Liebe Uhrenfreunde,
angefangen hat das Ganze eigentlich mit der schönen ultraflachen Pontiac-Taschenuhr von Alex (Scholle) https://uhrforum.de/pontiac-erstrahlt-im-neuen-glanz-t154682 . Mein Interesse an Pontiac war auf einmal geweckt!
Und Markus (MaJola) kürzlich toll vorgestellte wunderschöne „Pontiac Nageur“ https://uhrforum.de/pontiac-nicht-gross-aber-klein-u-fein-t213622) entfachte in mir das Interesse an der Marke Pontiac neu.
Zufall oder Vorsehung? Ich weiß es nicht, aber seit kurzem bin ich nun auch stolzer Besitzer einer Uhr aus dem Hause Pontiac.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Member RotenHamburger, der es mir ermöglichte, diese, wie ich finde, schöne und interessante Uhr zu erstehen. Danke Dir vielmals, Christian!
Mit einer Länge von 42 mm (von Anstoß zu Anstoß), einer Breite von 20 mm und einer Höhe von 8 mm ist sie für eine Rectangulaire gar nicht mal so klein geraten. Die leicht gebogene Gehäuse-Form verleiht ihr eine gewisse Leichtigkeit und ein angenehmes Tragen.

Nun, was ist eigentlich so interessant an dieser Uhr. Ihre Rectangulaire-Form, die nach meinen bisherigen Recherchen bei Pontiac-Uhren wohl weniger häufig anzutreffen ist? Oder ihre staubdichte Ausführungsart „Hermetique“? oder eben ihre Herkunft?.
Blickt man auf die Geschichte der Marke Pontiac, so stellt man fest, dass ihre Herkunft nicht eindeutig einem Unternehmen zugeordnet werden kann.
Bei mikrolsik sind unter dem Namen Pontiac gleich fünf Unternehmen gelistet:
1. Etablissement A.Kinsbergen SA , Brüssel (Belgien), registriert am 02.10.1936
2. Suprecis SA, Biel (Schweiz)
3. Pontiac Company, Newark (NJ, USA), registriert am 18.06.1930
4. Pontiac Watch Company, New York (USA), registriert am 01.04.1936
5. Otto Keberle, Handel, Wien (Österreich), registriert am 21.08.1936
Bekannt ist, dass zwischen der Suprecis SA und dem Etablissements A. Kinsbergen SA vor allem in der Anfangszeit enge geschäftliche Verbindungen bestanden.
Ali Kinsbergen, aus der Niederlande stammend, gründete zusammen mit drei Brüdern Anfang der 30er Jahre sein Unternehmen „Etablissements A. Kinsbergen SA“ mit Hauptsitz in der Zwaluwenstraat in Brüssel (Belgien)

(Ali Kinsbergen)
Als Eigentümer der Markenrechte am Namen Pontiac, galt sein Hauptaugenmerk in der Vermarktung der Uhrenmarke Pontiac vor allem in Belgien und in den Niederlanden. Bald wurden auch Tochterunternehmen in Amsterdam (Niederlande) und Jakarta (Indonesien) gegründet.
Das Uhrensortiment umfasste in erster Linie zeitgemäße Armbanduhren, aber auch Schmuckuhren und Frackuhrenmodelle. Die eigentliche Uhrenherstellung bzw. Konfektion erfolgte zu jener Zeit ausschleißlich in der Suprecis SA in Biel (Schweiz).
Ali Kinsbergen hatte aber nicht nur den Vertrieb der Marke Pontiac in Belgien und den Niederlanden inne, sondern war auch Importeur der Marken Omega und Tissot.
Vermutlich schon Anfang der 40er Jahre führte Pontiac ein sogenanntes "Sternesystem" ein, um die verschiedenen Wertigkeits- und Qualtitätststufen der Uhrenmodelle auf dem Zifferblatt kenntlich zu machen. So gab es Uhrenmodelle mit 1, 2, 3 oder sogar 4 Sterne auf dem Zifferblatt.
Das "P" wurde wohl bis ca. 1958 so geschrieben, dass der Bogen das gesamte Wort überspannte. Nach dieser Zeit wurde das Logo mit normalem „P“ geschrieben.
Als bekennender Sportfan und Marketingtratege erkannte Kinsbergen die werbewirksamen Möglichkeiten des Sponsorings im Profisport.
So beschloss das Unternehmen 1950 das niederländische Fahrradteam für die Tour de France 1951 zu unterstützen.
Dann, am 17. Juli 1951 folgte ein Ereignis, was später als das „Wunder der Aubisque“ in die Sportgeschichte einging. Wim van Est, einer der Teammitglieder des niederländischen Fahrradteams und Träger des gelben Trikots fuhr in der 13. Etappe gerade über den Bergpass Col d’Aubisque, als ein Reifen platzt. Dabei stürzte er 70 m einen steilen Abhang hinunter ohne sich aber nennenswert zu verletzen.

