
andi2
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- 13.02.2013
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Ok, nun hoffe ich, dass mir nicht gleich die Überschrift-Alternativen «grün, gross, grauenvoll», oder «grün, gross, grottenhässlich» entgegengeschleudert werden. Ich mag das Design der Uhr sehr. Es ist sehr eigenständig, sogar etwas ungewöhnlich, mit Vintage-Charme, aber nicht altmodisch.
Die Uhr hat sicher mehr als 30 Jahre auf dem Buckel, das Design entstand in den ‘70er Jahren und das Modell wurde in mehreren Zifferblatt-Farben und -Varinten jahrelang gebaut. Bei uns wird es meist ‘UFO’ genannt, bei Russen findet man auch manchmal die Bezeichnung ‘Puck’ (was sich wohl eher auf das Geschoss im Eishockey als auf die Elfe in Shakespeares Sommernachtstraum bezieht). Unter anderem gab es auch eine Uhr mit Sonderzifferblatt anlässlich der Olympischen Spiele in Moskau 1980, die ich ebenfalls besitze (https://uhrforum.de/sowjetische-uhren-fuer-die-olympischen-spiele-in-moskau-1980-a-t274618).
Als vor über einem Jahr auf Ebay ein grünes UFO in gutem Zustand angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen. Als Metallbandfan habe ich mein Sowjet-UFO mit einem sowjetischen Band ausgestattet, das einem Band der Schweizer Marke NSA sehr ähnlich ist und von gleichwertiger Qualität. Seitdem trage ich sie regelmässig und sie erwies sich als treuer und ganggenauer Begleiter.
Beim Surfen durchs Uhrforum fiel mir auf, dass grün wohl im Moment eine Trendfarbe ist. So viele Uhren mit grünem Zifferblatt werden gezeigt und finden auch Zuspruch.
Also dachte ich mir, genau der richtige Zeitpunkt für die froschgrüne Raketa. Hier ist sie:




Das Grün des Zifferblattes ist einzigartig. Ein ziemlich helles Grün, das von aussen nach innen einen Verlauf von dunkel nach hell, bzw. von sattgrün nach silberweiss zeigt. Auf Fotos sieht es immer so aus, als ob das Zifferblatt innen weisslich wäre. Wie das Blatt wirklich aussieht, lässt sich auf den Bildern nur schwer zeigen. Es handelt sich um ein silbernes Zifferblatt mit einem feinen konzentrischen Sonnenschliff. Darauf wurde das Grün als lasierende Farbe aufgebracht, die den metallischen Untergrund durchscheinen lässt. Es gibt einen Verlauf der Sättigung mit Farbe. Im Zentrum ist nur sehr wenig Farbe auf dem Blatt, dort scheint das Silber stark durch und wirkt im diffusen Licht fast weiss. Nach aussen zum Rand hin, wird die Farbmenge immer höher und das Grün satter. Bei anderen Beleuchtungen ergibt sich durch den Sonnenschliff wieder ein ganz anderer radialer Schillereffekt. Insgesamt wirkt das Blatt metallischer als auf Fotos, wo Silber wie weiss wirkt.


