Siebte Stunde
Themenstarter
Liebe Vintage-Taschenuhren-Liebhaber,
hoffentlich ist es als absoluter Neuling nicht unangebracht, Euch gleich mit mehreren Fragen bezüglich eines kürzlich erhaltenen Erbstückes meines Großvaters zu bombardieren. Einiges, nein, vieles, ... nein, eigentlich alles, was ich bisher zu der Taschenuhr berichten kann, habe ich anhand dieses tollen Forums herausgefunden und bin auch nur deshalb in der Lage, einige Auskünfte zu geben. Daher schon mal ein großes Dankeschön an die Leute, die sich die Zeit nehmen, anderen zu helfen! Großartig!
Ich habe mich SOFORT in diese wunderwunderschöne Uhr verliebt und wusste direkt, dass wenn es irgendwie möglich sein sollte, ich diese gerne wieder laufen sehen (und vor allem ticken hören!) möchte. Sie sah topp aus, lediglich war der Gehäusedeckel von seinem Rahmen gelöst. Zögerlich habe ich ganz wenig an der Krone gedreht (ich bin unerfahren und wollte nichts kaputt machen), doch es hat sich nichts getan.
Nach langem Googeln bin ich hier gelandet und habe gelesen und gelesen und gesucht und auch einige Infos gefunden und habe auch herausgefunden, dass Fragen stellen hier ohne Bilder des Uhrwerkes nur Kaffeesatzlesen sein soll. Also habe ich mich nach etlichen Hemmungen getraut, die Uhr zu öffnen, um das Uhrwerk zu sehen. Und stellt euch vor, in dem Moment, als ich es endlich hinbekommen habe, die Uhr zu öffnen, gab es einen Ruck und ich konnte die Unruh sehen. Sie bewegte sich ... es tickte los! Die Uhr läuft noch! Mein Erstaunen war riesig und meine Freude grenzenlos. Nun habe ich hier gelesen, dass eine Revision unumgänglich ist, um die Uhr weiterhin hegen und pflegen zu können und ich bin schnurstracks zu einem ansässigen Uhrmachermeister und habe gefragt, was mich das kosten würde.
Auf ca. € 120 - 140 plus nochmal etwa € 60 für die Reparatur des abgefallenen Gehäusedeckels belief sich der Kostenvoranschlag. Da ich wirklich keine Ahnung habe und nicht wusste, ob dieser Preis gerechtfertigt ist, bin ich noch zu einem Juwelier, der auch Uhrmacher ist. Dieser hat mir den Deckel wieder hergerichtet, sie sich angesehen, etwas gereinigt und geölt und meinte, die Uhr sei in einem ausgezeichneten Zustand, sie würde wunderbar schwingen und eine Revision sei überhaupt kein bisschen nötig. Für die Reparatur des Gehäuses und das drüber sehen hat er € 25,- genommen. Hm. Was für ein Unterschied!
Nun läuft und tickt das wunderschöne Stück und ich liebe diese Uhr.
Hier erstmal die herausgefundenen Details (wobei ich mir bei manchem nicht sicher bin):
- Es ist ein Zylinderuhrwerk mit 6 Lagersteinen
- Diese Art von Taschenuhren bezeichnet man als Lepine
- Sie misst einen Durchmesser von knapp 4 cm
- Sie besitzt eine schweizer, sowie eine deutsche Silberpunze, was wohl darauf hindeutet, wenn ich das richtig verstanden habe, dass sie in der Schweiz produziert und nach Deutschland importiert wurde. Oder es ist ein Schweizer Uhrwerk und deutsches Silber?
- Die Firma Union Horlogère gab es unter dem Namen laut Wiki bis 1917, danach nannten sie sich Alpina. U.H. befindet sich auf dem Uhrwerk und ist wahrscheinlich die Abkürzung für Union Horlogère (meine Vermutung)?
- Schaue ich mir die verschiedenen Bilder und Beiträge von verschiedenen Uhren dieses Herstellers hier im Forum an, komme ich zu dem Schluss, dass diese Uhr noch älter sein muss, als mein Großvater, der 1923 geboren wurde und eventuell gehörte diese Uhr vielleicht meinem Urgroßvater?
- Laut der Website Mikrolist (die ich dann auch durch euch finden durfte, danke!) wurde die Taschenuhr zwischen 1890 und 1910 gebaut. (?) Aber leider kann ich einige der allgemeinen Merkmale nicht ausfüllen in dem Formular, weil ich keine Ahnung habe. Ist die Angabe trotz meiner fehlenden Parameter (bezüglich Unruh, Stoßsicherung, Spirale,...) aussagekräftig?
