
Libertarian
Themenstarter
Werte Gemeinde,
mein Uhrenjahr 2019 war ein Jahr des Wechsels des Trageuhren-Portfolios. Bis ca. Mitte des vergangenen Jahres noch glaubte ich an den „heiligen Gral“, die „Exit“, oder wie ich es nannte, die „Basis“-Uhr, um die der eine oder andere Satellit kreisen darf. Ihr kennt das ja: Wozu eine Uhr, wenn man mehrere haben kann und man sich so style-technisch feiner auf Lebens- und Tagessituationen einstellen kann. Es ist ja auch nicht so, dass jeder nur ein weißes Hemd und eine schwarze Hose im Schrank hätte….
Was interessierte mich also mein Geschwätz von gestern. Im Herbst mussten sie alle einfach gehen um Platz zu machen für die hier nun vorzustellenden Uhren: Die Datejust 41, die Speedmaster, die Pelagos LHD.
Wenn Ihr mich fragt, weshalb lasse ich überhaupt so grandiose Uhren ziehen? - Ich weiß keine eindeutige Antwort darauf. Ich bin nicht in der Situation, eine Uhr für die nächste liquidieren zu müssen. Sammeln mag ich aber auch nicht, sowas belastet. „Sattgesehen“ wäre auch nicht treffend, denn keiner der vorgenannten Wecker war schlecht oder gar unansehnlich, ja richtige Klassiker, ich mochte sie. (Gut, bis auf die Datejust, die hatte mich dann doch qualitativ etwas enttäuscht und achselzuckend zurückgelassen).
Ich habe einen kompletten Markenwechsel vollzogen. Und das hin zu einem Hersteller, dem ich noch vor kurzem nicht nur schlechterdings keinerlei Beachtung schenkte, sondern nachgerade hasste. Aber ich habe noch eine vage Vermutung: Hatte sie eben noch nie probiert… und ich sollte ergänzen, dass ich grundsätzlich auf „etablierte Marken“ stehe, sie geben ein gutes Gefühl - aber es muss dabei mehr stimmen, als nur der Nimbus. Mit Microbrands bin ich schon länger „durch“.
Aber Breitling? Hallo, Breitling!
Mit dem CEO-Wechsel bei Breitling, der hier und in Nachbarforen mehr als nur ausgiebig diskutiert wurde, zu dem nachgerade die Fetzen flogen - am intensivsten zwischen den (ganz) alten Breitling-Fans und denen, die vielleicht wie ich als Entdecker unterwegs sind - kamen etliche Neuerungen ins Portfolio, und auch meiner Wahrnehmung nach ist ein Ende der Kern-Sanierung nicht abzusehen (dank instagram hält uns der Georges schön auf dem Laufenden).
Ich studierte also so ab Sommer 2019 das Sortiment, blickte auf meine zerkratzte Rolex, auf meine handgerissene Moonwatch und auf die nervösen Snowflakes… und dachte mir - „warum nicht mal Uhren dieser doch recht renommierten Marke angucken? Was steckt denn hinter dem Sturm im Kernglas?“.
Da ich in der Tat zu verschiedenen Kleidungsstilen auch wechselnd Uhren tragen möchte - Grundgedanke: Die Uhr soll als Accessoire farblich und formal auf den Rest des Outfits abgestimmt sein - brauchte ich also etwas erneut grundsätzlich etwas Schwarzes, eher elegantes und etwas Braunes, eher Sportliches. Erstmal. Auf das Thema „Jeans, T-Shirt und Sommer“ komme ich am Ende noch zu sprechen.
Die Entscheidungen für die hier vorgestellten Modelle fielen dann „über Nacht“, ohne großes Nachdenken. Ins Auto gehüpft, einmal kurz zu Christ auf der Zeil in Frankfurt rein (sorry - aber so läuft nun mal der Markt - ohne schlechtes Gewissen, denn gekauft habe ich dort schon einiges), beide anprobieren, und beide dann privat sehr schnell gesucht und auch gefunden, die eine bei Ebay Kleinanzeigen (Colt, 1 gutes Jahr alt, aber erstaunlich, obwohl getragen, absolut wie neu), die andere hier über den MP von einem sehr netten Member (Avenger, war nur 1 Monat alt, also praktisch neu).
