
guidob
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Themenstarter
Prolog
Ich muss anmerken, dass mich Tourenwagen-Sport, Heuer-Chronographen speziell und Stoppuhren im Allgemeinen seit den 70er Jahren faszinieren. Insbesondere der Val.72-Chrono meines Vaters mit weißem Blatt von Heuer.
Der Kauf
Manchmal hat eine Meinungsverschiedenheit ihr Gutes.
Vor ein paar Wochen an einem Sonntag musste ich genau deswegen einen Tapetenwechsel bekommen und fuhr in die "Classic Remise", in der Auto-Freaks ihre Vintage-Geräte warten, parken, zur Schau und zum Verkauf stellen. Ein sehr großes Areal, in dem man prima auf andere Gedanken kommt.
Wunderschöne Fahrzeuge von den 30ern bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein. Viele Jags, Astons, Porsche, Ferraris und Rennautos. Man kann sich gar nicht satt sehen.
Beim Schlendern fiel mir in einem angrenzenden Büro eine am Schaufenster stehende Vitrine auf, in der offenbar Uhren neben anderen Sachen ausgestellt waren.
Leider aufgrund der Sichtverhältnisse nicht zu erkennen, welche Uhren und in welchem Zustand. Bei einer konnte ich nur das 'Heuer'-Logo erahnen.
In den folgenden Tagen bin ich sporadisch mal wieder hingefahren, um jemanden zu bitten, mir die Uhr zu zeigen. Stets war das Büro leer. Also per Telefon kurz einen Zeitrahmen vereinbart. Es stellte sich heraus, dass wir uns immer nur verpasst hatten - meist war ich zu spät dort.
Vorgestern konnte ich den netten Mann kurz kennen lernen und die Uhren aus der Vitrine dann also das erste Mal in Augenschein nehmen. Schnell war klar, dass nur eine Heuer mein Interesse geweckt hatte - alles andere waren Dreizeiger und eine Jacky Ickx, wenn ich recht erinnere. Auch alt und schön, aber zurzeit nicht in mein Beuteraster passend.
Meine Erwartungen waren insgesamt sehr niedrig, denn eine Vitrinenuhr kann ja eigentlich nix dolles sein, oder? Leider hatte der Ladenbesitzer nur wenig Zeit, also ging es ums optisch Offensichtliche. Das sah bei der Heuer (jetzt stellte sich heraus, dass es eine 1611 ist) viel versprechend aus.
Ob die Uhr zum Verkauf steht? Ja, natürlisch.
Preis? Ja, nee, da hätte er sich noch keine Gedanken gemacht - eigentlich wolle er ja alles zusammen verkaufen.
Nur die Heuer? Ja, dann machen sie mir doch mal ein Angebot.
Ich machte ihm ein Angebot. Und zwar eines, von dem ich nicht wusste, ob er es akzeptieren oder mich nur schräg angucken würde.
Der freundliche Herr bat sich eine Nacht Bedenkzeit aus, ich möge ihn doch bitte einen Tag später (gestern) anrufen.
Gestern nahm ich mir ein paar Minuten in der verspäteten Mittagszeit und fuhr zu ihm hin, ohne vorher anzurufen.
Am linken Arm mit der Seiko 0011 (Ufo) zur Ermittlung der Referenz-Zeit bewaffnet und noch ohne Kohle in der Tasche, betrat ich seinen Laden und wusste nicht, ob ihm mein Angebot gefiel, er feilschen wollte oder gar nicht mehr verkaufen.
Ach ja, die Uhr, nicht?
Ja, darf ich ein bisschen mehr Zeit mit der Uhr heute verbringen, so ca. zehn bis fünfzehn Minuten?
Ja, das dürfen sie.
Ich frug, ob er sich mein Angebot hat überlegen können. Ja, das habe er. Wo wir denn nun preislich liegen würden, wollte ich wissen und bekam zur Antwort: "Guter Mann, sie haben mir doch ein Angebot gemacht."
Ich bejahte und gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich zu meinem Angebot stehe. Dann startete ich beide Stoppuhren synchron, nachdem ich die 1611 aufgezogen hatte und verließ kurz das Geschäft, um Geld zu besorgen.
Ich werde nie im Leben vergessen, wie ich im Auto saß, den Zündschlüssel noch nicht umgedreht und mich selbst beruhigen musste. Offenbar war ich kurz davor, meinen Meilenstein zu erreichen... und hatte Schnappatmung hinterm Lenkrad.
Nach dem kurzen Weg zur Bank die Kontrolle der Stoppzeiten (16 Minuten später): Beide Uhren flatsch-synchron. Jawölle!
Also das Geld übergeben, die neue Heuer an den rechten Arm geschnallt und sofort heim zum leichten Reinigen von Gehäuse und Glas.
Und hier ist sie nun. Für die kommende Woche erwarte ich noch eine 16er Heuer-Schließe und ein schwarzes 18er Racing-Band von Morellato. Entsprechende Bilder werden dann folgen. Übrigens ist die Krone absolut perfekt; man sieht auf dem Bild eine komische Reflektion, die ich mir nicht erklären kann. Gangwerte beim Stamm-Uhrmacher gecheckt: 6 Sekunden im Minus!
Epilog
Das Tragische an dieser wahren Geschichte ist, dass ein kleiner Streit zwischen meiner Lady und mir bereits im Jahr 2010 zum Besuch eines großen Flohmarktes und letztlich zum Kauf meiner Seiko Bullhead in ähnlich unberührtem Zustand führte. Ein Schelm, wer Böses denkt...
Finaler Epilog
Bitte glaubt nicht, dass meine liebe Frau und ich uns häufig streiten. Es ist sogar so selten, dass ich mich noch daran erinnern kann. Also: Alles gut!






