
DRGM
Themenstarter
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- 25.03.2013
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- 726
Teil 1
Nachdem ich das Werk zum ersten Mal gesehen hatte, wollte ich unbedingt eine mit diesem Werk ausgestattete Uhr haben. Da war es mir erst einmal herzlich egal, was für eine Marke auf dem Ziffernblatt prangt. Also völlig egal, ob da Gotham, Allaine, Pronto, Hilton, Monray, Waltham, Sandoz, Falken, Ultramar, Gruen, Suter, Kelek oder Rodams drauf gestanden hätte. Denn ich war schließlich auf der Suche nach einer „Erasco-Uhr“. Wieso Erasco? Deren Werbespruch war ja mal:
„Das Gute daran ist das Gute darin“
Und dieser Spruch passt m. E. bestens auf das eine oder andere Ührchen. Auf meine Hilton auf jeden Fall.
Gut, es ist also eine Hilton geworden, die ich zu einem erträglichen Kurs in den USA finden konnte. Passte mir aber auch ganz gut, denn Hilton hatte ich sowieso aus einem ganz anderen Grund im Visier. Dazu später in Teil 2.
Zunächst aber zu den inneren Werten, die kaufentscheidend waren. Also das „Wunderwerk“ hinter dem ich her war. Die Werksbezeichnung klingt nüchtern: FHF 65. Die Marketingexperten des Herstellers „Fabrique d'Horlogerie de Fontainemelon“ (FHF) kreierten dafür eine etwas griffiger klingende Marke:

Fon-to-matic! Was für mich ein wenig nach Automatic des französischen Schurken Fantomas klingt, um ehrlich zu sein. Und so sieht das Werk also aus:

Ein Automatic-Werk mit Außen- oder Zahnkranzrotor also. Die Sonne kreist um die Erde. Finde ich eine außergewöhnliche und recht aufwändige Lösung (und ich habe eine Schwäche für ausgefallene Werke). Der Vorteil dieser Lösung: es baut flacher als ein Werk mit Normalrotor, allerdings auch nicht so flach wie ein Mikrorotor. Lange scheint das Werk nicht auf dem Markt gewesen zu sein, denn andere Firmen schafften es, auch Normalrotoren flach(er) zu bauen welche dabei bei weitem nicht so aufwändig konstruiert waren.
FHF hat an seinem Werk reichlich lange getüftelt, was sich durch eine Reihe von sechs Patenten ausdrückt, nämlich die Schweizer Patente 347137, 340774, 333587, 333402, 332708 und 323046. Hierbei wurde das älteste (Nr. 323046) am 19. Juli 1955 und das jüngste Patent (Nr. 347137) am 31. Mai 1958 angemeldet. Also eine Entwicklungszeit von rund drei Jahren.
Nur als Beispiel die Zeichnung des jüngsten Patentes:

Nach Abschluss der Entwicklung wurde das Werk an eher kleinere, weniger bekannte Marken verkauft – mal von Waltham und Gruen (Kaliber 666 aka FHF 65-4 mit Datum) abgesehen. Es will mir scheinen, als sei Suter die erste Firma gewesen, welche das FHF 65 in ihrer „Suter Futurama“ verbaut hat. Ein auch äußerlich bestechender und erstrebenswerter Hingucker:
https://uhrforum.de/suter-futurama-automatik-mit-zahnkranzrotor-t156675
Nachteil an der Suter: 25 mickrige, ja geradezu lächerlich wenig Steine! Wie soll das Ganze denn da präzise laufen? Ist ja fast schon Stiftanker-Niveau! Da hat man sich bei Hilton schon mehr Mühe gegeben und die Koryphäen der Ingenieurs-Zunft am renommierten H. J. Heinz Institute of Technology in Pittsburgh, Pennsylvania, beauftragt, mal durchzurechnen, wie viel Steine man denn wirklich braucht: Ergebnis: Zweiundvierz….äh, nö, natürlich:
57 Jewels !
Tscha, Freunde, tut mir leid, aber mit Euren 17-, 19-, 21- oder gar 25-Steinern könnt Ihr einpacken: 57! Kein Steinchen mehr, keins weniger.