Die Rolle der Eleganten (für seriösere Kleidung, Büro und Business) übernimmt seit September also die Colt A17388, ein Modell, das unter dem CEO Georges Kern zur Baselworld 2018 erst vorgestellt wurde. Viele Fans der Marke enttäuschte diese Uhr: Ganz untypisch ist auf dem Zifferblatt „nicht viel los“, jedenfalls erheblich weniger als auf den üppig bedruckten und z.T. noch strukturierten Colt-Blättern. Kommt hinzu, dass man - wohl aus Gründen für mehr Eleganz - sich bei dem Modell für das archetypische „B“ als Markenlogo entschieden hat. Für viele ein Verlust, denn die Colt gab es immer mit dem so schönen Schwingenlogo. Für mich allerdings ein „Aha-Effekt“ - schöner und schlichter kann eine Kampf-Breitling eigentlich nicht sein (von der ebenfalls neuen eleganten Premier-Reihe ganz abgesehen).
Da mir der Breitling-Lederband-Akzent mit seinen abgesetzten weißen Nähten nicht so gefällt, auch wenn es markentypisches Merkmal ist, entschied ich mich zum Wechsel auf ein anders Paar Schuhe in Form eines einfachen schwarzen Bandes mit Krokoprägung von RIOS.
Die Rolle der Sportlichen (für ‚Casual‘-Outfits) übernimmt ebenfalls seit September die Avenger Blackbird V17311. Hier wechselte ich zur Verbreiterung ihres stilistischen Einsatzspektrums das originale graue Canvas-Band gegen ein mittelbraunes RIOS Juchtenleder. Dieses Modell gibt es meines Wissens nach seit 2014 in der aktuellen Ausführung, in einer älteren Version (Stahl/PVD) wohl noch länger.
Beide Uhren werden vom gleichen Werk angetrieben, dem „Breitling 17“, das auf dem 25-steinigen ETA 2824 basiert, in diesem Falle in höchster Qualitätsstufe, von Breitling überarbeitet und COSC-zertifiziert. Es tickt mit 28.800 Halbschwingungen, und meine beiden Exemplare liegen ziemlich gleichauf mit den Gangwerten von ca. 2 bis 3 Sekunden im Plus. Exzellent. Nachts mit ZB oben abgelegt, „bremsen“ sie sich ein klein wenig ein. Die Gangreserven mit jeweils nur 38 Stunden ist etwas knapp bemessen, das ist nicht mehr ganz zeitgemäß, aber erträglich. Es zwingt einen, die Uhren auch möglichst viel „wrist time“ zu geben, will man nicht ständig stellen müssen. So wechsle ich derzeit beide durchaus auch tagsüber. Ganz vermeiden kann ich nicht, dass mal eine stehen bleibt. Dann aber geht das Stellen durch die präzisen Kronenverschraubungen und -rastungen sowie das sehr spielfreie Werk „indexgenau“ von der Hand (ich mag es, wenn der Minutenzeiger zur vollen Minute den Index sauber trifft). Die toll strukturierte Krone der Avenger ist dabei deutlich griffiger als das glattere Pendant der Colt.
Beide Uhren haben 44 mm Durchmesser bei 22mm-Bandanstößen (die Avenger Blackbird gibt es noch in einer 48mm-Version). Für meinen HGU von knapp 18 cm sind 44mm perfekt und präsent, zumal ich Uhren auch relativ locker am Handgelenk trage. Zudem wirken beide Uhren am Handgelenk eher kleiner.
Bei beiden Uhren ist das Saphirglas beidseitig entspiegelt, und das in einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Ich kenne keinen zweiten Hersteller, der die AR so effektiv hinbekommt. Aus vielen Winkeln sieht man das Glas gar nicht, und wenn, dann erzeugen Reflexionen von externen Lichtquellen je nach Einfall einen blauen Schimmer bzw. blaue leichte Spiegelungen, die aber niemals stören. Das genieße ich richtig, und lässt mich so oft auf die Uhr gucken, ohne die Zeit abzulesen! Kein Vergleich etwa zur Spiegelei einer Rolex oder einer Panerai, das es mitunter schwer macht, die Zeit schnell zu erfassen und abzulesen.
