
MrDigger
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- 17.02.2019
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Gerade habe ich mir meine erste Orient Star zugelegt. Besonders gespannt war ich, wie sehr sich diese als Premiummarke von Orient von den "normalen" Modellen abhebt. Preislich sind die Orient Star-Modelle im Allgemeinen nicht so weit von den Preisen der Orient-Modelle entrückt, wie das etwa bei Grand Seiko gegenüber Seiko der Fall ist. Deshalb meine Idee: Wieso nicht mal meine Orient Star mit meiner Grand Seiko vergleichen? Klar, der Vergleich dürfte etwas hinken, liegt doch immerhin der Faktor zehn zwischen den Preisen dieser beiden Modelle. Aber Orient (Star) ist bekannt dafür, besonders viel fürs Geld zu bieten, und wer weiß, vielleicht kommt die Uhr in gewissen Aspekten ja an die Grand Seiko ran?
Hier zunächst die beiden Kandidaten nebeneinander.
Eine kurze Beschreibung der Features mit den relevanten technischen Daten:
Die Referenz der Orient ist RE-AU0403L. Wie man unschwer erkennen kann handelt es sich um ein Dreizeigermodell mit Zentralsekunde, Datum und Gangreserve auf 12 Uhr. Das Automatikwerk nennt sich F6N43, läuft bei Vollaufzug 50 Stunden und tickt mit 3 Hertz bzw. 21.6000 Halbschwingungen pro Stunde. Der Durchmesser dieser Uhr dürfte mit 42 mm deutlich über den derzeitig favorisierten 38 - 40 mm der meisten Enthusiasten liegen, stört mich aber nicht weiter, wobei es 40 mm auch getan hätten. Das Edelstahlgehäuse bietet satinierte und hochglanzpolierte Flächen im Wechsel, wobei die Facettierung und die klaren Kanten im Bereich der Hörner durchaus an das 44GS-Gehäus der Grand Seiko erinnern (dazu später mehr). Das Band ist fast vollständig satiniert und bietet eine massive Schließe. Saphirglas ist selbstredend auf der Zifferblattseite verbaut, interessanterweise besteht der Glasboden jedoch aus konventionellem Mineralglas. In Sachen Wasserdichtigkeit sind 5 bar aufgeführt, wobei ich mangels Schraubkrone diese Uhr wohl niemals wissentlich Nässe aussetzen würde. Für notorische Bandwechsler noch interessant: Die Stegbreite beträgt unpraktische 21 mm, was die Auswahl an Bändern etwas einschränken dürfte.
Bei der Grand Seiko handelt es sich um die Referenz SBGA373. Sie wird bei Grand Seiko in der Heritage Kollektion geführt, und kombiniert das sogenannte 44GS-Gehäuse (Edelstahl) mit dem einmaligen Spring Drive-Uhrwerk. Auch bei dieser Grand Seiko haben wir ein Dreizeigermodell mit Zentralsekunde, Datum und Gangreserve vor uns. Dann hören die Gemeinsamkeiten - trotz optischer Nähe zur Orient Star - aber auch schon auf. Die Gangreserve beträgt dank effizientem Quartz-Mechanik Hybrid hier 72 Stunden aus einem Federhaus. Da das Werk, gesteuert von einem integrierten Schaltkreis, auf die korrekte Ablaufgeschwindigkeit eingebremst wird, bewegt sich das Räderwerk und somit auch der Sekundenzeiger kontinuierlich. Beim Gehäusedurchmesser liegt man mit 40 mm genau richtig. Die Stegbreite ist mit 19 mm (sofern ich korrekt gemessen habe) wiederum seltsam, aber die wenigsten werden das OEM-Band überhaupt tauschen. Schraubkrone und 10 bar Wasserdichtigkeit erlauben potenziell das Nonstop-Tragen. Natürlich bieten sowohl die Vorderseite als auch der Gehäuseboden Saphirglas. Letzerer ist mit einer aus bestimmten Blickwinkeln sichtbaren Gravur des Grand Seiko-Löwen versehen.
Nach dieser kleinen Vorstellungsrunde wollen wir uns dem Vergleich widmen.
Beginnen wir mit dem subjektiven Qualitätseindruck der Uhren am Handgelenk und im Gegenlicht.
