semis-hora
Themenstarter
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- 07.01.2021
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- 49
Liebe Uhrengemeinde!
Meine erste Vorstellung einer Uhr im Forum beschäftigt sich gleich mit einem "Meister":
MASTER CONTROL CHRONOGRAPH CALENDAR von Jaeger-LeCoultre
Da ich in Bezug auf die Lehre von den schönen wie technisch aufwendigen Zeitmessern ganz sicher nicht als Meister zu bezeichnen bin,
klären wir doch zuerst einmal den Begriff: Was ist also ein Meister?
Meister (von lat. magister für ‚Lehrer‘, ‚Gelehrter‘; engl. master bzw. master craftsman, auch foreman craftsman). (Quelle Wikipedia)
Auf der schön gestaltet Homepage des Herstellers Jaeger-LeCoultre lesen wir zum Master:
Klassisch, rund, zeitlos
Die Master Kollektion von Jaeger-LeCoultre verzichtet auf Accessoires, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie zeigt sich so, wie sie ist. Prachtvoll elegant.
Kennzeichen der Master Kollektion ist ihr schlankes Design. Sie ist in drei Ausführungen erhältlich: der Master Grande Tradition, der Master Ultra Thin und der Master Control. Obwohl jede Uhr spezielle Funktionen und Komplikationen aufweist, ist allen Uhren die runde Form und die Feinheit ihrer Details gemeinsam. Purismus und sonst nichts.(Quelle: Die Geschichte der Master | Jaeger-LeCoultre)
Bis der Autor dieser Zeilen jenes exquisite Stück Uhrmacherkunst, von dem gleich die Rede sein wird, an der Hand tragen konnte, musste er sich erst einer Art Läuterung unterziehen. Vom Saulus zum Paulus, jene biblische Metapher beschriebt meinen Weg in drei Abschnitten recht treffend:
Phase I: Casio und Swatch, die Zeit meiner Jugend
Uhren, zumal solche von Schweizer Luxusmanufakturen spielten in meinem Umfeld keine Rolle, ergo lernte ich diese auch nicht kennen. In den Kindertagen der späten 80er und frühen 90er Jahre fand so die unvermeidliche Casio an meinen Arm, ebenso wie die obligatorische Swatch. Danach begann eine lange Phase der zunehmenden Enthaltsamkeit, das Tragen einer Uhr am Handgelenk verursachte Abneigung, was die Anschaffung einer Taschenuhr zur Folge hatte, schließlich aber zur völligen Uhrlosigkeit führte, für die meisten hier wohl eine wahre Horrorvorstellung. Stand heute scheint es immerhin bei mir keine bleiben Schäden verursacht zu haben.
Phase II: Das horologische Nichts, die Zeit nach meiner Jugend
Jenes Stadium währte von der späten Teenegerzeit bis weit in meine 30er Jahre hinein, einher ging damit im Übrigen eine Handylosigkeit, möglicherweise das zweite, veritable Schreckensszenario für die Community. Das Handy kam schließlich, nur berufsbedingt, vor ein paar Jahren, fristet jedoch glücklicherweise ein Dasein im Flugmodus.
Phase III: Das Erwachen der Leidenschaft, die Zeit der jüngsten Vergangenheit
Aus absoluter Interessenlosigkeit bzw. Gleichgültigkeit, meine Beziehung zum Thema Uhren bis dato, den Weg in medias res zu finden, wie geht das? Eindeutig zu beantworten ist dies leider nicht, ein Damaskuserlebnis, wie bei Paulus hatte ich jedenfalls nicht. Vor ein paar Jahren begann ein Interesse, was sich nach und nach entwickelte, evtl. war das Alter schuld, gewisse Dinge waren erledigt, was Platz für neue Horizonte eröffnet. Eine schöne wie erheiternde Anekdote am Rande, zeigt einen Zeitgenossen, der mit der Uhrenbranche der hochwertigen kostspieligen Zeitmesser noch keine Berührungspunkte hatte: Da ich erstmalig bewusst die Preise einer Rolex erfuhr, entglitten mir, geprägt von Naivität, etwas die Gesichtszüge, ob der Tatsache, was für solche Preise an Gütern des realen Bedarfs so alles zu bekommen wäre. Über Orient, diverse Maurice Lacroix, verschiedene Uhren von Certina, Nomos, Omega, Tudor und Rolex nahm die Reise nachfolgend langsam Fahrt auf, bis sie dann zum heute vorgestellten Objekt gelangte, der Master Control Chronograph Calendar, Ref. 4138420 von Jaeger-LeCoultre.
