
Robert71
Themenstarter
- Dabei seit
- 23.12.2008
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- 44
Hallo zusammen,
launiger Titel des Postings, oder?
Warum?
Wie so häufig in Foren habe ich das Gefühl, nachdem ich viel dadurch gelernt habe, dass ich etwas zurückgeben möchte. Ich habe mich durch das Forum – meist durch lesen – dazu entschlossen eine Omega Seamaster Professional Planet Ocean mit der Referenz 290x.51.82 zu kaufen. Diese habe ich mittlerweile, habe mich aber bis jetzt damit zurückgehalten, noch eine Uhrenvorstellung hier über diese Uhr zu posten.
Das Schlimme an der Planet Ocean ist ja, das sie in zwei Größen erhältlich ist. Damit steht man vor der berühmten Qual der Wahl und muss sich genau Überlegen, was man will. Und – so zumindest meine Erfahrung – auch hinterher überlegt man weiter, ob man nun genau das Richtige getan hat.
Ich habe mich daher entschlossen, eine Zusammenfassung zu schrieben. Wie im Titel des Posting schon steht, kann das aber nur eine Hilfe oder eine Führung sein. Die Entscheidung muss jeder selbst treffen. Aus dem Grund befindet sich in diesem Posting weiter oben auch ein „x“. Wer die Referenzbezeichnung von Omega etwas kennt, weiß warum.
Fangen wir mal an:
Es gibt die PO Dreizeiger per Stand heute in 41 Ausführungen auf der Homepage von Omega zu bestaunen. Da ist alles Mögliche mit drin. Groß, klein, ganz klein, alt (2500er), neu (8500er), Stahlbänder, Rotgold,… . Die Frage, die man sich aber irgendwann stellen muss, ist die Frage nach der Größe. Abgesehen von dem kleineren Damenmodell, gibt es die PO in 42 und 45,5 mm. Das Dilemma fängt schon an, wenn man sich 3,5 mm Differenz versucht vorzustellen. Ich schaue mir gerade auf einem Lineal nochmal 3,5 mm an und muss feststellen, dass ich denken würde, dass ich niemals einen Unterschied der beiden Uhrengrößen im Leben feststellen würde. Auch wenn man es in Prozente umrechnet, so sind es nur 8,3% mehr Durchmesser großen Variante. Spielt es also gar keine Rolle, welche Größe man sich kauft? Oh, doch! Was auf dem Papier völlig unMAßgeblich (hahaha, Wortspiel) wirkt, macht im direkten Vergleich der Uhren eine völlig andere Erscheinung aus. Der Charakter ändert sich von „Diver“ zu „DIVER!“ (zum Glück aber nicht zu "DIVER!!!einself, ALTER!!!").
Wie kann man sich denn nun seiner Wunschgröße annähern?
Alt und neu - die Proportionen:
Es ist natürlich auch wichtig, wie sich die Uhr in den Proportionen schlägt. Dabei ist es wichtig, dass man berücksichtigt, dass sich die Höhe der Uhr mit dem neuen Manufakturwerk 8500 deutlich erhöht hat. Die Planet Oceans der letzten Baureihe, also mit 2500er Werk, haben den Meßschieber 14,3 mm aufgerissen. Die neue verlangt weitere 1,4 mm - also 15,7 mm. Das ist ein Höhenwachstum von rund 10%. Da die Höhe der großen und der normalen Version jeweils identisch sind, ändert sich natürlich auch die Proportion der Uhr. Man findet im Internet (ganz hinten) Beiträge, die schon beim alten Model meinten, dass die Proportionen bei der großen Version stimmiger sind - was die wohl zu dem neune Modell sagen würden. Mal wieder eine sichere Annahme: Mit steigender Höhe der Uhr sollte sich auch der Durchmesser vergrößern, damit die Uhr ein gefälliges Gesamterscheinungsbild aufweist.
