
T-Freak
Themenstarter
Hallo Uhrenfreunde,
ich habe eine Weile überlegt, ob ich die heutige Vorstellung wirklich machen will. Denn ich bin eigentlich kein Freund von Hommagen. Hersteller, deren Produkte unter vermutlich eher schlechten Arbeitsbedingungen und mit Niedriglöhnen zustande gekommen sind, möchte ich auch nicht unbedingt unterstützen. Doch letztlich muss man sich den Realitäten stellen und würde man seine guten Vorsätze wirklich leben, dürfte man auch kein iPhone kaufen. Wir leben im Jahr 2019 und als Uhren-Enthusiast kann man sich durchaus auch einmal mit einer China-Uhr beschäftigen.
Ich habe mir also meine erste derartige Uhr gekauft. Für sage und schreibe 79 Euro. Aus purer Neugier und mit der Gewissheit, dass das Ding nach dreimaligem Befingern postwendend zurück geht. Doch ich habe sie immer noch und ich werde sie behalten. Und ich habe sie jetzt einige Tage getragen und man glaubt es kaum, beim Blick auf mein Handgelenk erfasst mich weder das nackte Grauen noch gibt es sonstige negative Nebenwirkungen. Habe ich den Verstand verloren? Ich glaube nicht. Ich bin eher etwas irritiert.
Aber der Reihe nach. Heute stelle ich euch die BERSIGAR Automatic Diver Watch vor:
Natürlich ist es nur eine Uhr im Stil eines Divers, denn mit 10 bar Druckfestigkeit ist es natürlich keine richtige Taucheruhr. Das Design ist eine fast 100%ige Kopie ihres Vorbildes. Das heiße ich nicht gut, aber zumindest ist es mal etwas anderes als die gefühlt hundertausendste Submariner Hommage.
Die ersten Versionen dieser Uhr wurden noch unter dem Namen Pagani Design verkauft. Diese Uhren waren mit einem gewölbten Glas mit Datumslupe und chinesischen Sea-Gull Werken ausgestattet. Was man von diesen Uhren so hörte war teilweise gut, teilweise aber auch sehr schlecht. Im Rahmen einer umfassenden Modellpflege wurde eine Neuauflage auf den Markt gebracht. Diesmal von BERSIGAR, mit planem Hardlex-Glas und ohne Datumslupe, im Inneren werkeln nun Automatikwerke von Miyota oder Seiko. In meinem Exemplar ist ein Seiko NH36 mit Sekundenstopp verbaut. Es werden drei Farbvarianten angeboten, die sich aufs Zifferblatt und die Keramiklünette beziehen, nämlich Schwarz, Blau und Grün.
Optisch gesehen gibt es extrem viel Ähnlichkeit mit dem Original. Nimmt man sie das erste mal in die Hand, ist man überrascht, da sich aufgrund der oberflächlich edlen Optik und des satten Gewichts durchaus ein wertiges Gefühl einstellt.
Doch kann sie auch einer zweiten, kritischeren Betrachtung standhalten?
Das Zifferblatt und die Zeiger sind makellos verarbeitet und bestehen auch mühelos den Makrotest. Das Hardlex-Glas ist wirksam entspiegelt und schimmert je nach Lichteinfall bläulich. Das Keramik-Inlay schaut ebenfalls vernünftig aus. Die Lünetteneinfassung lässt bei seitlicher Betrachtung sehr viel Handarbeit erkennen. Diese äußert sich darin - um es mal positiv auszudrücken - dass eine gewisse Individualität in den Schliffen der Umfassung durchaus bemerkt werden kann...
Die Lünette rastet nicht mit 60 oder 120, sondern mit 90 Klicks. Muss man nicht verstehen, ist aber so.
Die Lünette lässt sich recht leichtgängig verstellen, zwischen den Rastpunkten gibt es einiges an Spiel.
Das Gehäuse ist satiniert während die Flanken poliert sind. Die Qualität geht absolut in Ordnung, ohne jedoch das absolut perfekte Niveau sehr hochwertiger Uhren zu erreichen. Die Krone wiederum ist sandgestrahlt und mit einem Logo-Relief versehen. Das schaut tatsächlich extrem gut und hochwertig aus!
Beim Edelstahlarmband hat man dann etwas gespart. Es besteht aus massiven Gliedern, die jedoch mit jämmerlichen Stiften zusammengehalten werden. Diese erfüllen zumindest ihren Zweck. Die Kanten des Armbandes sind ein wenig scharfkantig und die Flanken zeigen ein sehr grobes Schliffbild. Die eigentlichen Flächen der Glieder sind aber in dieser Hinsicht in Ordnung. Die Bandanstöße sind derartig misslungen, dass sie fast schon wieder als Designelement durchgehen.
Die Faltschließe ist erstaunlicherweise auch massiv und mit seitlichen Drückern versehen. Die finde ich richtig gelungen! Da gibt es Uhren im höheren vierstelligen Bereich, die eine deutlich schlechtere Schließe haben.
Der Glasboden meines Exemplares ist im Bereich des polierten Edelstahls leicht zerkratzt, es schaut so aus, als wenn man bei der Montage des Bodens mit dem Werkzeug abgerutscht ist. Überhaupt hätte man auf einen Glasboden verzichten können, denn ein Seiko NH36 ist nun wirklich kein Augenschmaus. Aber es ist technisch solide und normalerweise sollte eine solche Uhr viele, viele Jahre ohne Probleme ihren Dienst tun. Die Gangwerte liegen bei ca. 5 Sekunden Vorgang am Tag.
Hier ist noch einmal die Krone schön zu sehen, Um ehrlich zu sein, ich habe teure Uhren im Bestand, die eine sehr viel simpler gestaltete Krone haben.
Gleichzeitig kann man hier auch sehr schön das weiter oben angesprochene etwas unregelmäßige Schliffbild bei der Lünetteneinfassung erkennen.
Das Zifferblatt, die Zeiger und die applizierten Indexe sind wiederum von derartig guter Qualität, dass sie auch hohen Ansprüchen genügen können.
Die Leuchtmasse (zweifarbig) ist ganz ok, leuchtet aber weder besonders hell noch langanhaltend.
Am Arm wirkt die Uhr mit ihrem Lünettendurchmesser von 43 mm recht harmonisch und der Tragekomfort ist wirklich gut. Mein HGU beträgt 18 cm.
Ihr wisst, ich bin ein leidenschaftlicher Uhrensammler und habe mir diese günstige Uhr aus purer Neugier gekauft, um zu sehen, ob diese tatsächlich brauchbar ist. Und ich bin trotz des einen oder anderen kleinen Kritikpunkts positiv überrascht. Die Uhr schaut richtig gut und deutlich teurer aus als sie ist. Dabei ist die Verarbeitung und sogar die Haptik (168 g bei einem auf einen 18 cm HGU gekürztem Armband) zumindest so gut, dass man der Uhr eine lange Lebensdauer zutraut. Ich werde die Uhr als DailyRocker nutzen, wobei die Uhr dennoch recht edel erscheint und man sich nicht mit ihr schämen muss.
Fazit:
Jetzt könnte ich eigentlich ein im Grunde positives Fazit ziehen. Doch so einfach ist es leider nicht. Ich habe nämlich noch drei weitere Uhren dieses Modells bestellt, weil ich sie im Familien- und Freundeskreis verschenken wollte. Leider musste ich feststellen, dass die Qualität von Exemplar zu Exemplar stark schwankend ist. So gab es schief sitzende Indexe, eine eiernde und schwergängige Krone, eine lockere Lünette und andere Verarbeitungsmängel, wie Staub und Fussel unterm Uhrglas. Bis auf mein hier vorgestelltes Exemplar waren die anderen Exemplare alle mehr oder weniger mangelhaft und gingen retour. Mit diesen Nachlässigkeiten bedient der chinesische Hersteller dann doch wieder die geltenden Vorurteile und bestätigt letztlich, dass man schon deutlich mehr Geld in die Hand nehmen muss, wenn man kompromisslose Qualität erwartet.
Dennoch muss man fair bleiben bei dem, was man hier für gerade einmal 79 Euro geboten bekommt. Mit meinen DailyRockern fürs Grobe bin ich bislang nämlich nie gücklich geworden. Denn die Dinger waren entweder trotzdem zu teuer und wurden beim Arbeiten abgelegt oder aber sie waren so hässlich oder minderwertig, dass ich sie auch fürs Grobe nicht am Arm ertragen konnte. Da macht die Bersigar eine Ausnahme. Bei dem Preis ist eigentlich alles egal und gleichzeitig fühlt man sich dennoch gut angezogen mit ihr. Genau das macht sie vielleicht interessanter als wenn sie perfekt wäre und 250 Euro kosten würde...
Ich hoffe, die Vorstellung hat euch gefallen und mich würde interessieren, was ihr von der Uhr haltet.
Viele Grüße
T-Freak
ich habe eine Weile überlegt, ob ich die heutige Vorstellung wirklich machen will. Denn ich bin eigentlich kein Freund von Hommagen. Hersteller, deren Produkte unter vermutlich eher schlechten Arbeitsbedingungen und mit Niedriglöhnen zustande gekommen sind, möchte ich auch nicht unbedingt unterstützen. Doch letztlich muss man sich den Realitäten stellen und würde man seine guten Vorsätze wirklich leben, dürfte man auch kein iPhone kaufen. Wir leben im Jahr 2019 und als Uhren-Enthusiast kann man sich durchaus auch einmal mit einer China-Uhr beschäftigen.
Ich habe mir also meine erste derartige Uhr gekauft. Für sage und schreibe 79 Euro. Aus purer Neugier und mit der Gewissheit, dass das Ding nach dreimaligem Befingern postwendend zurück geht. Doch ich habe sie immer noch und ich werde sie behalten. Und ich habe sie jetzt einige Tage getragen und man glaubt es kaum, beim Blick auf mein Handgelenk erfasst mich weder das nackte Grauen noch gibt es sonstige negative Nebenwirkungen. Habe ich den Verstand verloren? Ich glaube nicht. Ich bin eher etwas irritiert.
Aber der Reihe nach. Heute stelle ich euch die BERSIGAR Automatic Diver Watch vor:

Natürlich ist es nur eine Uhr im Stil eines Divers, denn mit 10 bar Druckfestigkeit ist es natürlich keine richtige Taucheruhr. Das Design ist eine fast 100%ige Kopie ihres Vorbildes. Das heiße ich nicht gut, aber zumindest ist es mal etwas anderes als die gefühlt hundertausendste Submariner Hommage.
Die ersten Versionen dieser Uhr wurden noch unter dem Namen Pagani Design verkauft. Diese Uhren waren mit einem gewölbten Glas mit Datumslupe und chinesischen Sea-Gull Werken ausgestattet. Was man von diesen Uhren so hörte war teilweise gut, teilweise aber auch sehr schlecht. Im Rahmen einer umfassenden Modellpflege wurde eine Neuauflage auf den Markt gebracht. Diesmal von BERSIGAR, mit planem Hardlex-Glas und ohne Datumslupe, im Inneren werkeln nun Automatikwerke von Miyota oder Seiko. In meinem Exemplar ist ein Seiko NH36 mit Sekundenstopp verbaut. Es werden drei Farbvarianten angeboten, die sich aufs Zifferblatt und die Keramiklünette beziehen, nämlich Schwarz, Blau und Grün.
Optisch gesehen gibt es extrem viel Ähnlichkeit mit dem Original. Nimmt man sie das erste mal in die Hand, ist man überrascht, da sich aufgrund der oberflächlich edlen Optik und des satten Gewichts durchaus ein wertiges Gefühl einstellt.