Die Marke: The Watchmaker of Watchmakers
Wie entsteht Identifikation? In Bezug auf Jäger-LeCoultre lässt sich das für mich eindeutig sagen:
Technisch herausragende Uhren verknüpft mit einer langen Tradition und ausgeprägtem Innovationsgeist, das ganze gepaart mit einer gewissen Bescheidenheit, dafür steht in meinen Augen Jäger-LeCoultre. Die Uhrenmanufaktur mit Sitz in Le Sentier im schweizerischen Kanton Waadt wurde 1833 zunächst unter dem Namen LeCoultre gegründet. Aus der Zusammenarbeit von Jacques-David LeCoultre mit Edmond Jaeger wurde ab 1930 die Firmenbezeichnung Jaeger-LeCoultre verwendet. Heut gehört die Manufaktur zum Richemont-Konzern und findet sich in bester Marken-Gesellschaft wieder, was so manchen Uhrenliebhabenden vermutlich mit der Zunge schnalzen lässt:
-Vacheron Constantin
-A. Lange und Söhne
-IWC
-Officine Panerai
-Piaget
Die Wertschätzung, welche JLC aus der Uhrenbranche entgegengebracht wird, verdeutlicht auch nachfolgender Umstand: Die allseits gegenwärtige Dreifaltigkeit der schweizerischen Haute Horlogerie Patek Philippe, Audemars Piguet und Vacheron Constantin haben allesamt Werke dieses Herstellers in ihren Kollektionen verbaut, ein gewichtiges Beispiel ist die Royal Oak von AP.
Die Uhr: Erstmalig Vermählung von Kalender und Chronograph

Laut Aussagen von JLC hat diese Manufaktur im Master Control Chronograph Calendar erstmalig die Komplikation eines Chronographen mit der eines Vollkalender bei einer ihrer Referenzen verbunden. Ein gewölbtes Saphirglas gibt den Blick frei auf das silbergrau Zifferblatt mit Sonnenschliff, welches trotz seiner Füller übersichtlich gestaltet und sehr gut ablesbar ist.
Unterhalb der zwölf sind der Wochentag (links) und der Monat (rechts) abzulesen, auf der sechs findet man das Datum und die Mondphasenanzeige. Auf der Neun erfreut die kleine Sekunde, auf der drei der 30-Minuten-Totalisator. Umrahmt wird dies durch die Pulsationsskala, für mich als Nichttaucher (die Uhr bringt es im Übrigen auf 50 Meter Wasserdichte) ein Gewinn im Alltag!
Das Edelstahlgehäuse (unter der Ref. 4132520 ist für den großen Geldbeutel eine Alternative im wunderschönem „Le Grand Rose“-Gold erhältlich!) der Uhr baut mit 12 mm nicht sehr hoch, bedenkt man die Fülle an Funktionen und bringt es dabei auf einen Durchmesser von 40 mm. Montiert ist ein hochwertiges braunes Kalbsleder mit Doppelfaltschließe in Edelstahl, mit Möglichkeit zum Schnellwechsel des Bandes. Da für diese Ref. bisher allerdings nur das braune Lederarmband (passt von der Optik im Alltag gut zur Uhr) angeboten wird, ist der Zugewinn an Flexibilität noch überschaubar.
Das Uhrwerk: Neues Manufakturkaliber
Mit dem Calibre 759 hat Jäger eigens für diese Ref. ein neues Manufakturkaliber mit einer Gangreserve von 65 Stunden und 28.800 Halbschwingungen entwickelt, welches sich aus 365 (!) Einzelteilen zusammensetzt. Zu besichtigen ist dieses wundervoll finissierte Werk durch den Schraubboden mit Saphirglasfenster,
als Highlight sticht der filigran gestalteten Rotgold-Rotor sofort ins Auge.
