
husky
R.i.P
Themenstarter
- Dabei seit
- 09.08.2011
- Beiträge
- 418
Liebe Leser des Forums, hier möchte ich eine kleine Besonderheit vorstellen und um Lösungsvorschläge bitten
zu der Frage: Warum zwei Werke nebeneinander in einer Uhr?
Um noch eins draufzusetzen: Es gab einfache Uhren mit nur einem Werk und zwei Zeitanzeigen auf dem Zifferblatt und solche, die auch zwei getrennte vollständige Uhrwerke besaßen. Zwei Uhrwerke heißt: Zwei Unruhen in einer Uhr. Um eine solche Uhr mit zwei Unruhen soll es hier in diesem Bericht gehen; salopp bezeichnet: ,,Doppelwerk-Taschenuhr“.
Als erstes eine knappe Vorstellung der betreffenden Spindeltaschenuhr:
Spindeltaschenuhr mit zwei Werken und Datum
Anonym, Frankreich ca. 1795
Gehäuse:
glattes, silbernes Gehäuse einer großen französischen Taschenuhr, gepunzt mit den Initialen des Gehäusemachers AHM 7296, Pendant gepunzt mit H.
Zifferblatt:
weißes Email-Zifferblatt, oben rechts Skala mit 31 Monatstagen und goldenem Zeiger, unten rechts und links Zifferblätter für zwei Zeitzonen, links mit römischen und rechts mit arabischen Stundenanzeigen, beide mit 15-60 Minutenskala, Zeigerpaare aus gebläutem Stahl, oben links polychrome Emailmalerei mit Bildnis von Urania, Muse der Sternenkunde, sitzend vor einem Schreibtisch einen Globus betrachtend, unterhalb der Zifferblätter zwei turtelnde Täubchen.
Werk:
zwei komplett separat arbeitende, feuervergoldete Spindelwerke aus Messing, vergoldete, rankenverzierte Spindelbrücken, dreischenkelige Goldunruhen, große silberne Regulierscheiben, Antrieb jeweils über Feder, Kette und Schnecke, Spindelhemmung, Aufzug von vorn separat jeweils in der Nähe der Zwölf, Doppelwerk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt, nur extrem wenige Exemplare dieser Bauart sind bekannt.
Maße:
Höhe 91 mm (ohne Pendant 63 mm), Breite 63 mm, Dicke 25 mm
Literatur:
Marouf Düsseldorf, 7 4/1974 Nr. 45,
UTO Zürich, 5/1980 S.14 Nr. 26,
Dann einige Bemerkungen dazu:
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert begegnen uns Taschenuhren mit zwei Zifferblättern nebeneinander. Die Eisenbahn war noch nicht erfunden, die Zonenzeit noch nicht im Gebrauch und Reisen über größere Distanzen eher eine Seltenheit. Wozu also brauchte man eine Uhr mit zwei Zeitangaben oder zwei kompletten Werken nebeneinander?
Bei der Durchsicht der Literatur sind solche Uhren nicht sehr verbreitet zu finden. Die ersten, die uns begegnen, entstanden im ausgehenden Klassizismus bzw. im beginnenden Empire (1790 bis 1820). Es sind anfangs große, weiße Zifferblätter mit zwei kleinen nebeneinander liegenden separaten Zeitanzeigen 1 bis 12, meist die eine in römischen Ziffern, die andere in arabischen Ziffern. Hinzu kamen manchmal Datum, Wochentag und auch mal eine kleine Sekunde. Später kamen auch türkische Ziffern zur Anwendung.
Zwei komplette Werke mit je einem eigenen Zeigerwerk in eine Uhr einzubauen, miißte besondere Gründe gehabt haben. Eine zwingende Notwendigkeit ist aus technischer Sicht nicht gegeben. Man hatte auch, wollte man zwei Zeitanzeigen gebrauchen, nur zwei separate Zeigerwerke setzen können.
Im Moment sind acht solcher Uhren mit Spindelhemmung aus der Literatur bekannt. Bei dreien sind die Gehäuseformen ganz ähnlich.
Zeitzonen
Es gab bis zum Jahre 1874 noch jeweils örtliche Zeiten, so wurde in Bayern rechts des Rheins nach Münchner und links des Rheins nach Ludwigshafener Zeit gerechnet.
Im Jahr 1874 wurde für die norddeutschen Eisenbahnen die Berliner Zeit für den bahninternen Dienst vorgeschrieben.
Für bewegliche Uhren, Reiseuhren und Taschenuhren, waren deshalb Zifferblätter mit mehreren Zeitzonen sehr sinnvoll.
Und an dieser Stelle bitte ich um Stellungnahmen >>>>>>
Mit freundlichen Sammlergrüßen
Michael
zu der Frage: Warum zwei Werke nebeneinander in einer Uhr?
Um noch eins draufzusetzen: Es gab einfache Uhren mit nur einem Werk und zwei Zeitanzeigen auf dem Zifferblatt und solche, die auch zwei getrennte vollständige Uhrwerke besaßen. Zwei Uhrwerke heißt: Zwei Unruhen in einer Uhr. Um eine solche Uhr mit zwei Unruhen soll es hier in diesem Bericht gehen; salopp bezeichnet: ,,Doppelwerk-Taschenuhr“.
Als erstes eine knappe Vorstellung der betreffenden Spindeltaschenuhr:
Spindeltaschenuhr mit zwei Werken und Datum
Anonym, Frankreich ca. 1795
Gehäuse:
glattes, silbernes Gehäuse einer großen französischen Taschenuhr, gepunzt mit den Initialen des Gehäusemachers AHM 7296, Pendant gepunzt mit H.
Zifferblatt:
weißes Email-Zifferblatt, oben rechts Skala mit 31 Monatstagen und goldenem Zeiger, unten rechts und links Zifferblätter für zwei Zeitzonen, links mit römischen und rechts mit arabischen Stundenanzeigen, beide mit 15-60 Minutenskala, Zeigerpaare aus gebläutem Stahl, oben links polychrome Emailmalerei mit Bildnis von Urania, Muse der Sternenkunde, sitzend vor einem Schreibtisch einen Globus betrachtend, unterhalb der Zifferblätter zwei turtelnde Täubchen.
Werk:
zwei komplett separat arbeitende, feuervergoldete Spindelwerke aus Messing, vergoldete, rankenverzierte Spindelbrücken, dreischenkelige Goldunruhen, große silberne Regulierscheiben, Antrieb jeweils über Feder, Kette und Schnecke, Spindelhemmung, Aufzug von vorn separat jeweils in der Nähe der Zwölf, Doppelwerk im Gehäuse mit Scharnier bei der Zwölf befestigt, nur extrem wenige Exemplare dieser Bauart sind bekannt.
Maße:
Höhe 91 mm (ohne Pendant 63 mm), Breite 63 mm, Dicke 25 mm
Literatur:
Marouf Düsseldorf, 7 4/1974 Nr. 45,
UTO Zürich, 5/1980 S.14 Nr. 26,
Dann einige Bemerkungen dazu:
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert begegnen uns Taschenuhren mit zwei Zifferblättern nebeneinander. Die Eisenbahn war noch nicht erfunden, die Zonenzeit noch nicht im Gebrauch und Reisen über größere Distanzen eher eine Seltenheit. Wozu also brauchte man eine Uhr mit zwei Zeitangaben oder zwei kompletten Werken nebeneinander?
Bei der Durchsicht der Literatur sind solche Uhren nicht sehr verbreitet zu finden. Die ersten, die uns begegnen, entstanden im ausgehenden Klassizismus bzw. im beginnenden Empire (1790 bis 1820). Es sind anfangs große, weiße Zifferblätter mit zwei kleinen nebeneinander liegenden separaten Zeitanzeigen 1 bis 12, meist die eine in römischen Ziffern, die andere in arabischen Ziffern. Hinzu kamen manchmal Datum, Wochentag und auch mal eine kleine Sekunde. Später kamen auch türkische Ziffern zur Anwendung.
Zwei komplette Werke mit je einem eigenen Zeigerwerk in eine Uhr einzubauen, miißte besondere Gründe gehabt haben. Eine zwingende Notwendigkeit ist aus technischer Sicht nicht gegeben. Man hatte auch, wollte man zwei Zeitanzeigen gebrauchen, nur zwei separate Zeigerwerke setzen können.
Im Moment sind acht solcher Uhren mit Spindelhemmung aus der Literatur bekannt. Bei dreien sind die Gehäuseformen ganz ähnlich.
Zeitzonen
Es gab bis zum Jahre 1874 noch jeweils örtliche Zeiten, so wurde in Bayern rechts des Rheins nach Münchner und links des Rheins nach Ludwigshafener Zeit gerechnet.
Im Jahr 1874 wurde für die norddeutschen Eisenbahnen die Berliner Zeit für den bahninternen Dienst vorgeschrieben.
Für bewegliche Uhren, Reiseuhren und Taschenuhren, waren deshalb Zifferblätter mit mehreren Zeitzonen sehr sinnvoll.
Und an dieser Stelle bitte ich um Stellungnahmen >>>>>>
Mit freundlichen Sammlergrüßen
Michael