Die Lünetten rasten jeweils, einseitig gesperrt, in 120 Schritten und sind nicht zu leichtgängig. Der Drehring der Avenger geht etwas sanfter im direkten Vergleich. Durch die Reiter bleiben die Lünetten gelegentlich am Ärmel, etwa einer Jacke, hängen und verstellen sich. Dann dreht man sie eben wieder hin.
Kommen wir zu den Unterschieden beider Dreizeiger-Uhren, was die Bilder nicht hergeben.
Das Gehäuse der Colt ist aus komplett satiniertem Edelstahl, dabei etwas schärfer geschnitten (nach unten gewinkelte Hörner, die spürbar sehr spitz auslaufen) als die Schale der Avenger. Diese ist aus DLC-beschichtetem, wohl leicht gebürstetem Titan und etwas abgerundeter geformt. Das macht die Blackbird noch etwas angenehmer zu tragen, wozu natürlich das spürbar leichtere Gewicht beiträgt.
Die Zeiger und Indices der Avenger Blackbird sind ‚vintage‘ gelumed, was mit der roten Spitze des Sekundenzeigers, dem roten Rahmen und das Datumsfenster und dem roten „Automatic“-Schriftzug auf dem ZB schön harmoniert - und damit auch mit dem braunen Lederband. IHr ZB ist einfach grau-schwarz beschichtet, das Schwingenlogo als Highlight auf dem Blatt fein silbrig glänzend.
Die Böden sind auch sehr unterschiedlich - plan, fast langweilig und breitling-untypisch bei der Kern-Colt; bei der älteren Titan-Cousine klassisch und sehr detailreich gestaltet mit ein paar Umrechnungsgravuren - und wohl ebenfalls aus Titan. Mir gefällt Letzteres rein optisch deutlich besser:
Interessantes Detail an der Colt ist die durchbrochene (und daher nicht mit Lume belegte) rote Spitze des Sekundenzeigers. Dieses Rot ist ein unscheinbarer, aber sehr sexy daherkommender Akzent auf dem ansonsten schwarz-mattglänzendem Zifferblatt.
Bei der Colt ist das Glas plan (ich nehme an, aus Kostengründen bei der Modellreihe), bei der Avenger leicht gewölbt, was meines Erachtens noch ein bisschen edler rüberkommt als planes Glas. Beides jedoch von höchster Qualität. Ein echter USP.
Fazit und Bewertung
Optik:
Nun, schon lange haben mir keine Uhren mehr so gut gefallen wie diese Breitlinge, sie machen mich gerade etwas zu einem Fanboy, ich gebe es zu. Beide haben etwas sehr Männliches, aber auch etwas leicht Schmuckhaftes, das gilt auch für die Avenger. Deren Beschichtung auf dem Titan ist äußerst interessant, denn je nach Umgebungslicht changiert es tatsächlich von tiefschwarz bis fast hellgrau, das dann wie ‚gun metal‘ erscheint. Das ist dann der etwas martialische Touch, der ebenfalls zur Marken-DNA gehört.
Tragekomfort:
Beide sind überraschend flach und damit sehr angenehm zu tragen. Die Avenger hat dabei etwas die Nase vorn: Sie ist leichter und liegt durch ihre etwas softeren Formen (Hörner, Boden) besser. Die Colt ist öfters ‚out of position‘, ich erwische mich immer wieder, dass ich sie „zurechtrücke“ auf dem HG. Die Colt ist dafür einen Tick besser und schneller ablesbar, hier bewegen sich aber beide markentypisch auf höchstem Niveau, das gilt auch für die Nachtablesbarkeit. Die Lume hält bis morgens.
Insgesamt, muss ich sagen, kann ich aber schwer beschreiben, was der Reiz von Breitling ausmacht. Mir fällt auch nichts wirklich Kritikwürdiges ein, außer vielleicht die arg niedrige Gangreserve des ETA-Traktors.
