
sense
Themenstarter
Man sagt ja, dem Glücklichen schlägt keine Stunde, wobei ich mir nach diesem Fund nicht sicher bin, ob mein Uhren-Glück nun vielleicht doch aufgebraucht sein könnte.
Ich versuche immer Uhren ins Forum zu bringen, die man nicht alle Tage sieht und die man wohl eher als Nischen-Uhren bezeichnen würde. Nun ist es mal wieder soweit.
Diese Woche hat eine IWC B-Uhr der deutschen Luftwaffe aus dem Jahr 1940 den Weg in meine Sammlung gefunden. Unbestritten wohl eine der seltensten deutschen Militäruhren!
Die Story:
Alles startet Montag mit einer Annonce bei eBay Kleinanzeigen, bei der Gebote durch die Interessenten gefordert waren. Normalerweise bin ich bei sowas sofort raus, ist eBay Kleinanzeigen doch keine Auktionsplattform und eine „Auktion“ dort mehr als undurchsichtig. Aber manchmal muss man über seinen Schatten springen. Also schrieb ich dem Verkäufer mit einem ersten Gebot, das ich noch deutlich zu steigern bereit war. Trotzdem war ich erstmal „Höchstbietender“, was wohl nicht gerade für die Konkurrenz sprach. Mittwoch dann nochmal den Verkäufer kontaktiert und erfahren, dass jemand ein wenig mehr geboten hatte. Für mich direkt klar, da muss noch eine ordentliche Schippe drauf! Wir waren uns quasi einig, final war jedoch nichts, man wollte sich bis zum Abend melden. Wenige Stunden später erhielt ich einen Anruf, der Verkäufer war mittlerweile beim Juwelier, der nochmal etwas mehr bot als ich.
Hier sei noch kurz erwähnt, die Uhr stammt aus einem Erbe und sollte zunächst im Müll landen, weil man sie aufgrund der Größe für einen Modekracher hielt.
Ich ging tief in mich, lag das Angebot des Juweliers doch ein Stück über dem, was ich mir als Limit gesetzt hatte, entschied mich jedoch den Preis mitzugehen. Das reichte dem Verkäufer, weil er die Uhr lieber mir als dem Juwelier verkaufen wollte. Das war Mittwochmittag gegen 12 Uhr. Abholtermin wurde für 17 Uhr am selben Abend vereinbart. Ich habe also direkt Bargeld besorgt und mein Prüfwerkzeug bereitgelegt. Ab diesem Moment war ans Arbeiten kein Denken mehr, ich saß auf heißen Kohlen!
Zähe Stunden später gings um 15:30 Uhr los von Köln nach Koblenz, die Fahrt dauert natürlich gefühlt ewig. Vor Ort war das Geschäft nach 15 Minuten unter Dach und Fach, Uhr begutachtet, Geld vorgezählt, noch ein bisschen geklönt und schon ginge es wieder nach Hause.
Ihr könnt euch vorstellen, im Auto saß ein über beide Ohren grinsendes Honigkuchenpferd! Gleichzeitig völlig fertig vom Adrenalinspiegel, der den ganzen Tag über bei 120% lag.
Die Uhr:
Die Uhr ist eine sogenannte Beobachtungsuhr, die vom Navigator eines Flugzeuges zusammen mit einem Sextanten zur Navigation genutzt wurde.
Ihr Design ist wegweisend für nahezu alle heutigen Fliegeruhren, insbesondre Zeigerform und das Dreieck mit zwei Punkten auf 12 Uhr findet man sehr häufig auch heute noch. IWC selbst diente diese Uhr 2002 als Vorlage für die erste Big Pilot (5002)!
Das Gehäuse misst die typischen 55mm im Durchmesser (wohlgemerkt ohne Krone), 67mm über die Anstöße und 17,5mm in der Höhe. Das war notwendig, weil die Uhren leicht ablesbar sein mussten. Auch deshalb kommt das Zifferblatt ohne Firmennamen aus und sind die Ziffern serifenlos gestaltet.
