
andi2
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- 13.02.2013
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Hallo zusammen! Ich bekenne: auch ich hab ‘ne Chinesenzwiebel. Eine skelettierte Automatikuhr namens “Moneque” mit Kalenderanzeigen auf drei kleinen Hilfszifferblättern und mit zwei seitlichen Drückern, also im verrufenen Pseudeo-Chronographen-Stil. Ich hab sie mir vor etwa zweieinhalb Jahren bei einem Restpostenhändler bei Amazon oder Ebay für ca. 55 Euro incl. Versand gekauft. Es gab nur die eine, danach war Schluss und ich habe seither weder diese Uhr noch sonst irgendeine Moneque im Angebot gesehen. Was ist Moneque? Die Marke hat eine Berliner Adresse, keine Internetpräsenz und ist bzw. war sicher nur das Label eines Internethändlers. Man findet die Marke im Internet sonst eigentlich nur noch auf den Schwarzen Listen einiger deutscher Uhrmacher: “Diese Uhren repariere ich nicht!” Jo mei, wenn man’s nicht nötig hat...
Ich wusste damals genau, was ich mir da kaufe, Weil sie mir aber so gut gefiel (daran hat sich nichts geändert), dachte ich, „du kannst es ja mal riskieren“. Ich hatte Glück. Sie wurde meine Alltagsuhr, ist also die meistgetragene meiner Uhren und hat es sicher auf deutlich mehr als ein Jahr Tragezeit gebracht. Und immer noch funktioniert alles perfekt. Nun hat sie sich aber eine Vorstellung hier im Forum redlich erarbeitet... Um ehrlich zu sein, als neu gekaufte Uhr hätte ich sie hier lieber nicht gezeigt. Sonst bejubelt man einen üblen Schrott, outet sich damit als Depp, und zwei Wochen später fallen die Zeiger ab, das Glas raus und die Drücker gehen nicht mehr... Erst wenn man die Uhr eine Weile hat, weiss man, ob sie gut ist. Und diese hier würde ich schon als gut bezeichnen.
Das Gehäuse ist aus glänzend poliertem Edelstahl, ebenso wohl die Drücker und die grosse abgestutzte Zwiebelkrone, die oben mit „M‘ markiert ist. Ohne die Krone ist es genau 4 cm breit und über die Hörner gemessen 4,8 cm lang. Der Boden ist ein Glas-Schraubboden, mit Mineral- oder Saphirglas und gut verarbeitet, der sich leicht öffnen lässt und dicht schliesst. Auf dem Boden steht „Moneque SN.G4283-332-9“. „All Stainless Steel“ 3 ATM Waterresistant“. Es gibt keinen Gummi-Dichtungsring. Ich hätte es nicht vermutet, aber das Gehäuse ist über dem Edelstahl verchromt. Das C hrom ist auf der Ärmelseite schon grossflächig abgerieben, was aber zum Glück kaum auffällt. Das Gehäuse selbst besteht aus einem Stück, ist also ohne aufgepresste Lünette, das plane Glas hat unterhalb der Zwölf eine Innengravur „Moneque“, die fast unsichtbar ist. Das Glas blieb bisher völlig kratzerfrei, selbst unter dem Mikroskop sieht man nichts obwohl sich am Rand daneben auf dem Edelstahl schon einige kleinere Kratzer zeigen. Ich vermute deshalb, dass es sich um Saphirglas handeln könnte, obwohl das damals so nicht im Angebot stand. Die kräftigen parallelen Hörner haben aussen eine Anbohrung, die aber nicht ganz hindurch geht. Der Bandanstoss beträgt 20 mm.
