
Brambilla
Themenstarter
Liebe Freunde
Mit der vorliegenden Vorstellung findet meine Trilogie zur Modellreihe «Eterna Kontiki» ihren Abschluss.

Trilogie? Oder was bisher geschah….
Im ersten Teil habe ich einen klassischen Kontiki Diver vorgestellt und dabei kurz die namensgebende Expedition sowie das daraus entstehende Marketing gestreift https://uhrforum.de/abenteuer-mauerbluemchen-etwas-brigitte-bardot-eterna-kontiki-200-m-633-1570-41-a-t345550.
Im zweiten Teil folgte darauf die Präsentation der Eterna Royal Kontiki Chronograph mit einem Seitenblick auf die Geschichte von Eterna und ETA https://uhrforum.de/threads/man-versteht-bahnhof-eterna-kontiki-royal-chronograph-ref-7755-40-50-0280.352848/
Heute nun zeige ich euch eine seltene, vielleicht sogar seltsame, für ihre Zeit aber dennoch typische Eterna: die Eterna Sonic Kontiki, ref. 740.1015.41. Ich habe Fotos dieser Uhr im uf schon zwei, drei Mal gepostet. Allerdings verdient diese Uhr, in deren Inneren das Stimmgabelwerk 1550 (oder ESA 9162) summt, eine richtige Vorstellung. Diese Eterna ist ein Kind der frühen siebziger Jahre und erzählt ein besonderes Kapitel in der Geschichte der Elektrifizierung der Armbanduhr. Ein Kapitel, das rückblickend amüsant oder gar als Irrweg erscheinen mag. Aber die damaligen Ingenieure und Forscher waren nicht zu Spässen aufgelegt, sie meinten es ernst mit der radikalen Umstellung von der Mechanik zur Elektronik und sie scheuten dabei keinen Aufwand. Und nachdem sie die Herausforderungen meisterten, war die Uhrenindustrie auf der Welt eine andere.

Bis über die Mitte der 60er Jahre galten Stimmgabelwerke als Zukunftstechnologie, nur um kurz darauf auf dem Transistorhaufen der Uhrengeschichte zu landen. Wie das ganze begann, was letztlich davon übrigblieb und welche Rolle Eterna dabei spielte, dies soll in der nachfolgenden Vorstellung kurz skizziert werden.
Grob gesagt, erfolgte die Elektrifizierung der Armbanduhr in drei Phasen.
Erste Phase: Elektromechanische / Elektrodynamische Uhrwerke.
Zweite Phase: Elektrisch angeregte Stimmgabeluhren.
Dritte Phase: Quarzuhren.
Entsprechend des gegebenen Themas werden die erste und letzte Phase der Elektrifizierung nur sehr oberflächlich gestreift.
Phase 1. Die Anfänge der Elektrifizierung
Nach dem zweiten Weltkrieg entbrannte der Wettlauf um die Elektrifizierung der Armbanduhr. Die Firma Hamilton stellte ihre Electric 1957 vor, ein Jahr später trat die französische LIP mit ihrer Electronic auf den Plan (Für Interessierte: das uf-Mitglied @Faisaval hat einen tollen historischen Abriss mit schönen Bildern von LIP im uf eingestellt, auf den ich hier gerne verweise:
Eine kleine alte LIP - wohl aus den 20ern)
Die amerikanische Firma Elgin ihrerseits kündigte die Electronic bereits 1952 an, diese kam aber erst Ende der 50er Jahre auf den Markt. Die erste deutsche elektrische Armbanduhr stand wohl ab 1961 in Form der Laco Electric in den Schaufenstern.
Bei all diesen Modellen wurde vereinfacht gesagt die gewohnte Federkraft durch eine Batterie ersetzt, die konventionelle Unruh kam in diesen elektromechanischen Kalibern nach wie vor zum Einsatz. Man kann bei dieser Technologie von einem kontaktgesteuerten Unruhschwingsystem sprechen.
Phase 2. Wer hats erfunden? Die Schweizer in Amerika!
In den 50er Jahren kam mit Bulova neuer Wind in die Geschichte. Der aus Basel stammende Ingenieur Max Hetzel stand in Diensten der Bulova Watch (Biel) und studierte die bisherigen Ergebnisse der elektromechanischen Uhren. Sein Fazit muss wohl klar gewesen sein: ohne einen Transistor, welcher eine Schaltung respektive Verstärkung von elektrischen Signalen ermöglicht, haben diese Systeme gegenüber einer rein mechanischen Uhr keinen grossen Vorteil

Max Hetzel, Quelle: Instagram
Sein oberster Arbeitgeber – das Mutterhaus in den USA - verstand und schickte dem talentierten Tüftler ein Paket aus Amerika mit drei Transistoren. Im Jahr 1953 meldete Hetzel sein «kugelsicher» formuliertes Patent für eine «Elektrische Uhr» mit einer Stimmgabel als Patent an.

Kopie Patentschrift
Eine kleine Stimmgabel wird durch den Transistor in Schwingungen (360 Hertz) versetzt, wobei an einem Ende der Stimmgabel ein Flachdraht mit einem Rubin befestigt ist. Durch diese Antriebsklinke wurde die Stimmgabel gleichzeitig zum Motor. Mit jeder Schwingung der Stimmgabel schob der am Klinkenende befestigte Rubin ein kleines Zahnrad um einen Zahn weiter und die horizontalen Bewegungen der Stimmgabel wandelten sich in drehende Bewegungen um. Mittels einer Sperrklinke wird das Zurückdrehen unterbunden.

