ernst1101
Themenstarter
Liebe Uhrenfreunde
Vorstellung: OMEGA Goliath mit 8 Tage Werk von 1916 (Familienerbstück)
Schon länger wollte ich mir eine schöne Taschenuhr zulegen. Und eigentlich träume ich seit meiner Kindheit von einer. Ich mag mich noch erinnern als Kind in den Sechzigerjahren, wie einer meiner Grossonkel noch immer eine Taschenuhr mit Kette am Gilet (Weste) hatte. Irgendwie hatte mich das damals beeindruckt.
Aber die nächsten 50 Jahre kam ich warum auch immer nicht zu einer Taschenuhr. Zufälligerweise hab ich dann mal mit meiner Frau über das Thema gesprochen und sie meinte, ob denn nicht meine Mutter noch so ein altes Exemplar im Wohnzimmerschrank hätte. Ja genau! Stimmt. Hatte ich völlig vergessen. Nachgeschaut und ... tatsächlich. Eine Omega!
Und ich konnte mich noch genau an die Uhr erinnern: Die hing immer in der Küche meiner Grosseltern, am Fensterrahmen. Es war ihre Küchenuhr. Die Uhr hat mich meine ganze Kindheit hindurch begleitet. Natürlich durfte ich sie in meinen Kinderjahren nie anfassen. Das war ausschließlich meiner Grossmutter vorbehalten, die sie alle paar Tage aufgezogen hatte.
In der Zwischenzeit hatte ich diese Uhr komplett vergessen. Und nun nach Jahrzehnten halte ich sie in meinen Händen. Wow! Mindestens 25 Jahre hat die Uhr unbenutzt in einer Schublade verbracht. Höchste Zeit also sie wieder zum Leben zu erwecken. Zwei, drei Mal an der Krone gedreht - die Uhr läuft tadellos an.
Natürlich hat mich interessiert woher die Uhr kommt, welche Geschichte sie hat. Also hab ich meine 90zig-jährige Mutter gefragt und sie erzählte mir, dass sie die Uhr kennt, seit sie denken kann. Fazit: Die stammt also mindestens aus den Dreissigerjahren.
Hatte mein Grossvater sie mal gekauft? Hatte er sie vielleicht sogar von seinem Vater geerbt? Sehr interessant. Aber wer weiss das schon noch?! Niemand konnte mir Auskunft geben.
Also hab ich mal den Staubdeckel geöffnet, hab mir das Uhrwerk angeschaut und die Seriennummer darauf entdeckt. Unbedarft dachte ich, dass man die Nummer vielleicht guugeln kann. Und: Bingo! Laut der Seriennummer müsste die Uhr um 1916 produziert worden sein. Wow! Hochinteressant!
Viel mehr hab ich leider nicht rausgefunden. Aber: Mein Grossvater war ein passionierter Fotograf schon in seinen jungen Jahren. Und so hab ich eine fotografische Familienchronik, die mehrere Generationen zurückgeht. Also hab ich hunderte Fotos nach der Uhr durchsucht. Wirklich fündig bin ich nicht geworden. Aber einen möglichen Hinweis hab ichgefunden.
Das Foto stammt vom 1. März 1924 und zeigt meinen Urgrossvater mit seinem Grosskind Heidi (*1920), meinem späteren Gotti (Patentante). Und er trägt da tatsächlich eine Taschenuhr mit einem - soweit man das in der Vergrösserung beurteilen kann - erheblichen Durchmesser.
Nun gut, eine Gewissheit gibt es nicht. Aber es könnte durchaus die Omega Goliath sein. Mein Urgrossvater ist 1928 verstorben. Meine Mutter 1930 geboren und sie kann sich an die Uhr erinnern, seit sie eben denken kann. Es müsste sich also um die Omega Goliath handeln - denn damals hat man ja nicht Uhren am laufenden Band gekauft, das war im Leben eher eine ein- oder vielleicht zweimalige Investition.
Interessant finde ich: Mein Urgrossvater war Ammann (Gemeindevorsteher) von Langendorf im Kanton Solothurn, dem Ort wo bis zur Quarzkrise die Firma LANCO beheimatet war. Bezeichnenderweise hat mein Urgrossvater aber trotz seinem öffentlichen Amt nicht eine LANCO getragen, sondern sehr wahrscheinlich eben eine Omega.
In Anbetracht der Geschichte der Uhr und meiner persönlichen Beziehung, hab ich ihr eine umfassende Revision gegönnt (neue Aufzugsfeder). Und heute hängt die Uhr wieder - wie gewohnt - am Fensterrahmen in der Küche und zeigt nun die Zeit - wie es sich für eine Omega gehört - zuverlässig der vierten Generation meiner Familie.
Ein Blick auf das Uhrwerk:
Und - nichts spektakuläres - die Hinterseite:
Und hier zeigt die betagte Omega nun der vierten Generation in Folge zuverlässig die Zeit an:
Zuerst wollte ich die Uhr eigentlich im Alltag tragen. Die Uhrmacherin aber, die die Revision durchgeführt hatte, riet mir davon ab. Das Uhrwerk könnte, so betagt wie es ist, bei Stössen Schaden nehmen. Ersatzteile gibt es - zumindest von Omega - keine mehr. Und selbstverständlich könne sie extra Ersatzteile anfertigen, kein Problem - es werde aber sehr teuer. Und zudem hat die Uhr noch ein richtiges Glas verbaut (kein Plexi), was wohl kaum noch aufzutreiben ist im Fall eines Bruchs.
Wie auch immer. Ich erfreue mich dieser Uhr sehr und kann mich kaum satt sehen daran.