Gewicht:
Mehr Durchmesser - mehr Gewicht. Soweit, so klar. Ein Sache, die man beim fünf-minütigem Probetragen beim Konzi nicht merken wird ist, wie sich die Uhr über Stunden am Arm trägt. Wegen der ganzen unterschiedlichen Modelle und der fehlenden offizellen Auslobung des jeweiligen Gewichts von seiten Omega, kann ich hier jetzt keine umfassende Auswertung liefern. Bei der neuen Version (an Stahl) dürfte es sich um ein zusätzliches Gewicht von ca. 30g handeln. Da die Datenlage hier nicht ganz klar ist: ca. 200g für die normale und ca. 230g für die große Version, was einem Plus von 15% entspricht. Es gibt einige Aussagen in Foren, dass Träger mit den zusätzlichen 30g nicht klargekommen sind. Hier gehört wohl zu besseren Einschätzung etwas persönliche Erfahrung dazu, ob man sich an schweren Uhren stört. Die sichere Annahme daraus: Neulinge, die bis jetzt keine Uhr getragen haben (eine Swatch zählt hier mit 30g ausnahmsweise mal als "keine Uhr") und die Planet Ocean als Entry-Uhr nehmen wollen, sind mit der normalen Version auf der sichereren Seite. Und falls es doch die große Version werden soll, dann kann mit dem Kunststoffband reichlich an Gewicht gespart werden.
Armband:
Der letzte Satz des letzten Abschnitts bringt mich dann auch zu einem entscheidenden Punkt einer Uhr: Das ist das Armband. Ein Armband beeinflusst die Erscheinung einer Uhr sehr stark. Man könnte sagen, dass das Armband für eine Uhr das ist, was für das Auto die Felgen sind, nämlich ein entscheidendes Gestaltungsmittel. Wir haben die Zeiten der fetten Spoiler am Auto ja weitestgehend hinter uns gelassen. Aber wenn drauf achtet, dann erkennt man, dass Felgen den Charakter eines Autos extrem stark verändern können. Dazu braucht es keinen Porsche, den es ohnehin nicht auf Stahlfelgen gibt, sondern es reicht ein normales Alltagsauto, z.B. ein Golf. Am besten jetzt einen in der Nachbarschaft mit Alufelgen anschauen und dann warten, bis es Winter wird. Die meisten Menschen meinen ja, das Winterreifen auf schwarzen Stahlfelgen völlig ausreichend sind, während Sommerreifen auf Alufelgen zu sein haben. Nun, gut, wer meint, dass er sein Auto für 4-6 Monate im Jahr verschandeln will: Bitteschön, eure Sache. Wie gesagt, dass Armband beeinflusst das Erscheinungsbild in einem ähnlichen Maße. Um er ganz klar zu sagen: Die meisten stehen auf Stahlbänder. Ich habe - soviel sei verraten und ist ja auch an der o.g. Referenz zu erkennen - eine mit Kautschukband gekauft, weil ich das Gefühl von Stahl am Arm überhaupt nicht mag.
Nun geht es hier aber nicht um Alufelgen und auch nicht um meinen persönlichen Geschmak. Den versuche ich weitestgehend hier rauszuhalten. Es geht um die Größe der Planet Ocean. Und die wird nach meinen Beobachtungen (beim Konzi) durch das Band optisch beeinflusst. Die Stahlbänder lassen die Uhr größer wirken als das dunkelfarbige Kautschukbank. Mit einem Stahlband kann man die 42er also optisch etwas vergrößern und mit einem Kautschukband die 45er etwas verkleinern, falls man sich zwischen den Größen nicht entscheiden kann.
Handgelenk:
Oftmals wird hier im Uhrenforum der Umfang des Handgelenks als Orientierung für die richtige Uhrengröße gewählt. Sätze wie: „Diese Uhr ist mir zu groß, ich habe nur 17,5 cm Umfang“ oder umgekehrt: „Wirkt mir zu klein an meinem Handgelenk mit 17,5 cm Umfang“ liest man häufig. Das funktioniert eben deswegen nur bedingt, weil auch ein Handgelenk nicht dem anderen gleicht. Der Querschnitt durch den Unterarm ist bei einigen Menschen eher rund, bei anderen eher oval. Daher wird der Handgelenksumfang niemals eine alleinige Aussagedominanz über die richtige Uhrengröße haben.
Sichere Annahme: Ein sehr schmales Handgelenk sollte dazu passend mit der kleinen Variante der PO bestückt werden
Ganzer Arm:
Hier wird es interessant. Denn nimmt man Armlänge und die Muskelmenge (besonders im Oberarm) mit in die Betrachtung, kann sich je nach Uhr und Träger ein ganz anderes Bild ergeben, als der vorhergehende Punkt glauben machen wollte.
