
Mapa
Themenstarter
Warum nur? Warum nur habe ich es schon wieder getan? Gemeinsam mit dem höhnisch lachenden Teufelchen auf meiner Schulter die Vernunft besiegt. Jetzt sitze ich hier an meinem Esstisch und mein Blick hastet haltlos durch den Raum. Die Hände zittern. Nervöses Zucken im linken Augenlid. Hastige, flache Atmung. Nicht ausreichend, um meinen ohnehin schon chronisch unterversorgten Denkapparat mit Sauerstoff zu versorgen. Schwindel setzt ein. Ich atme tief durch. Dann beruhige ich mein limbisches System mit der Einnahme eines Diazepam Zäpfchens. Ohne Vaseline. Hart.
Die Atmung verlangsamt sich. Das Zittern hört auf. Erwartungsvoll senkt sich mein Blick. Meine Hände umschließen etwas hartes, glattes. Etwas, was ich eigentlich gar nicht benötige. Langsam ziehe sie zurück und gebe den Blick frei…
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor 6 Wochen bei meinem Psychotherapeuten
Er: Wie geht es ihnen heute?
Ich: Gut. Gut soweit. Ich bin zufrieden.
Er: Verstehe. Wie oft verspüren sie den Drang noch?
Ich: Ach, gar nicht mehr.
Er: Wirklich?
Ich: Ja, wirklich. Gar nicht mehr.
Er: Verstehe. Aber ich denke, sie machen sich etwas vor. Die Lage ist ernst. Sie leiden an Flipperitis! Da hilft nur noch eines.
Bedeutungsschwangere Sprechpause
Er: Absolutes Uhrforumsverbot!
Ich: Neeeeiiiiin!
Er: Dooooooch!
Er redet weiter, doch ich nehme seine Worte gar nicht mehr wahr. Sie verschmelzen zu breiigem Stimmenwirrwarr im Hintergrund. Gedankenverloren geht mein Blick durch ihn hindurch. Panik keimt in mir auf. Wie soll das nur funktionieren? Uhrforumsverbot! Nicht möglich! Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. Gelingt mir nur mäßig. Gerade als ich was Vulgäres erwidern will, erregt jedoch plötzlich etwas anderes meine volle Aufmerksamkeit. Mein Gegenüber macht sich, während er noch irgendetwas von ernsten Konsequenzen faselt, fleißig Notizen in seine lederne Mappe. Dabei rutscht die verstellbare Kombimanschette seines günstig wirkenden Hemdes nach oben und gibt frei, was nicht freigegeben werden sollte…
Der Doktor bemerkt seinen Fauxpas. Zieht die Manschette hastig über die Lünette. Doch zu spät. Wie bei einem Wolf, der die Fährte eines verletzten Rehs aufgenommen hat, gerät mein Blut in Wallung. Mit offenem Mund sitze ich auf dem Sessel und starre ihn an. Ein dünner Sabberfaden löst sich aus meinem Mundwinkel und tropft herab.
Er: Haben sie Verstanden?
Ich: Ähä
Er: Ich bitte sie!
Ich: Ähä
Er: Kann ich mich auf sie verlassen?
Ich: Ähä
Wir stehen auf und verabschieden uns. Sein Händedruck ist sanft und langanhaltend. Ich bemerke seinen durchdringenden Blick. Als ob er etwas in mir lesen will. Rückblickend betrachtet glaube ich jedoch, dass es keiner psychotherapeutischen Ausbildung benötigt, um zu wissen was in diesem Moment in mir vorgeht.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Gegenwart
Ich gleite mit meinen Fingern sanft über die Oberseite der Box. Spüre die seidig matte Oberfläche, die glatte Prägung des Markenemblems. Fühlt sich gut an. Dann packen meine Hände den Deckel der Schatulle und öffnen sie. Was ich dann sehe raubt mir für kurze Zeit den Atem.
