Für Uhrengehäuse wird ein „nichtrostender“ Stahl, mit einem Chromanteil von mehr als 13% verwendet („Chromstahl“). Der Vorteil dieser Stähle ist die Bildung einer Passivschicht aus Chromoxid an der Werkstoffoberfläche. Durch Zugabe von Nickel wird die Korrosionsbeständigkeit weiter verstärkt.
Diese Stähle zeichnen sich aber nicht nur durch positive Eigenschaften, wie erhöhtem Korrosionsschutz oder hoher Zähigkeit aus, sondern auch durch eher nicht so gewünschte, wie Neigung zum Fressen bei Verschraubungen, schlechte Wärmeleitfähigkeit, niedrige Zugfestigkeit, oder auch einen hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten, was gerade die dauerhafte, sichere Abdichtung von Uhrengehäusen eher schwierig gestaltet.
Vorwiegend kommen folgende Stähle zum Einsatz:
316L (Werkstoffnummer 1.4404, EN Kurzname X2CrNiMO17-12-2)
Dieser Stahl hat folgende Legierungsbestandteile:
C 0,03%
Si 1,0%
Mn 2,0
Cr 16,5 - 18,5%
Mo 2,0 - 2,5%
Ni 10,0 - 14,0%
Dichte: 7,95 kg/dm³, Härte HV <205
904L (Werkstoffnummer 1.4539, EN Kurzname X1NiCrMoCu25-20-5)
Dieser Stahl hat folgende Legierungsbestandteile:
C 0,02%
Si 0,70%
Mn 2,0%
P 0,03%
S 0,01%
Cr 19,0 - 21,0%
Mo 4,0 - 5,0%
Ni 24,0 - 26,0%
Cu 1,2 - 2,0%
N 0,15%
Dichte: 7,9 kg/dm³, Härte HV <220
Interessierten Lesern wird der hohe Anteil an Nickel in beiden Stahlsorten aufgefallen sein, der in krassem Widerspruch zur Eignung für Allergiker zu stehen scheint.
Hier wird aber übersehen, dass nicht der Anteil von Nickel im Stahl für allergische Reaktionen verantwortlich ist, sondern die Freigabe von Nickel aus dem Stahlgefüge- und die ist bei beiden Sorten sehr gering, weshalb im Regelfall mit keinen allergischen Reaktionen zu rechnen ist.
Da die allerwenigsten Uhrenhersteller über eine eigene Stahlproduktion verfügen, sind sie auf Zulieferfirmen angewiesen.
Diese liefern das gewünschte Rohmaterial zumeist in Stangenform.
Warum haben sich gerade diese beiden Stahlsorten durchgesetzt?
Eigentlich wurden diese Stähle zur Verwendung in der chemischen Industrie entwickelt, wo die geringe Härte keine Rolle spielt, aber dafür eine hohe Beständigkeit gegen reduzierte Säuren gefragt ist.
Zudem sind diese Stahlsorten relativ leicht zu bearbeiten, korrosionsbeständig (Meerwasser) und lassen sich leicht polieren.
Auch der Preis dürfte eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben (beide Sorten bewegen sich bei rund 1,50,- Euro/kg- -Quelle: Werkstoffhandel Stand 7/2009), woraus sich unschwer der reine Materialwert für ein Uhrengehäuse errechnen lässt.
Beide Stahlsorten haben zudem in poliertem Zustand einen schönen Metallglanz.
Auf Grund der relativ geringen Härte können sie Schläge auf das Uhrgehäuse sehr gut absorbieren, sind jedoch (vergleichsweise) anfällig für Kratzer und Dellen.