Irgendwie halten ausnahmslos alle Breitling-Uhren eine erstaunliche Waage zwischen markant und elegant, sie haben immer eine Aussage, ohne sich festzulegen. Sie passen sich jedem Kleidungsstil an, und werden nicht gleich von Laien als „teure Uhr“ erkannt. Ich möchte keine Vergleiche zu anderen Marken bemühen - das geht ja immer schief - aber seit ich dieses Doppel habe, fällt mir auf, wie maschinenhaft, „undesigned“, altbacken, angestrengt verspielt oder einfach stilbefreit mir so viele andere Uhren erscheinen. Und das alles bei einem Preis-Leistungs-Verhältnis, dass die Entscheidung für eine Breitling nun wirklich nicht schwer macht und das Budget schont. Verfolgt man nur lange genug den MP des UFO, dann ist es gefühlt so, dass sich Breitlingbesitzer auch eher selten oder erst recht spät wieder von ihrer Uhr trennen. Toll! Das sieht bei den anderen Großen, Rolex und Omega etwa, dann doch ein bisschen anders aus…
Nun, soweit meine Doppelvorstellung, ich hoffe, sie ist für den einen oder anderen hilfreich, oder war wenigstens ein bisschen unterhaltsam. Weil ihr solange durchgehalten habt, hier noch ein Herz für alle Fans:
Jeans und T-Shirt und Sommer? Bestellt ist noch eine Superocean (die neue Kern, in blau, in 42mm, am Kautschuk mit Faltschließe), sie sollte im Januar kommen. Ich stelle sie dann auch hier vor. Sie wird dann die easy lässige Biergarten-Uhr geben, und sie darf dann auch mal richtig nass werden, Baden im Alpensee und anderes Feucht-Fröhliches...
Da es mich aktuell auch noch nach einem Chrono gelüstet, vor allem stillvoll passend für meine Auto- (Oldtimer) und Motorradreisen, denke ich noch über einen Chronomaten nach, alternativ über einen Navitimer…. oder doch den neuen Avenger-Chrono in 43mm? Ach herrjeh…
Liebe und beschwingte Grüße
Euer Libertarian
(Bearbeitung: etliche Tipp- und Semantikfehler)
mein Uhrenjahr 2019 war ein Jahr des Wechsels des Trageuhren-Portfolios. Bis ca. Mitte des vergangenen Jahres noch glaubte ich an den „heiligen Gral“, die „Exit“, oder wie ich es nannte, die „Basis“-Uhr, um die der eine oder andere Satellit kreisen darf. Ihr kennt das ja: Wozu eine Uhr, wenn man mehrere haben kann und man sich so style-technisch feiner auf Lebens- und Tagessituationen einstellen kann. Es ist ja auch nicht so, dass jeder nur ein weißes Hemd und eine schwarze Hose im Schrank hätte….
Was interessierte mich also mein Geschwätz von gestern. Im Herbst mussten sie alle einfach gehen um Platz zu machen für die hier nun vorzustellenden Uhren: Die Datejust 41, die Speedmaster, die Pelagos LHD.
Wenn Ihr mich fragt, weshalb lasse ich überhaupt so grandiose Uhren ziehen? - Ich weiß keine eindeutige Antwort darauf. Ich bin nicht in der Situation, eine Uhr für die nächste liquidieren zu müssen. Sammeln mag ich aber auch nicht, sowas belastet. „Sattgesehen“ wäre auch nicht treffend, denn keiner der vorgenannten Wecker war schlecht oder gar unansehnlich, ja richtige Klassiker, ich mochte sie. (Gut, bis auf die Datejust, die hatte mich dann doch qualitativ etwas enttäuscht und achselzuckend zurückgelassen).
Ich habe einen kompletten Markenwechsel vollzogen. Und das hin zu einem Hersteller, dem ich noch vor kurzem nicht nur schlechterdings keinerlei Beachtung schenkte, sondern nachgerade hasste. Aber ich habe noch eine vage Vermutung: Hatte sie eben noch nie probiert… und ich sollte ergänzen, dass ich grundsätzlich auf „etablierte Marken“ stehe, sie geben ein gutes Gefühl - aber es muss dabei mehr stimmen, als nur der Nimbus. Mit Microbrands bin ich schon länger „durch“.