Doch kann sie auch einer zweiten, kritischeren Betrachtung standhalten?

Das Zifferblatt und die Zeiger sind makellos verarbeitet und bestehen auch mühelos den Makrotest. Das Hardlex-Glas ist wirksam entspiegelt und schimmert je nach Lichteinfall bläulich. Das Keramik-Inlay schaut ebenfalls vernünftig aus. Die Lünetteneinfassung lässt bei seitlicher Betrachtung sehr viel Handarbeit erkennen. Diese äußert sich darin - um es mal positiv auszudrücken - dass eine gewisse Individualität in den Schliffen der Umfassung durchaus bemerkt werden kann...


Die Lünette rastet nicht mit 60 oder 120, sondern mit 90 Klicks. Muss man nicht verstehen, ist aber so.


Das Gehäuse ist satiniert während die Flanken poliert sind. Die Qualität geht absolut in Ordnung, ohne jedoch das absolut perfekte Niveau sehr hochwertiger Uhren zu erreichen. Die Krone wiederum ist sandgestrahlt und mit einem Logo-Relief versehen. Das schaut tatsächlich extrem gut und hochwertig aus!
Beim Edelstahlarmband hat man dann etwas gespart. Es besteht aus massiven Gliedern, die jedoch mit jämmerlichen Stiften zusammengehalten werden. Diese erfüllen zumindest ihren Zweck. Die Kanten des Armbandes sind ein wenig scharfkantig und die Flanken zeigen ein sehr grobes Schliffbild. Die eigentlichen Flächen der Glieder sind aber in dieser Hinsicht in Ordnung. Die Bandanstöße sind derartig misslungen, dass sie fast schon wieder als Designelement durchgehen.


