
jo3861
Themenstarter
Man sollte seine Lieblingsuhren nicht bloß angucken, mal kann sie auch mal mit den Ohren genießen. Aussehen ist nicht alles – unsere Schätzchen ticken oft auch ganz apart. Ich habe hier zwei Extreme, das schnelle Kaliber Zenith El Primero 3600 gegen eine gemächliches, das Omega 321, antreten lassen.
Bevor wir ihnen zuhören, aber noch kurz die Geschichte der beiden Uhrwerke.
El Primero
Ende der 1960er-Jahre war ein weltweiter Wettstreit im Gang, wer das erste automatische Chronographenwerk baut. In Japan stieg Seiko in den Ring und in der Schweiz zwei Kooperationen von Uhrenhersteller: Breitling, gemeinsam mit Heuer-Leonidas, Hamilton/Büren und Dubois Dépraz sowie Zenith und Movado. Irgendwie gewannen dabei alle: Das El Primero war – wie der spanische Name schon sagt – das erste automatische Chronographenkaliber, das der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Gruppe um Breitling konnte bereits vorher die ersten Pläne für sich verbuchen, während Seiko die ersten Exemplare schon auslieferte, ohne es an die große Glocke zu hängen. Das El Primero brillierte auch noch mit einer weiteren Besonderheit: es tickt 36000 mal pro Stunde, umgerechnet zehnmal pro Sekunde (Halbschwingungen), das sind fünf Vollschwingungen, also 5 Hz. (Quelle: Watchtime.net)

Das passierte 1969. Schon wenige Jahre später brach der Absatz des El Primero ein: Quarzuhren waren jetzt gefragt, die Mechanik geriet ins Abseits. Als Folge wurde die Firma Zenith verkauft. Die neuen US-amerikanischen Eigentümer setzten voll auf Quarz. Die alten Pläne, Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung mechanischer Uhren sollten auf dem Müll entsorgt werden. Dem widersetzte sich der Produktionsleiter der Zenith-Manufaktur, Charles Vermot, nach vergeblichem Protest. Er versteckte alles zur Produktion notwendige auf dem Dachboden der Firma. Als dann in den 1980er Jahren die Liebe zu mechanischen Uhren neu erblühte und mehrere Uhrenhersteller, darunter Ebel und Rolex, dringend Chronographenwerke benötigten, konnte Zenith, zwischenzeitlich wieder in Schweizer Händen, schnell liefern – zunächst aus Lagerbeständen, dann mit den vom Dachboden zurückgeholten Werkzeugen und Konstruktionsplänen. Bekanntlich wurde das El Primero jahrelang in die Rolex Daytona eingebaut, bis Rolex 2000 ein Manufakturkaliber, das 4130, entwickelte.
Das heutige EP3600 ist eine Weiterentwicklung. Es nutzt seine zehn Schläge pro Sekunde, um sogar Zehntelsekunden mit dem großen Chronographenzeiger deutlich anzuzeigen. Ganze Sekunden und bis zu 60 Minuten werden separat gezählt, einen Stundenzähler bietet das Werk nicht.
Omega Cal. 321
Geboren wurde das Uhrwerk vor etwa 80 Jahren bei Lemania, einem Chronographen-Spezialist, der 1918 gegründet wurde. 1930 verbanden sich Omega und Tissot zur „Société Suisse pour l’Industrie Horlogère“ (SSIH) und zwei Jahre stieß Lemania hinzu. In den 1940er Jahren wurde von Lemania das Kaliber 2310 entwickelt, ein schlankes Chronographenwerk mit Handaufzug, Schaltrad und einem Zwölfstundenzähler. Die beiden Entwickler Albert Piguet und Jacques Reymond bauten dieses Werk, das nicht nur als Omega 321 Verwendung fand, sondern unter anderen auch bei Tissot und Patek Philippe. (Quelle: Armbanduhren online)

Besonders berühmt wurde das Kaliber 321 in den Uhren der NASA-Astronauten: den Speedmaster. Sie bestanden als einzige Modelle den NASA-Stresstest und wurden 1962 für den Einsatz im All qualifiziert. Trotz ihres gemächlichen Taktes von 18000 Beats per Hour (bph, Schläge pro Stunde) oder umgerechnet fünf Halb- bzw. 2,5 Vollschwingungen pro Sekunde (2,5 Hz) waren sie präzise genug für die Anforderungen der NASA. Doch schon 1968 endete die Geschichte des 321, ein neues Lemania-Kaliber, das 1872, ersetzte es als Omega-Kaliber 861 in den Speedmaster. Es tickt übrigens schneller – 21600 bph (3 Hz) – und gilt allgemein auch als etwas präziser.
Doch auch für das 321 gab es ein Comeback, wenn auch ganz planmäßig und weniger dramatisch als beim El Primero: Omega stellt das legendäre 321 seit 2019 selbst wieder her. Zunächst wurde es in das Platingehäuse einer für die meisten unerschwinglich teuren Speedmaster eingesperrt . 2020 folgte die (immer noch teure) Edelstahlversion, benannt nach dem Astronauten Ed White, der eine Speedmaster mit dem 321 erstmals bei einem Außenbordeinsatz getragen hatte. Das 321 tickte sogar als beinahe einziges Uhrenkaliber auf dem Mond, nahezu alle dort im Außenbordeinsatz getragenen Uhren waren damit ausgerüstete Speedmaster. Mindestens eine Uhr mit dem Nachfolgekaliber 861 schaffte es immerhin bis in die Mondumlaufbahn. Doch zum Ärger von Omega gibt es aber ein weiteres Uhrenmodell, eine Bulova, die auch auf dem Mond getragen wurde und somit der Speedmaster – und dem Kaliber 321 - das Prädikat „einzige Uhr auf dem Mond“ vermiest: Nachdem seiner Speedmaster während der Apollo 15-Mission im Jahr 1971 das Plexiglas wegflogen war, zog Astronaut David Scott seine private Bulova aus dem Gepäck und ans Handgelenk. Er hatte seine Uhr vorsichtshalber mal eingepackt …
Genug Geschichtsunterricht, jetzt gibt's was auf die Ohren – bitte die Lautstärke hochdrehen!
El Primero 3600:
Omega Cal. 321:
Zwischen dem gemächlichen Omega 321 und dem rasenden EP3600 liegen die meisten heute üblichen Uhrwerke mit 28800 Schlägen pro Stunde (4 Hz). Als Beispiel hier ein Rolex Kaliber 3230, das wie seine Familienangehörigen aus den 32xx- und 31xx-Reihen, mit süßem Glöckchenklang aufwarten kann:
Zum Schluss noch Fotos der Chronomaster Sport und der Omega Calibre 321, genannt „Ed White“:


P.S.: Woher kommt der Spruch „Immer 2mal mehr wie du“? Hierher
Bevor wir ihnen zuhören, aber noch kurz die Geschichte der beiden Uhrwerke.
El Primero
Ende der 1960er-Jahre war ein weltweiter Wettstreit im Gang, wer das erste automatische Chronographenwerk baut. In Japan stieg Seiko in den Ring und in der Schweiz zwei Kooperationen von Uhrenhersteller: Breitling, gemeinsam mit Heuer-Leonidas, Hamilton/Büren und Dubois Dépraz sowie Zenith und Movado. Irgendwie gewannen dabei alle: Das El Primero war – wie der spanische Name schon sagt – das erste automatische Chronographenkaliber, das der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Gruppe um Breitling konnte bereits vorher die ersten Pläne für sich verbuchen, während Seiko die ersten Exemplare schon auslieferte, ohne es an die große Glocke zu hängen. Das El Primero brillierte auch noch mit einer weiteren Besonderheit: es tickt 36000 mal pro Stunde, umgerechnet zehnmal pro Sekunde (Halbschwingungen), das sind fünf Vollschwingungen, also 5 Hz. (Quelle: Watchtime.net)

Das passierte 1969. Schon wenige Jahre später brach der Absatz des El Primero ein: Quarzuhren waren jetzt gefragt, die Mechanik geriet ins Abseits. Als Folge wurde die Firma Zenith verkauft. Die neuen US-amerikanischen Eigentümer setzten voll auf Quarz. Die alten Pläne, Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung mechanischer Uhren sollten auf dem Müll entsorgt werden. Dem widersetzte sich der Produktionsleiter der Zenith-Manufaktur, Charles Vermot, nach vergeblichem Protest. Er versteckte alles zur Produktion notwendige auf dem Dachboden der Firma. Als dann in den 1980er Jahren die Liebe zu mechanischen Uhren neu erblühte und mehrere Uhrenhersteller, darunter Ebel und Rolex, dringend Chronographenwerke benötigten, konnte Zenith, zwischenzeitlich wieder in Schweizer Händen, schnell liefern – zunächst aus Lagerbeständen, dann mit den vom Dachboden zurückgeholten Werkzeugen und Konstruktionsplänen. Bekanntlich wurde das El Primero jahrelang in die Rolex Daytona eingebaut, bis Rolex 2000 ein Manufakturkaliber, das 4130, entwickelte.
Das heutige EP3600 ist eine Weiterentwicklung. Es nutzt seine zehn Schläge pro Sekunde, um sogar Zehntelsekunden mit dem großen Chronographenzeiger deutlich anzuzeigen. Ganze Sekunden und bis zu 60 Minuten werden separat gezählt, einen Stundenzähler bietet das Werk nicht.
Omega Cal. 321
Geboren wurde das Uhrwerk vor etwa 80 Jahren bei Lemania, einem Chronographen-Spezialist, der 1918 gegründet wurde. 1930 verbanden sich Omega und Tissot zur „Société Suisse pour l’Industrie Horlogère“ (SSIH) und zwei Jahre stieß Lemania hinzu. In den 1940er Jahren wurde von Lemania das Kaliber 2310 entwickelt, ein schlankes Chronographenwerk mit Handaufzug, Schaltrad und einem Zwölfstundenzähler. Die beiden Entwickler Albert Piguet und Jacques Reymond bauten dieses Werk, das nicht nur als Omega 321 Verwendung fand, sondern unter anderen auch bei Tissot und Patek Philippe. (Quelle: Armbanduhren online)

Besonders berühmt wurde das Kaliber 321 in den Uhren der NASA-Astronauten: den Speedmaster. Sie bestanden als einzige Modelle den NASA-Stresstest und wurden 1962 für den Einsatz im All qualifiziert. Trotz ihres gemächlichen Taktes von 18000 Beats per Hour (bph, Schläge pro Stunde) oder umgerechnet fünf Halb- bzw. 2,5 Vollschwingungen pro Sekunde (2,5 Hz) waren sie präzise genug für die Anforderungen der NASA. Doch schon 1968 endete die Geschichte des 321, ein neues Lemania-Kaliber, das 1872, ersetzte es als Omega-Kaliber 861 in den Speedmaster. Es tickt übrigens schneller – 21600 bph (3 Hz) – und gilt allgemein auch als etwas präziser.
Doch auch für das 321 gab es ein Comeback, wenn auch ganz planmäßig und weniger dramatisch als beim El Primero: Omega stellt das legendäre 321 seit 2019 selbst wieder her. Zunächst wurde es in das Platingehäuse einer für die meisten unerschwinglich teuren Speedmaster eingesperrt . 2020 folgte die (immer noch teure) Edelstahlversion, benannt nach dem Astronauten Ed White, der eine Speedmaster mit dem 321 erstmals bei einem Außenbordeinsatz getragen hatte. Das 321 tickte sogar als beinahe einziges Uhrenkaliber auf dem Mond, nahezu alle dort im Außenbordeinsatz getragenen Uhren waren damit ausgerüstete Speedmaster. Mindestens eine Uhr mit dem Nachfolgekaliber 861 schaffte es immerhin bis in die Mondumlaufbahn. Doch zum Ärger von Omega gibt es aber ein weiteres Uhrenmodell, eine Bulova, die auch auf dem Mond getragen wurde und somit der Speedmaster – und dem Kaliber 321 - das Prädikat „einzige Uhr auf dem Mond“ vermiest: Nachdem seiner Speedmaster während der Apollo 15-Mission im Jahr 1971 das Plexiglas wegflogen war, zog Astronaut David Scott seine private Bulova aus dem Gepäck und ans Handgelenk. Er hatte seine Uhr vorsichtshalber mal eingepackt …
Genug Geschichtsunterricht, jetzt gibt's was auf die Ohren – bitte die Lautstärke hochdrehen!
El Primero 3600:
Omega Cal. 321:
Zwischen dem gemächlichen Omega 321 und dem rasenden EP3600 liegen die meisten heute üblichen Uhrwerke mit 28800 Schlägen pro Stunde (4 Hz). Als Beispiel hier ein Rolex Kaliber 3230, das wie seine Familienangehörigen aus den 32xx- und 31xx-Reihen, mit süßem Glöckchenklang aufwarten kann:
Zum Schluss noch Fotos der Chronomaster Sport und der Omega Calibre 321, genannt „Ed White“:


P.S.: Woher kommt der Spruch „Immer 2mal mehr wie du“? Hierher