Ich muss anmerken, dass mich Tourenwagen-Sport, Heuer-Chronographen speziell und Stoppuhren im Allgemeinen seit den 70er Jahren faszinieren. Insbesondere der Val.72-Chrono meines Vaters mit weißem Blatt von Heuer.
Der Kauf
Manchmal hat eine Meinungsverschiedenheit ihr Gutes.
Vor ein paar Wochen an einem Sonntag musste ich genau deswegen einen Tapetenwechsel bekommen und fuhr in die "Classic Remise", in der Auto-Freaks ihre Vintage-Geräte warten, parken, zur Schau und zum Verkauf stellen. Ein sehr großes Areal, in dem man prima auf andere Gedanken kommt.
Wunderschöne Fahrzeuge von den 30ern bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein. Viele Jags, Astons, Porsche, Ferraris und Rennautos. Man kann sich gar nicht satt sehen.
Beim Schlendern fiel mir in einem angrenzenden Büro eine am Schaufenster stehende Vitrine auf, in der offenbar Uhren neben anderen Sachen ausgestellt waren.
Leider aufgrund der Sichtverhältnisse nicht zu erkennen, welche Uhren und in welchem Zustand. Bei einer konnte ich nur das 'Heuer'-Logo erahnen.
In den folgenden Tagen bin ich sporadisch mal wieder hingefahren, um jemanden zu bitten, mir die Uhr zu zeigen. Stets war das Büro leer. Also per Telefon kurz einen Zeitrahmen vereinbart. Es stellte sich heraus, dass wir uns immer nur verpasst hatten - meist war ich zu spät dort.
Vorgestern konnte ich den netten Mann kurz kennen lernen und die Uhren aus der Vitrine dann also das erste Mal in Augenschein nehmen. Schnell war klar, dass nur eine Heuer mein Interesse geweckt hatte - alles andere waren Dreizeiger und eine Jacky Ickx, wenn ich recht erinnere. Auch alt und schön, aber zurzeit nicht in mein Beuteraster passend.
Meine Erwartungen waren insgesamt sehr niedrig, denn eine Vitrinenuhr kann ja eigentlich nix dolles sein, oder? Leider hatte der Ladenbesitzer nur wenig Zeit, also ging es ums optisch Offensichtliche. Das sah bei der Heuer (jetzt stellte sich heraus, dass es eine 1611 ist) viel versprechend aus.
Ob die Uhr zum Verkauf steht? Ja, natürlisch.
Preis? Ja, nee, da hätte er sich noch keine Gedanken gemacht - eigentlich wolle er ja alles zusammen verkaufen.
Nur die Heuer? Ja, dann machen sie mir doch mal ein Angebot.
Ich machte ihm ein Angebot. Und zwar eines, von dem ich nicht wusste, ob er es akzeptieren oder mich nur schräg angucken würde.
Der freundliche Herr bat sich eine Nacht Bedenkzeit aus, ich möge ihn doch bitte einen Tag später (gestern) anrufen.
Gestern nahm ich mir ein paar Minuten in der verspäteten Mittagszeit und fuhr zu ihm hin, ohne vorher anzurufen.
Am linken Arm mit der Seiko 0011 (Ufo) zur Ermittlung der Referenz-Zeit bewaffnet und noch ohne Kohle in der Tasche, betrat ich seinen Laden und wusste nicht, ob ihm mein Angebot gefiel, er feilschen wollte oder gar nicht mehr verkaufen.
Ach ja, die Uhr, nicht?
Ja, darf ich ein bisschen mehr Zeit mit der Uhr heute verbringen, so ca. zehn bis fünfzehn Minuten?
Ja, das dürfen sie.
Ich frug, ob er sich mein Angebot hat überlegen können. Ja, das habe er. Wo wir denn nun preislich liegen würden, wollte ich wissen und bekam zur Antwort: "Guter Mann, sie haben mir doch ein Angebot gemacht."
Ich bejahte und gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich zu meinem Angebot stehe. Dann startete ich beide Stoppuhren synchron, nachdem ich die 1611 aufgezogen hatte und verließ kurz das Geschäft, um Geld zu besorgen.
Ich werde nie im Leben vergessen, wie ich im Auto saß, den Zündschlüssel noch nicht umgedreht und mich selbst beruhigen musste. Offenbar war ich kurz davor, meinen Meilenstein zu erreichen... und hatte Schnappatmung hinterm Lenkrad.
Nach dem kurzen Weg zur Bank die Kontrolle der Stoppzeiten (16 Minuten später): Beide Uhren flatsch-synchron. Jawölle!
Also das Geld übergeben, die neue Heuer an den rechten Arm geschnallt und sofort heim zum leichten Reinigen von Gehäuse und Glas.
Und hier ist sie nun. Für die kommende Woche erwarte ich noch eine 16er Heuer-Schließe und ein schwarzes 18er Racing-Band von Morellato. Entsprechende Bilder werden dann folgen. Übrigens ist die Krone absolut perfekt; man sieht auf dem Bild eine komische Reflektion, die ich mir nicht erklären kann. Gangwerte beim Stamm-Uhrmacher gecheckt: 6 Sekunden im Minus!
Epilog
Das Tragische an dieser wahren Geschichte ist, dass ein kleiner Streit zwischen meiner Lady und mir bereits im Jahr 2010 zum Besuch eines großen Flohmarktes und letztlich zum Kauf meiner Seiko Bullhead in ähnlich unberührtem Zustand führte. Ein Schelm, wer Böses denkt...
Finaler Epilog
Bitte glaubt nicht, dass meine liebe Frau und ich uns häufig streiten. Es ist sogar so selten, dass ich mich noch daran erinnern kann. Also: Alles gut!






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