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Uhrensammer R
Gast
Wie viele Uhren braucht man eigentlich??
Vielleicht eine, die unkaputtbar ist, und mit der man gern auch mal auf seinem Superbike ängstliche Sportwagenfahren um den Ring scheuchen kann?
Eine, die einen auf dem Flug nach Miami blöd angrinst und leise sagt: „Alles was niedriger als die Umlaufbahn ist, kann man doch nicht fliegen nennen?"
Oder so ein arrogantes Luder, dass schon früh in der Dusche rummeckert, dass man ihr "das Helium- Ventil ja schließlich nicht zum „warmduschen“ spendiert hat??"
So eine, die man als "goldene" Reserve mit sich führen kann, wenn die Jungs bei der Pokerrunde mal wieder mehr Glück hatten, als man selbst??
Eine die „Lange“, hell genug blinkt, wenn es in Harry’s Bar gerade so schön schummrig wird?
Und eine, die man für keine 10,- € beim Discounter gekauft hat, um damit falsches Understatement zu betreiben?
Doch warum soll man sich dann auch noch eine „Meistersinger“ kaufen?

Die kann ja schlichtweg gar nichts.
Sie ist keine, die Dich ständig treibt, denn das einzig hecktische an ihr mag das ETA 2801 sein, welches sie mit 28.800 Halbschwingungen in der Min antreibt.

Sie ist kein Sekundenzählerin, weil sie die gar nicht anzeigen kann und sie kein Präzisionsinstrument mit Zertifikat.

Wasserscheu ist sie obendrein und ne zweite Zeitzone, oder nen Wecker sucht man bei ihr auch vergebens.
Ha, dass ich nicht lache, was für eine Wald- und Wiesenuhr.

Nein, sie ist einfach. Ganz einfach, oder ganz einfach schön??
Ein einziger Zeiger vermittelt einem das ungefähre Gefühl der geschenkten Zeit, dazu 12 Zahlen und gut ist’s.

Schon wenn man sie anlegen möchte sagt sie: He Bursche! Erst mal aufziehen, vorher geht hier gar nichts.
Also legt man sie auch nur an, wenn man Zeit hat.
Zeit, um vielleicht mal wieder in den Logbüchern seines Lebens zu blättern und ein wenig zurückzublicken, auf die Zeit vor dem jetzt.

2001 war es, da hatte ein junger Uhrmacher genug Mut, sich mit einer eigenen Marke selbständig zu machen.
Seine Idee eine Uhr mit nur einem Zeiger zu präsentieren ist ja nicht neu.
Im Mittelalter kamen viele Turmuhren mit nur einem Zeiger aus.
Business war noch nicht wirklich erfunden, auch wenn tüchtige Menschen, wie die Meistersinger zu Nürnberg, sicher schon viel leisteten.
Sekunden (von Sekunda, also der Nachfolgende, oder Zweite) interessierten noch keinen Menschen, hatte man sich doch noch nicht einmal richtig mit den Minuten auseinander gesetzt.
Da reichte ein Zeiger, um allen, unabhängig vom dem wechselnden Tag- Nacht- Verhältnis in den Jahreszeiten und der Sonne, den Takt des Lebens vorzugeben.
Manfred Brassler, der Gründer der neuen Marke nahm sich vielleicht diese Uhren zum Vorbild und baute zunächst nur Uhren mit einem überlangen und sehr spitzen Stundenzeiger.
Hut ab, vor so viel Mut, all das wegzulassen, was nicht nötig ist. Weniger kann eben doch mehr sein.
Ebenfalls 2001 bummelten meine Frau und ich durch unsere kleine Kreisstadt.
Es war kurz vor Weihnachten und wir schlenderten über den Weihnachtsmarkt und die festlich erleuchtete Stadt.
Wie immer, (sag ich jetzt mal so) schauten wir auch bei dem einzigen ernst zu nehmenden Konzi der Kleinstadt vorbei.
Da lag sie im Schaufenster, meine Meistersinger.
Meine Frau merkte mir sofort an, dass ich da etwas gesehen habe, was mir spontan gefiel.
Einzigartige weibliche Intuition eben.
Ich wollte sie nicht kränken, als sie mich fragte, ob das den kein Weihnachtsgeschenk für mich sein könnte, also sagte ich ja und lachte.
Manchmal kommt das Christkind eben etwas früher und man selbst schneller zu einer Uhr als man glauben mag.
Viel zu erklären gibt es ja an der Uhr nicht. Das Werk kommt wie gesagt von ETA es passt gut in die mit 39mm Durchmesser nicht allzu große Uhr.
Sie ist schlicht, fast so als wolle sie sagen: „Ich bin nichts für die Stadt, ich gehöre an einen ruhigeren Ort.“
Irgendwie hat sie Recht, sie ist keine aufgedonnerte Schönheit, nichts ist an ihr gepusht.
Sie ist eine stille, bescheidene Uhr, die sehr gut zu einem gemütlichen Sessel passt, zu ein paar Büchern, einem Glas Malt.
Auch gegen ein Kaminfeuer hat sie nichts und Kerzenlicht liebt sie gerade zu.