Das Blatt ist weiss bedruckt, je nach Lichteinfall wirkt die Bedruckung heller oder dunkler als das grüne Blatt. Oben unter der Zwölf steht ‘Raketa’ in gebundener kyrillischer Schrift. Unterhalb der Mitte sieht man die staatliche Qualitätsmarke der UdSSR: ein gerundetes Fünfeck, darin ein gekipptes 'K', das eine Waagschale bildet, darüber die kyrillischen Buchstaben 'CCCP'. Diese Qualitätsmarke gab es zwischen 1967 und 1991 (https://en.wikipedia.org/wiki/State_...rk_of_the_USSR). Ganz unten bei der Sechs steht 'сделано в СССР' (sdelano v SSSR), was 'hergestellt in der UdSSR' bedeutet.
Das Plexiglas ist von vorn aufgepresst, hat einen senkrechten Seitenrand, einen gerundeten Übergang und ist oben flach. Der silberne Ring mit den Stundenindexen und der Minuterie besteht aus bedrucktem Plastik und ist nicht mit dem Werk verbunden, sondern unter dem Glas mit diesem eingepresst und bleibt bei Entnahme des Uhrwerks fest am Gehäuse.
Na gut, damit ist wohl bewiesen, dass «grün» zurecht in der Überschrift steht. Aber wie steht es mit «gross»? Das UFO-Gehäuse hat einen Durchmesser von 43 mm und gehört damit sogar heute, in Zeiten der Uhren-Megalomanie, zu den grösseren Uhren. Mit einer Gesamthöhe von 10,5 mm samt Glas, ist sie noch recht flach, was keine Kunst ist, denn sie enthält ein Handaufzugwerk. Trotz des imposanten Durchmessers, wirkt die Uhr nicht übergross. Das Glas hat nur einen Durchmesser von ca. 31 mm, der Rest entfällt auf den breiten Rand am Gehäuse. Oben, nach einem sehr schmalen glatten Bezirk um das Glas, gibt es einen breiten, flach abfallenden Ring mit Riffelprägung, die seitlichen Flanken fallen steiler ab und sind glatt, ebenso die Unterseite. Das Gehäuse besteht aus verchromtem Messing.



Die Uhr hat keine Hörner, sondern die Bandanstösse (18 mm) sind Ausfräsungen auf der Gehäuseunterseite. Dadurch ist die grosse Uhr auch für Spargelärmchen geeignet und dürfte auch am Frauenarm gut aussehen.
Der Uhrboden ist zweiteilig, aus Edelstahl und besteht aus einem eingelegten Boden mit einer Lasche am Rand, die in eine Ausfräsung am Gehäuse passt (auf dem Bild mitten am Bandanstoss links) und einem Schraubring, mit dem der Uhrboden festgeschraubt wird. Es gibt einen Gummi-Dichtring, der bei meiner Uhr einmal ersetzt werden sollte.
Das Werk wird nach hinten entnommen. Es ist mit 2 Werkhalteschrauben fest mit einem Abstandsring aus massivem Stahl verschraubt. Nach Entnahme der Kronenwelle kann man das Werk hinten herausfallen lassen. Das Zifferblatt hat den Durchmesser des Werks mit Abstandsring (Blatt am Rand mit 3 gerundeten Auslassungen, denen ebenso geformte Knubbel am Indexring entsprechen, sie dienen der Ausrichtung des Indexrings beim Setzen).