Meine Hände beginnen wieder zu zittern. Schnappatmung setzt ein. Ekstatische Erregung…
Noch ein Zäpfchen? Nein danke.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor 4 Wochen bei uns Zuhause
Sie: Bist Du total bescheuert? Du brauchst bestimmt nicht noch eine Uhr!
Ich: Doch brauche ich!
Sie: Für was? Du kannst doch eh nur eine tragen!
Ich: Das sah Nicolas Hayek aber anders!
Sie: Nick wer? Ich kenne nur Nick Carter. Und der hat auch nur eine Uhr!
Ich: Ist auch egal! Aber die jetzt brauche ich wirklich!
Sie: Ja ja genau. Das hast Du bei der letzten auch gesagt. Zwei Wochen später war sie weg. Die davor hast Du gar nicht getragen, bevor Du sie verkauft hast. Und die vorvorletzte liegt immer noch unbenutzt in der Sockenschublade.
Ich: Die jetzt ist anders. Die ist ein Keeper
Sie: Was für n Ding?
Ich: Ach, vergiss es
Sie: Außerdem werden sie gefühlt von Uhr zu Uhr immer teurer!
Ich: Ach was. Das ist noch lange keine Haute Horlogerie!
Sie: Was für n Urologe?
Ich: Ach, vergiss es!
Sie: Nein, vergiss Du es! Das kommt gar nicht in die Tüte!
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Gegenwart
Vorsichtig nehme ich die Uhr aus der Box. Schwenke sie von links nach rechts. Von vorne nach hinten.
Verliere mich in der Tiefe des Ziffernblatts. Bewundere das gewölbte Saphirglas.
Studiere die sauberen Schliffe. Die gefasten und polierten Kanten. Die sauber aufgetragene Lume. Mit den Fingerspitzen betätige ich die mit einer Rose verzierte Krone, bis sie mit einem sauberen „Klack“ in die erste Position rastet. Dann ziehe ich das Uhrwerk auf. Erwecke die Mechanik mit wenigen Umdrehungen zum Leben. Beobachte wie der Sekundenzeiger beginnt in 8 feinen Schritten von Index zu Index zu gleiten.
Faszinierend – immer wieder.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor wenigen Stunden
Ich stehe vor dem Ladenlokal und greife nach dem Türgriff, doch meine Hand greift ins Leere. Der schwarzgekleidete Herr vom Sicherheitsdienst war schneller. Er begrüßt mich mit einem Augenzwinkern. Ich nicke. Nonverbale Kommunikation. Man kennt sich. Zielstrebig betrete ich das Fachgeschäft. Erblicke auf einem der schweren Holztische das vorbereitete Objekt der Begierde. Als ich mich darauf zubewege eilt der gestriegelte Verkäufer herbei…
Er: Herzlich willkommen! Na, darf es wieder etwas Softes sein?
Er lächelt gekünstelt
Ich: Nein. Sie wissen warum ich hier bin.
Er: Selbstverständlich. Ich habe besorgt wonach sie suchten.
Ich: Sehe ich.
Er: Wollen sie mal anlegen?
Ich: Mach ich zuhause.
Er: Band kürzen vielleicht?
Ich: Mach ich zuhause.
Er: Also alles wie immer?
Ich: Ja, wie immer.
Er lächelt wieder gekünstelt. Nach dem Bezahlen begleitet er mich zum Ausgang. Kurz vor der Tür bleibe ich jedoch stehen und drehe mich um. Spüre wie ein dicker Kloß sich in meinem Hals breit macht. Augendruck. Mit brüchiger Stimme beginne ich zu reden…
Ich: Das ist das letzte Mal das wir uns sehen.
Er: Wie meinen sie das?
Ich: Das war´s. Ich habe fertig. Das ist die letzte Uhr die kaufe.
Sein Blick wirkt kurzzeitig erstaunt. Doch nur für einen winzig kleinen Moment. Dann lächelt er wieder gekünstelt.