Drück mich! Ich bin ein GIF!
Wir sprechen hier von einem klitzekleinen Mechanismus: ein Zahn auf dem Klinkenrad ist nur 0,025 mm breit und 0,01mm hoch! Das Klinkenrad aus Berylliumkupfer hat, bei einem Durchmesser von nur 2.4 mm, insgesamt 300 solcher Zähnchen.

Quelle: crazywatch.pl
Die ersten Prototypen von Hetzel müssen allerdings ernüchternd gewesen sein, vor allem die Batterien sollen Probleme bereitet haben. Hetzel wurde kurzerhand nach Amerika ins Stammhaus von Bulova beordert und forschte dort weiter. Im Oktober 1960 war die auf den Namen «Accutron 214» getaufte Uhr schliesslich serienreif und in den Verkaufsläden. Und wurde weltberühmt. Gegenüber den klassischen Ankeruhren mit einer Unruh konnte Bulova die Ganggenauigkeit aufgrund der Konstanz der Stimmgabelschwingungen in Verbindung mit der höheren Frequenz verbessern. Bulova sprach von einer Abweichung von ca. 2 Sekunden pro Tag. Es erstaunt übrigens nicht, dass die erste Stimmgabeluhr in Amerika gefertigt wurde. Just in einer Zeit, in welcher dank der staatlichen Weltraumforschung die Elektronik und die Miniaturisierung in den USA ungeahnte Fortschritte erzielten.
Ein hartnäckiges Gerücht sagt, dass Hetzel vor seiner Abreise nach Amerika auch der Eterna seine Erfindung angeboten habe. Allerdings habe man aufgrund der technischen Schwierigkeiten, insbesondere fürchtete man um die Haltbarkeit dieser Lösung, abgelehnt. Hetzel selber bestätigte später lediglich, er habe Omega seine Ergebnisse angeboten.
Was machen die Schweizer in der Schweiz?
Natürlich hatte die spektakuläre Accutron direkte Wirkung auf die schweizerische Uhrenindustrie. Auch als Folge des «Accutron-Schocks» gründeten der Branchenverband der Schweizer Uhrenfabrikanten (FH) zusammen mit dem Bund im Jahr 1962 das Centre Electronique Horloger (CEH). Namhafte Markenhersteller wie IWC, Zenith, Patek Philippe, Omega, Rolex, Longines u.a. machten beim CEH mit.

Das CEH verfolgte im Wesentlichen zwei Ziele. Zunächst sollte eine Stimmgabeluhr entwickelt werden, welche der Accutron überlegen sein sollte. Das zweite und wesentlich ambitioniertere Ziel war die Schaffung einer vollumfänglich elektronischen Uhr.
Das erste Ziel lief beim CEH unter dem Namen «Swissonic». Da der Max Hetzel in den USA an der Schweizer Krankheit (Heimweh) litt, war es ein leichtes, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er kehrte 1963 zurück und leitete das Projekt Swissonic am CEH. Die Swissonic konnte sich allerdings nicht durchsetzen und so verliess Hetzel 1969 das CEH und wechselte mitsamt der «Swissonic» zu Omega. Clever wie er war, konnte er (sein eigenes!) Bulova-Patent umgehen und entwickelte einen neuartigen Stimmgabelmotor: eine symmetrische Stimmgabel mit 720 Hz (!), an welcher eine mit Öl gefüllte und versiegelte Kapsel befestigt war. Darin war der Mikromotor: ein achsloses Klinkenrad mit einem Durchmesser von nur noch 1,2 mm und mit 180 Sägezähnen, welches durch zwei Rubinfedern angetrieben wurde. Ein technisches Wunderwerk! Es bestand keine physische Verbindung zwischen dem Mikromotor und den ersten zwei Rädern des Räderwerks. Die Kraftübertragung erfolgte über magnetische Kupplungen. «Megasonic» wurde dieser Lamborghini der Stimmgabeln genannt (Omega Kaliber 1220 und 1230). Und wie es sich für einen richtigen Lamborghini ziemt, machte das Ding auch immer wieder Macken. Insbesondere soll die magnetische Koppelung des Stimmgabelmotors nicht immer zuverlässig gewesen sein, weshalb die «Megasonic» nach etwa 10'000 Stück im Jahr 1976 eingestellt wurde.

Bild des Mikro-Motormoduls , Quelle: Instagram
Phase 3: Die Quarzuhr wird erfunden.
Das zweite Ziel des CEH, die Entwicklung einer «reinen» Quarzuhr dürfte vielen bekannt sein. Mit den ersten Quarzwerken Beta 1 und Beta 2 konnte das CEH einen Welterfolg verbuchen. Die im Februar 1968 von einer Jury publizierten Ergebnisse dieser beiden Werke stellten bezüglich Ganggenauigkeit alles Bisherige in den Schatten. An der Basler Messe 1970 zeigten verschiedene Schweizer Firmen Uhren mit dem Folgekaliber Beta 21, darunter auch Omega die Constellation. Die Beta 21 erwies sich allerdings als Flop und nach etwa 6000 Exemplaren war Schluss.
Parallel zur Beta 21 entwickelten andere Marken eigene Quarzkaliber. So zum Beispiel Longines, welche die Quartz-Chron, eine Art Hybrid-System mit Elementen der Beta 21 und der Accutron.
Richtig in Fahrt kamen die Quarzuhren allerdings – wir wissen es - erst mit Seiko; das japanische Unternahmen hatte bereits 1969 die Halbleitertechnik für ihre Zwecke entdeckt, welche später den Standard bildete. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass frühe hervorragende technische Einzelleistungen das Eine, marktreife Produkte eben das Andere sind. Zudem zeigt die Geschichte des CEH, wie in der Schweiz die Forschung verzettelt und teilweise unkoordiniert verlief, im Gegensatz zu Japan.
Und was hat eigentlich Eterna all die Zeit gemacht?
Kaum war die Accutron 1960 auf dem Markt, liess sich ein Mitarbeiter der ETA in Grenchen ein Exemplar zukommen und machte sich an die Arbeit. Sein Name lautete Heinrich Stamm. Heinrich Stamm? Genau, das ist der findige Ingenieurmit dem Spitznamen Daniel Düsentrieb, der bei Eterna 1949 den Kugellager-Rotor erfand. Zusammen mit seinem Team löste er auch die grösste Schwäche der Accutron. Diese litt nämlich unter erheblicher Lageempfindlichkeit. Bislang stockte das Werk sogar, wenn man die Uhr schräg hielt. Stamm behob diesen Mangel indem er die Form der Stimmgabel veränderte und diese durch Gegengewichte massenkompensiert ausführte. Dank diesen Eingriffen liess sich eine Ganggenauigkeit von etwas mehr als einer halben Sekunde pro Tag erreichen bei massiv verbesserter Lagestabilität.

