
Faisaval
Themenstarter
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- 31.08.2013
- Beiträge
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Liebe Uhrenfreunde,
beim meist vergeblichen Versuch ein unbekanntes Uhrwerk zu entschlüsseln bin ich im Netz hin und wieder auch auf die Uhrwerke der Marke Phénix und ihre formschönen Ausbildungen aufmerksam geworden.
Als ich aber vor nicht allzu langer Zeit diese Phénix-Uhr erwarb, wurde mir erst bewusst, dass der Name Phénix wohl für mehr steht, als „nur“ für die Herstellung von optisch ansprechenden Uhrwerken, wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „nur“ sprechen kann.

Sicher die Uhr selbst punktet nicht durch besondere Augenfälligkeit, vielmehr zeigt sie sich eher zurückhaltend im Design. Jedoch wirkt alles an ihr fein abgestimmt und gut verarbeitet.
Mit einem Durchmesser von knapp 34 mm und einer Höhe von knapp 7,5 mm hat sie eine für die damalige Zeit typische Größe.
Das ZB hat zwar schon ein paar Blessuren abbekommen, doch mit bloßem Auge fallen diese so gut wie gar nicht ins Gewicht (das Kameraauge ist leider gnadenlos!).
Das Zeigerspiel ist einfach und klar gestaltet und das Edelstahlgehäuse sowie der gepresste Bodendeckel schlicht aber wertig ausgeführt.
Und nach dem Öffnen zeigt sich
das hauseigene Kaliber Phénix 130 in seiner bekannt formschönen geschwungenen Ausbildung, fast zu schade, um hinter einem geschlossenen Deckel zu verschwinden. Schön zu erkennen ist auch die interessante im Hause Phénix im Jahre 1944 entwickelte Stoßsicherung mit Namen „Vibroshock“, welche wohl nur in eigenen Uhren Verwendung fand.
So begann ich mich immer mehr für die Marke PHÉNIX zu interessieren und auch ein wenig Recherche zu betreiben. Und was ich fand war interessant und wert ein wenig mehr, als nur ein paar Worte darüber zu verlieren:
Alles begann im Jahre 1873 als die Herren Jules Dubail, Jean-Baptiste Monnin und Joseph Frossard in Porrentruy (Schweiz) eine Firma mit dem Namen „Dubail, Monnin, Frossard & Cie.“ gründeten, mit dem Ziel Taschenuhren in guter Qualität zu erschwinglichem Preis industriell herzustellen.
Schon ganz zu Anfang setzte man darauf sämtliche Bauteile der Uhrwerke und Uhren in Eigenregie zu entwickeln und in industrieller Weise herzustellen. Man entwickelte nicht nur diverse Zylinder- und Anker-Uhrwerke und Uhrenmodelle, sondern ließ sich frühzeitig schon jede Menge diverser Uhrenmarkennamen und Logos wie „Croissant Etoile“, „Trade Mark“, „Extra“, „DME & Co.“, „Argus“, „Eros“, „Libelle“, „Lutèce“, „Rhein“ und natürlich „Phénix“ einfallen und auf sich registrieren, mit denen die Uhren ausstaffiert in den Handel gebracht wurden.
Das Konzept ging auf und das Unternehmen konnte bereits auf den internationalen Ausstellungen in La Chaux-de-Fonds im Jahre 1881, in Amsterdam und Zürich 1883 in London 1884 in Antwerpen 1885 in Rom 1888 in Paris 1889 und in Genf im Jahre 1896 höchste Auszeichnungen erringen.
Auch beschränkte man sich nicht nur auf die Herstellung von Taschenuhren.
So produzierte das Unternehmen auch erfolgreich ein- bis vierflammige Küchenherde mit Namen „Duplex“, welche wahlweise mit Benzin oder Gas betrieben werden konnten.
Werbeanzeige für Küchenherde (um 1898)
Auch dachte man schon sehr früh an den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes und eröffnete in kurzer Zeit diverse Vertriebshäuser in Paris, Besancon, Lyon, Marseille, Berlin, London, Odense, Wien, Mailand, New-York, Brüssel, Lissabon und Warschau.