Er: Sicher ist es das.
Mich beschleicht das Gefühl, dass er verkäuferisch zu gut geschult ist, um mich vom offensichtlichen Gegenteil zu überzeugen. Er wiederholt…
Er: Sicher ist es das.
Dann reicht er mir zur Verabschiedung die Hand. Ich erwidere die Geste. In diesem Moment rutscht die Umschlagmanschette seines teuer wirkenden Hemdes nach oben und gibt frei, was nicht freigegeben werden sollte. Dieses Gegenüber gibt sich nicht die Mühe hastig zu verstecken was meinen Blick sofort auf sich gelenkt hat. Wissendes lächeln. Sicher ist es das. Mein Blut gerät in Wallung. Der Wolf. Das Reh. Die Jagd.
Wo sind nur diese verdammten Zäpfchen, wenn man sie braucht?
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Was mit ein „Echt harter Typ mit seiner echt harten Uhr“ begann und mit „Ein echt softer Typ mit seiner echt soften Uhr“ seine Fortsetzung fand, endet nun hier: Meine Uhrenvorstellungs-Trilogie!
Mit diesen drei Vorstellungen wollte ich Euch, zugegeben mit ein wenig Storytelling, nicht nur drei wunderbare Uhren näherbringen, sondern auch drei Facetten, denen ich beim ewigen Surfen in diesem Forum begegnet bin. Ich lernte User kennen, die froh sind alltägliche Dinge mit ihren Uhren überstehen zu können. User, die mit Spülschwamm und Radierstift bewaffnet jedem Kratzerchen zu Leibe rücken. Und auch User, die sich bereits über neue Uhren Gedanken machen, obwohl die soeben gekauften noch gar nicht eingetragen sind. In meinen Vorstellungen habe ich sie alle aufgegriffen, diese Typen. Sozusagen waren das Persönlichkeitshommagen, um bei einer weiteren Fachbegrifflichkeit zu bleiben.
Leute die sich in dieses Forum verirren mögen die Augen rollen ob dieser Stereotypen. Manche gar den Kopf schütteln. Ich jedoch bin gerne hier unter Euch. Ihr Spinner!
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Die Black Bay Chronograph hatte ich bereits seit ihrem Erscheinen in 2017 auf dem Schirm. Die letzten Monate war sie ganz klar in Führung auf meiner kleinen Shortlist, nur um dann auf der Zielgeraden von der Pelagos abgegrätscht zu werden. Wohl die Triplizität der Ereignisse. Jetzt bot sich allerdings eine unfassbar günstige Möglichkeit an diese neue Uhr heranzukommen und ich musste keine Sekunde lang darüber nachdenken. Manchmal hat man in seinem Leben einfach Glück.
Bei der Tudor Ref. 79350 handelt es sich um eine große und präsente Uhr. 41mm Gehäusedurchmesser und knapp 15mm Höhe machen sie nicht für jedermann tragbar und prädestinieren sie eigentlich eher für kräftige Handgelenke (die ich leider nicht habe). Durch den Verzicht auf solide Endlinks und einem daraus entstehendes Lug2Lug von 50mm finde ich dennoch, dass sie, die richtige körperliche Statur vorausgesetzt, auch noch an einem 17,5er HGU tragbar ist.
Ich erkenne in der Tudor Anleihen an den beliebten Chrono ihrer großen Schwester, wie zum Beispiel die verschraubten Chronodrücker. Diese hätte es jedoch meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, machen sie ein spontanes Stoppen nahezu unmöglich. Sie verhindern jedoch ein versehentliches Betätigen der Drücker unter Wasser.
(Pusher geschlossen)
(Pusher offen)
Die unter anderem dadurch erreichte Wasserdichtheit ist für meine Zwecke absolut ausreichend und alltagstauglich. Zum Apnoetauchen in Tiefen größer als 200m nehme ich dann einfach die Pelagos
.