Als ich die Uhr bekam, war ein schwarzes, gepolstertes Lederband von minderer Qualität dran, steif wie eine plattgefahrene Ratte. Auf dem Flohmarkt fand ich das ideale Band für die Uhr: Ein feingliedriges paralleles Edelstahlband von Aristo (an der Schliesse mit A markiert) im NSA-Stil aus den 60er Jahren, 18 mm breit und mit seltenem 20 mm Anstoss. Diese Bänder trennen sich beim Öffnen an der Schliesse ganz und geben so den Blick auf die Uhrunterseite frei, und genau das ist bei einer Skelettuhr schon fast zwingend nötig, weil man das Werk ja auch mal von unten betrachten will (deshalb halte ich die Edelstahlbänder der Swatch „Body and Soul“ und der teuren Oris-Artelier für unüberlegtes Design). Die geprägte Oberfläche des Bandes ist nicht ganz matt, sondern hat einen eigentümlichen Schillereffekt, der genau dem optischen Eindruck des Uhrwerks entspricht, dessen Teile auf der vorderern Werksseite durch einen Wölkchenschliff mattiert sind; es scheint sich gar nicht abzunutzen und zeigt ausser auf der Schliesse keine Gebrauchsspuren.
Vor 2-3 Jahren sah man das Werk, das in meiner Uhr verbaut ist, sehr häufig. Alle möglichen Hersteller verwenden es, von den bekannteren fällt mir gerade Trias und Ingersoll ein, letztere haben sogar eine eigene Kalibernummer dafür erfunden. Ich hatte sogar mal das Werk recherchiert, aber ich finde den Aufschrieb nicht mehr und auch nicht mehr meine Quelle im Internet (ein Verzeichnis chinesischer Werke), es hiess aber Szechun Nummer Sonstwas (evtl. fing die vierstellige Nummer mit 2 an). Wer weiss, um welches Werk es sich hier handelt? Für Informationen wäre ich sehr dankbar...
Das Werk ist ein Automatikwerk mit 21 Jewels, es laeuft mit 21'600 A/h. Die recht kleine Unruh besteht aus einem goldfarbenen Material, die Stosssicherung des Unruhdecksteins ist KIF Trior. Der Werksdurchmesser beträgt ca. 2,65 cm: es gibt einen Abstandsring aus weissem Kunststoff. Fast das gesamte Wek ist in der Uhr sichtbar, bis auf ca. ein halbes Millimeterchen am Rand, das vom matt silberfarbenen Zifferblatt verdeckt wird, das nur aus einem äusseren Indexring mit kleinen, kursiven und schwarz gedruckten arabischen Stunden und vollständigem Minuten- bzw. Sekundeninxex und den drei kleinen anhängenden, ebenfalls sekelettierten Hilfszifferblättern fur die Kalenderanzeigen besteht. Bei der Drei gibt es eine Datumsanzeige, bei der Neun eine englische, abgekürzte Wochentagsanzeige und bei der sechs eine 24-Stunden-Anzeige mit der 24 oben und der 12 unten, die synchron mit der grossen Stundenanzeige läuft und beim normalen Stellen mit gestellt wird. Es gibt zwei Drücker auf der Kronenseite, der obere schaltet den Wochentag, der untere das Datum. Das Schaltwerk für die Kalenderanzeigen ist auf der Werksvorderseite, besonders interessant ist der lange Stellhebel für den Wochentag, der vom oberen Drücker ausgeht mit mehreren Gelenken und Angelpunkten zwischen Elf und Zwölf, Zwölf und Eins und Eins und Zwei. Es gibt von diesem Uhrwerk noch eine zweite Variante, die oben bei der Zwölf noch eine Monatsanzeige hat: auf den Fotos sieht man im Werk meiner Uhr bei der Elf, links neben dem Federhaus, zwei vorbereitete Schrauben-Bohrlöcher für das Monatsmodul, dann waere noch ein dritter Druecker bei der Zehn erforderlich- das wäre mir zuviel, ausserdem wäre dann das Werk von vorn fast ganz verdeckt, man könnte das Federhaus nicht mehr sehen.