Links die ursprüngliche Gabel, rechts die massenkompensierte Gabel
Diese massenkompensierte Stimmgabeluhr mit 300 Hz wurde intern MOSABA (Montre sans Balancier) genannt; 1965 reichte ETA das Patent ein und 1966 gewann die MOSABA den ersten Platz am Concours Observatoire. Auch die MOSABA beruhte mehrheitlich auf dem Patent von Bulova, schliesslich konnte sich ESA mit Bulova 1968 über die Lizenzkosten einigen (über 1 Million Dollar Einmalzahlung sowie eine Lizenzgebühr für jedes verkaufte Werk).
Die Ebauches SA (ESA), die Holding der wichtigsten Schweizer Rohwerkehersteller, bei der die ETA der weitaus gewichtigste war, machte nun Nägel mit Köpfen. Obschon die ESA auch am CEH in Neuenburg beteiligt war, wollte man auch eine eigene Strategie verfolgen. Die ESA investierte ca. 70 Millionen CHF in Fabrikationsgebäude und mit über 700 Mitarbeitern wurde sie ein mächtiger Player im Bereich Forschung und Produktion elektronischer Uhren. Den Markennamen „Swissonic“ kaufte die ESA dem CEH ab. 1969 waren die beiden Kaliber 9162 (nur Datum) respektive 9164 (Tag und Datum) für den Marktauftritt bereit. Bekanntlich durfte Eterna stets die Entwicklungen der ETA als erster in ihren Modellen auf den Markt bringen. Unter dem Namen „Eterna Sonic“ und den Kaliberbezeichnungen 1550 respektive 1551 wollte man den Markt erobern. Bei Eterna war man sich sicher, dass mit der Sonic ein erneuter Erfolg gelingen wird, wie dies bereits bei der Kugellager-Geschichte der Fall war.

Hohe Erwartungen
Im Februar 1969 waren die ersten Modelle dem Publikum vorgestellt worden und man ging davon aus, dass allein in den letzten drei Monaten des Jahres an die 20'000 Stück verkauft sein werden. Eterna legte jedem Konzessionär zur Informationsbroschüre der Sonic ein 1-Franken-Stück bei mit einem Brief, in welchem stand, dass dies der erste Franken sei, welcher mit der Sonic verdient werde. Es liege jetzt am Verkäufer, diesen kräftig zu vermehren.
Es kam, wie es kommen musste, die Uhr floppte. Nicht, weil zum Weihnachtsgeschäft 1969 zu wenig Uhrwerke verfügbar waren. Grund waren die sich abzeichnenden Quarzuhren, deren Ankündigungen der Sonic den Wind aus den Segeln nahmen. An der Mustermesse in Basel 1970 wurde die Eterna Sonic sehr prominent in Szene gesetzt. Überliefert ist, dass das Interesse an der Uhr sehr gross war und von den Kunden auch fleissig Bestellungen aufgegeben wurden. Als dann aber diese Kunden ein paar Stände weitergingen und dort bei Longines die Ultra-Quartz oder die Omega Quartz sahen, kehrten sie teilweise zum Eterna-Stand zurück und stornierten ihre Bestellungen.
Aus die Maus, Nikolaus
Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Quarzrevolution nutzte es wenig, dass Tester und Fachleute die Eterna Sonic als eine der besten elektronischen Uhren zu dieser Zeit auf dem Markt betrachteten. Die sich nun rasant entwickelnde Quarztechnologie, unter massgeblicher Beteiligung von Seiko, bei gleichzeitiger Verbilligung der Herstellungskosten, besiegelten das endgültige Ende der Stimmgabel-Technik. Die Fabrikation von teuren und veralteten Stimmgabeluhren wurde Ende 1975 von Eterna und 1977 weltweit endgültig eingestellt. In den insgesamt 17 Jahren wurden etwa 5 Millionen Accutron, etwa eine Million Citizen HiSonic und mehrere Hunderttausend Mosaba-Swissonic von ESA hergestellt. Schwacher Trost: das Stimmgabel-Prinzip lebt in den modernen Quarzuhren immer noch weiter, deren Quarzkristalle weisen die Form einer Stimmgabel auf.
Verlassen wir die Technikgeschichte endgültig und wenden uns der Uhr zu.
Das Äussere der Eterna Sonic Kontiki
Ich habe leider keine spezifischen Daten zur Referenz 740.1015.41 ausfindig machen können und weiss daher auch nicht, wann genau diese Uhr auf den Markt kam. In den mir zur Verfügung stehenden Katalogen habe ich das Modell nicht finden können. Und es war klar: eine sportliche Eterna Sonic Kontiki kostete damals mehr, als die Eterna-Matic Super Kontiki mit dem GF-Band.

