Selten noch bin ich von einem Forenbeitrag so fasziniert gewesen. Ein Genuss, mitzulesen, da war ich, nicht nur aufgrund der schönen, alten Datejust ganz andächtig. Es waren auch einige Dinge dabei, die mir noch nicht bekannt waren. Sehr lehrreich, vielen Dank für die viele Mühe! Nicht zuletzt ist es ein Blick hinter die Kulissen, auf das, worauf es bei guten Uhren wirklich ankommt.
Leider habe ich diesen Thread erst nach Fertigstellung entdeckt, daher will ich mich spät, aber doch sehr gerne mit ein paar Anmerkungen zu noch nicht beantworteten Fragen und allerlei noch nicht Erwähntem beteiligen:
Verzahnung des Bodens: Sicher soll sie auch ein Hemmnis gegen "unbefugtes" Eindringen darstellen, keine Frage. Ein weiterer Grund ist, dass durch die Verteilung der Kraft auf sehr viele kleine Zähne eine Beschädigung fast ausgeschlossen ist - das passende Werkzeug vorausgesetzt. Schön plan und mit ausreichend Druck aufgesetzt, kann der Öffner kaum abrutschen. Leider habe ich schon einige Böden gesehen, die entweder angebohrt oder -gelötet wurden, um einen Ansatzpunkt für anderes Werkzeug zu schaffen.
Referenzen: 1600 mit glatter Lünette, 1601 mit Riffelung (Gold),
1603 mit gerippter Stahllünette. Das Material des Gehäuses war damals noch nicht Bestandteil der vierstelligen Referenz, sondern wurde nach einem Schrägstrich notiert. Die Stahl-/Goldversion, bei Rolex immer an der "3" am Ende erkennbar war demnach eine
1601/3. Für Gelbgold analog 1601/8 und glatt eben
1600/8. Am Ende dieses Absatzes habe ich
Lexis Beitrag gefunden, dort ist's schön zusammengefasst.
Knickblatt: Leider verschwanden sie bei der Umstellung auf die fünstelligen Referenzen, wohl auch, weil sie aufwändiger zu fertigen waren. Der Knick gibt den alten Zifferblättern eine unglaubliche
Plastizität, einfach schön.
Beim
gezeigten Plexiglas
könnte es sich noch um die ursprüngliche Variante handeln, die an der Rundung zu erkennen ist. Tauschgläser zeigen an dieser Stelle eine scharfe
Kante. Häufiges Polieren kann da ein ziemlich täuschen, wäre aber an einer schielenden Lupe erkennbar. Auch neigen alte Plexigläser zu deutlich sichtbaren Spannungsrissen.
Die Datumsscheibe ist noch die, mit der die Uhr gebohren wurde. Bei Besitzern (teil)revidierter Uhren sind die
offenen 6en heiß begehrt, da bei einer Revision weiße, relativ fade Ersatzteile verbaut werden. Doch
diese hier ist noch älter, gut zu erkennen an der "Hakennase" an der 7 und damit wirklich selten. Sammler-
Irrsinn.

Was mich an den Datejusts dieses Alters fasziniert, ist der satte Klick beim Umschalten des Datums. Es ist tatsächlich ein ziemlich lautes Schnalzen, bei dem sich die Uhr merklich am Arm bewegt.
Aufzug: Beinahe alle Rolex-Kaliber weisen die Wechselräder und das Rubinlager für den Rotor auf. Wir hatten hier ja schon einige frucht- bis furchtbare Diskussionen darüber. Jedenfalls ist es leise, effizient und haltbar, so man die Wartung nicht venachlässigt. Geschundene Werke erkennt man auch als Laie an den Schleifspuren, die der schwere Rotor hinterlässt, sobald das Lager ausgeschlagen und/oder die Welle eingelaufen ist. Ausnahme ist, wie schon von Gerd angeführt, das Kaliber 4130 der Daytona, das (wie ich anderswo gelesen habe) aus Platzgründen ein Kugellager aufweist. Auch zieht deren Rotor nur einseitig auf. So ist die Daytona das einzige Modell, bei dem man, wenn man sehr genau hinhört den Rotor säuseln hören kann. Ich habe vernommen, dass dies künftig auch bei anderen Kalibern so sein soll - sehr spekulativ.
Referenz- und Seriennummern und Fake-Hinweis: Jahrzehntelang war im Gehäuse bei 12 Uhr die Referenz und bei 6 Uhr die Seriennummer zu sehen. Dies hat sich mittlerweile geändert. Die Seriennummern waren zunächst zusätzlich im Rehaut graviert, seit kurzem nur mehr dort. Es befindet sich also zwischen den Hörnern keine Seriennummer mehr. Erfahrungsgemäß werden sich beide Varianten noch einige Jahre überlappen.
Zu guter Letzt noch einmal vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Ganz großes Kino!