Das Werk ist das bewährte Raketa 2609.HA, das Basiskaliber der letzten bei Raketa entwickelten Werkfamilie, die bis heute weitergebaut wird.
Das Werk ist im Ranfft-Uhrwerkarchiv beschieben: http://www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db.cgi?00&ranfft&&2uswk&Raketa_2609_HA
In einer Beschreibung des Raketa 2628.H im Uhrwerkarchiv von Christoph Lorenz, mit dem das 2609.HA bis auf die fehlende Tag-Datum-Schaltung identisch ist, sieht man u.a. den Räderwerkaufbau: https://www.uhrwerksarchiv.de/movements/movements-r/movements-r-raketa/1069-r-raketa-2628-h.html
Das Sekundenrad und das Minutenrad mit eigener (unter der Räderwerksbrücke verborgener) Brücke sind zentral übereinander angeordnet, wodurch die Zentralsekunde direkt im Kraftfluss liegt (direkte Zentralsekunde). Das Werk schwingt mit 18'000 A/h. Die Zeigerreibung liegt auf dem Minutenrohr. Beide Lager des Ankerrades haben Decksteine, die in eine Stossicherung gefasst sind (Raketa-Kombifutter). Damit kommt das 2609.HA aus sowjetischer Zeit auf 19 Rubis. Den Raketa-Werken aus postsowjetischer Zeit fehlen die Ankerrad-Decksteine, sie haben nur noch 17 Steine. Hier sieht man ein solches späteres Werk ohne Decksteine: https://uhrforum.de/zum-anzug-raketa-weltzeituhr-t175159#post2129598
Von den Uhrwerksherstellern der ausgehenden Sowjetzeit sind fast alle verschwunden. Nur Wostok, Raketa und Luch haben überlebt (baut Luch noch eigene Werke?). Auch Raketa wäre in postsowjetischer Zeit beinahe untergegangen:
Die staatliche Uhrenfabrik Petrodvorez (heute ein Vorort von St. Petersburg) ging zurück auf eine Gründung von Zar Peter d.Gr. und war zunächst eine Edelsteinschleiferei. Schon vor dem zweiten Weltkrieg betätigte man sich dort als Zulieferer der Uhrenindustrie. Seit 1949 wurden Uhrwerke und ganze Uhren gefertigt. Im Jahr 1961 wurde die Marke ‘Raketa’ begründet und die Uhren fortan unter diesem Namen vertrieben, der Name wurde zu Ehren des Kosmonauten Juri Gagarin und im Gedenken an den ersten bemannten Weltraumflug gewählt. Etwa zur gleichen Zeit begann man mit dem Bau eigener Kaliber. Gegen Ende der Sowjetzeit betrug die jährliche Produktion ca. 4,5 Millionen Uhren und es waren etwa 8000 Arbeiter beschäftigt.
Anfang der 1990er wurde die Fabrik in eine AG umgewandelt und konnte zunächst eine Produktion von 3 bis 3,5 Mio Uhren beibehalten, wurde dann aber in einen betrügerischen Bankrott gebracht und zerfiel 1995 in kleine Teilbereiche mit stark verringertem Produktionsvolumen. Ausserdem entstanden aus Altbeständen unter dubiosen Umständen weiterhin Uhren, die mit Raketa gelabelt waren. Wie mir scheint, wenn ich die Ebay-Angebote ansehe, geht das bis heute weiter.
Ab 2009 wurde die Marke erfolgreich restrukturiert und es wurden bereits einige neue Modelle auf den Markt gebracht (manche davon leider schon wieder vergriffen). Hier kann man die Firmengeschichte noch genauer nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Uhrenfabrik_Petrodworez
Die Uhren werden bis heute zur Gänze selbst gefertigt, bei den Werken ist man stolz darauf, alles, auch die Unruh und die Unruhfeder selbst herzustellen. Auf der Homepage von Raketa kann man sich einmal das aktuelle Angebot ansehen:
https://raketa-shop.com/w/de/content/10-kontakte
Hier auch noch ein Link zu einer Vorstellung einer aktuellen Raketa:
https://uhrforum.de/meine-neue-russ...m-2609ha-kaliber-aus-sankt-petersburg-t252084
Sie enthält die heutige 17-Steine-Version des cal. 2609.HA und ist eine neue Interpretation eines Designs aus den ‘60er Jahren.
Ich bin nicht der Erste, der eine grüne Raketa-UFO im Uhrforum zeigt. Hier noch ein Link zu einer älteren Vorstellung der gleichen Uhr:
https://uhrforum.de/raketa-hulk-oder-es-gruent-so-gruen-t173296

Das Uhrenband (18 mm) hat auch noch ein paar Worte verdient. Ich habe mittlerweile drei dieser Bänder und kann sie nur empfehlen. Es ist ein Band, bei dem alle Glieder durch Metallstifte verbunden sind, die man seitlich heraustreiben kann. Es können also alle Bandglieder getrennt werden und das Band lässt sich nach Belieben kürzen oder verlängern. Es ist in der Konstruktion identisch mit den Bändern der Schweizer NSA, die so etwas wie Kultstatus geniessen und entsprechend teuer sind. Es gibt bei dem Band sogar die federnde Schliesse wie bei NSA. Auf der Schliesse ist das Band mit einem Herstellerzeichen markiert, das ich aber nicht zuordnen kann (Zim?). Vielleicht weiss von euch jemand mehr.

