
katzora
Themenstarter
Hallo Uhrforum,
Ich möchte Euch gerne meinen allerneuesten Fang vorstellen – eine Uhr, die gerade erst an die Vorbesteller ausgeliefert und seit Monaten von vielen Borealis-Fans heiß ersehnt wurde …

Borealis aus Portugal und das „Schwester-Label“ Prometheus sind hier im Forum bestens bekannt. Ich selbst besitze u.a. das Sailfish-Modell (ebenfalls ein Blancpain-inspirierter Diver – laut Hersteller teilen sich die Uhren aber keine Baugruppen!) und bin über die famose „Estoril 300“ auf Borealis aufmerksam geworden – beide Mikromarken zeichnen die attraktiven Preise gepaart mit Produktqualität aus.

Kurz ein Trip in die Vergangenheit: Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die französischen Kampfschwimmer auf der Suche nach einer passend robusten Taucheruhr und fanden schließlich in der kleinen Manufaktur Blancpain (passenderweise mit einem tauchbegeisterten Chef) den richtigen Lieferanten. Der Legende nach stand im Plichtenheft neben der obligatorischen Wasserdichtigkeit u.a. hohe Leuchtkraft und eine Drehlünette – heutzutage Diver-Standard, damals aber in der gefragten Qualität höchst innovativ.

Die Geschichtsschreiber streiten sich zwar manchmal noch, aber gemeinhin gilt die „Fifty Fathoms“ getaufte Uhr als Prototyp der modernen Taucheruhr – noch vor Rolex‘ Submariner, die mittlerweile freilich in Sachen Bekanntheitsgrad die Blancpain lange abgehängt hat.

Die Sea Storm ist Borealis‘ Hommage an das Ursprungsdesign der Fifty Fathoms von 1953 – die damals freilich noch wesentlich ‚tooliger‘ daherkam und auf den ersten Blick nur wenig mit dem sehr schicken Hochglanzmodell von heute zu tun hat. Eine Hauptänderung bei Borealis ist freilich die deutlich gesteigerte Wassertiefe von 300 m versus der knappen 100 m in 1953 [50 Fathoms bzw. Faden = ca. 91 m]. Blancpain konnte damals anscheinend aus Patentgründen keine verschraubte Krone nutzen, aber der verschraubte Boden und eine Doppelkronendichtung verhalfen zur der damals soliden Wasserdichtigkeit. Den Schraubboden hat Borealis freilich beibehalten und zum Glück darf heutzutage auch die Krone verschraubt werden. Selbige ist sehr griffig und feinläufig, an der Außenseite mit einem „B“ signiert und auf Hochglanz poliert. Die Schraubrückseite entspricht dem etwas langweiligen Wasserfrauen-Borealis-Standard und verzichtet auf eine aufwendige Prägung à la „Seamaster“.

Ansonsten ist man dem Original ziemlich nahe geblieben – gerade meine Variante ohne Datum und mit ‚Vintage‘-Lume („Old Radium“) sieht der Erstfassung doch extrem ähnlich. Auch damals hatte bspw. das Gehäuse (bzw. die Lünette) einen Durchmesser von 42 mm – damals ungewöhnlich, heute Standard. Auch die lackierten Lume-Indizes auf dem Blatt und unter der Saphirglaslünette entsprechenden dem Vorbild – ebenso die Zeiger in kontrastreichem Weiß. Hier muss ich allerdings zugeben, dass ich mir polierte Alternativen gewünscht hätte – ähnlich wie bei den aktuellen FF-Modellen. Das Weiß ist mir einfach zu langweilig bzw. ‚zu billig‘, aber es ist nun mal ‚historisch korrekt‘. Dafür gefällt mir aber das toll gebürstete Gehäuse mit dem hochglänzenden Kantenschliff – eine absolute Augenweide!
Apropos Augenweide: Laut Borealis glüht hier Lume von RC Tritec – „die stärksten am Markt erhältlichen Mischungen“ (Zitat). Ich kann zumindest bestätigen, dass die Indizes auf dem Blatt sehr hell nachleuchten, die Lünette fällt im Vergleich zwar deutlich ab, strahlt dennoch satt klassisch grün.