Aber Breitling? Hallo, Breitling!
Mit dem CEO-Wechsel bei Breitling, der hier und in Nachbarforen mehr als nur ausgiebig diskutiert wurde, zu dem nachgerade die Fetzen flogen - am intensivsten zwischen den (ganz) alten Breitling-Fans und denen, die vielleicht wie ich als Entdecker unterwegs sind - kamen etliche Neuerungen ins Portfolio, und auch meiner Wahrnehmung nach ist ein Ende der Kern-Sanierung nicht abzusehen (dank instagram hält uns der Georges schön auf dem Laufenden).
Ich studierte also so ab Sommer 2019 das Sortiment, blickte auf meine zerkratzte Rolex, auf meine handgerissene Moonwatch und auf die nervösen Snowflakes… und dachte mir - „warum nicht mal Uhren dieser doch recht renommierten Marke angucken? Was steckt denn hinter dem Sturm im Kernglas?“.
Da ich in der Tat zu verschiedenen Kleidungsstilen auch wechselnd Uhren tragen möchte - Grundgedanke: Die Uhr soll als Accessoire farblich und formal auf den Rest des Outfits abgestimmt sein - brauchte ich also etwas erneut grundsätzlich etwas Schwarzes, eher elegantes und etwas Braunes, eher Sportliches. Erstmal. Auf das Thema „Jeans, T-Shirt und Sommer“ komme ich am Ende noch zu sprechen.
Die Entscheidungen für die hier vorgestellten Modelle fielen dann „über Nacht“, ohne großes Nachdenken. Ins Auto gehüpft, einmal kurz zu Christ auf der Zeil in Frankfurt rein (sorry - aber so läuft nun mal der Markt - ohne schlechtes Gewissen, denn gekauft habe ich dort schon einiges), beide anprobieren, und beide dann privat sehr schnell gesucht und auch gefunden, die eine bei Ebay Kleinanzeigen (Colt, 1 gutes Jahr alt, aber erstaunlich, obwohl getragen, absolut wie neu), die andere hier über den MP von einem sehr netten Member (Avenger, war nur 1 Monat alt, also praktisch neu).
Die Rolle der Eleganten (für seriösere Kleidung, Büro und Business) übernimmt seit September also die Colt A17388, ein Modell, das unter dem CEO Georges Kern zur Baselworld 2018 erst vorgestellt wurde. Viele Fans der Marke enttäuschte diese Uhr: Ganz untypisch ist auf dem Zifferblatt „nicht viel los“, jedenfalls erheblich weniger als auf den üppig bedruckten und z.T. noch strukturierten Colt-Blättern. Kommt hinzu, dass man - wohl aus Gründen für mehr Eleganz - sich bei dem Modell für das archetypische „B“ als Markenlogo entschieden hat. Für viele ein Verlust, denn die Colt gab es immer mit dem so schönen Schwingenlogo. Für mich allerdings ein „Aha-Effekt“ - schöner und schlichter kann eine Kampf-Breitling eigentlich nicht sein (von der ebenfalls neuen eleganten Premier-Reihe ganz abgesehen).
Da mir der Breitling-Lederband-Akzent mit seinen abgesetzten weißen Nähten nicht so gefällt, auch wenn es markentypisches Merkmal ist, entschied ich mich zum Wechsel auf ein anders Paar Schuhe in Form eines einfachen schwarzen Bandes mit Krokoprägung von RIOS.
Die Rolle der Sportlichen (für ‚Casual‘-Outfits) übernimmt ebenfalls seit September die Avenger Blackbird V17311. Hier wechselte ich zur Verbreiterung ihres stilistischen Einsatzspektrums das originale graue Canvas-Band gegen ein mittelbraunes RIOS Juchtenleder. Dieses Modell gibt es meines Wissens nach seit 2014 in der aktuellen Ausführung, in einer älteren Version (Stahl/PVD) wohl noch länger.