Auszug aus einem damaligen Prospekt mit Sonic-Modellen von Eterna.

Unbestritten gehört dieses Modell zu den sportlichen Vertretern der Sonic-Reihe. Lassen sich andere Kontiki Sonic mit runden Gehäusen und Lunetten im Diverstil allenthalben finden, so gehört das hier gezeigte Modell mit dem blauen Blatt und dem massiven Band zu den ganz seltenen Modellen. Optisch lehnt sie sich an die mechanischen Modelle der Kontiki 20 Reihe an.
Das Zifferblatt
Als erstes fällt bei der Kontiki das blaue und je nach Lichteinfall herrlich «pixelige» Zifferblatt auf. Ich habe genau dieses Blatt im uf schon bei einer anderen Uhr gesehen, so dass anzunehmen ist, dass das Blatt nicht extra für Eterna angefertigt worden ist. Bei näherer Betrachtung erkennt man die verschiedenen Quadrate mit geraden oder gebogenen Furchen, die unterschiedliche Richtungen aufweisen. Zwischen einem sehr ruhigen, eher hellblauen Blatt sind bis zu sehr starken, fast silbrig-blauen Pixeleffekte alle Schattierungen möglich.


Das Gehäuse
Die Formensprache des Gehäuses ist klar diejenige der 70er Jahre. Es dominieren Kanten und Geraden, lediglich das Zifferblatt ist makellos rund. Das oktogonale Gehäuse und die Lunette, in welcher das Mineralglas gefasst ist, versprühen einen Hauch Gerald Genta. Die Flächen sind gebürstet, die Kanten poliert. Mit den integrierten Bandanstössen wirkt das Gehäuse mitsamt Band wie eine robuste Einheit und die 38 mm Durchmesser tragen sich sehr präsent. Mit ihrer Gesamt-Ästhetik erinnert die Eterna Sonic stark an die berühmte Zenith Defy aus dieser Epoche. Die verschraubte Krone wirkt durch ihre Grösse ebenfalls sehr massiv.

Wie es sich für eine Eterna Kontiki gehört, ziert das gleichnamige Floss den Schraubboden.

Das Band
Neben dem Zifferblatt ist mit Bestimmtheit das Stahlband dieser Eterna ein Highlight. Das massive, im Lobster-Design gehaltene Band ist ein Produkt der Schweizer Firma HC (Henry&Cie, Genève). Mir ist leider nicht allzu viel über diese Firma bekannt, ich weiss lediglich, dass HC neben Eterna auch die Firmen Universal Genève sowie Jaeger-le-Coultre mit Bändern belieferte. Später wurde HC offenbar von NSA (Nivovit SA) übernommen, allerdings habe ich dazu keine belastbaren Quellen gefunden.

Wie dem auch sei, dank HC verfügt die Kontiki über ein Stahlband, dessen Qualitäten über jeden Zweifel erhaben sind und schlicht und ergreifend einen ultracoolen Look bietet. Pro Seite enthält das sich verjüngende Stahlband 4 bis 5 massive Glieder, welche durch Federstege miteinander verbunden werden. Die Glieder sind gebürstet und weisen eine Dicke von maximal 5 mm (!) bis 2 mm auf. Die beiden letzten Glieder jeder Seite sind gerade verlaufend, so dass eines davon zur Entnahme geeignet ist. Die Feinverstellung erfolgt durch den Bandanschluss an die mit einem Sicherheitsverschluss versehene Faltschliesse. Letztere verfügt hierfür über die gesamte Länge 10 Löcher im 3 mm-Abstand, so dass die Uhr problemlos an jedes Handgelenk angepasst werden kann.

Obwohl das kompakte und massive Band Festigkeit und Stabilität ausstrahlt, trägt es sich wunderbar bequem. Einmal mehr zeigt sich, dass der visuelle Eindruck und das Trageverhalten eines Stahlbandes zwei unterschiedliche Dinge sind.
Für mich ist dieses Band mindestens auf Augenhöhe mit den Lobster-Bändern der legendären Zenith Defy oder der Heuer. Stilistisch passt es sehr gut zum kantigen Gehäuse und dem auffälligen Zifferblatt der Eterna. Kurzum: dieses Band ist ein Killer!

Fazit
Eine wie ich finde optisch schöne und gleichzeitig prägnante Uhr, die stark und dennoch stilsicher daherkommt. Ihr interessantes Innenleben stammt aus einer anderen Zeit, aber ohne Abstriche bezüglich Alltagstauglichkeit. Selbst nach über 40 Jahren funktioniert das Werk noch einwandfrei und die Ganggenauigkeit insgesamt ist phänomenal. Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Uhren mit Funk abgleichen und regelmässig kontrollieren, aber meine drei Sonic Uhren laufen allesamt mit vielleicht einer Sekunde pro Tag im Plus.
Hier noch ein Gruppenbild meiner drei Stimmgabeluhren, in welchen alle das ESA 9162 summt (v.l.n.r.):
Die dressig-sportliche Eterna Sonic, die sportlich-robuste Kontiki Sonic sowie die futuristisch-kühle Rado Electrosonic.

Zum Schluss die technischen Daten
Ref. 740.1915.041
Werk: Eterna Cal. 1550 (ESA 9162)
Gehäuse Edelstahl
Durchmesser ohne Krone: ca. 38 mm
Höhe: 11 mm
Mineralglas
Boden verschraubt
Krone verschraubt
Wasserdichtigkeit: 100 m (mindestens)
Stahlband, Glieder durch Federstege gehalten
Faltschliesse mit Eterna-Logo
Herstellungsjahr: Frühe 70er Jahrehttps://uhrforum.de/attachments/d97...294356/?hash=55024dbb0ff14b086e9a3af25242f3f3
Mit der vorliegenden Vorstellung findet meine Trilogie zur Modellreihe «Eterna Kontiki» ihren Abschluss.

