
Gatter
Themenstarter
- Dabei seit
- 14.06.2018
- Beiträge
- 741
Moin allerseits.
Mein silberner Caddy ist Geschichte.
Just sitze ich also im neuen Wagen und schaue nach rechts auf den nur selten genutzten Beifahrerbereich. Im Fußraum schlummert der Hund und auf dem Beifahrersitz liegt eine druckfrische und sorgsam gefaltete Tageszeitung. Doch ich muss zugeben: Sie ist nicht pflichtgemäß angeschnallt. Die Gutegurtinfofee im Display jammert promt: "Nichtangeschnallte Zeitung vorne rechts."
Wenn ich nicht entsprechend dem Bordbuch reagiere, drohen mir böse Dinge: Schlechtes Karma mindestens.
„PIIIIIEEEEEP! PIIIIIEEEP!!!"
Egal. Beim nächsten Werkstattbesuch lasse ich diese Nervtonanzeige durch den Softwarespezialisten meines Vertrauens deaktivieren. Aber ich schweife ab.
Rückblende.
Etwa 15 Minuten zuvor befinde ich mich im lokalen Supermarkt an der Kasse. Ich kann nicht widerstehen und greife zur eben genannten Tageszeitung. Sie kauert dort in ihrer spartanischen Unterkunft aus weißbeschichtetem Stahlgeflecht und wartet. Ich lege sie mit aufs Kassenband zur fairgehandelten Biobanane, dem veganen Wurstersatz und dem laktosefreien Brotaufstrich. Bevor ich mich nun auf den Heimweg begebe, freue mich erst noch auf die gleich heimlich genossene Currywurst mit Pommes am Grillwagen vor dem Supermarkt.
Ach, mir fällt grad ein: Das muss ich ja gar nicht mehr heimlich machen... Ich bin aber auch schusselig.
Ich gehe also zurück in den Supermarkt und gebe an der Info alles eben Gekaufte wieder ab.
Frohgemut mache ich mich auf zu einer zweiten Runde im Markt.
Nach diesem Durchgang liegt nun: Käse, Wurst, Brot und Butter auf dem Kassenband. Auch die Zeitung ist wieder dabei. Während sie nun zusammen mit meinen übrigen Einkäufen ruckweise gen Scanner fährt, streicht mein zärtlicher Blick über ihre erste Seite hinweg: Druckerschwärze buhlt mit bunten Bildern um meine Aufmerksamkeit. Mein Blick bleibt jedoch hängen am Datum, welches prominent unter dem Zeitungsnamen prangt: „22“, also Mittwoch, der 22. MAI 2019.
Sofort schaue ich auf meine neue Uhr:
Ich möchte diese kühne Datumsbehauptung der kecken Zeitung mit meiner Orient FAC09002T0, die seit wenigen Tagen mein Handgelenk ziert, abgleichen.
Ich bin schnell beruhigt. Beides passt. Die Angaben auf Uhr und Zeitung stimmen überein. Die Zeitungsredakteure besitzen wohl ebenfalls eine mechanische Orient
mit Sekundenstop und Handaufzug, bei der die weiße Datumsscheibe auch jeden Tag gegen 24.00 Uhr umspringt.
Nachts können sich dann die Mitarbeiter in der Redaktion an der außerordentlich bemerkenswerten Lume der 46mm breiten über die Lünette gemessenen Uhr orient-ieren (ha, ha!). Das spart Energie.
Ein 24-22mm Lederarmband!, welches dem Diver von Orient ab Werk umgeschnallt wird, verhindert zunächst alle Tiefseetauchambitionen, macht aber mit der großen und signierten Edelstahldornschließe beim Couchdiving eine gute Figur.
Ein nicht gewölbtes, saphiranmutendes Glasinlay der Lünette veredelt den Look.
"Schon wieder liegt hier eine Zeitung auf deinem Beifahrersitz." denke ich.
Ich werde sie dann zu Hause zusammen mit den anderen Einkäufen auspacken.
Ich werde sie dann zu Hause auf den Wohnzimmertisch legen.
Ich werde sie dann zu Hause in zwei Tagen ins Altpapier schmeißen.
Ich werde sie dann wieder nicht gelesen haben.
Ich bin kein aufmerksamer Kinogänger, aber ich meine mich zu erinnern, dass in dem Film "Bladerunner", der in den 1980rn gedreht wurde (?) und der in einer fernen Zukunft spielt, einer der Protagonisten eine ZEITUNG liest! Niemand konnte sich also vor 40 Jahren in seinen kühnsten Träumen vorstellen, dass es irgendwann einmal 'Zeitung' nicht mehr geben werden würde. Und kein Papier. Und keine Handschrift.
Damals: völlig unvorstellbar!
Heute: bereits denkbar.
Morgen: schon Realität?
Realistisch sind jedenfalls folgende Schpecks meiner Orient Nami, wobei nebenbei bemerkt, der Kosename ‚Nami‘ so viel wie ‚Welle‘ bedeutet. Sie wird bedeckt von einem durch Zaubermarketing gehärtetem Mineralglas, das den Druck von 20atm aushält. Somit würde ich sie als ‚Tauchdresser‘ bezeichnen. Meine Aufmerksamkeit wurde vor einiger Zeit durch Produktfotos, auf denen sich die schöne Nami mit einer rosegoldene Lünette,
einer signierten, rosegoldenen und verschraubbaren Krone räkelte, auf sie gelenkt.
Lug to Lug sind‘s ca. 51,8 mm und das Ergebnis ist wie immer tatsächlich selbst gemessen.
Die Lugweite ist noch akzeptabel und deswegen ist sie an meinen 17,5-18 cm auch gut tragbar. Tatsächlich wirkt die Uhr am Handgelenk aber schon groß, das muss man mögen. Besonders die farbige Lünette weitet zusammen mit dem sonnengebürsteten, bronzenen Ziffernblatt
und dem kupferfarbenen Rehaut die Uhr optisch. Im Vergleich zur eigentlich gleichgroßen, schwarzen Schwesterwelle ist dieser Effekt deutlich sichtbar:
Auf die Frage, warum ich immer wieder neue Uhren kaufe?, gibt’s keine Antwort.
Frage ich mich, warum ich immer wieder Zeitungen kaufe, ohne sie zu lesen?, sind gleich mehrere Antwortvarianten möglich: In meinem Alter umschreibt man trottelige Vergesslichkeit auch gerne mit: „Der hat im Job so viel zu tun“.
Wahrscheinlich ist aber auch der Gedanke, dass ich viele Nachrichten, die ich früher erst abends in der Tageszeitung gelesen habe, heute sogar schon vor dem Aufstehen im Internet präsentiert bekomme. Und zwar mit derselben journalistischen Qualität, besonders, wenn man entsprechend 'seriöse' Quellen zugrundelegt und dann vielleicht auch noch mehrere unterschiedliche Seiten bemüht. Da liest man dann in der Zeitung aber oft von Dingen, die man schon Stunden oder Tage vorher im Netz gelesen hat.
Mein gelegentlicher "Ichbrauchenochnezeitungs“-Kauf an der Supermarktkasse ist also womöglich nur ein tief verankerter Reflex aus meiner analogen Jugend, der mich erinnert an ein Leben mit ohne Internet und mit ohne Fruchtjoghurt und mit ohne Einkommenssteuererklärungsappelster.
Ich werde deswegen mit Sicherheit auch weiterhin ab und zu gedankenlos eine Zeitung kaufen und sie dann doch nicht lesen.
Und gäbe es bei uns im Supermarkt mechanische Orient- oder Seikouhren an der Kasse neben den Zeitungen, es läge dann mit Sicherheit immer auch eine dieser Uhren mit auf dem Band.
Grüße, Joachim
Noch 'nen Wristshot
und noch 'nen Buttershot
Mein silberner Caddy ist Geschichte.
Just sitze ich also im neuen Wagen und schaue nach rechts auf den nur selten genutzten Beifahrerbereich. Im Fußraum schlummert der Hund und auf dem Beifahrersitz liegt eine druckfrische und sorgsam gefaltete Tageszeitung. Doch ich muss zugeben: Sie ist nicht pflichtgemäß angeschnallt. Die Gutegurtinfofee im Display jammert promt: "Nichtangeschnallte Zeitung vorne rechts."
Wenn ich nicht entsprechend dem Bordbuch reagiere, drohen mir böse Dinge: Schlechtes Karma mindestens.
„PIIIIIEEEEEP! PIIIIIEEEP!!!"
Egal. Beim nächsten Werkstattbesuch lasse ich diese Nervtonanzeige durch den Softwarespezialisten meines Vertrauens deaktivieren. Aber ich schweife ab.
Rückblende.
Etwa 15 Minuten zuvor befinde ich mich im lokalen Supermarkt an der Kasse. Ich kann nicht widerstehen und greife zur eben genannten Tageszeitung. Sie kauert dort in ihrer spartanischen Unterkunft aus weißbeschichtetem Stahlgeflecht und wartet. Ich lege sie mit aufs Kassenband zur fairgehandelten Biobanane, dem veganen Wurstersatz und dem laktosefreien Brotaufstrich. Bevor ich mich nun auf den Heimweg begebe, freue mich erst noch auf die gleich heimlich genossene Currywurst mit Pommes am Grillwagen vor dem Supermarkt.
Ach, mir fällt grad ein: Das muss ich ja gar nicht mehr heimlich machen... Ich bin aber auch schusselig.
Ich gehe also zurück in den Supermarkt und gebe an der Info alles eben Gekaufte wieder ab.
Frohgemut mache ich mich auf zu einer zweiten Runde im Markt.
Nach diesem Durchgang liegt nun: Käse, Wurst, Brot und Butter auf dem Kassenband. Auch die Zeitung ist wieder dabei. Während sie nun zusammen mit meinen übrigen Einkäufen ruckweise gen Scanner fährt, streicht mein zärtlicher Blick über ihre erste Seite hinweg: Druckerschwärze buhlt mit bunten Bildern um meine Aufmerksamkeit. Mein Blick bleibt jedoch hängen am Datum, welches prominent unter dem Zeitungsnamen prangt: „22“, also Mittwoch, der 22. MAI 2019.
Sofort schaue ich auf meine neue Uhr:
Ich möchte diese kühne Datumsbehauptung der kecken Zeitung mit meiner Orient FAC09002T0, die seit wenigen Tagen mein Handgelenk ziert, abgleichen.
Ich bin schnell beruhigt. Beides passt. Die Angaben auf Uhr und Zeitung stimmen überein. Die Zeitungsredakteure besitzen wohl ebenfalls eine mechanische Orient
mit Sekundenstop und Handaufzug, bei der die weiße Datumsscheibe auch jeden Tag gegen 24.00 Uhr umspringt.
Nachts können sich dann die Mitarbeiter in der Redaktion an der außerordentlich bemerkenswerten Lume der 46mm breiten über die Lünette gemessenen Uhr orient-ieren (ha, ha!). Das spart Energie.
Ein 24-22mm Lederarmband!, welches dem Diver von Orient ab Werk umgeschnallt wird, verhindert zunächst alle Tiefseetauchambitionen, macht aber mit der großen und signierten Edelstahldornschließe beim Couchdiving eine gute Figur.
Ein nicht gewölbtes, saphiranmutendes Glasinlay der Lünette veredelt den Look.
"Schon wieder liegt hier eine Zeitung auf deinem Beifahrersitz." denke ich.
Ich werde sie dann zu Hause zusammen mit den anderen Einkäufen auspacken.
Ich werde sie dann zu Hause auf den Wohnzimmertisch legen.
Ich werde sie dann zu Hause in zwei Tagen ins Altpapier schmeißen.
Ich werde sie dann wieder nicht gelesen haben.
Ich bin kein aufmerksamer Kinogänger, aber ich meine mich zu erinnern, dass in dem Film "Bladerunner", der in den 1980rn gedreht wurde (?) und der in einer fernen Zukunft spielt, einer der Protagonisten eine ZEITUNG liest! Niemand konnte sich also vor 40 Jahren in seinen kühnsten Träumen vorstellen, dass es irgendwann einmal 'Zeitung' nicht mehr geben werden würde. Und kein Papier. Und keine Handschrift.
Damals: völlig unvorstellbar!
Heute: bereits denkbar.
Morgen: schon Realität?
Realistisch sind jedenfalls folgende Schpecks meiner Orient Nami, wobei nebenbei bemerkt, der Kosename ‚Nami‘ so viel wie ‚Welle‘ bedeutet. Sie wird bedeckt von einem durch Zaubermarketing gehärtetem Mineralglas, das den Druck von 20atm aushält. Somit würde ich sie als ‚Tauchdresser‘ bezeichnen. Meine Aufmerksamkeit wurde vor einiger Zeit durch Produktfotos, auf denen sich die schöne Nami mit einer rosegoldene Lünette,
einer signierten, rosegoldenen und verschraubbaren Krone räkelte, auf sie gelenkt.
Lug to Lug sind‘s ca. 51,8 mm und das Ergebnis ist wie immer tatsächlich selbst gemessen.
Die Lugweite ist noch akzeptabel und deswegen ist sie an meinen 17,5-18 cm auch gut tragbar. Tatsächlich wirkt die Uhr am Handgelenk aber schon groß, das muss man mögen. Besonders die farbige Lünette weitet zusammen mit dem sonnengebürsteten, bronzenen Ziffernblatt
und dem kupferfarbenen Rehaut die Uhr optisch. Im Vergleich zur eigentlich gleichgroßen, schwarzen Schwesterwelle ist dieser Effekt deutlich sichtbar:
Auf die Frage, warum ich immer wieder neue Uhren kaufe?, gibt’s keine Antwort.
Frage ich mich, warum ich immer wieder Zeitungen kaufe, ohne sie zu lesen?, sind gleich mehrere Antwortvarianten möglich: In meinem Alter umschreibt man trottelige Vergesslichkeit auch gerne mit: „Der hat im Job so viel zu tun“.
Wahrscheinlich ist aber auch der Gedanke, dass ich viele Nachrichten, die ich früher erst abends in der Tageszeitung gelesen habe, heute sogar schon vor dem Aufstehen im Internet präsentiert bekomme. Und zwar mit derselben journalistischen Qualität, besonders, wenn man entsprechend 'seriöse' Quellen zugrundelegt und dann vielleicht auch noch mehrere unterschiedliche Seiten bemüht. Da liest man dann in der Zeitung aber oft von Dingen, die man schon Stunden oder Tage vorher im Netz gelesen hat.
Mein gelegentlicher "Ichbrauchenochnezeitungs“-Kauf an der Supermarktkasse ist also womöglich nur ein tief verankerter Reflex aus meiner analogen Jugend, der mich erinnert an ein Leben mit ohne Internet und mit ohne Fruchtjoghurt und mit ohne Einkommenssteuererklärungsappelster.
Ich werde deswegen mit Sicherheit auch weiterhin ab und zu gedankenlos eine Zeitung kaufen und sie dann doch nicht lesen.
Und gäbe es bei uns im Supermarkt mechanische Orient- oder Seikouhren an der Kasse neben den Zeitungen, es läge dann mit Sicherheit immer auch eine dieser Uhren mit auf dem Band.
Grüße, Joachim
Noch 'nen Wristshot
und noch 'nen Buttershot