G
guliver
Themenstarter
- Dabei seit
- 30.03.2008
- Beiträge
- 73
Hallo allerseits,
ich möchte euch hier mein erstes Uhren-Projekt vorstellen, dass mich die letzten zwei Wochen beschäftigt hat.
Zu meiner Person - ich schreibe im Moment meine Diplomarbeit und bin dann umso mehr froh darüber, wenn ich abends noch etwas mit den Händen arbeiten kann. Ist ein super Ausgleich! Ich habe weder einen Uhrenkurs besucht, noch hatte ich vorher mal ein Uhrwerk zerlegt, jedoch bin ich handwerklich zum Glück nicht ganz unbegabt


Ich besitze im Moment als Student auch nicht alle nötigen Werkzeuge, aber ich bin ganz gut im Improvisieren


So, jetzt sollen aber mal ein paar Bilder folgen.
Leider habe ich vom Uhrzustand kein Bild gemacht (warum eigentlich nicht

Aber hier mal die Uhr, um die es sich im Folgenden drehen wird. Das Zifferblatt ist auf diesem Bild schon gereinigt. Es war ziemlich angelaufen (wie die ganze Uhr) und ich habe es einfach mit Zahnpasta abgerieben und hinterher mit Wasser wieder abgespült. Dabei sind leider alle Zahlen beim Sekundenzeiger verschwunden. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man es noch ganz leicht sehen.

So, nun machen wir uns mal an das Werk.
Ziel meines Projekts war es eigentlich anfänglich nur, mal ein Uhrwerk komplett zu zerlegen, zu reinigen und dann wieder zusammen zu bauen. Und die Uhr sollte hinterher natürlich noch laufen


Sieht schick aus das Werk, oder? Deswegen hab ich mir die Uhr auch mal vor ca 1 Jahr in der Bucht geschossen. Aber zum Uhrwerk kommen wir später nochmal zurück.
So, jetzt hab ich erst mal alles Stück für Stück demontiert und per Foto dokumentiert, dass ich das später auch alles wieder zusammen bekomme.

Und noch eine Brücke runter.

Ganz schön viele Teile in so einer Uhr verbaut

Ich habe die Teile dann zum Reinigen alle in Isopropylalkohol aus der Apotheke eingelegt über mehrere Stunden. Den hatte ich eh da zum desinfizieren und Etiketten entfernen. Die Brücken habe ich, wie auch das Zifferblatt, mit Zahnpasta gereinigt und hinterher schnell mit Wasser abgespült. Ich bin mir bewusst, dass mit Wasser abspülen in Anbetracht des Rosts nicht ideal ist, aber mit dem Alkohol ging die Zahnpasta nicht weg.
Das Gehäuse war ursprünglich mal vergoldet, aber die Goldschicht hatte schon sehr sehr gelitten, deswegen habe ich mich entschlossen, das komplette Gehäuse abzuschleifen. Also hab ich mal meinen "Dremel" (naja, es ist die Studenten-Budget Variante vom Lidl... *räusper) angeschmissen und alles runtergeschliffen. Dann ab in den Baumarkt und ein Set Schleifpapier gekauft und einen Abend lang die Finger wund geschliffen, bis das Gehäuse wieder einen schönen Glanz bekommen hat. Da das Gehäuse allerdings aus Messing ist, läuft es schnell wieder an. Deswegen hab ich mir noch eine Tube Monidur bestellt. Ich habe hier im Werkstatt-Bereich gelesen, dass damit jemand schon gute Erfahrungen gemacht hat mit Messing und es wohl auch das Anlaufen verhindert. Leider ist die Tube noch nicht bei mir angekommen, deswegen müsst ihr auf endgültige Fotos vom polierten Gehäuse noch ein wenig warten.
So, dann hab ich das Werk wieder zusammengebaut und siehe da - es läuft tatsächlich noch