Trilogie? Oder was bisher geschah….
Im ersten Teil habe ich einen klassischen Kontiki Diver vorgestellt und dabei kurz die namensgebende Expedition sowie das daraus entstehende Marketing gestreift https://uhrforum.de/abenteuer-mauerbluemchen-etwas-brigitte-bardot-eterna-kontiki-200-m-633-1570-41-a-t345550.
Im zweiten Teil folgte darauf die Präsentation der Eterna Royal Kontiki Chronograph mit einem Seitenblick auf die Geschichte von Eterna und ETA https://uhrforum.de/threads/man-versteht-bahnhof-eterna-kontiki-royal-chronograph-ref-7755-40-50-0280.352848/
Heute nun zeige ich euch eine seltene, vielleicht sogar seltsame, für ihre Zeit aber dennoch typische Eterna: die Eterna Sonic Kontiki, ref. 740.1015.41. Ich habe Fotos dieser Uhr im uf schon zwei, drei Mal gepostet. Allerdings verdient diese Uhr, in deren Inneren das Stimmgabelwerk 1550 (oder ESA 9162) summt, eine richtige Vorstellung. Diese Eterna ist ein Kind der frühen siebziger Jahre und erzählt ein besonderes Kapitel in der Geschichte der Elektrifizierung der Armbanduhr. Ein Kapitel, das rückblickend amüsant oder gar als Irrweg erscheinen mag. Aber die damaligen Ingenieure und Forscher waren nicht zu Spässen aufgelegt, sie meinten es ernst mit der radikalen Umstellung von der Mechanik zur Elektronik und sie scheuten dabei keinen Aufwand. Und nachdem sie die Herausforderungen meisterten, war die Uhrenindustrie auf der Welt eine andere.

Bis über die Mitte der 60er Jahre galten Stimmgabelwerke als Zukunftstechnologie, nur um kurz darauf auf dem Transistorhaufen der Uhrengeschichte zu landen. Wie das ganze begann, was letztlich davon übrigblieb und welche Rolle Eterna dabei spielte, dies soll in der nachfolgenden Vorstellung kurz skizziert werden.
Grob gesagt, erfolgte die Elektrifizierung der Armbanduhr in drei Phasen.
Erste Phase: Elektromechanische / Elektrodynamische Uhrwerke.
Zweite Phase: Elektrisch angeregte Stimmgabeluhren.
Dritte Phase: Quarzuhren.
Entsprechend des gegebenen Themas werden die erste und letzte Phase der Elektrifizierung nur sehr oberflächlich gestreift.
Phase 1. Die Anfänge der Elektrifizierung
Nach dem zweiten Weltkrieg entbrannte der Wettlauf um die Elektrifizierung der Armbanduhr. Die Firma Hamilton stellte ihre Electric 1957 vor, ein Jahr später trat die französische LIP mit ihrer Electronic auf den Plan (Für Interessierte: das uf-Mitglied @Faisaval hat einen tollen historischen Abriss mit schönen Bildern von LIP im uf eingestellt, auf den ich hier gerne verweise:
Eine kleine alte LIP - wohl aus den 20ern)
Die amerikanische Firma Elgin ihrerseits kündigte die Electronic bereits 1952 an, diese kam aber erst Ende der 50er Jahre auf den Markt. Die erste deutsche elektrische Armbanduhr stand wohl ab 1961 in Form der Laco Electric in den Schaufenstern.
Bei all diesen Modellen wurde vereinfacht gesagt die gewohnte Federkraft durch eine Batterie ersetzt, die konventionelle Unruh kam in diesen elektromechanischen Kalibern nach wie vor zum Einsatz. Man kann bei dieser Technologie von einem kontaktgesteuerten Unruhschwingsystem sprechen.
Phase 2. Wer hats erfunden? Die Schweizer in Amerika!
In den 50er Jahren kam mit Bulova neuer Wind in die Geschichte. Der aus Basel stammende Ingenieur Max Hetzel stand in Diensten der Bulova Watch (Biel) und studierte die bisherigen Ergebnisse der elektromechanischen Uhren. Sein Fazit muss wohl klar gewesen sein: ohne einen Transistor, welcher eine Schaltung respektive Verstärkung von elektrischen Signalen ermöglicht, haben diese Systeme gegenüber einer rein mechanischen Uhr keinen grossen Vorteil

Max Hetzel, Quelle: Instagram
Sein oberster Arbeitgeber – das Mutterhaus in den USA - verstand und schickte dem talentierten Tüftler ein Paket aus Amerika mit drei Transistoren. Im Jahr 1953 meldete Hetzel sein «kugelsicher» formuliertes Patent für eine «Elektrische Uhr» mit einer Stimmgabel als Patent an.

Kopie Patentschrift
Eine kleine Stimmgabel wird durch den Transistor in Schwingungen (360 Hertz) versetzt, wobei an einem Ende der Stimmgabel ein Flachdraht mit einem Rubin befestigt ist. Durch diese Antriebsklinke wurde die Stimmgabel gleichzeitig zum Motor. Mit jeder Schwingung der Stimmgabel schob der am Klinkenende befestigte Rubin ein kleines Zahnrad um einen Zahn weiter und die horizontalen Bewegungen der Stimmgabel wandelten sich in drehende Bewegungen um. Mittels einer Sperrklinke wird das Zurückdrehen unterbunden.

Drück mich! Ich bin ein GIF!
Wir sprechen hier von einem klitzekleinen Mechanismus: ein Zahn auf dem Klinkenrad ist nur 0,025 mm breit und 0,01mm hoch! Das Klinkenrad aus Berylliumkupfer hat, bei einem Durchmesser von nur 2.4 mm, insgesamt 300 solcher Zähnchen.