Im Gegensatz zur Daytona verzichtet die Black Bay auf den Stundentotalisator. Bei ihr ist nach 45 Minuten Stoppzeit Schluss, was sie zum Bi-Compax macht. Auch hier für mich als bekennenden Fußballfan ausreichend, da meine Gedanken eine Haltwertzeit länger als 45 Minuten meist nicht überdauern. Ich glaube der wahre Grund für die 45 Minuten Skala kommt aus dem Rennsport. Da ich bei Formel 1 aber immer an eine Musiksendung aus den 80ern denken muss, kann ich hier keine exakte Auskunft liefern.
Dafür kommt sie mit einem Datum samt Schnellverstellung, was mir sehr entgegenkommt.
Die Verarbeitung der Ref. M79350-0001 ist auf Tudor-typisch hohem Niveau. Hier steht sie ihrer tauchenden Schwester in nichts nach. Das Edelstahlgehäuse weist schöne Schliffe und gefaste, sauber polierte Kanten auf. Die Lume auf Zeiger und Indizes ist sauber aufgebracht und exakt eingefasst. Ich kann Euch gar nicht sagen ob es Weißgoldzeiger und Rahmen sind. Irgendwas Helles halt. Schön sind sie auf jeden Fall
Ihr Herzstück, das chronometerzertifizierte Manufakturwerk MT5813, schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und somit mit 4 Hertz. Der Sekundenzeiger ruckelt also in 8 feinen Schritten von Index zu Index. Die Gangreserve beträgt 70 Stunden. Das Werk basiert auf dem Breitlingkaliber B01 welches von Tudor im Zuge der Zusammenarbeit bei Breitling eingekauft und aufwendig veredelt wird. Es verfügt über einen Sekundenstopp und Datum mit Schnellverstellung.
Bild entliehen von tudorwatches.com
Bei dem mit Säulenrad und vertikaler Kupplung ausgestatteten Kaliber wird von Tudor dabei nicht nur Wert auf eine andere Finissage gelegt, sondern auch auf das integrieren der hauseigenen Siliziumspiralfeder, sowie dem eigenen Rotor. Zudem sind noch einige andere Teile unterschiedlich, aber das übersteigt mein bescheidenes Halbwissen leider so ziemlich.
Break da Bilderlimit erreicht...
Die Atmung verlangsamt sich. Das Zittern hört auf. Erwartungsvoll senkt sich mein Blick. Meine Hände umschließen etwas hartes, glattes. Etwas, was ich eigentlich gar nicht benötige. Langsam ziehe sie zurück und gebe den Blick frei…
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor 6 Wochen bei meinem Psychotherapeuten
Er: Wie geht es ihnen heute?
Ich: Gut. Gut soweit. Ich bin zufrieden.
Er: Verstehe. Wie oft verspüren sie den Drang noch?
Ich: Ach, gar nicht mehr.
Er: Wirklich?
Ich: Ja, wirklich. Gar nicht mehr.
Er: Verstehe. Aber ich denke, sie machen sich etwas vor. Die Lage ist ernst. Sie leiden an Flipperitis! Da hilft nur noch eines.
Bedeutungsschwangere Sprechpause
Er: Absolutes Uhrforumsverbot!
Ich: Neeeeiiiiin!
Er: Dooooooch!