Danke für's Lesen
Alles Gute, Ernst
Vorstellung: OMEGA Goliath mit 8 Tage Werk von 1916 (Familienerbstück)
Schon länger wollte ich mir eine schöne Taschenuhr zulegen. Und eigentlich träume ich seit meiner Kindheit von einer. Ich mag mich noch erinnern als Kind in den Sechzigerjahren, wie einer meiner Grossonkel noch immer eine Taschenuhr mit Kette am Gilet (Weste) hatte. Irgendwie hatte mich das damals beeindruckt.
Aber die nächsten 50 Jahre kam ich warum auch immer nicht zu einer Taschenuhr. Zufälligerweise hab ich dann mal mit meiner Frau über das Thema gesprochen und sie meinte, ob denn nicht meine Mutter noch so ein altes Exemplar im Wohnzimmerschrank hätte. Ja genau! Stimmt. Hatte ich völlig vergessen. Nachgeschaut und ... tatsächlich. Eine Omega!
Und ich konnte mich noch genau an die Uhr erinnern: Die hing immer in der Küche meiner Grosseltern, am Fensterrahmen. Es war ihre Küchenuhr. Die Uhr hat mich meine ganze Kindheit hindurch begleitet. Natürlich durfte ich sie in meinen Kinderjahren nie anfassen. Das war ausschließlich meiner Grossmutter vorbehalten, die sie alle paar Tage aufgezogen hatte.
In der Zwischenzeit hatte ich diese Uhr komplett vergessen. Und nun nach Jahrzehnten halte ich sie in meinen Händen. Wow! Mindestens 25 Jahre hat die Uhr unbenutzt in einer Schublade verbracht. Höchste Zeit also sie wieder zum Leben zu erwecken. Zwei, drei Mal an der Krone gedreht - die Uhr läuft tadellos an.
Natürlich hat mich interessiert woher die Uhr kommt, welche Geschichte sie hat. Also hab ich meine 90zig-jährige Mutter gefragt und sie erzählte mir, dass sie die Uhr kennt, seit sie denken kann. Fazit: Die stammt also mindestens aus den Dreissigerjahren.
Hatte mein Grossvater sie mal gekauft? Hatte er sie vielleicht sogar von seinem Vater geerbt? Sehr interessant. Aber wer weiss das schon noch?! Niemand konnte mir Auskunft geben.
Also hab ich mal den Staubdeckel geöffnet, hab mir das Uhrwerk angeschaut und die Seriennummer darauf entdeckt. Unbedarft dachte ich, dass man die Nummer vielleicht guugeln kann. Und: Bingo! Laut der Seriennummer müsste die Uhr um 1916 produziert worden sein. Wow! Hochinteressant!
Viel mehr hab ich leider nicht rausgefunden. Aber: Mein Grossvater war ein passionierter Fotograf schon in seinen jungen Jahren. Und so hab ich eine fotografische Familienchronik, die mehrere Generationen zurückgeht. Also hab ich hunderte Fotos nach der Uhr durchsucht. Wirklich fündig bin ich nicht geworden. Aber einen möglichen Hinweis hab ichgefunden.
Das Foto stammt vom 1. März 1924 und zeigt meinen Urgrossvater mit seinem Grosskind Heidi (*1920), meinem späteren Gotti (Patentante). Und er trägt da tatsächlich eine Taschenuhr mit einem - soweit man das in der Vergrösserung beurteilen kann - erheblichen Durchmesser.
Nun gut, eine Gewissheit gibt es nicht. Aber es könnte durchaus die Omega Goliath sein. Mein Urgrossvater ist 1928 verstorben. Meine Mutter 1930 geboren und sie kann sich an die Uhr erinnern, seit sie eben denken kann. Es müsste sich also um die Omega Goliath handeln - denn damals hat man ja nicht Uhren am laufenden Band gekauft, das war im Leben eher eine ein- oder vielleicht zweimalige Investition.
Interessant finde ich: Mein Urgrossvater war Ammann (Gemeindevorsteher) von Langendorf im Kanton Solothurn, dem Ort wo bis zur Quarzkrise die Firma LANCO beheimatet war. Bezeichnenderweise hat mein Urgrossvater aber trotz seinem öffentlichen Amt nicht eine LANCO getragen, sondern sehr wahrscheinlich eben eine Omega.
In Anbetracht der Geschichte der Uhr und meiner persönlichen Beziehung, hab ich ihr eine umfassende Revision gegönnt (neue Aufzugsfeder). Und heute hängt die Uhr wieder - wie gewohnt - am Fensterrahmen in der Küche und zeigt nun die Zeit - wie es sich für eine Omega gehört - zuverlässig der vierten Generation meiner Familie.
Ein Blick auf das Uhrwerk:
Und - nichts spektakuläres - die Hinterseite:
Und hier zeigt die betagte Omega nun der vierten Generation in Folge zuverlässig die Zeit an:
Zuerst wollte ich die Uhr eigentlich im Alltag tragen. Die Uhrmacherin aber, die die Revision durchgeführt hatte, riet mir davon ab. Das Uhrwerk könnte, so betagt wie es ist, bei Stössen Schaden nehmen. Ersatzteile gibt es - zumindest von Omega - keine mehr. Und selbstverständlich könne sie extra Ersatzteile anfertigen, kein Problem - es werde aber sehr teuer. Und zudem hat die Uhr noch ein richtiges Glas verbaut (kein Plexi), was wohl kaum noch aufzutreiben ist im Fall eines Bruchs.
Wie auch immer. Ich erfreue mich dieser Uhr sehr und kann mich kaum satt sehen daran.
Danke für's Lesen
Alles Gute, Ernst
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