Auf der Schliessen-Unterseite ist auch der Preis vermerkt. Demnach kostete das Band einmal 5 Rubel und 00 Kopeken. Ob das eher teuer oder günstig war damals, kann ich nicht beurteilen.
Ich hoffe, die Uhr gefällt euch auch und der Text war nicht zu lang(weilig)…
Gruss Andi
Die Uhr hat sicher mehr als 30 Jahre auf dem Buckel, das Design entstand in den ‘70er Jahren und das Modell wurde in mehreren Zifferblatt-Farben und -Varinten jahrelang gebaut. Bei uns wird es meist ‘UFO’ genannt, bei Russen findet man auch manchmal die Bezeichnung ‘Puck’ (was sich wohl eher auf das Geschoss im Eishockey als auf die Elfe in Shakespeares Sommernachtstraum bezieht). Unter anderem gab es auch eine Uhr mit Sonderzifferblatt anlässlich der Olympischen Spiele in Moskau 1980, die ich ebenfalls besitze (https://uhrforum.de/sowjetische-uhren-fuer-die-olympischen-spiele-in-moskau-1980-a-t274618).
Als vor über einem Jahr auf Ebay ein grünes UFO in gutem Zustand angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen. Als Metallbandfan habe ich mein Sowjet-UFO mit einem sowjetischen Band ausgestattet, das einem Band der Schweizer Marke NSA sehr ähnlich ist und von gleichwertiger Qualität. Seitdem trage ich sie regelmässig und sie erwies sich als treuer und ganggenauer Begleiter.
Beim Surfen durchs Uhrforum fiel mir auf, dass grün wohl im Moment eine Trendfarbe ist. So viele Uhren mit grünem Zifferblatt werden gezeigt und finden auch Zuspruch.
Also dachte ich mir, genau der richtige Zeitpunkt für die froschgrüne Raketa. Hier ist sie:




Das Grün des Zifferblattes ist einzigartig. Ein ziemlich helles Grün, das von aussen nach innen einen Verlauf von dunkel nach hell, bzw. von sattgrün nach silberweiss zeigt. Auf Fotos sieht es immer so aus, als ob das Zifferblatt innen weisslich wäre. Wie das Blatt wirklich aussieht, lässt sich auf den Bildern nur schwer zeigen. Es handelt sich um ein silbernes Zifferblatt mit einem feinen konzentrischen Sonnenschliff. Darauf wurde das Grün als lasierende Farbe aufgebracht, die den metallischen Untergrund durchscheinen lässt. Es gibt einen Verlauf der Sättigung mit Farbe. Im Zentrum ist nur sehr wenig Farbe auf dem Blatt, dort scheint das Silber stark durch und wirkt im diffusen Licht fast weiss. Nach aussen zum Rand hin, wird die Farbmenge immer höher und das Grün satter. Bei anderen Beleuchtungen ergibt sich durch den Sonnenschliff wieder ein ganz anderer radialer Schillereffekt. Insgesamt wirkt das Blatt metallischer als auf Fotos, wo Silber wie weiss wirkt.


Das Blatt ist weiss bedruckt, je nach Lichteinfall wirkt die Bedruckung heller oder dunkler als das grüne Blatt. Oben unter der Zwölf steht ‘Raketa’ in gebundener kyrillischer Schrift. Unterhalb der Mitte sieht man die staatliche Qualitätsmarke der UdSSR: ein gerundetes Fünfeck, darin ein gekipptes 'K', das eine Waagschale bildet, darüber die kyrillischen Buchstaben 'CCCP'. Diese Qualitätsmarke gab es zwischen 1967 und 1991 (https://en.wikipedia.org/wiki/State_...rk_of_the_USSR). Ganz unten bei der Sechs steht 'сделано в СССР' (sdelano v SSSR), was 'hergestellt in der UdSSR' bedeutet.
Das Plexiglas ist von vorn aufgepresst, hat einen senkrechten Seitenrand, einen gerundeten Übergang und ist oben flach. Der silberne Ring mit den Stundenindexen und der Minuterie besteht aus bedrucktem Plastik und ist nicht mit dem Werk verbunden, sondern unter dem Glas mit diesem eingepresst und bleibt bei Entnahme des Uhrwerks fest am Gehäuse.
Na gut, damit ist wohl bewiesen, dass «grün» zurecht in der Überschrift steht. Aber wie steht es mit «gross»? Das UFO-Gehäuse hat einen Durchmesser von 43 mm und gehört damit sogar heute, in Zeiten der Uhren-Megalomanie, zu den grösseren Uhren. Mit einer Gesamthöhe von 10,5 mm samt Glas, ist sie noch recht flach, was keine Kunst ist, denn sie enthält ein Handaufzugwerk. Trotz des imposanten Durchmessers, wirkt die Uhr nicht übergross. Das Glas hat nur einen Durchmesser von ca. 31 mm, der Rest entfällt auf den breiten Rand am Gehäuse. Oben, nach einem sehr schmalen glatten Bezirk um das Glas, gibt es einen breiten, flach abfallenden Ring mit Riffelprägung, die seitlichen Flanken fallen steiler ab und sind glatt, ebenso die Unterseite. Das Gehäuse besteht aus verchromtem Messing.