Viel wurde über Kalenderuhren im Pseudo-Chronographen-Stil hier schon gelästert. Zu Recht, wenn es nur darum geht, bei Ahnungslosen den Eindruck zu erwecken, sie kauften sich da einen echten Chrono. Davon einmal abgesehen hat diese Kalenderanzeige aber auch echte Voteile:
1) Drücker sehen super aus und waren auch in der Vergangenheit nicht den Chronos vorbehalten. Orient-Uhren mit Datum und Wochentag haben bis heute einen oberen Drücker für den Tag, in den 1970ern war das bei vielen Uhren so. Das Stellen mit Drückern geht blitzschnell und es gibt keine geheimnisvolle Multifunktions-Krone, wo man sich beim Stellen wie ein Tresorknacker beim Suchen der Zahlenkombi vorkommt.
2) Es handelt sich hier um „springende“ Anzeigen: Nachts um Punkt Zwölf gibt es ein leises Klicken und die Zeiger springen im Sekundenbruchteil um. Das muss man bei digitalen Fensteranzeigen teuer bezahlen. Meist schleichen stundenlang die Scheiben, um 22 Uhr geht’s mit dem Tag los und bis Zwei in der Nacht hat es dann auch das Datum geschafft... Ich habe springende Digitalanzeigen halt bei ETA- und AS-Werken aus den 1970ern.
3) Die 24-Stunden-Anzeige ist die ideale Ergänzung, so weiss man immer in welcher Tageshälfte man ist und kann sich beim Einstellen nicht vertun. Und man hat mit der „Ante Meridiem“- und „Post Meridiem“-Angabe eine wirklich vollständige Zeitanzeige Und man steht damit in einer langen Tradition: Das ursprüngliche Uhrzifferblatt hatte eine 24-h-Anzeige, bei Ortszeit (nicht Zonenzeit!) zeigt der Stundenzeiger dann die Position der Sonne (12 Uhr = Süd, 18 Uhr = West, 24 Uhr = Nord, 6 Uhr = Ost).
Die Skelettierung des Werks finde ich gut gelungen, es gibt gebläute Werksschrauben. Es wurde so viel Material wie möglich weggenommen, um möglichst viel vom Uhrwerk zu zeigen. Auf Schnickschnack und Verzierungen wurde vorn ganz verzichtet, hinten gibt es nur wenige recht gelungene Ziergravuren. Auch das Federhaus im oberen Teil der Uhr ist skelettiert. Man sieht von vorn also auf die Aufzugfeder (zwischen der Zwölf und der Zeigerachse) und hat so eine direkte Gangreserve-Anzeige. Das kann man bei einer Automatic-Uhr immer brauchen und bei dieser hier noch besser, denn man kann sie nicht von Hand aufziehen, sondern nur über den Rotor, in der Grundstellung dreht die Krone hohl. Das scheint eine asiatische Spezialität zu sein und ist auch so bei (den meisten Werken von) Seiko, Citizen, Orient und Ricoh. Das Werk verfügt aber dafür über einen Sekundenstopp bei gezogener Krone, bzw. Hacking, man kann also sekundengenau einstellen.
Und wie genau laeuft die Zwiebel? Als ich sie bekam mit etwa –25 sec pro 24h, Nach etwa 8 Monaten war sie mal beim Uhrmacher, weil sich im Werk eine Schraube gelöst hatte und munter darin herumpurzelte auf der Suche nach der Unruhspirale. Der kontrollierte alle Schrauben, ölte neu und regulierte auch nach, danach lief sie zuerst mit ca +15 sec, was sich nach und nach auf +25 sec verschlechterte. Also machte ich mich selbst ans Regulieren. Man reguliert direkt durch Verschieben des Regulierschlüssels auf der Spirale. Der Schlüssel könnte etwas leichter laufen, dann wäre es leichter, ihn dosiert zu verschieben, so ruckt er leicht ein Stück zu weit. Mit Geduld geht es aber doch, die Uhr laeuft momentan mit ca. + 8 sec, genauer schaffe ich es nicht.
Fazit: Ich bin zufrieden, auch das Design ist insgesamt sehr gut gelungen. Die Uhr sieht altmodisch aus, wie aus dem Art Deco der 1940er Jahre. Einen Schwachpunkt gibt es: Die Zeiger. Sie sind zu kurz! Minuten- und Sekundenzeiger müssten bis zum Index reichen, Die Zeiger haben Leuchtmasse (absoluter Quatsch in einer Skelettuhr, as Zeug zerbröselt und rieselt direkt ins Werk), die sogar ein wenig leuchtet, aber die schmalen Spitzzeiger sind als Leuchtzeiger ungeeignet, man kann Stunde und Minute kaum unterscheiden. Ausserdem gibt es (gottseidank) auf dem Zifferblatt keine Leuchtmasse.