Hier muss ich zugeben, dass die Grand Seiko die Orient Star etwas alt aussehen lässt. Gerade im Gegenlicht wirken Zifferblatt, Zeiger und Indizes überwältigend. Die praktisch perfekten Oberflächen und scharfen Kanten der Dauphine Zeiger sowie der Indizes wirken bei der Grand Seiko richtig plastisch, während die Orient Star etwas zweidimensional erscheint. Hier muss ich anmerken: Aus anderen Blickwinkeln kommt das tiefblaue Zifferblatt der Orient Star deutlich besser zur Geltung, was die Bilder weiter unten bezeugen, aber der Grand Seiko muss ich dennoch klar den Vorzug geben. Das applizierte Logo und die hochdetaillierte Gangreserve der Grand Seiko bescheren dieser zusätzliche Pluspunkte. Bei der Orient Star sind sowohl Logo als auch die Skala der Gangreserveanzeige gedruckt.
Die Qualität von Metallarmbändern ist für mich ein wesentliches Kaufkriterium, und besonders "allergisch" reagiere ich auf klapprige Schließen aus Pressteilen. Während diese im dreistelligen Preisbereich und generell im herkömmlichen Orient-Sortiment weit verbreitet sind, kann die Orient Star mit einer massiven Schließe punkten. Erst die Orient Star, dann die Grand Seiko:
Beide schließen sind tadellos. Die der Orient Star wirkt durch den versteifenden Mittelsteg sogar etwas massiver. Dafür ist die Oberseite der Schließe bei der Orient nur mit einer leichten (Laser?-)Gravur versehen. Die Grand Seiko glänzt hier mit einem dreidimensionalen, fein finissierten und umrahmten Logo. Auch bietet ihre Schließe eine fein polierte, geschwungene Fase, während die der Orient Star flächig satiniert ist. Der Punkt geht an die Grand Seiko, aber viel fehlt hier wirklich nicht.
Zuvor habe ich schon das ikonische 44GS-Gehäuse der Grand Seiko angesprochen. Dank seiner vielen, komplexen Facetten ist es ideal geeignet für die Zurschaustellung von Grand Seikos Kompetenzen in der Oberflächenfinissierung. Besonders auf die manuell spiegelpolierten, optisch verzerrungsfreien Flächen und die scharfen Kanten ist man bei Grand Seiko stolz.
Praktischerweise kann auch das Gehäuse dieser Orient Star mit ähnlichen Facetten an den Hörnern aufwarten. Aber kann auch deren Bearbeitungsqualität mit der einer Grand Seiko mithalten? Schauen wir uns das mal genauer an. Eine Anmerkung noch: Die Grand Seiko ist schon über ein Jahr im Einsatz, die Orient Star ist vor wenigen Tagen ihrer Box entstiegen. Man möge die Kratzer der GS daher verzeihen
.
Zunächst die Grand Seiko aus zwei Blickwinkeln:
Jetzt vergleichbare Perspektiven der Orient Star:
Vom Finish der Hörner an der Orient Star bin ich wirklich enorm beeindruckt. Die von den satinierten Flächen oben auf den Hörnern und an den Gehäuseflanken umrahmte, auf Hochglanz polierte Freiformfläche ist wirklich perfekt ausgeführt.
Nicht falsch verstehen: Die Grand Seiko wird den hohen Ansprüchen an sie vollkommen gerecht. Die Verzerrungsfreiheit der polierten Oberflächen ist nicht nur ein Marketingversprechen, und die Grenzen der Facetten werden von scharfen, präzise geschliffenen Kanten markiert. Man sagt ja, dass ein Uhrmacher oder Feinmechaniker feinste Unterschiede in Oberflächenrauigkeiten erfühlen kann. Ähnlich geht es mir bei der Grand Seiko: Sie legt, was die Haptik betrifft, noch eine Schippe gegenüber der Orient Star drauf. Auch hier kann sich die Grand Seiko vorne platzieren, aber mit ihrem mehr als zehnmal geringeren Preis ist die Orient Star wirklich erschreckend bzw. erfreulich nah dran!
Die Schließe haben wir uns schon angeschaut, aber wie siehts mit den Metallarmbändern bezüglich Anmutung und Oberflächenfinish aus?