Er redet weiter, doch ich nehme seine Worte gar nicht mehr wahr. Sie verschmelzen zu breiigem Stimmenwirrwarr im Hintergrund. Gedankenverloren geht mein Blick durch ihn hindurch. Panik keimt in mir auf. Wie soll das nur funktionieren? Uhrforumsverbot! Nicht möglich! Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. Gelingt mir nur mäßig. Gerade als ich was Vulgäres erwidern will, erregt jedoch plötzlich etwas anderes meine volle Aufmerksamkeit. Mein Gegenüber macht sich, während er noch irgendetwas von ernsten Konsequenzen faselt, fleißig Notizen in seine lederne Mappe. Dabei rutscht die verstellbare Kombimanschette seines günstig wirkenden Hemdes nach oben und gibt frei, was nicht freigegeben werden sollte…
Der Doktor bemerkt seinen Fauxpas. Zieht die Manschette hastig über die Lünette. Doch zu spät. Wie bei einem Wolf, der die Fährte eines verletzten Rehs aufgenommen hat, gerät mein Blut in Wallung. Mit offenem Mund sitze ich auf dem Sessel und starre ihn an. Ein dünner Sabberfaden löst sich aus meinem Mundwinkel und tropft herab.
Er: Haben sie Verstanden?
Ich: Ähä
Er: Ich bitte sie!
Ich: Ähä
Er: Kann ich mich auf sie verlassen?
Ich: Ähä
Wir stehen auf und verabschieden uns. Sein Händedruck ist sanft und langanhaltend. Ich bemerke seinen durchdringenden Blick. Als ob er etwas in mir lesen will. Rückblickend betrachtet glaube ich jedoch, dass es keiner psychotherapeutischen Ausbildung benötigt, um zu wissen was in diesem Moment in mir vorgeht.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Gegenwart
Ich gleite mit meinen Fingern sanft über die Oberseite der Box. Spüre die seidig matte Oberfläche, die glatte Prägung des Markenemblems. Fühlt sich gut an. Dann packen meine Hände den Deckel der Schatulle und öffnen sie. Was ich dann sehe raubt mir für kurze Zeit den Atem.
Meine Hände beginnen wieder zu zittern. Schnappatmung setzt ein. Ekstatische Erregung…
Noch ein Zäpfchen? Nein danke.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor 4 Wochen bei uns Zuhause
Sie: Bist Du total bescheuert? Du brauchst bestimmt nicht noch eine Uhr!
Ich: Doch brauche ich!
Sie: Für was? Du kannst doch eh nur eine tragen!
Ich: Das sah Nicolas Hayek aber anders!
Sie: Nick wer? Ich kenne nur Nick Carter. Und der hat auch nur eine Uhr!
Ich: Ist auch egal! Aber die jetzt brauche ich wirklich!
Sie: Ja ja genau. Das hast Du bei der letzten auch gesagt. Zwei Wochen später war sie weg. Die davor hast Du gar nicht getragen, bevor Du sie verkauft hast. Und die vorvorletzte liegt immer noch unbenutzt in der Sockenschublade.
Ich: Die jetzt ist anders. Die ist ein Keeper
Sie: Was für n Ding?
Ich: Ach, vergiss es
Sie: Außerdem werden sie gefühlt von Uhr zu Uhr immer teurer!
Ich: Ach was. Das ist noch lange keine Haute Horlogerie!
Sie: Was für n Urologe?
Ich: Ach, vergiss es!
Sie: Nein, vergiss Du es! Das kommt gar nicht in die Tüte!
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Gegenwart
Vorsichtig nehme ich die Uhr aus der Box. Schwenke sie von links nach rechts. Von vorne nach hinten.
Verliere mich in der Tiefe des Ziffernblatts. Bewundere das gewölbte Saphirglas.
Studiere die sauberen Schliffe. Die gefasten und polierten Kanten. Die sauber aufgetragene Lume. Mit den Fingerspitzen betätige ich die mit einer Rose verzierte Krone, bis sie mit einem sauberen „Klack“ in die erste Position rastet. Dann ziehe ich das Uhrwerk auf. Erwecke die Mechanik mit wenigen Umdrehungen zum Leben. Beobachte wie der Sekundenzeiger beginnt in 8 feinen Schritten von Index zu Index zu gleiten.