Quelle: crazywatch.pl
Die ersten Prototypen von Hetzel müssen allerdings ernüchternd gewesen sein, vor allem die Batterien sollen Probleme bereitet haben. Hetzel wurde kurzerhand nach Amerika ins Stammhaus von Bulova beordert und forschte dort weiter. Im Oktober 1960 war die auf den Namen «Accutron 214» getaufte Uhr schliesslich serienreif und in den Verkaufsläden. Und wurde weltberühmt. Gegenüber den klassischen Ankeruhren mit einer Unruh konnte Bulova die Ganggenauigkeit aufgrund der Konstanz der Stimmgabelschwingungen in Verbindung mit der höheren Frequenz verbessern. Bulova sprach von einer Abweichung von ca. 2 Sekunden pro Tag. Es erstaunt übrigens nicht, dass die erste Stimmgabeluhr in Amerika gefertigt wurde. Just in einer Zeit, in welcher dank der staatlichen Weltraumforschung die Elektronik und die Miniaturisierung in den USA ungeahnte Fortschritte erzielten.
Ein hartnäckiges Gerücht sagt, dass Hetzel vor seiner Abreise nach Amerika auch der Eterna seine Erfindung angeboten habe. Allerdings habe man aufgrund der technischen Schwierigkeiten, insbesondere fürchtete man um die Haltbarkeit dieser Lösung, abgelehnt. Hetzel selber bestätigte später lediglich, er habe Omega seine Ergebnisse angeboten.
Was machen die Schweizer in der Schweiz?
Natürlich hatte die spektakuläre Accutron direkte Wirkung auf die schweizerische Uhrenindustrie. Auch als Folge des «Accutron-Schocks» gründeten der Branchenverband der Schweizer Uhrenfabrikanten (FH) zusammen mit dem Bund im Jahr 1962 das Centre Electronique Horloger (CEH). Namhafte Markenhersteller wie IWC, Zenith, Patek Philippe, Omega, Rolex, Longines u.a. machten beim CEH mit.

Das CEH verfolgte im Wesentlichen zwei Ziele. Zunächst sollte eine Stimmgabeluhr entwickelt werden, welche der Accutron überlegen sein sollte. Das zweite und wesentlich ambitioniertere Ziel war die Schaffung einer vollumfänglich elektronischen Uhr.
Das erste Ziel lief beim CEH unter dem Namen «Swissonic». Da der Max Hetzel in den USA an der Schweizer Krankheit (Heimweh) litt, war es ein leichtes, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er kehrte 1963 zurück und leitete das Projekt Swissonic am CEH. Die Swissonic konnte sich allerdings nicht durchsetzen und so verliess Hetzel 1969 das CEH und wechselte mitsamt der «Swissonic» zu Omega. Clever wie er war, konnte er (sein eigenes!) Bulova-Patent umgehen und entwickelte einen neuartigen Stimmgabelmotor: eine symmetrische Stimmgabel mit 720 Hz (!), an welcher eine mit Öl gefüllte und versiegelte Kapsel befestigt war. Darin war der Mikromotor: ein achsloses Klinkenrad mit einem Durchmesser von nur noch 1,2 mm und mit 180 Sägezähnen, welches durch zwei Rubinfedern angetrieben wurde. Ein technisches Wunderwerk! Es bestand keine physische Verbindung zwischen dem Mikromotor und den ersten zwei Rädern des Räderwerks. Die Kraftübertragung erfolgte über magnetische Kupplungen. «Megasonic» wurde dieser Lamborghini der Stimmgabeln genannt (Omega Kaliber 1220 und 1230). Und wie es sich für einen richtigen Lamborghini ziemt, machte das Ding auch immer wieder Macken. Insbesondere soll die magnetische Koppelung des Stimmgabelmotors nicht immer zuverlässig gewesen sein, weshalb die «Megasonic» nach etwa 10'000 Stück im Jahr 1976 eingestellt wurde.

Bild des Mikro-Motormoduls , Quelle: Instagram
Phase 3: Die Quarzuhr wird erfunden.
Das zweite Ziel des CEH, die Entwicklung einer «reinen» Quarzuhr dürfte vielen bekannt sein. Mit den ersten Quarzwerken Beta 1 und Beta 2 konnte das CEH einen Welterfolg verbuchen. Die im Februar 1968 von einer Jury publizierten Ergebnisse dieser beiden Werke stellten bezüglich Ganggenauigkeit alles Bisherige in den Schatten. An der Basler Messe 1970 zeigten verschiedene Schweizer Firmen Uhren mit dem Folgekaliber Beta 21, darunter auch Omega die Constellation. Die Beta 21 erwies sich allerdings als Flop und nach etwa 6000 Exemplaren war Schluss.
Parallel zur Beta 21 entwickelten andere Marken eigene Quarzkaliber. So zum Beispiel Longines, welche die Quartz-Chron, eine Art Hybrid-System mit Elementen der Beta 21 und der Accutron.
Richtig in Fahrt kamen die Quarzuhren allerdings – wir wissen es - erst mit Seiko; das japanische Unternahmen hatte bereits 1969 die Halbleitertechnik für ihre Zwecke entdeckt, welche später den Standard bildete. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass frühe hervorragende technische Einzelleistungen das Eine, marktreife Produkte eben das Andere sind. Zudem zeigt die Geschichte des CEH, wie in der Schweiz die Forschung verzettelt und teilweise unkoordiniert verlief, im Gegensatz zu Japan.
Und was hat eigentlich Eterna all die Zeit gemacht?
Kaum war die Accutron 1960 auf dem Markt, liess sich ein Mitarbeiter der ETA in Grenchen ein Exemplar zukommen und machte sich an die Arbeit. Sein Name lautete Heinrich Stamm. Heinrich Stamm? Genau, das ist der findige Ingenieurmit dem Spitznamen Daniel Düsentrieb, der bei Eterna 1949 den Kugellager-Rotor erfand. Zusammen mit seinem Team löste er auch die grösste Schwäche der Accutron. Diese litt nämlich unter erheblicher Lageempfindlichkeit. Bislang stockte das Werk sogar, wenn man die Uhr schräg hielt. Stamm behob diesen Mangel indem er die Form der Stimmgabel veränderte und diese durch Gegengewichte massenkompensiert ausführte. Dank diesen Eingriffen liess sich eine Ganggenauigkeit von etwas mehr als einer halben Sekunde pro Tag erreichen bei massiv verbesserter Lagestabilität.