Die Uhr hat keine Hörner, sondern die Bandanstösse (18 mm) sind Ausfräsungen auf der Gehäuseunterseite. Dadurch ist die grosse Uhr auch für Spargelärmchen geeignet und dürfte auch am Frauenarm gut aussehen.
Der Uhrboden ist zweiteilig, aus Edelstahl und besteht aus einem eingelegten Boden mit einer Lasche am Rand, die in eine Ausfräsung am Gehäuse passt (auf dem Bild mitten am Bandanstoss links) und einem Schraubring, mit dem der Uhrboden festgeschraubt wird. Es gibt einen Gummi-Dichtring, der bei meiner Uhr einmal ersetzt werden sollte.
Das Werk wird nach hinten entnommen. Es ist mit 2 Werkhalteschrauben fest mit einem Abstandsring aus massivem Stahl verschraubt. Nach Entnahme der Kronenwelle kann man das Werk hinten herausfallen lassen. Das Zifferblatt hat den Durchmesser des Werks mit Abstandsring (Blatt am Rand mit 3 gerundeten Auslassungen, denen ebenso geformte Knubbel am Indexring entsprechen, sie dienen der Ausrichtung des Indexrings beim Setzen).


Das Werk ist das bewährte Raketa 2609.HA, das Basiskaliber der letzten bei Raketa entwickelten Werkfamilie, die bis heute weitergebaut wird.
Das Werk ist im Ranfft-Uhrwerkarchiv beschieben: http://www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db.cgi?00&ranfft&&2uswk&Raketa_2609_HA
In einer Beschreibung des Raketa 2628.H im Uhrwerkarchiv von Christoph Lorenz, mit dem das 2609.HA bis auf die fehlende Tag-Datum-Schaltung identisch ist, sieht man u.a. den Räderwerkaufbau: https://www.uhrwerksarchiv.de/movements/movements-r/movements-r-raketa/1069-r-raketa-2628-h.html
Das Sekundenrad und das Minutenrad mit eigener (unter der Räderwerksbrücke verborgener) Brücke sind zentral übereinander angeordnet, wodurch die Zentralsekunde direkt im Kraftfluss liegt (direkte Zentralsekunde). Das Werk schwingt mit 18'000 A/h. Die Zeigerreibung liegt auf dem Minutenrohr. Beide Lager des Ankerrades haben Decksteine, die in eine Stossicherung gefasst sind (Raketa-Kombifutter). Damit kommt das 2609.HA aus sowjetischer Zeit auf 19 Rubis. Den Raketa-Werken aus postsowjetischer Zeit fehlen die Ankerrad-Decksteine, sie haben nur noch 17 Steine. Hier sieht man ein solches späteres Werk ohne Decksteine: https://uhrforum.de/zum-anzug-raketa-weltzeituhr-t175159#post2129598
Von den Uhrwerksherstellern der ausgehenden Sowjetzeit sind fast alle verschwunden. Nur Wostok, Raketa und Luch haben überlebt (baut Luch noch eigene Werke?). Auch Raketa wäre in postsowjetischer Zeit beinahe untergegangen:
Die staatliche Uhrenfabrik Petrodvorez (heute ein Vorort von St. Petersburg) ging zurück auf eine Gründung von Zar Peter d.Gr. und war zunächst eine Edelsteinschleiferei. Schon vor dem zweiten Weltkrieg betätigte man sich dort als Zulieferer der Uhrenindustrie. Seit 1949 wurden Uhrwerke und ganze Uhren gefertigt. Im Jahr 1961 wurde die Marke ‘Raketa’ begründet und die Uhren fortan unter diesem Namen vertrieben, der Name wurde zu Ehren des Kosmonauten Juri Gagarin und im Gedenken an den ersten bemannten Weltraumflug gewählt. Etwa zur gleichen Zeit begann man mit dem Bau eigener Kaliber. Gegen Ende der Sowjetzeit betrug die jährliche Produktion ca. 4,5 Millionen Uhren und es waren etwa 8000 Arbeiter beschäftigt.