An diesem Foto erkennt man übrigens auch, warum der Rotor derzeit nicht wirklich willig zur Sache geht, sondern hakt: zwei der Rubine (, künstlich) haben sich ganz dolle lieb – einer ist aus seinem Käfig gesprungen und beim anderen untergeschlüpft (oben rechts im Bild zu erkennen).
Ernsthaft: das mit den irrsinnig vielen Steinen ist natürlich Bauernfängerei. Aber immerhin hat man da nicht einfach ein Tütchen Kunstrubine ins Werk geschüttet, sondern die Stahlkugeln des Kugellagers durch die blassroten Pretiosen ersetzt, so dass man immerhin sagen kann, dass diese Steine durchaus eine Funktion erfüllen. Vielleicht war’s aber auch nur eine ganz frühe Form des Sponsorings einer recht branchenfremden Firma…. Man weiß es nicht!

Nebenbei: nicht in jeder mit „57 Jewels“ gekennzeichneten Hilton ist auch ein FHF 65 drin. Wenn denn mal eine 57er Hilton angeboten wird und der Käufer „vergessen“ hat, Fotos des Werkes einzustellen: Obacht, nicht gleich frohlocken, es gibt auch 57er, in denen ein Felsa 4000 verbaut ist. Das normalerweise mit 17, 21, 25 oder 30 Steinen ausgestattet ist. Weiß der Teufel, wo man da die überschüssigen Rubine hindrapiert hat.
Egal – das Werk ist aus fast jeder Perspektive eine echte Augenweide:

Eingefasst ist das Juwel in ein standesgemäßes Gehäuse von LL (Louis Lang SA, Porrentruy, Schweiz):

Der Deckel dagegen ist an Schlichtheit kaum zu unterbieten und unterstreicht das Understatement des Gesamtkunstwerkes


Lediglich das Plateau der Deckelrückseite lässt erahnen, dass sich hier ein Automatic-Werk verbergen könnte, dass nicht mit einem schnöden Zentralrotor ausgestattet ist.
Leider ist min Schätzchen nicht frei von Zickereien. Derzeit! Neben dem schwer zur Rotation zu überredenden Rotor ist das Werk – wie der Verkäufer ehrlich einräumte – mit einer eher schwachen Amplitude behaftet. Da traf es sich gut, dass fast gleichzeitig in Belgrad……
Ach! Fast vergessen! Möglicherweise will der eine oder andere das Ding ja von vorne sehen? Wie gesagt, ist eine Erasco-Uhr. Aber sollte es dennoch von Interesse sein: so sieht das Ührchen von vorne aus:



Schön, Vorderseite gezeigt, Durchmesser übrigens 34 mm, zurück zu:
Da traf es sich gut, dass fast gleichzeitig in Belgrad, Serbien (den Älteren noch als Jugoslawien bekannt) eine andere Hilton mit Fontomatic angeboten wurde. Leider ohne Automatic-Baugruppe, aber mit erstaunlich gut laufendem Hauptwerk. Dafür musste ich drei (halb-)tote Esel mit übernehmen (einer der Esel: ein Schein-Chronograph namens „Roter Sport“ (!!! Belgrad! Ostblock! Kein Scherz!), ein anderer Esel hört auf den Namen „Spezichron“, hat ein furchtbar braunes ZB und hat’s hinter sich – lediglich der dritte, auf den Namen Laco hörende Esel aus Vorkriegsproduktion scheint es wert zu sein, in kundige Hände abgegeben zu werden). Aber neben den Dreingaben….. die Hilton ist echt gut in Schuss!



Das Gehäuse erscheint erst einmal als wäre es Edelstahl – ist aber irgendwie galvanisch beschichtet – m. E. verchromt und stammt ebenfalls aus einem Schweizer Hause „J S“, das ich nicht zuordnen kann:

Dass bei der weißen Variante die Automatik-Baugruppe fehlt, empfinde ich übrigens eher als Glücksfall – erlaubt es uns doch, mal einen Blick auf die Angabe der Anzahl der Steine zu werfen:


Na guck! Das Basiswerk hat 17 Steine, also ganz normal. Diese Angabe wird normalerweise vom Zahnstangenrotor verdeckt – lediglich in einer bestimmten Stellung, in der eine Art Wartungs-Ausnehmung genau über der Angabe mit den 17 Steinen zum Stehen kommt, ist dies mit aufgesetzter Automatic-Baugruppe sichtbar:

(irgendwie bekomme ich gerade Ivo Robić „Mit 17 (Steinen) fängt das Leben erst an“ nicht aus dem Kopf…..)
Hingegen wäre der US-Import-Code HYQ (welcher der Hilton Watch Co., Inc. zugeordnet ist), ohne Automatic-Baugruppe überhaupt nicht sichtbar:

Die Geschichte der Hilton Watch Co., Inc. …… BLEIBEN SIE DRAN! Im nächsten Teil: dramatische Rechtsstreitigkeiten, eine von außen schöne Uhr…… schöne Frauen…. nonkonformistische Männer…..
Nachdem ich das Werk zum ersten Mal gesehen hatte, wollte ich unbedingt eine mit diesem Werk ausgestattete Uhr haben. Da war es mir erst einmal herzlich egal, was für eine Marke auf dem Ziffernblatt prangt. Also völlig egal, ob da Gotham, Allaine, Pronto, Hilton, Monray, Waltham, Sandoz, Falken, Ultramar, Gruen, Suter, Kelek oder Rodams drauf gestanden hätte. Denn ich war schließlich auf der Suche nach einer „Erasco-Uhr“. Wieso Erasco? Deren Werbespruch war ja mal:
„Das Gute daran ist das Gute darin“
Und dieser Spruch passt m. E. bestens auf das eine oder andere Ührchen. Auf meine Hilton auf jeden Fall.
Gut, es ist also eine Hilton geworden, die ich zu einem erträglichen Kurs in den USA finden konnte. Passte mir aber auch ganz gut, denn Hilton hatte ich sowieso aus einem ganz anderen Grund im Visier. Dazu später in Teil 2.
Zunächst aber zu den inneren Werten, die kaufentscheidend waren. Also das „Wunderwerk“ hinter dem ich her war. Die Werksbezeichnung klingt nüchtern: FHF 65. Die Marketingexperten des Herstellers „Fabrique d'Horlogerie de Fontainemelon“ (FHF) kreierten dafür eine etwas griffiger klingende Marke:

Fon-to-matic! Was für mich ein wenig nach Automatic des französischen Schurken Fantomas klingt, um ehrlich zu sein. Und so sieht das Werk also aus:

Ein Automatic-Werk mit Außen- oder Zahnkranzrotor also. Die Sonne kreist um die Erde. Finde ich eine außergewöhnliche und recht aufwändige Lösung (und ich habe eine Schwäche für ausgefallene Werke). Der Vorteil dieser Lösung: es baut flacher als ein Werk mit Normalrotor, allerdings auch nicht so flach wie ein Mikrorotor. Lange scheint das Werk nicht auf dem Markt gewesen zu sein, denn andere Firmen schafften es, auch Normalrotoren flach(er) zu bauen welche dabei bei weitem nicht so aufwändig konstruiert waren.
FHF hat an seinem Werk reichlich lange getüftelt, was sich durch eine Reihe von sechs Patenten ausdrückt, nämlich die Schweizer Patente 347137, 340774, 333587, 333402, 332708 und 323046. Hierbei wurde das älteste (Nr. 323046) am 19. Juli 1955 und das jüngste Patent (Nr. 347137) am 31. Mai 1958 angemeldet. Also eine Entwicklungszeit von rund drei Jahren.
Nur als Beispiel die Zeichnung des jüngsten Patentes:

Nach Abschluss der Entwicklung wurde das Werk an eher kleinere, weniger bekannte Marken verkauft – mal von Waltham und Gruen (Kaliber 666 aka FHF 65-4 mit Datum) abgesehen. Es will mir scheinen, als sei Suter die erste Firma gewesen, welche das FHF 65 in ihrer „Suter Futurama“ verbaut hat. Ein auch äußerlich bestechender und erstrebenswerter Hingucker:
https://uhrforum.de/suter-futurama-automatik-mit-zahnkranzrotor-t156675
Nachteil an der Suter: 25 mickrige, ja geradezu lächerlich wenig Steine! Wie soll das Ganze denn da präzise laufen? Ist ja fast schon Stiftanker-Niveau! Da hat man sich bei Hilton schon mehr Mühe gegeben und die Koryphäen der Ingenieurs-Zunft am renommierten H. J. Heinz Institute of Technology in Pittsburgh, Pennsylvania, beauftragt, mal durchzurechnen, wie viel Steine man denn wirklich braucht: Ergebnis: Zweiundvierz….äh, nö, natürlich:
57 Jewels !
Tscha, Freunde, tut mir leid, aber mit Euren 17-, 19-, 21- oder gar 25-Steinern könnt Ihr einpacken: 57! Kein Steinchen mehr, keins weniger.

An diesem Foto erkennt man übrigens auch, warum der Rotor derzeit nicht wirklich willig zur Sache geht, sondern hakt: zwei der Rubine (, künstlich) haben sich ganz dolle lieb – einer ist aus seinem Käfig gesprungen und beim anderen untergeschlüpft (oben rechts im Bild zu erkennen).
Ernsthaft: das mit den irrsinnig vielen Steinen ist natürlich Bauernfängerei. Aber immerhin hat man da nicht einfach ein Tütchen Kunstrubine ins Werk geschüttet, sondern die Stahlkugeln des Kugellagers durch die blassroten Pretiosen ersetzt, so dass man immerhin sagen kann, dass diese Steine durchaus eine Funktion erfüllen. Vielleicht war’s aber auch nur eine ganz frühe Form des Sponsorings einer recht branchenfremden Firma…. Man weiß es nicht!

Nebenbei: nicht in jeder mit „57 Jewels“ gekennzeichneten Hilton ist auch ein FHF 65 drin. Wenn denn mal eine 57er Hilton angeboten wird und der Käufer „vergessen“ hat, Fotos des Werkes einzustellen: Obacht, nicht gleich frohlocken, es gibt auch 57er, in denen ein Felsa 4000 verbaut ist. Das normalerweise mit 17, 21, 25 oder 30 Steinen ausgestattet ist. Weiß der Teufel, wo man da die überschüssigen Rubine hindrapiert hat.
Egal – das Werk ist aus fast jeder Perspektive eine echte Augenweide:

Eingefasst ist das Juwel in ein standesgemäßes Gehäuse von LL (Louis Lang SA, Porrentruy, Schweiz):

Der Deckel dagegen ist an Schlichtheit kaum zu unterbieten und unterstreicht das Understatement des Gesamtkunstwerkes


Lediglich das Plateau der Deckelrückseite lässt erahnen, dass sich hier ein Automatic-Werk verbergen könnte, dass nicht mit einem schnöden Zentralrotor ausgestattet ist.
Leider ist min Schätzchen nicht frei von Zickereien. Derzeit! Neben dem schwer zur Rotation zu überredenden Rotor ist das Werk – wie der Verkäufer ehrlich einräumte – mit einer eher schwachen Amplitude behaftet. Da traf es sich gut, dass fast gleichzeitig in Belgrad……
Ach! Fast vergessen! Möglicherweise will der eine oder andere das Ding ja von vorne sehen? Wie gesagt, ist eine Erasco-Uhr. Aber sollte es dennoch von Interesse sein: so sieht das Ührchen von vorne aus:



Schön, Vorderseite gezeigt, Durchmesser übrigens 34 mm, zurück zu:
Da traf es sich gut, dass fast gleichzeitig in Belgrad, Serbien (den Älteren noch als Jugoslawien bekannt) eine andere Hilton mit Fontomatic angeboten wurde. Leider ohne Automatic-Baugruppe, aber mit erstaunlich gut laufendem Hauptwerk. Dafür musste ich drei (halb-)tote Esel mit übernehmen (einer der Esel: ein Schein-Chronograph namens „Roter Sport“ (!!! Belgrad! Ostblock! Kein Scherz!), ein anderer Esel hört auf den Namen „Spezichron“, hat ein furchtbar braunes ZB und hat’s hinter sich – lediglich der dritte, auf den Namen Laco hörende Esel aus Vorkriegsproduktion scheint es wert zu sein, in kundige Hände abgegeben zu werden). Aber neben den Dreingaben….. die Hilton ist echt gut in Schuss!



Das Gehäuse erscheint erst einmal als wäre es Edelstahl – ist aber irgendwie galvanisch beschichtet – m. E. verchromt und stammt ebenfalls aus einem Schweizer Hause „J S“, das ich nicht zuordnen kann:

Dass bei der weißen Variante die Automatik-Baugruppe fehlt, empfinde ich übrigens eher als Glücksfall – erlaubt es uns doch, mal einen Blick auf die Angabe der Anzahl der Steine zu werfen:


Na guck! Das Basiswerk hat 17 Steine, also ganz normal. Diese Angabe wird normalerweise vom Zahnstangenrotor verdeckt – lediglich in einer bestimmten Stellung, in der eine Art Wartungs-Ausnehmung genau über der Angabe mit den 17 Steinen zum Stehen kommt, ist dies mit aufgesetzter Automatic-Baugruppe sichtbar:

(irgendwie bekomme ich gerade Ivo Robić „Mit 17 (Steinen) fängt das Leben erst an“ nicht aus dem Kopf…..)
Hingegen wäre der US-Import-Code HYQ (welcher der Hilton Watch Co., Inc. zugeordnet ist), ohne Automatic-Baugruppe überhaupt nicht sichtbar:

Die Geschichte der Hilton Watch Co., Inc. …… BLEIBEN SIE DRAN! Im nächsten Teil: dramatische Rechtsstreitigkeiten, eine von außen schöne Uhr…… schöne Frauen…. nonkonformistische Männer…..