Angetrieben wird die Uhr von einem Kaliber 52, das für die Bedürfnisse der Luftwaffe umgebaut und dann 52 T-19“ H6 S.C. getauft wurde. Dabei steht das T für Tirette (Zeigerstellung über die Krone), 19“ für den Werkdurchmesser, H6 für die Werkhöhe und S.C. für second central (Zentralsekunde).
An Gütekriterien mangelt es nicht: 16 Steine, Schwanenhals-Feinregulierung, Breguetspirale und eine aufgeschnittene Bimetallunruh mit Gewichts- und Regulierschrauben. Die Gangreserve beträgt 30 Stunden.
Außerdem verfügt die Uhr über eine Sekundenstoppfunktion zur exakten Einstellung der Zeit. Charakteristisch für eine IWC B-Uhr ist weiterhin die Zwiebelkrone. Alle B-Uhren hatten sehr große Kronen, um sie auch mit Handschuhen problemlos bedienen zu können. Allerdings ist die Form der IWC Krone einmalig unter den Beobachtungsuhren. Ebenso Alleinstellungsmerkmal ist die offene 9. Bei allen anderen B-Uhren von Laco, Stowa, Wempe und A. Lange & Söhne ist die 9 geschlossen gestaltet und die Krone eher rundlich. Außerdem verfügt nur die IWC über Federstege, sonst findet man nur feste Stege.
Montiert ist ein Langriemen, der es ermöglichte die Uhr über dem Fliegeranzug bzw. der Jacke zu tragen.
Insgesamt wurden nur 1.000 Stück dieser Uhren gefertigt und an die deutsche Luftwaffe ausgeliefert.
Die Uhr in Bildern:
Sie wird einen Platz neben meiner Laco Baumuster A finden, fehlen also noch eine STOWA, Wempe und eine Lange. Das Ziel einmal alle fünf B-Uhren zu besitzen, ist in den Bereich des Möglichen gerückt!
Aber wie das so ist, bei aller Freude gibt es auch einen kleinen Wehrmutstropfen, denn der Minutenzeiger wurde relumed…
Vergleiche hierzu auch Konrad Knirim, Militäruhren (2002) S. 351f.
Ich versuche immer Uhren ins Forum zu bringen, die man nicht alle Tage sieht und die man wohl eher als Nischen-Uhren bezeichnen würde. Nun ist es mal wieder soweit.
Diese Woche hat eine IWC B-Uhr der deutschen Luftwaffe aus dem Jahr 1940 den Weg in meine Sammlung gefunden. Unbestritten wohl eine der seltensten deutschen Militäruhren!
Die Story:
Alles startet Montag mit einer Annonce bei eBay Kleinanzeigen, bei der Gebote durch die Interessenten gefordert waren. Normalerweise bin ich bei sowas sofort raus, ist eBay Kleinanzeigen doch keine Auktionsplattform und eine „Auktion“ dort mehr als undurchsichtig. Aber manchmal muss man über seinen Schatten springen. Also schrieb ich dem Verkäufer mit einem ersten Gebot, das ich noch deutlich zu steigern bereit war. Trotzdem war ich erstmal „Höchstbietender“, was wohl nicht gerade für die Konkurrenz sprach. Mittwoch dann nochmal den Verkäufer kontaktiert und erfahren, dass jemand ein wenig mehr geboten hatte. Für mich direkt klar, da muss noch eine ordentliche Schippe drauf! Wir waren uns quasi einig, final war jedoch nichts, man wollte sich bis zum Abend melden. Wenige Stunden später erhielt ich einen Anruf, der Verkäufer war mittlerweile beim Juwelier, der nochmal etwas mehr bot als ich.
Hier sei noch kurz erwähnt, die Uhr stammt aus einem Erbe und sollte zunächst im Müll landen, weil man sie aufgrund der Größe für einen Modekracher hielt.
Ich ging tief in mich, lag das Angebot des Juweliers doch ein Stück über dem, was ich mir als Limit gesetzt hatte, entschied mich jedoch den Preis mitzugehen. Das reichte dem Verkäufer, weil er die Uhr lieber mir als dem Juwelier verkaufen wollte. Das war Mittwochmittag gegen 12 Uhr. Abholtermin wurde für 17 Uhr am selben Abend vereinbart. Ich habe also direkt Bargeld besorgt und mein Prüfwerkzeug bereitgelegt. Ab diesem Moment war ans Arbeiten kein Denken mehr, ich saß auf heißen Kohlen!
Zähe Stunden später gings um 15:30 Uhr los von Köln nach Koblenz, die Fahrt dauert natürlich gefühlt ewig. Vor Ort war das Geschäft nach 15 Minuten unter Dach und Fach, Uhr begutachtet, Geld vorgezählt, noch ein bisschen geklönt und schon ginge es wieder nach Hause.
Ihr könnt euch vorstellen, im Auto saß ein über beide Ohren grinsendes Honigkuchenpferd! Gleichzeitig völlig fertig vom Adrenalinspiegel, der den ganzen Tag über bei 120% lag.
Die Uhr:
Die Uhr ist eine sogenannte Beobachtungsuhr, die vom Navigator eines Flugzeuges zusammen mit einem Sextanten zur Navigation genutzt wurde.
Ihr Design ist wegweisend für nahezu alle heutigen Fliegeruhren, insbesondre Zeigerform und das Dreieck mit zwei Punkten auf 12 Uhr findet man sehr häufig auch heute noch. IWC selbst diente diese Uhr 2002 als Vorlage für die erste Big Pilot (5002)!
Das Gehäuse misst die typischen 55mm im Durchmesser (wohlgemerkt ohne Krone), 67mm über die Anstöße und 17,5mm in der Höhe. Das war notwendig, weil die Uhren leicht ablesbar sein mussten. Auch deshalb kommt das Zifferblatt ohne Firmennamen aus und sind die Ziffern serifenlos gestaltet.
Angetrieben wird die Uhr von einem Kaliber 52, das für die Bedürfnisse der Luftwaffe umgebaut und dann 52 T-19“ H6 S.C. getauft wurde. Dabei steht das T für Tirette (Zeigerstellung über die Krone), 19“ für den Werkdurchmesser, H6 für die Werkhöhe und S.C. für second central (Zentralsekunde).
An Gütekriterien mangelt es nicht: 16 Steine, Schwanenhals-Feinregulierung, Breguetspirale und eine aufgeschnittene Bimetallunruh mit Gewichts- und Regulierschrauben. Die Gangreserve beträgt 30 Stunden.
Außerdem verfügt die Uhr über eine Sekundenstoppfunktion zur exakten Einstellung der Zeit. Charakteristisch für eine IWC B-Uhr ist weiterhin die Zwiebelkrone. Alle B-Uhren hatten sehr große Kronen, um sie auch mit Handschuhen problemlos bedienen zu können. Allerdings ist die Form der IWC Krone einmalig unter den Beobachtungsuhren. Ebenso Alleinstellungsmerkmal ist die offene 9. Bei allen anderen B-Uhren von Laco, Stowa, Wempe und A. Lange & Söhne ist die 9 geschlossen gestaltet und die Krone eher rundlich. Außerdem verfügt nur die IWC über Federstege, sonst findet man nur feste Stege.
Montiert ist ein Langriemen, der es ermöglichte die Uhr über dem Fliegeranzug bzw. der Jacke zu tragen.
Insgesamt wurden nur 1.000 Stück dieser Uhren gefertigt und an die deutsche Luftwaffe ausgeliefert.
Die Uhr in Bildern:
Sie wird einen Platz neben meiner Laco Baumuster A finden, fehlen also noch eine STOWA, Wempe und eine Lange. Das Ziel einmal alle fünf B-Uhren zu besitzen, ist in den Bereich des Möglichen gerückt!
Aber wie das so ist, bei aller Freude gibt es auch einen kleinen Wehrmutstropfen, denn der Minutenzeiger wurde relumed…
Vergleiche hierzu auch Konrad Knirim, Militäruhren (2002) S. 351f.