Das Vertriebshaus in Berlin mit anfänglichem Sitz in der Markgrafenstraße 59 erhielt sogar am 01. November 1897 die Erlaubnis, neben den eigenen Produkten auch die Uhrenprodukte des namhaften Uhrenherstellers Audemars, Piguet & Cie aus Genf in Deutschland zu vertreiben.
Später verlagerte das deutsche Vertriebshaus mit Namen Uhrenfabrik-Niederlage („Niederlage“ ist der alte Begriff für „Niederlassung“) Halbmond & Stern G.m.B.H. in Berlin seinen Sitz an die Spandauer Brücke 14
Werbeanzeige der Halbmond & Stern G.m.b.H.
Am 6. Mai 1899 kam es zu ersten Umfirmierung des Unternehmens in "Société d'horlogerie de Porrentruy".
Mittlerweile lag der Arbeitsschwerpunkt des Unternehmens in der Herstellung von hochwertigen Anker-Uhrwerken sowie Armband- und Taschenuhren aller Größen wobei nach wie vor sämtliche Uhrenbauteile (Uhrwerk, Gehäuse, Zifferblätter, Zeiger etc.) im eigenen Haus entwickelt und produziert wurden.
In bestimmten Bereichen leistete das Unternehmen wichtige Pionierarbeit.
So verfügte es als erstes Unternehmen in der Schweiz über ein registriertes Kaliber.
Und im Bereich der Uhrenproduktion machte sich das Unternehmen einen Namen in dem es verbesserte, effizientere Produktionsmaschinen entwickelte und vertrieb, wie nachstehende Werbeanzeige anführt
Das Unternehmen expandierte schnell und man erwarb in Bassecourt die Fabrikationsgebäude der Firma „Société d'horlogerie de Bassecourt“. In Verbindung mit dem Erwerb der oben erwähnten Fabrikationshallen stieg 1899 Jules Dubail jedoch aus dem Geschäft aus.
Nun hatte das Unternehmen sechs Gesellschafter: Jean-Baptiste Monnin, Joseph Frossard, Roussel Galle, Louis Dubail, Adolphe Dubail, Joseph Dubail.
Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 errang das Unternehmen noch eine weitere Goldmedaille.
Doch im Februar 1902 erfolgte auf Betreiben der Aktionäre die Entlassung der Herren Monnin und Frossard sowie die Liquidation des gesamten Unternehmens und ab 28 Juli 1902 die Veräußerung aller Liegenschaften und Vermögenswerte.
Dies sollte aber trotzdem nicht das endgültige Aus bedeuten, vielmehr kam es zur Wiederbelebung (des Unternehmens unter dem bezeichnenden Namen „Phénix Watch Co SA, Société Horlogère de Porrentruy“, im wahrsten Sinn des Wortes „wie Phönix aus der Asche“ mit den neuen Gesellschaftern Edouard Auguste Boivin als Direktor, Gaston Daucourt (Notar), Charles Boivin (Industrieller), Victor Donzelot (Kaufmann) und Constantin Senn (Direktor, wohnhaft in Delémont).
Der ehemalige Direktor Jean-Baptiste Monnard gründete wiederum zusammen mit Herrn Rebetez, einem ehemaligen Vorarbeiter des früheren Firma das Unternehmen Monnin, Rebetez & Cie mit der Herstellung und Vertrieb von hochwertigen Anker-und Zylinderuhren unter dem Markennamen M.R.C Croissant.
Nach dem Weggang von Rebetez im Jahre 1917 nannte sich die Firma fortan Monnin & Cie bis sie 1941 die Pforten schloss.
Anfang des 20ten Jahrhunderts lag der Produktionsschwerpunkt der Phénix Watch Co SA, Société d'horlogerie de Porrentruy in der Herstellung von Anker-Uhrwerken, Armband- und Taschenuhren sowie Automobil-Uhren, aber auch Zeitzünder für das Militär.
Auch war man nicht verlegen sich immer neue Uhrenmarkennamen auszudenken und auf sich registrieren zu lassen.
Hier eine Zusammenstellung der weiteren neuen Uhrenmarken und Logos ab 1901 bis 1940:
Die Ausbildung und stetige Weiterbildung der Mitarbeiter war dem Unternehmen auch in Krisenzeiten ein wichtiges Anliegen.