Sichere Annahme: Jemand, der regelmäßig und erfolgreich Krafttraining macht, wäre vermutlich mit der großen Variante besser bedient.
Hand:
Nicht zu vergessen: Die Hände. Da die Uhr zwischen Arm und Hand weilt, sollte auch die Beschaffenheit der letzteren in Betracht gezogen werden. Da man kurze Finger mit einer kompakten Uhr noch mehr zur Geltung bringt, gibt es auch hier eine sichere Annahme: Hände mit langen Fingern sollten den Blick eher Richtung 42er lenken.
Körper:
Wenn der Arm nicht so wirkt, als würde er zu Körper passen (populärstes Beispiel: Popeye), muss man diesen natürlich auch in die Betrachtung ziehen. Um dieses Posting aber nicht in unendliche auszudehnen, gehe ich darauf nicht weiter ein.
Zeitgeist:
Hier im Forum (und auch in anderen Publikationen) liest man des Öfteren, dass sich alle darüber im Klaren sind, dass die Uhren heute größer sind als vor 30 Jahren. Einige versteigen sich immer wieder darin, dies als Trend zu bezeichnen, der sich „bald auch wieder umkehren wird“. Dies ist nach meiner Auffassung falsch. Wenn ich mir einige Vintagemodelle normaler Herrenuhren (also keine Diver) mal ansehe, dann würde ich als Hausnummer mal annehmen, dass die Uhren in den letzten 40 Jahren um 5-7 mm im Schnitt größer geworden sind. Das entspricht im Durchschnitt ca. 17%. Holt man jetzt mal doch etwas weiter aus und bedenkt, dass Männer in diesem Zeitraum um 4,8 cm größer geworden (was bei meiner spontanen Internetrecherche rund 3% Größenwachstum im weltweiten Durchschnitt ergeben dürfte). Obwohl diese Zahlen mit Sicherheit nicht auf die – nicht vorhandene – Nachkommastelle stimmen, kann man daraus einen Trend ableiten. Uhrendurchmesser und Körpergröße steigen an. Die Uhren sind aber deutlich stärker gewachsen, als die Menschen. Mich führt das zu der Annahme, dass also kein körpergrößenkompensierender Sprung in der nächsten Zeit zu erwarten ist. Damit will ich sagen, dass die Uhren nicht unbedingt größer werden müssen um den Menschen wieder einzuholen.
Die zweite Zeitgeistkomponente ist geprägt durch das empfinden, was eine große und was ein kleine Uhr ist. Hier ist meine repräsentative Stichprobe exakt N=1, nämlich ich selber. Ein Blick in die Auslagen von Juwelieren bestätigt mich in der Auffassung, dass Uhren mit einem Durchmesser von weniger als 39 mm eigentlich eher ein Nischenprodukt zu sein/werden scheinen. Gerade im Bereich der Modemarken kann es gar nicht groß genug sein und auch der Klassiker der Jugend, die Swatchuhr, wurde diesem Trend angepasst, ohne dass sich die Homepage auf Anhieb über die genaue Größe auslassen würde. Und weil dieser Trend schon so lange dauert, ist auch nicht davon auszugehen, dass er sich von heute auf morgen wieder verabschiedet. Wenn überhaupt, dann langsam. Schaut man auf die Handaufzugmodelle der 60er Jahre, dann sind Größen um die 36 mm normal gewesen. Heute muss man lange suchen, um ein neues Modell in dieser Größe zu bekommen. Daher stimme ich – wie oben schon erwähnt – mit der Hypothese, dass sich der Trend wieder umkehren wird, auch nicht überein. Das vor allem, weil ich glaube, dass es hier nicht einen, sondern zwei Trends gibt. Nämlich einen lang- und einen kurzfristigen. Der langfristige Trend hat dafür gesorgt, dass eine Herrenuhr schon um die 40 mm haben darf und der kurzfristige Trend hat uns das beschert, was man bei so alteingesessenen Uhrenmanufakturen wie „Armani“ oder „Calvin Klein“ beobachten kann: Die Größe in Richtung 50 mm zu treiben. Hier wird es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis die Konsumenten sich dafür nicht mehr begeistern können. Ich schätze, dass die Größe für ernsthafte Herrenuhren langfristig zwischen 40 – 45 mm liegen wird. In diesem Bereich liegen bei PO und man braucht sich nicht darüber Gedanken zu machen, ob die 42er oder die 45er demnächst mal außer Mode sein werden. Das ist für mich ebenfalls eine sichere Annahme.