Beide Uhren werden vom gleichen Werk angetrieben, dem „Breitling 17“, das auf dem 25-steinigen ETA 2824 basiert, in diesem Falle in höchster Qualitätsstufe, von Breitling überarbeitet und COSC-zertifiziert. Es tickt mit 28.800 Halbschwingungen, und meine beiden Exemplare liegen ziemlich gleichauf mit den Gangwerten von ca. 2 bis 3 Sekunden im Plus. Exzellent. Nachts mit ZB oben abgelegt, „bremsen“ sie sich ein klein wenig ein. Die Gangreserven mit jeweils nur 38 Stunden ist etwas knapp bemessen, das ist nicht mehr ganz zeitgemäß, aber erträglich. Es zwingt einen, die Uhren auch möglichst viel „wrist time“ zu geben, will man nicht ständig stellen müssen. So wechsle ich derzeit beide durchaus auch tagsüber. Ganz vermeiden kann ich nicht, dass mal eine stehen bleibt. Dann aber geht das Stellen durch die präzisen Kronenverschraubungen und -rastungen sowie das sehr spielfreie Werk „indexgenau“ von der Hand (ich mag es, wenn der Minutenzeiger zur vollen Minute den Index sauber trifft). Die toll strukturierte Krone der Avenger ist dabei deutlich griffiger als das glattere Pendant der Colt.
Beide Uhren haben 44 mm Durchmesser bei 22mm-Bandanstößen (die Avenger Blackbird gibt es noch in einer 48mm-Version). Für meinen HGU von knapp 18 cm sind 44mm perfekt und präsent, zumal ich Uhren auch relativ locker am Handgelenk trage. Zudem wirken beide Uhren am Handgelenk eher kleiner.
Bei beiden Uhren ist das Saphirglas beidseitig entspiegelt, und das in einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Ich kenne keinen zweiten Hersteller, der die AR so effektiv hinbekommt. Aus vielen Winkeln sieht man das Glas gar nicht, und wenn, dann erzeugen Reflexionen von externen Lichtquellen je nach Einfall einen blauen Schimmer bzw. blaue leichte Spiegelungen, die aber niemals stören. Das genieße ich richtig, und lässt mich so oft auf die Uhr gucken, ohne die Zeit abzulesen! Kein Vergleich etwa zur Spiegelei einer Rolex oder einer Panerai, das es mitunter schwer macht, die Zeit schnell zu erfassen und abzulesen.
Die Lünetten rasten jeweils, einseitig gesperrt, in 120 Schritten und sind nicht zu leichtgängig. Der Drehring der Avenger geht etwas sanfter im direkten Vergleich. Durch die Reiter bleiben die Lünetten gelegentlich am Ärmel, etwa einer Jacke, hängen und verstellen sich. Dann dreht man sie eben wieder hin.
Kommen wir zu den Unterschieden beider Dreizeiger-Uhren, was die Bilder nicht hergeben.
Das Gehäuse der Colt ist aus komplett satiniertem Edelstahl, dabei etwas schärfer geschnitten (nach unten gewinkelte Hörner, die spürbar sehr spitz auslaufen) als die Schale der Avenger. Diese ist aus DLC-beschichtetem, wohl leicht gebürstetem Titan und etwas abgerundeter geformt. Das macht die Blackbird noch etwas angenehmer zu tragen, wozu natürlich das spürbar leichtere Gewicht beiträgt.
Die Zeiger und Indices der Avenger Blackbird sind ‚vintage‘ gelumed, was mit der roten Spitze des Sekundenzeigers, dem roten Rahmen und das Datumsfenster und dem roten „Automatic“-Schriftzug auf dem ZB schön harmoniert - und damit auch mit dem braunen Lederband. IHr ZB ist einfach grau-schwarz beschichtet, das Schwingenlogo als Highlight auf dem Blatt fein silbrig glänzend.
Die Böden sind auch sehr unterschiedlich - plan, fast langweilig und breitling-untypisch bei der Kern-Colt; bei der älteren Titan-Cousine klassisch und sehr detailreich gestaltet mit ein paar Umrechnungsgravuren - und wohl ebenfalls aus Titan. Mir gefällt Letzteres rein optisch deutlich besser:
Interessantes Detail an der Colt ist die durchbrochene (und daher nicht mit Lume belegte) rote Spitze des Sekundenzeigers. Dieses Rot ist ein unscheinbarer, aber sehr sexy daherkommender Akzent auf dem ansonsten schwarz-mattglänzendem Zifferblatt.