Mitarbeiter der Endkontrolle (um 1910)
So organisierte man in den Jahren 1918-1922 und 1932-1936 in den eigenen Werkstätten Weiterbildungskurse für arbeitslose Uhrmacher, um diese wieder in die Arbeitswelt zu integrieren. Auch unterstütze man die Lehrwerkstätten der Berufsschulen und bildete in den eigenen Werkstätten Werkzeugmechaniker, Uhrmacher und Justierer aus.
Dabei wuchs das Unternehmen stetig und verfügte in den frühen 30er Jahren über mehrere hundert Mitarbeiter, die in der Lage waren pro Jahr 100.000 Uhren zu produzieren.
Im Jahre 1934 wurde das Unternehmen auf den damals erst 24 Jahre alten Uhrmacher Henri Knecht aufmerksam und übergab ihm zunächst die Leitung der technischen Abteilung. Knecht entwickelte neue innovative Kaliber und verhalf so dem Unternehmen sich erfolgreich im hart umkämpften Uhrenmarkt zu behaupten.
Nicht zuletzt auch das formschöne Kaliber 130 dürfte aus seiner Feder stammen.
So genoss Knecht beim Verwaltungsrat hohes Vertrauen und errang später sogar den Direktionsposten.
1939 kam es jedoch zur Übernahme des Unternehmens durch die Berner Kantonalbank und danach zum Verkauf an die ASUAG (Allgemeine Schweizer Uhrenindustrie AG), bevor es 1949 von einer Firmengruppe in Granges, welche eng mit der NIVADA-Uhrenmanufaktur verbunden war, übernommen wurde.
Und weitere Uhrenmarkennamen wie PHÉBUS, FANEX, RAETIKON, PAUL KRUGER, PHÉNIX COLORINA sollten das Licht der Welt erblicken
1954 wurde das Automatik-Kaliber 200, auch bekannt unter dem Namen „Rollamatik“ auf den Markt gebracht.
Der Name „Rollamatik“, dessen Registrierung bereits am 06.03.1953 erfolgte, sollte dabei auf die besondere zentrale Rollenlagerungskonstruktion des beidseitig aufziehenden Rotors hinweisen.
Ein am Rotor angebrachter dreinockiger Exzenter betätigt einen langen Klinkenhebel, der direkt über das Aufzugsrad auf das Sperrrad wirkt.
1955 wird Roland Voisin verpflichtet die Leitung der Werke in Porrentruy zu übernehmen.
Roland Voisin
1956 folgte die Einführung des Kaliber 132 (eine Weiterentwicklung des Kalibers 130 bzw. des Kalibers 130 Stop mit Nullstellfunktion), auch als der sogenannter „Sekundenstop“ bezeichnet, welches durch geschickt im Werk positionierter Hebelkonstruktionen die Steuerfunktion des Sekundenzeigers ausschließlich mit der Krone ermöglichte.Bei gedrückter Krone läuft der Sekundenzeiger, während er bei halb ausgezogener Krone stoppt und bei ganz ausgezogener Krone auf Null zurückstellt.
Interessant ist auch sehen, wie sich das Logo der Hauptmarke Phénix mit den Jahren veränderte.
Im Jahre 1961 kam es zu einer folgenreichen Zäsur in der Unternehmensgeschichte, denn die Phénix Watch SA in Porrentruy schloss sich mit den Unternehmen Revue Thommen in Waldenburg, Vulcain in La Chaux-de-Fonds, und Buser Frères & Cie SA in Niederdorf zur MSR-Gruppe (Manufactures d'horlogerie suisses réunies SA) zusammen.
Wartete die MSR-Gruppe zu Anfang noch mit vierzig verschiedenen Kalibern auf, reduzierte man mit der Zeit aus Wettbewerbsgründen die Anzahl auf gerade einmal acht Stück.
Um ihr Effizienzpotential zu maximieren, gliederte sich die Gruppe arbeitstechnisch wie folgt auf: Vulcain kümmerte sich um den kommerziellen Teil, Phénix um die Remontage und Revue Thommen um die Produktion, während Buser sich vermehrt mit dem Bau von Druckmessgeräten beschäftigte. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, die bereits vorhandenen Potentiale zu nutzen, um ihre Produktion zu erweitern.
Weitere Spezialisierungen innerhalb der Gruppe führten dazu, dass Phénix ab 1967 die elektronische Abteilung übernahm und elektronische Uhrenbauteile für die Ebauche SA produzierte.
Im Juni 1973 kam es zum Zusammenschluss der MSR-Gruppe mit Sitz in Biel mit dem Haus Marvin in La Chaux-de-Fonds. Diese neue Konzentration sollte aufgrund des guten Rufs der Marke Marvin und ihres Vertriebsnetzes neue Märkte für MSR eröffnen.
Die Quarzkrise machte jedoch auch vor der Abteilung Phénix nicht halt und brachte sie in ernsthafte finanzielle Schieflage. Sowohl Umstrukturierungspläne als auch umfängliche Personalreduzierungen konnten nicht verhindern, daß sich 1981 die Pforten der Abteilung, des Unternehmens Phénix für immer schlossen.
1984 wird der einstige Haupt-Firmensitz der Phénix in Porrentruy für ein Einkaufszentrum und einen Wohnkomplex dem Erdboden gleichgemacht.
2004 kaufte Pierre Kohler die Markenrechte an der Uhrenmarke „Phénix Watch Co SA“, um eine neue Gesellschaft für die Entwicklung und Herstellung von Uhren in Delémont zu gründen.
Jedoch wurden seither keine neuen Uhrenmodelle mit Namen Phénix am Markt plaziert.
Am 5. Juli 2018 erfolgte vielmehr die wohl endgültige Tilgung des Namens Phénix durch die Umfirmierung der „Phénix Watch Co SA“ in „ARPEGE Consulting SA“ mit neuem Firmensitz in der Rue des Tanneurs 7 in Porrentruy.
Aber wer weiß, vielleicht wird sie eines Tages doch wieder belebt, wie Phönix aus der Asche.
Ich hoffe, der kleine Diskurs in Sachen Phénix hat Euch nicht zu sehr gelangweilt. Auf jeden Fall habt Ihr echte Ausdauer bewiesen, wenn Ihr es bis dahin geschafft habt.
Nun fände ich es natürlich ganz toll, wenn Ihr Eure Uhrenschätze aller Marken aus dem Hause Phénix und alles an möglichen weiteren Informationen zum Unternehmen hier zeigen und beisteuern könntet, sodass eine richtig große Schar an schönen Uhren und weiteren Erkenntnissen hier zusammenkommt.
beim meist vergeblichen Versuch ein unbekanntes Uhrwerk zu entschlüsseln bin ich im Netz hin und wieder auch auf die Uhrwerke der Marke Phénix und ihre formschönen Ausbildungen aufmerksam geworden.
Als ich aber vor nicht allzu langer Zeit diese Phénix-Uhr erwarb, wurde mir erst bewusst, dass der Name Phénix wohl für mehr steht, als „nur“ für die Herstellung von optisch ansprechenden Uhrwerken, wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „nur“ sprechen kann.

Sicher die Uhr selbst punktet nicht durch besondere Augenfälligkeit, vielmehr zeigt sie sich eher zurückhaltend im Design. Jedoch wirkt alles an ihr fein abgestimmt und gut verarbeitet.
Mit einem Durchmesser von knapp 34 mm und einer Höhe von knapp 7,5 mm hat sie eine für die damalige Zeit typische Größe.
Das ZB hat zwar schon ein paar Blessuren abbekommen, doch mit bloßem Auge fallen diese so gut wie gar nicht ins Gewicht (das Kameraauge ist leider gnadenlos!).
Das Zeigerspiel ist einfach und klar gestaltet und das Edelstahlgehäuse sowie der gepresste Bodendeckel schlicht aber wertig ausgeführt.
Und nach dem Öffnen zeigt sich
das hauseigene Kaliber Phénix 130 in seiner bekannt formschönen geschwungenen Ausbildung, fast zu schade, um hinter einem geschlossenen Deckel zu verschwinden. Schön zu erkennen ist auch die interessante im Hause Phénix im Jahre 1944 entwickelte Stoßsicherung mit Namen „Vibroshock“, welche wohl nur in eigenen Uhren Verwendung fand.
So begann ich mich immer mehr für die Marke PHÉNIX zu interessieren und auch ein wenig Recherche zu betreiben. Und was ich fand war interessant und wert ein wenig mehr, als nur ein paar Worte darüber zu verlieren:
Alles begann im Jahre 1873 als die Herren Jules Dubail, Jean-Baptiste Monnin und Joseph Frossard in Porrentruy (Schweiz) eine Firma mit dem Namen „Dubail, Monnin, Frossard & Cie.“ gründeten, mit dem Ziel Taschenuhren in guter Qualität zu erschwinglichem Preis industriell herzustellen.