Das Erbe
Gerne auch inflationär als Heritage bezeichnet, ist es für Uhrenkenner ein entscheidender Faktor. Wo kommt die Uhr her und was wurde damit veranstaltet. Dies nimmt ja teilweise groteske Züge wie im Fall von Tag Heuer an. Da wurde also 1971 der Film Le Mans veröffentlicht in der – so sagt man – Steve McQueen eine Monaco getragen hat, damals allerdings noch ohne "Tag". Die Bilder aus diesem Film werden nach über 40 Jahren noch heute in den 2012 Prospekten verwendet und das mit gefühlt relativ hohem Stolz. Man stelle sich vor: 1969, also zwei Jahre früher, ist der Film „Die Lümmel von der ersten Bank – Pepe, der Paukerschreck“ mit Harald Juhnke erschienen. In diesem Film läuft Harald, der den Oberstudienrat Dr. Blaumeier spielt, wie zufällig an einer Waschmaschine von Miele vorbei. Und? Nimmt Miele noch die Stills aus diesem Film? Nein, denn man hat mittlerweile mehr zu erzählen. Technik ist eben vorangeschritten und daher dürften bei Miele Dinge wie Wasserverbrauch, Anzahl der Funktionen oder Komfortfeatures im Vordergrund stehen. Es würde sich auch kein Waschmaschinenkäufer davon beeindrucken lassen, dass seine Marke 1969 mal in einem Film aufgetaucht ist. Bei Uhren klappt das aber sehr gut. Warum ich glaube, dass das so ist, dazu könnte ich mich in einem anderen Posting mal auslassen. Fakt bleibt, das Marken- und Produkterbe spielt bei Uhren eine große Rolle. Es wird ja auch gerne leidenschaftlich darüber debattiert, ob die Mutter aller Drehring-Taucher nun bei Blancpain oder Rolex entstanden ist. Anfang der 1950er Jahre kam zumindest die Blancpain Fifty Fathoms auf den Markt. Diese hatte 42 mm Durchmesser und muss damals als Ungetüm gewirkt haben. Das hat den Hersteller aber nicht davon abgehalten, die Uhr über die Jahre bis heute auf 45 mm anwachsen zu lassen. Rolex war mit seiner Submariner ebenfalls in diesem Zeitraum, aber immer etwas kleiner gestartet - aus 36 mm wurde im Laufe der Zeit 40 mm. Somit markieren die bekanntesten Vertreter ihrer Bauart also auch den Bereich zwischen 40 und 45 mm.
Der aktuelle Markt:
Die Baselworld hat 2012 ja einige interessante neue Diver hervorgebracht. Da wären zu nennen:
Tudor Heritage Black Bay: 41,0 mm
Tudor Pelagos: 42,0 mm
Jaeger-LeCoultre Deep Sea Vintage Chronograph: 40,5 mm (ja, ein Chrono, ich weiß)
Schon etwas länger dabei:
Omega Seamaster: 41,0 mm
Rolex GMT-Master II: 40,0 mm
Rolex Deepsea: 44,0 mm
Breitling Super Ocean: 42,0 und 44,0 mm
Breitling Super Ocean: Heritage 42,0 und 46,0 mm
Und nun?
Mir war es wichtig, die Aspekte mitzuteilen, die für mich eine große Rolle bei der Entscheidung zu meiner Wunschgröße geführt haben.
Ich habe mich auch nach dem Kauf noch mehrmals (zum Leidwesen meiner Freundin auch mit ihr) in Uhrenläden aufgehalten und immer nochmal die andere Größe angelegt, bin jetzt aber zu dem Entschluss gekommen, aufgrund des ersten Eindrucks doch die richtige genommen zu haben. Damit das möglichst vielen von euch auch so geht, habe ich mich hingesetzt und diesen Text geschrieben.
Viele Grüße
Robert
PS: Wer mag, kann ja mal raten, welche es bei mir geworden ist. 195 cm, 18,5 cm, 97 kg.
Noch zwei Tage vor dem Bestelltermin am 28.03. war ich unschlüssig.
PPS: Unbekannterweise möchte ich Roger Ruegger für seine Seite :: DIVE (into) WATCHES - an in-depth resource on dive watches by Roger Ruegger danken. Seine Texte sind alle lesenswert.
launiger Titel des Postings, oder?