Das Band der Orient Star ist vollständig satiniert, es gibt keine changierenden Oberflächen. Interessant sind die trapezförmigen Mittelsegmente der Glieder, die sich erfrischend von dem üblichen 0815-Metallbanddesign abheben und das Band kantiger und sportlicher wirken lassen. Kürzung gechieht durch Austreiben von Stiften, wobei man aufpassen muss, nicht die winzigen Hülsen zu verlieren. Etwas nervig ist auch, dass das Band an den Anstößen quietscht wie Hölle, wenn man das Handgelenk flott bewegt. Dasselbe Problem hat auch meine Orient Triton/Neptun, und das scheint wohl im Hause Orient nicht selten vorzukommen. Hier muss ich wohl mit etwas Schmierfett nachhelfen.
Machen wir es kurz: Das Band der Grand Seiko ist deutlich wertiger. Satinierte und polierte Oberflächen wechseln sich ab, wobei jeweils die Ränder der Mittelsegmente und die Flanken des Bandes poliert sind. die Glieder werden durch Schrauben fixiert, was das Kürzen wesentlich komfortabler macht. Im Lieferumfang sind bei der Grand Seiko außerdem kurze Glieder enthalten, mit denen sich das Band perfekt justieren lässt. Die Feinjustierung der Orient Star ist durch Umstecken des Federstegs in der Schließe in drei Stufen möglich.
Jetzt bleibt natürlich noch das (für den einen oder anderen ausschlaggebende) Uhrwerk.
Auch hier fällt das Urteil auf den ersten Blick recht eindeutig pro Grand Seiko aus. Aber gehen wir mal auf die Details ein. Bei der Orient Star fällt auf, dass das Werk F6N43 in Relation zum Gehäusedurchmessser recht klein ausfällt. Zwar ist die Uhr auch 2 mm im Durchmesser größer gegenüber der Grand Seiko, aber man kann deutlich sehen, dass die Werksarchitektur nicht für Uhren dieser Größenordnung vorgesehen wurde. Auch wenn wir darüber hinwegsehen ist das Werk nicht wirklich eine Schönheit. Von den bei Orient verbauten Versionen dieser Werksarchitektur (Bild siehe unten) versucht man die Orient Star durch den Rotor mit Goldgravur und Genfer Streifen, sowie mit Perlagen auf den Brücken aufzuwerten. Leider wirken sowohl Streifen als auch Perlagen eher so, als hätte man eine Grafik in Powerpoint eingefügt und den Transparenz-Regler weit nach rechts geknallt. Soll heißen: Sie stechen kaum hervor und wirken etwas verwaschen.
Hier zum Vergleich die weniger edle Variante, die sich sichtbar die Werksarchitektur mit der Orient Star teilt. Es handelt sich in diesem Fall um das F622 aus einer Orient Bambino Small Second, das nur 40 statt 50 Stunden Gangreserve bietet.
Ganz anders das 9R65 der Grand Seiko (Bild siehe oben rechts neben dem Werk der Orient Star): Schicke Anglierungen, tolle (Genfer/Shiojiroer??
) Streifen und das ganze mit einem dem Gehäuse angemessenen Durchmesser. Hierbei muss ich sagen: Diese ältere Werksgeneration von Grand Seiko - wenn man das mechanische 9SA5 und das Spring Drive-Werk 9RA5 als die neue Generation betrachtet - ist sehr solide und tadellos verarbeitet, aber in dieser Preisklasse darf man optisch durchaus etwas mehr erwarten. Gerade die unter der Automatikbrücke sichtbaren Teile wirken teils nur rudimentär bearbeitet. Seis drum, das Werk der Grand Seiko darf sich diese japanische Bescheidenheit leisten und setzt sich ohnehin mühelos an die Spitze.
Mein Fazit:
Beide Uhren leisten für ihre Preisklasse Außergewöhnliches. Während die Orient Star in gewissen Aspekten (Gehäusebearbeitung, Gesamteindruck) locker in der Liga bestimmter vierstellig bepreister Uhren mitspielt, spielt die vierstellig bepreiste Grand Seiko locker in der Liga so mancher fünfstellige Preise aufrufender Zeitmesser mit.