- Laut Uhrmacher sei die Uhr um 1920/30 entstanden.
Vermutungsfazit: Die wunderschöne Taschenuhr stammt aus der Zeit 1889 herum.
Soviel zu meinen eigenen Recherchen, bitte gerne um Berichtigungen und nun zu meinen Fragen:
- Wie alt ist die Uhr nun wirklich? Opas Uhr oder gar Uropas Uhr?
- Im Deckel sind die Zahl '89 und kleine Zeichen winzig reingeritzt. Wie ich vermute, könnte das eine persönliche Signatur eines Uhrmachers sein, der vielleicht mal eine Reparatur vorgenommen hat?
- Was bedeuten die Zahlen & Zeichen im Deckel unter dem Wort Galloné? Haben die was mit dem Herstellungsalter zu tun?
- Was bedeutet die Punze K&M oder KEM?
- Und was ist das kleine Punzending darunter? Ich kann das nicht erkennen.
- Im Uhrwerk ist noch ein gestempeltes winziges A zu erkennen. Weiß jemand, was das bedeutet? Ist das die Signatur des Uhrmachers, der das Werk zusammengebaut hat?
- Wie oft muss oder sollte man solch eine Revision machen lassen? Soll ich sie trotzdem machen lassen, obwohl es eigentlich nicht so nötig ist (laut Uhrmacher)?
- Was ist besser: die Uhr immer schön am Laufen halten oder sie lieber schonen und auch mal stehen bleiben lassen?
- Sie läuft mit nur kleiner Abweichung nach (ca. 2 Minuten nach ca. 24 Stunden),ich bin begeistert! Das ist völlig im Rahmen oder sogar gut, oder?
- Wie oft zieht man diese Uhren auf? Also täglich immer morgens oder so? Und immer bis zum Anschlag? Und muss ich immer den Deckel zum Uhrwerk öffnen, nachdem sie stehen geblieben ist, damit sie wieder läuft? Ich dachte nämlich zuerst, sie sei doch kaputt, nachdem sie nach dem ersten Aufziehen wieder stehen geblieben ist, bis ich bemerkte, dass ich aus Angst, was zu beschädigen, auf zögerliche Weise zu wenig aufgezogen habe. (Ich hatte Angst, diesen "Stopp! Bis hierhin und nicht weiter-Aufziehpunkt nicht zu bemerken und sie zu überdrehen). Doch sie läuft wieder, nachdem ich den Deckel nochmal geöffnet habe. Ich liebe diese Uhr und möchte sie so lange wie irgendwie möglich im Originalzustand bewahren. Aber dann beim nächsten Mal stehenbleiben lief sie kurz nach Andrehen der Krone doch wieder los, ohne den Uhrwerksdeckel öffnen zu müssen.
- Welche zeitlichen Abweichungen sind für solche alte Taschenuhren denn "normal"? Oder anders gefragt, wann sollten Teile ausgetauscht werden, weil sie sich abgenutzt haben? Ich weiß einfach nicht, ob ich präventiv was machen soll, damit die Uhr mir so lange wie möglich funktionierend erhalten bleibt oder ob ich warten soll, bis etwas kaputt geht. ???
- Leider ist der Stundenzeiger angeknickt und an der Knickstelle befindet sich ein klein wenig Grünspan, aber nur ein wenig. Ist das bedenklich? Anscheinend gibt es diese im Louis XV-Stil-Stundenzeiger (HAB ich hier viel herausbekommen, super!) noch, aber würdet ihr das ersetzen oder so lassen, bis es vielleicht irgendwann von selber abfällt?
- Der Staubdeckel: Ich habe nun schon recht viele dieser Uhren mit den unterschiedlichsten Deckel im Netz gesichtet. Bedeuten diese Gravurdeckel irgendwas? Oder zeugen sie von dem modischen Zeitgeist? Konnte man sich die selber aussuchen damals?
- Letzte Frage: Ist sie nicht wunderschön?
So. Jetzt habe ich Euch ganz schön zugeballert mit Buchstaben und hoffe, die ein oder andere Frage kann der ein oder die andere beantworten und hoffe auf Eure Hilfe. Recht vielen Dank fürs Lesen dieses ultralangen Beitrags und wer es tatsächlich bis hierher geschafft hat: ein noch größeres Dankeschön!