Links die ursprüngliche Gabel, rechts die massenkompensierte Gabel
Diese massenkompensierte Stimmgabeluhr mit 300 Hz wurde intern MOSABA (Montre sans Balancier) genannt; 1965 reichte ETA das Patent ein und 1966 gewann die MOSABA den ersten Platz am Concours Observatoire. Auch die MOSABA beruhte mehrheitlich auf dem Patent von Bulova, schliesslich konnte sich ESA mit Bulova 1968 über die Lizenzkosten einigen (über 1 Million Dollar Einmalzahlung sowie eine Lizenzgebühr für jedes verkaufte Werk).
Die Ebauches SA (ESA), die Holding der wichtigsten Schweizer Rohwerkehersteller, bei der die ETA der weitaus gewichtigste war, machte nun Nägel mit Köpfen. Obschon die ESA auch am CEH in Neuenburg beteiligt war, wollte man auch eine eigene Strategie verfolgen. Die ESA investierte ca. 70 Millionen CHF in Fabrikationsgebäude und mit über 700 Mitarbeitern wurde sie ein mächtiger Player im Bereich Forschung und Produktion elektronischer Uhren. Den Markennamen „Swissonic“ kaufte die ESA dem CEH ab. 1969 waren die beiden Kaliber 9162 (nur Datum) respektive 9164 (Tag und Datum) für den Marktauftritt bereit. Bekanntlich durfte Eterna stets die Entwicklungen der ETA als erster in ihren Modellen auf den Markt bringen. Unter dem Namen „Eterna Sonic“ und den Kaliberbezeichnungen 1550 respektive 1551 wollte man den Markt erobern. Bei Eterna war man sich sicher, dass mit der Sonic ein erneuter Erfolg gelingen wird, wie dies bereits bei der Kugellager-Geschichte der Fall war.

Hohe Erwartungen
Im Februar 1969 waren die ersten Modelle dem Publikum vorgestellt worden und man ging davon aus, dass allein in den letzten drei Monaten des Jahres an die 20'000 Stück verkauft sein werden. Eterna legte jedem Konzessionär zur Informationsbroschüre der Sonic ein 1-Franken-Stück bei mit einem Brief, in welchem stand, dass dies der erste Franken sei, welcher mit der Sonic verdient werde. Es liege jetzt am Verkäufer, diesen kräftig zu vermehren.
Es kam, wie es kommen musste, die Uhr floppte. Nicht, weil zum Weihnachtsgeschäft 1969 zu wenig Uhrwerke verfügbar waren. Grund waren die sich abzeichnenden Quarzuhren, deren Ankündigungen der Sonic den Wind aus den Segeln nahmen. An der Mustermesse in Basel 1970 wurde die Eterna Sonic sehr prominent in Szene gesetzt. Überliefert ist, dass das Interesse an der Uhr sehr gross war und von den Kunden auch fleissig Bestellungen aufgegeben wurden. Als dann aber diese Kunden ein paar Stände weitergingen und dort bei Longines die Ultra-Quartz oder die Omega Quartz sahen, kehrten sie teilweise zum Eterna-Stand zurück und stornierten ihre Bestellungen.
Aus die Maus, Nikolaus
Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Quarzrevolution nutzte es wenig, dass Tester und Fachleute die Eterna Sonic als eine der besten elektronischen Uhren zu dieser Zeit auf dem Markt betrachteten. Die sich nun rasant entwickelnde Quarztechnologie, unter massgeblicher Beteiligung von Seiko, bei gleichzeitiger Verbilligung der Herstellungskosten, besiegelten das endgültige Ende der Stimmgabel-Technik. Die Fabrikation von teuren und veralteten Stimmgabeluhren wurde Ende 1975 von Eterna und 1977 weltweit endgültig eingestellt. In den insgesamt 17 Jahren wurden etwa 5 Millionen Accutron, etwa eine Million Citizen HiSonic und mehrere Hunderttausend Mosaba-Swissonic von ESA hergestellt. Schwacher Trost: das Stimmgabel-Prinzip lebt in den modernen Quarzuhren immer noch weiter, deren Quarzkristalle weisen die Form einer Stimmgabel auf.
Verlassen wir die Technikgeschichte endgültig und wenden uns der Uhr zu.
Das Äussere der Eterna Sonic Kontiki
Ich habe leider keine spezifischen Daten zur Referenz 740.1015.41 ausfindig machen können und weiss daher auch nicht, wann genau diese Uhr auf den Markt kam. In den mir zur Verfügung stehenden Katalogen habe ich das Modell nicht finden können. Und es war klar: eine sportliche Eterna Sonic Kontiki kostete damals mehr, als die Eterna-Matic Super Kontiki mit dem GF-Band.