So, nun noch die Bilder:
--- Nachträglich hinzugefügt ---
Sorry, die Überschrift war zu lang. es fehlt noch ..."gung". Leider kann ich es nicht mehr ändern...
Ich wusste damals genau, was ich mir da kaufe, Weil sie mir aber so gut gefiel (daran hat sich nichts geändert), dachte ich, „du kannst es ja mal riskieren“. Ich hatte Glück. Sie wurde meine Alltagsuhr, ist also die meistgetragene meiner Uhren und hat es sicher auf deutlich mehr als ein Jahr Tragezeit gebracht. Und immer noch funktioniert alles perfekt. Nun hat sie sich aber eine Vorstellung hier im Forum redlich erarbeitet... Um ehrlich zu sein, als neu gekaufte Uhr hätte ich sie hier lieber nicht gezeigt. Sonst bejubelt man einen üblen Schrott, outet sich damit als Depp, und zwei Wochen später fallen die Zeiger ab, das Glas raus und die Drücker gehen nicht mehr... Erst wenn man die Uhr eine Weile hat, weiss man, ob sie gut ist. Und diese hier würde ich schon als gut bezeichnen.
Das Gehäuse ist aus glänzend poliertem Edelstahl, ebenso wohl die Drücker und die grosse abgestutzte Zwiebelkrone, die oben mit „M‘ markiert ist. Ohne die Krone ist es genau 4 cm breit und über die Hörner gemessen 4,8 cm lang. Der Boden ist ein Glas-Schraubboden, mit Mineral- oder Saphirglas und gut verarbeitet, der sich leicht öffnen lässt und dicht schliesst. Auf dem Boden steht „Moneque SN.G4283-332-9“. „All Stainless Steel“ 3 ATM Waterresistant“. Es gibt keinen Gummi-Dichtungsring. Ich hätte es nicht vermutet, aber das Gehäuse ist über dem Edelstahl verchromt. Das C hrom ist auf der Ärmelseite schon grossflächig abgerieben, was aber zum Glück kaum auffällt. Das Gehäuse selbst besteht aus einem Stück, ist also ohne aufgepresste Lünette, das plane Glas hat unterhalb der Zwölf eine Innengravur „Moneque“, die fast unsichtbar ist. Das Glas blieb bisher völlig kratzerfrei, selbst unter dem Mikroskop sieht man nichts obwohl sich am Rand daneben auf dem Edelstahl schon einige kleinere Kratzer zeigen. Ich vermute deshalb, dass es sich um Saphirglas handeln könnte, obwohl das damals so nicht im Angebot stand. Die kräftigen parallelen Hörner haben aussen eine Anbohrung, die aber nicht ganz hindurch geht. Der Bandanstoss beträgt 20 mm.
Als ich die Uhr bekam, war ein schwarzes, gepolstertes Lederband von minderer Qualität dran, steif wie eine plattgefahrene Ratte. Auf dem Flohmarkt fand ich das ideale Band für die Uhr: Ein feingliedriges paralleles Edelstahlband von Aristo (an der Schliesse mit A markiert) im NSA-Stil aus den 60er Jahren, 18 mm breit und mit seltenem 20 mm Anstoss. Diese Bänder trennen sich beim Öffnen an der Schliesse ganz und geben so den Blick auf die Uhrunterseite frei, und genau das ist bei einer Skelettuhr schon fast zwingend nötig, weil man das Werk ja auch mal von unten betrachten will (deshalb halte ich die Edelstahlbänder der Swatch „Body and Soul“ und der teuren Oris-Artelier für unüberlegtes Design). Die geprägte Oberfläche des Bandes ist nicht ganz matt, sondern hat einen eigentümlichen Schillereffekt, der genau dem optischen Eindruck des Uhrwerks entspricht, dessen Teile auf der vorderern Werksseite durch einen Wölkchenschliff mattiert sind; es scheint sich gar nicht abzunutzen und zeigt ausser auf der Schliesse keine Gebrauchsspuren.
