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Gast37985
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Heute möchte ich Euch meine neu erworbene Amfibia Turbina vorstellen:

Wie komme ich als Mitteleuropäer, der zunächst in einem Umfeld von Citizens, Seikos und Casios, später dann Oris, Hammilton, viel Kemmner und Orient großgeworden ist, dazu, sich einen modernistischen Russen zuzulegen? Ganz einfach: viel Neugier und etwas Glück!
Doch der Reihe nach.
Nachdem ich ein wenig auf meranom.com herumgestöbert hatte, war mir neben den Amphibia SE Modellen auch die modernen Amphbias aufgefallen, ganz besonders die Turbina. Nachdem meine erste Testbestellung mit einer 090 nach langer Zeit dann doch noch erfolgreich vonstatten ging

stand der Entschluss für mich fest. So eine Turbina muss her!
Im WUS gab es schon ein paar interessante Bilder, also bestellt und gewartet. Nach 27 Tagen, wovon sie acht (acht!) Tage beim Deutschen Zoll in Niederaula in Quarantäne war, lag dann endlich ein Paket mit kyrillischer Beschriftung vor mir:

Zur Uhr:
Zur Geschichte dieses Modells kann ich mangels Wissen leider nicht viel erzählen. Es gab wohl verschiedene Enwicklungsstadien mit klassischer Tag/Nacht-Anzeige und ohne bzw. anderem Sekundenzeiger, siehe weiter unten.
Die nackten Daten:
Modell: Vostok Амфибия Турбина 2432.02/230603
Gehäusedurchmesser: 45mm
Bandanstoß: 22mm
Höhe: 13mm
Werk: «Восток»*2435.02*с
Gewicht: aktuell mit gekürztem Band: 188g
Der erste Eindruck:
Mit einer klassischen Amfibia hat dieses Gerät bis auf das Werk nichts mehr zu tun. Alles ist größer und stabiler dimensioniert.
Statt der verchromten Messinglünette prangt jetzt ein gefräster Edelstahlring mit Alumininumeinsatz und Leuchtperle um das Glas (dazu später mehr) welches jetzt aus Mineralglas ist, leider ohne Entspiegelung (siehe ebenfalls später).
Die als Armband getarnte Epiliermaschine aus gefalteten Lada-Blechen ist einem ordentlichen klapperfreien 5-reihigen Engineer-Band mit massiven, passgenauen Anstößen gewichen, aussen gebürstet, seitlich poliert und die mittlere Reihe ist etwas schmäler, sehr schön gearbeitet. Seltsamerweise hat es einen Butterflyverschluss, das passt zwar zu einem Engineer, jedoch weniger zu einem Taucher…
Unsere russischen Freunde haben es anscheinend für sibirische Bären dimensioniert! Muss ich normalerweise 2 bis 3 Glieder entnehmen, waren es hier 6, was aber völlig problemlos war.
Das Werk läuft sofort an, bzw. lief es schon beim Auspacken.
Alles passt und sieht ordentlich aus.
Kommen wir ins Detail:
Das Blatt:
Da tut sich schon das erste Unverständnis auf: Wenn dieser Quirl die Funktionsanzeige darstellen soll, wozu gibt es dann noch einen Sekundenzeiger?
Beim Prototyp fehlte er noch ganz und wurde später in schwarz mit weißer Spitze ausgeführt. Jetzt ist er ROT (!?) auf der ganzen Uhr findet sich kein rotes Detail auf das der Sekundenzeiger Bezug nehmen könnte. Die Antwort dürfte wohl in der Geschichte der Vostok Amphibias zu finden sein: Ihre Sekundenzeiger waren immer rot…
Der Quirl oder Propeller hat übrigens keine Leuchtmasse, es ist einfach nur weißer Lack.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man hinter dem Propeller das stilisierte Amfibia Logo, hätte man dafür Löcher ins ZB fräsen müssen? Naja da wahr wohl ein Chinese „am Werk“.

Das Blatt selber ist aus echtem Carbon und sehr sorgfältig bedruckt, alle Indices sitzen gerade, die Beschriftung ist gleichmaßig und die Fenster, immerhin 3 Stück, sind sauber gerahmt. Die Leuchtmasse ist nicht gerade üppig, aber dafür gleichmäßig verteilt.

Beim Thema Fenster kommt schon die nächste Verwirrung auf. Wie erklärt sich die Tag-/Nachtanzeige? Statt Sternen oder Sonne gibt es Orange und Weiß. Aber mit welcher Logik? Egal, sieht nett aus und passt optisch.

Die Zeiger sind alte Bekannte aus den SE Modellen, nur sind sie hier weiß lackiert und an der Nabe schwarz.
Kommen wir zu Lünette und auch gleich zur nächsten Besonderheit:

Die gefrästen Nuten fluchten nicht ganz zur Gehäusemitte, dafür ist das Inlay etwas außermittig fixiert so dass die Perle wieder "auf der 12" sitzt, na schön; Charaktermerkmal.
Die Lünette selber ist nicht wirklich griffig, geht aber leicht, rastet sauber (120 Klicks) und hat kein Spiel!. Durch ihr Formgebung kaschiert sie geschickt, wie breit sie ist: Der 45er Gehäusebreite stehen ein Glasdurchmesser von gerade einmal 30,5 gegenüber.
Womit wir auch schon beim Gehäuse wären:


Irgendwo habe wir das doch schon mal gesehen? Oder so ahnlich…
Bei der Seitenansicht kann man gut erkennen, warum die Uhr trotz 45mm Gehäusedurchmesser relativ klein wirkt. Die bemerkenswert schmalen Hörner verstecken sich förmlich unter dem Gehäuse-„Überhang“, die Länge über die Hörner beträgt gerade einmal 49,5!

Hier fällt die fehlende Entspiegelung doch sehr auf :(
Da wir schon bei den Hörnern sind, leite ich über zu den Anstössen:

Gefällt.
Rücken wir noch etwas weiter und schauen uns den Boden an:

Hier ist das Emblem zu sehen, welches hinter dem Rotor angedeutet wird.
Rücken wir noch ein Stück weiter zum -wie soll ich es nennen?- „Kronenerker?“

oha, der erste Kratzer

Statt der Angabe in bar haben wir hier ATM stehen, dennoch entnehme ich dieser Angabe, dass es Vostok mit der Dichtigkeit ernst meint.
Und schon wären wir beim hervorstechendsten Designmerkmal: der Krone

im Gegensatz zu den klassischen Amphibias handelt es sich um ein massives Teil. Ob es einteilig ist oder einen Gewindeeinatz hat, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen, ich vermute letzteres.

Der Gewindurchmesser ist jetzt kleiner und gröber, jedenfalls wackelt sie nicht mehr, ob das jetzt gut oder schlecht ist?
Tatsache ist, dass sie echt weit heraussteht:

wenn man sie löst, noch weiter:

und beim Zeigerstellen kann man sie auch als Kleiderhaken benutzen (ja ok - flach)

Dankenderweise malträtiert sie den Handrücken durch ihre abgerundeten Kanten kaum.
Die Form als solche mit ihrer turbinenartigen Drehung und der Konkave gefällt mir sehr gut.
Fazit: Ein echtes Charaktereisen in wirklich guter Qualität mit nicht ganz schlüssigen Details.
Ich mag sie so!
Vielen Dank für’s lesen und noch einen sonnigen Gruß

P.S: wie es sich für einen Diver gehört, reiche ich den Nightshot nach:

P.S.S: Die Schriftart ist gewollt und ich mag das so

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