Bezüglich der eingangs formulierten Frage, ob die Orient Star wohl in gewissen Aspekten mit der Grand Seiko gleichziehen kann, darf ich Entwarnung geben. Ja, manchmal kommt die RE-AU0403L der deutlich teureren SBGA 373 gefährlich nah, aber oftmals kann sie nicht verbergen, dass Fertigungskosten und -aufwand wohl nicht so großzügig bemessen sind wie bei einer Grand Seiko. In gewissen Details wirkt sie gar etwas billig, was hinsichtlich des - nochmal zur Erinnerung - mehr als zehnmal geringeren Preises wirklich kein Manko ist.
Ich hoffe, euch hat diese Vor- und Gegenüberstellung dieser zwei Uhren gefallen, und vielleicht hilft sie dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf zukünftige Anschaffungen.
Hier zunächst die beiden Kandidaten nebeneinander.
Eine kurze Beschreibung der Features mit den relevanten technischen Daten:
Die Referenz der Orient ist RE-AU0403L. Wie man unschwer erkennen kann handelt es sich um ein Dreizeigermodell mit Zentralsekunde, Datum und Gangreserve auf 12 Uhr. Das Automatikwerk nennt sich F6N43, läuft bei Vollaufzug 50 Stunden und tickt mit 3 Hertz bzw. 21.6000 Halbschwingungen pro Stunde. Der Durchmesser dieser Uhr dürfte mit 42 mm deutlich über den derzeitig favorisierten 38 - 40 mm der meisten Enthusiasten liegen, stört mich aber nicht weiter, wobei es 40 mm auch getan hätten. Das Edelstahlgehäuse bietet satinierte und hochglanzpolierte Flächen im Wechsel, wobei die Facettierung und die klaren Kanten im Bereich der Hörner durchaus an das 44GS-Gehäus der Grand Seiko erinnern (dazu später mehr). Das Band ist fast vollständig satiniert und bietet eine massive Schließe. Saphirglas ist selbstredend auf der Zifferblattseite verbaut, interessanterweise besteht der Glasboden jedoch aus konventionellem Mineralglas. In Sachen Wasserdichtigkeit sind 5 bar aufgeführt, wobei ich mangels Schraubkrone diese Uhr wohl niemals wissentlich Nässe aussetzen würde. Für notorische Bandwechsler noch interessant: Die Stegbreite beträgt unpraktische 21 mm, was die Auswahl an Bändern etwas einschränken dürfte.
Bei der Grand Seiko handelt es sich um die Referenz SBGA373. Sie wird bei Grand Seiko in der Heritage Kollektion geführt, und kombiniert das sogenannte 44GS-Gehäuse (Edelstahl) mit dem einmaligen Spring Drive-Uhrwerk. Auch bei dieser Grand Seiko haben wir ein Dreizeigermodell mit Zentralsekunde, Datum und Gangreserve vor uns. Dann hören die Gemeinsamkeiten - trotz optischer Nähe zur Orient Star - aber auch schon auf. Die Gangreserve beträgt dank effizientem Quartz-Mechanik Hybrid hier 72 Stunden aus einem Federhaus. Da das Werk, gesteuert von einem integrierten Schaltkreis, auf die korrekte Ablaufgeschwindigkeit eingebremst wird, bewegt sich das Räderwerk und somit auch der Sekundenzeiger kontinuierlich. Beim Gehäusedurchmesser liegt man mit 40 mm genau richtig. Die Stegbreite ist mit 19 mm (sofern ich korrekt gemessen habe) wiederum seltsam, aber die wenigsten werden das OEM-Band überhaupt tauschen. Schraubkrone und 10 bar Wasserdichtigkeit erlauben potenziell das Nonstop-Tragen. Natürlich bieten sowohl die Vorderseite als auch der Gehäuseboden Saphirglas. Letzerer ist mit einer aus bestimmten Blickwinkeln sichtbaren Gravur des Grand Seiko-Löwen versehen.
Nach dieser kleinen Vorstellungsrunde wollen wir uns dem Vergleich widmen.
Beginnen wir mit dem subjektiven Qualitätseindruck der Uhren am Handgelenk und im Gegenlicht.
Hier muss ich zugeben, dass die Grand Seiko die Orient Star etwas alt aussehen lässt. Gerade im Gegenlicht wirken Zifferblatt, Zeiger und Indizes überwältigend. Die praktisch perfekten Oberflächen und scharfen Kanten der Dauphine Zeiger sowie der Indizes wirken bei der Grand Seiko richtig plastisch, während die Orient Star etwas zweidimensional erscheint. Hier muss ich anmerken: Aus anderen Blickwinkeln kommt das tiefblaue Zifferblatt der Orient Star deutlich besser zur Geltung, was die Bilder weiter unten bezeugen, aber der Grand Seiko muss ich dennoch klar den Vorzug geben. Das applizierte Logo und die hochdetaillierte Gangreserve der Grand Seiko bescheren dieser zusätzliche Pluspunkte. Bei der Orient Star sind sowohl Logo als auch die Skala der Gangreserveanzeige gedruckt.
Die Qualität von Metallarmbändern ist für mich ein wesentliches Kaufkriterium, und besonders "allergisch" reagiere ich auf klapprige Schließen aus Pressteilen. Während diese im dreistelligen Preisbereich und generell im herkömmlichen Orient-Sortiment weit verbreitet sind, kann die Orient Star mit einer massiven Schließe punkten. Erst die Orient Star, dann die Grand Seiko:
Beide schließen sind tadellos. Die der Orient Star wirkt durch den versteifenden Mittelsteg sogar etwas massiver. Dafür ist die Oberseite der Schließe bei der Orient nur mit einer leichten (Laser?-)Gravur versehen. Die Grand Seiko glänzt hier mit einem dreidimensionalen, fein finissierten und umrahmten Logo. Auch bietet ihre Schließe eine fein polierte, geschwungene Fase, während die der Orient Star flächig satiniert ist. Der Punkt geht an die Grand Seiko, aber viel fehlt hier wirklich nicht.
Zuvor habe ich schon das ikonische 44GS-Gehäuse der Grand Seiko angesprochen. Dank seiner vielen, komplexen Facetten ist es ideal geeignet für die Zurschaustellung von Grand Seikos Kompetenzen in der Oberflächenfinissierung. Besonders auf die manuell spiegelpolierten, optisch verzerrungsfreien Flächen und die scharfen Kanten ist man bei Grand Seiko stolz.
Praktischerweise kann auch das Gehäuse dieser Orient Star mit ähnlichen Facetten an den Hörnern aufwarten. Aber kann auch deren Bearbeitungsqualität mit der einer Grand Seiko mithalten? Schauen wir uns das mal genauer an. Eine Anmerkung noch: Die Grand Seiko ist schon über ein Jahr im Einsatz, die Orient Star ist vor wenigen Tagen ihrer Box entstiegen. Man möge die Kratzer der GS daher verzeihen

Zunächst die Grand Seiko aus zwei Blickwinkeln:
Jetzt vergleichbare Perspektiven der Orient Star:
Vom Finish der Hörner an der Orient Star bin ich wirklich enorm beeindruckt. Die von den satinierten Flächen oben auf den Hörnern und an den Gehäuseflanken umrahmte, auf Hochglanz polierte Freiformfläche ist wirklich perfekt ausgeführt.
Nicht falsch verstehen: Die Grand Seiko wird den hohen Ansprüchen an sie vollkommen gerecht. Die Verzerrungsfreiheit der polierten Oberflächen ist nicht nur ein Marketingversprechen, und die Grenzen der Facetten werden von scharfen, präzise geschliffenen Kanten markiert. Man sagt ja, dass ein Uhrmacher oder Feinmechaniker feinste Unterschiede in Oberflächenrauigkeiten erfühlen kann. Ähnlich geht es mir bei der Grand Seiko: Sie legt, was die Haptik betrifft, noch eine Schippe gegenüber der Orient Star drauf. Auch hier kann sich die Grand Seiko vorne platzieren, aber mit ihrem mehr als zehnmal geringeren Preis ist die Orient Star wirklich erschreckend bzw. erfreulich nah dran!
Die Schließe haben wir uns schon angeschaut, aber wie siehts mit den Metallarmbändern bezüglich Anmutung und Oberflächenfinish aus?