Ihres ist die Ruhe.
Da sind keine wild kreisenden Zeiger, die uns vorwärts trieben, nur dieser eine große, der uns sagen will: „Du hast noch etwas Zeit“.
„Zeit, Dich an den schönen Sommer zu erinnern und an die Unbeschwertheit der Urlaubstage.

Zeit, die Du irgendwo vertrödelt hast.

Zeit, Deiner Frau mal wieder zu sagen, wie sehr Du sie liebst.

Zeit mal wieder zu lesen.

Zeit, noch einmal nachzuschenken und ein bisschen Tom Waits, Moustaki, oder Brell zu hören.“


Ich folge ihrem Rat dann immer, denn einer so alten Erfindung soll man nicht widersprechen, meine ich.
Danke Euch für die „geschenkte Zeit“.
Roland
Vielleicht eine, die unkaputtbar ist, und mit der man gern auch mal auf seinem Superbike ängstliche Sportwagenfahren um den Ring scheuchen kann?
Eine, die einen auf dem Flug nach Miami blöd angrinst und leise sagt: „Alles was niedriger als die Umlaufbahn ist, kann man doch nicht fliegen nennen?"
Oder so ein arrogantes Luder, dass schon früh in der Dusche rummeckert, dass man ihr "das Helium- Ventil ja schließlich nicht zum „warmduschen“ spendiert hat??"
So eine, die man als "goldene" Reserve mit sich führen kann, wenn die Jungs bei der Pokerrunde mal wieder mehr Glück hatten, als man selbst??
Eine die „Lange“, hell genug blinkt, wenn es in Harry’s Bar gerade so schön schummrig wird?
Und eine, die man für keine 10,- € beim Discounter gekauft hat, um damit falsches Understatement zu betreiben?
Doch warum soll man sich dann auch noch eine „Meistersinger“ kaufen?

Die kann ja schlichtweg gar nichts.
Sie ist keine, die Dich ständig treibt, denn das einzig hecktische an ihr mag das ETA 2801 sein, welches sie mit 28.800 Halbschwingungen in der Min antreibt.

Sie ist kein Sekundenzählerin, weil sie die gar nicht anzeigen kann und sie kein Präzisionsinstrument mit Zertifikat.

Wasserscheu ist sie obendrein und ne zweite Zeitzone, oder nen Wecker sucht man bei ihr auch vergebens.
Ha, dass ich nicht lache, was für eine Wald- und Wiesenuhr.

Nein, sie ist einfach. Ganz einfach, oder ganz einfach schön??
Ein einziger Zeiger vermittelt einem das ungefähre Gefühl der geschenkten Zeit, dazu 12 Zahlen und gut ist’s.