Warum?
Wie so häufig in Foren habe ich das Gefühl, nachdem ich viel dadurch gelernt habe, dass ich etwas zurückgeben möchte. Ich habe mich durch das Forum – meist durch lesen – dazu entschlossen eine Omega Seamaster Professional Planet Ocean mit der Referenz 290x.51.82 zu kaufen. Diese habe ich mittlerweile, habe mich aber bis jetzt damit zurückgehalten, noch eine Uhrenvorstellung hier über diese Uhr zu posten.
Das Schlimme an der Planet Ocean ist ja, das sie in zwei Größen erhältlich ist. Damit steht man vor der berühmten Qual der Wahl und muss sich genau Überlegen, was man will. Und – so zumindest meine Erfahrung – auch hinterher überlegt man weiter, ob man nun genau das Richtige getan hat.
Ich habe mich daher entschlossen, eine Zusammenfassung zu schrieben. Wie im Titel des Posting schon steht, kann das aber nur eine Hilfe oder eine Führung sein. Die Entscheidung muss jeder selbst treffen. Aus dem Grund befindet sich in diesem Posting weiter oben auch ein „x“. Wer die Referenzbezeichnung von Omega etwas kennt, weiß warum.
Fangen wir mal an:
Es gibt die PO Dreizeiger per Stand heute in 41 Ausführungen auf der Homepage von Omega zu bestaunen. Da ist alles Mögliche mit drin. Groß, klein, ganz klein, alt (2500er), neu (8500er), Stahlbänder, Rotgold,… . Die Frage, die man sich aber irgendwann stellen muss, ist die Frage nach der Größe. Abgesehen von dem kleineren Damenmodell, gibt es die PO in 42 und 45,5 mm. Das Dilemma fängt schon an, wenn man sich 3,5 mm Differenz versucht vorzustellen. Ich schaue mir gerade auf einem Lineal nochmal 3,5 mm an und muss feststellen, dass ich denken würde, dass ich niemals einen Unterschied der beiden Uhrengrößen im Leben feststellen würde. Auch wenn man es in Prozente umrechnet, so sind es nur 8,3% mehr Durchmesser großen Variante. Spielt es also gar keine Rolle, welche Größe man sich kauft? Oh, doch! Was auf dem Papier völlig unMAßgeblich (hahaha, Wortspiel) wirkt, macht im direkten Vergleich der Uhren eine völlig andere Erscheinung aus. Der Charakter ändert sich von „Diver“ zu „DIVER!“ (zum Glück aber nicht zu "DIVER!!!einself, ALTER!!!").
Wie kann man sich denn nun seiner Wunschgröße annähern?
Alt und neu - die Proportionen:
Es ist natürlich auch wichtig, wie sich die Uhr in den Proportionen schlägt. Dabei ist es wichtig, dass man berücksichtigt, dass sich die Höhe der Uhr mit dem neuen Manufakturwerk 8500 deutlich erhöht hat. Die Planet Oceans der letzten Baureihe, also mit 2500er Werk, haben den Meßschieber 14,3 mm aufgerissen. Die neue verlangt weitere 1,4 mm - also 15,7 mm. Das ist ein Höhenwachstum von rund 10%. Da die Höhe der großen und der normalen Version jeweils identisch sind, ändert sich natürlich auch die Proportion der Uhr. Man findet im Internet (ganz hinten) Beiträge, die schon beim alten Model meinten, dass die Proportionen bei der großen Version stimmiger sind - was die wohl zu dem neune Modell sagen würden. Mal wieder eine sichere Annahme: Mit steigender Höhe der Uhr sollte sich auch der Durchmesser vergrößern, damit die Uhr ein gefälliges Gesamterscheinungsbild aufweist.
