
eh-dr
Themenstarter

„Wer bei Kleinigkeiten keine Geduld hat, dem mislingt der grosse Plan“ - Konfuzius
Ich begrüsse euch ganz herzlich zur Vorstellung meiner lang ersehnten 116500ln. Die Geschichte, wie die Uhr ihren Weg in meine Box gefunden hat, ist für meine Verhältnisse eher ungewöhnlich und hat mich auch aungewöhnlich viel Geduld gekostet. Aber starten wir erstmal entspannt mit ein paar einleitenden Worten.
Ich bin ein überlegter Mensch und neige dazu, die Dinge von langer Hand zu planen, vorallem wenn es um den Kauf von Uhren geht. Wenn ich nach schlaflosen Nächten und ausgiebiger Recherche jeweils eine Entscheidung getroffen habe, schlägt mein Verhalten in das exakte Gegenteil um und der Plan muss schnellstmöglich in die Tat umgesetzt werden. So wäre das wohl auch mit der Datejust III gewesen, welche ich zur Baselworld 2016 erwartet habe. Datejust? Genau, Datejust (lasst mich kurz ausreden

Februar 2016
Ich tausche mich regelmässig per E-Mail mit einem guten Kumpel aus dem UFO aus. In 9 von 10 Fällen geht es dabei um.. wer mag raten? Genau – Frauen! In der Mail, welche ich ihm Ende Februar 2016 geschrieben habe, ging’s jedoch ausnahmsweise um Uhren. Unter Anderem schrieb ich darin zwei Dinge.
- Ich freue mich, dass bald die Baselworld startet und Rolex endlich die Katze aus dem Sack lässt. Ich bin der festen Überzeugung, dass meine Datejust kommen wird.
- Ein Arbeitskollege hat sich eine Stahldaytona mit weissem Blatt gekauft. Ich habe das erste Mal eine Daytona umgeschnallt und war entäuscht. Ich empfand die Uhr irgendwie als... fade.. unspektakulär.. Es hat einfach nicht klick gemacht.
März 2016
Wir schreiben Mitte März 2016. Die Baselworld läuft mittlerweile und ich bin im wohlverdienten Skiurlaub. An diesem Morgen werfe ich vor dem Aufstehen mal einen Blick auf mein Smartphone um die News zur Uhrenmesse zu lesen. Mal sehen was Rolex dieses Jahr vorstellt. Daytona.. ok, nicht interessant. Weiter.. Datejust.. YESSSSS... Moment, die Datejust nur in Bicolor? Dafür bin ich doch mindestens 15 Jahre zu jung. Entäuschung macht sich breit. Ich entscheide mich, die News nochmal von vorne zu lesen und bleibe bei der Daytona hängen. Jetzt habe ich doch neulich meinem Kumpel geschrieben, dass ich den Hype um die Daytona nicht verstehen kann. Aber die neue mit der schwarzen Keramiklünette wirkt irgendwie viel frischer. Eine RICHTIG tolle Uhr scheint das zu sein!! Und die Chancen, dass Rolex im 2016 noch eine Stahldatejust folgen lässt tendieren gegen 0. Jetzt kommt der merkwürdige Teil an dieser Geschichte. Ich schliesse den Browser, öffne das Adressbuch, rufe bei der Rolex Boutique in Zürich an, lasse mich auf die Liste setzen, esse mein Frühstück und gehe Skifahren. Mit einer frivolen Leichtigkeit als würde ich sowas jeden Tag tun. Natürlich ist die Sache unverbindlich, aber trotzdem.. mehr als ungewöhnlich für einen Typen wie ich es bin. Einen Typen, der immer alles 10x durchdenkt, bevor er eine Entscheidung trifft. Beiläufig erwähnt der Herr am anderen Ende der Leitung, dass im April Dummy Modelle der neuen Daytonas in der Boutique sein werden und man diese schonmal anschauen/umschnallen kann. Der Termin wird notiert.
April 2016
Der Tag ist gekommen, ich werde die neuen Daytonas zum ersten mal in Fleisch und Blut.. bzw.. in Stahl und Keramik sehen und mich entscheiden, ob mein Name auf der Liste bleiben oder gestrichen werden soll. Ich arbeite bis 16:00, mache an dem Tag extra früher Schluss und fahre zur Zürcher Bahnhofstrasse. Im Laden werde ich freundlich zum Präsentationstisch gebeten, kurze Zeit später kommt der Herr mit den zwei Zeitmessern. Ich beginne mit der Weissen.. Was für eine tolle Uhr! Sieht wirklich top aus am Handgelenk. Die Uhr hat Charisma ohne extrovertiert zu wirken. Der Tragekomfort ist klasse und entgegen meinen Befürchtungen wirkt sie auch alles andere als blass/fade. Mit der Keramiklünette und den schwarzen Totis hat die Uhr einfach ein Erscheinungsbild, welches mir viel besser zusagt als beim Vorgänger. Ich probiere noch die Schwarze, dann nochmal die Weisse.. und meine Entscheidung steht fest. Die weisse Daytona wird bestellt. Es folgt ein 15 minütiges, nettes Gespräch mit dem Herr aus der Boutique, er prüft meinen Namen auf der Liste und sagt mir ich würde zwar relativ weit oben stehen, er habe aber leider selber noch keine Ahnung wieviele Daytonas man bekommen würde und ich möge mich am besten einfach im Sommer nochmal melden (Gott, war ich da noch naiv). Ok, ich mag solche Spiele nicht, aber bei einer neuen Daytona scheint das wohl einfach so zu sein, entweder man spielt mit oder man lässt es bleiben. Mit dem unschönen Nebeneffekt, dass man in letzterem Fall halt keine Daytona hat. Ich entscheide mich das Spiel zu spielen und warte.
4. Juni 2016
Ich unterbreche die Vorstellung für eine wichtige Durchsage. Heute findet meine Hochzeit statt. Das Wetter ist unterirdisch, die Gäste jedoch bestens gelaunt, das Essen ein Gedicht, das Bier kühl, die Mucke mitreissend und meine Frau sowie unsere Tochter bezaubernd. Dieser Anlass steht natürlich nicht im geringsten Zusammenhang zur Daytona, aber was wäre ich für ein Mann, wenn ich einen halben Roman über eine Uhr schreibe, ohne diesem Ereignis wenigstens einen kurzen Absatz zu widmen? Genau.. der Meinung bin ich auch. Dann hätten wir das ja geklärt.
6. Juni 2016
Da jetzt doch immerhin schon Juni ist, rufe ich guten Mutes in der Boutique an und frage nach dem Stand der Dinge. Die Antwort lautet sinngemäss „don’t call us, we call you“.
Ich denke mir irgendwas mit „haltet Ihr mich eigentlich für bescheuert? Verarschen kann nich mich auch selbst“ und sage dann irgendwas mit „ist gut, schönen Nachmittag noch“.. Wie sagt man so schön, das liegt alles im „circle of concern“ und man sollte keine Energie verschwenden für Dinge, die man nicht ändern kann.
August 2016
Die ersten Daytonas wurden ausgeliefert. Antonio Conte hat eine, Jay-Z offenbar auch. Genau so wie Benjamin Clymer und John Mayer. Auf Chrono24 werden die Dinger zu Wucherpreisen angeboten. Zwischenzeitlich wird im UFO die erste 116500ln vorgestellt. Ich nehme das alles hin wie ein Mann und gratuliere höflich (und aufrichtig! Ist ja nicht so, dass ich den Besitzern die Uhr nicht gönnen würde). Nachdem ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe meinen Computer zu zertrümmern, komme ich zum Schluss, dass mich das wohl nur bedingt weiterbringen würde.