Das Band der Orient Star ist vollständig satiniert, es gibt keine changierenden Oberflächen. Interessant sind die trapezförmigen Mittelsegmente der Glieder, die sich erfrischend von dem üblichen 0815-Metallbanddesign abheben und das Band kantiger und sportlicher wirken lassen. Kürzung gechieht durch Austreiben von Stiften, wobei man aufpassen muss, nicht die winzigen Hülsen zu verlieren. Etwas nervig ist auch, dass das Band an den Anstößen quietscht wie Hölle, wenn man das Handgelenk flott bewegt. Dasselbe Problem hat auch meine Orient Triton/Neptun, und das scheint wohl im Hause Orient nicht selten vorzukommen. Hier muss ich wohl mit etwas Schmierfett nachhelfen.
Machen wir es kurz: Das Band der Grand Seiko ist deutlich wertiger. Satinierte und polierte Oberflächen wechseln sich ab, wobei jeweils die Ränder der Mittelsegmente und die Flanken des Bandes poliert sind. die Glieder werden durch Schrauben fixiert, was das Kürzen wesentlich komfortabler macht. Im Lieferumfang sind bei der Grand Seiko außerdem kurze Glieder enthalten, mit denen sich das Band perfekt justieren lässt. Die Feinjustierung der Orient Star ist durch Umstecken des Federstegs in der Schließe in drei Stufen möglich.
Jetzt bleibt natürlich noch das (für den einen oder anderen ausschlaggebende) Uhrwerk.
Auch hier fällt das Urteil auf den ersten Blick recht eindeutig pro Grand Seiko aus. Aber gehen wir mal auf die Details ein. Bei der Orient Star fällt auf, dass das Werk F6N43 in Relation zum Gehäusedurchmessser recht klein ausfällt. Zwar ist die Uhr auch 2 mm im Durchmesser größer gegenüber der Grand Seiko, aber man kann deutlich sehen, dass die Werksarchitektur nicht für Uhren dieser Größenordnung vorgesehen wurde. Auch wenn wir darüber hinwegsehen ist das Werk nicht wirklich eine Schönheit. Von den bei Orient verbauten Versionen dieser Werksarchitektur (Bild siehe unten) versucht man die Orient Star durch den Rotor mit Goldgravur und Genfer Streifen, sowie mit Perlagen auf den Brücken aufzuwerten. Leider wirken sowohl Streifen als auch Perlagen eher so, als hätte man eine Grafik in Powerpoint eingefügt und den Transparenz-Regler weit nach rechts geknallt. Soll heißen: Sie stechen kaum hervor und wirken etwas verwaschen.
Hier zum Vergleich die weniger edle Variante, die sich sichtbar die Werksarchitektur mit der Orient Star teilt. Es handelt sich in diesem Fall um das F622 aus einer Orient Bambino Small Second, das nur 40 statt 50 Stunden Gangreserve bietet.
Ganz anders das 9R65 der Grand Seiko (Bild siehe oben rechts neben dem Werk der Orient Star): Schicke Anglierungen, tolle (Genfer/Shiojiroer??

Mein Fazit:
Beide Uhren leisten für ihre Preisklasse Außergewöhnliches. Während die Orient Star in gewissen Aspekten (Gehäusebearbeitung, Gesamteindruck) locker in der Liga bestimmter vierstellig bepreister Uhren mitspielt, spielt die vierstellig bepreiste Grand Seiko locker in der Liga so mancher fünfstellige Preise aufrufender Zeitmesser mit.
Bezüglich der eingangs formulierten Frage, ob die Orient Star wohl in gewissen Aspekten mit der Grand Seiko gleichziehen kann, darf ich Entwarnung geben. Ja, manchmal kommt die RE-AU0403L der deutlich teureren SBGA 373 gefährlich nah, aber oftmals kann sie nicht verbergen, dass Fertigungskosten und -aufwand wohl nicht so großzügig bemessen sind wie bei einer Grand Seiko. In gewissen Details wirkt sie gar etwas billig, was hinsichtlich des - nochmal zur Erinnerung - mehr als zehnmal geringeren Preises wirklich kein Manko ist.
Ich hoffe, euch hat diese Vor- und Gegenüberstellung dieser zwei Uhren gefallen, und vielleicht hilft sie dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf zukünftige Anschaffungen.

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