Die Faltschließe ist erstaunlicherweise auch massiv und mit seitlichen Drückern versehen. Die finde ich richtig gelungen! Da gibt es Uhren im höheren vierstelligen Bereich, die eine deutlich schlechtere Schließe haben.


Der Glasboden meines Exemplares ist im Bereich des polierten Edelstahls leicht zerkratzt, es schaut so aus, als wenn man bei der Montage des Bodens mit dem Werkzeug abgerutscht ist. Überhaupt hätte man auf einen Glasboden verzichten können, denn ein Seiko NH36 ist nun wirklich kein Augenschmaus. Aber es ist technisch solide und normalerweise sollte eine solche Uhr viele, viele Jahre ohne Probleme ihren Dienst tun. Die Gangwerte liegen bei ca. 5 Sekunden Vorgang am Tag.

Hier ist noch einmal die Krone schön zu sehen, Um ehrlich zu sein, ich habe teure Uhren im Bestand, die eine sehr viel simpler gestaltete Krone haben.

Gleichzeitig kann man hier auch sehr schön das weiter oben angesprochene etwas unregelmäßige Schliffbild bei der Lünetteneinfassung erkennen.




Das Zifferblatt, die Zeiger und die applizierten Indexe sind wiederum von derartig guter Qualität, dass sie auch hohen Ansprüchen genügen können.


Die Leuchtmasse (zweifarbig) ist ganz ok, leuchtet aber weder besonders hell noch langanhaltend.

Am Arm wirkt die Uhr mit ihrem Lünettendurchmesser von 43 mm recht harmonisch und der Tragekomfort ist wirklich gut. Mein HGU beträgt 18 cm.


Ihr wisst, ich bin ein leidenschaftlicher Uhrensammler und habe mir diese günstige Uhr aus purer Neugier gekauft, um zu sehen, ob diese tatsächlich brauchbar ist. Und ich bin trotz des einen oder anderen kleinen Kritikpunkts positiv überrascht. Die Uhr schaut richtig gut und deutlich teurer aus als sie ist. Dabei ist die Verarbeitung und sogar die Haptik (168 g bei einem auf einen 18 cm HGU gekürztem Armband) zumindest so gut, dass man der Uhr eine lange Lebensdauer zutraut. Ich werde die Uhr als DailyRocker nutzen, wobei die Uhr dennoch recht edel erscheint und man sich nicht mit ihr schämen muss.
Fazit:
Jetzt könnte ich eigentlich ein im Grunde positives Fazit ziehen. Doch so einfach ist es leider nicht. Ich habe nämlich noch drei weitere Uhren dieses Modells bestellt, weil ich sie im Familien- und Freundeskreis verschenken wollte. Leider musste ich feststellen, dass die Qualität von Exemplar zu Exemplar stark schwankend ist. So gab es schief sitzende Indexe, eine eiernde und schwergängige Krone, eine lockere Lünette und andere Verarbeitungsmängel, wie Staub und Fussel unterm Uhrglas. Bis auf mein hier vorgestelltes Exemplar waren die anderen Exemplare alle mehr oder weniger mangelhaft und gingen retour. Mit diesen Nachlässigkeiten bedient der chinesische Hersteller dann doch wieder die geltenden Vorurteile und bestätigt letztlich, dass man schon deutlich mehr Geld in die Hand nehmen muss, wenn man kompromisslose Qualität erwartet.
Dennoch muss man fair bleiben bei dem, was man hier für gerade einmal 79 Euro geboten bekommt. Mit meinen DailyRockern fürs Grobe bin ich bislang nämlich nie gücklich geworden. Denn die Dinger waren entweder trotzdem zu teuer und wurden beim Arbeiten abgelegt oder aber sie waren so hässlich oder minderwertig, dass ich sie auch fürs Grobe nicht am Arm ertragen konnte. Da macht die Bersigar eine Ausnahme. Bei dem Preis ist eigentlich alles egal und gleichzeitig fühlt man sich dennoch gut angezogen mit ihr. Genau das macht sie vielleicht interessanter als wenn sie perfekt wäre und 250 Euro kosten würde...

Ich hoffe, die Vorstellung hat euch gefallen und mich würde interessieren, was ihr von der Uhr haltet.
Viele Grüße
T-Freak
Zuletzt bearbeitet: