittichen der Swatch Group.
Mit gut 1000 Mitarbeitern, davon etwa 300 in Le Locle (der Ort, der namengebend für die Testuhr ist) produziert man heute wieder mehrere Millionen Uhren pro Jahr.
Positioniert im konzerninternen Mittelfeld der Swatch Group steht Tissot für dynamisches Design, Sportlichkeit, Technologie und Präzision.
Die Testuhr ist sozusagen die käufliche Variante, besser eine Hommage der Wettbewerbsuhr, die 2011 den Klassensieg bei einem Chronometriebewerb errang.
Das Gehäuse:
Die Uhr ist klassisch gezeichnet und schnörkellos ausgeführt. Das rotgolden PVD-beschichtete Stahlgehäuse verfügt über eine polierte Lünette, die das plane, entspiegelte Saphirglas einfasst und auf einem satinierten Mittelteil aufgesetzt ist.
Ebenso sind die nach unten gezogenen Hörner poliert.
Mit 39,3x9,75mm ist die Uhr sehr flach gehalten- wie es sich für eine Dresswatch gehört.
Für den Alltag beinah zu schade, wird sie wohl am ehesten zur Abendgarderobe, oder dem Geschäftsanzug getragen werden, wo das Verschwinden unter den Hemdmanschetten zum Pflichtprogramm gehört.
Diese Voraussetzung erfüllt dieses Modell spielerisch.
Spielerisch könnte man auch den Tragekomfort des nur 68 Gramm schweren Gehäuses bezeichnen. Einmal angelegt, verschleiert die Uhr ihre unaufdringliche Anwesenheit- um mit einem Blick auf das Handgelenk sofort präsent zu sein.
Die Extravaganz des an sich schlichten Gehäuses offenbart sich nur dem Besitzer. Dazu muss man die Uhr nämlich von hinten betrachten.
Der sehr aufwändig gestaltete, mit einem Saphirglas-Sichtfenster ausgestattete und umfangreich gravierte Gehäuseboden ist eine optische Wucht.
Ganz im Stile alter Taschenuhren sind feinste Ziergravuren rund um das Fenster angebracht, ohne den Blick wirklich auf sich zu ziehen- und so vom Werk abzulenken.
Die fein geriffelte Krone bei 3 Uhr lässt sich perfekt bedienen, sodass sich Zeit- und Datumseinstellung ohne Probleme und sehr exakt vornehmen lassen.
Dank Pressboden und unverschraubter Krone ist die Druckfestigkeit auf 3bar begrenzt. Für den Alltag ist das jedoch ausreichend.
Zifferblatt/Zeiger:
Das Gehäuse findet seine stilvolle Fortsetzung im mattschwarzen, guillochierten Zifferblatt mit aufgesetzten, arabischen Ziffern und Indizes, ebenfalls golden beschichtet.
Zudem ist die Minuterie samt Indizes nochmals abgesetzt und bildet so eine schöne Umrahmung.
Ebenso separat gerahmt sind die Markenaufschrift, der Le Locle Schriftzug sowie das Datumsfenster bei 12, 6 bzw. 3 Uhr.
Ob man die weiße Datumsscheibe nun störend oder zum Design passend einstufen will, ist wohl Geschmackssache. Mir persönlich gefällt die weiße Datumsscheibe gut- sie passt so insgesamt besser zur Beschriftung in weißem Druck.
Dass auch die Swatch Group nicht zaubern kann und irgendwo den Rotstift in diesem Preisbereich ansetzen muss, merkt man zum Glück nur unter der Lupe. Die Drucke der Aufschriften sind von eher mittelmäßiger Qualität.
Ganz anders die schön gesetzten Zeiger und Indizes.
Makellos präsentiert sich deren goldfarbene PVD-Beschichtung auch bei starker Vergrößerung. Keine Werkzeugspuren auch an den Flanken der Zeiger, was in dieser Preisklasse leider wahrlich selten ist.
Dass bei den Zeigern (wie auch sonst am Zifferblatt) auf Leuchtmasse verzichtet wurde, passt zum Stil.
Die Ablesbarkeit ist selbst im Dämmerlicht durch den starken Kontrast der Zeiger zum Zifferblatt kein Problem.
Die präzise Zeitanzeige wird durch die optimale Länge der Zeiger unterstützt.
Das Werk:
ETA 2824, Chronometer.
Warum sich gerade dieses Uhrwerk in der Uhr findet, wurde schon in der Einleitung angeschnitten.
Im Jahr 2011 sorgte eben jenes Uhrwerk für Furore, als es den Klassensieg beim Chronometriebewerb in Le Locle mit stolzen 764 Punkten einfuhr- und so manches Manufakturwerk deklassierte.
Dass das Werk beim Bewerb nicht die Werte der Tourbillons erreichen konnte, versteht sich von selbst. Den Zweitplatzierten im Bewerb überflügelte das modifizierte ETA jedoch um sage und schreibe 276 Punkte.
Das beweist einmal mehr die grundsätzliche Konstruktionsqualität der ETA-Produkte.
Im Serienmodell sind die Gangwerte ebenfalls erbaulich- und erfreuen den Träger mit geringsten Lageabweichungen und konstant gutem Gangverhalten.
Der Test auf der Zeitwaage erweckte beinah den Eindruck, versehentlich das Wettbewerbsmodell bekommen zu haben.
In den Flachlagen lief das Werk konstant mit 0 Sekunden Abweichung, in den hängenden Lagen war ein "Ausreisser" mit maximal +2 Sekunden zu verzeichnen.
Also macht das ETA 2824 in dieser Version seinem berühmten Bruder auch im Alltag alle Ehre.
In der Redaktion fand sich jedenfalls noch selten ein so präziser Gang, der sich auch im Tragetest bestätigte, wo nach 1 Woche praktisch keine Abweichung auftrat.
Ungeachtet der hervorragenden Gangwerte ist das ETA 2824 natürlich trotz allem ein industriell gefertigtes Kaliber, das rein optisch nicht mit Manufakturkalibern mithalten kann. Die Verarbeitung ist sehr einfach gehalten. Lediglich den Rotor zieren Genfer Streifen.
Weitere Veredelungen des Werkes sucht man vergeblich.
Das tut der bekannt hohen Zuverlässigkeit natürlich keinen Abbruch- und erkärt vielleicht auch den Mittelsteg des Gehäusebodens, der so doch einen Teil des Werkes verdeckt.
Die Gangreserve beträgt knapp 40 Stunden.
Armband:
Das schön gearbeitete, schwarze Lederband, dessen tierische Herkunft nicht weiter definiert wird, ist leider etwas steif und benötigt einige Tage zum Eintragen.
Verschlossen wird es mit einer relativ zierlich aufgebauten Faltschließe, die so manche Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit hervorruft.
Der Verschluss rastet nur sehr leicht ein- und kann mit ganz geringem Zug wieder geöffnet werden. Sollte der Träger also versehentlich hängenbleiben, könnte die Uhr schnell in Verlust geraten.
Hier sollte sich Tissot eine Sicherheitslösung überlegen.
Fazit:
Tissot bring in der 1000,- Euro Klasse eine hervorragende Uhr mit etwas eingeschränkter Alltagstauglichkeit (Druckfestigkeit, Schließe) auf den Markt, die mit einem überdurchschnittlich gutem Preis/Leistungsverhältnis glänzt.
Das Gangverhalten des Uhrwerks ist - nicht nur in dieser Preisklasse - mehr als erstaunlich.
Das klassische Design und der tolle Rücken können begeistern und machen Laune, diesen Hersteller in der Zukunft noch intensiver zu beobachten.
Der günstige Preis geht nur in winzigen Details zu Lasten der Qualität.
Bis dato erreichte noch keine Testuhr dieser Preisklasse zwei absolute Top-Bewertungen in den Einzelkriterien!
Von uns gibt es daher eine absolute Kaufempfehlung für den preisbewussten Uhrenkäufer- und das Zeiteisen Gütesiegel.