Zum Ölen hab ich jedoch mangels eines Uhrmacheröls ein Universal Silikon-Öl für den Haushalt genommen und ganz wenig mit einem Zahnstocher aufgetragen.
Hier eine Frage an die Profis - kann das langfristig Schäden am Uhrwerk verursachen?
Da die Uhr jetzt ja tatsächlich noch lief, aber das Zifferblatt nicht mehr allzu hübsch aussah, war dann natürlich für mich die Frage, was ich denn nun weiter mit der Uhr anstellen möchte.
Und dann habe ich per Zufall einen Bericht gefunden, wo jemand das Zifferblatt seiner Quarz-Uhr durch ein Zifferblatt aus Furnierholz ausgetauscht hat.
Bingo - das sollte es sein! Also ab in die Bucht und schnell ein Mahagoni-Furnier bestellt!
Ein paar Tage später war das Mahagoni-Furnier dann schon da. 0,6mm ist es stark. Aber im Vergleich zum original Zifferblatt der Uhr doch deutlich dicker. Also hab ich wieder das Schleifpapier zur Hand genommen und das Furnier noch dünner geschliffen. Hier mal ein Bild der ersten "Anprobe"

Das sieht doch schon mal gar nicht schlecht aus, oder? Also mir hat es auf Anhieb gefallen!
Jetzt stellte sich natürlich die Frage, was an diese Uhr für ein Armband passen würde und woher ich das möglichst günstig bekomme...
Als ich das Furnier dann nochmal in der Hand hatte, ist mir dann aufgefallen, dass das Furnier quer zu Faser äußerst flexibel ist. Da kam mir dann die Idee, dass ich ja das Furnier irgendwie auf ein Armband machen könnte und dann hätte ich ja das passende Armband zur Uhr.
Nach langem Überlegen und Suchen nach geeignetem Material bin ich letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir das Armband komplett selbst und von Hand nähen werde!
Die Unterseite des Armband besteht aus einem Kunstleder, das ich noch von meinem Pokertisch übrig hatte


Also ich war begeistert, dass es so schön geworden ist. Sieht aus wie gekauft, nur besser, weil einzigartig!!!

Ihr müsst protestieren, wenn das hier zu arg in Selbstlob ausartet

Jetzt habe ich mich nochmal dem Zifferblatt widmen müssen, weil ich noch ein paar Indizes aufkleben wollte, die ich bei einer anderen uralten Uhr geklaut habe.

So, schließlich noch das Glas wieder draufgesetzt und hier nun das vorläufige Endergebnis (Trommelwirbel bitte


An dieser Stelle möchte ich nun allen Danken, die sich die Mühe gemacht haben und die komplette Geschichte bis hierher gelesen haben

Nun aber zum Schluss nochmals zum Uhrwerk bzw zur Herkunft der Uhr.
Meine Recherchen haben ergeben, dass es sich bei dem Uhrwerk wohl um ein AS 1522 handelt. Allerdings ist es mit TechnoS 1522 beschriftet. Hier mal als Bild, auf dem man möglichst viel erkennen sollte

Die Uhr selbst ist ja eine Omikron. Über die Firma Omikron konnte ich bisher so viel erfahren, dass sie wohl früher sehr viele veschiedene Werke eingeschalt haben und wohl schon damals die ein oder andere "Hommage" gebaut haben.
Das würde zumindest erklären, warum auf dem Werk nicht Omikron, sondern TechnoS steht. Über die Firma TechnoS konnte ich leider bisher noch überhaupt nichts in Erfahrung bringen.
Hat da jemand mehr Informationen?
Das Uhrwerk hat ja auch doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wehrmachtswerk von Unitas, oder?
Auf dem Deckel steht außer einer Gravur in einer slavischen Sprache (ich habe die Uhr aus Rumänien geschicht bekommen) noch folgendes:
Made in Switzerland (das ist klar)
Monte Ancre
Fond Acier Inoxydable (das ist auch klar)
Antimagnetic (das auch)
977762
3358
Monte Ancre
Fond Acier Inoxydable (das ist auch klar)
Antimagnetic (das auch)
977762
3358
So, jetzt wäre ich hier soweit am Ende mit Teil 1.
Hier gelangt ihr zu Teil 2 bei den Uhrenvorstellungen. Dort ist auch der obligatorischen Wrist-Shot zu sehen.
Es war einmal eine Omikron... - Teil 2: Die Vorstellung
Und nun freue ich mich wirklich sehr auf eure Kommentare zu meiner im wahrsten Sinne nun einzigartigen Uhr!
Michael
Zuletzt bearbeitet: