
Rainer Nienaber
Uhrenhersteller, Nienaber
Themenstarter
Vorgeschichte: vor 10 oder 12 Jahren bot mir ein Händler aus Pforzheim einen Posten Val. 7734 an. NOS. So 15 oder 18 Stück. Jau, einen Chrono wollte ich immer schon mal machen. Also habe ich mal ein Musterwerk bestellt. Mit dem Händler hatte ich schon mal zusammen gearbeitet, war also kein Problem. Das Werk sah wirklich gut aus, in originaler Verpackung.
Es sollte auch einen Kasten voll mit Ersatzteilen dazu geben. Also habe ich „zugeschlagen“ Das Musterwerk und die Hälfte der restlichen Werke angezahlt. Ich bekam dann schon mal den Kasten „voll mit Ersatzteilen“. Das war aber nicht so der Hit, ein Sammelsurium von Zifferblättern, Zeigern, div. Teilen und ausgeschlachtete Teilwerke.
Und Schrauben. Schrauben nehme ich ja immer gern.
Bei Ickler lief gerade eine Bestellung Uhrgehäuse, da habe ich dann mal nachgefragt, ob er mir 10 Chrono- Gehäuse macht.
Was? Nur 10 Stück? Das wird aber nicht billig.
Ich weiss, aber bitte bitte.
Na gut, weil Sie es sind.
Ich habe dann einen Dummy gemacht, wonach sich der Gehäusemacher richten kann. So richtig toll, mit aufgesetztem Rehaut.
Es dauert vielleicht 6 oder 8 Monate, dann bekam ich meine Gehäuse. Uff, wirklich nicht ganz billig.
Der Dummy passte supergut rein, dann kann es ja losgehen.
Als ich mich finanziell wieder etwas erholt hatte, habe ich die restlichen Werke abgerufen. Keine Antwort. Immer wieder versucht, die Telefonnummer war nicht mehr zu erreichen. Über Umwege habe ich dann die neue Adresse bekommen. Aber statt der Werke bekam ich eine Liste, was ich noch aus der Konkursmasse bekommen könnte. Bürostühle, einen Schreibtisch, Lampen etc. Mist. Geld weg, keine Werke, aber 10 Gehäuse. Inzwischen hat seine Frau aber eine neue Firma gegründet und er ist wieder voll im Geschäft. Und jedes mal, wenn ich ihn jetzt sehe und er mich angrinst, könnte ich ihm einen auf das Zifferblatt hauen.
Und seit dem liegen die Sachen hier rum. Bis ich neulich gedacht habe, wenigstens einen, für mich ganz privat, sollte ich doch mal machen. Also habe ich den ganzen Krempel wieder rausgesucht. Und eine Zeichnung gemacht, wie ich mir das Zifferblatt vorstelle.
Zwei der Zifferblätter aus dem Kasten habe ich dann abgewaschen und weiß lackiert. Eins hat sogar abgesenkte Totalisatoren, gefällt mir. Das war aber nicht lackiert, sonder irgendwie eloxiert. Da musste ich die Farbe abschleifen.
Das Lackieren hat auch auf Anhieb geklappt. Das ist nicht immer so. Dann habe ich zwei Rehautringe gedreht und schwarz lackiert.
Eine erste Anprobe, gefällt. Der Ring hätte etwas schmaler sein können.
Und nun schicke die Blätter zum Bedrucken. Die Zeichnung habe ich inzwischen in 3 Einzelzeichnungen zerlegt. Die Stundenbalken sollen mit Silber gedruckt werden, der Rest mit Schwarz und der Telemeterring mit Weiß.
Die ersten 5 Fotos habe ich übrigens erst jetzt gemacht, ich wusste ja vor 10 Jahren noch nicht, dass ich die mal brauche.
Während ich auf die Zifferblätter warte, bin ich nicht untätig. Heute habe ich den Werkhaltering gemacht. Bei Chronografen ist das ja immer so eine Sache mit dem Einbau. Wenn die Drücker zu weit ins Gehäuse ragen, bekommt man das Werk u.U. nicht mehr eingelegt. So auch hier. Ich hatte mit dem Gehäusemacher vereinbart, dass die Drücker innen mit der Ausdrehung abschließen.
Aber jetzt kommen die Drücker nicht an die Schalthebel.
Ich muss also einen speziellen WHR drehen und auch die Drücker verlängern. Erst mal das Drehteil, die Maße kann ich vom Dummy abnehmen. Dann fräse ich drei Schlitze in den Ring. Damit er sich beim Spannen nicht verzieht, drehe ich einen Stützring aus Alu, den ich einpresse.
Die Drücker stehen 27° zur Aufzugwelle. Huch, da muss ich doch erst mal in meine Formelsammlung schauen, wie ich das ausrechne. Habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Wie war das? 40 Umdrehungen der Kurbel = eine Umdrehung des Futters. Ich habe gerade einen 39er Lochkreis montiert.
39 x 40 : 360 x 54 = 234 Löcher oder, tiptiptip in den Taschenrechner, genau 6 Umdrehungen der Kurbel. Ach, da brauche ich die Zange ja gar nicht.
Einen Schlitz fräsen, dann den zweiten und dann einen in der Mitte der beiden für die Aufzugwelle.
Fertig
Und einen geheimnisvollen Ring mache ich noch. Nur 1 mm dick und auch mit solchen Einfräsungen. Er passt exakt auf den WHR..
Den WHR lege ich um das Werk ins Gehäuse.
Dann mache ich kleine Würfel mit einer Kantenlänge von 1,9 mm. Die gefrästen Schlitze sind 2 mm breit.
Diese Würfel lege ich in die Schlitze, sie dienen als Verlängerung.
Und damit die nicht rausfallen, lege ich den geheimnisvollen Ring drauf und übertrage die Löcher, die ich vorher reingebohrt habe.
Diese Abdeckung wird noch passend abgesägt und dann aufgeschraubt. Auch die Gewindelöcher für die Briden habe ich inzwischen gebohrt, damit ich das Werk auch einmal fest ins Gehäuse schrauben kann.
Und passt der Boden noch drauf? Ja, passt sehr gut.
Jetzt muss ich aber wirklich andere Sachen erledigen. Aber ich kann so schlecht aufhören. Besonders, wenn es so gut läuft. Das Werk muss ich bestimmt noch einmal reinigen. Es sind doch recht viele Späne an- und reingefallen.

Es sollte auch einen Kasten voll mit Ersatzteilen dazu geben. Also habe ich „zugeschlagen“ Das Musterwerk und die Hälfte der restlichen Werke angezahlt. Ich bekam dann schon mal den Kasten „voll mit Ersatzteilen“. Das war aber nicht so der Hit, ein Sammelsurium von Zifferblättern, Zeigern, div. Teilen und ausgeschlachtete Teilwerke.

Und Schrauben. Schrauben nehme ich ja immer gern.


Bei Ickler lief gerade eine Bestellung Uhrgehäuse, da habe ich dann mal nachgefragt, ob er mir 10 Chrono- Gehäuse macht.
Was? Nur 10 Stück? Das wird aber nicht billig.
Ich weiss, aber bitte bitte.
Na gut, weil Sie es sind.
Ich habe dann einen Dummy gemacht, wonach sich der Gehäusemacher richten kann. So richtig toll, mit aufgesetztem Rehaut.

Es dauert vielleicht 6 oder 8 Monate, dann bekam ich meine Gehäuse. Uff, wirklich nicht ganz billig.

Der Dummy passte supergut rein, dann kann es ja losgehen.

Als ich mich finanziell wieder etwas erholt hatte, habe ich die restlichen Werke abgerufen. Keine Antwort. Immer wieder versucht, die Telefonnummer war nicht mehr zu erreichen. Über Umwege habe ich dann die neue Adresse bekommen. Aber statt der Werke bekam ich eine Liste, was ich noch aus der Konkursmasse bekommen könnte. Bürostühle, einen Schreibtisch, Lampen etc. Mist. Geld weg, keine Werke, aber 10 Gehäuse. Inzwischen hat seine Frau aber eine neue Firma gegründet und er ist wieder voll im Geschäft. Und jedes mal, wenn ich ihn jetzt sehe und er mich angrinst, könnte ich ihm einen auf das Zifferblatt hauen.

Und seit dem liegen die Sachen hier rum. Bis ich neulich gedacht habe, wenigstens einen, für mich ganz privat, sollte ich doch mal machen. Also habe ich den ganzen Krempel wieder rausgesucht. Und eine Zeichnung gemacht, wie ich mir das Zifferblatt vorstelle.

Zwei der Zifferblätter aus dem Kasten habe ich dann abgewaschen und weiß lackiert. Eins hat sogar abgesenkte Totalisatoren, gefällt mir. Das war aber nicht lackiert, sonder irgendwie eloxiert. Da musste ich die Farbe abschleifen.


Das Lackieren hat auch auf Anhieb geklappt. Das ist nicht immer so. Dann habe ich zwei Rehautringe gedreht und schwarz lackiert.


Eine erste Anprobe, gefällt. Der Ring hätte etwas schmaler sein können.

Und nun schicke die Blätter zum Bedrucken. Die Zeichnung habe ich inzwischen in 3 Einzelzeichnungen zerlegt. Die Stundenbalken sollen mit Silber gedruckt werden, der Rest mit Schwarz und der Telemeterring mit Weiß.
Die ersten 5 Fotos habe ich übrigens erst jetzt gemacht, ich wusste ja vor 10 Jahren noch nicht, dass ich die mal brauche.
Während ich auf die Zifferblätter warte, bin ich nicht untätig. Heute habe ich den Werkhaltering gemacht. Bei Chronografen ist das ja immer so eine Sache mit dem Einbau. Wenn die Drücker zu weit ins Gehäuse ragen, bekommt man das Werk u.U. nicht mehr eingelegt. So auch hier. Ich hatte mit dem Gehäusemacher vereinbart, dass die Drücker innen mit der Ausdrehung abschließen.

Aber jetzt kommen die Drücker nicht an die Schalthebel.

Ich muss also einen speziellen WHR drehen und auch die Drücker verlängern. Erst mal das Drehteil, die Maße kann ich vom Dummy abnehmen. Dann fräse ich drei Schlitze in den Ring. Damit er sich beim Spannen nicht verzieht, drehe ich einen Stützring aus Alu, den ich einpresse.

Die Drücker stehen 27° zur Aufzugwelle. Huch, da muss ich doch erst mal in meine Formelsammlung schauen, wie ich das ausrechne. Habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Wie war das? 40 Umdrehungen der Kurbel = eine Umdrehung des Futters. Ich habe gerade einen 39er Lochkreis montiert.
39 x 40 : 360 x 54 = 234 Löcher oder, tiptiptip in den Taschenrechner, genau 6 Umdrehungen der Kurbel. Ach, da brauche ich die Zange ja gar nicht.

Einen Schlitz fräsen, dann den zweiten und dann einen in der Mitte der beiden für die Aufzugwelle.



Fertig


Und einen geheimnisvollen Ring mache ich noch. Nur 1 mm dick und auch mit solchen Einfräsungen. Er passt exakt auf den WHR..


Den WHR lege ich um das Werk ins Gehäuse.

Dann mache ich kleine Würfel mit einer Kantenlänge von 1,9 mm. Die gefrästen Schlitze sind 2 mm breit.


Diese Würfel lege ich in die Schlitze, sie dienen als Verlängerung.


Und damit die nicht rausfallen, lege ich den geheimnisvollen Ring drauf und übertrage die Löcher, die ich vorher reingebohrt habe.

Diese Abdeckung wird noch passend abgesägt und dann aufgeschraubt. Auch die Gewindelöcher für die Briden habe ich inzwischen gebohrt, damit ich das Werk auch einmal fest ins Gehäuse schrauben kann.

Und passt der Boden noch drauf? Ja, passt sehr gut.

Jetzt muss ich aber wirklich andere Sachen erledigen. Aber ich kann so schlecht aufhören. Besonders, wenn es so gut läuft. Das Werk muss ich bestimmt noch einmal reinigen. Es sind doch recht viele Späne an- und reingefallen.