Gewicht:
Mehr Durchmesser - mehr Gewicht. Soweit, so klar. Ein Sache, die man beim fünf-minütigem Probetragen beim Konzi nicht merken wird ist, wie sich die Uhr über Stunden am Arm trägt. Wegen der ganzen unterschiedlichen Modelle und der fehlenden offizellen Auslobung des jeweiligen Gewichts von seiten Omega, kann ich hier jetzt keine umfassende Auswertung liefern. Bei der neuen Version (an Stahl) dürfte es sich um ein zusätzliches Gewicht von ca. 30g handeln. Da die Datenlage hier nicht ganz klar ist: ca. 200g für die normale und ca. 230g für die große Version, was einem Plus von 15% entspricht. Es gibt einige Aussagen in Foren, dass Träger mit den zusätzlichen 30g nicht klargekommen sind. Hier gehört wohl zu besseren Einschätzung etwas persönliche Erfahrung dazu, ob man sich an schweren Uhren stört. Die sichere Annahme daraus: Neulinge, die bis jetzt keine Uhr getragen haben (eine Swatch zählt hier mit 30g ausnahmsweise mal als "keine Uhr") und die Planet Ocean als Entry-Uhr nehmen wollen, sind mit der normalen Version auf der sichereren Seite. Und falls es doch die große Version werden soll, dann kann mit dem Kunststoffband reichlich an Gewicht gespart werden.
Armband:
Der letzte Satz des letzten Abschnitts bringt mich dann auch zu einem entscheidenden Punkt einer Uhr: Das ist das Armband. Ein Armband beeinflusst die Erscheinung einer Uhr sehr stark. Man könnte sagen, dass das Armband für eine Uhr das ist, was für das Auto die Felgen sind, nämlich ein entscheidendes Gestaltungsmittel. Wir haben die Zeiten der fetten Spoiler am Auto ja weitestgehend hinter uns gelassen. Aber wenn drauf achtet, dann erkennt man, dass Felgen den Charakter eines Autos extrem stark verändern können. Dazu braucht es keinen Porsche, den es ohnehin nicht auf Stahlfelgen gibt, sondern es reicht ein normales Alltagsauto, z.B. ein Golf. Am besten jetzt einen in der Nachbarschaft mit Alufelgen anschauen und dann warten, bis es Winter wird. Die meisten Menschen meinen ja, das Winterreifen auf schwarzen Stahlfelgen völlig ausreichend sind, während Sommerreifen auf Alufelgen zu sein haben. Nun, gut, wer meint, dass er sein Auto für 4-6 Monate im Jahr verschandeln will: Bitteschön, eure Sache. Wie gesagt, dass Armband beeinflusst das Erscheinungsbild in einem ähnlichen Maße. Um er ganz klar zu sagen: Die meisten stehen auf Stahlbänder. Ich habe - soviel sei verraten und ist ja auch an der o.g. Referenz zu erkennen - eine mit Kautschukband gekauft, weil ich das Gefühl von Stahl am Arm überhaupt nicht mag.
Nun geht es hier aber nicht um Alufelgen und auch nicht um meinen persönlichen Geschmak. Den versuche ich weitestgehend hier rauszuhalten. Es geht um die Größe der Planet Ocean. Und die wird nach meinen Beobachtungen (beim Konzi) durch das Band optisch beeinflusst. Die Stahlbänder lassen die Uhr größer wirken als das dunkelfarbige Kautschukbank. Mit einem Stahlband kann man die 42er also optisch etwas vergrößern und mit einem Kautschukband die 45er etwas verkleinern, falls man sich zwischen den Größen nicht entscheiden kann.
Handgelenk:
Oftmals wird hier im Uhrenforum der Umfang des Handgelenks als Orientierung für die richtige Uhrengröße gewählt. Sätze wie: „Diese Uhr ist mir zu groß, ich habe nur 17,5 cm Umfang“ oder umgekehrt: „Wirkt mir zu klein an meinem Handgelenk mit 17,5 cm Umfang“ liest man häufig. Das funktioniert eben deswegen nur bedingt, weil auch ein Handgelenk nicht dem anderen gleicht. Der Querschnitt durch den Unterarm ist bei einigen Menschen eher rund, bei anderen eher oval. Daher wird der Handgelenksumfang niemals eine alleinige Aussagedominanz über die richtige Uhrengröße haben.
Sichere Annahme: Ein sehr schmales Handgelenk sollte dazu passend mit der kleinen Variante der PO bestückt werden
Ganzer Arm:
Hier wird es interessant. Denn nimmt man Armlänge und die Muskelmenge (besonders im Oberarm) mit in die Betrachtung, kann sich je nach Uhr und Träger ein ganz anderes Bild ergeben, als der vorhergehende Punkt glauben machen wollte.
Sichere Annahme: Jemand, der regelmäßig und erfolgreich Krafttraining macht, wäre vermutlich mit der großen Variante besser bedient.