Schon wenn man sie anlegen möchte sagt sie: He Bursche! Erst mal aufziehen, vorher geht hier gar nichts.
Also legt man sie auch nur an, wenn man Zeit hat.
Zeit, um vielleicht mal wieder in den Logbüchern seines Lebens zu blättern und ein wenig zurückzublicken, auf die Zeit vor dem jetzt.

2001 war es, da hatte ein junger Uhrmacher genug Mut, sich mit einer eigenen Marke selbständig zu machen.
Seine Idee eine Uhr mit nur einem Zeiger zu präsentieren ist ja nicht neu.
Im Mittelalter kamen viele Turmuhren mit nur einem Zeiger aus.
Business war noch nicht wirklich erfunden, auch wenn tüchtige Menschen, wie die Meistersinger zu Nürnberg, sicher schon viel leisteten.
Sekunden (von Sekunda, also der Nachfolgende, oder Zweite) interessierten noch keinen Menschen, hatte man sich doch noch nicht einmal richtig mit den Minuten auseinander gesetzt.
Da reichte ein Zeiger, um allen, unabhängig vom dem wechselnden Tag- Nacht- Verhältnis in den Jahreszeiten und der Sonne, den Takt des Lebens vorzugeben.
Manfred Brassler, der Gründer der neuen Marke nahm sich vielleicht diese Uhren zum Vorbild und baute zunächst nur Uhren mit einem überlangen und sehr spitzen Stundenzeiger.
Hut ab, vor so viel Mut, all das wegzulassen, was nicht nötig ist. Weniger kann eben doch mehr sein.
Ebenfalls 2001 bummelten meine Frau und ich durch unsere kleine Kreisstadt.
Es war kurz vor Weihnachten und wir schlenderten über den Weihnachtsmarkt und die festlich erleuchtete Stadt.
Wie immer, (sag ich jetzt mal so) schauten wir auch bei dem einzigen ernst zu nehmenden Konzi der Kleinstadt vorbei.
Da lag sie im Schaufenster, meine Meistersinger.
Meine Frau merkte mir sofort an, dass ich da etwas gesehen habe, was mir spontan gefiel.
Einzigartige weibliche Intuition eben.

Ich wollte sie nicht kränken, als sie mich fragte, ob das den kein Weihnachtsgeschenk für mich sein könnte, also sagte ich ja und lachte.
Manchmal kommt das Christkind eben etwas früher und man selbst schneller zu einer Uhr als man glauben mag.
Viel zu erklären gibt es ja an der Uhr nicht. Das Werk kommt wie gesagt von ETA es passt gut in die mit 39mm Durchmesser nicht allzu große Uhr.
Sie ist schlicht, fast so als wolle sie sagen: „Ich bin nichts für die Stadt, ich gehöre an einen ruhigeren Ort.“
Irgendwie hat sie Recht, sie ist keine aufgedonnerte Schönheit, nichts ist an ihr gepusht.
Sie ist eine stille, bescheidene Uhr, die sehr gut zu einem gemütlichen Sessel passt, zu ein paar Büchern, einem Glas Malt.
Auch gegen ein Kaminfeuer hat sie nichts und Kerzenlicht liebt sie gerade zu.

Ihres ist die Ruhe.
Da sind keine wild kreisenden Zeiger, die uns vorwärts trieben, nur dieser eine große, der uns sagen will: „Du hast noch etwas Zeit“.
„Zeit, Dich an den schönen Sommer zu erinnern und an die Unbeschwertheit der Urlaubstage.

Zeit, die Du irgendwo vertrödelt hast.

Zeit, Deiner Frau mal wieder zu sagen, wie sehr Du sie liebst.

Zeit mal wieder zu lesen.

Zeit, noch einmal nachzuschenken und ein bisschen Tom Waits, Moustaki, oder Brell zu hören.“


Ich folge ihrem Rat dann immer, denn einer so alten Erfindung soll man nicht widersprechen, meine ich.
Danke Euch für die „geschenkte Zeit“.
Roland
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