5. September 2016
Ich gehe ins Fitnessstudio, lege eine Kurzantel auf die Bank und unterhalte mich mit einem Kumpel, als mir plötzlich ein Schmerz der unschönen Sorte durch den linken Fuss zieht. Das Scheiss-Ding ist runtergefallen und bricht mir den grossen Zeh + zerschmettert den Nagel. Meine Mobilität wird die nächsten 2 Wochen wohl etwas eingeschränkt sein – hoffentlich meldet sich jetzt nicht die Rolex Boutique, dass ich eine Daytona abholen „muss“.
19. September 2016
Mein Fuss tut nicht mehr weh. Eigentlich könnte sich jetzt endlich mal jemand melden, dass ich meine Daytona abholen „darf“. Ich warte weiter.
Dezember 2016
Ich bin wieder zurück am Ursprung der Geschichte. Nämlich in den Bergen, zum Skifahren. Mir fällt ein, dass ich hier vor ca. 9 Monaten den Entschluss gefasst habe, Daytona-Träger zu werden. Egal, ich geniesse jetzt mal den Urlaub.
1. März 2017
Ihr dachtet die Geschichte wäre zum heulen? Wartet, jetzt kommt die Krönung.. Ich wollte das Thema eigentlich ad acta legen und die Uhr mal für ein Weilchen vergessen, zumal es wichtigere Dinge im Leben gibt. Ich kann es dann aber doch nicht sein lassen und schreibe wieder einmal eine Mail an die Rolex Boutique. Es kommt postwendend eine Antwort, man hätte vergangene Woche mehrmals versucht mich zu erreichen und eine Voicemail hinterlassen. Ich rufe natürlich sofort dort an, zumal ich weder einen Anruf in Abwesenheit noch eine Voicemail erhalten habe. Die Sache ist schnell geklärt – man hat bei meiner Nummer die letzte Ziffer falsch notiert. Na gut, worum ging’s denn eigentlich? Nun, es gab eine Daytona. In Weiss. Für mich. Da man mich aber nicht erreichen konnte und ich nicht auf die Anrufe reagiert habe (ich hätte ja, wenn ich denn davon gewusst hätte), hat die nun ein anderer bekommen.