Herzliche Grüße,
die Siebte Stunde
hoffentlich ist es als absoluter Neuling nicht unangebracht, Euch gleich mit mehreren Fragen bezüglich eines kürzlich erhaltenen Erbstückes meines Großvaters zu bombardieren. Einiges, nein, vieles, ... nein, eigentlich alles, was ich bisher zu der Taschenuhr berichten kann, habe ich anhand dieses tollen Forums herausgefunden und bin auch nur deshalb in der Lage, einige Auskünfte zu geben. Daher schon mal ein großes Dankeschön an die Leute, die sich die Zeit nehmen, anderen zu helfen! Großartig!
Ich habe mich SOFORT in diese wunderwunderschöne Uhr verliebt und wusste direkt, dass wenn es irgendwie möglich sein sollte, ich diese gerne wieder laufen sehen (und vor allem ticken hören!) möchte. Sie sah topp aus, lediglich war der Gehäusedeckel von seinem Rahmen gelöst. Zögerlich habe ich ganz wenig an der Krone gedreht (ich bin unerfahren und wollte nichts kaputt machen), doch es hat sich nichts getan.
Nach langem Googeln bin ich hier gelandet und habe gelesen und gelesen und gesucht und auch einige Infos gefunden und habe auch herausgefunden, dass Fragen stellen hier ohne Bilder des Uhrwerkes nur Kaffeesatzlesen sein soll. Also habe ich mich nach etlichen Hemmungen getraut, die Uhr zu öffnen, um das Uhrwerk zu sehen. Und stellt euch vor, in dem Moment, als ich es endlich hinbekommen habe, die Uhr zu öffnen, gab es einen Ruck und ich konnte die Unruh sehen. Sie bewegte sich ... es tickte los! Die Uhr läuft noch! Mein Erstaunen war riesig und meine Freude grenzenlos. Nun habe ich hier gelesen, dass eine Revision unumgänglich ist, um die Uhr weiterhin hegen und pflegen zu können und ich bin schnurstracks zu einem ansässigen Uhrmachermeister und habe gefragt, was mich das kosten würde.
Auf ca. € 120 - 140 plus nochmal etwa € 60 für die Reparatur des abgefallenen Gehäusedeckels belief sich der Kostenvoranschlag. Da ich wirklich keine Ahnung habe und nicht wusste, ob dieser Preis gerechtfertigt ist, bin ich noch zu einem Juwelier, der auch Uhrmacher ist. Dieser hat mir den Deckel wieder hergerichtet, sie sich angesehen, etwas gereinigt und geölt und meinte, die Uhr sei in einem ausgezeichneten Zustand, sie würde wunderbar schwingen und eine Revision sei überhaupt kein bisschen nötig. Für die Reparatur des Gehäuses und das drüber sehen hat er € 25,- genommen. Hm. Was für ein Unterschied!
Nun läuft und tickt das wunderschöne Stück und ich liebe diese Uhr.
Hier erstmal die herausgefundenen Details (wobei ich mir bei manchem nicht sicher bin):
- Es ist ein Zylinderuhrwerk mit 6 Lagersteinen
- Diese Art von Taschenuhren bezeichnet man als Lepine
- Sie misst einen Durchmesser von knapp 4 cm
- Sie besitzt eine schweizer, sowie eine deutsche Silberpunze, was wohl darauf hindeutet, wenn ich das richtig verstanden habe, dass sie in der Schweiz produziert und nach Deutschland importiert wurde. Oder es ist ein Schweizer Uhrwerk und deutsches Silber?
- Die Firma Union Horlogère gab es unter dem Namen laut Wiki bis 1917, danach nannten sie sich Alpina. U.H. befindet sich auf dem Uhrwerk und ist wahrscheinlich die Abkürzung für Union Horlogère (meine Vermutung)?
- Schaue ich mir die verschiedenen Bilder und Beiträge von verschiedenen Uhren dieses Herstellers hier im Forum an, komme ich zu dem Schluss, dass diese Uhr noch älter sein muss, als mein Großvater, der 1923 geboren wurde und eventuell gehörte diese Uhr vielleicht meinem Urgroßvater?
- Laut der Website Mikrolist (die ich dann auch durch euch finden durfte, danke!) wurde die Taschenuhr zwischen 1890 und 1910 gebaut. (?) Aber leider kann ich einige der allgemeinen Merkmale nicht ausfüllen in dem Formular, weil ich keine Ahnung habe. Ist die Angabe trotz meiner fehlenden Parameter (bezüglich Unruh, Stoßsicherung, Spirale,...) aussagekräftig?