Anfang der 1990er wurde die Fabrik in eine AG umgewandelt und konnte zunächst eine Produktion von 3 bis 3,5 Mio Uhren beibehalten, wurde dann aber in einen betrügerischen Bankrott gebracht und zerfiel 1995 in kleine Teilbereiche mit stark verringertem Produktionsvolumen. Ausserdem entstanden aus Altbeständen unter dubiosen Umständen weiterhin Uhren, die mit Raketa gelabelt waren. Wie mir scheint, wenn ich die Ebay-Angebote ansehe, geht das bis heute weiter.
Ab 2009 wurde die Marke erfolgreich restrukturiert und es wurden bereits einige neue Modelle auf den Markt gebracht (manche davon leider schon wieder vergriffen). Hier kann man die Firmengeschichte noch genauer nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Uhrenfabrik_Petrodworez
Die Uhren werden bis heute zur Gänze selbst gefertigt, bei den Werken ist man stolz darauf, alles, auch die Unruh und die Unruhfeder selbst herzustellen. Auf der Homepage von Raketa kann man sich einmal das aktuelle Angebot ansehen:
https://raketa-shop.com/w/de/content/10-kontakte
Hier auch noch ein Link zu einer Vorstellung einer aktuellen Raketa:
https://uhrforum.de/meine-neue-russ...m-2609ha-kaliber-aus-sankt-petersburg-t252084
Sie enthält die heutige 17-Steine-Version des cal. 2609.HA und ist eine neue Interpretation eines Designs aus den ‘60er Jahren.
Ich bin nicht der Erste, der eine grüne Raketa-UFO im Uhrforum zeigt. Hier noch ein Link zu einer älteren Vorstellung der gleichen Uhr:
https://uhrforum.de/raketa-hulk-oder-es-gruent-so-gruen-t173296

Das Uhrenband (18 mm) hat auch noch ein paar Worte verdient. Ich habe mittlerweile drei dieser Bänder und kann sie nur empfehlen. Es ist ein Band, bei dem alle Glieder durch Metallstifte verbunden sind, die man seitlich heraustreiben kann. Es können also alle Bandglieder getrennt werden und das Band lässt sich nach Belieben kürzen oder verlängern. Es ist in der Konstruktion identisch mit den Bändern der Schweizer NSA, die so etwas wie Kultstatus geniessen und entsprechend teuer sind. Es gibt bei dem Band sogar die federnde Schliesse wie bei NSA. Auf der Schliesse ist das Band mit einem Herstellerzeichen markiert, das ich aber nicht zuordnen kann (Zim?). Vielleicht weiss von euch jemand mehr.

Auf der Schliessen-Unterseite ist auch der Preis vermerkt. Demnach kostete das Band einmal 5 Rubel und 00 Kopeken. Ob das eher teuer oder günstig war damals, kann ich nicht beurteilen.
Ich hoffe, die Uhr gefällt euch auch und der Text war nicht zu lang(weilig)…
Gruss Andi
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