Auszug aus einem damaligen Prospekt mit Sonic-Modellen von Eterna.

Unbestritten gehört dieses Modell zu den sportlichen Vertretern der Sonic-Reihe. Lassen sich andere Kontiki Sonic mit runden Gehäusen und Lunetten im Diverstil allenthalben finden, so gehört das hier gezeigte Modell mit dem blauen Blatt und dem massiven Band zu den ganz seltenen Modellen. Optisch lehnt sie sich an die mechanischen Modelle der Kontiki 20 Reihe an.
Das Zifferblatt
Als erstes fällt bei der Kontiki das blaue und je nach Lichteinfall herrlich «pixelige» Zifferblatt auf. Ich habe genau dieses Blatt im uf schon bei einer anderen Uhr gesehen, so dass anzunehmen ist, dass das Blatt nicht extra für Eterna angefertigt worden ist. Bei näherer Betrachtung erkennt man die verschiedenen Quadrate mit geraden oder gebogenen Furchen, die unterschiedliche Richtungen aufweisen. Zwischen einem sehr ruhigen, eher hellblauen Blatt sind bis zu sehr starken, fast silbrig-blauen Pixeleffekte alle Schattierungen möglich.


Das Gehäuse
Die Formensprache des Gehäuses ist klar diejenige der 70er Jahre. Es dominieren Kanten und Geraden, lediglich das Zifferblatt ist makellos rund. Das oktogonale Gehäuse und die Lunette, in welcher das Mineralglas gefasst ist, versprühen einen Hauch Gerald Genta. Die Flächen sind gebürstet, die Kanten poliert. Mit den integrierten Bandanstössen wirkt das Gehäuse mitsamt Band wie eine robuste Einheit und die 38 mm Durchmesser tragen sich sehr präsent. Mit ihrer Gesamt-Ästhetik erinnert die Eterna Sonic stark an die berühmte Zenith Defy aus dieser Epoche. Die verschraubte Krone wirkt durch ihre Grösse ebenfalls sehr massiv.

Wie es sich für eine Eterna Kontiki gehört, ziert das gleichnamige Floss den Schraubboden.

Das Band
Neben dem Zifferblatt ist mit Bestimmtheit das Stahlband dieser Eterna ein Highlight. Das massive, im Lobster-Design gehaltene Band ist ein Produkt der Schweizer Firma HC (Henry&Cie, Genève). Mir ist leider nicht allzu viel über diese Firma bekannt, ich weiss lediglich, dass HC neben Eterna auch die Firmen Universal Genève sowie Jaeger-le-Coultre mit Bändern belieferte. Später wurde HC offenbar von NSA (Nivovit SA) übernommen, allerdings habe ich dazu keine belastbaren Quellen gefunden.

Wie dem auch sei, dank HC verfügt die Kontiki über ein Stahlband, dessen Qualitäten über jeden Zweifel erhaben sind und schlicht und ergreifend einen ultracoolen Look bietet. Pro Seite enthält das sich verjüngende Stahlband 4 bis 5 massive Glieder, welche durch Federstege miteinander verbunden werden. Die Glieder sind gebürstet und weisen eine Dicke von maximal 5 mm (!) bis 2 mm auf. Die beiden letzten Glieder jeder Seite sind gerade verlaufend, so dass eines davon zur Entnahme geeignet ist. Die Feinverstellung erfolgt durch den Bandanschluss an die mit einem Sicherheitsverschluss versehene Faltschliesse. Letztere verfügt hierfür über die gesamte Länge 10 Löcher im 3 mm-Abstand, so dass die Uhr problemlos an jedes Handgelenk angepasst werden kann.

Obwohl das kompakte und massive Band Festigkeit und Stabilität ausstrahlt, trägt es sich wunderbar bequem. Einmal mehr zeigt sich, dass der visuelle Eindruck und das Trageverhalten eines Stahlbandes zwei unterschiedliche Dinge sind.
Für mich ist dieses Band mindestens auf Augenhöhe mit den Lobster-Bändern der legendären Zenith Defy oder der Heuer. Stilistisch passt es sehr gut zum kantigen Gehäuse und dem auffälligen Zifferblatt der Eterna. Kurzum: dieses Band ist ein Killer!

Fazit
Eine wie ich finde optisch schöne und gleichzeitig prägnante Uhr, die stark und dennoch stilsicher daherkommt. Ihr interessantes Innenleben stammt aus einer anderen Zeit, aber ohne Abstriche bezüglich Alltagstauglichkeit. Selbst nach über 40 Jahren funktioniert das Werk noch einwandfrei und die Ganggenauigkeit insgesamt ist phänomenal. Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Uhren mit Funk abgleichen und regelmässig kontrollieren, aber meine drei Sonic Uhren laufen allesamt mit vielleicht einer Sekunde pro Tag im Plus.
Hier noch ein Gruppenbild meiner drei Stimmgabeluhren, in welchen alle das ESA 9162 summt (v.l.n.r.):
Die dressig-sportliche Eterna Sonic, die sportlich-robuste Kontiki Sonic sowie die futuristisch-kühle Rado Electrosonic.

Zum Schluss die technischen Daten
Ref. 740.1915.041
Werk: Eterna Cal. 1550 (ESA 9162)
Gehäuse Edelstahl
Durchmesser ohne Krone: ca. 38 mm
Höhe: 11 mm
Mineralglas
Boden verschraubt
Krone verschraubt
Wasserdichtigkeit: 100 m (mindestens)
Stahlband, Glieder durch Federstege gehalten
Faltschliesse mit Eterna-Logo
Herstellungsjahr: Frühe 70er Jahrehttps://uhrforum.de/attachments/d97...294356/?hash=55024dbb0ff14b086e9a3af25242f3f3
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