Faszinierend – immer wieder.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Rückblick – vor wenigen Stunden
Ich stehe vor dem Ladenlokal und greife nach dem Türgriff, doch meine Hand greift ins Leere. Der schwarzgekleidete Herr vom Sicherheitsdienst war schneller. Er begrüßt mich mit einem Augenzwinkern. Ich nicke. Nonverbale Kommunikation. Man kennt sich. Zielstrebig betrete ich das Fachgeschäft. Erblicke auf einem der schweren Holztische das vorbereitete Objekt der Begierde. Als ich mich darauf zubewege eilt der gestriegelte Verkäufer herbei…
Er: Herzlich willkommen! Na, darf es wieder etwas Softes sein?
Er lächelt gekünstelt
Ich: Nein. Sie wissen warum ich hier bin.
Er: Selbstverständlich. Ich habe besorgt wonach sie suchten.
Ich: Sehe ich.
Er: Wollen sie mal anlegen?
Ich: Mach ich zuhause.
Er: Band kürzen vielleicht?
Ich: Mach ich zuhause.
Er: Also alles wie immer?
Ich: Ja, wie immer.
Er lächelt wieder gekünstelt. Nach dem Bezahlen begleitet er mich zum Ausgang. Kurz vor der Tür bleibe ich jedoch stehen und drehe mich um. Spüre wie ein dicker Kloß sich in meinem Hals breit macht. Augendruck. Mit brüchiger Stimme beginne ich zu reden…
Ich: Das ist das letzte Mal das wir uns sehen.
Er: Wie meinen sie das?
Ich: Das war´s. Ich habe fertig. Das ist die letzte Uhr die kaufe.
Sein Blick wirkt kurzzeitig erstaunt. Doch nur für einen winzig kleinen Moment. Dann lächelt er wieder gekünstelt.
Er: Sicher ist es das.
Mich beschleicht das Gefühl, dass er verkäuferisch zu gut geschult ist, um mich vom offensichtlichen Gegenteil zu überzeugen. Er wiederholt…
Er: Sicher ist es das.
Dann reicht er mir zur Verabschiedung die Hand. Ich erwidere die Geste. In diesem Moment rutscht die Umschlagmanschette seines teuer wirkenden Hemdes nach oben und gibt frei, was nicht freigegeben werden sollte. Dieses Gegenüber gibt sich nicht die Mühe hastig zu verstecken was meinen Blick sofort auf sich gelenkt hat. Wissendes lächeln. Sicher ist es das. Mein Blut gerät in Wallung. Der Wolf. Das Reh. Die Jagd.
Wo sind nur diese verdammten Zäpfchen, wenn man sie braucht?
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Was mit ein „Echt harter Typ mit seiner echt harten Uhr“ begann und mit „Ein echt softer Typ mit seiner echt soften Uhr“ seine Fortsetzung fand, endet nun hier: Meine Uhrenvorstellungs-Trilogie!
Mit diesen drei Vorstellungen wollte ich Euch, zugegeben mit ein wenig Storytelling, nicht nur drei wunderbare Uhren näherbringen, sondern auch drei Facetten, denen ich beim ewigen Surfen in diesem Forum begegnet bin. Ich lernte User kennen, die froh sind alltägliche Dinge mit ihren Uhren überstehen zu können. User, die mit Spülschwamm und Radierstift bewaffnet jedem Kratzerchen zu Leibe rücken. Und auch User, die sich bereits über neue Uhren Gedanken machen, obwohl die soeben gekauften noch gar nicht eingetragen sind. In meinen Vorstellungen habe ich sie alle aufgegriffen, diese Typen. Sozusagen waren das Persönlichkeitshommagen, um bei einer weiteren Fachbegrifflichkeit zu bleiben.
Leute die sich in dieses Forum verirren mögen die Augen rollen ob dieser Stereotypen. Manche gar den Kopf schütteln. Ich jedoch bin gerne hier unter Euch. Ihr Spinner!
