
jo3861
Themenstarter

Eine Triple Date für einen Doppelnull-Agenten Ihrer Majestät? Die hat es meines Wissens nie gegeben, obwohl doch einiges dafür sprechen würde. Denn auch ganz ohne Tuning durch Waffenmeister Q zeigt eine Omega Date/Day-Date, wie sie offiziell heißt, viel mehr Informationen als eine profane Seamaster-Agentenuhr mit bloßem Datum: Wochentags-, Datums- und sogar Monatsanzeige. Mehr noch: Würde 007 in einem schummrigen Kellerraum aus längerer Bewusstlosigkeit aufwachen, könnte ihm der 24-Stunden-Zeiger sogar die aktuelle Tageszeit verraten. Selbstredend kann eine Tripe Date auch die Zeit stoppen – eine überlebenswichtige Funktion für jeden Geheimagenten! Ob die insgesamt acht Zeiger plus zwei Textanzeigen Doppelnull-Sieben vielleicht sensorisch überfordert hätten?
Denn trotz aller Vorzüge hat es niemals eine Triple Date an den Arm von Agent Doppelnull geschafft, aber – zugegeben ein schwacher Trost – immerhin an mein Handgelenk. Genaugenommen sogar gleich zwei. Ich mag Komplikationen (bei Uhren) und besitze fast nur noch Chronographen. Meine kleine Sammlung klassischer Speedmaster hatte ich hier vorgestellt. Es sind fantastische Uhren – aber leider allesamt ohne Datum. Zwischenzeitlich angeschaffte (ältere) Racings und Broad Arrows mit Datumsanzeige haben mich wieder verlassen, um die Sammlung nicht ins Uferlose wachsen zu lassen. Aber die Triple Dates, die auch hier im Forum eher selten auftauchen, waren mir immer wieder mal aufgefallen und im Gedächtnis geblieben. Als ich auf diese Vorstellung stieß, verstetigte sich mein Wunsch, eine solche Uhr zu besitzen. Diese Modelle sind gebraucht recht gut verfügbar und kosten nicht die Welt – je nach Version, Alter und Zustand zwischen knapp 2000 und 4000 Euro.
Triple Dates baute Omega recht lange und in vier Versionen mit jeweils mehreren Zifferblattfarben und Gestaltungen. Nimmt man den offiziellen Namen Date/Day-Date als Grundlage und vergisst einen Moment lang die Monatsanzeige, könnte man die Speedmaster Mark 4.5 (1975-1986) und die berühmte „Holy Grail“ (1987/88) als funktionale Vorläufer betrachten. Das waren ebenfalls Automatikchronographen mit Wochentags- und Datumsanzeige. Ihr Kaliber 1045 basierte allerdings auf Lemanias 5100. Bei den späteren Triple Dates nahm Omega stattdessen das ETA/Valjoux 7751 – ein um Monats-, Mondphase und 24-Stundenzeiger erweitertes 7750 – als Grundlage.
Die ersten Uhren, die ich mit den abgeleiteten Omega Kalibern 1150 oder 1151 fand, scheint es nur in Vollgold und Bicolor gegeben zu haben. Sie nutzen sogar die Mondphasen-Komplikation, die in den nachfolgenden Versionen entfiel. Die Referenz 175.0034 war auch mal kurz Thema im Uhrforum. Größeren Absatz fanden dann ab 1993 oder 1994 die Edelstahl-Versionen 3520.50. Wie alle Triple-Dates zeigt sie das Tagesdatum mit einem Zeiger an, der in diesem Fall mit einem, dessen Spitze an ein stilisiertes Flugzeug erinnert. Die Uhr gab es mit weißem Blatt und mit anders geformtem Datumszeiger (3521.30), sowie als 3521.80 in mit einem fantastisch jeansblauen Sonnenschliff-Zifferblatt. Bekannter noch dürfte allerdings die Referenz 3520.53 sei, 1996 auf den Markt kam. Sie wird auch „Mark 40“ genannt und erfreut sich dank ihrer farbenfrohen Gestaltung bis heute einiger Beliebtheit – allerdings gibt es auch Menschen, die sie als hässlichste Omega aller Zeiten ansehen …

Omega Speedmaster 3523.80
Mich hat das strahlend blaue Zifferblatt der *.80 begeistert und ging auf die Suche. Ich fand schnell heraus, dass es ein Update dieser Uhr gab: 1999 erschien die Referenz 3523.80 (bzw. 3523.30 in weiß) mit teilweise anderen Zeigerformen, geänderter Typografie, appliziertem 𝝮 und raffiniert integrierter Bandschließe mit einseitigem Sicherheitsdrücker. Gehäuse und Werk blieben gleich – und damit auch die ausgewogene Größe von 39 mm Durchmesser (inklusive des nur angedeuteten Kronenschutzes) und passende 14 mm Höhe. Für diese Version habe ich mich entschieden.
Allerdings war die Entscheidung knapp, denn es gab ein weiteres schönes Update: 2007 wurde das Werk als Chronometer zertifiziert und als Omega-Kaliber 3606 in ein 40 mm-Gehäuse eingebaut, nun mit blauer statt stahlfarbener Lünette. Auch die Typografie auf dem Zifferblatt und die Form des Datumszeigers änderten sich erneut, ebenso das Band, das von 18 auf 19 mm Breite wuchs. Die Uhr mitsamt Band sind der ab 2012 erschienen Racing-Serie sehr ähnlich und ich vermute, es ist sogar das gleiche Gehäuse. Aus diesem Grund entschied ich mich zunächst gegen diese Variante (3222.80 bzw. 3220.50 in schwarz und 3221.30 in weiß), denn die Racings sind zwar hübsch, aber etwas hoch bauend und etwas kopflastig.