Und Pontiac machte sich diesen Sturz werbetechnisch zu Nutze

(Werbung von 1951)
und kreierte diesen Slogan "ZEVENTIG METER VIEL IK DIEP, M'N HART STOND STIL, MAAR M'N PONTIAC LIEP"
Zu Deutsch etwa: „Zwanzig Meter fiel ich tief, mein Herz stand still, aber meine Pontiac lief.“
1955 kam es zwar aufgrund von politischen Problemen zwischen der Niederlande und Indonesien zur Schließung der Niederlassung in Jakarta, aber das Unternehmen zeigte sich nicht müde mit immer neuen Aktionen werbewirksam auf sich aufmerksam zu machen.
Anlässlich der Weltausstellung 1958 in Brüssel ließ das Unternehmen zwei Pontiac-Uhrenmodelle vom höchsten Punkt des Atomiums (ca. 102 m Höhe) hinabfallen. Nach dem Aufprall funktionierten beide Uhren immer noch tadellos.
Folgender Slogan wurde darauf hin ins Leben gerufen „PONTIAC TIC TAC“. Ein Slogan, der vielen Menschen in den Benelux-Ländern heute noch ein Begriff ist.

(Werbeschriftzug "Pontiac Tic Tac")
Aber auch das werbewirksame Aufstellen öffentlicher Stand-Uhren mit Pontiac-Schriftzeichen an öffentlichen Plätzen in vielen Städten und Ortschaften trugen zur enormen Bekanntheit der Marke Pontiac bei.

(Foto Brüssel, Place de la Bource. Ganz rechts erkennt man die Pontiac-Standuhr.)
1964 wurde die erste Fernsehwerbung im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt, ein Werbespot der Marke Pontiac.
Neue Produktionsmethoden in den 60er Jahren ermöglichten dem Unternehmen seine Uhren mit Logo-signierten Kronen und Armbändern auszustaffieren.
Nach dem Tod von Ali Kinsbergen im Jahre 1969 übernahm seine Tochter Johanna Kinsbergen die Geschäfte des Unternehmens.
Die Quarzkirse machte jedoch auch vor Pontiac nicht halt. Obwohl Pontiac vermehrt auch Modelle mit Quarzwerken auf den Markt brachte, konnte das Unternehmen in dieser Form nicht gehalten werden und es kam zur mehrfachen Veräußerung der Markenrechte.
1994 gingen die Nutzungsrechte an der Marke Pontiac komplett an das Unternehmen TWC Tapernoux & Cie SA registriert - N. V. (Belgien) ohne jedoch die Marke wieder wirklich in Umlauf zu bringen. Diverse Wiederbelebungsversuche der Marke Pontiac scheiterten.
Anlässlich der Autoworld in Brüssel am 14 und 15. September 2014 erfolgte jedoch durch die Chrono Euro Diffusion SA aus Belgien tatsächlich die Wiederbelebung der Marke Pontiac mit 42 Damen- und Herrenuhrenmodellen, ausstaffiert mit schweizer Uhrwerken.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...Q9lvnxL-nLiCBzRCQ3JSfyQ&bvm=bv.94455598,d.d24
Nun meine Uhr stammt noch aus der Zeit vor dem Sternesystem ich schätze um 1940, als man die Besonderheiten einer Uhr noch textlich auf dem ZB wiedergab.

So steht Begriff „Courbée“ für „gebogen“ und „Hermétique“ für „staubdicht“.
Attribute, welche zur damaligen Zeit durchaus für eine gewisse Wertigkeit standen.
Interessant ist, wie die sogenannte „Staubdichtigkeit“ sich hier ausführungstechnisch niederschlug:
Die Gehäuserückseite

Das Gehäuse ohne Glas

Die Innenseite des Gehäusebodens mit Plexiglas-Einlage

Die Werksrückseite

Es könnte das Kaliber ETA 765 sein. Liege ich da richtig?

Die Plexiglas-Einlage auf die Werksrückseite aufgesetzt. Und so ins Gehäuse eingesetzt soll diese Ausführung die Staubdichtheit ermöglichen.


Ich finde die Uhr wirklich sehr schön und durchaus noch tragbar. Auch läuft sie bisher einwandfrei.
Liege ich mit meiner Einschätzung zum Uhrwerk und zur zeitlichen Einstufung richtig?
Es würde mich freuen von Euch zu hören.