- Laut Uhrmacher sei die Uhr um 1920/30 entstanden.
Vermutungsfazit: Die wunderschöne Taschenuhr stammt aus der Zeit 1889 herum.
Soviel zu meinen eigenen Recherchen, bitte gerne um Berichtigungen und nun zu meinen Fragen:
- Wie alt ist die Uhr nun wirklich? Opas Uhr oder gar Uropas Uhr?
- Im Deckel sind die Zahl '89 und kleine Zeichen winzig reingeritzt. Wie ich vermute, könnte das eine persönliche Signatur eines Uhrmachers sein, der vielleicht mal eine Reparatur vorgenommen hat?
- Was bedeuten die Zahlen & Zeichen im Deckel unter dem Wort Galloné? Haben die was mit dem Herstellungsalter zu tun?
- Was bedeutet die Punze K&M oder KEM?
- Und was ist das kleine Punzending darunter? Ich kann das nicht erkennen.
- Im Uhrwerk ist noch ein gestempeltes winziges A zu erkennen. Weiß jemand, was das bedeutet? Ist das die Signatur des Uhrmachers, der das Werk zusammengebaut hat?
- Wie oft muss oder sollte man solch eine Revision machen lassen? Soll ich sie trotzdem machen lassen, obwohl es eigentlich nicht so nötig ist (laut Uhrmacher)?
- Was ist besser: die Uhr immer schön am Laufen halten oder sie lieber schonen und auch mal stehen bleiben lassen?
- Sie läuft mit nur kleiner Abweichung nach (ca. 2 Minuten nach ca. 24 Stunden),ich bin begeistert! Das ist völlig im Rahmen oder sogar gut, oder?
- Wie oft zieht man diese Uhren auf? Also täglich immer morgens oder so? Und immer bis zum Anschlag? Und muss ich immer den Deckel zum Uhrwerk öffnen, nachdem sie stehen geblieben ist, damit sie wieder läuft? Ich dachte nämlich zuerst, sie sei doch kaputt, nachdem sie nach dem ersten Aufziehen wieder stehen geblieben ist, bis ich bemerkte, dass ich aus Angst, was zu beschädigen, auf zögerliche Weise zu wenig aufgezogen habe. (Ich hatte Angst, diesen "Stopp! Bis hierhin und nicht weiter-Aufziehpunkt nicht zu bemerken und sie zu überdrehen). Doch sie läuft wieder, nachdem ich den Deckel nochmal geöffnet habe. Ich liebe diese Uhr und möchte sie so lange wie irgendwie möglich im Originalzustand bewahren. Aber dann beim nächsten Mal stehenbleiben lief sie kurz nach Andrehen der Krone doch wieder los, ohne den Uhrwerksdeckel öffnen zu müssen.
- Welche zeitlichen Abweichungen sind für solche alte Taschenuhren denn "normal"? Oder anders gefragt, wann sollten Teile ausgetauscht werden, weil sie sich abgenutzt haben? Ich weiß einfach nicht, ob ich präventiv was machen soll, damit die Uhr mir so lange wie möglich funktionierend erhalten bleibt oder ob ich warten soll, bis etwas kaputt geht. ???
- Leider ist der Stundenzeiger angeknickt und an der Knickstelle befindet sich ein klein wenig Grünspan, aber nur ein wenig. Ist das bedenklich? Anscheinend gibt es diese im Louis XV-Stil-Stundenzeiger (HAB ich hier viel herausbekommen, super!) noch, aber würdet ihr das ersetzen oder so lassen, bis es vielleicht irgendwann von selber abfällt?
- Der Staubdeckel: Ich habe nun schon recht viele dieser Uhren mit den unterschiedlichsten Deckel im Netz gesichtet. Bedeuten diese Gravurdeckel irgendwas? Oder zeugen sie von dem modischen Zeitgeist? Konnte man sich die selber aussuchen damals?
- Letzte Frage: Ist sie nicht wunderschön?
So. Jetzt habe ich Euch ganz schön zugeballert mit Buchstaben und hoffe, die ein oder andere Frage kann der ein oder die andere beantworten und hoffe auf Eure Hilfe. Recht vielen Dank fürs Lesen dieses ultralangen Beitrags und wer es tatsächlich bis hierher geschafft hat: ein noch größeres Dankeschön!
Herzliche Grüße,
die Siebte Stunde
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