Omega Speedmaster 3523.80
Meine 3523.80 kam postwendend an, wie beschrieben in sehr gutem Zustand und frisch aus der Revision. Am Handgelenk fand ich sie zunächst irritierend klein und zart, eher elegant als markant. Sollte ich sie behalten? Diese Frage stellte sich tatsächlich erst gar nicht, denn eine Freundin entdeckte meine neue Uhr noch am ersten Tag, zog sie an den Arm und wollte sie gar nicht mehr hergeben. Ich muss zugeben, dass ich meine Freundin mit dem Uhrenvirus infiziert hatte. Da dieser Schnelltest nun eindeutig positiv ausgefiel, war ich moralisch verpflichtet, ihr die Triple Date zum Freundschaftspreis abzutreten, zumal die Uhr ihr eindeutig besser steht als mir.
Als Medikament gegen Phantomschmerzen kam nur die neuere Version in Frage, jene mit dem etwas größeren Gehäuse. Ich habe wenige Tage später eine soliche 3222.80 bestellt. Zustand sehr gut, Werk tadellos, auch hier mit allen Prüfzertifikaten versehen, kam sie auf schnellstem Weg an meinen Arm. Und ja, mein Verdacht bestätigte sich sogleich: Die Uhr baut so hoch wie meine verflossene Racing, aber trotzdem gefiel mir dieses Modell an meinem Handgelenk passender. Die Kopflastigkeit fällt mir dieses Mal kaum auf, warum auch immer. Objektive Vorteile des Updates: COSC-Zertifikat, 10 statt 5 bar Wasserdichtigkeit und ein modernes Band. Es ist ein Millimeter schmaler, aber ansonsten identisch mit dem jahrzehntelang bis 2021 produzierten Band der klassischen Moonwatch. Mancher hat sich an diesem robusten und wertigen Bracelet inzwischen satt gesehen, aber in seiner schmaleren Variante finde ich es optimal für meine Triple Date. Überhaupt passt für mich alles zusammen: ein bewährtes, kompliziertes Uhrwerk, trotz der vielen Zeiger eine gute Ablesbarkeit der Uhrzeit, ein Sonnenschliff-funkelndes Zifferblatt (mitsamt einem dezenten, konzentrischen Schliff im Zentrum) und eben auch das Metallband. Und der Clou: Meine Freundin und ich tragen nun Partnerlook!

Partnerlook: Omega Speedmaster 3523.80 (oben) und 3222.80
Ich frage mich schon, warum solche komplizierten und dennoch eleganten Uhren heute kaum noch neu konstruiert werden – abgesehen von Flaggschiffen der Haute Horlogerie. Das Valjoux 7750 stammt aus den 1970ern, das gepimpte 7751 aus den 80ern. Es ließ sich in den 90ern in ein 5 bar aushaltendes 14 mm-Gehäuse einbauen. Heute ist man froh, wenn Omega die Automatik des vorzüglichen 9900-Kalibers amputiert, um wieder unter 15 mm Bauhöhe zu kommen (siehe die sehr hübschen, aber teuren neuen 1957er-Chronographen). Auch Rolex glänzt nicht gerade mit vielen Komplikationen. Sind die genialen Werkskonstrukteure alle in Rente, kann vielleicht „Q“ einspringen? Oder fehlt heute schlicht der Markt für solche Uhren?

3523.80 (links) und 3222.80

3222.80 (links) und 3523.80
Technische Daten:
3523.80 | 3222.80 | |
---|---|---|
Baujahre | 1999 bis 2006 | 2007 bis ca. 2010 |
Durchmesser: | 39 mm mit Kronenschutz | 40 mm mit Kronenschutz |
Bauhöhe: | 13,9 mm | 15,4 mm |
Kaliber: | 1151 (Basis Valjoux 7751) | 3606 (Basis Valjoux 7751) |
Takt: | 28.800 bph | 28.800 bph |
Gangreserve: | 44 h | 44 h (eventuell auch 48 h) |
Bandbreite (Anstoß => Schließe) | 18 mm => 16 mm | 19 mm =>17 mm |
Glasart: | Saphir | Saphir |
Wasserdicht.: | 5 bar | 10 bar |
Horn-zu-Horn (L2L) | 44,5 mm (ohne Band) | 45 mm (ohne Band) |

3523.80 (links) und 3222.80

Die 3523.80 (links) ist 1,5 mm flacher als die 3222.80



- Frühe Uhrenvorstellung einer Triple Date 3222.80 im Forum
- Kürzlich schrieb Robert-Jan Broer auf Fratello über eine Version der „Mark 40“ (3580.53)
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