Hand:
Nicht zu vergessen: Die Hände. Da die Uhr zwischen Arm und Hand weilt, sollte auch die Beschaffenheit der letzteren in Betracht gezogen werden. Da man kurze Finger mit einer kompakten Uhr noch mehr zur Geltung bringt, gibt es auch hier eine sichere Annahme: Hände mit langen Fingern sollten den Blick eher Richtung 42er lenken.
Körper:
Wenn der Arm nicht so wirkt, als würde er zu Körper passen (populärstes Beispiel: Popeye), muss man diesen natürlich auch in die Betrachtung ziehen. Um dieses Posting aber nicht in unendliche auszudehnen, gehe ich darauf nicht weiter ein.
Zeitgeist:
Hier im Forum (und auch in anderen Publikationen) liest man des Öfteren, dass sich alle darüber im Klaren sind, dass die Uhren heute größer sind als vor 30 Jahren. Einige versteigen sich immer wieder darin, dies als Trend zu bezeichnen, der sich „bald auch wieder umkehren wird“. Dies ist nach meiner Auffassung falsch. Wenn ich mir einige Vintagemodelle normaler Herrenuhren (also keine Diver) mal ansehe, dann würde ich als Hausnummer mal annehmen, dass die Uhren in den letzten 40 Jahren um 5-7 mm im Schnitt größer geworden sind. Das entspricht im Durchschnitt ca. 17%. Holt man jetzt mal doch etwas weiter aus und bedenkt, dass Männer in diesem Zeitraum um 4,8 cm größer geworden (was bei meiner spontanen Internetrecherche rund 3% Größenwachstum im weltweiten Durchschnitt ergeben dürfte). Obwohl diese Zahlen mit Sicherheit nicht auf die – nicht vorhandene – Nachkommastelle stimmen, kann man daraus einen Trend ableiten. Uhrendurchmesser und Körpergröße steigen an. Die Uhren sind aber deutlich stärker gewachsen, als die Menschen. Mich führt das zu der Annahme, dass also kein körpergrößenkompensierender Sprung in der nächsten Zeit zu erwarten ist. Damit will ich sagen, dass die Uhren nicht unbedingt größer werden müssen um den Menschen wieder einzuholen.
Die zweite Zeitgeistkomponente ist geprägt durch das empfinden, was eine große und was ein kleine Uhr ist. Hier ist meine repräsentative Stichprobe exakt N=1, nämlich ich selber. Ein Blick in die Auslagen von Juwelieren bestätigt mich in der Auffassung, dass Uhren mit einem Durchmesser von weniger als 39 mm eigentlich eher ein Nischenprodukt zu sein/werden scheinen. Gerade im Bereich der Modemarken kann es gar nicht groß genug sein und auch der Klassiker der Jugend, die Swatchuhr, wurde diesem Trend angepasst, ohne dass sich die Homepage auf Anhieb über die genaue Größe auslassen würde. Und weil dieser Trend schon so lange dauert, ist auch nicht davon auszugehen, dass er sich von heute auf morgen wieder verabschiedet. Wenn überhaupt, dann langsam. Schaut man auf die Handaufzugmodelle der 60er Jahre, dann sind Größen um die 36 mm normal gewesen. Heute muss man lange suchen, um ein neues Modell in dieser Größe zu bekommen. Daher stimme ich – wie oben schon erwähnt – mit der Hypothese, dass sich der Trend wieder umkehren wird, auch nicht überein. Das vor allem, weil ich glaube, dass es hier nicht einen, sondern zwei Trends gibt. Nämlich einen lang- und einen kurzfristigen. Der langfristige Trend hat dafür gesorgt, dass eine Herrenuhr schon um die 40 mm haben darf und der kurzfristige Trend hat uns das beschert, was man bei so alteingesessenen Uhrenmanufakturen wie „Armani“ oder „Calvin Klein“ beobachten kann: Die Größe in Richtung 50 mm zu treiben. Hier wird es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis die Konsumenten sich dafür nicht mehr begeistern können. Ich schätze, dass die Größe für ernsthafte Herrenuhren langfristig zwischen 40 – 45 mm liegen wird. In diesem Bereich liegen bei PO und man braucht sich nicht darüber Gedanken zu machen, ob die 42er oder die 45er demnächst mal außer Mode sein werden. Das ist für mich ebenfalls eine sichere Annahme.
Das Erbe
Gerne auch inflationär als Heritage bezeichnet, ist es für Uhrenkenner ein entscheidender Faktor. Wo kommt die Uhr her und was wurde damit veranstaltet. Dies nimmt ja teilweise groteske Züge wie im Fall von Tag Heuer an. Da wurde also 1971 der Film Le Mans veröffentlicht in der – so sagt man – Steve McQueen eine Monaco getragen hat, damals allerdings noch ohne "Tag". Die Bilder aus diesem Film werden nach über 40 Jahren noch heute in den 2012 Prospekten verwendet und das mit gefühlt relativ hohem Stolz. Man stelle sich vor: 1969, also zwei Jahre früher, ist der Film „Die Lümmel von der ersten Bank – Pepe, der Paukerschreck“ mit Harald Juhnke erschienen. In diesem Film läuft Harald, der den Oberstudienrat Dr. Blaumeier spielt, wie zufällig an einer Waschmaschine von Miele vorbei. Und? Nimmt Miele noch die Stills aus diesem Film? Nein, denn man hat mittlerweile mehr zu erzählen. Technik ist eben vorangeschritten und daher dürften bei Miele Dinge wie Wasserverbrauch, Anzahl der Funktionen oder Komfortfeatures im Vordergrund stehen. Es würde sich auch kein Waschmaschinenkäufer davon beeindrucken lassen, dass seine Marke 1969 mal in einem Film aufgetaucht ist. Bei Uhren klappt das aber sehr gut. Warum ich glaube, dass das so ist, dazu könnte ich mich in einem anderen Posting mal auslassen. Fakt bleibt, das Marken- und Produkterbe spielt bei Uhren eine große Rolle. Es wird ja auch gerne leidenschaftlich darüber debattiert, ob die Mutter aller Drehring-Taucher nun bei Blancpain oder Rolex entstanden ist. Anfang der 1950er Jahre kam zumindest die Blancpain Fifty Fathoms auf den Markt. Diese hatte 42 mm Durchmesser und muss damals als Ungetüm gewirkt haben. Das hat den Hersteller aber nicht davon abgehalten, die Uhr über die Jahre bis heute auf 45 mm anwachsen zu lassen. Rolex war mit seiner Submariner ebenfalls in diesem Zeitraum, aber immer etwas kleiner gestartet - aus 36 mm wurde im Laufe der Zeit 40 mm. Somit markieren die bekanntesten Vertreter ihrer Bauart also auch den Bereich zwischen 40 und 45 mm.
Der aktuelle Markt:
Die Baselworld hat 2012 ja einige interessante neue Diver hervorgebracht. Da wären zu nennen:
Tudor Heritage Black Bay: 41,0 mm
Tudor Pelagos: 42,0 mm
Jaeger-LeCoultre Deep Sea Vintage Chronograph: 40,5 mm (ja, ein Chrono, ich weiß)
Schon etwas länger dabei:
Omega Seamaster: 41,0 mm
Rolex GMT-Master II: 40,0 mm
Rolex Deepsea: 44,0 mm
Breitling Super Ocean: 42,0 und 44,0 mm
Breitling Super Ocean: Heritage 42,0 und 46,0 mm
Und nun?
Mir war es wichtig, die Aspekte mitzuteilen, die für mich eine große Rolle bei der Entscheidung zu meiner Wunschgröße geführt haben.
Ich habe mich auch nach dem Kauf noch mehrmals (zum Leidwesen meiner Freundin auch mit ihr) in Uhrenläden aufgehalten und immer nochmal die andere Größe angelegt, bin jetzt aber zu dem Entschluss gekommen, aufgrund des ersten Eindrucks doch die richtige genommen zu haben. Damit das möglichst vielen von euch auch so geht, habe ich mich hingesetzt und diesen Text geschrieben.
Viele Grüße
Robert
PS: Wer mag, kann ja mal raten, welche es bei mir geworden ist. 195 cm, 18,5 cm, 97 kg.
Noch zwei Tage vor dem Bestelltermin am 28.03. war ich unschlüssig.
PPS: Unbekannterweise möchte ich Roger Ruegger für seine Seite :: DIVE (into) WATCHES - an in-depth resource on dive watches by Roger Ruegger danken. Seine Texte sind alle lesenswert.
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