Viele Grüße
Valentin
angefangen hat das Ganze eigentlich mit der schönen ultraflachen Pontiac-Taschenuhr von Alex (Scholle) https://uhrforum.de/pontiac-erstrahlt-im-neuen-glanz-t154682 . Mein Interesse an Pontiac war auf einmal geweckt!
Und Markus (MaJola) kürzlich toll vorgestellte wunderschöne „Pontiac Nageur“ https://uhrforum.de/pontiac-nicht-gross-aber-klein-u-fein-t213622) entfachte in mir das Interesse an der Marke Pontiac neu.
Zufall oder Vorsehung? Ich weiß es nicht, aber seit kurzem bin ich nun auch stolzer Besitzer einer Uhr aus dem Hause Pontiac.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Member RotenHamburger, der es mir ermöglichte, diese, wie ich finde, schöne und interessante Uhr zu erstehen. Danke Dir vielmals, Christian!
Mit einer Länge von 42 mm (von Anstoß zu Anstoß), einer Breite von 20 mm und einer Höhe von 8 mm ist sie für eine Rectangulaire gar nicht mal so klein geraten. Die leicht gebogene Gehäuse-Form verleiht ihr eine gewisse Leichtigkeit und ein angenehmes Tragen.

Nun, was ist eigentlich so interessant an dieser Uhr. Ihre Rectangulaire-Form, die nach meinen bisherigen Recherchen bei Pontiac-Uhren wohl weniger häufig anzutreffen ist? Oder ihre staubdichte Ausführungsart „Hermetique“? oder eben ihre Herkunft?.
Blickt man auf die Geschichte der Marke Pontiac, so stellt man fest, dass ihre Herkunft nicht eindeutig einem Unternehmen zugeordnet werden kann.
Bei mikrolsik sind unter dem Namen Pontiac gleich fünf Unternehmen gelistet:
1. Etablissement A.Kinsbergen SA , Brüssel (Belgien), registriert am 02.10.1936
2. Suprecis SA, Biel (Schweiz)
3. Pontiac Company, Newark (NJ, USA), registriert am 18.06.1930
4. Pontiac Watch Company, New York (USA), registriert am 01.04.1936
5. Otto Keberle, Handel, Wien (Österreich), registriert am 21.08.1936
Bekannt ist, dass zwischen der Suprecis SA und dem Etablissements A. Kinsbergen SA vor allem in der Anfangszeit enge geschäftliche Verbindungen bestanden.
Ali Kinsbergen, aus der Niederlande stammend, gründete zusammen mit drei Brüdern Anfang der 30er Jahre sein Unternehmen „Etablissements A. Kinsbergen SA“ mit Hauptsitz in der Zwaluwenstraat in Brüssel (Belgien)

(Ali Kinsbergen)
Als Eigentümer der Markenrechte am Namen Pontiac, galt sein Hauptaugenmerk in der Vermarktung der Uhrenmarke Pontiac vor allem in Belgien und in den Niederlanden. Bald wurden auch Tochterunternehmen in Amsterdam (Niederlande) und Jakarta (Indonesien) gegründet.
Das Uhrensortiment umfasste in erster Linie zeitgemäße Armbanduhren, aber auch Schmuckuhren und Frackuhrenmodelle. Die eigentliche Uhrenherstellung bzw. Konfektion erfolgte zu jener Zeit ausschleißlich in der Suprecis SA in Biel (Schweiz).
Ali Kinsbergen hatte aber nicht nur den Vertrieb der Marke Pontiac in Belgien und den Niederlanden inne, sondern war auch Importeur der Marken Omega und Tissot.
Vermutlich schon Anfang der 40er Jahre führte Pontiac ein sogenanntes "Sternesystem" ein, um die verschiedenen Wertigkeits- und Qualtitätststufen der Uhrenmodelle auf dem Zifferblatt kenntlich zu machen. So gab es Uhrenmodelle mit 1, 2, 3 oder sogar 4 Sterne auf dem Zifferblatt.
Das "P" wurde wohl bis ca. 1958 so geschrieben, dass der Bogen das gesamte Wort überspannte. Nach dieser Zeit wurde das Logo mit normalem „P“ geschrieben.
Als bekennender Sportfan und Marketingtratege erkannte Kinsbergen die werbewirksamen Möglichkeiten des Sponsorings im Profisport.
So beschloss das Unternehmen 1950 das niederländische Fahrradteam für die Tour de France 1951 zu unterstützen.
Dann, am 17. Juli 1951 folgte ein Ereignis, was später als das „Wunder der Aubisque“ in die Sportgeschichte einging. Wim van Est, einer der Teammitglieder des niederländischen Fahrradteams und Träger des gelben Trikots fuhr in der 13. Etappe gerade über den Bergpass Col d’Aubisque, als ein Reifen platzt. Dabei stürzte er 70 m einen steilen Abhang hinunter ohne sich aber nennenswert zu verletzen.