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Die Black Bay Chronograph hatte ich bereits seit ihrem Erscheinen in 2017 auf dem Schirm. Die letzten Monate war sie ganz klar in Führung auf meiner kleinen Shortlist, nur um dann auf der Zielgeraden von der Pelagos abgegrätscht zu werden. Wohl die Triplizität der Ereignisse. Jetzt bot sich allerdings eine unfassbar günstige Möglichkeit an diese neue Uhr heranzukommen und ich musste keine Sekunde lang darüber nachdenken. Manchmal hat man in seinem Leben einfach Glück.
Bei der Tudor Ref. 79350 handelt es sich um eine große und präsente Uhr. 41mm Gehäusedurchmesser und knapp 15mm Höhe machen sie nicht für jedermann tragbar und prädestinieren sie eigentlich eher für kräftige Handgelenke (die ich leider nicht habe). Durch den Verzicht auf solide Endlinks und einem daraus entstehendes Lug2Lug von 50mm finde ich dennoch, dass sie, die richtige körperliche Statur vorausgesetzt, auch noch an einem 17,5er HGU tragbar ist.
Ich erkenne in der Tudor Anleihen an den beliebten Chrono ihrer großen Schwester, wie zum Beispiel die verschraubten Chronodrücker. Diese hätte es jedoch meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, machen sie ein spontanes Stoppen nahezu unmöglich. Sie verhindern jedoch ein versehentliches Betätigen der Drücker unter Wasser.
(Pusher geschlossen)
(Pusher offen)
Die unter anderem dadurch erreichte Wasserdichtheit ist für meine Zwecke absolut ausreichend und alltagstauglich. Zum Apnoetauchen in Tiefen größer als 200m nehme ich dann einfach die Pelagos

Im Gegensatz zur Daytona verzichtet die Black Bay auf den Stundentotalisator. Bei ihr ist nach 45 Minuten Stoppzeit Schluss, was sie zum Bi-Compax macht. Auch hier für mich als bekennenden Fußballfan ausreichend, da meine Gedanken eine Haltwertzeit länger als 45 Minuten meist nicht überdauern. Ich glaube der wahre Grund für die 45 Minuten Skala kommt aus dem Rennsport. Da ich bei Formel 1 aber immer an eine Musiksendung aus den 80ern denken muss, kann ich hier keine exakte Auskunft liefern.
Dafür kommt sie mit einem Datum samt Schnellverstellung, was mir sehr entgegenkommt.
Die Verarbeitung der Ref. M79350-0001 ist auf Tudor-typisch hohem Niveau. Hier steht sie ihrer tauchenden Schwester in nichts nach. Das Edelstahlgehäuse weist schöne Schliffe und gefaste, sauber polierte Kanten auf. Die Lume auf Zeiger und Indizes ist sauber aufgebracht und exakt eingefasst. Ich kann Euch gar nicht sagen ob es Weißgoldzeiger und Rahmen sind. Irgendwas Helles halt. Schön sind sie auf jeden Fall
Ihr Herzstück, das chronometerzertifizierte Manufakturwerk MT5813, schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und somit mit 4 Hertz. Der Sekundenzeiger ruckelt also in 8 feinen Schritten von Index zu Index. Die Gangreserve beträgt 70 Stunden. Das Werk basiert auf dem Breitlingkaliber B01 welches von Tudor im Zuge der Zusammenarbeit bei Breitling eingekauft und aufwendig veredelt wird. Es verfügt über einen Sekundenstopp und Datum mit Schnellverstellung.
Bild entliehen von tudorwatches.com
Bei dem mit Säulenrad und vertikaler Kupplung ausgestatteten Kaliber wird von Tudor dabei nicht nur Wert auf eine andere Finissage gelegt, sondern auch auf das integrieren der hauseigenen Siliziumspiralfeder, sowie dem eigenen Rotor. Zudem sind noch einige andere Teile unterschiedlich, aber das übersteigt mein bescheidenes Halbwissen leider so ziemlich.
Break da Bilderlimit erreicht...
Anhänge
Zuletzt bearbeitet: