
Uhrbene
Themenstarter
Liebe Mitleser, in diesem Thread möchte ich zwei sehr unterschiedlichen Uhren mal vergleichen.
Auf der einen Seite die Longines HydroConquest (41mm, blau) – kurz LHC - und auf der anderen die Seiko SBDC031, genannt Sumo. Die LHC ist das, was man heute einen Dressdiver nennt (schreckliches Wort), sie wird wohl eher weniger zum Tauchen mitgenommen und ist auch nicht so konzipiert. Obwohl sie es mit 30 ATM Wasserdichte könnte. Sie hat aber für eine Taucheruhr ein Manko, dazu später. Die Sumo ist im Vergleich deutlich mehr Toolwatch und als Taucherinstrument denkbar, auch wenn heute wenige Taucher eine mechanische Uhr als Backup mitnehmen. Dafür kommt sie deutlich weniger elegant daher. Preislich sind die Uhren nicht ganz in der gleichen Liga: Die LHC kostet ca. 1.000 Euro UVP, die Sumo 600 Euro UVP. Bei beiden Uhren kann man natürlich handeln, wobei die Rabatte prozentual bei der Sumo höher ausfallen dürften, so dass man im realen Leben eher davon ausgehen kann, dass die LHC etwa doppelt so teuer wie die Sumo ist.
Warum vergleiche ich die Uhren: Nun, weil es mir Spaß macht. Beide Uhren sind in meiner Box, die LHC seit 2010, die Sumo seit 2017. Beide Uhren gibt es in Schwarz und Blau (die Sumo noch in mehr Varianten). Und oft kommt hier die Frage auf nach einem wertigen Einstiegsdiver. In der Klasse bis 250 Euro sind das immer Seiko SKX, Orient Ray/Mako und Citizen Promaster, alles sehr gute Uhren für den aufgerufenen Preis. Für etwas mehr gibt es die Sumo. Für noch mehr die LHC. Lohnt sich der Sprung von der Sumo zur LHC, sofern man beide Uhren in Betracht zieht (was eher die Ausnahme sein dürfte). Wieviel mehr bietet die LHC und an welcher Stelle? Der Frage möchte ich – absolut subjektiv – nachgehen. Die Details habe ich hoffentlich vernünftig beschrieben, die Gewichtung / Wertung mag jeder subjektiv sehen. Auf eine Punktevergabe habe ich verzichtet. Es gibt Zwischenfazits zu einzelnen Disziplinen und ein Gesamtfazit.
Soll ich das Design bewerten? Die Uhrenzeitschriften machen das immer, ich werde es mir verkneifen, da das allein Geschmackssache ist. Positiv bei beiden finde ich, dass sie eigenständige Entwürfe sind und nicht die weit verbreiteten Hommagen an teurere Uhren.
Wir beginnen mit dem Gehäuse:
Die Dimensionen der beiden Uhren sind recht unterschiedlich. Die Sumo hat ihren Spitznamen nicht umsonst, bei 45mm Durchmesser baut sie ca. 13mm hoch. Die LHC ist etwas flacher (12mm) aber mit 41mm deutlich kleiner im Durchmesser. Somit sollte rein von den Daten die LHC angenehmer zu tragen sein – ist sie aber nicht. Die herunter gezogenen Hörner der Sumo schmiegen sich an wie für mein nicht allzu großes Handgelenk (17cm) gemacht. Die LHC trägt sich ebenfalls sehr gut, aber nicht besser als die Sumo. Beide passen noch unter eine Knopfmanschette, die Sumo aber nur knapp.
Kommen wir zur Krone. Beide Uhren haben verschraubte Kronen, wie sich das für einen ordentlichen Diver gehört. Die LHC hat einen Kronenschutz, die Sumo nicht. Vielleicht sollte man hier sagen: glücklicherweise, denn der Kronenschutz der LHC ist eine Zumutung. Zwei spitze Dreiecke um die Krone, so unglücklich platziert und scharfkantig, dass man sich sowohl beim Losschrauben als beim Festschrauben jedesmal die Finger piekst. Wenn man das mehrmals im Jahr macht, entwickelt sich eine dicke Hornhautschicht auf den Fingerkuppen, die den Effekt etwas abmildert. Beim Hereinschrauben erweist sich die Krone bei meinem Exemplar immer wieder als widerspenstig und oft braucht es drei Versuche, bis das Gewinde greift, was den pieksigen Kronenschutz noch schlimmer macht. Die Krone ist, was den Komfort betrifft, einer der großen Schwachpunkte der LHC. Ganz anders die Sumo. Die Krone auf 4 Uhr ist an sich ja schon durch die Position etwas besser geschützt und lässt sich satt greifen, los- und festschrauben, dass es ein Vergnügen ist.