Und Pontiac machte sich diesen Sturz werbetechnisch zu Nutze

(Werbung von 1951)
und kreierte diesen Slogan "ZEVENTIG METER VIEL IK DIEP, M'N HART STOND STIL, MAAR M'N PONTIAC LIEP"
Zu Deutsch etwa: „Zwanzig Meter fiel ich tief, mein Herz stand still, aber meine Pontiac lief.“
1955 kam es zwar aufgrund von politischen Problemen zwischen der Niederlande und Indonesien zur Schließung der Niederlassung in Jakarta, aber das Unternehmen zeigte sich nicht müde mit immer neuen Aktionen werbewirksam auf sich aufmerksam zu machen.
Anlässlich der Weltausstellung 1958 in Brüssel ließ das Unternehmen zwei Pontiac-Uhrenmodelle vom höchsten Punkt des Atomiums (ca. 102 m Höhe) hinabfallen. Nach dem Aufprall funktionierten beide Uhren immer noch tadellos.
Folgender Slogan wurde darauf hin ins Leben gerufen „PONTIAC TIC TAC“. Ein Slogan, der vielen Menschen in den Benelux-Ländern heute noch ein Begriff ist.

(Werbeschriftzug "Pontiac Tic Tac")
Aber auch das werbewirksame Aufstellen öffentlicher Stand-Uhren mit Pontiac-Schriftzeichen an öffentlichen Plätzen in vielen Städten und Ortschaften trugen zur enormen Bekanntheit der Marke Pontiac bei.

(Foto Brüssel, Place de la Bource. Ganz rechts erkennt man die Pontiac-Standuhr.)
1964 wurde die erste Fernsehwerbung im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt, ein Werbespot der Marke Pontiac.
Neue Produktionsmethoden in den 60er Jahren ermöglichten dem Unternehmen seine Uhren mit Logo-signierten Kronen und Armbändern auszustaffieren.
Nach dem Tod von Ali Kinsbergen im Jahre 1969 übernahm seine Tochter Johanna Kinsbergen die Geschäfte des Unternehmens.
Die Quarzkirse machte jedoch auch vor Pontiac nicht halt. Obwohl Pontiac vermehrt auch Modelle mit Quarzwerken auf den Markt brachte, konnte das Unternehmen in dieser Form nicht gehalten werden und es kam zur mehrfachen Veräußerung der Markenrechte.
1994 gingen die Nutzungsrechte an der Marke Pontiac komplett an das Unternehmen TWC Tapernoux & Cie SA registriert - N. V. (Belgien) ohne jedoch die Marke wieder wirklich in Umlauf zu bringen. Diverse Wiederbelebungsversuche der Marke Pontiac scheiterten.
Anlässlich der Autoworld in Brüssel am 14 und 15. September 2014 erfolgte jedoch durch die Chrono Euro Diffusion SA aus Belgien tatsächlich die Wiederbelebung der Marke Pontiac mit 42 Damen- und Herrenuhrenmodellen, ausstaffiert mit schweizer Uhrwerken.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...Q9lvnxL-nLiCBzRCQ3JSfyQ&bvm=bv.94455598,d.d24
Nun meine Uhr stammt noch aus der Zeit vor dem Sternesystem ich schätze um 1940, als man die Besonderheiten einer Uhr noch textlich auf dem ZB wiedergab.

So steht Begriff „Courbée“ für „gebogen“ und „Hermétique“ für „staubdicht“.
Attribute, welche zur damaligen Zeit durchaus für eine gewisse Wertigkeit standen.
Interessant ist, wie die sogenannte „Staubdichtigkeit“ sich hier ausführungstechnisch niederschlug:
Die Gehäuserückseite

Das Gehäuse ohne Glas

Die Innenseite des Gehäusebodens mit Plexiglas-Einlage

Die Werksrückseite

Es könnte das Kaliber ETA 765 sein. Liege ich da richtig?

Die Plexiglas-Einlage auf die Werksrückseite aufgesetzt. Und so ins Gehäuse eingesetzt soll diese Ausführung die Staubdichtheit ermöglichen.


Ich finde die Uhr wirklich sehr schön und durchaus noch tragbar. Auch läuft sie bisher einwandfrei.
Liege ich mit meiner Einschätzung zum Uhrwerk und zur zeitlichen Einstufung richtig?
Es würde mich freuen von Euch zu hören.

Viele Grüße
Valentin
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