7. März 2017 (also nach nur einer Woche)
Rrring – Hallo? – Hallo, hier Rolex Zürich, Ihre Daytona kann abgeholt werden



Musik erklingt, bunte Ballons fliegen vom Himmel, irgendeine Kraft hebt mich vom Boden und befördert mich schwebend in Richtung Bahnhofstrasse. Uuuund CUT: Jetzt sitze ich zuhause und starre meine Daytona an. So „schnell“ kann das gehen – Das Ende mag abrupt anmuten, aber Ihr werdet verstehen, dass ich jetzt lieber an der Uhr rumfummle als hier noch weiter zu schreiben.
Meine ersten Eindrücke will ich euch dann doch nicht vorenthalten. Was mir an der Uhr gefällt (was ich bis jetzt beurteilen kann):
- Die neue Daytona hat mit der schwarzen Keramiklünette einen sehr frischen/sportlichen Look. Das gefällt mir enorm gut!
- Die ausgeglichenheit des Zifferblattes sucht für einen Chronographen seinesgleichen. Das ist vermutlich auch dem fehlenden Datum zu verdanken, welches für viele ein Kritikpunkt ist. Rein ästhetisch werte ich das aber eher positiv.
- Mein Eindruck von der Anprobe bestätigt sich. Die Uhr trägt sich unglaublich angenehm, zumal sie relativ flach und nicht zu schwer ist. Ich bin sonst eher höher bauende Uhren gewohnt, daher ist der Komfort für mich hier klar ein Pluspunkt.
- 70 Stunden Gangreserve. Kann sehr praktisch sein, wenn man die Uhr mal übers Wochenende ruhen lassen möchte. Auf der anderen Seite.. Wer will das schon.
- Ich habe die Ganggenauigkeit jetzt noch nicht gemessen, aber Rolex spricht von Superlative Chronometer +/- 2s pro Tag, das ist natürlich schon toll. Werde ich bei Gelegenheit noch messen.
- Und wie John Rambo vor Jahren schon messerscharf analysiert hat: Blaues Licht leuchtet blau! Und im Falle der Daytona sieht das richtig cooll aus im Dunkeln.
Was mir weniger gefällt:
- 1-2 mm mehr hätten dem Gehäuse nicht geschadet. Ich denke die Uhr würde sich mit 42mm immer noch genau so angenehm tragen.
- Ich kann’s nicht genau erklären, aber das Band/Schliesse wirken im Vergleich zu meiner GMT Master irgendwie etwas weniger wertig. Bei der Daytona klappert das irgendwie mehr (meine ich das nur?)
- .. mehr kann ich beim besten Willen nicht kritisieren. Die Daytona wird ihrem Ruhm in jeder Hinsicht gerecht.
Technische Daten (der Vollständigkeit halber)
- Oystergehäuse, 40mm, Edelstahl 904L, Saphirglas, 100m Wasserdichtigkeit
- Monoblock-Mittelteil, verschraubter Gehäuseboden und verschraubte Krone
- Lünette aus einem schwarzen Cerachrom Monoblock mit gravierter Tachymeterskala
- Rolex Manufakturwerk, Kaliber 4130, Automatikaufzug in beide Richtungen
- Paramagnetische blaue Parachrom-Spirale
- 72 Stunden Gangreserve
- Weisses Zifferblatt, Chromalight-Indizes und-Zeiger, blau leuchtend
- Oyster-Armband mit Oysterlock-Faltschliesse, 5mm Easylink-Verlängerung
Und nun, liebe Gemeinde - die Fotos. Ich hoffe Ihr hattet Spass mit der Vorstellung. Die Berichterstattung ist hiermit geschlossen. Werde jetzt mal ein Bisschen fummeln.
Herzlichst
Remo
















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