Geschützt wird die Uhr von einem doppelt gewölbten Saphir, der innen (leicht bläulich) mit einer AR-Schicht recht effektiv entspiegelt ist. Auch die 120-Klicks-Lünette (kein Spiel, griffig, exakt ausgerichtet) ist mit einem ebenfalls doppelt (?) gewölbtem Saphir ausgestattet

Die Uhr wird von einem einfachen Seiko-Werk (NH35 mit 24 Lagersteinen) angetrieben – generell freilich kein Drama, aber warum Borealis nicht alternativ ein modernes Miyota 9015 bzw. 90S5 gewählt hat (wie bei der Estoril 300), erschließt sich mir nicht. Potenziell war zwar auch das Original kein 4-Hertz-Werk, aber der ruckelige Sekundenzeiger ist heutzutage zumindest für mich einfach nicht mehr die erste Wahl … schon gar nicht die versprochenen Gangwerten von -25s bis zu +35 Sekunden/Tag. In der Praxis läuft das Werk übrigens deutlich besser – genau gemessen habe ich das allerdings nicht, ich bin kein Sekundenfetischist.

Ausgeliefert wird die Uhr an einem Leinen-Leder-Mix-Band (20 mm Anstoßbreite), das gut passt und sich angenehm trägt – leider ist die Schließe ziemlich dünn und unspektakulär (aber immerhin signiert). Vorbesteller bekamen zusätzlich noch ein (aus meine Sicht unpassendes, aber hochwertiges) Gummiband mit wuchtiger Schließe in das braune Borealis-Reise-Etui gelegt. Nett! (Und das häufige Wechseln ist zudem dank durchbohrter Hörner ein Klacks.)

Und das erste Fazit nach ein paar Tragetagen: Wie schon bei der Estoril 300, bin ich auch von der Produktionsqualität der Sea Storm angetan – hier ist vieles auf sehr hohem Niveau. Einzig das besagte Werk und die Schließe finde ich persönlich schade – dafür hätte ich gerne noch ein paar Euro mehr bezahlt. Wer aber auf der Suche nach einer attraktiven Hommage an die erste moderne Taucheruhr ist, hat jetzt eine sehr schöne preiswerte Alternative – zum Vintage-Original und anderen Hommagen wie die Helson Skindiver (noch einen Tick näher am Vorbild) oder eben besagte Sailfish von Prometheus (im Vergleich recht eigenständiger Look). [Wer Interesse hat: Meine Sailfish habe ich ebenfalls hier im Forum vor geraumer Zeit vorgestellt.]

Ich gebe zu, dass ich am Anfang mit der Uhr etwas gefremdelt habe: Grundsätzlich mag ich den Look sehr, aber die weißen Zeiger haben mich zunächst doch arg gestört – erst als ich mich vergewissert habe, dass das auch beim Original so war, habe ich meinen Frieden mit der Sea Storm gemacht. Mag sein, dass das ein bisschen lächerlich ist, aber Uhren sind bei mir eben Bauchsache.

Mit ca. 14mm Bauhöhe und genau 100 g Gewicht hat die Uhr zudem Präsenz am Handgelenk, ohne zu stören – das liegt auch an der angenehm kurzen 48 mm Horn-zu-Horn-Distanz (die Hörner sind zudem sogar noch recht stark nach unten gebogen).
Und wer keine Lust auf ‚Faux Patina‘ hat, kann sich freilich auch für eines der Modelle mit weißer Lume und Zahlen-Indizes entscheiden – dazu gibt es freilich auch das entsprechende historische Vorbild.

Problem bei Interesse ist allerdings, dass Borealis selten Uhren auf Lager hat. Auch die Sea Storm ist aktuell (Juli 2017) in allen Varianten nicht lieferbar und wurde u. U. auch wirklich nur an die Vorbesteller ausgeliefert. Warum die Portugiesen ihre Hits nicht öfters auflegen, ist mir nicht klar … Da hilft nur der Weg über M2M-Angebote hier im Marktplatz oder bei anderen Foren – schade, dass es Borealis einem so schwer macht.
Vielen Dank für Euer Interesse! (Ich hoffe, Ihr habt bei der häufigen Nennung von „Hommage“ keinen Ausschlag bekommen.)
-Frank-
Spezifikationen Borealis Sea Storm 300m Automatic Diver Watch (Version A No Date Old Radium Lume):




Ich möchte Euch gerne meinen allerneuesten Fang vorstellen – eine Uhr, die gerade erst an die Vorbesteller ausgeliefert und seit Monaten von vielen Borealis-Fans heiß ersehnt wurde …


Borealis aus Portugal und das „Schwester-Label“ Prometheus sind hier im Forum bestens bekannt. Ich selbst besitze u.a. das Sailfish-Modell (ebenfalls ein Blancpain-inspirierter Diver – laut Hersteller teilen sich die Uhren aber keine Baugruppen!) und bin über die famose „Estoril 300“ auf Borealis aufmerksam geworden – beide Mikromarken zeichnen die attraktiven Preise gepaart mit Produktqualität aus.