Bei der Colt ist das Glas plan (ich nehme an, aus Kostengründen bei der Modellreihe), bei der Avenger leicht gewölbt, was meines Erachtens noch ein bisschen edler rüberkommt als planes Glas. Beides jedoch von höchster Qualität. Ein echter USP.
Fazit und Bewertung
Optik:
Nun, schon lange haben mir keine Uhren mehr so gut gefallen wie diese Breitlinge, sie machen mich gerade etwas zu einem Fanboy, ich gebe es zu. Beide haben etwas sehr Männliches, aber auch etwas leicht Schmuckhaftes, das gilt auch für die Avenger. Deren Beschichtung auf dem Titan ist äußerst interessant, denn je nach Umgebungslicht changiert es tatsächlich von tiefschwarz bis fast hellgrau, das dann wie ‚gun metal‘ erscheint. Das ist dann der etwas martialische Touch, der ebenfalls zur Marken-DNA gehört.
Tragekomfort:
Beide sind überraschend flach und damit sehr angenehm zu tragen. Die Avenger hat dabei etwas die Nase vorn: Sie ist leichter und liegt durch ihre etwas softeren Formen (Hörner, Boden) besser. Die Colt ist öfters ‚out of position‘, ich erwische mich immer wieder, dass ich sie „zurechtrücke“ auf dem HG. Die Colt ist dafür einen Tick besser und schneller ablesbar, hier bewegen sich aber beide markentypisch auf höchstem Niveau, das gilt auch für die Nachtablesbarkeit. Die Lume hält bis morgens.


Insgesamt, muss ich sagen, kann ich aber schwer beschreiben, was der Reiz von Breitling ausmacht. Mir fällt auch nichts wirklich Kritikwürdiges ein, außer vielleicht die arg niedrige Gangreserve des ETA-Traktors.
Irgendwie halten ausnahmslos alle Breitling-Uhren eine erstaunliche Waage zwischen markant und elegant, sie haben immer eine Aussage, ohne sich festzulegen. Sie passen sich jedem Kleidungsstil an, und werden nicht gleich von Laien als „teure Uhr“ erkannt. Ich möchte keine Vergleiche zu anderen Marken bemühen - das geht ja immer schief - aber seit ich dieses Doppel habe, fällt mir auf, wie maschinenhaft, „undesigned“, altbacken, angestrengt verspielt oder einfach stilbefreit mir so viele andere Uhren erscheinen. Und das alles bei einem Preis-Leistungs-Verhältnis, dass die Entscheidung für eine Breitling nun wirklich nicht schwer macht und das Budget schont. Verfolgt man nur lange genug den MP des UFO, dann ist es gefühlt so, dass sich Breitlingbesitzer auch eher selten oder erst recht spät wieder von ihrer Uhr trennen. Toll! Das sieht bei den anderen Großen, Rolex und Omega etwa, dann doch ein bisschen anders aus…
Nun, soweit meine Doppelvorstellung, ich hoffe, sie ist für den einen oder anderen hilfreich, oder war wenigstens ein bisschen unterhaltsam. Weil ihr solange durchgehalten habt, hier noch ein Herz für alle Fans:

Jeans und T-Shirt und Sommer? Bestellt ist noch eine Superocean (die neue Kern, in blau, in 42mm, am Kautschuk mit Faltschließe), sie sollte im Januar kommen. Ich stelle sie dann auch hier vor. Sie wird dann die easy lässige Biergarten-Uhr geben, und sie darf dann auch mal richtig nass werden, Baden im Alpensee und anderes Feucht-Fröhliches...
Da es mich aktuell auch noch nach einem Chrono gelüstet, vor allem stillvoll passend für meine Auto- (Oldtimer) und Motorradreisen, denke ich noch über einen Chronomaten nach, alternativ über einen Navitimer…. oder doch den neuen Avenger-Chrono in 43mm? Ach herrjeh…
Liebe und beschwingte Grüße
Euer Libertarian
(Bearbeitung: etliche Tipp- und Semantikfehler)
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