Schon ganz zu Anfang setzte man darauf sämtliche Bauteile der Uhrwerke und Uhren in Eigenregie zu entwickeln und in industrieller Weise herzustellen. Man entwickelte nicht nur diverse Zylinder- und Anker-Uhrwerke und Uhrenmodelle, sondern ließ sich frühzeitig schon jede Menge diverser Uhrenmarkennamen und Logos wie „Croissant Etoile“, „Trade Mark“, „Extra“, „DME & Co.“, „Argus“, „Eros“, „Libelle“, „Lutèce“, „Rhein“ und natürlich „Phénix“ einfallen und auf sich registrieren, mit denen die Uhren ausstaffiert in den Handel gebracht wurden.
Das Konzept ging auf und das Unternehmen konnte bereits auf den internationalen Ausstellungen in La Chaux-de-Fonds im Jahre 1881, in Amsterdam und Zürich 1883 in London 1884 in Antwerpen 1885 in Rom 1888 in Paris 1889 und in Genf im Jahre 1896 höchste Auszeichnungen erringen.
Auch beschränkte man sich nicht nur auf die Herstellung von Taschenuhren.
So produzierte das Unternehmen auch erfolgreich ein- bis vierflammige Küchenherde mit Namen „Duplex“, welche wahlweise mit Benzin oder Gas betrieben werden konnten.
Werbeanzeige für Küchenherde (um 1898)
Auch dachte man schon sehr früh an den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes und eröffnete in kurzer Zeit diverse Vertriebshäuser in Paris, Besancon, Lyon, Marseille, Berlin, London, Odense, Wien, Mailand, New-York, Brüssel, Lissabon und Warschau.
Das Vertriebshaus in Berlin mit anfänglichem Sitz in der Markgrafenstraße 59 erhielt sogar am 01. November 1897 die Erlaubnis, neben den eigenen Produkten auch die Uhrenprodukte des namhaften Uhrenherstellers Audemars, Piguet & Cie aus Genf in Deutschland zu vertreiben.
Später verlagerte das deutsche Vertriebshaus mit Namen Uhrenfabrik-Niederlage („Niederlage“ ist der alte Begriff für „Niederlassung“) Halbmond & Stern G.m.B.H. in Berlin seinen Sitz an die Spandauer Brücke 14
Werbeanzeige der Halbmond & Stern G.m.b.H.
Am 6. Mai 1899 kam es zu ersten Umfirmierung des Unternehmens in "Société d'horlogerie de Porrentruy".
Mittlerweile lag der Arbeitsschwerpunkt des Unternehmens in der Herstellung von hochwertigen Anker-Uhrwerken sowie Armband- und Taschenuhren aller Größen wobei nach wie vor sämtliche Uhrenbauteile (Uhrwerk, Gehäuse, Zifferblätter, Zeiger etc.) im eigenen Haus entwickelt und produziert wurden.
In bestimmten Bereichen leistete das Unternehmen wichtige Pionierarbeit.
So verfügte es als erstes Unternehmen in der Schweiz über ein registriertes Kaliber.
Und im Bereich der Uhrenproduktion machte sich das Unternehmen einen Namen in dem es verbesserte, effizientere Produktionsmaschinen entwickelte und vertrieb, wie nachstehende Werbeanzeige anführt
Das Unternehmen expandierte schnell und man erwarb in Bassecourt die Fabrikationsgebäude der Firma „Société d'horlogerie de Bassecourt“. In Verbindung mit dem Erwerb der oben erwähnten Fabrikationshallen stieg 1899 Jules Dubail jedoch aus dem Geschäft aus.
Nun hatte das Unternehmen sechs Gesellschafter: Jean-Baptiste Monnin, Joseph Frossard, Roussel Galle, Louis Dubail, Adolphe Dubail, Joseph Dubail.
Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 errang das Unternehmen noch eine weitere Goldmedaille.
Doch im Februar 1902 erfolgte auf Betreiben der Aktionäre die Entlassung der Herren Monnin und Frossard sowie die Liquidation des gesamten Unternehmens und ab 28 Juli 1902 die Veräußerung aller Liegenschaften und Vermögenswerte.
Dies sollte aber trotzdem nicht das endgültige Aus bedeuten, vielmehr kam es zur Wiederbelebung (des Unternehmens unter dem bezeichnenden Namen „Phénix Watch Co SA, Société Horlogère de Porrentruy“, im wahrsten Sinn des Wortes „wie Phönix aus der Asche“ mit den neuen Gesellschaftern Edouard Auguste Boivin als Direktor, Gaston Daucourt (Notar), Charles Boivin (Industrieller), Victor Donzelot (Kaufmann) und Constantin Senn (Direktor, wohnhaft in Delémont).
Der ehemalige Direktor Jean-Baptiste Monnard gründete wiederum zusammen mit Herrn Rebetez, einem ehemaligen Vorarbeiter des früheren Firma das Unternehmen Monnin, Rebetez & Cie mit der Herstellung und Vertrieb von hochwertigen Anker-und Zylinderuhren unter dem Markennamen M.R.C Croissant.
Nach dem Weggang von Rebetez im Jahre 1917 nannte sich die Firma fortan Monnin & Cie bis sie 1941 die Pforten schloss.
Anfang des 20ten Jahrhunderts lag der Produktionsschwerpunkt der Phénix Watch Co SA, Société d'horlogerie de Porrentruy in der Herstellung von Anker-Uhrwerken, Armband- und Taschenuhren sowie Automobil-Uhren, aber auch Zeitzünder für das Militär.
Auch war man nicht verlegen sich immer neue Uhrenmarkennamen auszudenken und auf sich registrieren zu lassen.
Hier eine Zusammenstellung der weiteren neuen Uhrenmarken und Logos ab 1901 bis 1940:
Die Ausbildung und stetige Weiterbildung der Mitarbeiter war dem Unternehmen auch in Krisenzeiten ein wichtiges Anliegen.
Mitarbeiter der Endkontrolle (um 1910)
So organisierte man in den Jahren 1918-1922 und 1932-1936 in den eigenen Werkstätten Weiterbildungskurse für arbeitslose Uhrmacher, um diese wieder in die Arbeitswelt zu integrieren. Auch unterstütze man die Lehrwerkstätten der Berufsschulen und bildete in den eigenen Werkstätten Werkzeugmechaniker, Uhrmacher und Justierer aus.
Dabei wuchs das Unternehmen stetig und verfügte in den frühen 30er Jahren über mehrere hundert Mitarbeiter, die in der Lage waren pro Jahr 100.000 Uhren zu produzieren.
Im Jahre 1934 wurde das Unternehmen auf den damals erst 24 Jahre alten Uhrmacher Henri Knecht aufmerksam und übergab ihm zunächst die Leitung der technischen Abteilung. Knecht entwickelte neue innovative Kaliber und verhalf so dem Unternehmen sich erfolgreich im hart umkämpften Uhrenmarkt zu behaupten.
Nicht zuletzt auch das formschöne Kaliber 130 dürfte aus seiner Feder stammen.
So genoss Knecht beim Verwaltungsrat hohes Vertrauen und errang später sogar den Direktionsposten.
1939 kam es jedoch zur Übernahme des Unternehmens durch die Berner Kantonalbank und danach zum Verkauf an die ASUAG (Allgemeine Schweizer Uhrenindustrie AG), bevor es 1949 von einer Firmengruppe in Granges, welche eng mit der NIVADA-Uhrenmanufaktur verbunden war, übernommen wurde.
Und weitere Uhrenmarkennamen wie PHÉBUS, FANEX, RAETIKON, PAUL KRUGER, PHÉNIX COLORINA sollten das Licht der Welt erblicken
1954 wurde das Automatik-Kaliber 200, auch bekannt unter dem Namen „Rollamatik“ auf den Markt gebracht.
Der Name „Rollamatik“, dessen Registrierung bereits am 06.03.1953 erfolgte, sollte dabei auf die besondere zentrale Rollenlagerungskonstruktion des beidseitig aufziehenden Rotors hinweisen.
Ein am Rotor angebrachter dreinockiger Exzenter betätigt einen langen Klinkenhebel, der direkt über das Aufzugsrad auf das Sperrrad wirkt.
1955 wird Roland Voisin verpflichtet die Leitung der Werke in Porrentruy zu übernehmen.
Roland Voisin
1956 folgte die Einführung des Kaliber 132 (eine Weiterentwicklung des Kalibers 130 bzw. des Kalibers 130 Stop mit Nullstellfunktion), auch als der sogenannter „Sekundenstop“ bezeichnet, welches durch geschickt im Werk positionierter Hebelkonstruktionen die Steuerfunktion des Sekundenzeigers ausschließlich mit der Krone ermöglichte.Bei gedrückter Krone läuft der Sekundenzeiger, während er bei halb ausgezogener Krone stoppt und bei ganz ausgezogener Krone auf Null zurückstellt.
Interessant ist auch sehen, wie sich das Logo der Hauptmarke Phénix mit den Jahren veränderte.
Im Jahre 1961 kam es zu einer folgenreichen Zäsur in der Unternehmensgeschichte, denn die Phénix Watch SA in Porrentruy schloss sich mit den Unternehmen Revue Thommen in Waldenburg, Vulcain in La Chaux-de-Fonds, und Buser Frères & Cie SA in Niederdorf zur MSR-Gruppe (Manufactures d'horlogerie suisses réunies SA) zusammen.
Wartete die MSR-Gruppe zu Anfang noch mit vierzig verschiedenen Kalibern auf, reduzierte man mit der Zeit aus Wettbewerbsgründen die Anzahl auf gerade einmal acht Stück.
Um ihr Effizienzpotential zu maximieren, gliederte sich die Gruppe arbeitstechnisch wie folgt auf: Vulcain kümmerte sich um den kommerziellen Teil, Phénix um die Remontage und Revue Thommen um die Produktion, während Buser sich vermehrt mit dem Bau von Druckmessgeräten beschäftigte. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, die bereits vorhandenen Potentiale zu nutzen, um ihre Produktion zu erweitern.
Weitere Spezialisierungen innerhalb der Gruppe führten dazu, dass Phénix ab 1967 die elektronische Abteilung übernahm und elektronische Uhrenbauteile für die Ebauche SA produzierte.
Im Juni 1973 kam es zum Zusammenschluss der MSR-Gruppe mit Sitz in Biel mit dem Haus Marvin in La Chaux-de-Fonds. Diese neue Konzentration sollte aufgrund des guten Rufs der Marke Marvin und ihres Vertriebsnetzes neue Märkte für MSR eröffnen.
Die Quarzkrise machte jedoch auch vor der Abteilung Phénix nicht halt und brachte sie in ernsthafte finanzielle Schieflage. Sowohl Umstrukturierungspläne als auch umfängliche Personalreduzierungen konnten nicht verhindern, daß sich 1981 die Pforten der Abteilung, des Unternehmens Phénix für immer schlossen.
1984 wird der einstige Haupt-Firmensitz der Phénix in Porrentruy für ein Einkaufszentrum und einen Wohnkomplex dem Erdboden gleichgemacht.
2004 kaufte Pierre Kohler die Markenrechte an der Uhrenmarke „Phénix Watch Co SA“, um eine neue Gesellschaft für die Entwicklung und Herstellung von Uhren in Delémont zu gründen.
Jedoch wurden seither keine neuen Uhrenmodelle mit Namen Phénix am Markt plaziert.
Am 5. Juli 2018 erfolgte vielmehr die wohl endgültige Tilgung des Namens Phénix durch die Umfirmierung der „Phénix Watch Co SA“ in „ARPEGE Consulting SA“ mit neuem Firmensitz in der Rue des Tanneurs 7 in Porrentruy.
Aber wer weiß, vielleicht wird sie eines Tages doch wieder belebt, wie Phönix aus der Asche.
Ich hoffe, der kleine Diskurs in Sachen Phénix hat Euch nicht zu sehr gelangweilt. Auf jeden Fall habt Ihr echte Ausdauer bewiesen, wenn Ihr es bis dahin geschafft habt.
Nun fände ich es natürlich ganz toll, wenn Ihr Eure Uhrenschätze aller Marken aus dem Hause Phénix und alles an möglichen weiteren Informationen zum Unternehmen hier zeigen und beisteuern könntet, sodass eine richtig große Schar an schönen Uhren und weiteren Erkenntnissen hier zusammenkommt.
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