Kurz ein Trip in die Vergangenheit: Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die französischen Kampfschwimmer auf der Suche nach einer passend robusten Taucheruhr und fanden schließlich in der kleinen Manufaktur Blancpain (passenderweise mit einem tauchbegeisterten Chef) den richtigen Lieferanten. Der Legende nach stand im Plichtenheft neben der obligatorischen Wasserdichtigkeit u.a. hohe Leuchtkraft und eine Drehlünette – heutzutage Diver-Standard, damals aber in der gefragten Qualität höchst innovativ.

Die Geschichtsschreiber streiten sich zwar manchmal noch, aber gemeinhin gilt die „Fifty Fathoms“ getaufte Uhr als Prototyp der modernen Taucheruhr – noch vor Rolex‘ Submariner, die mittlerweile freilich in Sachen Bekanntheitsgrad die Blancpain lange abgehängt hat.

Die Sea Storm ist Borealis‘ Hommage an das Ursprungsdesign der Fifty Fathoms von 1953 – die damals freilich noch wesentlich ‚tooliger‘ daherkam und auf den ersten Blick nur wenig mit dem sehr schicken Hochglanzmodell von heute zu tun hat. Eine Hauptänderung bei Borealis ist freilich die deutlich gesteigerte Wassertiefe von 300 m versus der knappen 100 m in 1953 [50 Fathoms bzw. Faden = ca. 91 m]. Blancpain konnte damals anscheinend aus Patentgründen keine verschraubte Krone nutzen, aber der verschraubte Boden und eine Doppelkronendichtung verhalfen zur der damals soliden Wasserdichtigkeit. Den Schraubboden hat Borealis freilich beibehalten und zum Glück darf heutzutage auch die Krone verschraubt werden. Selbige ist sehr griffig und feinläufig, an der Außenseite mit einem „B“ signiert und auf Hochglanz poliert. Die Schraubrückseite entspricht dem etwas langweiligen Wasserfrauen-Borealis-Standard und verzichtet auf eine aufwendige Prägung à la „Seamaster“.

Ansonsten ist man dem Original ziemlich nahe geblieben – gerade meine Variante ohne Datum und mit ‚Vintage‘-Lume („Old Radium“) sieht der Erstfassung doch extrem ähnlich. Auch damals hatte bspw. das Gehäuse (bzw. die Lünette) einen Durchmesser von 42 mm – damals ungewöhnlich, heute Standard. Auch die lackierten Lume-Indizes auf dem Blatt und unter der Saphirglaslünette entsprechenden dem Vorbild – ebenso die Zeiger in kontrastreichem Weiß. Hier muss ich allerdings zugeben, dass ich mir polierte Alternativen gewünscht hätte – ähnlich wie bei den aktuellen FF-Modellen. Das Weiß ist mir einfach zu langweilig bzw. ‚zu billig‘, aber es ist nun mal ‚historisch korrekt‘. Dafür gefällt mir aber das toll gebürstete Gehäuse mit dem hochglänzenden Kantenschliff – eine absolute Augenweide!
Apropos Augenweide: Laut Borealis glüht hier Lume von RC Tritec – „die stärksten am Markt erhältlichen Mischungen“ (Zitat). Ich kann zumindest bestätigen, dass die Indizes auf dem Blatt sehr hell nachleuchten, die Lünette fällt im Vergleich zwar deutlich ab, strahlt dennoch satt klassisch grün.

Geschützt wird die Uhr von einem doppelt gewölbten Saphir, der innen (leicht bläulich) mit einer AR-Schicht recht effektiv entspiegelt ist. Auch die 120-Klicks-Lünette (kein Spiel, griffig, exakt ausgerichtet) ist mit einem ebenfalls doppelt (?) gewölbtem Saphir ausgestattet

Die Uhr wird von einem einfachen Seiko-Werk (NH35 mit 24 Lagersteinen) angetrieben – generell freilich kein Drama, aber warum Borealis nicht alternativ ein modernes Miyota 9015 bzw. 90S5 gewählt hat (wie bei der Estoril 300), erschließt sich mir nicht. Potenziell war zwar auch das Original kein 4-Hertz-Werk, aber der ruckelige Sekundenzeiger ist heutzutage zumindest für mich einfach nicht mehr die erste Wahl … schon gar nicht die versprochenen Gangwerten von -25s bis zu +35 Sekunden/Tag. In der Praxis läuft das Werk übrigens deutlich besser – genau gemessen habe ich das allerdings nicht, ich bin kein Sekundenfetischist.