Die Verarbeitung der Gehäuse sind in etwa auf gleichem Niveau, was angesichts des Preises klar für die Sumo spricht.
Die Rückseite enthält bei beiden Uhren eine schöne Prägung, bei der LHC die Sanduhr von Longines, bei der Sumo die Tsunami-Welle von Seiko. Die Sanduhr ist dabei deutlich prägnanter und wertiger ausgeführt. Die Wasserdichtigkeit beträgt bei der Sumo 20 atm, bei der LHC 30 atm – in der Praxis ist der Unterschied irrelevant. Mit beiden Uhren kann man problemlos schwimmen und schnorcheln. Mit der Sumo auch tauchen, aber das liegt mehr an der besseren Ablesbarkeit unter Wasser.
Der Bandanstoß ist bei beiden Uhren ein dicker Nachteil, wenn man Bänder wechseln möchte, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
Fangen wir mal mit der Sumo an: Zwischen Federstegen und Gehäuse klafft eine Lücke wie der Grand Canyon, die es unmöglich macht, beliebige Bänder an der Sumo zu befestigen, ästhetisch gesehen. Technisch geht das schon, sieht aber furchtbar aus. Ich habe das mal ausprobiert, niemals wieder. Das beschränkt die Sumo auf wenig wirklich gut aussehende Bänder. Sehr gut passt das originale Edelstahlband und das Rubber von CrafterBlue. Das CrafterBlue ist speziell für die Sumo gemacht und sitzt wie angegossen. Wer wie ich kein Edelstahl mag, findet hier eine super Alternative. Von Seiko gibt es auch ein passendes Band, dann hört es aber langsam auf. Ausnahme ist natürlich das Anbringen eines NATO-Bandes, das verdeckt die Schluchten auch gut. Der Bandanstoß beträgt übrigens 20mm. Die Sumo hat durchbohrte Hörner, was das Entfernen der Federstege sehr erleichtert.
Die LHC hat 21mm Bandanstoß. Die ungerade Breite schränkt die Auswahl ebenfalls ein. Es gibt aber 21mm Bänder, insofern ist die Auswahl besser als bei der Sumo. Nur ein vernünftiges Rubber für diese Breite zu einem guten Preis habe ich noch nicht gefunden, würde der Uhr aber wohl auch gar nicht stehen. Ich trage sie am 22mm Nato, das geht gut.
Fazit Gehäuse: Da der Kronenschutz der LHC ein ständiges Ärgernis ist Vorteil Sumo.
Warum sollte man aber überhaupt wechseln? Beide Uhren kommen mit Metallbändern. Diese sind in beiden Fällen nicht die allerbesten. Das der LHC ist etwas wertiger ausgeführt, hat aber einen Verschluss, der mit dem Fingernagel geöffnet werden muss. In meinen Augen nicht optimal. Besser funktioniert der Druckverschluss der Sumo. Das größte Manko der LHC ist in meinen Augen aber die schlechte Verstellmöglichkeit. Die Feinverstellung ist nicht ausreichend. Ich habe, nachdem ich etwas abgenommen habe, keine Möglichkeit mehr gefunden, das Band komfortabel zu tragen. Dazu ist zu sagen, dass ich Uhren gerne eng trage. Bei der LHC geht eine vernünftige Länge nur durch das Einfügen eines halben Gliedes, das natürlich bestellt werden muss. Tipp: Das halbe Glied für die LHC kennt kein Konzi, einfach das für die Conquest bestellen. Die Sumo lässt sich besser verstellen. Letztlich habe ich auch hier das Metallband entfernt, da ich bei meinem festen Sitz ein Band brauche, dass sich etwas dehnt. Das kann ein Metall nicht leisten.
Fazit Originalband: Wegen der besseren Verstellmöglichkeit Vorteil Sumo. Wobei wie gesagt beide Bänder keine Offenbarung sind.
Als nächstes das Glas:
Die LHC hat Saphirglas, die Sumo das Seiko-Typische Hardlex. Saphir hat Härte 9, Hardlex 8. Fall also klar? Nicht ganz. Auch in Saphir lässt sich ein Kratzer verewigen, wie ich an meiner Panerai erfahren musste. Zudem splittert Hardlex nicht, was unter Wasser ein echter Vorteil ist. Wir erinnern uns, die Sumo ist als echte Taucheruhr konzipiert, die LHC eher nicht. Ich bin aber kein Taucher und daher wiegt für mich die bessere Kratzerresistenz von Saphir in der Summe höher.
Fazit Glas: Vorteil LHC.
Ablesbarkeit:
Die Ablesbarkeit bei Tag ist bei beiden Uhren hervorragend. Klare Zeiger und Indizes lassen die Uhrzeit auf einen Blick erfassen. Hier sehe ich keinen relevanten Unterschied. Bei Nacht sieht die Sache anders aus. Seikotypisch leuchtet die Sumo, wenn sie tagsüber gut „aufgeladen“ wurde, die ersten 5 Minuten so hell, das sie fast eine Taschenlampe ersetzen kann. Danach ist sie noch die ganze Nacht ablesbar. Da kann die LHC nicht mithalten. Auch sie leuchtet im Dunkeln, ist für längere Zeit ablesbar. Die Leuchtkraft ist aber viel schwächer und nach einigen Stunden ganz weg. Gut, meine LHC ist von 2010, die Sumo von 2017, evtl. wurde hier verbessert. Der Sekundenzeiger der LHC hat eine rote Spitze. Das sieht optisch am Tag Klasse aus, ein schönes Designdetail. Er hat aber keine Leuchtmasse! Damit erfüllt die Uhr eine der Kriterien für Taucheruhren nicht. In meinem Alltag spielt das keine Rolle. Die Ablesbarkeit in der Nacht ist mir aber schon wichtig. Daher gibt es in dieser Disziplin einen klaren Sieger.
Fazit Ablesbarkeit: Vorteil Sumo.
Kommen wir zum Werk:
Die Longines hat, ein ETA 2892-A2 in der Ausführung Elabore. Das ist zumindest bei meiner Uhr so, ab 2013 wird ein 2824-2 verwendet und nun steht wohl 2018 wieder ein leicht geändertes Werk an. Das 2892 wird unter Fachleuten höher eingeschätzt als das 2824. Da es mein subjektiver Vergleich ist, nehme ich auch das 2892 zum Vergleich, das qualitativ leicht über dem 2824 einzuordnen ist. Das Werk schwingt mit 28.800 A/h, hat eine Gangreserve von 42 Stunden und wurde 1999 erstmals eingesetzt. Die Grundkonstruktion stammt aus den 70er Jahren. Es ist etwas flacher als das 2824 und wird daher gerne als Basis für Komplikationen genutzt.
Die Sumo hat das 6R15, das bei Seiko in der Mittelklasse eingesetzt wird. Es schwingt mit 21.600 A/h, hat eine Gangreserve von 50 Stunden und wurde erstmals 2006 verwendet, ist also das neuere Werk. Es gibt aktuell die vierte Verbesserung (typisch japanisch wird immer leicht verbessert aber nichts kommuniziert), die 6R15D heißt. Meine Sumo hat das 6R15C. Ich weiß leider nicht, ob die ETA-Werke ebenfalls kontinuierlich detailverbessert werden.
Die grundlegenden Funktionen sind gleich: Zweiseitiger Aufzug, Datum mit Schnellkorrektur (erste Kronenposition), Sekundenstopp. Das 6R15 hat eine Spirale aus einem speziellen Material namens Spron., von dem sich Seiko Vorteile bei Elastizität und Belastbarkeit entspricht. Aus was die Legierung genau besteht, ist natürlich Firmengeheimnis.
Kommen wir zum ersten Punkt, nämlich der Effizienz beim Aufzug. Seiko verwendet in allen Uhren das sogenannte Magic-Lever-System, eine sehr einfache und sehr effektive Methode des Aufzugs, die den üblichen Schweizer Konstruktionen in dem Punkt überlegen ist. Wer einmal ein triviales 7S26 kurz bewegt und dann wieder abgelegt hat, wird erstaunt sein, wie lange die Uhr nach dreimal Schütteln läuft. Im Gegensatz dazu gilt besonders das 2892 (nicht so das 2824) als zickig beim Aufzug. Es will einfach ordentlich bewegt werden, damit sich die Gangreserve aufbaut. Wenn ich die LHC ablege, bleibt sie meistens nach 30-35 Stunden stehen, ich bin halt eher der Typ Bürohengst. Anders die Sumo: Die Uhr am Freitag Abend abgelegt, kann ich Sonntag abend oft noch die Zeit ablesen. Die Effizienz ist also wirklich besser.
Beide Werke erlauben Handaufzug. Bei der Seiko ist der Handaufzug vollständig vom Rotor entkoppelt, bei dem ETA nicht. In Folge ist ein Handaufzug bei der Seiko harmlos, bei der LHC sollte man es nicht übertreiben, da der Verschleiß sich dadurch erhöht.
Kommen wir zum großen Fetisch Ganggenauigkeit. Auch mir ist dieser Punkt sehr wichtig, zumindest erwarte ich da eine gewisses Mindestmaß und mit dem Spruch „Kauf Dir halt eine Quartzuhr“ kann ich nichts anfangen.
Ein Blick auf die Herstellerangaben: Seiko garantiert für das 6R15 eine Genauigkeit von -15/+25 sec. Das ist nicht der Brüller und mir ehrlich gesagt zu wenig. Das das Werk mehr kann steht außer Frage, aber nur größere Abweichungen sind ein Garantiefall und werden kostenlos reguliert. ETA ist da penibler und erlaubt für ein Elabore-Werk -7/+7 sec. Das ist zumindest der Wert für das 2824-2, für das 2892 habe ich nichts gefunden, würde mich aber sehr wundern, wenn es andere Werte hätte.
Hier sind meine subjektiven Erfahrungen; ich bin da ein penibler Datenmesser per App. Zunächst mal das tägliche Trageverhalten: Da laufen beide Uhren fast gleich. Am Arm geht die Sumo 6,5 sec, die LHC 5 sec vor. Vorteil bei der LHC ist eindeutig die Genauigkeit bei schwachem Aufzug, die obige Genauigkeit der Sumo erreicht sie am ersten Tag nicht ganz, aber wie oben beschrieben kann man die Uhr ja problemlos auch per Hand aufziehen. Die Lagengenauigkeit wird per verschiedener Ablage über Nacht erreicht, die LHC variiert da zwischen -2 und +7 Sekunden. Die Sumo zwischen +12 und +6. Damit ergeben sich keine signifikanten Vorteile bei der Lagengenauigkeit. In gewissem Maß kann man damit den Vorgang der Uhren durch geschicktes Ablegen verbessern. In Summe gibt es keine wirklichen Vorteile bei der Genauigkeit, leichte Vorteile speziell bei meinem Trageverhalten hat die LHC, da sie auch mal je nach Lage ins Minus geht und damit durch geschickte Ablage über Wochen die genauere Zeit zeigt. Die Sumo geht immer im Plus. Ganggenauigkeit am Arm und Lagendifferenz sind aber fast gleich.
Noch ein kurzes Wort zur Wartbarkeit der Werke. Von der Konstruktion nehmen sich da beide nichts. Im Grunde hat die Sumo durch den entkoppelten Handaufzug sogar Vorteile. Es ist aber wichtig, dass sich ein Uhrmacher mit dem 6R15 und vor allem mit der Spron-Spirale auskennt. Bei einem ETA 2892 kann man Kenntnisse problemlos bei jeden vernünftigen Uhrmacher in DACH voraussetzen, das gehört zur Grundausbildung. Hier also ebenfalls leichte Vorteile LHC.
Als größtes Manko bei Seiko sehe ich die schlechtere garantierte Ganggenauigkeit. In der Praxis mag das vielleicht nicht häufig vorkommen. Wenn das Werk aber 20 sec im Plus läuft, ist auf man die Kulanz des Händlers angewiesen, falls das reguliert werden soll, da es eben innerhalb der Toleranz liegt. Da tut man sich mit dem ETA leichter. Dagegen hat für mich das Seikowerk konstruktive Vorteile.
Fazit Werk: Keine für mich relevanten Unterschiede.
Ein Gesamtfazit hat selbstverständlich noch mehr subjektive Aspekte, geht hier doch auch die Gewichtung der einzelnen Aspekte nochmal ein. Dem einen ist Ablesbarkeit sehr wichtig, dem anderen vielleicht Tragekomfort. In der Summe sind beides ausgezeichnete Uhren, bei denen man nicht wirklich von besser oder schlechter in der Summe sprechen kann. Und das ist schon eine interessante Aussage, schließlich ist die fette Seiko deutlich günstiger als die LHC. Tatsächlich ist mir unter 1.000 Euro keine Uhr mit einem besseren Preis-/Leistungsverhältnis begegnet! Würde mich ein guter Freund fragen, welchen Diver bis 1.000 Euro er sich als erste Alltagsuhr zulegen soll, würde ich antworten: „Wenn Dir die Größe der Sumo zusagt, nimm diese. Eine bessere Uhr für 500 Euro wirst Du im Diversegment nicht finden. Und für den Rest kauf Dir einen Dresser, dann bis Du komplett. Wenn Dir die Sumo zu fett ist oder Dir das Prestige einer alten Schweizer Marke wichtig ist, nimm die LHC. Sie ist ihr Geld auf jeden Fall auch wert.“.
Die Antwort gilt, weil ich hier Sumo und LHC vergleiche. Tatsächlich würde ich ihn nochmal beiseite ziehen und sagen „Schau Dir auch mal die SPB053/53mas von Seiko an. Tragbare Größe, Saphirglas, kratzfeste Beschichtung und das gleiche Werk wie die Sumo. Und ein unvergleichbares Farbspiel in blau zwischen Lünette und Zifferblatt“.
Auf der einen Seite die Longines HydroConquest (41mm, blau) – kurz LHC - und auf der anderen die Seiko SBDC031, genannt Sumo. Die LHC ist das, was man heute einen Dressdiver nennt (schreckliches Wort), sie wird wohl eher weniger zum Tauchen mitgenommen und ist auch nicht so konzipiert. Obwohl sie es mit 30 ATM Wasserdichte könnte. Sie hat aber für eine Taucheruhr ein Manko, dazu später. Die Sumo ist im Vergleich deutlich mehr Toolwatch und als Taucherinstrument denkbar, auch wenn heute wenige Taucher eine mechanische Uhr als Backup mitnehmen. Dafür kommt sie deutlich weniger elegant daher. Preislich sind die Uhren nicht ganz in der gleichen Liga: Die LHC kostet ca. 1.000 Euro UVP, die Sumo 600 Euro UVP. Bei beiden Uhren kann man natürlich handeln, wobei die Rabatte prozentual bei der Sumo höher ausfallen dürften, so dass man im realen Leben eher davon ausgehen kann, dass die LHC etwa doppelt so teuer wie die Sumo ist.
Warum vergleiche ich die Uhren: Nun, weil es mir Spaß macht. Beide Uhren sind in meiner Box, die LHC seit 2010, die Sumo seit 2017. Beide Uhren gibt es in Schwarz und Blau (die Sumo noch in mehr Varianten). Und oft kommt hier die Frage auf nach einem wertigen Einstiegsdiver. In der Klasse bis 250 Euro sind das immer Seiko SKX, Orient Ray/Mako und Citizen Promaster, alles sehr gute Uhren für den aufgerufenen Preis. Für etwas mehr gibt es die Sumo. Für noch mehr die LHC. Lohnt sich der Sprung von der Sumo zur LHC, sofern man beide Uhren in Betracht zieht (was eher die Ausnahme sein dürfte). Wieviel mehr bietet die LHC und an welcher Stelle? Der Frage möchte ich – absolut subjektiv – nachgehen. Die Details habe ich hoffentlich vernünftig beschrieben, die Gewichtung / Wertung mag jeder subjektiv sehen. Auf eine Punktevergabe habe ich verzichtet. Es gibt Zwischenfazits zu einzelnen Disziplinen und ein Gesamtfazit.
Soll ich das Design bewerten? Die Uhrenzeitschriften machen das immer, ich werde es mir verkneifen, da das allein Geschmackssache ist. Positiv bei beiden finde ich, dass sie eigenständige Entwürfe sind und nicht die weit verbreiteten Hommagen an teurere Uhren.
Wir beginnen mit dem Gehäuse:
Die Dimensionen der beiden Uhren sind recht unterschiedlich. Die Sumo hat ihren Spitznamen nicht umsonst, bei 45mm Durchmesser baut sie ca. 13mm hoch. Die LHC ist etwas flacher (12mm) aber mit 41mm deutlich kleiner im Durchmesser. Somit sollte rein von den Daten die LHC angenehmer zu tragen sein – ist sie aber nicht. Die herunter gezogenen Hörner der Sumo schmiegen sich an wie für mein nicht allzu großes Handgelenk (17cm) gemacht. Die LHC trägt sich ebenfalls sehr gut, aber nicht besser als die Sumo. Beide passen noch unter eine Knopfmanschette, die Sumo aber nur knapp.
Kommen wir zur Krone. Beide Uhren haben verschraubte Kronen, wie sich das für einen ordentlichen Diver gehört. Die LHC hat einen Kronenschutz, die Sumo nicht. Vielleicht sollte man hier sagen: glücklicherweise, denn der Kronenschutz der LHC ist eine Zumutung. Zwei spitze Dreiecke um die Krone, so unglücklich platziert und scharfkantig, dass man sich sowohl beim Losschrauben als beim Festschrauben jedesmal die Finger piekst. Wenn man das mehrmals im Jahr macht, entwickelt sich eine dicke Hornhautschicht auf den Fingerkuppen, die den Effekt etwas abmildert. Beim Hereinschrauben erweist sich die Krone bei meinem Exemplar immer wieder als widerspenstig und oft braucht es drei Versuche, bis das Gewinde greift, was den pieksigen Kronenschutz noch schlimmer macht. Die Krone ist, was den Komfort betrifft, einer der großen Schwachpunkte der LHC. Ganz anders die Sumo. Die Krone auf 4 Uhr ist an sich ja schon durch die Position etwas besser geschützt und lässt sich satt greifen, los- und festschrauben, dass es ein Vergnügen ist.
Die Verarbeitung der Gehäuse sind in etwa auf gleichem Niveau, was angesichts des Preises klar für die Sumo spricht.
Die Rückseite enthält bei beiden Uhren eine schöne Prägung, bei der LHC die Sanduhr von Longines, bei der Sumo die Tsunami-Welle von Seiko. Die Sanduhr ist dabei deutlich prägnanter und wertiger ausgeführt. Die Wasserdichtigkeit beträgt bei der Sumo 20 atm, bei der LHC 30 atm – in der Praxis ist der Unterschied irrelevant. Mit beiden Uhren kann man problemlos schwimmen und schnorcheln. Mit der Sumo auch tauchen, aber das liegt mehr an der besseren Ablesbarkeit unter Wasser.
Der Bandanstoß ist bei beiden Uhren ein dicker Nachteil, wenn man Bänder wechseln möchte, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
Fangen wir mal mit der Sumo an: Zwischen Federstegen und Gehäuse klafft eine Lücke wie der Grand Canyon, die es unmöglich macht, beliebige Bänder an der Sumo zu befestigen, ästhetisch gesehen. Technisch geht das schon, sieht aber furchtbar aus. Ich habe das mal ausprobiert, niemals wieder. Das beschränkt die Sumo auf wenig wirklich gut aussehende Bänder. Sehr gut passt das originale Edelstahlband und das Rubber von CrafterBlue. Das CrafterBlue ist speziell für die Sumo gemacht und sitzt wie angegossen. Wer wie ich kein Edelstahl mag, findet hier eine super Alternative. Von Seiko gibt es auch ein passendes Band, dann hört es aber langsam auf. Ausnahme ist natürlich das Anbringen eines NATO-Bandes, das verdeckt die Schluchten auch gut. Der Bandanstoß beträgt übrigens 20mm. Die Sumo hat durchbohrte Hörner, was das Entfernen der Federstege sehr erleichtert.
Die LHC hat 21mm Bandanstoß. Die ungerade Breite schränkt die Auswahl ebenfalls ein. Es gibt aber 21mm Bänder, insofern ist die Auswahl besser als bei der Sumo. Nur ein vernünftiges Rubber für diese Breite zu einem guten Preis habe ich noch nicht gefunden, würde der Uhr aber wohl auch gar nicht stehen. Ich trage sie am 22mm Nato, das geht gut.
Fazit Gehäuse: Da der Kronenschutz der LHC ein ständiges Ärgernis ist Vorteil Sumo.
Warum sollte man aber überhaupt wechseln? Beide Uhren kommen mit Metallbändern. Diese sind in beiden Fällen nicht die allerbesten. Das der LHC ist etwas wertiger ausgeführt, hat aber einen Verschluss, der mit dem Fingernagel geöffnet werden muss. In meinen Augen nicht optimal. Besser funktioniert der Druckverschluss der Sumo. Das größte Manko der LHC ist in meinen Augen aber die schlechte Verstellmöglichkeit. Die Feinverstellung ist nicht ausreichend. Ich habe, nachdem ich etwas abgenommen habe, keine Möglichkeit mehr gefunden, das Band komfortabel zu tragen. Dazu ist zu sagen, dass ich Uhren gerne eng trage. Bei der LHC geht eine vernünftige Länge nur durch das Einfügen eines halben Gliedes, das natürlich bestellt werden muss. Tipp: Das halbe Glied für die LHC kennt kein Konzi, einfach das für die Conquest bestellen. Die Sumo lässt sich besser verstellen. Letztlich habe ich auch hier das Metallband entfernt, da ich bei meinem festen Sitz ein Band brauche, dass sich etwas dehnt. Das kann ein Metall nicht leisten.
Fazit Originalband: Wegen der besseren Verstellmöglichkeit Vorteil Sumo. Wobei wie gesagt beide Bänder keine Offenbarung sind.
Als nächstes das Glas:
Die LHC hat Saphirglas, die Sumo das Seiko-Typische Hardlex. Saphir hat Härte 9, Hardlex 8. Fall also klar? Nicht ganz. Auch in Saphir lässt sich ein Kratzer verewigen, wie ich an meiner Panerai erfahren musste. Zudem splittert Hardlex nicht, was unter Wasser ein echter Vorteil ist. Wir erinnern uns, die Sumo ist als echte Taucheruhr konzipiert, die LHC eher nicht. Ich bin aber kein Taucher und daher wiegt für mich die bessere Kratzerresistenz von Saphir in der Summe höher.
Fazit Glas: Vorteil LHC.
Ablesbarkeit:
Die Ablesbarkeit bei Tag ist bei beiden Uhren hervorragend. Klare Zeiger und Indizes lassen die Uhrzeit auf einen Blick erfassen. Hier sehe ich keinen relevanten Unterschied. Bei Nacht sieht die Sache anders aus. Seikotypisch leuchtet die Sumo, wenn sie tagsüber gut „aufgeladen“ wurde, die ersten 5 Minuten so hell, das sie fast eine Taschenlampe ersetzen kann. Danach ist sie noch die ganze Nacht ablesbar. Da kann die LHC nicht mithalten. Auch sie leuchtet im Dunkeln, ist für längere Zeit ablesbar. Die Leuchtkraft ist aber viel schwächer und nach einigen Stunden ganz weg. Gut, meine LHC ist von 2010, die Sumo von 2017, evtl. wurde hier verbessert. Der Sekundenzeiger der LHC hat eine rote Spitze. Das sieht optisch am Tag Klasse aus, ein schönes Designdetail. Er hat aber keine Leuchtmasse! Damit erfüllt die Uhr eine der Kriterien für Taucheruhren nicht. In meinem Alltag spielt das keine Rolle. Die Ablesbarkeit in der Nacht ist mir aber schon wichtig. Daher gibt es in dieser Disziplin einen klaren Sieger.
Fazit Ablesbarkeit: Vorteil Sumo.
Kommen wir zum Werk:
Die Longines hat, ein ETA 2892-A2 in der Ausführung Elabore. Das ist zumindest bei meiner Uhr so, ab 2013 wird ein 2824-2 verwendet und nun steht wohl 2018 wieder ein leicht geändertes Werk an. Das 2892 wird unter Fachleuten höher eingeschätzt als das 2824. Da es mein subjektiver Vergleich ist, nehme ich auch das 2892 zum Vergleich, das qualitativ leicht über dem 2824 einzuordnen ist. Das Werk schwingt mit 28.800 A/h, hat eine Gangreserve von 42 Stunden und wurde 1999 erstmals eingesetzt. Die Grundkonstruktion stammt aus den 70er Jahren. Es ist etwas flacher als das 2824 und wird daher gerne als Basis für Komplikationen genutzt.
Die Sumo hat das 6R15, das bei Seiko in der Mittelklasse eingesetzt wird. Es schwingt mit 21.600 A/h, hat eine Gangreserve von 50 Stunden und wurde erstmals 2006 verwendet, ist also das neuere Werk. Es gibt aktuell die vierte Verbesserung (typisch japanisch wird immer leicht verbessert aber nichts kommuniziert), die 6R15D heißt. Meine Sumo hat das 6R15C. Ich weiß leider nicht, ob die ETA-Werke ebenfalls kontinuierlich detailverbessert werden.
Die grundlegenden Funktionen sind gleich: Zweiseitiger Aufzug, Datum mit Schnellkorrektur (erste Kronenposition), Sekundenstopp. Das 6R15 hat eine Spirale aus einem speziellen Material namens Spron., von dem sich Seiko Vorteile bei Elastizität und Belastbarkeit entspricht. Aus was die Legierung genau besteht, ist natürlich Firmengeheimnis.
Kommen wir zum ersten Punkt, nämlich der Effizienz beim Aufzug. Seiko verwendet in allen Uhren das sogenannte Magic-Lever-System, eine sehr einfache und sehr effektive Methode des Aufzugs, die den üblichen Schweizer Konstruktionen in dem Punkt überlegen ist. Wer einmal ein triviales 7S26 kurz bewegt und dann wieder abgelegt hat, wird erstaunt sein, wie lange die Uhr nach dreimal Schütteln läuft. Im Gegensatz dazu gilt besonders das 2892 (nicht so das 2824) als zickig beim Aufzug. Es will einfach ordentlich bewegt werden, damit sich die Gangreserve aufbaut. Wenn ich die LHC ablege, bleibt sie meistens nach 30-35 Stunden stehen, ich bin halt eher der Typ Bürohengst. Anders die Sumo: Die Uhr am Freitag Abend abgelegt, kann ich Sonntag abend oft noch die Zeit ablesen. Die Effizienz ist also wirklich besser.
Beide Werke erlauben Handaufzug. Bei der Seiko ist der Handaufzug vollständig vom Rotor entkoppelt, bei dem ETA nicht. In Folge ist ein Handaufzug bei der Seiko harmlos, bei der LHC sollte man es nicht übertreiben, da der Verschleiß sich dadurch erhöht.
Kommen wir zum großen Fetisch Ganggenauigkeit. Auch mir ist dieser Punkt sehr wichtig, zumindest erwarte ich da eine gewisses Mindestmaß und mit dem Spruch „Kauf Dir halt eine Quartzuhr“ kann ich nichts anfangen.
Ein Blick auf die Herstellerangaben: Seiko garantiert für das 6R15 eine Genauigkeit von -15/+25 sec. Das ist nicht der Brüller und mir ehrlich gesagt zu wenig. Das das Werk mehr kann steht außer Frage, aber nur größere Abweichungen sind ein Garantiefall und werden kostenlos reguliert. ETA ist da penibler und erlaubt für ein Elabore-Werk -7/+7 sec. Das ist zumindest der Wert für das 2824-2, für das 2892 habe ich nichts gefunden, würde mich aber sehr wundern, wenn es andere Werte hätte.
Hier sind meine subjektiven Erfahrungen; ich bin da ein penibler Datenmesser per App. Zunächst mal das tägliche Trageverhalten: Da laufen beide Uhren fast gleich. Am Arm geht die Sumo 6,5 sec, die LHC 5 sec vor. Vorteil bei der LHC ist eindeutig die Genauigkeit bei schwachem Aufzug, die obige Genauigkeit der Sumo erreicht sie am ersten Tag nicht ganz, aber wie oben beschrieben kann man die Uhr ja problemlos auch per Hand aufziehen. Die Lagengenauigkeit wird per verschiedener Ablage über Nacht erreicht, die LHC variiert da zwischen -2 und +7 Sekunden. Die Sumo zwischen +12 und +6. Damit ergeben sich keine signifikanten Vorteile bei der Lagengenauigkeit. In gewissem Maß kann man damit den Vorgang der Uhren durch geschicktes Ablegen verbessern. In Summe gibt es keine wirklichen Vorteile bei der Genauigkeit, leichte Vorteile speziell bei meinem Trageverhalten hat die LHC, da sie auch mal je nach Lage ins Minus geht und damit durch geschickte Ablage über Wochen die genauere Zeit zeigt. Die Sumo geht immer im Plus. Ganggenauigkeit am Arm und Lagendifferenz sind aber fast gleich.
Noch ein kurzes Wort zur Wartbarkeit der Werke. Von der Konstruktion nehmen sich da beide nichts. Im Grunde hat die Sumo durch den entkoppelten Handaufzug sogar Vorteile. Es ist aber wichtig, dass sich ein Uhrmacher mit dem 6R15 und vor allem mit der Spron-Spirale auskennt. Bei einem ETA 2892 kann man Kenntnisse problemlos bei jeden vernünftigen Uhrmacher in DACH voraussetzen, das gehört zur Grundausbildung. Hier also ebenfalls leichte Vorteile LHC.
Als größtes Manko bei Seiko sehe ich die schlechtere garantierte Ganggenauigkeit. In der Praxis mag das vielleicht nicht häufig vorkommen. Wenn das Werk aber 20 sec im Plus läuft, ist auf man die Kulanz des Händlers angewiesen, falls das reguliert werden soll, da es eben innerhalb der Toleranz liegt. Da tut man sich mit dem ETA leichter. Dagegen hat für mich das Seikowerk konstruktive Vorteile.
Fazit Werk: Keine für mich relevanten Unterschiede.
Ein Gesamtfazit hat selbstverständlich noch mehr subjektive Aspekte, geht hier doch auch die Gewichtung der einzelnen Aspekte nochmal ein. Dem einen ist Ablesbarkeit sehr wichtig, dem anderen vielleicht Tragekomfort. In der Summe sind beides ausgezeichnete Uhren, bei denen man nicht wirklich von besser oder schlechter in der Summe sprechen kann. Und das ist schon eine interessante Aussage, schließlich ist die fette Seiko deutlich günstiger als die LHC. Tatsächlich ist mir unter 1.000 Euro keine Uhr mit einem besseren Preis-/Leistungsverhältnis begegnet! Würde mich ein guter Freund fragen, welchen Diver bis 1.000 Euro er sich als erste Alltagsuhr zulegen soll, würde ich antworten: „Wenn Dir die Größe der Sumo zusagt, nimm diese. Eine bessere Uhr für 500 Euro wirst Du im Diversegment nicht finden. Und für den Rest kauf Dir einen Dresser, dann bis Du komplett. Wenn Dir die Sumo zu fett ist oder Dir das Prestige einer alten Schweizer Marke wichtig ist, nimm die LHC. Sie ist ihr Geld auf jeden Fall auch wert.“.
Die Antwort gilt, weil ich hier Sumo und LHC vergleiche. Tatsächlich würde ich ihn nochmal beiseite ziehen und sagen „Schau Dir auch mal die SPB053/53mas von Seiko an. Tragbare Größe, Saphirglas, kratzfeste Beschichtung und das gleiche Werk wie die Sumo. Und ein unvergleichbares Farbspiel in blau zwischen Lünette und Zifferblatt“.
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