Vor 2-3 Jahren sah man das Werk, das in meiner Uhr verbaut ist, sehr häufig. Alle möglichen Hersteller verwenden es, von den bekannteren fällt mir gerade Trias und Ingersoll ein, letztere haben sogar eine eigene Kalibernummer dafür erfunden. Ich hatte sogar mal das Werk recherchiert, aber ich finde den Aufschrieb nicht mehr und auch nicht mehr meine Quelle im Internet (ein Verzeichnis chinesischer Werke), es hiess aber Szechun Nummer Sonstwas (evtl. fing die vierstellige Nummer mit 2 an). Wer weiss, um welches Werk es sich hier handelt? Für Informationen wäre ich sehr dankbar...
Das Werk ist ein Automatikwerk mit 21 Jewels, es laeuft mit 21'600 A/h. Die recht kleine Unruh besteht aus einem goldfarbenen Material, die Stosssicherung des Unruhdecksteins ist KIF Trior. Der Werksdurchmesser beträgt ca. 2,65 cm: es gibt einen Abstandsring aus weissem Kunststoff. Fast das gesamte Wek ist in der Uhr sichtbar, bis auf ca. ein halbes Millimeterchen am Rand, das vom matt silberfarbenen Zifferblatt verdeckt wird, das nur aus einem äusseren Indexring mit kleinen, kursiven und schwarz gedruckten arabischen Stunden und vollständigem Minuten- bzw. Sekundeninxex und den drei kleinen anhängenden, ebenfalls sekelettierten Hilfszifferblättern fur die Kalenderanzeigen besteht. Bei der Drei gibt es eine Datumsanzeige, bei der Neun eine englische, abgekürzte Wochentagsanzeige und bei der sechs eine 24-Stunden-Anzeige mit der 24 oben und der 12 unten, die synchron mit der grossen Stundenanzeige läuft und beim normalen Stellen mit gestellt wird. Es gibt zwei Drücker auf der Kronenseite, der obere schaltet den Wochentag, der untere das Datum. Das Schaltwerk für die Kalenderanzeigen ist auf der Werksvorderseite, besonders interessant ist der lange Stellhebel für den Wochentag, der vom oberen Drücker ausgeht mit mehreren Gelenken und Angelpunkten zwischen Elf und Zwölf, Zwölf und Eins und Eins und Zwei. Es gibt von diesem Uhrwerk noch eine zweite Variante, die oben bei der Zwölf noch eine Monatsanzeige hat: auf den Fotos sieht man im Werk meiner Uhr bei der Elf, links neben dem Federhaus, zwei vorbereitete Schrauben-Bohrlöcher für das Monatsmodul, dann waere noch ein dritter Druecker bei der Zehn erforderlich- das wäre mir zuviel, ausserdem wäre dann das Werk von vorn fast ganz verdeckt, man könnte das Federhaus nicht mehr sehen.
Viel wurde über Kalenderuhren im Pseudo-Chronographen-Stil hier schon gelästert. Zu Recht, wenn es nur darum geht, bei Ahnungslosen den Eindruck zu erwecken, sie kauften sich da einen echten Chrono. Davon einmal abgesehen hat diese Kalenderanzeige aber auch echte Voteile:
1) Drücker sehen super aus und waren auch in der Vergangenheit nicht den Chronos vorbehalten. Orient-Uhren mit Datum und Wochentag haben bis heute einen oberen Drücker für den Tag, in den 1970ern war das bei vielen Uhren so. Das Stellen mit Drückern geht blitzschnell und es gibt keine geheimnisvolle Multifunktions-Krone, wo man sich beim Stellen wie ein Tresorknacker beim Suchen der Zahlenkombi vorkommt.
2) Es handelt sich hier um „springende“ Anzeigen: Nachts um Punkt Zwölf gibt es ein leises Klicken und die Zeiger springen im Sekundenbruchteil um. Das muss man bei digitalen Fensteranzeigen teuer bezahlen. Meist schleichen stundenlang die Scheiben, um 22 Uhr geht’s mit dem Tag los und bis Zwei in der Nacht hat es dann auch das Datum geschafft... Ich habe springende Digitalanzeigen halt bei ETA- und AS-Werken aus den 1970ern.
3) Die 24-Stunden-Anzeige ist die ideale Ergänzung, so weiss man immer in welcher Tageshälfte man ist und kann sich beim Einstellen nicht vertun. Und man hat mit der „Ante Meridiem“- und „Post Meridiem“-Angabe eine wirklich vollständige Zeitanzeige Und man steht damit in einer langen Tradition: Das ursprüngliche Uhrzifferblatt hatte eine 24-h-Anzeige, bei Ortszeit (nicht Zonenzeit!) zeigt der Stundenzeiger dann die Position der Sonne (12 Uhr = Süd, 18 Uhr = West, 24 Uhr = Nord, 6 Uhr = Ost).
Die Skelettierung des Werks finde ich gut gelungen, es gibt gebläute Werksschrauben. Es wurde so viel Material wie möglich weggenommen, um möglichst viel vom Uhrwerk zu zeigen. Auf Schnickschnack und Verzierungen wurde vorn ganz verzichtet, hinten gibt es nur wenige recht gelungene Ziergravuren. Auch das Federhaus im oberen Teil der Uhr ist skelettiert. Man sieht von vorn also auf die Aufzugfeder (zwischen der Zwölf und der Zeigerachse) und hat so eine direkte Gangreserve-Anzeige. Das kann man bei einer Automatic-Uhr immer brauchen und bei dieser hier noch besser, denn man kann sie nicht von Hand aufziehen, sondern nur über den Rotor, in der Grundstellung dreht die Krone hohl. Das scheint eine asiatische Spezialität zu sein und ist auch so bei (den meisten Werken von) Seiko, Citizen, Orient und Ricoh. Das Werk verfügt aber dafür über einen Sekundenstopp bei gezogener Krone, bzw. Hacking, man kann also sekundengenau einstellen.
Und wie genau laeuft die Zwiebel? Als ich sie bekam mit etwa –25 sec pro 24h, Nach etwa 8 Monaten war sie mal beim Uhrmacher, weil sich im Werk eine Schraube gelöst hatte und munter darin herumpurzelte auf der Suche nach der Unruhspirale. Der kontrollierte alle Schrauben, ölte neu und regulierte auch nach, danach lief sie zuerst mit ca +15 sec, was sich nach und nach auf +25 sec verschlechterte. Also machte ich mich selbst ans Regulieren. Man reguliert direkt durch Verschieben des Regulierschlüssels auf der Spirale. Der Schlüssel könnte etwas leichter laufen, dann wäre es leichter, ihn dosiert zu verschieben, so ruckt er leicht ein Stück zu weit. Mit Geduld geht es aber doch, die Uhr laeuft momentan mit ca. + 8 sec, genauer schaffe ich es nicht.
Fazit: Ich bin zufrieden, auch das Design ist insgesamt sehr gut gelungen. Die Uhr sieht altmodisch aus, wie aus dem Art Deco der 1940er Jahre. Einen Schwachpunkt gibt es: Die Zeiger. Sie sind zu kurz! Minuten- und Sekundenzeiger müssten bis zum Index reichen, Die Zeiger haben Leuchtmasse (absoluter Quatsch in einer Skelettuhr, as Zeug zerbröselt und rieselt direkt ins Werk), die sogar ein wenig leuchtet, aber die schmalen Spitzzeiger sind als Leuchtzeiger ungeeignet, man kann Stunde und Minute kaum unterscheiden. Ausserdem gibt es (gottseidank) auf dem Zifferblatt keine Leuchtmasse.
So, nun noch die Bilder:
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Sorry, die Überschrift war zu lang. es fehlt noch ..."gung". Leider kann ich es nicht mehr ändern...
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