Ausgeliefert wird die Uhr an einem Leinen-Leder-Mix-Band (20 mm Anstoßbreite), das gut passt und sich angenehm trägt – leider ist die Schließe ziemlich dünn und unspektakulär (aber immerhin signiert). Vorbesteller bekamen zusätzlich noch ein (aus meine Sicht unpassendes, aber hochwertiges) Gummiband mit wuchtiger Schließe in das braune Borealis-Reise-Etui gelegt. Nett! (Und das häufige Wechseln ist zudem dank durchbohrter Hörner ein Klacks.)

Und das erste Fazit nach ein paar Tragetagen: Wie schon bei der Estoril 300, bin ich auch von der Produktionsqualität der Sea Storm angetan – hier ist vieles auf sehr hohem Niveau. Einzig das besagte Werk und die Schließe finde ich persönlich schade – dafür hätte ich gerne noch ein paar Euro mehr bezahlt. Wer aber auf der Suche nach einer attraktiven Hommage an die erste moderne Taucheruhr ist, hat jetzt eine sehr schöne preiswerte Alternative – zum Vintage-Original und anderen Hommagen wie die Helson Skindiver (noch einen Tick näher am Vorbild) oder eben besagte Sailfish von Prometheus (im Vergleich recht eigenständiger Look). [Wer Interesse hat: Meine Sailfish habe ich ebenfalls hier im Forum vor geraumer Zeit vorgestellt.]

Ich gebe zu, dass ich am Anfang mit der Uhr etwas gefremdelt habe: Grundsätzlich mag ich den Look sehr, aber die weißen Zeiger haben mich zunächst doch arg gestört – erst als ich mich vergewissert habe, dass das auch beim Original so war, habe ich meinen Frieden mit der Sea Storm gemacht. Mag sein, dass das ein bisschen lächerlich ist, aber Uhren sind bei mir eben Bauchsache.


Mit ca. 14mm Bauhöhe und genau 100 g Gewicht hat die Uhr zudem Präsenz am Handgelenk, ohne zu stören – das liegt auch an der angenehm kurzen 48 mm Horn-zu-Horn-Distanz (die Hörner sind zudem sogar noch recht stark nach unten gebogen).
Und wer keine Lust auf ‚Faux Patina‘ hat, kann sich freilich auch für eines der Modelle mit weißer Lume und Zahlen-Indizes entscheiden – dazu gibt es freilich auch das entsprechende historische Vorbild.

Problem bei Interesse ist allerdings, dass Borealis selten Uhren auf Lager hat. Auch die Sea Storm ist aktuell (Juli 2017) in allen Varianten nicht lieferbar und wurde u. U. auch wirklich nur an die Vorbesteller ausgeliefert. Warum die Portugiesen ihre Hits nicht öfters auflegen, ist mir nicht klar … Da hilft nur der Weg über M2M-Angebote hier im Marktplatz oder bei anderen Foren – schade, dass es Borealis einem so schwer macht.
Vielen Dank für Euer Interesse! (Ich hoffe, Ihr habt bei der häufigen Nennung von „Hommage“ keinen Ausschlag bekommen.)

-Frank-

Spezifikationen Borealis Sea Storm 300m Automatic Diver Watch (Version A No Date Old Radium Lume):
[*]Gehäuse: 41,50 mm x 48,50 mm, aus 316L-Edelstahl, verschraubter Boden und Krone, 14,5 mm Höhe, 300 m Wasserdichtigkeit
[*]Lünette: 120 Klicks, Saphirglas (doppelt gewölbt, Old Radium-Lume)
[*]Glas: Doppelt gewölbter Saphir mit dezent bläulicher AR-Beschichtung (innen)
[*]Werk: Seiko NH35 Automatic Movement (24 Steine, 21600 bph)
[*]Band: Leder-Tuch-Mix (20 mm Anstoßbreite, durchbohrte Hörner)