Die Beweggründe zum Erwerb: Entdecke die Möglichkeiten
Während, wie ich im Nachhinein bemerkte, die erste Begeisterungswelle so manchen Uhreninteressierten ob dieser JLC Neuheit schon euphorisiert hatte, war der Chronograph bei mir noch nicht gedanklich angekommen. Dies sollte sich aber schnell ändern, nach erstem Blickkontakt war das Kauf-Interesse geweckt. Beweggründe hierfür lieferten die ausgesprochen angenehmen Proportionen, das elegante Ziffernblatt, mit dem Farbton nebst dem beeindruckenden Sonnenschliff, dazu die blauen Zeiger, sowie die aufgesetzten Indizes. Das neue Manufakturkaliber wirkte zusätzlich verlockend, ebenso die für den Chronographen beachtliche Gangreserve von 65 Stunden.
Und Gottlob: Kein Datum auf der fünf, das widerspricht eindeutig meinem Symmetrieempfinden. Für den Monat Oktober hatte man die Auslieferung seitens des Herstellers avisiert, doch zu erhalten war die Uhr weit und breit nicht (was sich übrigens bis heute nur wenig bis bedingt geändert hat). Eine erste Bestellung endete im Fiasko, der Zeitmesser war schlicht nicht lieferbar. Zwischen den Jahren, die Verkaufsseiten der einschlägigen Konzessionäre zeigten noch immer keine Verfügbarkeit, die Anfragen liefen in Leere, tauchte die Uhr bei einem sehr sympathischen Händler auf: Schnelle Reaktionszeit, freundlicher Kontakt, faire Inzahlungnahme inklusive und schon war ich schneller als gedacht Besitzer der Schönheit.
Im wahren Leben: Das Tragegefühl, Bedienung und Gangwerte
Als Wunschuhr wurde die JLC erworben, damit verbunden ging auch der Anspruch einher, sie zu tragen. So ist der Zeitmesser täglich am Handgelenk, gleichwohl es auch noch Traktoren für so manche zu strapaziösen Tätigkeiten gibt. Das Tragegefühl wirkt auf mich sehr, sehr angenehm, beginnend mit dem komfortablen Band, über den erstklassigen Sitz (die Uhr ist nicht im geringsten kopflastig) bis zum sehr angenehmen Gewicht von nur 90 Gramm. Die Jäger wirkt am Arm sehr leicht, verschwindet gerne, auch in der Wahrnehmung, man vergisst einfach, dass man sie trägt. Die Gangwerte betreffend, bin ich ebenfalls kein Experte, geschweige denn ein Meister. Eine Betrachtung der ersten Wochen zeigt den Master hier aber etwas zu großzügig, werksseitig werden -4 als Maximum angegeben, dies schafft mein Exemplar, gemessen mit einfachsten Mittel, bisweilen nicht. Erwähnt sei hier noch die gute Bedienfreundlichkeit: Über vier seitlich im Gehäuse eingelassene Drücker lassen sich Tag/Monat/Mondphase und Datum einfach anpassen. Die Drücker des Chronographen haben einen echten Druckpunkt und einen satten Klang, der Master ist aber dezidiert kein Flyback-Chronograph: Auf zwei Uhr wird gestartet und gestoppt, auf vier Uhr zurückgesetzt.
Ein abschließender Überblick, der die Funktionen des Zeitmessers zusammenfasst:
Chronograph
30-Minuten-Zähler
Datum
Stunde
Minute
Tag
Monat
Mondphasen
Pulsmesser
Sekunde
(Quelle: Luxury Swiss watches for men and women | Jaeger-LeCoultre)
Summa summarum, so lässt sich festhalten, gibt es also viel zu entdecken bei und mit diesem neuen Meisterwerk von JLC.
Das Drumherum: Anspruch und Wirklichkeit
Einen adäquaten Kundenservice mit schnellen Reaktionszeiten und lösungsorientierten Arbeitsweise, den man sich bei einer solchen Topmarke wünscht, war zu erleben, als ich mich mit meinen, noch steigerungsfähigen Gangwerten der neuen Uhr an JLC wandte. Selbstverständlich offerierte man den kostenlosen Versandservice, mit rund vier Wochen wäre für eine Regulierung und Versand zu rechnen. Insgeheim habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Uhr möge sich noch an den speziellen Träger (man kann sich den Besitzer ja schließlich nicht aussuchen) gewöhnen. Ein definitiver Kritikpunkt soll hier nicht verschwiegen werden: Die Uhrenbox, mit Plastikcharme.
Diese wirkt nicht besonders wertig und steht zur Güte der Uhr in einem krassen Missverhältnis!
Die von vielen gescholtene Rolexbox der Einsteigermodelle nimmt sich dagegen schon fast luxuriös aus, hier hat man bei JLC also eindeutig Luft nach oben!
In erfreulichem Widerspruch dazu steht das wunderbare Care-Program von Jäger-LeCoultre:
Die Garantieverlängerung durch Registrierung auf satte acht Jahre ist durchaus eine echte Ansage
an manchen Konkurrenten und für den Konsumenten ein zusätzliches Kaufargument, Bravo!
Das Fazit: Sie bleibt, aber sie bleibt nicht allein
Nach fünf Wochen lebt die Begeisterung weiterhin, der Blick auf das Zifferblatt fasziniert täglich aufs neue, das Kind im Manne zeigt sich hochgradig erfreut über ausgiebiges Benutzen des Chronographen. Bei der Jäger-LeCoultre passen Anspruch und Wirklichkeit zusammen. Gefühlt zahlt man hier weniger die Marke, als viel mehr das technische Equipment.
Der Kunde erhält so sehr viel Leistung für sein Geld, im gegenwärtig überhitzen Markt leider keine Selbstverständlichkeit mehr. "Klassisch, rund, zeitlos"! Diesen Claim verwendet JLC absolut zutreffend, wie ich meine. Auch in Jahren wird man das Modell mit 40 mm gut tragen können, ohne aus der Zeit zu fallen, die Qualität spricht ohnehin für sich.
Die Schlussfrage: Habe ich in ihr meinen Meister gefunden?
Ob ich meinen Meister gefunden habe? Ja und nein:
In gewisser Weise habe ich hierzu schon eine Antwort im Forum platziert (man gestatte mir meinen Verweis auf meine aktuelle Vecheron-Overseas-Suche), aber die Master wird dauerhaft einen der ganz wenigen Plätze meiner bereinigten und überschaubaren Sammlung besetzen, das Thema Chronograph ist damit zur vollsten und wahrlich erfüllenden Zufriedenstellung erledigt.
Allerdings lehrt die Beschäftigung mit dieser Passion der schönen Uhren: Sag niemals nie!
Meine erste Vorstellung einer Uhr im Forum beschäftigt sich gleich mit einem "Meister":
MASTER CONTROL CHRONOGRAPH CALENDAR von Jaeger-LeCoultre
Da ich in Bezug auf die Lehre von den schönen wie technisch aufwendigen Zeitmessern ganz sicher nicht als Meister zu bezeichnen bin,
klären wir doch zuerst einmal den Begriff: Was ist also ein Meister?
Meister (von lat. magister für ‚Lehrer‘, ‚Gelehrter‘; engl. master bzw. master craftsman, auch foreman craftsman). (Quelle Wikipedia)
Auf der schön gestaltet Homepage des Herstellers Jaeger-LeCoultre lesen wir zum Master:
Klassisch, rund, zeitlos
Die Master Kollektion von Jaeger-LeCoultre verzichtet auf Accessoires, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie zeigt sich so, wie sie ist. Prachtvoll elegant.
Kennzeichen der Master Kollektion ist ihr schlankes Design. Sie ist in drei Ausführungen erhältlich: der Master Grande Tradition, der Master Ultra Thin und der Master Control. Obwohl jede Uhr spezielle Funktionen und Komplikationen aufweist, ist allen Uhren die runde Form und die Feinheit ihrer Details gemeinsam. Purismus und sonst nichts.(Quelle: Die Geschichte der Master | Jaeger-LeCoultre)

Bis der Autor dieser Zeilen jenes exquisite Stück Uhrmacherkunst, von dem gleich die Rede sein wird, an der Hand tragen konnte, musste er sich erst einer Art Läuterung unterziehen. Vom Saulus zum Paulus, jene biblische Metapher beschriebt meinen Weg in drei Abschnitten recht treffend:
Phase I: Casio und Swatch, die Zeit meiner Jugend
Uhren, zumal solche von Schweizer Luxusmanufakturen spielten in meinem Umfeld keine Rolle, ergo lernte ich diese auch nicht kennen. In den Kindertagen der späten 80er und frühen 90er Jahre fand so die unvermeidliche Casio an meinen Arm, ebenso wie die obligatorische Swatch. Danach begann eine lange Phase der zunehmenden Enthaltsamkeit, das Tragen einer Uhr am Handgelenk verursachte Abneigung, was die Anschaffung einer Taschenuhr zur Folge hatte, schließlich aber zur völligen Uhrlosigkeit führte, für die meisten hier wohl eine wahre Horrorvorstellung. Stand heute scheint es immerhin bei mir keine bleiben Schäden verursacht zu haben.
Phase II: Das horologische Nichts, die Zeit nach meiner Jugend
Jenes Stadium währte von der späten Teenegerzeit bis weit in meine 30er Jahre hinein, einher ging damit im Übrigen eine Handylosigkeit, möglicherweise das zweite, veritable Schreckensszenario für die Community. Das Handy kam schließlich, nur berufsbedingt, vor ein paar Jahren, fristet jedoch glücklicherweise ein Dasein im Flugmodus.
Phase III: Das Erwachen der Leidenschaft, die Zeit der jüngsten Vergangenheit
Aus absoluter Interessenlosigkeit bzw. Gleichgültigkeit, meine Beziehung zum Thema Uhren bis dato, den Weg in medias res zu finden, wie geht das? Eindeutig zu beantworten ist dies leider nicht, ein Damaskuserlebnis, wie bei Paulus hatte ich jedenfalls nicht. Vor ein paar Jahren begann ein Interesse, was sich nach und nach entwickelte, evtl. war das Alter schuld, gewisse Dinge waren erledigt, was Platz für neue Horizonte eröffnet. Eine schöne wie erheiternde Anekdote am Rande, zeigt einen Zeitgenossen, der mit der Uhrenbranche der hochwertigen kostspieligen Zeitmesser noch keine Berührungspunkte hatte: Da ich erstmalig bewusst die Preise einer Rolex erfuhr, entglitten mir, geprägt von Naivität, etwas die Gesichtszüge, ob der Tatsache, was für solche Preise an Gütern des realen Bedarfs so alles zu bekommen wäre. Über Orient, diverse Maurice Lacroix, verschiedene Uhren von Certina, Nomos, Omega, Tudor und Rolex nahm die Reise nachfolgend langsam Fahrt auf, bis sie dann zum heute vorgestellten Objekt gelangte, der Master Control Chronograph Calendar, Ref. 4138420 von Jaeger-LeCoultre.
Die Marke: The Watchmaker of Watchmakers
Wie entsteht Identifikation? In Bezug auf Jäger-LeCoultre lässt sich das für mich eindeutig sagen:
Technisch herausragende Uhren verknüpft mit einer langen Tradition und ausgeprägtem Innovationsgeist, das ganze gepaart mit einer gewissen Bescheidenheit, dafür steht in meinen Augen Jäger-LeCoultre. Die Uhrenmanufaktur mit Sitz in Le Sentier im schweizerischen Kanton Waadt wurde 1833 zunächst unter dem Namen LeCoultre gegründet. Aus der Zusammenarbeit von Jacques-David LeCoultre mit Edmond Jaeger wurde ab 1930 die Firmenbezeichnung Jaeger-LeCoultre verwendet. Heut gehört die Manufaktur zum Richemont-Konzern und findet sich in bester Marken-Gesellschaft wieder, was so manchen Uhrenliebhabenden vermutlich mit der Zunge schnalzen lässt:
-Vacheron Constantin
-A. Lange und Söhne
-IWC
-Officine Panerai
-Piaget
Die Wertschätzung, welche JLC aus der Uhrenbranche entgegengebracht wird, verdeutlicht auch nachfolgender Umstand: Die allseits gegenwärtige Dreifaltigkeit der schweizerischen Haute Horlogerie Patek Philippe, Audemars Piguet und Vacheron Constantin haben allesamt Werke dieses Herstellers in ihren Kollektionen verbaut, ein gewichtiges Beispiel ist die Royal Oak von AP.
Die Uhr: Erstmalig Vermählung von Kalender und Chronograph

Laut Aussagen von JLC hat diese Manufaktur im Master Control Chronograph Calendar erstmalig die Komplikation eines Chronographen mit der eines Vollkalender bei einer ihrer Referenzen verbunden. Ein gewölbtes Saphirglas gibt den Blick frei auf das silbergrau Zifferblatt mit Sonnenschliff, welches trotz seiner Füller übersichtlich gestaltet und sehr gut ablesbar ist.
Unterhalb der zwölf sind der Wochentag (links) und der Monat (rechts) abzulesen, auf der sechs findet man das Datum und die Mondphasenanzeige. Auf der Neun erfreut die kleine Sekunde, auf der drei der 30-Minuten-Totalisator. Umrahmt wird dies durch die Pulsationsskala, für mich als Nichttaucher (die Uhr bringt es im Übrigen auf 50 Meter Wasserdichte) ein Gewinn im Alltag!
Das Edelstahlgehäuse (unter der Ref. 4132520 ist für den großen Geldbeutel eine Alternative im wunderschönem „Le Grand Rose“-Gold erhältlich!) der Uhr baut mit 12 mm nicht sehr hoch, bedenkt man die Fülle an Funktionen und bringt es dabei auf einen Durchmesser von 40 mm. Montiert ist ein hochwertiges braunes Kalbsleder mit Doppelfaltschließe in Edelstahl, mit Möglichkeit zum Schnellwechsel des Bandes. Da für diese Ref. bisher allerdings nur das braune Lederarmband (passt von der Optik im Alltag gut zur Uhr) angeboten wird, ist der Zugewinn an Flexibilität noch überschaubar.
Das Uhrwerk: Neues Manufakturkaliber
Mit dem Calibre 759 hat Jäger eigens für diese Ref. ein neues Manufakturkaliber mit einer Gangreserve von 65 Stunden und 28.800 Halbschwingungen entwickelt, welches sich aus 365 (!) Einzelteilen zusammensetzt. Zu besichtigen ist dieses wundervoll finissierte Werk durch den Schraubboden mit Saphirglasfenster,
als Highlight sticht der filigran gestalteten Rotgold-Rotor sofort ins Auge.
Die Beweggründe zum Erwerb: Entdecke die Möglichkeiten
Während, wie ich im Nachhinein bemerkte, die erste Begeisterungswelle so manchen Uhreninteressierten ob dieser JLC Neuheit schon euphorisiert hatte, war der Chronograph bei mir noch nicht gedanklich angekommen. Dies sollte sich aber schnell ändern, nach erstem Blickkontakt war das Kauf-Interesse geweckt. Beweggründe hierfür lieferten die ausgesprochen angenehmen Proportionen, das elegante Ziffernblatt, mit dem Farbton nebst dem beeindruckenden Sonnenschliff, dazu die blauen Zeiger, sowie die aufgesetzten Indizes. Das neue Manufakturkaliber wirkte zusätzlich verlockend, ebenso die für den Chronographen beachtliche Gangreserve von 65 Stunden.
Und Gottlob: Kein Datum auf der fünf, das widerspricht eindeutig meinem Symmetrieempfinden. Für den Monat Oktober hatte man die Auslieferung seitens des Herstellers avisiert, doch zu erhalten war die Uhr weit und breit nicht (was sich übrigens bis heute nur wenig bis bedingt geändert hat). Eine erste Bestellung endete im Fiasko, der Zeitmesser war schlicht nicht lieferbar. Zwischen den Jahren, die Verkaufsseiten der einschlägigen Konzessionäre zeigten noch immer keine Verfügbarkeit, die Anfragen liefen in Leere, tauchte die Uhr bei einem sehr sympathischen Händler auf: Schnelle Reaktionszeit, freundlicher Kontakt, faire Inzahlungnahme inklusive und schon war ich schneller als gedacht Besitzer der Schönheit.
Im wahren Leben: Das Tragegefühl, Bedienung und Gangwerte
Als Wunschuhr wurde die JLC erworben, damit verbunden ging auch der Anspruch einher, sie zu tragen. So ist der Zeitmesser täglich am Handgelenk, gleichwohl es auch noch Traktoren für so manche zu strapaziösen Tätigkeiten gibt. Das Tragegefühl wirkt auf mich sehr, sehr angenehm, beginnend mit dem komfortablen Band, über den erstklassigen Sitz (die Uhr ist nicht im geringsten kopflastig) bis zum sehr angenehmen Gewicht von nur 90 Gramm. Die Jäger wirkt am Arm sehr leicht, verschwindet gerne, auch in der Wahrnehmung, man vergisst einfach, dass man sie trägt. Die Gangwerte betreffend, bin ich ebenfalls kein Experte, geschweige denn ein Meister. Eine Betrachtung der ersten Wochen zeigt den Master hier aber etwas zu großzügig, werksseitig werden -4 als Maximum angegeben, dies schafft mein Exemplar, gemessen mit einfachsten Mittel, bisweilen nicht. Erwähnt sei hier noch die gute Bedienfreundlichkeit: Über vier seitlich im Gehäuse eingelassene Drücker lassen sich Tag/Monat/Mondphase und Datum einfach anpassen. Die Drücker des Chronographen haben einen echten Druckpunkt und einen satten Klang, der Master ist aber dezidiert kein Flyback-Chronograph: Auf zwei Uhr wird gestartet und gestoppt, auf vier Uhr zurückgesetzt.
Ein abschließender Überblick, der die Funktionen des Zeitmessers zusammenfasst:
Chronograph
30-Minuten-Zähler
Datum
Stunde
Minute
Tag
Monat
Mondphasen
Pulsmesser
Sekunde
(Quelle: Luxury Swiss watches for men and women | Jaeger-LeCoultre)
Summa summarum, so lässt sich festhalten, gibt es also viel zu entdecken bei und mit diesem neuen Meisterwerk von JLC.
Das Drumherum: Anspruch und Wirklichkeit
Einen adäquaten Kundenservice mit schnellen Reaktionszeiten und lösungsorientierten Arbeitsweise, den man sich bei einer solchen Topmarke wünscht, war zu erleben, als ich mich mit meinen, noch steigerungsfähigen Gangwerten der neuen Uhr an JLC wandte. Selbstverständlich offerierte man den kostenlosen Versandservice, mit rund vier Wochen wäre für eine Regulierung und Versand zu rechnen. Insgeheim habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Uhr möge sich noch an den speziellen Träger (man kann sich den Besitzer ja schließlich nicht aussuchen) gewöhnen. Ein definitiver Kritikpunkt soll hier nicht verschwiegen werden: Die Uhrenbox, mit Plastikcharme.
Diese wirkt nicht besonders wertig und steht zur Güte der Uhr in einem krassen Missverhältnis!
Die von vielen gescholtene Rolexbox der Einsteigermodelle nimmt sich dagegen schon fast luxuriös aus, hier hat man bei JLC also eindeutig Luft nach oben!
In erfreulichem Widerspruch dazu steht das wunderbare Care-Program von Jäger-LeCoultre:
Die Garantieverlängerung durch Registrierung auf satte acht Jahre ist durchaus eine echte Ansage
an manchen Konkurrenten und für den Konsumenten ein zusätzliches Kaufargument, Bravo!
Das Fazit: Sie bleibt, aber sie bleibt nicht allein
Nach fünf Wochen lebt die Begeisterung weiterhin, der Blick auf das Zifferblatt fasziniert täglich aufs neue, das Kind im Manne zeigt sich hochgradig erfreut über ausgiebiges Benutzen des Chronographen. Bei der Jäger-LeCoultre passen Anspruch und Wirklichkeit zusammen. Gefühlt zahlt man hier weniger die Marke, als viel mehr das technische Equipment.
Der Kunde erhält so sehr viel Leistung für sein Geld, im gegenwärtig überhitzen Markt leider keine Selbstverständlichkeit mehr. "Klassisch, rund, zeitlos"! Diesen Claim verwendet JLC absolut zutreffend, wie ich meine. Auch in Jahren wird man das Modell mit 40 mm gut tragen können, ohne aus der Zeit zu fallen, die Qualität spricht ohnehin für sich.

Die Schlussfrage: Habe ich in ihr meinen Meister gefunden?

Ob ich meinen Meister gefunden habe? Ja und nein:
In gewisser Weise habe ich hierzu schon eine Antwort im Forum platziert (man gestatte mir meinen Verweis auf meine aktuelle Vecheron-Overseas-Suche), aber die Master wird dauerhaft einen der ganz wenigen Plätze meiner bereinigten und überschaubaren Sammlung besetzen, das Thema Chronograph ist damit zur vollsten und wahrlich erfüllenden Zufriedenstellung erledigt.
Allerdings lehrt die Beschäftigung mit dieser Passion der schönen Uhren: Sag niemals nie!